Trotze Nicht Dem Herzen

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Schon mit dem Gefühl des Herzschmerzes darüber, was er gerade getan hatte, senkte Shinbe seine Lippen noch einmal auf ihre und flüsterte ihnen die Wahrheit zu: „Ich liebe dich.“

*****

Irgendwann später, tief in der Nacht, wachte Shinbe auf und fand Kyoko angezogen aber schlafend, neben sich auf der Decke in dem schimmernden Gras.

Er wollte sie noch nicht aufwecken und seinen Sünden ins Gesicht sehen müssen, also trug er die schlafende Priesterin gemeinsam mit dem Bündel, dass sie trug, ins Innere der Hütte, wo der Rest der Gruppe noch schlief.

Als er sie auf ihrem üblichen Platz zwischen der Wand und Suki untergebracht hatte, setzte er sich langsam an die gegenüber liegende Wand, zog seine Knie an seine Brust und fühlte sich glücklicher und verängstigter als je zuvor in seinem Leben. Aber wenn er in den nächsten paar Stunden sterben sollte, dann würde er glücklich sterben.

Shinbe schloss seine Augen und fragte sich, was schlimmer sein würde: wenn Kyoko sich erinnerte, oder wenn sie es nicht tat. Er wusste, dass er nie eine andere lieben würde, denn man musste ein Herz haben, um lieben zu können, und er hatte kein Herz. Er hatte es schon weg gegeben. Kyoko hatte sein Herz getragen, seit dem Tag, wo er sie zum ersten Mal erblickt hatte.

Wenn er nicht am Morgen durch Toyas Dolch sterben würde, wusste er, er würde genau dort bleiben, wo er war, sie insgeheim lieben und hoffen, dass sie es nicht bemerken würde.

Kapitel 2 "Morgendliche Ängste"

Shinbe schreckte aus dem Schlaf hoch, als er Toya schreien hörte. Er fühlte, wie sich alle Muskeln in seinem Körper zusammenzogen bei dem Gedanken, dass er das Kebab unter Toyas Zwillingsdolchen werden würde. Morbide Faszination brachte ihn dazu, langsam seine violetten Augen zu öffnen, um zu sehen, was vor sich ging.

„Halt's Maul!“, schrie Kyoko und warf ihre Hand in die Luft und ließ einen zähmenden Zauberspruch los, dann ergriff sie sofort panisch ihren Kopf, als der Schmerz durch ihr Gehirn schoss.

„Wofür war das jetzt?“, knurrte Toya, als er vom Boden zu ihr hoch starrte.

„Auu“, machte ihr Mund, als sie wieder zusammen zuckte. „Pssst“, fügte sie hinzu, in der Hoffnung, dass er die Nachricht verstehen würde.

Shinbe seufzte, wissend, dass Kyoko wohl einen Kater hatte, und Toya machte die Sache nicht besser, wenn er so laut war. Er war froh, dass sie ihn ruhig stellen konnte, auch wenn er es komisch fand, dass der Zähmungszauber nur an Toya funktionierte. Manchmal war er ein wenig neidisch darauf, dass sie überhaupt einen Zauberspruch gegen Toya hatte. Es half auch nicht, dass Toya der einzige war, der zwischen den Zeiten hin und her springen und ihr in ihre Heimatwelt folgen konnte. So wie Shinbe das sah, brachte es die beiden einander nur noch näher.

Er fragte sich stumm, ob sie sich an die letzte Nacht erinnern konnte, angesichts der Tatsache, wie betrunken sie gewesen war. Shinbe schloss seine Augen und fühlte, wie sich sein Magen schmerzhaft verkrampfte, als Toya auf Kyoko losging, wütend dafür, dass sie den Zauberspruch verwendet hatte. Bisher erschien alles normal. Er dachte noch einmal an die Nacht und versuchte sich deutlich an alles zu erinnern. Er fand es komisch, dass selbst für ihn die vergangenen Stunden beinahe wie ein Traum erschienen.

Er erinnerte sich daran, dass er, gerade bevor er sie in die Hütte gebracht hatte, ihnen beiden einen schützenden Zauber auferlegt hatte, der jeden Geruch davon, dass sie einander geliebt hatten, verbarg, falls dieser bemerkbar gewesen wäre. Er öffnete seine Augen wieder, in dem Wissen, dass es nichts half sich zu verstecken, sollte sie sich daran erinnern was vorgefallen war. Dann vergaß Shinbe zu atmen, als er zusah, wie Toya sich zu Kyoko beugte und an ihr schnüffelte.

Toya rümpfte die Nase: „Kyoko, rieche ich da Alkohol auf dir?“ Er setzte sich vor sie, als er ihr schmerzerfülltes aber schuldbewusstes Seufzen hörte. Ihre Hände verdeckten noch immer ihr Gesicht. „Was zum Teufel, Kyoko? Hast du dich betrunken?“ Toya konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig zu laut wurde und schloss schnell seinen Mund, als sie ihre Hände weg riss und ihm einen tödlichen Blick schenkte.

„Toya, es tut mir leid. Aber wenn du nicht sofort aus meinem Gesicht verschwindest, dann werde ich etwas tun, was wir beide, bereuen werden.“ Kyokos Augen zogen sich zusammen. Sie hob ihre Hand als wollte sie wieder den Zähmungszauber auf ihn werfen, wodurch Toya schnell vor ihr zurückwich, wütend knurrend.

Shinbe konnte nicht anders, er musste darüber grinsen, wie Kyoko Toya auf seinen Platz verwies. Er verbarg es hinter einem schnellen Husten. Manchmal konnten diese beiden so… unterhaltsam sein. Ein weiteres Husten zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Als er sich zur Seite beugte, um hinter Toya sehen zu können, erkannte er, dass Kamui dasselbe Problem damit hatte, sein Lachen zu verbergen.

'Verdammt, manchmal kann sie richtig, richtig beängstigend sein', dachte Toya, als er seine Hände in seine weiten Ärmel zog und sein Gesicht zur Seite drehte. „Gut, du kannst es mir später erzählen!“ Er schielte aus dem Winkel seiner goldenen Augen zu ihr hinüber, wissend, dass er das ein wenig zu laut gesagt hatte. Er sprang auf und ging zur Tür hinaus, wollte nicht in der Nähe sein, wenn sie ihn wieder 'zähmen' wollte. Er war nur froh, dass dieser dumme Zauber nicht lange anhielt, sonst würde ihm jetzt alles wehtun.

Suki hatte kein Wort gesagt, während sie Kyoko verwundert beobachtet hatte. Als Toya endlich weg war, krabbelte sie vorsichtig zu Kyoko hinüber. Sie beugte sich hinunter und flüsterte: „Kyoko, ich werde dir frisches Wasser holen, in Ordnung? Leg dich einfach wieder hin und ich komme gleich zurück.“ Sie legte ihre Hand leicht auf Kyokos Schulter und schüttelte den Kopf als sie sich fragte, wie ihre unschuldige Kyoko betrunken geworden war. Sie entschied, dass sie mit der Frage lieber warten würde, drehte sich um und ging weg um Wasser für ihre Freundin zu holen.

Kamui konnte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und grinste von Ohr zu Ohr. „Kyoko, ich kann nicht glauben, dass du ausgegangen bist um dich zu betrinken, ohne mich einzuladen.“ Sein Grinsen wurde nur noch breiter, als Kyoko ihm einen bösen Blick zuwarf. Als er spürte, dass Kaen draußen auf ihn wartete, ging er aus der Hütte hinaus, um sich zu seinem feurigen Freund zu gesellen.

Kyoko stöhnte als ihr Kopf dröhnte. Sie hätte Suki bitten sollen, ihr zu helfen, ihren Rucksack zu durchsuchen. Sie wusste, sie hätte dort etwas für den Schmerz und wenn sie es doch gleich finden könnte, würde sie wahrscheinlich die ganze Packung nehmen. Sie sah, wie ein Schatten über sie streifte, und als sie sich umwandte, sah sie Shinbes violette Augen auf sie gerichtet.

Plötzlich rasten Bilder von ihm, wie er sie liebte, durch ihren Kopf. Es war ein Traum gewesen… richtig? Ein betrunkener Traum, ja… sie erinnerte sich nun wieder. Kater oder nicht, sie konnte nicht verhindern, dass sie daran dachte, und sie fühlte, wie ihre Wangen erröteten. Sie war unendlich dankbar dafür, dass es nicht eine seiner Beschützerkräfte war, Gedanken zu lesen, nicht so wie Kyou.

„Kyoko, ist alles in Ordnung? Kann ich etwas für dich tun?“ Shinbe fühlte sich schuldig dafür, dass sie meinte, dass es ein Traum gewesen war, wie sie letzte Nacht gesagt hatte. Aber er musste wissen, ob sie sich an etwas erinnerte. Nach ihrem Erröten zu urteilen musste er davon ausgehen, dass sie es tat. Als sie schließlich sprach, seufzte er erleichtert und kläglich. Irgendwo tief in ihm hatte er gehofft, sie würde sich erinnern und alles beenden.

Kyoko schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Verdammte Träume… Wieso musste sie ausgerechnet von ihm träumen? Es war ohnehin schon schlimm genug, dass sie schon früher so etwas von ihm geträumt hatte, aber sie hatte noch nie von ihm geträumt und war dann so nahe bei ihm erwacht, dass sie seine Körperwärme fühlen konnte.

Plötzlich lehnte sie sich zurück, weg aus seiner Nähe, ihre smaragdgrünen Augen waren groß. Da war etwas in der Art, wie er sie ansah, als wollte er geradewegs in ihre Seele sehen. Oder er machte sich dafür bereit, sie zu begrapschen… bei Shinbe konnte man da nie so sicher sein. In Gedanken schüttelte sie den Kopf. 'Nein, da willst du nicht hin, liebe Kyoko, nicht jetzt! Denk nach, was war die Frage?' „Äähm…“

„Shinbe, würde es dir was ausmachen, in meiner Tasche nachzusehen und die Schachtel zu suchen, in der ich Kräuter aufbewahre?“ Sie legte ihre Hände wieder an ihren Kopf in dem Versuch, das Pochen zu beruhigen. 'Notiz für mich selbst… gehe nie, nie wieder auf eine Party mit Tasuki und seinen Kumpels von der Uni.'

Shinbe kramte in ihrer Tasche nach der Kräuterdose. Er zog die Schachtel heraus und gab sie ihr, wobei Kyoko unabsichtlich mit der Hand an seiner streifte, wodurch ein plötzlicher Hitzeschub durch Shinbes Körper schoss, der einen bestimmten Teil von ihm dazu brachte, sich zu versteifen.

'Oh, wie verletzlich sie jetzt gerade war, er könnte einfach… NEIN! Wie konnte er so etwas nur denken? Gott… sie hatten recht, als sie ihn pervers genannt hatten.'

In dem Versuch, sich schnell vor ihr zurück zu ziehen und eine sichere Distanz zwischen sie zu bringen, streifte er mit seinem Arm unabsichtlich über ihren Oberschenkel.

Kyoko verkrümmte sich innerlich bei der Berührung. Wieso musste es gerade er sein, der ihr jetzt half? Wieso konnte Toya nicht noch hier sein und sie böse anstarren und anschreien. 'Diese Lippen, diese Augen, ich… muss aufhören, ihn so anzustarren!' Sie wandte ihren Blick wieder der Kräuterdose zu, als sie durch den Inhalt kramte, auf der Suche nach dem Aspirin, das sie dort immer aufbewahrte. Als sie es fand, hob sie die kleinen Tabletten hoch.

 

Shinbe starrte sie gebannt an. Sie hatte noch nicht versucht, ihn zu kastrieren, also erinnerte sie sich offenbar nicht. 'Wieso erinnerte sie sich nicht?', seufzte er stumm.

Sie sah wieder zu ihm hoch, und ihre Blicke trafen einander, was sie einen Moment lang beinahe gehirntot machte. „Wasser? Bitte? Du kannst dir nicht vorstellen, wie grässlich die ohne schmecken.“

Shinbe geriet völlig durcheinander, als er ihren Lippen zusah, wie sie die Worte formten. Sie waren einfach so einladend… er könnte einfach… er bückte sich hinunter… er sah auf das Aspirin, das sie in ihrer Hand hielt. Konzentriere dich.

„Ja, sie sehen abscheulich aus“, sagte er als er sie betrachtete, auch wenn er keine Ahnung hatte, was sie waren. Die Tür öffnete sich plötzlich und er riss schuldbewusst seinen Kopf herum und sah, wie Suki und Kamui mit einem Wasserkrug hereinkamen.

Suki beäugte Shinbe unsicher. „Was hast du vor, Beschützer?“

Shinbe machte ein paar Schritte zurück und fragte sich, ob Suki vielleicht insgeheim dazu fähig war, seine Gedanken zu lesen. Sie hatte eine unheimliche Gabe dafür, immer zu wissen, wenn er sich ungezogen benahm… oder auch nur daran dachte.

„Oh Suki, bitte gib mir etwas Wasser, schnell. Je schneller ich diese Medizin nehme, desto schneller geht es mir besser“, warf Kyoko ein, die wusste, dass Shinbe nichts Falsches getan hatte.

'Kyoko zu Hilfe!' Shinbe behielt den Ruf für sich.

Suki goss ein wenig Wasser in ihren Becher und begann darüber zu reden, wie Toya einen Wutanfall erlitten hatte, als sie gestern Nachmittag nicht zurückgekommen war.

Shinbe lehnte sich an die Wand und beobachtete Kyoko während er halb der Unterhaltung lauschte. „… wenn er mich noch einmal anschreien sollte, dachte ich, ich würde…“ Nimm sie in deine Arme und küss sie, bis sie nicht mehr denken kann. „… er ist so ein arroganter Typ…“ Ich will dich so sehr, Kyoko. „… und die Art wie er umgeht…“ Shinbe zappelte und fragte sich, wie lange er sein Geheimnis noch wahren können würde, jetzt, wo er sie genommen hatte. „… nicht wahr, Shinbe?“

'Häh? Hatte ihm jemand eine Frage gestellt?' Shinbe sah von Suki zu Kyoko als beide ihn erwartungsvoll anstarrten.

Nachdem er keine Ahnung hatte, worüber sie gesprochen hatten, entschied er sich für ein einfaches Entkommen: „Ja, klar. Ich denke, du hast absolut recht, Suki. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss mit Toya sprechen.“ Und damit floh er zur Tür hinaus.

Suki und Kyoko sahen ihm nach, als er die Türe hinter sich schloss und beide Frauen kicherten.

Shinbe gelangte hinaus aus dem kleinen Verschlag und lehnte sich schnell vorwärts gegen die Wand. Er drückte seine Hände gegen das kühle Holz zu beiden Seiten seines Kopfes und stieß dann seine Stirn gegen die Holzpfosten. Der Schmerz schien ihm immer zu helfen, seine Gedanken wieder auf den rechten Weg zu bringen. Nur an diesem Morgen dauerte es länger. Nach der letzten Nacht konnte er seine Gefühle nicht mehr unter seine Kontrolle bringen. Es war jetzt schlimmer, als es je gewesen war.

Er wollte Suki wirklich nicht begrapschen, damit sie ihn schlagen würde, es erschien ihm einfach falsch, das zu tun, nachdem er Kyokos Körper berührt hatte. Er hatte Angst, dass er nie wieder eine andere als nur sie anfassen können würde, ohne seine eigene Hand abreißen zu wollen. Er hatte seine Partnerin gewählt und sie wusste es noch nicht einmal.

Toya stand nur wenige Meter entfernt, beobachtete seinen Bruder und fühlte die Wellen von Schuld, die über ihn schwappten. Einer der Vorteile davon, ein Beschützer zu sein, war, dass man Dinge von denen, um einen herum, fühlen konnte, etwa so wie ein Lügendetektor in Kyokos Welt.

Er wölbte eine dunkle Augenbraue. „Was hast du getan, Suki wieder begrapscht?“ Toya runzelte die Stirn als er sah, wie sein Bruder beim Klang seiner Stimme zusammen zuckte.

Shinbe zuckte erschrocken zusammen, wandte seine dunkelvioletten Augen Toya zu und drückte sich von der Wand ab und richtete sich auf. „NEIN! Ich… nun, weißt du…“ Shinbe runzelte die Stirn über sein eigenes Stottern. Er zwang sich schnell dazu, sich zu beruhigen und erlangte endlich wieder seine Fassung. „Ich wollte nur hier draußen bleiben, damit ich keinen Lärm mache und Kyokos Kater belästige“, sagte er mit einem weisen Unterton in seiner Stimme und in der Hoffnung, dass Toya den Ratschlag auch für sich befolgen würde.

Toya knurrte aus seiner Kehle: „Ich will immer noch wissen, wie zum Teufel sie betrunken wurde. Ich denke, ich werde es gleich herausfinden.“ Er wollte wütend an ihm vorbei gehen, blieb aber stehen, als Shinbe die Hand ausstreckte und seinen Arm festhielt. Toya starrte böse auf die gegnerische Hand hinunter und fragte sich, was sich sein Bruder einbildete.

Shinbe sah wie silberne Flecken in Toyas goldenen Augen erschienen und ließ seinen Arm schnell wieder los. Mit einer ruhigen Stimme versuchte er seinen Bruder zu überreden: „Wenn ich du wäre, würde ich das noch nicht tun, außer dir schmeckt der Boden.“ Er verbarg sein Grinsen als er fühlte, wie Toya sich an den Zähmungszauber erinnerte.

Toya sah seinen Bruder nachdenklich an, bevor er sich von der Tür weg drehte und murmelte: „Sie sollte es besser wissen, und gar nicht erst in so eine Verfassung geraten.“ Plötzlich zuckte er zusammen und hielt seinen Kopf, wo Suki ihn gerade mit ihrer Drachentöter-Waffe getroffen hatte, als sie aus der Tür hinter ihm trat.

„Autsch, wofür zum Teufel war das wieder?“, fragte Toya mit einem bitterbösen Blick.

Suki stand nur da und schenkte ihm einen 'Du weißt wofür'-Blick. „Sei nicht so überfürsorglich“, sagte sie scharf, wissend, dass er sie nie verletzen würde. „Kyoko hat mir erzählt, was letzte Nach passiert ist.“

Shinbe fühlte, wie sein Leben begann, vor seinen Augen vorbei zu flitzen. Er hörte auf zu atmen und wartete darauf, dass Toya ihn ermordete.

Suki fuhr fort: „Ihre Freunde, auf der anderen Seite des Herzens der Zeit, haben sie auf ein Treffen mitgenommen, wo es Alkohol gab.“ Sie machte eine Pause, um das wirken zu lassen. „Sie trank nichts. Stattdessen aß sie eine Menge Früchte, nur um dann herauszufinden, dass diese in starkem Alkohol eingelegt gewesen waren.“ Ihre Lippen zuckten: „Aber dann war sie schon betrunken.“

Toya knurrte und drehte sich um, wollte hineingehen und sie für ihre Dummheit anschreien, aber wieder kassierte er einen schmerzhaften Schlag von Suki, der ihn anhalten ließ.

„Lass sie in Ruhe, sie ist gerade wieder eingeschlafen. Und ich denke nicht, dass sie heute in der Verfassung ist, irgendwohin zu gehen. Also schlage ich vor, dass wir sie am besten hier lassen, damit sie sich ausruht. Wir können auch einen Tag lang ohne sie nach dem Kristall-Talisman suchen.“

Sie drehte sich um um Shinbe anzusehen und fragte sich, wieso er sich so komisch benahm. Normalerweise hätte er bis zum Mittag schon mindestens zehnmal versucht, sie zu begrapschen. „Shinbe, geht es dir gut?“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und starrte hoch in sein blasses Gesicht, sah, dass seine Augen ein wenig zu sehr glänzten.

Shinbe erwachte wieder zum Leben als er bemerkte, dass Suki so nahe an seinem Gesicht war. Schnell machte er einen Schritt zurück, dann dämmerte es ihm, was sie gesagt hatte. Er seufzte leise und schüttelte seinen Kopf: „Wenn ich ehrlich bin, Suki, dann geht es mir auch nicht so gut.“ Er brauchte es nicht einmal vorzutäuschen, denn so verwirrt wie er seit gestern Nacht war, hatte er wirklich das Gefühl, dass er seinen Verstand verlor.

Toya rümpfte die Nase über seinen Bruder: „Ja du siehst echt dreckig aus. Vielleicht sollten wir dich hier lassen, damit du auf Kyoko aufpasst.“ Er sah den violetten Beschützer mit sehr strengem Blick an. „Aber wenn du sie auch nur berührst, dann wird sie es mir sagen.“ In dem Wissen, dass seine Warnung laut und deutlich zu hören gewesen war, wandte sich Toya wieder an Suki „Möchtest du Kamui holen, oder soll ich?“, fragte er, denn er hatte nicht wirklich Lust, ihre Waffe wieder auf seinem Kopf zu spüren zu bekommen.

Suki zuckte die Schultern: „Ich hole ihn. Du“, sagte sie warnend und stieß einen Finger in seiner Brust, „bleibst hier draußen.“

Shinbe verschluckte sich an seinem Lachen und versuchte, nicht zu vergessen, dass er krank war. Wie hatte er das geschafft? Da er selbst ein Beschützer war, sollte Toya doch wissen, dass Beschützer nicht krank wurden… zumindest hatte er nie einen gesehen, der krank war. Trotzdem… die Vorstellung, bei Kyoko zu bleiben, mit ihr den ganzen Tag alleine zu sein… nun, die Versuchung war einfach zu groß.

Shinbe sah zu, wie Toya Löcher in Sukis Rücken starrte, als sie wegging um Kamui zu holen, aber er blieb draußen. In nur ein paar Minuten kam Kaen zu ihnen und spähte durch die Tür hinein zu Kyoko. Shinbe wusste, dass Kaen auf Kamui aufpassen würde, falls sie Probleme bekommen würden. Ein Beschützer für einen Beschützer, damit hatte er seinen Bruder oft aufgezogen.

Shinbe sah der Gruppe nach, bis sie außer Sichtweite waren. Er fühlte, wie sein Körper und Geist sich zum ersten Mal an diesem Morgen entspannten. Mit einem Seufzen drehte er sich um und ging zurück in die Hütte, wo Kyoko schlief.

Kyoko regte sich in ihrem Halbschlaf, ihre Gedanken wanderten zurück zur letzten Nacht. Zurück zu der Party, dem Versuch, so viel wie möglich von der wenigen Zeit, die sie in ihrer Welt hatte, mit Tasuki zu verbringen. Sie vermisste ihn wirklich, weil diese Welt so viel von ihrer Zeit beanspruchte. Sie hatte sich so sehr auf ihn konzentriert, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, dass all die Früchte verdorben waren, ehe es zu spät war. Sie schmollte und fragte sich, ob Tasuki es die ganze Zeit über gewusst hatte.

Sie erinnerte sich nicht wirklich daran, wie sie zurück zu der Jungfernstatue gekommen war, oder auch zurück zur Hütte, wenn sie genau war. Aber sie erinnerte sich an Teile des Traums, den sie gehabt hatte… Shinbe. Kyoko driftete zwischen Wachen und Schlafen, ihre Gedanken gingen weiter, als wäre es ihnen egal, ob sie wach war oder schlief.

Sie hatte Shinbe immer gemocht, denn aus der kleinen Gruppe war er der Beschützer, mit dem es am lustigsten war, wenn er da war. Und er brachte sie immer zum Lachen, auch wenn er es nicht einmal versuchte. Aber er war nicht der Mann, der sich mit nur einer Frau begnügen würde. Offensichtlich hatte er Probleme. Aber in letzter Zeit hatte sie begonnen, ihn in einem neuen Licht zu sehen.

Kyoko warf sich im Schlaf hin und her. Es war einfach nicht fair. Sie liebte Toya aus tiefstem Herzen, aber nur selten bekam sie von ihm auch nur einen Schein dieser Gefühle zurück. Nun, Shinbe, auf der anderen Seite, war eine andere Geschichte. So wie Toya sie für jede Kleinigkeit anschrie, versuchte Shinbe immer, dafür zu sorgen, dass sie sich besser fühlte.

Es war beinahe so, als würde, je schlimmer Toya sich benahm, Shinbe umso netter werden, aber er tat so, als wäre es nichts als eine Freundschaft. Manchmal wunderte sie sich über ihn und das war es wohl gewesen, was zu den Träumen geführt hatte, die sie von ihm hatte. Bis zur letzten Nacht waren die Träume innerhalb gesunder Grenzen geblieben. Der Traum der letzten Nacht war völlig außer Kontrolle gewesen.

Sie wusste, dass Toya sie auf seine eigene Art und Weise liebte und wahrscheinlich sogar für sie sterben würde, aber er weigerte sich, seine wahren Gefühle zu zeigen. Sie kannte ihn nur, wie er so leicht böse wurde, und sie herumzukommandieren war einfach seine Art, die Tatsache zu verbergen, dass er um sie besorgt war. Manchmal verbarg er seine Gefühle so gut, dass sie es ihm beinahe glaubte. Und doch ertappte sie sich dabei, wie sie die beiden Männer verglich. Sie war immer in Shinbes und Toyas Nähe und beide Beschützer hatten ihre guten und schlechten Seiten.

Wenn sie davon träumte, wie Toya sie küsste, dann war es immer weich und süß und wurde nur manchmal hitzig. Bei Shinbe war das anders. In jenen Träumen küsste er sie an unvorstellbaren Plätzen und tat Dinge mit ihrem Körper, von denen sie nie gedacht hatte, dass sie sich so gut anfühlen konnten.

 

Sie seufzte im Schlaf. Aber es waren nur Träume… Kyoko rollte sich zu einem Ball zusammen und zitterte bei den Gedanken an den Traum der letzten Nacht. Wie ihr Körper unter dem seinen erbebt war, als er sie lustvoll geliebt hatte… sie wimmerte bei der Erinnerung daran. Wenn sie so von Shinbe träumte, hatte sie beinahe das Gefühl, als würde sie Toya betrügen.

'Nein!', sagte sie ihren Gedanken. 'Mit Toya hatte ich nie eine Beziehung. Also habe ich keinen Freund und solange es nur in meinen Gedanken ist, kann ich alles denken, was ich will… auch in meinen Träumen.'

Der Traum war so anregend gewesen, dass sie, als sie erwachte, beinahe das Gefühl hatte, dass sie zerschmelzen würde. Als sie ihn da gegen die Wand gelehnt sitzen sah, als ob nichts passiert wäre, das alleine bestätigte ihr, dass es nur ein Traum gewesen war. Was ging nur in ihrem Kopf vor? Sie musste sich beherrschen. Shinbe würde nie ein unerfahrenes, kleines Mädchen wie sie lieben. Er war offensichtlich ein Mann von Welt, der wahrscheinlich mehr Mädchen in einer Nacht erobert hatte, als sie an beiden Händen abzählen könnte. Sie drückte ihre Augenlider fest aufeinander und weigerte sich, etwas Anderes zu denken.

Shinbe war entspannt und ruhig in die Hütte zurück gekommen… bis sein Blick auf ihre schlafende Gestalt fiel. Sein ganzer Körper erstarrte und er stand da und beobachtete sie einfach mehrere Minuten lang. Er sah, wie sie zitterte, wie sie dort auf der dünnen Matte lag. Wieso hatte sie die Decke nicht mehr, die er in der Nacht über sie gebreitet hatte? Er sah hinüber, dorthin, wo sie die Decke weggeschoben hatte, als sie sich mit Toya angelegt hatte.

Er kroch leise zu ihr hinüber und legte die Decke wieder über sie und blieb an ihrer Seite, während sie weiter in einem unruhigen Schlaf lag. 'Wieso musste er diese Gefühle haben?' Er seufzte, als er sich hinsetzte, sich gegen die Wand lehnte, sie beobachtete. Er kannte die Antwort darauf. 'Shinbe, der Junge, von dem jeder meinte, dass er ein Frauenheld war, hatte sich in ein Mädchen aus einer anderen Zeit verliebt.'

Er starrte sie an, Verlangen in seinen Augen, dann presste er seine Lippen aufeinander. Sie würde ihn umbringen, wenn sie merkte, dass es nicht nur ein Traum gewesen war. Toya würde ihn auch umbringen. Konnte er für so ein Verbrechen zweimal sterben?

Shinbe ließ seine Schultern sacken und seufzte wieder: 'Ja… wegen Toya.' Kyoko war verliebt in seinen temperamentvollen Bruder. Er konnte Schuldgefühle durch sein Rückenmark aufsteigen fühlen. 'Wieso musste sie sich ausgerechnet in den verlieben, der sie nie gut behandeln würde?' Er würde sie mit allem, was er hatte, lieben. Und wenn er auch einen kleinen Fluch auf sich hatte. Das sollte es nicht zu schlimm machen. Schließlich hatte Kyoko ihnen von ihrem Großvater und seinem Glauben an Flüche und Dämonen erzählt. 'Verdammt sei Toya.'

Kyoko murmelte in ihrem Schlaf. Er sah hoch und erkannte, dass sie sich umgedreht hatte, und ihm nun den Rücken zuwandte. Die Decke, die er um sie gelegt hatte, war weggerutscht. Das kurze T-Shirt, das sie trug, war hoch gerutscht und hatte ihr wertvollstes Stück offen gelegt. Ein Zittern rannte durch seinen Körper. 'So… verdammt verführerisch.'

Seine Hand streckte sich aus und streichelte das weiße Textil, das den Anblick weiter störte. Er biss die Zähne zusammen und zog seine Hand zurück, ehe seine Finger sie berührten. 'Ah, so nahe. Aber das ist auch der Tod, und ich möchte noch ein wenig länger leben.' Ein schnaubendes Lachen entkam ihm, als er seine Hände in seinen Mantel steckte. Er musste ab sofort besser aufpassen, was er tat, oder sein Leben könnte ein wenig früher als geplant enden.

Er würde ihr sofort die Wahrheit erzählen, wenn sie nicht in seinen Bruder verliebt wäre. Er wusste, dass er mit seinen Gefühlen nicht alleine war. Sie war die Priesterin der Beschützer und sie beschützten sie mit ihrem Leben. Alle der Brüder liebten sie sehr, jeder auf seine eigene Art. Aber Toya war anders. Toya mochte niemanden. Shinbe hatte es gesehen. Toya liebte Kyoko aus ganzem Herzen, auch wenn er es nicht zugeben konnte.

Shinbe schloss seine Augen als er fühlte, wie sie zu brennen begannen. Er hatte kein Recht, Kyoko zu lieben, oder auch nicht sonst irgendjemanden. Er hatte die Fähigkeit sie alle in einer Schlacht zu retten. Alles, was er tun musste, war, den Zeitzauber anzuwenden und er konnte eine Leere erzeugen, die alles in ihrem Weg aufsaugte. Es war seine größte Macht und sein größter Feind. Jedes Mal wenn er den gefährlichen Zauber anwendete, konnte er fühlen, dass er stärker wurde.

Jeder hatte ihn davor gewarnt und ihm nahe gelegt, ihn nicht zu verwenden außer wenn er keine andere Wahl hatte, weil er eines Tages so stark werden würde und er ihn nicht mehr kontrollieren können würde, sodass er ihn selbst aufsaugte. Der Zauber war ein Geschenk seines Onkels gewesen… desselben Onkels, der der Feind war. Zuerst hatte er gedacht, es war ein großartiges Geschenk, aber nun erkannte er, dass es gar kein Geschenk war. Es war ein Fluch. Einer, den er verwenden würde, um denjenigen zu zerstören, der ihm ihn gegeben hatte… selbst wenn er sein eigenes Leben dabei verlieren würde.

Shinbe gähnte. Er hatte die ganze Nacht beinahe nicht schlafen können, weder bevor, noch nachdem Kyoko zurückgekommen war. Er hatte den größten Teil des Abends damit verbracht, Toyas Fluchen zuzuhören, weil sie nicht vor der Dunkelheit durch das Herz der Zeit zurückgekehrt war, wie sie versprochen hatte.

Zuerst hatte Shinbe befürchtet, dass sie immer noch sauer auf Toya war, als sie nicht zurückgekommen war. Sie hatte Toya angeschrien ehe sie gegangen war, weil er versucht hatte, sie davon abzuhalten, in ihre Zeit zurück zu gehen. Toya hatte sich ihr sogar in den Weg gestellt, vor den Jungfernschrein. Letztendlich hatte sie jenen Zauber so oft angewandt, dass Shinbe nicht mehr mitgezählt hatte. Aber sie hatte versprochen, am nächsten Tag vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu kommen.

Shinbe grinste als er sich daran erinnerte, wie Toya sich gegen den Zauber zu wehren versucht hatte, wobei er die ganze Zeit fluchte und alles Mögliche versprach, was er Kyoko antun wollte, wenn er sich wieder bewegen konnte.

Sein Blick glitt wieder hinüber über Kyokos Gestalt. Deshalb fand er sie so unwiderstehlich. Sie konnte in einem Moment wütend auf Toya sein und im nächsten Moment liebte sie ihn wieder. Sie war nicht nachtragend, egal wie sehr er sie verletzte.

Als Toya sie zum ersten Mal getroffen hatte, hatte er versucht sie umzubringen. Nun hatte sich alles geändert und jeder wusste, dass Toya sie innig liebte und sogar für sie sterben würde. Und doch tat er so, als könne er sie nicht ausstehen und verletzte oft ihre Gefühle. Das war einfach Toyas Art, sein Herz zu verstecken.

Shinbe legte seine Finger auf seine Augenbrauen in dem Versuch, seine Gedanken zu beruhigen. Er fühlte sich ehrlich schlecht wegen Toya und wollte eigentlich nichts Schlechtes über ihn denken. Es war nur, dass er eine Chance bei Kyoko hatte und diese ignorierte.

Er wäre für eine solche Chance gestorben. Er würde sie wie eine Königin behandeln, wenn sie es nur zulassen würde. Deshalb hatte er letzte Nacht die Kontrolle verloren. Die Wahrheit war, bei ihm war letzte Nacht einfach eine Sicherung durchgebrannt. Jetzt, nach dieser Nacht… Shinbe drückte seine Augenlider fest zusammen. Vielleicht war sie mit Toya doch besser dran, nach dem wie er ihre Unschuld betrogen hatte.

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