Gejagt

Текст
Из серии: Ein Riley Paige Krimi #5
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Нет времени читать книгу?
Слушать фрагмент
Gejagt
Gejagt
− 20%
Купите электронную и аудиокнигу со скидкой 20%
Купить комплект за 877,80  702,24 
Gejagt
Gejagt
Аудиокнига
Читает Katja Kessler
478,80 
Подробнее
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

G E J A G T

(EIN RILEY PAIGE KRIMI – BAND #5)

B L A K E P I E R C E

Blake Pierce

Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die bisher die spannungsgeladenen Thriller VERSCHWUNDEN (Band #1), GEFESSELT (Band #2), ERSEHNT (Band #3) und GEKÖDERT (Band #4) umfasst. Blake Pierce ist außerdem auch die Autorin der MACKENZIE WHITE Krimi Serie und der AVERY BLACK Krimi Serie.

Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com und bleiben Sie in Kontakt!

Copyright © 2016 Blake Pierce

Aus dem Englischen von Marina Sun

Alle Rechte vorbehalten.

Außer durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdrückliche Genehmigung der Autorin vervielfältigt, vertrieben oder in irgendeiner Form übermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E–Book ist nur für ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht für Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. Ähnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zufällig. Copyright Umschlagsbild GongTo, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

RILEY PAIGE KRIMI SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

AVERY BLACK KRIMI SERIE

GRUND ZU TÖTEN (Band #1)

GRUND ZU FLÜCHTEN (Band #2)

Inhalt

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREIẞIG

KAPITEL EINUNDDREIẞIG

KAPITEL ZWEIUNDDREIẞIG

KAPITEL DREIUNDDREIẞIG

KAPITEL VIERUNDDREIẞIG

KAPITEL FÜNFUNDDREIẞIG

KAPITEL SECHSUNDDREIẞIG

KAPITEL SIEBENUNDDREIẞIG

KAPITEL ACHTUNDDREIẞIG

KAPITEL NEUNUNDDREIẞIG

KAPITEL VIERZIG

KAPITEL EINUNDVIERZIG

KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

PROLOG

Das Geräusch von Riley Paiges dahinjagendem Wagen zerriss die Stille in den dunklen Straßen von Fredericksburg. Ihre fünfzehnjährige Tochter wurde vermisst, aber Riley war eher wütend, als besorgt. Sie hatte eine Ahnung, wo sie April finden würde – bei ihrem neuen Freund, dem siebzehnjährigen Schulabbrecher Joel Lambert. Riley hatte ihr bestes versucht, um die Beziehung zu beenden, aber war dabei nicht erfolgreich gewesen.

Das ändert sich jetzt, dachte sie entschlossen.

Sie hielt vor Joels Haus, einer heruntergekommenen Hütte in einer zwielichtigen Nachbarschaft. Sie war schon einmal hier gewesen und hatte von Joel verlangt, dass er sich von ihrer Tochter verhält. Er hatte sie ganz offensichtlich ignoriert.

Im Haus war kein Licht zu sehen. Vielleicht war niemand zu Hause. Oder vielleicht würde Riley mehr finden, als sie würde verkraften können. Es war ihr egal. Sie hämmerte mit der Faust gegen die Haustür.

"Joel Lambert! Aufmachen!" rief sie.

Keine Antwort. Riley schlug wieder gegen die Tür. Diesmal hörte sie gemurmeltes Fluchen im Inneren des Hauses. Das Licht auf der Veranda ging an. Mit der Sicherheitskette noch verriegelt, öffnete sich die Haustür einen Spalt. Im gedämpften Licht konnte Riley ein unbekanntes Gesicht ausmachen. Es war ein bärtiger Mann von etwa neunzehn oder zwanzig Jahren, der stark drogenabhängig aussah.

"Was wollen Sie?" fragte er benommen.

"Meine Tochter", antwortete Riley knapp.

Der Mann sah sie verwirrt an.

"Sie haben sich in der Tür vertan, Lady."

Er versuchte die Tür zu schließen, aber Riley trat so fest dagegen, dass die Sicherheitskette riss und die Tür aufflog.

"Hey!" rief der Mann.

Riley stürmte ins Innere. Das Haus sah so aus, wie bei ihrem letzten Besuch – ein heilloses Durcheinander, vervollständigt von verdächtigen Gerüchen. Der junge Mann war groß und drahtig. Riley erkannte eine leichte Familienähnlichkeit zu Joel. Aber er war nicht alt genug, um Joels Vater zu sein.

"Wer sind Sie?" fragte sie.

"Ich bin Guy Lambert", erwiderte er.

"Joels Bruder?" riet Riley.

"Ja. Wer zum Teufel sind Sie?"

Riley zog ihre Marke aus der Tasche.

"Spezialagentin Riley Paige, FBI."

Die Augen des Mannes wurden groß.

"FBI? Hey, da muss eine Verwechslung vorliegen."

"Sind Ihre Eltern hier?" fragte Riley.

Guy Lambert zuckte mit den Achseln.

"Eltern? Welche Eltern? Joel und ich leben hier alleine."

Riley war nicht überrascht. Das letzte Mal, als sie hier gewesen war, hatte sie so etwas schon vermutet. Sie wollte nicht wissen, was mit ihnen geschehen war.

"Wo ist meine Tochter?" verlangte Riley.

"Lady, ich kenne Ihre Tochter nicht einmal."

Riley machte einen Schritt auf die nächstgelegene Tür zu. Guy Lambert versuchte ihr den Weg zu versperren.

"Hey, müssen Sie für so etwas nicht einen Durchsuchungsbefehl haben?" fragte er.

Riley stieß ihn zur Seite.

"Ich mache hier die Regeln", knurrte sie.

Riley ging durch die Tür in das unordentliche Schlafzimmer. Niemand war dort. Sie ging weiter durch eine andere Tür in ein dreckiges Badezimmer und durch eine dritte Tür in ein zweites Schlafzimmer. Immer noch niemand.

 

Sie hörte eine Stimme aus dem Wohnzimmer.

"Bleiben Sie, wo Sie sind!"

Sie eilte zurück ins Wohnzimmer.

Ihr Partner, Bill Jeffreys, stand in der Eingangstür. Sie hatte ihn um Hilfe gerufen, als sie ihr Haus verließ. Guy Lambert saß zusammengesunken auf dem Sofa und sah niedergeschlagen aus.

"Der Typ hier wollte sich gerade aus dem Staub machen", erklärte Bill. "Ich habe ihm nur klar gemacht, dass er auf dich warten sollte."

"Wo sind sie?" herrschte Riley Lambert an. "Wo sind Ihr Bruder und meine Tochter?"

"Ich habe keine Ahnung."

Riley packte ihn am T–Shirt und riss ihn auf die Füße.

"Wo sind Ihr Bruder und meine Tochter?" wiederholte sie.

Als er, "Ich weiß es nicht", antwortete, schlug sie ihn gegen die Wand. Sie hörte Bill missbilligend schnauben. Zweifellos war er besorgt, dass Riley sich vergessen könnte. Es war ihr egal.

Vollkommen panisch stieß Guy Lambert jetzt eine Antwort hervor.

"Sie sind in einem Haus die Straße runter. Dreizehn vierunddreißig."

Riley ließ ihn los. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie aus dem Haus und Bill folgte ihr.

Riley hatte ihre Taschenlampe herausgenommen und suchte nach der passenden Hausnummer. "Hier entlang", sagte sie.

"Wir sollten das jemandem melden", sagte Bill.

"Wir brauchen keine Verstärkung", rief Riley, während sie den Bürgersteig entlanglief.

"Das ist nicht, was mir Sorgen macht", murmelte Bill, folgte ihr aber trotzdem.

Nach wenigen Minuten stand Riley im Garten eines zweistöckigen Gebäudes. Es war heruntergekommen und offensichtlich abbruchreif, mit leeren Grundstücken zu beiden Seiten – eine typische "Fixerstube" für Heroinabhängige. Es erinnerte sie an das Haus, in dem der sadistische Psychopath Peterson sie gefangen gehalten hatte. Er hatte sie in einen Käfig gesperrt und sie mit einer Propangasfackel gefoltert, bis sie entkommen war und das Haus mit seinen eigenen Propanvorräten in die Luft gejagt hatte.

Für eine Sekunde zögerte sie, aufgewühlt durch die Erinnerung. Aber sie ermahnte sich selbst:

April ist da drin.

"Mach dich bereit", sagte sie zu Bill.

Bill zückte seine Waffe und Taschenlampe und zusammen bewegten sie sich auf das Haus zu.

Auf der Veranda konnte sie sehen, dass die Fenster des Hauses zugenagelt waren. Sie hatte nicht die Absicht diesmal höflich zu klopfen. Sie wollte weder Joel noch irgendjemandem sonst eine Warnung geben.

Sie versuchte die Türklinke. Sie ließ sich herunterdrücken. Aber die Tür war von innen verriegelt. Sie zog ihre Waffe und zerschoss den Riegel. Sie stieß die Tür auf.

Obwohl es draußen dunkel war, mussten sich ihre Augen erst an die innen herrschende Dunkelheit gewöhnen, als sie und Bill in das Wohnzimmer traten. Das einzige Licht kam von wenigen, verstreuten Kerzen. Sie erleuchteten einen grässlichen Anblick von Müll und Schutt, der leere Herointütchen, Nadeln und sonstige Drogenutensilien beinhaltete. Etwa sieben Leute waren sichtbar – zwei oder drei standen wankend auf, nach dem Lärm, den Riley verursacht hatte, der Rest lag schlaff auf dem Boden oder lag zusammengerollt im Drogenrausch auf Stühlen. Sie alle sahen verhärmt und krank aus, ihre Kleidung dreckig und zerrissen.

Riley steckte ihre Waffe weg. Sie würde sie nicht brauchen – noch nicht.

"Wo ist April?" rief sie. "Wo ist Joel Lambert?"

Ein Mann, der gerade aufgestanden war, sagte mit benommener Stimme, "Oben."

Bill hinter sich, bahnte Riley sich ihren Weg nach oben, ihre Taschenlampe im Anschlag. Sie konnte fühlen, wie die verrottenden Stufen unter ihrem Gewicht nachgaben. Sie und Bill traten in den Flur am Ende der Treppe. Drei Durchgänge, einer davon zu einem übel riechenden Badezimmer, hatten keine Türen mehr und waren sichtbar leer. Der vierte Durchgang hatte noch eine Tür, und sie war geschlossen.

Riley machte einen Schritt auf die Tür zu, aber Bill hielt sie zurück.

"Lass mich vorgehen", sagte er.

Riley ignorierte ihn, öffnete die Tür und trat ein.

Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, als sie sah, was sich innen abspielte. April lag auf einer nackten Matratze und murmelte immer wieder "Nein, nein, nein." Sie wand sich kraftlos, während Joel bemüht war, ihr die Kleidung auszuziehen. Ein übergewichtiger, unansehnlicher Mann wartete neben ihm darauf, dass Joel seine Aufgabe beendete. Eine Nadel und ein Löffel lagen neben einer Kerze auf dem Nachtschränkchen.

Riley verstand sofort. Joel hatte April unter Drogen gesetzt, bis sie kaum noch ansprechbar war, und bot sie als sexuelle Gefälligkeit dem widerwärtigen Mann an – sei es für Geld oder etwas anderes.

Sie zog ihre Waffe und richtete sie auf Joel. Sie musste all ihre Kraft aufbringen, um ihn nicht an Ort und Stelle zu erschießen.

"Weg von ihr", sagte sie.

Joel verstand offensichtlich, was in ihr vorging. Er hob sofort die Hände und entfernte sich mit eiligen Schritten rückwärts vom Bett.

In Richtung des anderen Mannes nickend sagte Riley zu Bill, "Leg dem Bastard Handschellen an. Bring ihn zurück zum Wagen. Jetzt kannst du Verstärkung rufen."

"Riley, hör zu …" Bills Stimme verlor sich.

Riley wusste, was Bill ungesagt ließ. Er verstand sehr wohl, dass Riley nur ein paar Minuten alleine mit Joel sein wollte. Und er war nicht gewillt, das zuzulassen.

Immer noch ihre Waffe auf Joel gerichtet, warf Riley Bill einen eindringlichen Blick zu. Bill nickte langsam, ging zu dem Mann, las ihm seine Rechte vor, legte ihm Handschellen an und brachte ihn nach draußen.

Riley schloss die Tür hinter ihnen. Dann stand sie mit gehobener Waffe Joel Lambert gegenüber. Das war der Junge, in den April sich verliebt hatte. Aber er war kein normaler Teenager. Er war tief in den Drogenhandel verstrickt. Er hatte diese Drogen bei ihrer Tochter genutzt und offensichtlich vorgehabt, Aprils Körper zu verkaufen. Das war kein Mensch, der fähig war, zu lieben.

"Was willst du jetzt machen, Bulle?" fragte er hämisch. "Ich habe meine Rechte." Er zeigte das gleiche spöttische Lächeln, das sie schon von ihrem letzten Zusammentreffen kannte.

Die Waffe zitterte leicht in Rileys Händen. Sie war versucht, den Abzug zu betätigen und diesen Abschaum wegzublasen. Aber sie konnte sich nicht dazu bringen.

Sie bemerkte, dass Joel sich langsam auf einen Tisch zu bewegte. Er war muskulös und ein wenig größer als Riley. Offenbar versuchte er, zu dem Baseballschläger zu kommen, der an den Tisch gelehnt war. Riley unterdrückte ein Grinsen. Es sah so aus, als würde er genau das tun, was sie von ihm wollte.

"Du bist verhaftet", sagte sie.

Sie steckte ihre Waffe weg und griff nach den Handschellen an ihrem Gürtel. Genau wie sie gehofft hatte, sprang Joel auf den Baseballschläger zu, hob ihn auf und schwang ihn in Richtung Riley. Sie wich dem Schlag aus und bereitete sich auf den nächsten vor.

Diesmal hob Joel den Schläger senkrecht in die Luft und plante scheinbar, ihn auf ihren Kopf niedersausen zu lassen. Aber als er den Schlag auszuführen versuchte, duckte Riley sich weg und griff nach dem schmalen Ende des Schlägers. Sie packte ihn und riss ihm den Schläger aus den Händen. Sie genoss den überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er das Gleichgewicht verlor.

Joel streckte sich nach dem Tisch aus, um seinen Fall zu stoppen. Als seine Hand auf dem Tisch lag, ließ Riley den Baseballschläger darauf krachen. Sie konnte die Knochen brechen hören.

Joel entfuhr ein armseliger Schrei und er fiel zu Boden.

"Du dumme Schlampe!" rief er. "Du hast mir die Hand gebrochen."

Außer Atem zückte Riley ihre Handschellen.

"Konnte nichts dagegen machen", sagte sie. "Du hast dich widersetzt und ich habe versehentlich deine Hand in der Tür eingeklemmt. Sorry."

Riley fesselte ihn mit der unverletzten Hand an einen Bettpfosten. Dann trat sie auf seine gebrochene Hand und verlagerte ihr Gewicht darauf.

Joel schrie und wand sich. Seine Füße strampelten hilflos umher.

"Nein, nein, nein!" schrie er.

Immer noch mit ihrem Fuß auf seiner Hand, beugte Riley sich zu ihm hinunter.

Spöttisch sagte sie, "'Nein, nein, nein!' Wo habe ich diese Worte denn schon einmal gehört? Vielleicht in den letzten paar Minuten?"

Joel heulte vor Panik und Angst.

Riley legte noch einmal ihr ganzes Gewicht auf den Fuß.

"Wer hat es gesagt?" verlangte sie.

"Deine Tochter … sie hat es gesagt", wimmerte er.

"Was gesagt?"

"'Nein, nein, nein …'"

Riley nahm ein wenig Druck von seiner Hand.

"Und warum hat meine Tochter das gesagt?" fragte sie gefährlich leise.

Joel konnte durch seine heftigen Schluchzer kaum sprechen.

"Weil … sie war hilflos … und hatte Schmerzen. Ich verstehe es. Ich verstehe es."

Riley nahm ihren Fuß von seiner Hand. Sie nahm an, dass die Nachricht angekommen war – vorerst zumindest, wenn auch wahrscheinlich nicht langanhaltend. Aber es war das Beste – oder Schlimmste – was sie jetzt tun konnte. Er verdiente den Tod oder eine noch härtere Strafe. Aber sie konnte sich nicht dazu bringen, sie auszuführen. Zumindest würde er nie wieder seine Hand problemlos nutzen können.

Riley ließ Joel liegen, gefesselt und heulend, und eilte zu ihrer Tochter. Aprils Pupillen waren stark geweitet und Riley wusste, dass sie Schwierigkeiten haben würde, sie zu sehen.

"Mom?" wimmerte April leise.

Der Klang dieses einen Wortes löste einen qualvollen Schmerz in Riley aus. Sie brach in Tränen aus und half April ihre Kleidung wieder anzuziehen.

"Ich bringe dich hier raus", versprach sie durch ihre eigenen Schluchzer. "Alles kommt wieder in Ordnung."

Doch während sie die Worte sprach, konnte Riley nur beten, dass sie sich bewahrheiten würden.

KAPITEL EINS

Riley kroch durch den Dreck in einem feuchten Kriechkeller unter dem Haus. Vollkommene Dunkelheit umgab sie. Sie fragte sich, warum sie ihre Taschenlampe nicht mitgebracht hatte. Schließlich war sie schon einmal an diesem schrecklichen Ort gewesen.

Wieder hörte sie Aprils Stimme durch die Dunkelheit hallen.

"Mom, wo bist du?"

Verzweiflung erfüllte Rileys Herz. Sie wusste, dass April irgendwo in der Finsternis gefangen gehalten wurde. Sie wurde von einem seelenlosen Monster gefoltert.

"Ich bin hier" rief Riley. "Ich komme. Sprich weiter mit mir, damit ich dich finden kann."

"Ich bin hier drüben", rief April.

Riley kroch in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, aber nur Augenblicke später hörte sie Aprils Ruf aus einer anderen Ecke kommen.

"Ich bin hier drüben."

Die Stimme hallte weiter durch die Dunkelheit.

"Ich bin hier … Ich bin hier … Ich bin hier …"

Es war nicht nur eine Stimme, und es war nicht nur ein Mädchen. Viele Mädchen riefen um Hilfe. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie zu ihnen kommen sollte.

Riley erwachte von ihrem Albtraum, da jemand ihre Hand drückte. Sie war Aprils Hand haltend eingeschlafen und April schien nun aufzuwachen. Riley setzte sich gerader auf und sah auf ihre Tochter, die ihm Bett lag.

Aprils Gesicht sah noch immer blass und fahl aus, aber ihre Hand war kräftiger und nicht mehr so kalt. Sie sah schon viel besser aus, als am Tag zuvor. Die Nacht im Krankenhaus hatte ihr gut getan.

April schaffte es, ihre Augen auf Riley zu richten. Dann kamen die Tränen.

"Mom, was, wenn du nicht gekommen wärst?" fragte April mit erstickter Stimme.

Riley brannten ihre eigenen Tränen in den Augen. April hatte diese Frage nun schon unzählige Male gestellt. Riley konnte es nicht ertragen, sich die Antwort vorzustellen, geschweige denn, sie auszusprechen.

Rileys Handy klingelte. Sie sah, dass der Anruf von Mike Nevins kam, dem forensischen Psychiater, der ebenfalls ein guter Freund von ihr war. Er hatte Riley durch viele persönliche Krisen geholfen und sich sofort bereit erklärt, auch bei dieser an ihrer Seite zu stehen.

"Ich wollte nur hören, wie es aussieht", sagte Mike. "Ich hoffe, ich störe nicht."

Riley war froh, Mikes freundliche Stimme zu hören.

"Ganz und gar nicht, Mike. Danke für deinen Anruf."

"Wie geht es ihr?"

"Besser, glaube ich."

 

Riley wusste nicht, was sie ohne Mikes Hilfe getan hätte. Nachdem Riley April von Joel gerettet hatte, war der gestrige Tag ein Wirbel aus ärztlichem Rettungsdienst, medizinischer Versorgung und Polizeiberichten gewesen. Gestern Abend hatte Mike dafür gesorgt, dass April hier, in das Corcoran Hill Health and Rehab Center eingewiesen wurde.

Es war sehr viel schöner, als das Krankenhaus. Selbst mit all den notwendigen Geräten, sah der Raum ansprechend und gemütlich aus. Durch das Fenster konnte Riley auf die Bäume des gepflegten Anwesens sehen.

In diesem Moment trat Aprils Arzt in den Raum. Sie beendete den Anruf, als Dr. Ellis Spears, ein freundlich aussehender Mann mit einem jungen Gesicht, trotz der grauen Strähnen, an Aprils Bett trat.

Er nahm ihre Hand und fragte, "Wie geht es dir?"

"Nicht gut", erwiderte sie.

"Nun, du musst dir selber ein wenig Zeit geben", sagte er. "Du wirst schon wieder. Mrs. Paige, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?"

Riley nickte und folgte ihm auf den Flur. Dr. Spears warf einen Blick auf die Informationen auf seinem Klemmbrett.

"Das Heroin hat ihr System fast vollständig verlassen", begann er. "Der Junge hat ihr eine gefährliche Dosis verabreicht. Glücklicherweise verlässt es den Blutkreislauf sehr schnell. Sie wird vermutlich keine weiteren physischen Entzugserscheinungen haben. Was sie gerade durchmacht ist eher emotional als physisch bedingt."

"Wird sie …?" Riley konnte sich nicht dazu bringen die Frage auszusprechen.

Glücklicherweise verstand der Arzt, was sie wissen wollte.

"Zurückfallen oder Verlangen danach haben? Das ist schwer zu sagen. Der erste Heroingebrauch kann sich wundervoll anfühlen – wie nichts sonst auf der Welt. Sie ist noch nicht abhängig, aber sie wird dieses Gefühl nicht vergessen. Es besteht immer die Gefahr, dass sie sich zu dem Glühen gezogen fühlen wird, dass es ihr gegeben hat."

Riley verstand, was der Arzt ihr sagen wollte. Ab jetzt würde es dringend notwendig sein, April von jedem möglichen Drogenmissbrauch fernzuhalten. Es war eine Aussicht, die ihr Angst machte. April hatte zugegeben, dass sie Marihuana geraucht und Pillen genommen hatte – einige davon offensichtlich verschreibungspflichtige Schmerzmittel, sehr gefährliche Opiate.

"Dr. Spears, ich–"

Riley fiel es schwer die Frage zu formulieren, die ihr durch den Kopf ging.

"Ich verstehe nicht, was passiert ist", sagte sie. "Warum hat sie so etwas getan?"

Der Arzt lächelte sie mitfühlend an. Riley nahm an, dass ihm diese Frage oft gestellt wurde.

"Flucht", sagte er. "Aber ich rede nicht von einer vollständigen Flucht vor dem Leben. Sie ist nicht diese Art von Drogennutzer. Tatsächlich glaube ich, dass sie von Natur aus nicht in dieser Hinsicht gefährdet ist. Wie alle Teenager hat sie eine schwache Impulskontrolle. Das liegt schlicht und ergreifend an einem unreifen Gehirn. Sie mochte das kurzfristige High, das die Drogen ihr gegeben haben. Glücklicherweise hat sie nicht genug genutzt, um einen langfristigen Schaden anzurichten."

Dr. Spears hielt einen Moment inne.

"Ihre Erfahrung war ungewöhnlich traumatisch", sagte er. "Ich meine die Tatsache, dass der Junge versucht hat, sie sexuell auszubeuten. Diese Erinnerung alleine könnte dafür sorgen, dass sie sich von Drogen fernhält. Aber es ist auch möglich, dass emotionaler Stress ein gefährlicher Trigger wird."

Rileys Mut sank. Emotionaler Stress schien gerade ein unvermeidbarer Teil ihres Familienlebens zu sein.

"Wir müssen sie für ein paar Tage beobachten", sagte Dr. Spears. "Danach wird sie viel Ruhe, Pflege, und Hilfe mit einer Selbstanalyse brauchen."

Der Doktor verabschiedete sich und setzte seine Runde fort. Riley stand im Flur, alleine und beunruhigt.

Ist das Gleiche mit Jilly passiert? fragte sie sich. Hätte April wie eines dieser verzweifelten Kinder enden können?

Vor zwei Monaten hatte Riley in Phoenix, Arizona, ein Mädchen vor der Prostitution gerettet, das sogar jünger als April gewesen war. Eine seltsame emotionale Verbindung hatte sich zwischen ihnen entwickelt und Riley hatte versucht, mit ihr in Kontakt zu bleiben, nachdem sie sie zu einer Einrichtung für Teenager gebracht hatte. Aber vor ein paar Tagen war Riley informiert worden, dass Jilly ausgerissen war. Nicht in der Lage nach Phoenix zurückzukehren, hatte Riley einen FBI Agenten um Hilfe gebeten. Sie wusste, dass der Mann sich ihr verpflichtet fühlte, und sie erwartete heute von ihm zu hören.

Währenddessen war Riley wenigstens wo sie sein musste, um April zu helfen.

Sie wollte gerade zurück in das Zimmer ihrer Tochter gehen, als sie hörte, wie ihr Name vom anderen Ende des Flures gerufen wurde. Sie drehte sich um und sah das besorgte Gesicht ihres Exmannes, Ryan, auf sie zukommen. Als sie ihn am Tag zuvor angerufen und über die Ereignisse informiert hatte, war er für einen Gerichtsfall in Minneapolis gewesen.

Riley war überrascht ihn zu sehen. Ryans Tochter stand normalerweise weit unten auf seiner Prioritätenliste – tiefer als sein Beruf als Anwalt und sehr viel tiefer als die Freiheit, die er jetzt als Single genoss. Sie hatte nicht erwartet, dass er auftauchen würde.

Aber jetzt kam er auf Riley zugelaufen, umarmte sie und sah sie voller Sorge an.

"Wie geht es ihr? Wie geht es ihr?"

Ryan wiederholte die Frage immer wieder, was es Riley erschwerte zu Wort zu kommen.

"Sie kommt wieder in Ordnung", erwiderte sie.

Ryan zog sich aus der Umarmung zurück und sah sie gequält an.

"Es tut mir leid", sagte er. "Es tut mir so, so leid. Du hast mir gesagt, dass April Probleme hat, aber ich habe nicht zugehört. Ich hätte für euch beide da sein sollen."

Riley wusste nicht, was sie sagen sollte. Entschuldigungen waren nicht Ryans Art. Tatsächlich hatte sie erwartet, dass er ihr die Schuld für das gab, was geschehen war. So war er bisher immer mit Familienkrisen umgegangen. Offensichtlich war der jetzige Vorfall schlimm genug, um ihn tatsächlich zu berühren. Er hatte vermutlich mit ihrem Arzt gesprochen und die ganze schreckliche Geschichte gehört.

Er nickte zur Tür.

"Kann ich sie sehen?" fragte er.

"Natürlich", sagte Riley.

Riley stand in der Tür und sah zu, wie Ryan an Aprils Bett eilte und sie in die Arme nahm. Er hielt seine Tochter für einige Momente fest an sich gedrückt. Riley sah, wie sein Hinterkopf mit unterdrückten Schluchzern zuckte. Dann setzte er sich neben April und hielt ihre Hand.

April weinte wieder.

"Oh, Daddy, ich habe wirklich Mist gebaut", sagte sie. "Weißt du, ich war mit diesem Jungen zusammen–"

Ryan hielt ihr einen Finger an die Lippen.

"Schhh. Du brauchst mir nichts erklären. Es ist alles gut."

Riley spürte einen Kloß in ihrem Hals. Plötzlich, zum ersten Mal in einer sehr langen Zeit, hatte sie das Gefühl, als wären sie drei eine Familie. War das gut oder schlecht? War es ein Zeichen dafür, dass es besser werden würde, oder wieder einmal das Vorspiel zu Enttäuschung und Kummer? Sie wusste es nicht.

Riley sah von der Tür aus zu, wie Ryan liebevoll über das Haar seiner Tochter strich und April entspannt ihre Augen schloss. Es war ein bewegender Anblick.

Wann hat es angefangen so schief zu laufen? fragte sie sich.

Sie wünschte sich, sie könnte die Zeit zurückdrehen, an einen ganz bestimmten Punkt, an dem sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, und genau das Gegenteil zu tun, damit all dies niemals geschah. Sie war sich sicher, dass Ryan etwas Ähnliches dachte.

Es war ein ironischer Gedanke, und sie wusste es. Der Mörder, den sie vorgestern geschnappt hatte, war von Uhren besessen gewesen und hatte seine Opfer so positioniert, dass sie wie die Zeiger auf einem Ziffernblatt aussahen. Und hier war sie nun, mit ihren eigenen Wunschvorstellungen über die Zeit.

Wenn ich nur Peterson von ihr hätte fernhalten können, dachte sie mit einem Schaudern.

Wie Riley, war auch April von dem sadistischen Monster eingesperrt und mit seiner Propangasfackel gefoltert worden. Das arme Mädchen hatte seitdem mit ihren eigenen Anfällen von PTBS zu kämpfen.

Aber Riley wusste, dass das Problem sehr viel weiter zurückging.

Vielleicht, wenn Ryan und ich uns nie hätten scheiden lassen, überlegte sie.

Aber wie hätte sie das verhindern sollen? Ryan war kühl und distanziert gewesen, nicht nur als Ehemann, sondern auch als Vater. Ganz abgesehen einmal von seinen Seitensprüngen. Nicht, dass sie ihm alleine die Schuld gab. Sie selbst hatte auch Fehler gemacht. Sie hatte nie das richtige Gleichgewicht zwischen ihrer Arbeit beim FBI und dem Muttersein gefunden. Und sie hatte die Warnzeichen gesehen, die ihr sagten, dass April auf Schwierigkeiten zusteuerte.

Ihre Traurigkeit nahm zu. Nein, ihr fiel nicht ein besonderer Moment ein, an dem sie alles hätte ändern können. Ihr Leben war so voller Fehler und verpasster Gelegenheiten. Außerdem wusste sie, dass sie die Zeit nicht zurückdrehen konnte. Es hatte keinen Sinn, sich das Unmögliche zu wünschen.

Ihr Telefon klingelte und sie trat auf den Flur. Ihr Herz schlug schneller, als sie sah, dass der Anruf von Garrett Holbrook kam, dem FBI Agenten, der nach Jilly suchte.

"Garrett!" sagte sie, als sie abnahm. "Wie sieht es aus?"

Garrett antwortete in seiner typischen monotonen Stimme.

"Ich habe gute Neuigkeiten."

Riley merkte sofort, wie ihr angespannter Atem ruhiger wurde.

"Die Polizei hat sie eingesammelt", sagte Garrett. "Sie war die ganze Nacht auf der Straße, ohne Geld und ohne einen Ort, an den sie gehen konnte. Sie wurde beim Klauen in einem Supermarkt erwischt. Ich bin gerade mit ihr auf dem Polizeirevier. Ich werde die Kaution stellen, aber …"

Garrett hielt inne. Riley gefiel der Klang dieses "aber" ganz und gar nicht.

"Vielleicht sollte ich euch reden lassen", sagte er.

Einige Sekunden später hörte Riley den vertrauten Klang von Jillys Stimme.

"Hey, Riley."

Als Rileys Panik langsam nachließ, wallte Ärger in ihr auf.

"Nichts mit 'hey.' Was hast du dir dabei gedacht, einfach so wegzulaufen?"

"Ich gehe nicht wieder zurück", sagte Jilly.

"Doch, das tust du."

"Bitte, zwing mich nicht dazu zurückzugehen."

Riley schwieg für einen Augenblick. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Einrichtung, in der Jilly gelebt hatte, war ein guter Ort. Riley hatte einige vom Personal kennengelernt, die sehr hilfreich gewesen waren.

Aber Riley verstand auch, wie Jilly sich fühlte. Das letzte Mal, als sie zusammen sprachen, hatte Jilly sich beschwert, dass niemand sie wollte, dass Pflegeeltern sie immer übergangen.

"Sie mögen meine Vergangenheit nicht", hatte sie gesagt.

Diese Unterhaltung hatte damit geendet, dass Jilly Riley unter Tränen gebeten hatte, sie zu adoptieren. Riley war nicht in der Lage gewesen, die tausenden Gründe zu erklären, die dagegen sprachen. Sie hoffte, dass dieses Gespräch nicht ähnlich enden würde.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»