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Ein Heiratsantrag: Scherz in einem Aufzug

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Lomow. Mir ist das linke Bein gelähmt… Und Sie sind ein Intrigant … ach, das Herz!.. Und es ist für niemand ein Geheimnis, daß Sie bei den Wahlen geschwindelt… Es flimmert mir vor den Augen… Wo ist mein Hut?

Natalia Stepanowna. Wie niedrig! Lügner! Abscheulicher!

Tschubukow. Sie selber sind eben ein tückischer, heuchlerischer und verlogener Mensch! Ja–a!

Lomow. Da ist der Hut… Das Herz… Wohin soll ich gehen? Wo ist die Tür? Ach! mir scheint, ich sterbe… Ich kann nicht, die Beine schlottern… (Er geht zur Tür.)

Tschubukow (folgt ihm). Daß Ihr Fuß mein Haus nicht mehr betrete!

Natalia Stepanowna. Klagen Sie bei Gericht! Wir wollen sehen.

Lomow (geht wankend durch die Mitte ab).

Fünfter Auftritt

Tschubukow. Natalia Stepanowna

Tschubukow (zornig). Zum Teufel!

Natalia Stepanowna. So ein Taugenichts! Da soll man noch an gute Nachbarn glauben!

Tschubukow. Schuft! Vogelscheuche! Scheusal!

Natalia Stepanowna. So eine Mißgeburt, eignet sich ein fremdes Grundstück an und wagt es noch, zu streiten.

Tschubukow. Und dieses Gespenst, dieser Hühnerfuß untersteht sich noch, einen Heiratsantrag zu machen, und dergleichen.

Natalia Stepanowna. Was für einen Heiratsantrag?

Tschubukow. Nun ja! Er kam doch, um dir einen Heiratsantrag zu machen.

Natalia Stepanowna. Einen Heiratsantrag? Mir? Warum hast du mir das nicht früher gesagt?

Tschubukow. Hat doch deshalb den Frack angelegt. So ein Bratwürstel, so eine Schmutznase!

Natalia Stepanowna. Mir einen Heiratsantrag? Ach! (Sie fällt in einen Armstuhl und stöhnt.) Man soll ihn zurückbringen! Ach! Zurückbringen!

Tschubukow. Wen zurückbringen?

Natalia Stepanowna. Schneller, schneller! Mir ist schlecht! Zurückbringen! (Hysterischer Anfall.)

Tschubukow. Was gibt es denn? Was ist dir? (Er faßt sich an den Kopf.) Ich bin ein unglücklicher Mensch! Ich erschieße mich! Ich häng' mich auf! Man quält mich zu Tode!

Natalia Stepanowna. Ich sterbe! Zurückbringen!

Tschubukow. Pfui! Gleich, heul' nicht! (Er läuft durch die Mitte ab.)

Natalia Stepanowna (allein; stöhnt). Was hat man mir angetan! Bringt ihn zurück! Bringt ihn zurück!

Tschubukow (kommt gelaufen). Sofort kommt er und dergleichen. Der Teufel hol' ihn! Uf! Sprich du selbst mit ihm, ich will es nicht und dergleichen.

Natalia Stepanowna (stöhnt). Zurückbringen!

Tschubukow. Er kommt, sagt man dir. »O, Schöpfer! welch' eine Aufgabe ist es, Vater einer erwachsenen Tochter zu sein!«1 Ich schneide mir den Hals durch! Bestimmt schneide ich mir den Hals durch! Man hat den Menschen ausgezankt, beschimpft, hinausgejagt … und das alles hast du getan … du!

Natalia Stepanowna. Nein, du! Du hast keine Manieren und bist grob! Wenn nicht du – er wäre nicht fortgegangen!

Tschubukow. Na ja, ich trage Schuld! Aber warte nur, Gevatterin, und dergleichen, wenn ich mich erschieße oder aufhänge, so wisse, daß du Schuld trägst! Du hast mich dazu gebracht! Nur du! (In der Tür zeigt sich Lomow.) Da, rede selber mit ihm! (Er geht ab.)

Lomow (tritt erschöpft ein).

Sechster Auftritt

Natalia Stepanowna. Lomow

Lomow. Schreckliches Herzklopfen… Das Bein ist gelähmt… In der Seite zuckt es…

Natalia Stepanowna. Verzeihen Sie, wir haben uns ereifert, Iwan Wassiljitsch… Ich erinnere mich jetzt … die Ochsenwiesen gehören tatsächlich Ihnen.

Lomow. Das Herz klopft schrecklich… Meine Ochsenwiesen… Beide Augenlider zucken… (Sie setzen sich.) Wir hatten unrecht… Mir ging es um das Prinzip… Das Grundstück ist mir nicht teuer, aber das Prinzip ist mir teuer…

Natalia Stepanowna. Eben das Prinzip. Wollen wir von etwas anderem sprechen.

Lomow. Um so mehr, da ich die Beweise besitze: die Großmutter meiner Tante hat den Bauern des Großvaters Ihres geehrten Vaters…

Natalia Stepanowna. Genug, genug davon… (Beiseite.) Ich weiß nicht, womit zu beginnen… (Zu Lomow.) Gehen Sie bald auf die Jagd?

Lomow. Ja, auf den Birkhahn, verehrte Natalia Stepanowna. Nach der Ernte gedenke ich zu beginnen. Ach, haben Sie gehört? Denken Sie sich nur, welches Unglück! Mein Hund Ugadai, den Sie doch kennen, hinkt!

Natalia Stepanowna. Wie schade! Warum denn?

Lomow. Ich weiß es nicht… Vielleicht ist es eine Verrenkung, oder andere Hunde haben ihn gebissen. (Er seufzt.) Der beste Hund, vom Geld schon nicht zu reden! Ich habe doch dem Mironow 125 Rubel für ihn gezahlt.

Natalia Stepanowna. Das ist überzahlt, Iwan Wassiljitsch.

Lomow. Nach meiner Meinung ist er sehr billig. Ein herrlicher Hund.

Natalia Stepanowna. Papa hat für seinen Otkatai 85 Rubel gegeben, und Otkatai ist doch viel besser als Ihr Ugadai.

Lomow. So … Otkatai ist besser als Ugadai? Was Ihnen einfällt! (Er lacht.) Otkatai ist besser als Ugadai!

Natalia Stepanowna. Natürlich besser! Otkatai, es ist ja wahr, ist noch jung, er hat noch nicht geworfen, aber in der Meute und auch an der Leine mit zwei, drei anderen gibt es keinen besseren als ihn, selbst beim…

Lomow. Erlauben Sie, Natalia Stepanowna, Sie übersehen aber, daß er einen kurzen Unterkiefer hat und daß ein Hund mit einem kurzen Unterkiefer nicht gut schnappen kann.

Natalia Stepanowna. Kurzen Unterkiefer? höre ich zum erstenmal!

Lomow. Ich versichere Ihnen, der untere Kiefer ist kürzer als der obere.

Natalia Stepanowna. Haben Sie denn gemessen?

Lomow. Ich habe gemessen. Zum Laufen taugt er natürlich, ob aber zum Auffangen im Fluge … das kaum…

Natalia Stepanowna. Erstens ist unser Otkatai von reiner Rasse, Vollblut, er ist der Sohn Sapragajas und Stameskis, und bei Ihrem Buntscheckigen kommt man gar nicht auf seine Herkunft… Dann ist Ihrer alt und häßlich wie eine klapperdürre Schindmähre…

1Aus Gribojedows: »Wehe den Gescheiten.«
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