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Die Zauberfabrik

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„Heißt das etwa…?“, begann er voller Freude. „Kann ich etwa doch… bleiben?“



„Ja“, bestätigte Armando mit einem Nicken. „Du kannst hier bei mir bleiben.“ Dann fügte er lächelnd hinzu: „Zumindest fürs Erste.“



Das konnte Olivers Freude nicht mindern. Er war außer sich vor Begeisterung. Er sprang immer wieder in die Höhe und schlug mit geballter Faust in die Luft. Dabei schrie er vor Vergnügen.



„Ich habe es geschafft!“, rief er und rannte ein paar Ehrenrunden durch den Raum. „Ich habe es geschafft!“



Auch Armando kicherte fröhlich. „Ich denke, bei deiner Entschlossenheit und Gründlichkeit, nicht zu vergessen deine beeindruckende Denkkraft, wäre ich ganz schön dumm, dich wegzuschicken anstatt deine Talente zu fördern.“



Oliver rannte weiter, bis er vor seinem großen Vorbild stand. Dann blickte er zu ihm auf. Am liebsten hätte er ihn vor lauter Dankbarkeit in die Arme geschlossen, aber er hielt sich zurück.



„Was passiert jetzt?“, fragte er voller Tatendrang. „Woran soll ich als nächstes arbeiten? Vielleicht doch an dem Unsichtbarkeitsumhang?“



Seine Scheu wich der puren Aufregung. Er wollte sich sofort wieder an die Arbeit machen, aber Armando schüttelte belustigt den Kopf.



„Immer langsam mit den jungen Pferden, mein Junge. Zuerst muss ich mir ansehen, wie du mit echten Erfindungen zurechtkommst, bevor du dich an theoretisch lösbare, aber praktisch unmögliche Dinge machen kannst. Ich glaube, du brauchst du ein paar Grundlagen.“



„Ich bin bereit zu tun, was auch immer Sie für richtig halten. Es kann sofort losgehen.“



Armando lächelte. „Natürlich, natürlich. Komm mit. Wir arbeiten ein bisschen zusammen und sehen, wie es dir gefällt. Dann können wir immer noch darüber reden, wie die Zukunft aussehen soll.“



Wie auf Wolken ging Oliver hinter Armando her. Sie gingen in eine Ecke der Fabrik, in der eine große Werkbank mit jeder Menge verschiedener Werkzeuge und Materialien stand. Sägen, Klemmen, Holz, Glas, Metall, Plastik und vieles mehr. Sanft berührte Oliver die Utensilien und freute sich darauf bald damit zu arbeiten.



„Gut, beginnen wir. Erstens, du musst immer auf deine Sicherheit achten.“ Armando gab Oliver eine Schutzbrille, die dieser sofort aufsetzte.



„Das ist übrigens eine ganz besondere Brille“, sagte Armando. Ich habe sie selbst entworfen.“



Er drückte auf eine kleine Taste zwischen den Gläsern. Oliver schnappte nach Luft, als die Welt vor ihm auf einmal schwarz-weiß wurde.



„Das macht es dir leichter, Kontraste zu sehen“, erklärte Armando. Dann drückte Armando noch einmal und alles wurde grün. „Infrarot, für die Arbeit im Dunkeln.“



„Im Dunkeln? Heißt das, ich werde auch nachts arbeiten?“, fragte Oliver gespannt.



Er hatte nichts dagegen. Genaugenommen war er neugierig darauf. Der Gedanke, bis tief in die Nacht hinein an Erfindungen zu tüfteln, erschien ihm sehr romantisch.



„Wir werden versuchen, es auf einem Minimum zu begrenzen“, sagte er und drückte wieder auf die Taste zwischen Olivers Augen. „Aber es kann schon sein, dass es Zeiten geben wird, in denen du auf Schlaf verzichten musst.“



„Ich werde alles tun“, antwortete Oliver gelassen. Das meinte er wirklich ernst. Nichts auf dieser Welt wünschte er sich mehr, als Armando Illstrom zu helfen, sein Lehrling zu sein und ihn als Mentor zu haben.



Aber Armandos Blick ließ vermuten, dass er andere Dinge im Kopf hatte. „Gewiss, mein Junge, gewiss.“ Er tätschelte Olivers Schulter. „Jetzt müssen wir uns aber an die Arbeit machen.“



Den Rest des Tages erlebte Oliver wie im Traum. Armando zeigte ihm alle Grundlagen bei der Arbeit mit Holz und mit Elektrik. Sie begannen mit einfachen Stromkreisläufen aus Kupferband, Knopfbatterien und LED Lämpchen und machten sich dann an einen kleinen, batteriebetriebenen Elektromotor.



„Über Chemikalien werde ich dir auch bald einiges erzählen“, bemerkte Armando, als sich der Tag langsam dem Ende neigte.



Olivers Kopf war zum Platzen voll. Er hatte die Informationen aufgesaugt wie ein Schwamm, so versessen war er darauf, immer mehr und mehr zu erfahren und gleichzeitig dem alten Erfinder zu beweisen, dass er ein guter Lehrling war.



Als Olivers zweite Nacht in der Fabrik hereinbrach, klatschte Armando in die Hände. „So, es wird Zeit aufzuräumen. Ich habe Hunger und dir geht es bestimmt auch nicht anders.“



Oliver nahm seine Schutzbrille ab und strich seine Haare glatt, die in alle Richtungen standen und an seiner Stirn klebten. Er hatte einen Tag voller schwerer Arbeit hinter sich, aber er war glücklich und zufrieden.



Als sie zielstrebig auf die Küche zugingen, hörte Oliver plötzlich ein Geräusch aus dem anderen Teil der Fabrik. Er zuckte zusammen, als er den alten Hund Horatio knurren hörte.



„Da ist jemand!“, rief Oliver und sah Armando erschrocken an.



„Ja“, sagte der alte Mann, „das ist bestimmt Lucas, der Fabrikmeister.“



Oliver war schockiert. „Wollen Sie damit sagen, dass noch jemand in der Fabrik arbeitet?“ Eine merkwürdige Eifersucht machte sich in seiner Brust breit. Er hatte gedacht, dass er der Einzige wäre, der hier mit Armando arbeiten durfte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er seinen Helden mit jemandem teilen sollte.



„Ich habe ganz vergessen, dir das zu sagen“, sagte Armando leichtfertig, „Lucas war seit dem ersten Tag an meiner Seiter. Er ist der einzige, der immer zu mir gehalten hat. Wenn ich mal nicht hier sein kann, wirst du mit ihm zusammenarbeiten. Er kann dir zeigen, was zu tun ist.“



„Wenn Sie nicht hier sind?“, wiederholte Oliver verunsichert. Er schluckte schwer. Dass er Armando mit jemandem teilen musste, war eine Sache, aber dass er vielleicht nicht für ihn da sein konnte, war noch etwas ganz anderes! „Was meinen Sie? Wo sollten Sie denn sein, wenn nicht hier in der Fabrik?“



Bevor Armando etwas sagen konnte, erschien ein Mann neben ihnen. Lucas war ebenfalls ein alter Mann, wenn auch nicht ganz so alt wie Armando. Oliver schätzte ihn dennoch auf achtzig Jahre. Wenn er tatsächlich seit siebzig Jahren hier in der Fabrik war, musste er etwa so alt wie Oliver gewesen sein, als er hier angefangen hatte. Das machte Oliver noch eifersüchtiger.



Lucas sah aus, als würde er permanent die Stirn runzeln. Er hatte tiefe Falten im Gesicht und seine Mundwinkel hingen herab. Er erinnerte Oliver irgendwie an Horatio. Er sah Oliver misstrauisch an.



„Lucas, das ist Oliver“, verkündete Armando fröhlich.



Lucas wirkte kühl. Seine blassblauen Augen schienen bis in Olivers Seele zu blicken. Dass er den alten Erfinder und die Fabrik mit Oliver teilen musste, gefiel ihm offenbar ebenso wenig wie Oliver.



„Er arbeitet jetzt hier, ja?“, fragte Lucas in abfälligem Tonfall.



„Ja“, sagte Armando fröhlich. Er hatte die Abneigung in Lucas‘ Stimme anscheinend nicht gehört. „Zumindest vorerst. Ich hätte gerne, dass du ihm morgen früh alles zeigst. Ich muss mich um ein paar wichtige Angelegenheiten kümmern und werde den ganzen Tag nicht hier sein.“



Oliver blickte von Armando zu Lucas und zurück. Er fühlte sich auf einmal gar nicht mehr wohl in seiner Haut. So hatte er sich seine Zeit hier nicht vorgestellt. Er dachte, dass Armando sein Lehrmeister wäre, nicht dieser schrecklich finster dreinblickende Typ, der ihn ganz klar nicht leiden konnte!



„So, nun kommt, meine Lieben! Jetzt gibt es Essen und dann geht’s ab ins Bett!“, sagte Armando fröhlich.



„Warten Sie“, begann Oliver, der gegen die Abmachung für den kommenden Tag protestieren wollte.



Doch Armando war auf einmal sehr abgelenkt. Er schien Oliver gar nicht mehr zu beachten.



Oliver sah zu Lucas, den Eindringling in seiner sonst so perfekten neuen Welt. Lucas sah ihm tief in die Augen. Dann machte sich langsam ein bedrohliches Grinsen auf seinem Gesicht breit.



Oliver schluckte.




KAPITEL ACHT



Als der nächste Morgen hereinbrach, machte sich Oliver für den Tag bereit. Er zog sich einen frischen Overall aus den 40er Jahren an und verließ sein Zimmer. Er ging direkt zu den Werkräumen, wo Lucas bereits auf ihn wartete. Von Armando gab es keine Spur. Beklommen schluckte er.



Lucas sagte nicht einmal guten Morgen, er sah ihn nur finster an.



„Ich soll heute auf dich aufpassen“, sagte er schließlich und sein Ton machte klar, dass es das letzte war, worauf er Lust hatte.



Oliver zuckte mit den Schultern und steckte die Hände in die Taschen. In Lucas‘ Gegenwart fühlte er sich nicht besonders wohl.



In diesem Moment hörte Oliver etwas hinter sich. Er blickte über die Schulter und sah Armando, der mit seinem Gehstock durch die Fabrik hinkte.



Er trug einen altmodischen, grünen Regenmantel und ging auf die Drehwand zu. Oliver fragte sich, wohin er wohl ging.



„Armando!“, rief Oliver. In ihm machte sich langsam Panik breit. Er wollte nicht mit Lucas allein gelassen werden.



Als der alte Erfinder nicht reagierte, wollte er zu ihm rennen. Doch bevor er auch nur einen Schritt auf Armando zu gehen konnte, hielt ihn eine schwere Hand an der Schulter zurück.



Überrascht drehte er sich um. Lucas blickte ihn sauer an. Für einen Mann um die achtzig hatte er einen verdammt festen Griff.



„Misch dich nicht ein“, brummte er.

 



Oliver hatte bereits vermutet, dass Lucas ihn nicht mochte, aber der Hass in seinem Blick erschreckte ihn doch. Oliver konnte nicht begreifen, woher diese Abneigung kam.



„Wohin geht er denn?“, fragte Oliver kleinlaut.



„Geht dich nichts an“, sagte Lucas. Seine Augen wurden schmal, bis sie nur noch enge Schlitze waren. Seine dünnen Lippen zuckten und Oliver hatte plötzlich den Eindruck, dass er mehr über Oliver wusste.



Die Drehwand knarrte. Oliver sah hinüber, aber Armando war bereits verschwunden.



Lucas lockerte seinen Griff. Er schien jetzt nicht mehr so angespannt zu sein.



Auch Oliver entspannte sich ein wenig.



„Ich zeige dir die Fabrik. Ich wette, Armando hat dir nur seinen Arbeitsbereich gezeigt.“



Oliver war immer noch misstrauisch. So, wie er Lucas bisher erlebt hatte, konnte er sich gut vorstellen, dass seine Absichten nicht unbedingt freundlich waren. Vielleicht hatte er einen hinterhältigen Plan, Oliver wieder loszuwerden. Vielleicht würde er ihn in den Panzer sperren oder die mechanischen Tiere auf ihn hetzen.



„Ähm… okay“, sagte Oliver zögerlich.



Er wollte Lucas nicht zeigen, wie sehr er sich fürchtete, deswegen bemühte er sich, selbstbewusst und mit erhobenem Kinn hinter Lucas herzugehen.



Lucas führte ihn zu einem Gang, den Oliver noch nicht gesehen hatte. Dort befand sich eine rote Wendeltreppe.



„Da oben ist mein Büro. Ich will dich dort nicht sehen, verstanden?“, sagte Lucas.



„Verstanden“, wiederholte Oliver mit fester Stimme.



Sie kamen in einen weiteren Gang, den Oliver nicht kannte. Er war überrascht, wie viele dieser Gänge es in der Fabrik gab. Man konnte sich so leicht verlaufen!



„Hier unten sind unsere Arbeiten aus Kunststoff“, erklärte Lucas, als sie langsam weitergingen. Sie kamen an einem Raum vorbei, in dem eine Gießmaschine und ein Förderband standen.



„Hier kannst du alles herstellen, was du willst. Du musst nur den Computer programmieren, die Rohstoffe einfüllen und die Maschine macht den Rest.“



Olivers Augen wurden groß. „Werde ich hier arbeiten?“



Lucas zuckte die Schultern. „Irgendwann vielleicht. Heute habe ich eine andere Aufgabe für dich. Es hat nichts mit Formengießen zu tun.“



Oliver war etwas enttäuscht, weil er diese coole Maschine heute nicht benutzen würde, aber er war sicher, dass seine Aufgabe ebenso interessant war.



Im nächsten Raum standen noch kompliziertere Geräte. Als er sie sich genauer ansah, erkannte er einen 3D-Drucker darunter.



„Den benutzen wir für komplexere Formen und filigrane Teile“, erklärte Lucas.



Oliver staunte. Er wollte schon immer mit einem 3D-Drucker arbeiten. „Darf ich den heute benutzen?“, fragte er.



Lucas schüttelte den Kopf. „Das ist viel zu fortgeschritten für dich.“



Oliver schmollte. Er mochte es nicht, wenn man ihn herablassend behandelte. Bei Lucas störte es ihn besonders. Er kannte Oliver nicht und hatte keine Ahnung, was er alles konnte und wie schnell er lernte. Doch Oliver widersprach nicht. Er hatte schon so viele tolle Sachen in der Fabrik gesehen, dass er überzeugt war, auch heute wunderbare Dinge zu lernen.



Lucas brachte Oliver in den nächsten Gang. Er war sehr schmal und niedrig. Er musste zwischen dem Gang zu seinem Zimmer und dem Gang mit den verschiedenen Geräten zur plastischen Arbeit liegen. Er war so versteckt, dass Oliver ihn bisher übersehen hatte.



„Hier ist Armandos Zimmer“, sagte Lucas, „Aber dort hast du natürlich nichts zu suchen.“



„Ja, ja“, seufzte Oliver. Es machte Lucas offensichtlich Spaß, Oliver in seine Schranken zu weisen.



Der junge sah die Tür neugierig an. Er fragte sich, wie das Zimmer seines großen Helden wohl aussehen mochte und welche Geheimnisse sich darin verbargen.



Sie gingen weiter den winzigen Gang entlang. Oliver war die Enge unangenehm. Das schummrige Licht half nicht gerade. Doch plötzlich wurde der Gang wieder breiter und auch höher. Eine riesige Tür erschien vor ihnen.



Lucas blieb stehen und Oliver ebenfalls. Die Tür war aus Stahl. Schwarz-gelbe Streifen waren darauf zu sehen und in dicken roten Lettern stand KEIN ZUTRITT darauf geschrieben. Die Tür sah sehr sicher aus, undurchdringlich sogar.



„Hier bewahren wir Armandos geheime Erfindung sicher auf“, sagte Lucas. Dann drehte er sich um und sah Oliver an. „Hier hast du aber nichts verloren“, wiederholte er sein Mantra.



Oliver glaubte, ein Grinsen in seinem Gesicht zu sehen und erst jetzt wurde ihm klar, dass dieser Rundgang nur dazu da war, Oliver zu zeigen, was ihm alles verborgen bleiben würde. Wahrscheinlich wollte Lucas ihm damit unmissverständlich klarmachen, dass er in der Rangordnung weit über Oliver stand.



Trotzdem war Olivers Interesse geweckt. Armandos geheime Erfindung. Das klang so faszinierend, dass Oliver noch neugieriger wurde.



„Können Sie mir nicht sagen, was sich darin befindet?“, fragte er. „Auch wenn ich es nicht sehen darf, würde ich doch zu gerne wissen, woran Armando arbeitet.“



Lucas sah Oliver ernst an. „Streng vertraulich, tut mir leid“, sagte er ausweichend.



Doch Oliver hatte eine andere Vermutung. Er hatte das Gefühl, dass Lucas es selbst nicht wusste.



„So vertraulich, dass Sie auch keinen Zugang haben, wie?“, sagte er voller Wonne, dass dieser arrogante Kerl nicht ganz so wichtig war, wie er tat.



Dass Lucas nicht widersprach, nahm Oliver als Bestätigung. Wenn er wirklich seit siebzig Jahren Armandos Werkmeister war und trotzdem kein besonderes Vertrauen genoss, dann konnte Oliver verstehen, warum Lucas so gegen ihn war. Deswegen brauchte er ihn aber nicht gemein behandeln. Armando bewahrte seine Geheimnisse bestimmt nicht, um Lucas zu ärgern. Er hatte ganz sicher einen guten Grund dafür, das, was sich hinter dieser Tür verbarg, geheim zu halten.



„Los jetzt, es ist Zeit mit der Arbeit anzufangen“, sagte Lucas bestimmend. Seit Oliver ihm frech gekommen war, war seine Laune noch schlechter geworden.



Oliver freute sich auf die Arbeit. Er hoffte, dass er eine coole Aufgabe bekommen würde. Er hatte so viele unglaubliche Geräte und Dinge gesehen, vom Chemielabor bis hin zu dem 3D-Drucker, dass sein Herz aufgeregt pochte.



„Du kannst hier helfen“, bellte Lucas, als sie die Werkbank erreichten.



Oliver blickte auf hunderte kleiner Zahnräder. Seine Freude verpuffte.



„Was ist das?“, fragte er enttäuscht. „Was soll ich da machen?“



Spannung lag in der Luft. Oliver spürte, wie sich Lucas‘ Blick in ihn bohrte. Er seufzte laut.



„Das ist ein Zehnradantrieb“, sagte er. „Damit betreiben wir die Förderbänder.“ Dann zeigte er auf winzige Zahnradteilchen. „Und die hier müssen da eingesetzt werden, damit es wieder läuft.“



Oliver war mehr als enttäuscht. Sein erster Auftrag war die Reparatur einer absolut unbedeutenden Maschine. Ein kaputtes Förderband. Viel lieber hätte er etwas Interessantes erfunden oder ein neues Gerät zusammengebaut. Er wurde von Lucas nur für niedere Dienste missbraucht.



„Warum brauchen Sie die alle?“, fragte er ohne den Blick von der Arbeitsfläche abzuwenden. Wahrscheinlich waren es sogar um die tausend Zahnräder. Das würde Stunden dauern! „Selbst das komplizierteste Förderband braucht keine tausend Zahnräder.“



Lucas‘ Blick wurde wütend. „Bist du ein Experte für Zahnradantrieb?“, fragte er trocken. „Nein? Dann mach dich jetzt an die Arbeit.“



Seufzend setzte Oliver sich auf den Stuhl und nahm seine Aufgabe in Angriff. Er hatte dennoch das starke Gefühl, dass Lucas im Unrecht war. Es ergab einfach keinen Sinn, so viele Zahnräder einzusetzen! Aber er wollte ihn nicht noch wütender machen. Wenn Armando gesagt hatte, dass dies Olivers Aufgabe war, dann würde er sie auch erledigen. Vielleicht sollte heute sein Gehorsam und sein Durchhaltevermögen auf den Prüfstand gestellt werden.



Während er arbeitete, entwarf er in Gedanken neue Pläne, die die Maschine viel einfacher machten. In ihrem momentanen Zustand Sie hatte sie so viele unnötige Komponenten, dass er die Maschine gleichzeitig auch effektiver machte! Mit jedem beweglichen Teil gab es schließlich auch einen gewissen Energieverlust.



Lucas stand auf. „Mach weiter, ich nehme mir jetzt eine Pause.“



„Sicher“, sagte Oliver geistesabwesend. Er konzentrierte sich nur noch auf die Maschine. Wieder ging er in Gedanken seine verbesserte Version durch. Er beschloss, es einfach nach seinem Plan zu versuchen. Gleichzeitig setzte er mehrere kleine Zahnräder ein. Es ergab mehr Sinn weniger große zu verwenden, denn sie verminderten nur die Kraft und verbrauchten Energie ohne jeden ersichtlichen Nutzen. Nach seiner Überlegung konnte man mindestens hundert Zahnräder einfach weglassen und weitere fünfzig schadeten der Funktionstüchtigkeit sogar. Oliver arbeitete schnell, so dass er bald alle in Position gebracht hatte.



Sobald er fertig war, baute er eine Kurbel ein, um den Mechanismus zu testen. Er betätigte die Kurbel und die Zahnräder setzten sich in Bewegung. Sie funktionierten einwandfrei, jedes Zahnrad griff in das nächste und schnell waren alle in Bewegung. Sein Design erzielte voll und ganz die gewünschte Funktion.



Oliver klatschte begeistert in die Hände. Dann sah er sich um. Er war mit seiner Aufgabe fertig, aber Lucas war nicht hier um ihm eine neue zu geben.



Er dachte an den Unsichtbarkeitsumhang. Armando hatte ihm gesagt, dass er keine Zeit damit vergeuden sollte, aber wenn er nur hier herumsaß und gar nichts tat, war die Zeit noch viel sinnloser vergeudet. Lieber wollte er es einfach versuchen, auch wenn er nichts damit erreichte. Er würde schließlich ganz sicher nichts erreichen, wenn er es nie versuchte, oder etwa nicht?



Als Oliver sich gerade daranmachte, die Materialien näher zu begutachten, hörte er Schritte.



„Was machst du da? Ich habe dir gesagt, du sollst an dem Förderband arbeiten!“, donnerte er.



Lucas sah wütend aus. Oliver zog instinktiv den Kopf ein.



„Ich bin fertig“, stammelte er eingeschüchtert.



„Kann nicht sein! Das kannst du noch nicht geschafft haben“, entgegnete Lucas.



„Das habe ich aber“, sagte Oliver beharrlich. Er ging wieder ans Ende der Werkbank und zeigte Lukas, was er gebaut hatte. Dann betätigte er die Kurbel, um ihm zu zeigen, dass der Mechanismus ordnungsgemäß lief. „Ich habe es etwas einfacher gemacht“, erklärte Oliver. Er zeigte auf die übrigen Zahnräder. Lucas sah erstaunt aus. „Die braucht man gar nicht, es funktioniert auch so.“



Lucas sah es sich schweigend an. Dann wandte er den Blick zu Oliver. Anstatt ihm zu gratulieren, sah er fast noch wütender aus.



Oliver würde sich nicht dafür entschuldigen, dass er die Aufgabe noch besser gelöst hatte, als von ihm erwartet wurde. Er kreuzte die Arme vor der Brust. „Was soll ich als nächstes machen?“, fragte er ruhig.



Lucas zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst. Aber eines kann ich dir gleich sagen, mit dem Umhang verschwendest du nur deine Zeit.“



Oliver begriff, dass es heute keine weiteren Aufgaben für ihn gab. Wahrscheinlich hatten die beiden Männer angenommen, dass er mit den Zahnrädern den ganzen Tag verbringen würde.



Er triumphierte innerlich. Er war besser, als sie erwartet hatten. Oliver konnte kaum abwarten, dass Armando zurückkam und er ihm zeigen konnte, was er geschafft hatte.



„Okay“, sagte Oliver mit erhobenem Kinn. „Wenn ich hier nicht gebraucht werde, würde ich lieber in meinem Zimmer an dem Umhang arbeiten.“ Dort würde er wenigstens tüfteln können ohne Lucas‘ argwöhnischen Blick.



„Mir egal“, murmelte Lucas. Er sah Oliver nicht einmal an, als er mit ihm redete.



Oliver sammelte die nötigen Sachen zusammen und begab sich zu seinem Zimmer. Im Gang hörte er Lucas lachen.



„Viel Glück, Junge, daran haben sich schon ganz andere die Zähne ausgebissen. Selbst Armando hat es nicht geschafft!“



Oliver spürte, dass seine Wangen brannten, aber er wollte sich von Lucas nicht den Mut nehmen lassen. Wenn er die Quälereien von Chris überlebt hatte, würde er diesen Lucas locker wegstecken.

 



Er ging mit der Kiste in sein neues Zimmer, wo er sie auf den Schreibtisch stellte. Bedächtig nahm er die Materialien heraus. Der schwarze, matte Stoff hatte bei Armando nicht funktioniert, dennoch hielt Oliver ihn für die beste Wahl. Wenn etwas kein Licht absorbierte, blieb es schließlich schwarz. Plötzlich erlebte Oliver einen Moment der Inspiration. Schwarz sah man, wenn kein Licht absorbiert wurde, aber was passierte eigentlich, wenn etwas das ganze Licht absorbierte? Vielleicht sollte er einen weißen Stoff benutzen, der kaum Licht reflektierte, weil er alles absorbierte!



Er wühlte in der Kiste und fand einen weißen Stoff. Dann machte er sich an die mühselige Arbeit, einen Draht im Zickzack in eine Ecke des Stoffes zu nähen. Sobald er genug Stoff für eine Probe bearbeitet hatte, drehte er die Tischlampe ein wenig und hielt den Stoff darunter.



Enttäuscht stellte er fest, dass er das Rätsel nicht gelöst hatte.



Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stöhnte. Was hatte er übersehen? Der Draht war dünn genug und er war sicher, dass er den besten Stoff ausgesucht hatte.



Wieder suchte er in der Kiste. Diesmal zog er den Draht heraus und sah ihn im Licht genauer an. Vielleicht war daran etwas falsch. Er sollte so dünn sein, dass er für das menschliche Auge kaum noch wahrnehmbar war, aber Oliver konnte ihn problemlos sehen. Sollte er noch dünner sein? Wie sollte er das schaffen? Selbst wenn er es schaffte, wie würde er mit etwas arbeiten, das er nicht sehen konnte?



Armando hatte bestimmt ein Vergrößerungsglas oder ein Mikroskop, das er ausleihen durfte. Wenn er den Draht wirklich noch dünner machte, brauchte er so etwas, um damit zu arbeiten. Irgendwo in der Fabrik würde er das richtige Gerät finden. Er glaubte sich daran zu erinnern, dass er bei seinem Rundgang ein Mikroskop gesehen hatte.



Das Problem war, dass Oliver nicht durch die Fabrik wandern wollte, solange Lucas dort arbeitete und Armando nicht da war. Er wollte nicht, dass der grimmige Alte ihm noch mehr überflüssige Arbeit gab. Und er wollte ganz bestimmt nicht noch einmal hören, dass er versagen würde.



Er dachte an den Unterricht bei Mrs. Belfry. Sie hatte ihn ermutigt, sich ins Rampenlicht zu stellen, obwohl er Angst vor seinen Klassenkameraden hatte. Eigentlich war die Situation mit Lucas sehr ähnlich. Wenn er seine Angst einmal besiegen konnte, konnte er es wieder tun.



Er atmete tief durch und trat aus seinem Zimmer. Draußen im Gang sah Horatio ihn mit feuchten Augen an. Oliver kniete sich auf den Boden und tätschelte seinen Kopf. Der Hund schnaufte laut und schlief wieder ein.



Oliver schlich zurück in die Produktionsräume, wo er bald Lucas an seiner Werkbank fand. Vielleicht konnte Oliver sich unbemerkt an ihm vorbeischleichen.



Er huschte durch die Schatten der Fabrik und suchte nach etwas, mit dem er seine Arbeit entsprechend vergrößern konnte. Vielleicht fand er irgendwo einen Raum, in dem Armando Mikroskope aufbewahrte.



Plötzlich fiel ihm ein Schrank auf, der an der Wand befestigt war. Er sah genauso aus, wie die Schränke in der Schulwerkstatt, in der die ganzen Handbohrer und Schraubenzieher waren. Das musste er sein!



Schnell ging er darauf zu, doch sowie Oliver aus dem Schatten ans Licht trat und den Schrank anfasste, drehte Lucas sich um und sah ihn finster an, als hätte er Oliver mit einem unsichtbaren Radar wahrgenommen. Selbst von der anderen Seite des Raumes konnte Oliver die Abneigung in seinen Augen sehen.



„Wie kommst du voran?“, fragte Lucas, doch seine Stimme klang nicht sehr freundlich. „Noch nicht weiter gekommen? Große Überraschung. Ich wette du wirst bald die Geduld verlieren.“



Oliver biss sich auf die Zunge. Er würde sich von Lucas nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er öffnete den Schrank und stellte erfreut fest, dass es tatsächlich ein Werkzeugschrank war. Er beherbergte jede Menge Werkzeuge zum Schneiden: Messer, Zangen, Hobel, Scheren und so ziemlich alles, was man noch zum Bearbeiten der verschiedenen Materialien gebrauchen konnte. Er suchte sich ein paar Skalpelle mit unterschiedlichen Klingen aus und sah sich eines nach dem anderen ganz genau an. Die Klinge eines Skalpells war so dünn wie ein Haar. Erst als er es vom Regal nahm, sah er die Klinge im Licht schimmern. Sie musste aus Diamant sein. Diamant war das beste Schneidwerkzeug der Welt! Das Skalpell war perfekt für seine Arbeit.



Überglücklich, dass er so schnell ein gutes Werkzeug gefunden hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Mikroskop. Er hatte eines bei dem Rundgang mit Armando gesehen, aber er konnte sich einfach nicht

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