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Olympia von Clèves

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»Sie sind nicht zufrieden mit dem, was ich Ihnen gegeben habe?«

»Wie,« versetzte Olympia, »was ist das? mir scheint, Sie gehen vom Unverschämten zum Unstetigen über.«

»Erlauben Sie, liebe Olympia, lassen Sie uns ein Mal von den materiellen Angelegenheiten reden, um nie mehr darauf zurückzukommen, und unsere Liebe wird sich wohl dabei befinden.«

Und ohne sich um den Blick der Bestürzung von Olympia zu bekümmern, den er übrigens vielleicht mit seinen schlechten Augen nicht sah, fuhr er fort:

«Ich sage also, Sie sind gewahr geworden, daß Sie nicht genug mit dem haben, was die Coiffeuse in Ihrem Namen von mir verlangt hat.«

»In meinem Namen, die Coiffeuse!« versetzte Olympia.

Und Sie nahm ihren Kopf zwischen ihre Hände, als wäre sie es gewesen, welche verrückt wurde.

»Oh! ich bitte, unterbrechen Sie mich nicht,« rief der Abbé; »ich weiß Alles, was Sie mir sagen wollen, doch für mich, wie für Sie, bedarf es einer Gewissheit. Bauen wir diese Gewissheit im Einklang, mit gleichen Kräften. Vernehmen Sie die Artikel, die ich Ihnen vorschlagen werde . . .«

Olympia hatte den Entschluss gefasst, bis zum Schluss zu hören; sie wollte einmal ein Ende machen mit dieser Geistesverrückung, die sich vor ihr auspflanzte wie eine wirkliche Überzeugung.

»Gut,« sagte sie, auf Ihren Stuhl zurückfallend, »lassen Sie die Artikel hören.«

»Erster Artikel: Sie werden das Theater verlassen.«

»Ich, ich werde das Theater verlassen?

»Warten Sie doch.«

»Oh! ich warte, wie Sie sehen. Nur beeilen Sie sich, denn Ich werde vielleicht nicht die Geduld haben, lange zu warten.«

»Sie werden das Theater verlassen, weil Ihre Existenz, indem sie dem Publikum gehört, nicht genug Ihrem Geliebten gehört.«

Olympia kreuzte die Arme, um ihren Zorn in ihre Brust zu verschließen.

»Sind Sie einmal nicht mehr beim Theater,« fuhr der Abbé fort, »so wird nichts leichter sein, als den Andern zu verlassen.«

»Den Andern!« fragte Olympia zu einem neuen Erstaunen übergehend. »Welchen Andern?«

»Ei! nennen wir ihn nicht, meine Liebe. Ist er nicht Im Grunde aller unserer Gedanken, der Unglückliche!«

»Der Andere? der Andere, der im Grunde aller unserer Gedanken ist? hören Sie, mein lieber Abbé, Sie machen mir entschieden am Ende bange. Ist es ein bei Ihnen gewöhnlicher Scherz, so Verrücktheit zu spielen? Ich muss Ihnen bemerken, daß Ich mich entsetzlich vor den Narren fürchte. Wenn Sie also die Wahl haben, so wählen Sie eine Andere und scherzen Sie nicht mehr so.«

»Ich scherze ja nicht; ich will. . . ich bin nicht . . . Gehen wir zum zweiten Artikel über.«

»Gehen wir über.«

»Der Andere wird verabschiedet! man setzt Ihm eine Pension aus.«

Olympia machte eine Bewegung»,

»Mit einer von einem Notar ungefähr in folgenden Worten abgefassten Urkunde: »»Herr Banniére wird jährlich erhalten. . .««

Olympia schlug ihre Hände an einander und rief laut auflachend:

»Ha! ha! das ist reizend! Der Andere ist also Banniére?«

»Du bist's, die ihn genannt.« erwiderte der Abbé.

Olympia stand auf.

»Mein Herr, ich liebe es nicht, daß man mich duzt, nicht einmal mit Versen von Racine,« sprach sie, die Nasenflügel mit ihrem ganzen Stolze und besonders mit dem ganzen Zorn anschwellend, den sie seit dem Anfange des Gespräches in ihrem gereizten Herzen brütete.

»Dritter Artikel,« fuhr der Abbé fort: »Sie erhalten selbst zweitausend Louis d'or, um rückständige Schulden, kleine Verbindlichkeiten oder Abfindungssummen zu berichtigen; ferner einen Rentenvertrag von sechs tausend Livres, zahlbar auf das Gut d'Hoirac, das mir von meinem verstorbenen Vater vermacht worden ist.

Olympia ging gerade auf den Abbé zu und sagte:

»Derjenige, welcher so vom Gelde spricht, ist nicht so sehr verrückt. Wer ist der Gegenstand des Handels, dessen Zahlen Sie vor mir ausbreiten? nicht wahr, ich?«

»Ja.«

»Mich wollen Sie also kaufen?«

»Bezahlen, das heißt, wenn man je ein unschätzbares Gut bezahlen könnte.«

»Und Sie würden zum Voraus bezahlen?« fragte Olympia ironisch; »Sie befürchteten nicht, betrogen zu werden!«

»Oh! mir scheint, bei den Versprechungen, die Sie mir gemacht, habe ich nichts zu befürchten.«

Kaum waren diese Worte gesprochen, als man zwei Thüren zugleich öffnete.

Eine in einem Kabinett dem Abbé gegenüber.

Banniére trat leichenbleich und mit zitternden Lippen heraus.

Die andere im Vorzimmer.

Die Coiffeuse zeigte sich hier ganz bestürzt, denn zwei Worte hatten für sie genügt, um die ganze Lage der Dinge zu begreifen.

Fünftes bis zehntes Bändchen

XXIX.
Wo der Abbé fasst wirklich ein Narr wird

Der Abbé zeigte sich im höchsten Maße erschrocken bei der Ankunft von Banniére; trotz seiner schlechten Augen entging ihm die Verstörtheit dieses Gesichts nicht, und er sah den Sturm vorher, der ausbrechen würde.

Er hatte nicht Zeit, seine Worte zu erklären.

»Herr Abbé sagte Banniére, der kaum artikulieren konnte, dergestalt hatte ihn der Zorn mit seiner eisernen Hand an der Gurgel gepackt, »erinnern Sie sich, daß ich Ihnen schon einmal eine Gitarre auf den Schultern zerschlagen Habe!«

Der Abbé knirschte bei dieser Erinnerung mit den Zähnen.

»Ja, nicht wahr?« fuhr Banniére fort, »und Sie waren doch nur des Frevels schuldig, daß Sie diese Dame mehr oder weniger schlechte Musik hatten hören lassen.«

»Mein Herr!«

»Beruhigen Sie sich, oder vielmehr halten Sie Ihren Zorn zurück, ich will ihm sogleich Gelegenheit geben, hervorzutreten. Diesmal, Herr Abbé, ist es nicht Musik, was Sie Olympia anzuhören genötigt haben, sondern eine Beleidigung.«

»Eine Beleidigung!«

»Ja, eine wirkliche, eine vollständige, eine wahre Beleidigung. Oh! ich habe Alles gehört.«

Der Abbé stemmte seine Faust in seine Seite wie ein Reiter.

»So ist es, wenn man an den Thüren horcht,« sagte er.

»Madame weiß wohl, daß ich nicht an der Thür horchte, da ich ins Theater gegangen war, um ihr Bericht über die Art zu erstatten, wie die Catalane eine neue Rolle spielte. Früher, als ich selbst glaubte, zurückgekehrt, hörte ich schallende Stimmen, und unwillkürlich war ich Zeuge des Antrags, den Sie Madame zu machen gewagt haben.«

»Ich finde mich nicht beleidigt einer solchen Kleinigkeit wegen, mein Freund,« sagte Olympia, welche den Zorn dem Abbé zur Stirne steigen sah und wohl wusste, das beste Mittel für eine Frau, denjenigen, welchen sie liebt, zu verteidigen, sei, offen auf seine Seite zu treten, ein Manöver, das den Feind immer aus der Fassung bringt.

»Sie finden sich nicht beleidigt, Olympia,« erwiderte Banniére, »weil Sie die Vollkommenheit in Person sind; aber ich finde mich beleidigt, ich nehme die Beleidigung für mich und erkläre dem Herrn Abbé, daß ihn zweimal der Charakter, mit dem er bekleidet ist, vor meinen Gewalttätigkeiten bewahrt hat. Für ein drittes Mal würde ich ihm jedoch nicht stehen, und um ihm ein so großes Unglück und mir ein so großes Bedauern zu ersparen, bitte ich den Herrn Abbé, nicht mehr in meinem Domicil zu erscheinen.«

Der Abbé fühlte nun seinen vermeintlichen Vorteil. Er war zu grausam gedemütigt, um nicht völlig den Kopf zu verlieren; er bildete sich ein, diese Frau, deren Zärtlichkeit erlangt zu haben er fest glaubte, würde es nicht wagen, sich gegen ihn zu wenden, aus Furcht, er konnte sie durch Ihre Entlarvung gefährden.

Dieser Gedanke war nicht edel; er stürzte den Abbé in's Verderben.

»Madame,« sagte er, »Herr Banniére spricht von seinem Domizil: sind Sie hier nicht auch zu Hause?«

»Allerdings, mein Herr,« erwiderte Olympia.

»Madame, bin ich nicht, schon einmal aus diesem Hause durch das aufbrausende und unanständige Benehmen von Herrn Banniére verbannt, durch Sie selbst hierher zurückgerufen worden? Ich bitte, sprechen Sie.«

Banniére riß die Augen ganz erschrocken aus.

Es schien ihm, als sollte er eine schlimme Kunde für seine Liebe erfahren.

Diese zwei Männer hingen in der Tat an den Lippen der Frau, welche Beide beherrschte.

Olympia lächelte, denn sie sah die Falle, und sie fing an den Abbé weniger zu schätzen.

Dann wandte sie sich an diesen und erwiderte ohne Verlegenheit:

»Es Ist wahr, mein Herr, ich habe Sie für einen wackeren Mann gehalten; es ist wahr, ich habe es beklagt, Ihre etwas anspruchsvolle, aber ehrenwerte Freundschaft der Gefahr ausgesetzt zu sehen, sich in einen Hass zu verwandeln, den die Größe Ihrer Stellung zu einem Unglück für mich gemacht hätte; es ist endlich wahr, daß ich, zu gutherzig, den Fehler begangen habe, mich für Ihre Empfindlichkeiten zu Interessieren, Ihre Unbesonnenheiten zu entschuldigen und Ihnen mein Haus wieder zu öffnen, aus dem Sie Herr Banniére mit Fug und Recht ausgewiesen hatte.

»Den Fehler!« rief der Abbé, der sich so sehr für den Sieger hielt, daß er über die Worte streiten und über die Abfassung der Entschuldigungen, die er erwartete, feilschen zu können glaubte.

»Ich habe gesagt den Fehler,« wiederholte Olympia, »und ich füge bei, den unvergleichlichen Fehler, da ich ihn mir nie vergeben werde.«

»Schließen Sie,« rief mit einer unhöflichen Ungeduld der Abbé, der auf den Schluß hoffte.

»Wohl! mein Herr,« erwiderte Olympia, die Stirne faltend, »ich schließe, indem ich Sie bitte, den Absichten von Herrn Banniére, der Gebieter im Hause ist, nachzukommen.«

»Merken Sie wohl, daß Herr Banniére mir den Abschied gibt.«

»Ganz richtig.«

»Und daß folglich Sie mir auch den Abschied geben,« fügte der Abbé, bleich vor Zorn, bei.

»Ich mehr als er,« erwiderte Olympia.

»Madame!« rief d'Hoirac, indem er sich anschickte, dieses tu quoque durch ein quos ego zu bekräftigen.

Und er machte einen offensiven Schritt gegen die Thür.

 

Hier aber fand er die Coiffeuse im Hinterhalte; sie legte ihm die Hand auf den Mund und zog ihn mit einem Eifer fort, der Olympia rührte, während er Banniére ein wenig verdächtig dünkte.

Trotz dieser erstickenden Hand wollte der Abbé reden.

»Schweigen Sie doch, dreifach Blinder,« flüsterte ihm die Coiffeuse ins Ohr, »oder Sie richten sich auf immer zu Grunde.«

»Was Teufels, ich will mich erklären,« versetzte der Abbé, sich sträubend.

»Ei! Sie werden sich später erklären.«

»Dort also?«

»Dort.«

Betäubt, gelähmt, niedergeschmettert, ließ sich der Abbé, indem er sich um sich selbst drehte wie Arlequin, als man ihn bei Isabelle ertappte, vor die Thür schieben.

Die ganze Straße entlang und während der ganzen Zeit, die er brauchte, um sein Haus wieder zu erreichen, brummte er dann zwischen den Zähnen:

»Bei Gott! demjenigen, welcher diese Frau begreift, gebe ich hundert tausend Thaler und ein Wahrsagerpatent.«

Stolz darauf, daß sie so gut gehandelt, ging indessen Olympia, sobald die Thür hinter dem Abbé geschlossen war, auf Banniére zu und wollte Ihn umarmen.

Banniére aber stieß sie zurück.

Er warf sich In seinen Lehnstuhl und rief:

»Oh! es ist genug gezweifelt und folglich genug gelitten. Das muss ein Ende nehmen.«

»Mir scheint aber, das hat ein Ende genommen,« erwiderte Olympia.

»Ganz im Gegenteil, denn es fängt etwas an, wozu die Hand zu bieten mich alle Mächte der Welt nicht bewegen werden.«

»Was denn?«

»Olympia!«

»Nun?«

»Sie haben den Abbé zurückgerufen, den ich fortgejagt hatte.«

»Ich habe es eingestanden.«

»Als Sie dazu gezwungen waren, als Sie nicht ausweichen konnten.«

»Beargwöhnen Sie mich zufällig?«

»Wenn ich Sie beargwöhnen würde, Madame! Es sind, wie mir scheint, hier Worte gesprochen worden, die mir das Recht dazu geben.«

»Was ist denn gesagt worden? Wiederholen Sie die Worte.«

»Es ist, während ich horchte, ohne gesehen zu werden, gesagt worden, Sie haben Geschenke vom Herrn Abbé d'Hoirac empfangen.«

»Man kann ihn zurückrufen, und er soll sagen, welche Geschenke ich empfangen habe.«

»Unnötig.«

»Und warum unnötig?«

»Warum? weil mir der Zweifel lieber ist als die Gewissheit,« erwiderte Banniére mit einer Gebärde der Verzweiflung.

»Ah! der Zweifel ist Ihnen lieber,« sagte Olympia mit einem Tone voll Spott; »ich danke, Sie sind sehr gut.«

»Oh!« versetzte Banniére, ich bin weder wie er, noch wie Sie; ich bin kein Patrizier, gewohnt, auf Andere zu zählen; ich bin keine Venus, gewohnt, angebetet zu werden.«

»Ich verstehe Sie nicht mehr. Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich will damit sagen, ich sei nicht von einem Prinzen zu einem andern übergegangen.«

»Nehmen Sie sich in Acht,« sprach Olympia mit dem Stolze einer Königin, »denn nun sind Sie im Begriffe, mich zu beleidigen.«

»Ja, Sie haben Recht, Olympia, ja, ich bin Herr Banniére; ja, ich bin der Staub, den man mit einem Hauche vernichten kann: ja, ich bin der Verbrecher; ja, ich bin der aus dem Kloster in Avignon Entwichene, der Flüchtling, den ein Mandat des Provisor Mordon als Landstreicher, Gottvergessenen und Abtrünnigen in einen unterirdischen Kerker kann werfen lassen. Oh! beschimpfen Sie mich auch nicht, mich, den Schwachen, den Verlassenen, der ich nichts in der Welt habe oder hatte, als Ihre Liebe. Oh! verleugnen Sie mich nicht, denn Sie wissen wohl, daß ich ohne Sie verloren bin, Sie wissen wohl, daß ich mich denjenigen übergeben werde, welche mich suchen, Sie wissen wohl, daß ich mich ohne Sie in die Arme des Todes, meiner einzigen und letzten Geliebten, die mich wenigstens nicht betrügen wird, stürze.«

»Schweigen Sie, Unglücklicher,« rief Olympia, indem sie rasch aufstand und ihre Hand auf den Mund von Banniére drückte. »Wenn man Sie hören würde! Sind Sie denn wahnsinnig, daß Sie so schreien!«

Und sie lief nach der Thür und öffnete sie, um zu sehen, ob Niemand in der Nähe gewesen sei, der diese traurige Offenbarung hätte hören können.

Olympia sah aber Niemand; es wurde nur unten an der Treppe eine Thür zugemacht; Olympia zeigte Besorgnis und wollte sich erkundigen.

»Unterlassen Sie das,« sagte Banniére. »Sie haben nur ein Mittel, mich zu retten.«

»Welches?«

«Ei! mein Gott! daß Sie mir sagen, Sie lieben mich!«

»Sie haben nur ein Mittel, zu machen, daß ich Sie liebe: zweifeln Sie nie.«

»Dann lassen Sie mich Ihnen die Wahrheit sagen.«

»Sprechen Sie.«

»Werden Sie nicht böse, denn Ihre zornigen Augen sind Flammen, welche die Verzweiflung in meinem Herzen entzünden. »Seien Sie unbesorgt, ich werde nicht böse werden; sprechen Sie geschwinde.«

»wohl denn! der Mann der um Ihre Liebe gefeilscht, sagt, er habe das Geständnis derselben erhalten.«

»Ja, er hat das gesagt, doch er lügt.«

»Schwören Sie mir dies.

»Bei was?»

«Bei etwas sehr Heiligem, bei etwas, woran Sie glauben.«

»Ich schwöre Ihnen bei der Ehre meiner Mutter, daß er lügt.«

»Warum sagte er es aber dann, in der Voraussehung, Sie seien allein mit ihm? Warum spielte er diese Komödie mit Ihnen, mit sich selbst?«

»Ich weiß es nicht.«

»Oh! dahinter steckt ein Geheimnis, das uns Jemand aufklären könnte.«

»Wer?«

»Befragen Sie Ihre Coiffeuse.«

»Sie?«

Ja. eine Frau; die zu Allem fähig ist.«

»Sie glauben?«

« »Ich sage es Ihnen. Eine Freundin der Catalane, Ihrer Todfeindin; Sie hatten diese Frau weggejagt.«

»Es ist wahr.«

»Warum haben Sie sie dann wieder angenommen?«

»Was weiß ich! Warum thut man das Schlimme, während man das Gute zu tun glaubt? Sie sehen da Dinge, die ich nicht einmal mutmaßen will; das ist eine unnötige Beschwerlichkeit. Der Abbé ist hinaus, er bleibe außen. Die Coiffeuse ist bei mir; soll ich Sie wegjagen?«

»Ich schlage diese Genugtuung nicht aus.«

Olympia klingelte.

Der Lackei erschien.

»Die Coiffeuse?« fragte Olympia.

»Madame, sie ist so eben ausgegangen,« antwortete der Lackei.

»Hat sie nicht die Treppenthür zugemacht?«

»Ja, Madame.«

»Woher kam sie?«

»Ich glaube, sie kam ans dem Zimmer von Madame.«

Olympia und Banniére wechselten einen unruhigen Blick.

»Gehen Sie,« sagte Olympia zum Lackei.

»Sie hat gehorcht,« rief Banniére, als der Bediente weggegangen war.

»Gut! und aus welchem Anlass sollte sie gehorcht haben?«

»Wegen unseres Streites.«

»Ach! wir streiten uns oft genug, daß dies Niemand mehr interessiert,« erwiderte Olympia; »doch gleichviel, die Coiffeuse wird heute Abend aus dem Hause entfernt sein, da Sie es wollen.«

»Nein! nein! ich will nichts, durchaus nichts! Ich bin verrückt vor Liebe, verrückt, daß ich arm, verrückt, daß ich zur Last bin. Ich gäbe mein Leben für ein Jahr mit hunderttausend Livres.«

»So spielen Sie nicht mehr, da Sie immer verlieren. Häufen Sie das Geld auf, das Sie schon verloren haben, und das, welches Sie noch zu verlieren im Begriffe sind, und so, mein Gott! werden Sie etwas Besseres haben, als die Summe von hunderttausend Livres: Sie werden die Ruhe des Geistes, erlangt durch die Gewissheit meiner Liebe, haben; und dann werden Sie reich sein, denn ich werde Ihnen das Glück verdanken.«

Und während Olympia diese Worte sprach, küßte sie Banniére so zärtlich, daß der Abbé, wenn er es gesehen hätte, gewiß vor Wut gestorben wäre.

XXX.
Wo bewiesen ist, daß die Coiffeuse vollkommen gehört hatte

Doch der Abbé konnte dies nicht sehen; er lief mit allen Kräften seiner kleinen Beine.

Die Coiffeuse ihrerseits lief mit allen Kräften der ihrigen, und sie kam ganz atemlos zu der Catalane.

Diese machte einen Sprung rückwärts, als sie sie erblickte.

»Alles Ist verloren,« sagte die Coiffeuse.

»Wie so?« fragte die Catalane.

»Dieser Banniére hat den Abbé hinausgeworfen.«

»Nun! und was weiter?«

»Weiter?«

»Ja.«

»Es muss demnächst notwendig eins entschiedene und unzweideutige Erklärung zwischen Olympia und dem Abbé stattfinden.«

»Nein, wenn wir nicht wollen.«

»Und wie dies, wenn's beliebt?«

»Das ist ganz einfach; der Abbé hat nur ein Mittel, enttäuscht zu werden, das, mich bei Licht zu sehen wenn ich die Rolle von Olympia im kleinen Hause spiele. Dieses Mittel kann er, wenn er Zweifel hat, anwenden, und dann sind wir wirklich verloren. Kommen wir schon jetzt überein, den Abbé nicht mehr in dem kleinen Hause zu empfangen: keine Spuren mehr, und man wird nie etwas entdecken. Olympia mag sich immerhin sträuben, sie mag leugnen, toben, d'Hoirac wird nicht glauben, daß sie unschuldig ist.

»Ja, doch er wird mich ins Spiel bringen,« entgegnete die Coiffeuse. »Er wird mich zur Zeugenschaft aufrufen, und ich werde zeugen müssen.«

»Wohl, Du wirst zeugen, und das wird das Verderben von Olympia sein.«

»Ja, und wie?«

»Einfältige, eine schöne Schwierigkeit! Du wirst behaupten, Du habest das Haus für Olympia gemietet, und man wird Dir glauben, in Betracht, daß man immer an die Skandale, besonders von Seiten der Schauspielerinnen, glaubt.«

Die Coiffeuse schüttelte den Kopf.

»Wir werden uns dabei trennen, »sagte sie.

»Bah! Hast Du unser Geheimnis Jemand anvertraut?«

»Ich, Niemand!«

»Fürchtest Du Dich vor Olympia?«

»Nein, aber ich fürchte mich vor Banniére.«

»Was soll er Dir tun?«

»Banniére? Er wird mich umbringen.«

»Ei! nein; ich werde ihn durch Liebkosungen besänftigen. Ich werde ihm eine Minerva scheinen, sobald er Olympia für schuldig hält.«

»Er wird mich umbringen, sage ich Ihnen, und Sie mit mir.«

»Bah! wir lassen uns durch den Abbé verteidigen.«

»Er wird auch den Abbé umbringen.«

»Wahrhaftig?«

»Oh! Sie kennen ihn nicht,« sagte die Coiffeuse mit einer träumerischen Miene.

»Er ist also ein Wütender, dieser Banniére?«

»Oh! ja.«

»Der liebe Junge!«

»Hören Sie mich an,« sprach die Coiffeuse. »Es handelt sich nicht darum, zu scherzen. Sie wollten eine Laune befriedigen und sich das Vergnügen machen, Olympia einen Liebhaber zu stehlen. Nicht wahr, das war Ihre Absicht?«

»Gewiss.«

»Sie werden ihr nur den Abbé gestohlen haben.«

»Warum?«

»Es steht geschrieben, Banniére wird Olympia nicht betrügen.«

»Warum denn nicht?«

»Weil, wenn Sie diesen Menschen nicht zu Grunde richten, ich ihn zu Grunde richten werde.«

»Was nennst Du zu Grunde richten?«

»Nehmen Sie Eines an.«

»Was?«

»Daß ich ein Geheimnis von ihm weiß, welches gefährdend genug ist, um ihn verschwinden zu machen.«

»Ho! ho! hat er im Spiel betrogen?«

»Was Besseres.«

»Sprich geschwinde.«

»Nein, es liegt Ihnen zu viel an ihm. Ich werde meine Angelegenheiten selbst abmachen.«

»Wie! Du würdest diesen Jungen zu Grunde richten?»

»Unverzüglich, weil, wenn ich ihn heute Abend nicht zu Grunde gerichtet habe, er mir morgen den Hals umdrehen wird, und diesem widersetze ich mich.«

»Du hast mit Unrecht Angst.«

»Lassen Sie mich Ihnen den Gang der Ereignisse sagen. Zu dieser Stunde bin ich entweder eine Törin, oder Olympia und Banniére sind ausgesöhnt. Morgen wird der Abbé mit Banniére ausgesöhnt sein. Die Männer sind immer so: man glaubt, sie schneiden einander die Kehle ab, und sie umarmen sich.«

»Das ist ziemlich wahr.«

»Sind Banniére und der Abbé versöhnt, so werde ich geopfert; der Abbé ist reich und mächtig; er wird mich ins Spital werfen lassen.«

»Das wird ziemlich gerecht sein.«

»Sie werden einstweilen die Vorteil eingesteckt haben, abgesehen davon, daß Sie, während ich im Spital bin, auch Gelegenheit finden müssen, sich mit Banniére auszusöhnen. Die Frauen sind alle so: man hält sie für Freundinnen, sie sind Liebhaberinnen.«

»Wahrhaftig, ich hielt Dich für keine so große Moralistin. Solltest Du zufällig von Herrn de la Roche-foucault abstammen?«

»Nein, doch mittlerweile habe ich etwas Anderes erfunden, um nicht ganz und gar Opfer zu sein, und bei Vollbringung dieses Andern werden Sie mir helfen wenn es Ihnen beliebt.«

»Lass hören.«

»Sie werden mir dabei helfen, oder ich werde es selbst tun.»

»Setze mir Deinen Willen auseinander, meine Tochter.«

»Der Abbé wird zur falschen Olympia kommen.«

»Ah! ah! Du sagst mir das nicht, und ich bin im Nachtkleid!«

»Sie werden Toilette machen. Er wird wütend darüber kommen, daß Sie ihn durch Banniére haben wegjagen lassen.«

»Ich werde ihn besänftigen.«

»Es schlägt gerade elf Uhr; er wird um halb zwölf Uhr kommen.«

 

»Du glaubst?«

»Ich bin dessen sicher.«

»Teufel! wir haben gerade kaum noch Zeit. Hilf mir mich ankleiden.«

»Kommen Sie, kommen Sie, gehen wir in Ihr Kabinett, und hören Sie mich an. Sie werden das Geheimnis erfahren, durch das wir, In drei Stunden, Sie zweitausend Louis d'or mehr, ich, in drei Tagen, einen Banniére weniger haben.«

Beide traten in das Kabinett ein, dessen Thür hinter ihnen geschlossen wurde und so ihre kleinen Komplotte und ihre unreinen Spekulationen auf die Börse und die Ehre Ihrer Feinde erstickte.

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