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Der Bastard von Mauléon

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»Willst Du etwa sagen, Du Ungläubiger,« rief der Großmeister, »willst Du damit sagen, die Religion des Propheten sei mehr werth, als die Religion Christi?«

»Nein, erhabener Großmeister, ich will dergleichen nicht sagen, und Gott behüte ein armes Atom von Staub, wie ich bin, irgend eine Meinung über einen solchen Gegenstand zu haben! Nein. In diesem Augenblick bin ich nur ein einfacher Erzähler und wiederhole die Abenteuer von Madame Blanche von Bourbon, wie die Franzosen sagen, oder von Dona Bianca von Bourbone, wie die Spanier sagen.«

»Unverwundbar!« murmelte Don Federigo.

»So viel ist gewiß,« fuhr Mothril fort, »daß die Wachen diese abscheuliche Heiligthumsverletzung begingen, in die Kirche eindrangen und dort Dona Bianca wegreißen wollten, als plötzlich ein Ritter, ganz mit Eisen bedeckt, das Visir niedergelassen, ohne Zweifel derselbe unbekannte Ritter, der der Gefangenen zu ihrer Flucht verholfen hatte, zu Pferde in die Kirche sprengte.«

»Zu Pferde!« rief Agenor.

»Ja, gewiß,« erwiderte Mothril! »das ist eine Kirchenschänderei, aber vielleicht war es ein Ritter, dem sein Name, sein Rang, oder irgend ein militärischer Orden das Recht hierzu gaben. Es bestehen mehrere Privilegien dieser Art in Spanien. Der Großmeister von San Jago, zum Beispiel, hat das Recht, behelmt und bespornt in alle Kirchen der Christenheit einzutreten. Ist das nicht wahr, Don Federigo?«

»Ja,« antwortete Don Federigo mit dumpfem Tone, »das ist die Wahrheit.«

»Nun wohl!« sprach der Maure, »dieser Ritter kam in die Kirche, stieß die Wachen zurück, rief die ganze Stadt unter die Waffen, und bei seinem Aufruf empörte sich die Stadt, vertrieb die Soldaten des Königs Don Pedro und schloß ihre Thore.«

»Doch seitdem,« sagte Don Federigo, »hat sich der König, mein Bruder, gerächt, und die zwei und zwanzig Köpfe, welche auf seinen Befehl aus dem öffentlichen Platze von Toledo fielen, haben ihm mit Recht den Beinamen der Justiciar eingetragen.«

»Ja, doch unter diesen zweiundzwanzig Köpfen war nicht der des meuterischen Ritters, denn nie hat ein Mensch erfahren, wer dieser Ritter war.«

»Und was hat der König mit Dona Bianca gemacht?« fragte Agenor.

»Dona Bianca wurde in das Schloß von Xexes geschickt, wo man sie gefangen hält, obgleich sie vielleicht eine viel härtere Strafe als die der Gefangenschaft verdient hätte.«

»Herr Maure,« sprach Don Federigo, »es geziemt sich nicht für uns, zu entscheiden, was für eine Strafe oder Belohnung diejenigen verdienen, welche Gott auserwählt hat, um sie an die Spitze der Nationen zu stellen. Nur Gott steht über ihnen und Gott allein kommt es zu, sie zu bestrafen oder zu belohnen.«

»Unser edler Herr spricht würdig,« erwiderte Mothril, indem er seine beiden Hände über seiner Brust kreuzte und seinen Kopf bis aus den Hals seines Pferdes neigte; »sein demüthiger Sklave hatte Unrecht, zu sprechen, wie er es gethan.«

In diesem Augenblick kam man an den Ort, an dem man am Abend Halt zu machen gedachte, und man hielt auch wirklich an, um die Zelte auszuschlagen.

Als sich der Maure entfernte, um dem niedersetzen der Sänfte beizuwohnen, näherte sich Don Federigo dem Ritter und sagte rasch zu ihm:

»Sprecht nichts mehr, was den König, oder Dona Bianca oder mich selbst betrifft, vor diesem verdammten Mauren, den ich alle Augenblicke von meinem Hunde erwürgen zu lassen Lust habe; sprecht nichts mehr davon bis zum Abendmahle, dann sind wir allein und können nach Muße plaudern.«

»Und Mothril der Maure wird er nicht ebenfalls dabei sein, wie immer?«

»Mothril der Maure wird genöthigt sein, uns allein zu lassen, er ißt nicht mit Christen; überdies hat er seine Sänfte zu bewachen.«

»Diese Sänfte enthält also einen Schatz?«

»Ja,« antwortete Federigo lächelnd, »Ihr täuscht Euch nicht, es ist ein Schatz.«

In diesem Augenblick näherte sich Fernando; Agenor hatte an diesem Tage schon genug Indiscretionen begangen, um zu befürchten, er könnte neue begehen. Aber wenn er seine Neugierde auch unterdrückte, so war sie doch nur um so lebhafter.

Fernando kam herbei, um die Befehle seines Herrn einzuholen, denn das Zelt von Don Federigo war mitten im Lager aufgeschlagen worden.

»Laß uns auftragen, mein guter Fernando,« sprach der Großmeister zu dem jungen Mann, »der Ritter muß Hunger und Durst haben.«

»Und ich werde zurückkommen,« sagte Fernando, »Ihr wißt, daß ich es versprochen habe, und Ihr wißt auch, wem ich es versprochen habe.«

Eine flüchtige Rothe stieg dem Großmeister in die Wangen.

»Bleibe also bei uns, Kind,« sagte er, »denn ich habe keine Geheimnisse vor Dir.«

Das Mahl wurde unter dem Zelte des Großmeisters aufgetragen; Mothril wohnte demselben in der That nicht bei.

»Nun, da wir allein sind,« sprach Agenor, »denn es ist, als ob wir allein wären, da Ihr, wie Ihr selbst sagtet, keine Geheimnisse vor diesem jungen Manne habt, erzählt mir, theurer Herr, was vorgefallen ist, damit ich in Zukunft nichts dem ähnlich begehe, was ich so eben begangen habe.«

Don Federigo schaute unruhig umher und sagte:

»Eine linnene Wand ist ein sehr schwacher Wall, um ein Geheimniß zu bewahren. Mann kann unten hineinsehen, man kann durch dieselbe hören.«

»Dann sprechen wir von etwas Anderem,« versetzte Mauléon; »trotz meiner natürlichen Neugierde werde ich warten. Und überdies, wenn es sich auch Satan zur Aufgabe machte, uns zu verhindern, finden wir doch sicherlich einen Augenblick von hier bis Sevilla, um ein paar Worte auszutauschen, ohne daß wir etwas zu befürchten haben.«

»Wäret Ihr nicht so müde gewesen sagte Don Federigo, »so hätte ich Euch eingeladen, mit mir mein Zelt zu verlassen, wir würden hinausgegangen sein. Jeder mit seinem Schwerte bewaffnet, in unsere Mäntel gehüllt, begleitet von Fernando, und hätten an einem Orte der Ebene geplaudert, der offen genug gewesen wäre, daß man hätte sicher sein können, aus fünfzig Schritte von uns würde uns Niemand hören, und verwandelte sich der Maure auch in eine Schlange als in seine erste Form.«

»Senor,« erwiderte Agenor mit jenem Lächeln, das die Stärke und das unerschöpfliche Vertrauen der Jugend verleihen, »ich bin nie müde. Oft, nachdem ich den Gemsbock aus den höchsten Felsen unserer Gebirge gejagt hatte, sagte mein edler Vormund Ernauton von Sainte-Colombe zu mir, wenn ich am Abend zurückkehrte: »»Agenor, man hat die Spur eines Bären im Gebirge erkannt, ich weiß, wo er wechselt; willst Du mit mit mir kommen und aus ihn warten?«« Ich nahm mir nur Zeit, um das Wildpret, das ich nach Hause brachte, niederzulegen, und brach, welche Stunde es auch war, auf's Neue auf.«

»Vorwärts also,« sprach Don Federigo.

Sie legten ihre Helme und ihre Panzer ah und hüllten sich in ihre Mäntel, minder noch wegen der zwischen den Gebirgen stets kalten Nächte, als um unbekannt zu bleiben; dann verließen sie ihre Zelte und wanderten in der Richtung fort, die sie am schnellsten aus dem Lager führen mußte.

Der Hund wollte ihnen folgen, doch Don Federigo machte ihm ein Zeichen, und das verständige Thier legte sich bei der Thüre des Zeltes nieder; er war Jedermann so bekannt, daß er bald das Incognito der zwei Freunde verrathen hätte.

Schon bei den ersten Schritten wurden sie von einer Schildwache angehalten.

»Wer ist dieser Soldat?« fragte Don Federigo seinen Pagen Fernando, indem er einen Schritt rückwärts machte.

»Es ist Ramon der Armbrustschütze, gnädigster Herr,« erwiderte der Page; »man sollte gut Wache halten um die Lagerstätte Eurer Herrlichkeit, und ich stellte selbst eine Linie von Schildwachen aus; Ihr wißt, ich habe Euch zu hüten versprochen.«

»So sage ihm, wer wir sind,« sprach der Großmeister, »diesem unsern Namen zu offenbaren, ist nicht gefährlich.«

Fernando näherte sich der Schildwache und sagte ihr leise ein Wort. Der Soldat hob seine Armbrust in die Höhe, trat ehrfurchtsvoll bei Seite und ließ die Spaziergänger vorüber.

Doch kaum hatten sie fünfzig Schritte gemacht, als sich eine weiße, unbewegliche Gestalt in der Dunkelheit erhob. Der Großmeister, welcher nicht wußte, wer dies sein konnte, ging gerade auf das Gespenst zu. Es war eine zweite Schildwache, in einen Caban gehüllt: sie senkte ihre Lanze und sagte spanisch, jedoch mit dem gutturalen Accent der Araber:

»Man geht nicht vorbei.«

»Und dieser?« fragte Don Federigo den Pagen, »wer ist es?«

»Ich kenne ihn nicht,« antwortete Fernando.

»Du hast ihn also nicht ausgestellt?«

»Nein, es ist ein Maure.«

»Laß uns vorbei,« sagte Don Federigo arabisch.

Der Maure schüttelte den Kopf und hielt fortwährend dem Großmeister die scharfe Spitze seiner Hellebarde aus die Brust.

»Was soll das bedeuten? bin ich denn Gefangener, ich, der Großmeister, ich, der Fürst? Hollah! meine Wachen herbei!«

Fernando zog ein goldenes Pfeifchen aus seiner Tasche und pfiff.

Doch vor den Leibwachen, sogar vor der spanischen Schildwache, welche fünfzig Schritte hinter den Spaziergängern stand, erschien rasch und springend der Hund von Don Federigo, der, als er die Stimme seines Herrn erkannte und begriff, daß er um Hilfe rief, mit gesträubten Haaren herbeilief, mit einem Satze, mit einem Tigersatze auf den Mauren losstürzte und ihn durch die Falten seines Caban so gewaltig bei der Gurgel packte, daß der Soldat einen Schrei ausstoßend niederstürzte.

Bei dem Nothgeschrei kamen Mauren und Spanier aus den Zellen hervor: die Spanier eine Fackel in einer Hand und das Schwert in der andern; die Mauren schweigsam und ohne Licht, Raubthieren ähnlich in der Finsterniß hinschlüpfend.

»Herein, Alan!» rief der Großmeister.

Aus diesen Ruf ließ der Hund langsam und wie mit Bedauern seine Beute los und wich, die Augen aus den Mauren geheftet, der sich aus ein Knie erhob, bis zu den Fußen seines Herrn zurück, bereit, aus ein Zeichen von diesem abermals loszustürzen.

 

In diesem Augenblick kam Mothril.

Der Großmeister wandte sich gegen ihn um und sprach mit der doppelten Majestät, die ihn zum Fürsten zugleich dem Herzen und »er Geburt nach machte:

»Wer hat Schildwachen in meinem Lager ausgestellt? Antwortet, Mothril. Dieser Mensch gehört Euch. Wer hat ihn hierher gestellt?«

»In Euer Lager, hoher Herr,« erwiderte Mothril mit der größten Demuth: »oh! nie wäre ich so vermessen gewesen. Ich habe nur diesen treuen Diener hier (und er deutete auf den Mauren, der aus einem Knie lag und seine blutige Kehle zwischen beiden Händen hielt), ich habe nur diesem treuen Diener Befehl gegeben. Wache zu halten, aus Furcht vor nächtlichen Ueberfällen, und er wird meine Befehle überschritten oder Euch nicht erkannt haben; jedenfalls aber, wenn er den Bruder meines Königs beleidigt hat, und man glaubt, diese Beleidigung verdiene den Tod, soll er sterben.«

»Nein,« sprach Don Federigo.

»Die böse Absicht macht den Schuldigen, und sobald Ihr mir dafür steht, daß die seinige gut war, Herr Mothril, bin ich ihm eine Entschädigung für die Lebhaftigkeit meines Hundes schuldig. Fernando gib diesem Menschen Deine Börse.«

Fernando näherte sich mit Widerstreben dem Verwundeten und warf ihm seine Börse zu, die er aufhob.

»Nun, Herr Mothril,« sprach Don Federigo wie ein Mann, der nicht den geringsten Widerspruch gegen seinen Willen zulassen würde, »ich danke Euch für Eure Sorgfalt, doch sie ist unnöthig, meine Wachen und mein Schwert genügen, um mich zu vertheidigen; wendet also Euer Schwert an, um Euch und Eure Sänfte zu bewachen, und nun, da Ihr wißt, daß ich weder Eurer, noch der Eurigen bedarf, kehrt unter Euer Zelt zurück, Senor Mothril, und schlaft im Frieden.«

Der Maure verbeugte sich und Don Federigo ging weiter.

Mothril ließ ihn gehen, und als er die drei Gestalten des Prinzen, des Ritters und des Pagen in der Dunkelheit sich, hatte verlieren sehen, näherte er sich der Schildwache und fragte:

»Bist Du verwundet?«

»Ja,« antwortete die Schildwache mit düsterer Miene.

»Schwer?«

»Die Zähne des verfluchten Thieres sind, in ihrer ganzen Länge in meine Gurgel eingedrungen.«

»Leidest Du?«

»Sehr.«

»Zu sehr, als daß Du Dich rächen könntest?«

»Wer sich rächt, leidet nicht; befehlt.«

»Ich werde befehlen, wenn es Zeit ist; komm.«

Hiernach kehrten Beide in das Lager zurück.

Während Mothril und der verwundete Soldat sich dem Lager zuwandten, wanderte Don Federigo, begleitet von Agenor und Fernando, in der düsteren Landschaft fort, deren Horizont die Sierra Estrella bildete; von Zeit zu Zeit schickte er voraus oder zurück den Hund mit dem unfehlbaren Geruche, der, wenn man ihnen gefolgt wäre, sicherlich seinen Herrn von der Gegenwart des Spions benachrichtigt hätte.

Sobald er glaubte, er sei vom Lager entfernt genug, daß der Klang seiner Stimme nicht mehr bis dahin dringen könnte, blieb Don Federigo stehen, legte seine Hand aus die Schulter des Ritters und sagte mit dem tiefen Ausdruck, welcher offenbart, daß die Stimme vom Herzen kommt:

»Höre, Agenor, sprich mir nie mehr von der Person, deren Namen Du genannt hast; wenn Du vor Fremden von ihr sprichst, wirst Du meine Stirne erröthen und meine Hand zittern machen; sprächst Du von ihr, wenn wir allein wären, so würdest Du meine Seele vergehen machen. Die unglückliche Dona Bianca hat die Gnade ihres königlichen Gemahls nicht zu erlangen gewußt; der so reinen und sanften Französin hat er Maria Padilla, die hochmüthige und glühende Spanierin, vorgezogen. Eine ganze beklagenswerthe Geschichte von Argwohn, Krieg und Blut ist in den wenigen Worten enthalten, die ich Dir gesagt habe. Eines Tags, wenn es nöthig ist, werde ich Dir mehr sagen; doch bis dahin beobachte Dich, Agenor, und sprich mir nicht mehr von ihr; ich denke nur zu viel an sie, ohne daß man von ihr spricht,«

Bei diesen Worten hüllte sich Federigo in seinen Mantel, als wollte er einen ungeheuren Schmerz mit sich absondern und begraben.

Agenor blieb nachdenkend beim Großmeister; er suchte, indem er seine Erinnerungen zurückrief, diejenigen Theile des Geheimnisses seines Freundes zu durchdringen, wobei er ihm nützlich sein könnte, und denen, wie er wohl einsah, die Einladung, die er von ihm erhalten, nicht fremd war.

Der Großmeister begriff, was in dem Herzen von Agenor vorging, und fügte bei:

»Dies ist es, was ich Dir sagen wollte, Freund; Du wirst fortan bei mir leben und, da ich keine Vorsicht gegen meinen Bruder zu gebrauchen habe, ohne daß ich von ihr spreche, ohne daß Du mir von ihr sprichst, am Ende den Abgrund erforschen, vor dem ich selbst erschrecke; doch für den Augenblick gehen wir nach Sevilla, die Feste eines Turniers erwarten mich dort; der König, mein Bruder, will mir Ehre anthun, wie er sagt, und er hat mir in der That, wie Du gesehen, Don Mothril, seinen Rath und seinen Freund, geschickt.«

Fernando zuckte die Achseln, um zugleich Haß und Verachtung auszudrücken.

»Ich gehorche also,« erwiderte Federigo, seinen eigenen Gedanken beantwortend; »doch schon als ich Coimbra verließ, hatte ich Argwohn, und die Beaufsichtigung, die man um mich her übt, hat diesen Argwohn bestätigt. Ich werde also wachen. Ich habe nicht nur zwei Augen, ich habe auch die meines ergebenen Dieners Fernando, und wenn Fernando mich verläßt, um eine geheime, unerläßliche Sendung zu vollziehen, so bleibst Du bei mir, denn ich bin Euch Beiden in gleicher Freundschaft zugethan.«

Und Don Federigo reichte jedem von den zwei jungen Leuten eine Hand, welche Agenor ehrfurchtsvoll an sein Herz drückte und Fernando mit Küssen bedeckte.

»Edler Herr,« sprach Mauléon, »ich bin sehr glücklich, so zu lieben und geliebt zu werden; doch ich komme sehr spät, um meinen Antheil an einer so lebhaften Freundschaft zu nehmen.«

»Du wirst unser Bruder sein,« erwiderte Don Federigo, »Du wirst in unser Herz einziehen, wie wir in das Deinige. Und nun sprechen wir nur von den Festen und von den schönen Lanzenstößen, die uns in Sevilla erwarten. Kommt und laßt uns ins Lager zurückkehren.«

Hinter dem ersten Zelte, an dem er vorbei schritt, fand Don Federigo Mothril, der ganz wach hier aufgepflanzt war; er blieb stehen und schaute den Mauren an, ohne den Aerger verbergen zu können, den ihm diese Hartnäckigkeit verursachte.

»Senor,« sagte Mothril zu Don Federigo, »als ich sah, daß Niemand im Lager schlief, kam mir ein Gedanke; würde es Eurer Hoheit, da die Tage so glühend heiß sind, nicht gefallen, sich wieder in Marsch zu setzen? Der Mond geht aus, die Nacht ist mild und schön, und Ihr kürzt dadurch die Ungeduld des Königs, Eures Bruders ab.«

»Doch Ihr?« sagte Federigo, »doch Eure Sänfte?«

»Oh! Senor,« erwiderte der Maure, »ich und alle meine Leute sind Eurer Hoheit zu Befehl.«

»Vorwärts also, es ist mir genehm,« sprach Federigo, »gebt Befehl zum Ausbruch.«

Während man die Pferde und Maulthiere sattelte, während man die Zelte abschlug, näherte sich Mothril der verwundeten Schildwache und fragte sie:

»Wenn wir zehn Meilen in dieser Nacht machen, so haben wir die erste Gebirgskette überschritten?«

»Ja,« antwortete der Soldat.

»Und wenn wir morgen Abend gegen sieben Uhr aufbrechen, um welche Stunde werden wir bei der Furt der Zezere sein?«

»Um elf Uhr.«

Um die von dem Soldaten bezeichnete Stunde war man zum Lagerungsplatz gekommen. Diese Art, zu reisen, war, wie es der Maure vorhergesehen. Jedermann angenehm gewesen und hatte für ihn noch den besonderen Vortheil gehabt, daß er seine Sänfte leichter den neugierigen Blicken von Musaron zu entziehen vermochte.

Denn eine einzige Sorge beschäftigte den würdigen Knappen, die, zu erfahren, welche Art von Schatz in dem vergoldeten Kasten, den Mothril so ängstlich hütete, verborgen sei.

Als wahrer Sohn Frankreichs nahm er auch keine Rücksicht auf die Anforderungen des neuen Klima, in welchem er sich fand, und er schweifte bei der größten Hitze des Tages um die Zelte her.

Die Sonne schoß senkrecht herab, Alles war verlassen auf dem Felde. Federigo hatte sich, um ganz seinen Gedanken zu leben, unter sein Zelt zurückgezogen. Fernando und Agenor plauderten unter dem ihrigen, als sie plötzlich Musaron auf der Schwelle erscheinen sahen. Der Knappe zeigte das lachende Gesicht eines Menschen, der beinahe sein längst ersehntes Ziel erreicht hat.

»Seigneur Agenor,« sagte er, »eine große Entdeckung?«

»Welche?« fragte de« Ritter, der an die scherzhaften Ausfälle seines Knappen gewöhnt war.

»Don Mothril spricht mit der Sänfte und die Sänfte antwortet ihm.«

»Und was sagen sie sich?« fragte der Ritter.

»Ich habe wohl das Gespräch gehört, doch ich konnte es nicht verstehen, in Betracht, daß sie Arabisch mit einander sprachen.«

Der Ritter zuckte die Achseln.

»Was sagt Ihr hierzu, Fernando?« fragte er.

»Wenn man Musaron glauben darf, spricht der Schatz von Don Mothril.«

»Darüber darf man sich nicht wundern,« erwiderte der Page, »der Schatz von Don Mothril ist eine Frau.«

»Ah! . . .« machte Musaron, im höchsten Maße erstaunt.

»Jung?« fragte Agenor lebhaft.

»Wahrscheinlich.«

»Schön?«

»Ah! Ihr fragt mich zu viel, Herr Ritter; ich glaube, nur wenige Personen, selbst von dem Gefolge von Don Mothril, vermöchten Euch hierauf zu antworten.«

»Nun wohl, ich werde es erfahren,« sprach Agenor.

»Wie dies?«

»Da Musaron bis zum Zelte gekommen ist, so werde ich wohl auch dahin gelangen. Wir Gebirgsjäger sind gewohnt, von Fels zu Fels zu schlüpfen und die Gemsen aus den Gipfeln unserer Pics zu überraschen. Der Senor Don Mothril wird weder schlauer, noch argwöhnischer sein, als eine Gemse.

»Es sei,« sprach Fernando, ebenfalls durch einen unwiderstehlichen Zug toller Jugend fortgerissen; »doch nur unter der Bedingung, daß ich mit Euch gehe.«

»Kommt, und Musaron soll mittlerweile wachen.«

Agenor hatte sich nicht getauscht, und man hatte nicht einmal so viel Vorsicht nöthig. Es war elf Uhr Morgens. Die Sonne Afrikas schoß ihre heißesten Strahlen aus die Erde herab; das Lager schien verlassen; die spanischen und maurischen Schildwachen hatten den Schatten eines Felsen oder eines einsamen Baumes gesucht, so daß man sich, wenn die Zelte nicht gewesen wären, die der Landschaft den augenblicklichen Anschein der Bewohnung gaben, in einer Wüste hätten glauben können. Das Zelt von Don Mothril war das entfernteste. Um es noch mehr abzusondern, oder um ihm ein wenig Frische zu geben, hatte er es an eine Gruppe von Bäumen angelehnt. In dieses Zelt hatte er die Sänfte bringen lassen, und vor der Thüre fiel ein großes Stück türkischen Stoffes herab, das den Blick in das Innere zu dringen verhinderte. Musaron bezeichnete ihnen dieses Zelt als dasjenige, welches den Schatz enthalte. Die jungen Leute ließen Musaron an dem Platz, wo er war, und von wo er Alles, was aus der Seite des Zeltes vorging, sehen konnte, machten einen Um weg und erreichten das Ende des Gehölzes; sobald sie hier waren, hielten sie den Athem an, dämpften sie ihre Tritte, schoben sie behutsam die Zweige, deren Rauschen sie hätte verrathen können, auseinander, und schlichen sich, ohne von Don Mothril gehört zu werden, bis zu dem kreisförmigen Zelte, in dessen Mittelpunkt Don Mothril und seine Sänfte sich befanden.

Man konnte nichts sehen, doch man konnte horchen.

»Oh!« sagte Agenor, »das Gespräch wird uns nicht viel lehren, denn sie sprechen Arabisch.«

Fernando legte den Finger aus seine Lippen und erwiderte:

»Ich verstehe das Arabische, laßt mich hören.«

Der Page horchte und der Ritter blieb still.

»Das ist seltsam,« sagte Fernando nach wenigen Augenblicken, »sie sprechen von Euch.«

»Von mir?« versetzte Agenor, »unmöglich.«

»Doch, wenn ich mich nicht sehr täusche.«

»Und was sagen sie?«

»Don Mothril hat bis jetzt allein gesprochen. Er hat gefragt: »»Ist es der Ritter mit dem rothen Helmbusch?««

In dem Augenblick, wo der Page diese Worte vollendete, erwiderte eine melodische, vibrirende Stimme, eine von jenen Stimmen, welche Ambra und Perlen zu destilliren scheinen und ein Echo im Herzen finden:

»Ja, es ist der Ritter mit dem rothen Helmbusch; er ist jung und schön.«

»Jung allerdings,« erwiderte Mothril, »denn er ist kaum zwanzig Jahre alt, doch schön, das leugne ich.«

»Er trägt seine Waffen gut und scheint muthig zu sein.«

»Muthig! ein Räuber! ein Geier der Pyrenäen, der sich auch aus den Leichnam unseres Spanien niedergelassen hat!«

»Was sagt er?« fragte Agenor.

Der Page wiederholte lachend die Worte von Mothril.

Der Ritter wurde roth bis über die Stirne; er legte die Hand an den Griff seines Degens und zog ihn halb aus der Scheide. Fernando hielt ihn zurück.

 

»Edler Herr,« sagte er, »das ist der Lohn der Indiscreten; doch ohne Zweifel wird die Reihe auch an mich kommen: horchen wir.«

Die sanfte Stimme fuhr stets in arabischer Sprache fort:

»Es ist der erste Ritter von Frankreich, den ich sehe; verzeiht mir also ein wenig Neugierde.

Die französischen Ritter sind berühmt durch ihre Artigkeit, wie man mich versichert.

Ist dieser im Dienste des Königs Don Pedro?«

»Aissa,« entgegnete Mothril mit einem Ausdruck gedrängter Wuth, »sprecht mir nicht mehr von diesem jungen Menschen.«

»Ihr,« erwiderte die Stimme, »Ihr habt mir von ihm gesprochen, als wir ihn im Gebirge trafen; Ihr habt mich, nachdem Ihr mir unter den Bäumen, wo er uns voran geritten, Halt zu machen zugesagt, ermahnt, eine Strapaze mehr zu ertragen, um nach Coimbra zu kommen, ehe der französische Herr mit Federigo sprechen könnte.«

Fernando legte seine Hand auf den Arm des Ritters, es kam ihm vor, als zerrisse der Schleier und entblößte das Geheimniß des Mauren.

»Was sagt er denn?« fragte der Ritter.

Fernando wiederholte ihm Wort für Wort, was Mothril gesagt.

Doch dieselbe Stimme fuhr mit einem Tone fort, der dem Ritter bis ins Herz ging, obgleich er die Worte nicht verstand, und fragte: »Warum scheint Ihr ihn denn so zu fürchten, wenn er nicht muthig ist?«

»Ich mißtraue Jedermann und fürchte Niemand,« erwiderte Mothril. »Dann finde ich es unnöthig, daß Ihr Euch mit einem Mann beschäftigt, den Ihr bald nicht mehr sehen sollt.«

Mothril hatte diese letzten Worte mit einem Ton gesprochen, der keinen Zweifel über ihre Bedeutung übrig ließ; Agenor erkannte auch an der Bewegung, die der Page machte, daß er etwas Wichtiges erlauert hatte.

»Seid aus Eurer Hut, Sire von Mauléon,« sagte er. »Ihr habt in Don Mothril einen Feind, mag nun Politik oder Eifersucht die Ursache sein.«

Agenor lächelte verächtlich.

Beide horchten wieder, hörten aber nichts mehr. Einige Minuten nachher erblickten sie durch die Bäume Mothril, der sich entfernte und den Weg nach dem Zelte von Don Federigo einschlug.

»Mir scheint,« sagte Agenor, »dies wäre der Augenblick, die schöne Aissa, welche so viel Sympathie für die fränkischen Ritter hat, zu sehen und zu sprechen.«

»Sie sehen, ja, sie sprechen, nein,« erwiderte Fernando. »Denn, glaubt mir, Mothril hat sich nicht entfernt, ohne Wachen vor der Thüre zurückzulassen.«

Und er machte mit der Spitze seines Dolches in die Naht des Zeltes eine schmale Oeffnung, welche, so schmal sie auch war, dem Blick in das Innere zu dringen gestattete.

Aissa lag aus einem Ruhebett von purpurnem, mit Gold gesticktem Stoff, und war in eine von jenen stummen, lächelnden Träumereien versunken, die den Frauen des Orients, deren ganzes Leben sinnlichen Empfindungen angehört, eigenthümlich sind. Eine von ihren Händen hielt das musikalische Instrument, das man die Guzla nennt. Die andere war in ihre mit Perlen bestreuten schwarzen Haare getaucht, welche nur um so mehr ihre seinen, zart zugespitzten Finger mit den roth gefärbten Nägeln hervorhoben. Ein langer, feuchter Blick, der, um sich daraus zu heften, den Gegenstand zu suchen schien, den sie in ihrem Geiste sah, sprang unter ihrem Augenlid mit den seidenen Wimpern hervor.

»Wie schön ist sie!« murmelte Agenor.

»Senor,« erwiderte Fernando, »bedenkt wohl, es ist eine Maurin, und folglich eine Feindin unserer heiligen Religion.«

»Bah!« versetzte Agenor, »ich werde sie bekehren.« In diesem Augenblick hörte man Musaron husten. Dies war das verabredete Zeichen, wenn sich Jemand dem Gehölze nähern würde; und die zwei jungen Leute kehrten mit derselben Vorsicht, die sie zuvor angewendet, aus dem Weg, den sie schon gemacht hatten, zurück. Als sie an den Saum des Gehölzes kamen, erblickten sie aus der Straße von Sevilla eine kleine Truppe, bestehend aus einem Dutzend arabischer und castilianischer Reiter. Sie ritten gerade aus Mothril zu, der, sobald er sie erblickte, einige Schritte von dem Zelte des Großmeisters stehen blieb. Diese Reiter kamen abgesandt vom König Don Pedro und brachten eine neue Depeche an seinen Bruder. Die Depeche war begleitet von einem Brief für Mothril. Der Maure las den für ihn bestimmten Brief und trat in das Zelt von Don Federigo, nachdem er die Ankömmlinge einen Augenblick hatte warten heißen, für den Fall, daß es dem Großmeister belieben würde, einige Erläuterung von ihnen zu verlangen.

»Abermals!« rief Don Federigo, als er Mothril aus seiner Thürschwelle erblickte.

»Hoher Herr,« sprach der Maure, »was mich so kühn macht, bis zu Euch zu dringen, ist eine an Euch gerichtete Botschaft unseres geehrten Königs, die ich Euch ungesäumt übergeben wollte.«

Und er reichte den Brief Don Federigo, der ihn mit einem gewissen Zögern nahm. Doch bei den ersten Zeilen, die er las, klärte sich die Stirne des Großmeisters auf.

Die Depeche enthielt Folgendes:

»Mein viel geliebter Bruder, beeile Dich, denn schon ist mein Hof voll von Rittern aller Nationen. Sevilla freut sich in Erwartung der Ankunft des tapferen Großmeisters von San Jago. Diejenigen, welche Du mit Dir bringen wirst, sollen willkommen sein; doch hemme Deinen Marsch nicht durch ein zu großes Gefolge. Zum Ruhm wird es mir gereichen, Dich zu sehen, zum Glück, Dich bald zu sehen.«

Fernando und Agenor, denen diese neue Truppe, welche sich nach dem Zelte von Don Federigo wandte, einige Unruhe verursachte, traten nun ebenfalls ein.

»Ah!« sprach Don Federigo, indem er Agenor den Brief des Königs reichte, »leset und seht, welche Aufnahme uns zu Theil werden wird.«

»Wird Eure Hoheit nicht einige Worte des Willkomms zu denjenigen sagen, welche ihr diesen Brief gebracht haben?« fragte Mothril.

Don Federigo machte ein Zeichen mit dem Kopf, ging hinaus und dankte ihnen für die Eile, die sie angewendet, denn er hatte vernommen, daß sie den Weg von Sevilla bis zu seinen Zelten in fünf Tagen zurückgelegt. Nachdem er dies gethan, wandte sich Mothril an den Anführer und sprach:

»Ich behalte Deine Soldaten, um dem Großmeister mehr Ehre anzuthun. Du aber kehre zu dem König Don Pedro mit der Schnelligkeit der Schwalbe zurück und melde ihm, der Prinz sei im Marsch nach Sevilla begriffen.«

Dann fügte er ganz leise bei:

»Gehe und sage dem König, ich werde nicht ohne den Beweis, den ich ihm versprochen, zurückkehren.«

Der arabische Reiter verbeugte sich und schoß, ohne ein Wort zu erwidern, ohne sich oder sein Pferd zu erfrischen, wie ein Pfeil fort.

Dieser mit leiser Stimme gegebene Auftrag entging Fernando nicht, und obgleich er den Gegenstand desselben nicht wußte, weil er die Worte nicht hatte hören können, glaubte er doch seinem Herrn sagen zu müssen, der Wiederaufbruch des kaum angekommenen Führers erscheine ihm um so verdächtiger, als dieser Führer ein Maure und kein Castilianer sei.

»Höre,« sagte Don Federigo, als sie allein waren, »die Gefahr, wenn eine solche obwaltet, kann weder mich, noch Dich, noch Agenor bedrohen: wir sind starke Männer, welche keine Gefahr fürchten. Doch im Schlosse Medina Sidonia ist ein schwaches, wehrloses Wesen, eine Frau, welche schon zu viel für mich und meinetwegen gelitten hat. Du mußt abgehen; Du mußt mich verlassen; Du mußt durch irgend ein Mittel, dessen Wahl ich Deiner Gewandtheit anheimstelle, bis zu ihr gelangen und sie auf ihrer Hut zu sein ermahnen. Alles, was ich ihr nicht in einem Briefe sagen könnte, wirst Du ihr mündlich sagen.«

»Ich werde abreisen, wann Ihr wollt,« antwortete Fernando; »Ihr wißt, daß ich zu Euren Befehlen bin.«

Federigo setzte sich an einen Tisch und schrieb einige Zeilen auf ein Pergament, auf das er, nachdem er es geschlossen hatte, sein Siegel drückte. Als er hiermit zu Ende war, kam der unvermeidliche Mothril wieder in sein Zelt.

»Ihr seht,« sprach Don Federigo, »ich schreibe meinerseits auch an den König Don Pedro. Es hieß, wie mir scheint, seinen Brief kalt empfangen, daß man Eurem Boten nur eine mündliche Antwort ertheilte. Morgen früh wird Fernando abgehen.«

Der Maure verbeugte sich statt jeder Antwort; in seiner Gegenwart verschloß der Großmeister das Pergament in einen mit Perlen gestickten Beutel, übergab diesen dem Pagen und sprach zu ihm: »Du weißt, was damit zu thun ist?«

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