Die poetische Sprache der Hypnose

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Из серии: Hypnose und Hypnotherapie
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Die poetische Sprache der Hypnose
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Dieses Buch ist meinem Großonkel, dem expressionistischen Schriftsteller Georg Kaiser (1878–1945), und meinem Großvater, dem Förster und Lyriker Fritz Amsler (1896–1954), gewidmet.

Agnes Kaiser Rekkas

Agnes Kaiser Rekkas

Die poetische Sprache der Hypnose

Therapeutisch wirksame Trance in ihrer sinnlichsten Form

2020


Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Berlin)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe »Hypnose und Hypnotherapie«

hrsg. von Bernhard Trenkle

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlaggestaltung: Heinrich Eiermann

Umschlagmotiv: © John Curran

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Erste Auflage, 2020

ISBN 978-3-8497-0362-2 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8251-1 (ePub)

© 2020 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Vangerowstraße 14 • 69115 Heidelberg

Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

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Inhalt

Worte können zaubern – Ein Vorwort

Teil 1: Poetik im hypnotischen Raum

Die Kraft der poetischen Hypnose

Das Spektrum der poetischen Hypnose

Die Struktur der Hypnose, poetisch angereichert

Teil 2: Poetische Hypnose in der Praxis

Die Geschichte der Hypnosetexte dieses Buches

Die poetische Hypnose und ihre therapeutische Wirksamkeit

Didaktische Erläuterung einzelner Texte

Poetische Hypnosetexte sprechen

Teil 3: Poetische Hypnose in 95 Texten

1Starter: »Hypnoseperlen« – Hypnose spielend lernen und schon beginnen zu genießen

IDer Körper frisch … die Gedanken ruhig … die Seele heiter …

2»Fruchtstärke« – Kalorienfreie Stärkung für den Selbstwert

3»Eiswürfel & Wassermelone« – Erfrischung für heiße Zeiten

4»Aufrecht wie eine Zypresse« – Körper und Seele im Lot

5»Im Basar« – Eine hypnotische Teppichreise; Auffinden von Kräften und Fähigkeiten

6»Der Baum, der weinte« – Kontaktaufnahme zur Spontaneität, Kreativität, Vitalität

7»Die Nikolaushypnose« – Selbstachtung, Selbstwert, Selbstbewusstsein, Lebensfreude

8»Ich tanze mich frei« – Leicht, spielerisch, frei, spontan

IIAtme mit dem Wind – Freie Atmung, gute Stimmung

9»Heuschnupfen adieu! Mein Sommer wird schön!« – Selbstwirksame Suggestionen für heilsame Vorgänge

10»Golden Beach« – Freie Atmung, gute Stimmung; Erleichterung für die Atemwege

11»Sternbild« – Freie Atmung, körperliche Kräftigung und seelische Stabilisierung

12»Unabhängig und (rauch)frei!« – Selbstbewusst in die Zukunft

IIIGeistig fit, sicher, leistungsstark

13»Wie eine 1« – Innere Ruhe und Stabilisierung für die Prüfung

14»Fit für die Prüfung« – Innere Ruhe, Stärke, Selbstvertrauen, Klarheit und Ausdauer

15»Helenas Reise durch den Kopf« – Leicht lernen, gut behalten, klug wiedergeben; Hypnoseanleitung für Jugendliche

16»Im Zauberwald bei Nacht« – Licht ins Dunkel bringen; Auflösung von Dunkelangst

IVDer Diamant der Stärke

17»Die goldfarbene Wolke« – Beruhigung, tiefe Erholung

18»Der Diamant der Stärke« – Erholung und Vitalisierung

19»Der Lindenbaum« – Beruhigung, Erholung, Stärkung, Erdung

20»Die Schutzhülle« – Selbstschutz, Widerstandskraft

21»Klares Türkis und warme Koralle« – Selbstfindung

22»Zurück in der Kraft« – Freude an der wiedergewonnenen Lebensenergie

VEin Schlafkokon für tausendundeine Nacht

23»Sieben Schritte in tiefen Schlaf« – Den Tag entlassen, den Schlaf begrüßen

24»Eine kleine Nachthypnose« – Leicht einschlafen mit guter Selbstsuggestion

25»Die nachtblauen Samtvorhänge« – Vom Alltag abschalten, entspannt einschlafen

26»Der Schlafkokon« – Tief schlafen in vollkommener Geborgenheit

27»Wie eine Feder« – Federleicht einschlafen, ohne Zähneknirschen durchschlafen

 

28»Das friedliche Rauschen des Waldes« – Schlafen trotz Stress

29»Die lachenden Träume« – Gutes Traumgeschehen anregen

30»Der tropische Wasserfall« – Leicht einschlafen, erholsam durchschlafen, schön träumen, erquickt aufwachen

VIAufwind für die Stimmung – Stabilisierung und Vitalisierung

31»Die Sonnenblume« – Einführung in Hypnose, Stärkung durch Auffinden von Ressourcen

32»Go with the flow« – Selbstwertstärkung, Stabilisierung

33»Ein herrlich grauer Novembertag« – Selbstwertstärkung, Stimmungsaufhellung

34»Wie eine Möwe im Aufwind« – Ungutes verabschieden

35»Paradise is now« – Achtsamkeit im Hier und Jetzt

36»Der ungebetene Gast« – Der Depression die Tür weisen

VIIDie Glückspraline – Pralles Glück für die Figur

37»Beschwingt« – Intuitiv auf dem Weg zum Ziel

38»Auf dem Gemüsemarkt« – Augen auf für Gesundes, Augen zu beim Genuss!

39»Das innere Freudenfeuer« – Innere Klärung lässt Pfunde schmelzen

40»Die Sandburg« – Lust an Spiel und Spaß; für (innere) Kinder

41»Die Zähmung des süßen Monsters« – Süßigkeiten? Nee, lieber süße Hypnose!

42»Die Glückspraline« – Süßes nur mit voller Lust

VIIIMein Wunschgewicht – Mehr Selbstfürsorge, weniger Gewicht

43»Die Apfelhypnose« – Mehr Achtsamkeit beim Essen und damit mehr Genuss

44»Zu viel Gewicht? Steig heraus!« – Mit Leichtigkeit zu mehr Genuss

45»Die Giraffe« – Tiefe Hypnose für innere Stärkung und Selbstfürsorge

46»… und eine Portion genügt!« – Maßvoll essen. Warum nicht?

47»Meine wahre Gestalt« – Entfaltung auf tiefer unbewusster Ebene

48»Mein wunderbares kleines Kino« – Das Wunschgewicht erleben und unbewusste Prozesse bahnen

49»Mein Körper von morgen« – Selbstfürsorge und Gewichtsreduktion Hand in Hand

IXDie venezianische Maske – Erotische Fantasien

50»Maiglöckchen« – Sexuelle Gefühle stimulieren

51»Im Zentrum der Lust« – Schön, erotisch, frei, spontan

52»Die venezianische Maske« – Lust und Libido anfeuern (für Sie)

53»Dahingleitend …« – Sinnlichkeit und männliche Potenz (für Ihn)

54»Denn die Liebe … sie ist ein Spiel!« – Sich freisprechen, freitanzen, freilieben

XFrauenpower – Für Schwangerschaft und Geburt

55»Die Margeritenwiese« – Fröhlicher Dialog mit dem Kind im Mutterbauch

XIHeiße Jahre, kühle Wonne – Stabil und im Einklang durchs Klimakterium

56»Entspannende Ruhe … klare Kühle … ruhiger Herzschlag … sichere Gefühle«

57»Aphrodite« – Kühles Bad für heiße Wallung

58»Eisblumen« – Erlernen selbstwirksamer hypnotischer Abkühlung

59»Die schöne Kriegerin« – Ausgeglichen und standsicher

XIIIch lebe mich gesund – Mut, Stärke, Zuversicht

60»Ich lebe mich gesund!« – Beruhigung, Erholung und Zuversicht

61»Kraftort Portovenere« – Die Chemotherapie gut vertragen (1)

62»Vollmond am Strand« – Die Chemotherapie gut vertragen (2)

63»Besuch im Eispalast« – Für die Strahlentherapie, stimmungsaufhellend und ermutigend

64»Mit unbeirrbarem Glauben« – Erholung, Stärkung, Mut und Ausdauer

65»Die ozeanische Trance« – Tiefe Hypnose für Wohlbefinden und Kräftigung

66»Der Ressourcentank« – Schöne Erinnerungen für Halt und Zuversicht

67»Im Teich der Erholung« – Energie tanken

XIIIDas Seepferdchen – Glückliche Zähne

68»Das Seepferdchen« – Beim Zahnarzt entspannt am Strand!

69»Lavendelblau« – Wohlbefinden vor und während der Zahnarztbehandlung

70»Wer seiner Kraft vertraut, braucht nicht verbissen zu sein« – Schlafen ohne Knirschen

XIVTräum dich schön! Hypnoseschlaf für gesunde Haut

71»Nofretete« – Einführung in Hypnose und erste Heilsuggestionen

72»Träum dich schön!« – Hypnoseschlaf für gesunde Haut

73»Die Insel der Selbstklarheit« – Klares Selbstgefühl, reine Haut

74»Spaziergang in warmen Herbstfarben« – Guter Umgang mit der Haut

75»Die Energiehaut« – Geschützt, stark, widerstandsfähig

76»Die heilende Haut« – Hypnosefantasie für Abheilung der Mundschleimhaut nach Chemotherapie

XVSeele und Bauch auf wundervoller Reise – Erholung für den Darm

77»Die Hypnosewunderpille« – Tiefe Hypnose, Wohlbefinden, heilsame Vorgänge im Darm

78»Wie im Märchen« – Wohlbefinden in Bauch und Seele

79»Einfach mal chillen …« – Auflösen von Schmerz; heilsamer Abstand zwischen Kopf und Darm

80»Das rote Telefon stilllegen« – Loslassen innerer Dialoge, Bilder und Gefühle, die die Symptomatik auslösen, und Neuorientierung

XVIArthrose? Hypnose!

81»Sonnenwarmes Moorbad für Rücken und Gelenke« – Schmerzentlastung und Erholung pur in Mutter Natur

XVIISeifenblasen – Gesunden und gesund bleiben

82»Lichtersee« – Heilendes Licht, Wohltat für den Körper

83»In der Rachenhöhle« – Den Drachen bezwingen, die Höhle reinigen und ausheilen

84»Die kleine Sanitäterin« – Hypnosefantasie für Jugendliche mit entzündlicher Darmerkrankung

85»Die Blaue Grotte« – Hypnosefantasie für Jugendliche

86»Das Reh des Unbewussten« – Tiefe Hypnose und heilsame Begegnung

87»Süßes Nichtstun im Park der Heilung« – Wellness für den Körper

XVIII»The promise of summer«

88»Sunbeam-shower« – Energy, support, stability

89»Sea of light« – Healing light and pledge; promise to the body

90»The magic sponge« – Deep hypnosis, clarity, spiritual freedom, and healthy body functions

91»Constellation« – Free breathing, more bodily strength, and spiritual support

XIXEine Träumerei – Frei von Symptom, Konflikt, Angst in die Zielgerade für Heilung und Meisterung

92»Die Nacht mit dem Wunder« – Das Ziel erleben und für die Zukunft bahnen

XXBewältigung großer Herausforderungen – Ressourcen und Reset

93»Rückfall? Reset in die Ressourcen!« – Umgang mit einem Rückfall

94»Die weiße Taube« – Selbstwert und Lebenslust

95»Der innere Diamant« – Kontakt zur inneren Kraft

Schluss

Gute Hypnosetexte entwerfen und die eigene Hypnosesprache finden

Anhang

Zitierte Literatur

Hypnose-CDs von Agnes Kaiser Rekkas

Über die Autorin

 

Worte können zaubern – Ein Vorwort

So aufgeklärt, modern, nüchtern und vernünftig wir sein mögen, wohnt uns dennoch eine romantische Seele inne: Wir lieben den Duft von Blüten, lassen uns vom Vollmond verführen, von Musik stimulieren und geraten durch schöne Erinnerungen ins Träumen. Auch Worte – zumal, wenn sie in Trance erklingen –, die uns vom Duft der Blüten, vom Silber des Vollmondes, von harmonischen Melodien und glücklichen Momenten erzählen, berühren und bringen uns in Schwingung.

Worte projizieren spontan Bilder. Sie wecken Assoziationen und kreieren so innere Wirklichkeiten. Auf diese Weise bauen sie innere Gefühlswelten auf und stimulieren die Hormonausschüttung. Diese Botenstoffe beeinflussen ihrerseits körperliche Vorgänge, von den seelischen ganz zu schweigen, während sich auf geistiger Ebene verloren geglaubte Erinnerungen, ungeahnte Erkenntnisse und Ideen hervorrufen. Überraschend löst sich Anspannung, Zeit nimmt andere Maße an, die Stimmung steigt, Kräfte wachsen, Ressourcen treten zutage, Schmerz vergeht und das Herz öffnet sich.

Worte können zaubern. Und von diesen Worten möchte ich Ihnen hier erzählen. Mit Worten und Texten zu spielen machte mir schon immer große Freude. Das habe ich unter anderem gleich zwei meiner Vorfahren zu verdanken: meinem Großvater mütterlicherseits und meinem Großonkel väterlicherseits, beides Schriftsteller, die in meiner Familie große Beachtung fanden, und mit deren Wirken ich mich seit meiner Jugend beschäftigte:

Mein Großvater Fritz Amsler (* 1896 in Biel, † 1954 in Langenthal) war Oberförster in den Berner Alpen und Schriftsteller. Er schrieb sowohl Lyrik als auch Theaterstücke, unter anderem als Kriegsgegner und Pazifist Das Vermächtnis, und war mit einer Gruppe von Literaten befreundet, die sich regelmäßig bei ihm trafen. Ich liebte meinen Großvater sehr, denn er konnte zaubern. Das tat er aber nur für mich. Leider erlebte ich diesen still-bescheidenen Mann selten, da er weit entfernt lebte, in dem Land mit der leckeren Schokolade und den Almen voller Enziane und Alpenrosen. Und ich verlor ihn früh, als ich gerade mal 5 Jahre alt war. Mein Großvater litt unter schweren Depressionen und stürzte sich aus schwindelnder Höhe in den Abgrund, um sich und die Seinen zu befreien.

»Doch Sappho singt nicht mehr, sie singt nicht mehr.

Das leichte Lied, das vogelleichte Lied

Singt Sappho nicht mehr. Als sie von uns schied

Sang sehnsuchtsvoll entgegen ihr das Meer.«

Fritz Amsler, Klage um Sappho, Bern 1947

Weitaus berühmter war »Onkel Georg«, den ich nur aus Erzählungen kenne. Für Georg Kaiser (* 25. November 1878 in Magdeburg, † 4. Juni 1945 in Ascona), einen hochbegabten, scharfsinnigen Exzentriker, galten keine Regeln. Sechzehnjährig brach er 1895 seine schulische Laufbahn ab und resümierte damals:

»Den Schulzwang erfüllte ich im Gymnasium Zum Kloster unserer lieben Frauen. Nach den großen Anstrengungen des Vergessens aller unfreiwillig erworbenen Kenntnisse, fasste ich – von nun an von außen unbehindert – unbeschränktes Vertrauen zu mir selbst.«

Zum Entsetzen seiner großbürgerlichen Familie verdingte er sich daraufhin als »Kohletrimmer« auf einem Frachtschiff unterwegs nach Südamerika. In Buenos Aires fand er zunächst Arbeit als Büroangestellter in einem Kaffeekontor, dann bei der Firma AEG. Doch kehrte er im Jahre 1901 halbtot, weil schwer an Malaria erkrankt, nach Deutschland zurück, wo ihm allerdings 1914 mit seinem Theaterstück Die Bürger von Calais der literarische Durchbruch gelang. Dank seiner geistvoll-pointierten Sprache, seinen Metaphern und Wortneuschöpfungen sowie seinem typisch expressionistischen Bild vom neuen Menschen wurde er – vollkommener Autodidakt – bald der erfolgreichste Dramatiker des Expressionismus und neben Gerhart Hauptmann in Deutschland der meistgespielte Bühnenautor seiner Zeit!

Kein Wunder, dass ihn das NS-Regime für seine Propagandapamphlete einspannen wollte. Doch mein Onkel verweigerte sich. Am 18. Februar 1933, während der Uraufführung seines Dramas Der Silbersee, stürmte die Sturmabteilung (SA) das Leipziger Schauspielhaus. Das Stück wurde vom Spielplan gestrichen und ein Publikationsverbot gegen ihn erlassen. Im Mai 1933 brannten seine Bücher. Georg Kaiser fand über Umwege Zuflucht in der Schweiz, wo seine Stücke aufgeführt wurden und er neue verfasste, wie Der Soldat Tanaka und Das Floß der Medusa. Bis zuletzt arbeitete er an dem Roman Ard, in dem er unter anderem Bezug auf das Konzentrationslager Theresienstadt nahm. Verarmt starb mein Großonkel kurz nach Kriegsende im Schweizer Exil.

»Kannibalismus – Militarismus – Nationalismus.«

»Revolution? Der Besitz wechselt die Taschen.«

»Sein Denken formen – das allein ist Glück.«

»Lasse keiner sich vom Wahn verführen, dass er mehr als jeder andre gelt‹:

Cäsar wollte mit dem Schwert regieren, und ein Messer hat ihn selbst gefällt.« (geschrieben 1932)

»Das Drama schreiben ist: einen Gedanken zu Ende denken.« (Georg Kaiser, 1966)

Nicht nur meine Vorfahren inspirieren mich, sondern auch andere Menschen. Michelangelo, zum Beispiel, gab die Initialzündung für die Hypnose Meine wahre Gestalt zum Thema Übergewicht, mit seinem berühmten Ausspruch:

»La figura era già nella pietra grezza. Ho solo dovuto buttare via tutto ciò che era superfluo.«

(Die Figur war schon in dem rohen Stein. Ich musste nur noch alles, was überflüssig war, wegmeißeln.)

Mein Gastroenterologe lehrte mich, wie ironische Absurdität den Geist erst durcheinanderwirbeln und anschließend in umso bessere Verfassung katapultieren kann. Mit verschmitztem Lächeln verkündete er mir direkt nach dem Aufwachen aus der Narkose das Ergebnis der Koloskopie: »Ich konnte beim besten Willen nichts finden« – so als ob er in den Höhlengängen meines Darms nach Goldvreneli (einer Schweizer Goldmünze) gesucht hätte. Total verwirrt brauchte ich einige Zeit, bis ich verstand, dann aber umso größere Entlastung empfand.

Meine erste bewusste Lektion in Reframing und Ressourcensprache erhielt ich vor 40 Jahren auf Trinidad in der Karibik durch einen fürsorglichen Vater der besonderen Art: Auf einer Gartenparty im Freundeskreis wurde mir ein prachtvoller Mann vorgestellt. Gewinnend lachte er mich mit blitzend weißen Zähnen an. Sein nackter Oberkörper schien ein Paket spielender Muskeln zu sein, seine Arme waren durchtrainiert und seine Hände angenehm fleischig, sodass einem spontan der verrückte Wunsch überkommen konnte, sich wie Däumelinchen in eine dieser Handflächen zu kuscheln. Sein Untergestell war verpackt in kanarienvogelgelbe Bermudashorts, eine Farbe, die mit dem Ton seiner Haut einzigartig harmonierte. Aus den Shorts lugten herrlich pralle Oberschenkel heraus, die in wohlgeformte Knie übergingen. Seine Waden ließen demgegenüber etwas zu wünschen übrig, und die Füße waren platt, doch das verzieh man gerne. Unübersehbar, der Kerl war ein unschlagbarer Womanizer! Deshalb staunte ich auch nicht, als eine Freundin mir zuraunte, wie er seiner Manneskraft überall auf der Insel freien Lauf gelassen hatte: Mit knapp 30 Jahren hatte er schon sieben Frauen ein Kind angehängt. Er selbst schien das anders zu sehen und verkündete voller Stolz: »I have seven children, and each of them has its own mother.«

Meine Mutter, die ich – eher zu meinem Leidwesen – nicht mit einem Geschwister teilen musste und die wie alle guten Mütter nicht fehlerfrei war, hat sich ohne Zweifel ebenfalls um meinen schier unbegrenzt sprudelnden Ideenreichtum verdient gemacht: Ich ging gerne zur Schule, und meine mittelmäßigen Noten bereiteten mir nicht den mindesten Stress. Waren Prüfungen angesagt, schickte meine Mutter mich immer mit dem liebevollen, schweizerisch gefärbten Satz los: »Ach, Agnesli, du hast doch so viel Fantasie!« Ermutigt machte ich mich auf den 3 Kilometer langen Fußmarsch zur Schule – genug Zeit, in der diese Suggestion ihre volle Wirkung entfalten konnte. Später machte ich daraus: »Sie dürfen alles denken, Sie dürfen aber auch alles Denken Ihrem Unbewussten überlassen.«

So wurde Sprache mein Interessengebiet und Hypnosesprache meine Bestimmung. In Trance die richtigen Worte zu sprechen, vor allem aber zu hören, bekommt eine andere Dimension in Bezug auf Nähe, Dichte, Resonanz. Hierfür bedarf die Sprache der Klarheit und Ausdruckskraft, aber auch der Fantasie und Poesie, will heißen: expressionistisch-klarer, suggestiver Momente sowie romantischer, ja mystischer Akzente.

Erst eine stimmige Komposition der Worte mit sinnlicher Nuancierung und vielfältigen offenen Angeboten verleiht Hypnosetexten ihre außergewöhnliche therapeutische Tiefenwirkung. Unbewusste kreative Prozesse kommen dabei wie von selbst ins Fließen. Denn ebenso wie wir die schöne Sprache in Literatur, Kunst, Theater oder Film schätzen, tun wir dies in der hypnotischen Trance. Ja, wir genießen die kunstvoll formulierte Hypnosesprache sogar noch intensiver, sind wir doch in einem veränderten Bewusstseinszustand und somit offen und zugänglich für eine ganz neue Art des inneren Erlebens und Empfindens.

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