Читать книгу: «Romulus», страница 2
Wolf (der ein Glas zum Munde führen wollte, bleibt unbeweglich sitzen.)
Martha. Ich will aber nicht.
Wolf (seufzt und leert schnell das Glas Wasser.)
Celestus. Meinst Du etwa, ich würde Dich gegen Deinen Willen verheirathen? Wähle wen Du willst. Was meinst Du zum Beispiel zum Sohne des Majors?
Wolf. Freund, ich begreife Dich nicht, mit Deiner Antipathie gegen Kinder willst Du Deine Schwester verheirathen?
Celestus. Mir graust vor den Kindern im Allgemeinen, als species, die Kinder meiner Schwester jedoch — —
Wolf (seufzt.) Ach!
Martha. Gieb Dir keine Mühe — ich werde den Sohn des Herrn Majors nicht heirathen.
Celestus. Nicht? Meinst Du ich werde es zugeben, daß Du eine alte Jungfer wirst?
Wolf. Wenn sie aber doch nun nicht heirathen will.
Celestus. Was heißt nicht wollen? Man ist doch zum Heirathen aus der Welt.
Martha. Weshalb bist Du denn ledig geblieben?
Celestus (verlegen.) Ich? je nun — weil — weil —
Wolf. Du weißt, lieber Celestus, ein arabisches Sprichwort sagt: »Die Ehe ist wie eine belagerte Festung, wer draußen ist, möchte hinein, aber wer drin ist, strebt hinaus mit allen Kräften.«
Celestus. Jetzt begreife ich Alles! Du bist’s, der meiner Schwester schlechte Rathschläge giebt.
Wolf. Ich? ich denke nicht daran! Sie weigert sich doch aber einmal — und so —
Celestus. Du mischest Dich in Sachen, die Dich gar nichts angehen.
Wolf. Sie gehen mich freilich nichts an — aber Deine Schwester desto mehr.
Martha. Doktor vertheidigen Sie mich!
Celestus. Ich weiß recht gut, Herr Philosoph, daß die Heirath Ihnen mißfällt. Das sind die Folgen eurer Prinzipien, welche die Gesellschaft in ihrer Basis unterwühlen.
Wolf. Ich ein Wühler? Ich der friedlichste Mensch unter der Sonne!
Celestus. Ein Atheist bist Du! Ein Revolutionair!
Wolf. Grundgütiger Gott, sollte ich wirklich so schlecht sein, wie er sagt? Dann fort (nimmt seinen Hut und seinen Leibnitz.)
Martha. Was thun Sie da, Herr Wolf?
Wolf. Ich gehe. Ihr Bruder hat mir die Augen geöffnet. Sie begreifen, daß ich nicht länger hier bleiben kann. Mit einer Doktrin, die ich für gut hielt, würde ich überall Unheil stiften, denn Ihr Bruder hat Recht; Neulich hielt ich einen Vortrag über die angeborenen Ideen und die Vorherbestimmung und sprach unglücklicher Weise die Formel aus, das nichts geschähe, was nicht geschehen sollte, als einer meiner Schüler, ein überspannter Mensch —
Celestus. Ja, Conrad.
Martha (erschreckt.) Conrad?
Wolf. Als er ein Paket brennender Streichhölzer in einen Strohhaufen warf, mit den Worten; »Wenn Da nicht brennen sollst, brennst Du nicht«, sagt Herr Wolf.
Celestus. Es brannte aber.
Wolf. Leider. Dergleichen soll nicht wieder geschehen. Ich verdamme mich gleich Pytagoras, zu ewigem Stillschweigen und ziehe mich wie Epimenides in die Einsamkeit zurück. .
Celestus. (für sich.) Ist das Ernst?
Herr Wolf, ich bitte Sie —
Wolf. Nein, ich bin entschlossen. Haben Sie die Güte, meine sieben Sachen morgen in den goldnen Löwen zu schicken, und nun leben Sie wohl.
Martha. Adieu Doktor. —
Celestus. Es wäre doch schade, wenn er ginge. (er näherte sich mehr und mehr und scheint sehr bewegt: Wolf bemerkt es nicht und wendet sich zum gehen.)
Martha. So wollen Sie wirklich fort?
Wolf. Das will ich. (geht nach dem Hintergrunde.)
Martha. Aber da geht ja nicht der Weg.
Wolf. Ach ja so — (zerstreut.) Wo denn?
Martha (dreht ihn um sich selbst und stößt ihn in Celestus Arme) Dort hinaus! — Guten Abend meine Herren. (lachend ab.)
Zweite Szene.
Celestus. Wolf. (beide umarmen sich.)
Celestus. Lieber Wolf!
Wolf. Lieber Celestus!
Celestus. Herzensfreund!
Wolf. Herzensfreund!
Celestus. Verzeihe mir.
Wolf. Verzeihe mir.
Celestus. Du bist der beste Mensch aus Gottes Erdboden.
Wolf. Immer in Extremen! Ich bin allerdings ehrlich in meinen Absichten, aber was hilft das, wenn die Resultate in das Gegentheil ausschlagen?
Celestus. Wir hätten uns beinahe entzweit, und weswegen? Wegen eines Nichts! Wegen eines Frauenzimmers.
Wolf. Halt! Deine Schwester ist mehr als Nichts! Sie ist sehr liebenswürdig.
Celestus. Sie ist eine Ausnahme; im Allgemeinen thust Du recht daran, die Frauenzimmer nicht zu lieben.
Wolf. Ja, man muß aber das Allgemeine vom Besondern zu trennen wissen. Du weißt jeder rasch hat eine Antipathie; Hannibal haßte die Mäuse. Du kannst die Kinder nicht leiden — —
Celestus. Du nicht die Frauen.
Wolf. Weil sie ewig ausräumen wollen! Wo sie sind, herrscht Ordnung.
Celestus. Und Unordnung wo Kinder sind. Glücklicherweise haben wir weder ein Weib noch Kind, die Schwester ist schlafen gegangen und wir sind alt Junggesellen unter uns.
Wolf. So laß uns gesammelt und ruhig wieder an unsere Arbeit gehen.
Celestus. So sei es!i (jeder nimmt ein Licht und geht zu seinem Tische.) Nur möchte ich Dich um etwas bitten.
Wolf. Befiehl über mich.
Celestus. Du weißt, daß ich bei meinen astronomischen Beobachtungen den Athem an mich halte, um Dich nicht zu stören.
Wolf. Ja wohl — Du bist rücksichtsvoller als ich. —
Celestus. Wenn Du das einsiehst, so sprich minder laut als gewöhnlich, und versuche wieder leise zu studieren.
Wolf. Verlaß Dich auf mich! (für sich.) Komm her, göttlicher Leibnitz mit deinem Systeme der doppelten Lebensuhr Seele und Körper, verbunden durch einen einziges Pendel, der bei jeder Schwingung »Immer« sagt, oder »Nimmer!«
Celestus (am Fernrohr.) Da ist Jupiter, der Koloß, und 4 Monde um ihn, während wir nur einen einziger haben. Vier Trabanten und nur eine eine Welt! Was macht er damit?
Wolf (zündet seine Pfeife an.) Sein oder Nichtsein. Körper — Geist. — Der Mensch allein besitzt einen Strahl der göttlichen Weisheit, denn mein selbstbewußter Wille geht allen meinen Handlungen vorher. (mit dieses Worten bläst er in Gedanken die Kerze aus; die linke Seite der Bühne wirkt dunkel.) Jedoch kann es vorkommen, daß das Uhrwerk in’s Stocken geräth. Momentan ist das Zerstreuung, kontinuierlich wird es zur Verrücktheit. (geht an den Celestus Tisch um das Licht wieder anzuzünden.)
Celestus (ohne ihn zu sehn, das Auge am Teleskop.) Sie kann nicht von selbst erlöschen!
Wolf. Nein ich habe sie ausgeblasen.
Celestus. Was Teufel, wovon sprichst Du?
Wolf. Von meiner Kerze, ich hatte weine Pfeife angezündet, in Gedanken blies ich auf das Licht und — (bläst das Licht aus, es wird finster.)
Celestus. Löschest es aus wie das meine! Geh zum Kuckuck!
Wolf. Ereifere Dich nicht, ich habe mein Feuerzeug.
Celestus. Das meine muß auch hier liegen.
(Wolf geht nach links. Beide suchen im Dunkeln nach ihm ihrem Feuerzeuge.)
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