Die Schmiede Des Muts

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Из серии: Von Königen Und Zauberern #4
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Sie fühlte auf einmal wie sie starke Hände von hinten packten, fühlte wie sie nach hinten gerissen wurde und als sie sich umdrehte, sah sie, dass zwei vertraute Kommandanten ihres Vaters sie gepackt hatten. Eine Gruppe seiner Männer schnappte sich die drei verbliebenen Mädchen und Marco und seine Freunde. Sie protestierte und schlug um sich, aber es hatte keinen Sinn.

„Lasst mich gehen!“ schrie sie.

Sie ignorierten ihre Proteste und trugen sie, offensichtlich auf Befehl ihres Vaters hin, fort. Sie erhaschte einen letzten Blick auf ihren Vater, bevor er mit seinen Männern auf die andere Seite des Schutts hinablief und einen lauten Kriegsschrei ausstieß.

„Vater!“ weinte sie.

Sie fühlte sich zerrissen. Nun, als sie ihren Vater wirklich wieder verehrte und ihn wieder liebte, wurde er ihr wieder genommen. Sie wollte verzweifelt mit ihm zusammen sein. Aber er war bereits weg.

Diedre wurde in ein kleines Boot geworfen und die Männer begannen sofort den Kanal hinunter, in die entgegengesetzte Richtung des Meeres zu rudern. Das Boot bog wieder und wieder ab, es schnitt durch die Kanäle und in Richtung eines versteckten Eingangs, der sich an einer der Kanalwände abzeichnete. Vor ihnen lag ein flacher Steinbogen und Diedre erkannte sofort wohin sie fuhren: Zum unterirdischen Fluss. Es war eine starke Strömung auf der anderen Seite der Mauer und er würde sie weit weg von der Stadt bringen. Sie würden viele Kilometer entfernt von hier, sicher auf dem Land, auftauchen.

Alle Mädchen drehten sich um, als ob sie sich fragten was sie tun sollten. Diedre kam zu einer sofortigen Entscheidung. Sie tat so, als ob sie den Plan hinnehmen würde, so dass sie alle gemeinsam gehen würden. Sie wollte, dass all ihre Mädchen entkamen und frei von diesem Ort waren.

Diedre wartete bis zum letzten Moment und kurz bevor sie in den Tunnel hineinfuhren, sprang sie vom Boot und landete in den Gewässern des Kanals. Zu ihrer Überraschung sah Marco was sie tat und sprang ebenfalls. Damit waren es nun die beiden, die im Kanal schwammen.

„Diedre!“ schrien die Männer ihres Vaters.

Sie drehten sich um und wollten sie ergreifen – aber es war zu spät. Sie hatte den perfekten Zeitpunkt gewählt und sie waren bereits in den starken Strömungen des Flusses gefangen, der das Boot bereits forttrug.

Diedre und Marco drehten sich um und schwammen schnell zu einem verlassenen Boot und kletterten hinauf. Sie saßen dort, nass tropfend und sahen einander an. Beide atmeten schwer. Sie waren erschöpft.

Diedre drehte sich um und sah nach hinten, dahin, wo sie hergekommen waren, in das Herz von Ur, dort wo sie die Seite ihres Vaters verlassen hatte. Da würde sie hingehen, da und nirgendswo anders hin, auch wenn das ihren Tod bedeutete.

KAPITEL DREI

Merk stand am Eingang der versteckten Kammer, hoch oben im Turm von Ur. Pult, der Verräter, lag tot zu seinen Füßen und Merk schaute in das glänzende Licht. Die Tür war halb angelehnt und er konnte nicht glauben, was er dort sah.

Da war sie, die heilige Kammer auf dem meist bewachten Stockwerk. Der eine und einzige Raum nur dafür erbaut das Flammenschwert zu bewachen. In die Türen waren Zeichen mit einem Schwert geschnitzt und auch die Steinwände hatten das Schwertabzeichen eingraviert. Es war dieser Raum, und nur dieser Raum alleine, in den der Verräter gewollt hatte, um das heiligste Relikt des Königreichs zu stehlen. Wenn Merk ihn nicht gefangen und umgebracht hätte, wer wüsste dann, wo sich das Schwert jetzt befände?

Merk betrachtete den Raum. Er hatte sanfte Steinwände, war rund und als er in das strahlende Licht schaute, begann er in der Mitte des Raumes eine goldene Plattform auszumachen. Darunter befand sich eine brennende Fackel und darüber eine Stahlhalterung, die dafür gemacht war das Schwert zu halten. Und doch als er dorthin blickte verstand er nicht, was er dort sah.

Die Halterung war leer.

Er blinzelte und versuchte zu verstehen. Hatte der Dieb das Schwert bereits gestohlen? Nein, der Mann lag tot zu seinen Füßen. Das konnte nur eins bedeuten.

Dieser Turm, der heilige Turm von Ur, war ein Köder. Alles davon – der Raum, der Turm – all das war ein Köder. Das Flammenschwert befand sich nicht hier. Es war nie hier gewesen.

Und wenn es nicht hier war, wo konnte es dann sein?

Merk war entsetzt  und zu erschrocken, um sich zu bewegen. Er dachte an all die Legenden zurück, die sich um das Feuerschwert drehten. Er erinnerte sich daran, dass zwei Türme genannt wurden, der Turm von Ur im nordwestlichen Winkel des Königreichs und der Turm von Kos im Südosten. Jeder befand sich auf der exakt entgegengesetzten Seite des Königreichs. Jeder der beiden glich den anderen aus. Er wusste, dass nur einer von ihnen das Schwert beherbergte. Und doch hatte Merk immer vermutet, dass dieser Turm, der Turm von Ur, der Richtige war.

Jeder in diesem Königreich vermutete das und alle pilgerten zu diesem Turm – sogar die Legenden selbst deuteten immer auf Ur als den einen Turm hin. Denn nach allem befand sich Ur auf dem Festland, nicht weit entfernt von der Hauptstadt und nahe einer alten, großartigen Stadt – während Kos am Ende des Teufelsfinger, einer abgelegenen Gegend mit keiner Bedeutung und weit weg von Allem, lag.

Es musste also in Kos sein.

Merk stand dort geschockt und dann dämmerte es ihm langsam: Er war der Einzige im Königreich, der den wahren Aufenthaltsort des Schwertes kannte. Merk wusste nicht, welche Geheimnisse, welche Schätze dieser Turm von Ur hielt, wenn er überhaupt welche barg, aber er wusste nun sicher, dass das Flammenschwert nicht dazu gehörte. Er fühlte sich ernüchtert. Er hatte erfahren, was er nicht hätte erfahren sollen: Dass er und all die anderen Soldaten hier nichts bewachten. Es war ein Wissen, was die anderen Wächter nicht erfahren sollten – denn dies würde sie natürlich demotivieren. Denn wer würde schon gerne nach allem einen leeren Turm bewachen?

Nun als Merk die Wahrheit wusste spürte er den brennenden Wunsch zu fliehen, nach Kos zu fliehen und das Schwert zu beschützen. Denn warum sollte er hier bleiben und leere Mauern beschützen?

Merk war ein einfacher Mann und hasste Rätsel über alles und das alles bereitete ihm schwere Kopfschmerzen, denn es brachte mehr Fragen als Antworten auf. Wer wusste noch davon? fragte sich Merk. Die Wächter? Sicherlich wussten einige von ihnen Bescheid. Wenn sie es wussten, wie konnten sie diese Disziplin aufbringen ihre Tage damit zu verbringen eine Täuschung zu bewachen? War das alles Teil ihres Trainings? Ihrer heiligen Aufgabe?

Nun, da er Bescheid wusste, was sollte er jetzt tun? Natürlich konnte er es den anderen nicht sagen. Sie demoralisieren. Sie würden ihm vielleicht nicht mal Glauben schenken und denken er hätte das Schwert gestohlen.

Und was sollte er mit dem toten Körper des Verräters tun? Und wenn dieser Verräter das Schwert stehlen wollte, war da noch jemand? Hatte er alleine gehandelt? Warum wollte er es überhaupt stehlen? Wohin würde er es bringen?

Als er so da stand und versuchte das alles zu verstehen, stellten sich ihm auf einmal die Haare zu Berge. Glocken läuteten so laut, nur Zentimeter von seinem Kopf entfernt und hörten sich an, als ob sie sich direkt in diesem Raum befänden. Sie waren so plötzlich und so dringend erklungen, dass er nicht verstand woher sie kamen – bis er realisierte, dass der Glockenturm sich oben auf dem Dach nur einige Zentimeter von seinem Kopf entfernt befand. Der Raum erbebte von ihrem unablässigen Schlagen und er konnte nicht klar denken. Denn nach allem implizierte ihr drängendes Schlagen, dass ein Notfall vorlag. Es waren Glocken des Krieges.

Merk hörte hektische Bewegungen von allen Seiten des Turmes losbrechen. Er merkte, wie entfernt Krawall ertönte, als ob sich die gesamte innere Belegschaft des Turmes in Bewegung setzte. Er musste wissen, was vor sich ging; er konnte später zu diesem Dilemma zurückkehren.

Merk zog den toten Körper aus dem Weg, schlug die Tür fest zu und entfernte sich schnell vom heiligen Raum. Er lief in die Halle und sah dutzende von Kriegern die Treppe hinauflaufen, alle mit ihren Schwertern in der Hand. Als erstes fragte er sich, ob sie wegen ihm gekommen waren, aber als er dann hochsah, sah er weitere Männer die Treppen hochlaufen und realisierte, dass sie alle aufs Dach liefen.

Merk begleitete sie und beeilte sich die Treppen hochzulaufen. Er platzte aufs Dach, inmitten des betäubenden Läutens der Glocken. Er stürzte zum Rand des Turmes und spähte hinaus – und war erstaunt von dem, was er vor sich sah. Sein Herz sank ab, als er aus der Entfernung sah, dass das Meer des Leidens schwarz war, bedeckt von einer Million von Schiffen, die auf die Stadt von Ur zu segelten.

Die Flotte schien nicht direkt auf den Turm von Ur, der einen guten Tagesritt vom Norden der Stadt entfernt war, zuzusegeln. Da keine direkte Gefahr für sie bestand, fragte sich Merk, warum diese Glocken so drängend läuteten.

Dann sah er, dass sich die anderen Krieger in die entgegengesetzte Richtung drehten. Auch er drehte sich um und dann sah er es: Da, aus den Wäldern tauchte eine Trollbande auf. Und dieser Bande folgten weitere Trolle. Und weitere.

Es ertönte ein lautes Rascheln, gefolgt von einem Brüllen und auf einmal stürzten hunderte von Trollen aus dem Wald. Sie schrien und griffen mit ihren hoch erhobenen Hellebarden und Blut in ihren Augen an. Ihr Anführer stand an der Front, ein Troll, bekannt als Vesuvius, ein groteskes Biest, das zwei Hellebarden in der Hand hielt. Sein Gesicht war voller Blut. Sie alle liefen auf den Turm zu.

Merk realisierte sofort, dass dies keine normale Troll Attacke war. Es erschien, als ob die gesamte Nation Mardas gekommen war. Wie hatten sie es durch die Flammen geschafft? fragte er sich. Sie waren offensichtlich alle gekommen, um nach dem Schwert zu suchen, um damit die Flammen zu verkleinern. Ironisch, dachte Merk, wenn man bedachte, dass das Schwert nicht hier war.

 

Der Turm, realisierte Merk, konnte einem solchen Angriff nicht standhalten. Es war vorbei.

Merk fühlte ein Gefühl von Furcht und stählte sich selbst für den letzten Kampf seines Lebens. Er war umzingelt. Alle Männer um ihn herum umfassten ihrer Schwerter und sahen in Panik nach unten.

„MÄNNER!“ schrie Vicor, Merks Kommandant. „NEHMT EURE POSITIONEN EIN!“

Die Krieger nahmen ihre Positionen auf den Zinnen ein und Merk schloss sich ihnen sofort an. Er rannte zum Rand, nahm sich einen Bogen und Köcher, so wie die anderen neben ihm, zielte und feuerte.

Merk war zufrieden, als er sah wie einer seiner Pfeile die Brust eines Trolls durchbohrte; zu Merks Überraschung lief das Biest dennoch weiter, selbst mit einem Pfeil in seinem Rücken. Merk feuerte wieder auf ihn und der Pfeil landete in seinem Nacken – und dennoch, zu Merks Erschrecken, lief er weiter. Er feuerte ein drittes Mal, traf den Troll in den Kopf und dieses Mal fiel der Troll zu Boden.

Er realisierte, dass diese Trolle keine gewöhnlichen Gegner waren und nicht so einfach wie Männer sterben würden. Ihre Chancen standen damit noch schrecklicher. Dennoch feuerte er wieder und wieder und tötete so viele Trolle wie er konnte. Auch von den anderen Soldaten regneten Pfeile hinab, schwärzten den Himmel, ließen viele Trolle taumeln und fallen und verstopften den Weg für die anderen.

Zu viele brachen dennoch durch. Sie erreichten schon bald die Turmmauern, erhoben ihre Hellebarden und schlugen sie gegen die goldenen Türen. Sie versuchten sie einzuschlagen. Merk konnte die Vibrationen unter seinen Füßen spüren und das machte ihn nervös.

Das Klingen von Metall lag in der Luft, als die Nation von Trollen unerlässlich gegen die Tore schlug. Irgendwie, sah Merk, hielten die Tore. Selbst mit hunderten von Trollen, die dagegen schlugen, hielten die Türen wie magisch. Sie bogen sich nicht und dellten nicht mal ein.

„FELSBROCKEN!“ schrie Vicor.

Merk sah wie die Soldaten zu einem Hügel aus Felsbrocken, der am Rand aufgereiht lag liefen und schloss sich ihnen an. Alle packten mit an und versuchten ihn gemeinsam hochzuheben. Er und zehn andere schafften es zusammen, ihn hochzuheben und ihn Richtung Mauervorsprung zu schieben. Merk stöhnte und ächzte unter dem Einsatz, hob ihn mit all seiner Macht an und drückte den Felsen dann endlich mit einem lauten Schrei über den Rand.

Merk lehnte sich mit den anderen nach vorne und sah zu wie der Steinbrocken nach unten fiel und durch die Luft pfiff.

Die Trolle schauten nach oben – aber es war bereits zu spät. Er zerquetschte eine Gruppe von ihnen, plättete sie und hinterließ einen großen Krater in der Erde neben der Turmmauer. Merk half den anderen Soldaten, als sie Felsbrocken von allen Seiten über den Rand stemmten und somit hunderte von Trollen umbrachten. Die Erde wurde von den Explosionen erschüttert.

Doch immer noch erschien ein endloser Strom von Trollen aus den Wäldern. Merk sah, dass sie keine Felsbrocken mehr hatten; und auch keine Pfeile mehr und die Trolle zeigten kein Zeichen von Verlangsamung.

Merk fühlte auf einmal, wie etwas an seinem Ohr vorbeipfiff, er drehte sich um und sah wie ein Speer an ihm vorbeizischte. Er sah verdutzt nach unten und beobachtete wie die Trolle Speere aufnahmen und sie nach oben auf die Zinnen warfen. Er war erstaunt, er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie über solche Stärke verfügten und so weit werfen konnten.

Vesuvius führte sie an, einen goldenen Speer erhoben und warf diesen gerade in die Luft und Merk sah geschockt wie der Speer das Dach des Turmes erreichte und ihn gerade so verpasste, da er sich gerade noch ducken konnte. Er hörte ein Stöhnen, drehte sich um und sah, dass seine Soldatenkameraden nicht so viel Glück gehabt hatten. Einige von ihnen lagen auf ihren Rücken, von Speeren erstochen, Blut lief aus ihren Mündern.

Was noch verstörender war, war ein neues, rumpelndes Geräusch. Auf einmal wurde aus dem Wald ein eiserner Rammbock auf einem Karren mit hölzernen Rädern gerollt. Das Trollvolk teilte sich als der Rammbock nach vorne gerollt wurde. Von Vesuvius angeführt, platzierten sie ihn direkt vor dem Tor.

„SPEERE!“ schrie Vicor.

Merk rannte mit den anderen nach vorne zum Speerhaufen und wusste als er sich einen schnappte, dass dies ihre letzte Verteidigungslinie war. Es schien, dass die Zeiten verzweifelt waren. Er nahm sich einen Speer, zielte und schleuderte ihn nach unten auf Vesuvius.

Aber Vesuvius war schneller als er aussah und duckte sich im letzten Moment. Merks Speer erwischte dagegen einen anderen Troll im Oberschenkel, ließ ihn stolpern und verlangsamte das Annähern des Rammbocks. Seine Soldatenkameraden warfen Speere und töteten die Trolle, die den Rammbock schoben und stoppten so den Fortschritt.

Als diese Trolle fielen, erschienen dennoch hunderte weitere aus dem Wald und ersetzten diese. Schon bald rollte die Rampe wieder nach vorne. Es waren einfach zu viele von ihnen – und sie waren alle entbehrlich. Das war nicht die Art wie Menschen kämpften. Das war ein Volk aus Monstern.

Merk griff nach einem weiteren Speer, als er entsetzt feststellte, dass keiner mehr übrig war. Im selben Moment erreichte der Rammbock die Tore des Turms. Mehrere Trolle legten Holzplanken über den Burggraben und formten eine Brücke.

„VORWÄRTS!“ schrie Vesuvius von weit unten, seine Stimme war tief und rau.

Die Gruppe aus Trollen griff an und schob die Rampe vorwärts. Einen Moment später rammte es so schwer gegen die Tore, dass Merk die Vibration bis hier oben spüren konnte. Das Beben lief durch seine Knöchel und tat ihm bis in die Knochen weh.

Es ertönte wieder und wieder und wieder, der ganze Turm erzitterte und ließ ihn und die anderen taumeln. Er landete auf seinen Händen und Knien auf einem Körper. Es war der Körper eines Wächterkameraden, der bereits tot war.

Merk hörte ein pfeifendes Geräusch, fühlte eine Welle von Wind und Hitze und als er nach oben sah, verstand er nicht was er sah: Über ihm flogen brennende Felsbrocken. Explosionen ertönten überall neben ihm, als die Felsbrocken auf dem Dach landeten. Merk hockte sich hin und schaute über den Rand. Er erkannte dutzende von Katapulten, die von unten hochgefeuert wurden. Überall neben ihm starben seine Männer.

Ein weiterer brennender Steinbrocken landete neben Merk und tötete zwei Wächter. Männer, die er angefangen hatte zu mögen und als sich die Flammen ausbreiteten, konnte er die Hitze an seinem Rücken spüren. Merk schaute sich um und sah, dass fast alle Männer tot waren und ihm nicht mehr viel übrig blieb, als auf den Tod zu warten.

Jetzt oder nie. Merk fasste einen Entschluss. Er würde so nicht untergehen und auf dem Dach eines Turmes auf den Tod warten. Er würde mutig sterben, ohne Angst und den Gegner mit einem Dolch in seiner Hand angreifen, von Angesicht zu Angesicht und dabei so viele Kreaturen wie er konnte töten.

Merk ließ einen lauten Schrei ertönen und ergriff eines der Seile, welches am Turm befestigt war und sprang über den Rand. Er ließ sich mit voller Geschwindigkeit in Richtung der Trolle hinabgleiten. Er war bereit seinem Schicksal zu begegnen.

KAPITEL VIER

Kyra blinzelte in den Himmel, die Welt bewegte sich über ihr. Es war der schönste Himmel, den sie je gesehen hatte, dunkellila mit weißen Wolken, die über ihren Kopf zogen. Der Himmel wurde noch von den letzten Strahlen des weitschweifigen Sonnenlichts erhellt. Sie fühlte wie sie sich hin und her bewegte und hörte das sanfte Schwappen von Wasser um sich herum. Sie hatte noch nie ein so tiefes Gefühl von Frieden empfunden.

Sie lag auf ihrem Rücken und als sie zur Seite schaute war sie überrascht als sie sah, dass sie inmitten eines riesigen Meeres auf einem hölzernen Floß weit weg von jeglicher Küste trieb. Riesige, rollende Wellen hoben ihr Floß sanft nach oben und nach unten. Es fühlte sich an, als ob sie zum Horizont abdriftete, in eine andere Welt, in ein anderes Leben. In ein Leben voller Frieden. Zum ersten Mal in ihrem Leben, machte sie sich keine Gedanken mehr um ihre Welt; sie fühlte sich in der Umarmung des Universums geborgen, so als ob sie endlich ihre Abwehr fallen lassen könnte und beschützt vor allem Schlechten wäre.

Kyra fühlte, dass noch jemand auf dem Boot anwesend war, sie setzte sich hin und war verwundert, als sie eine Frau dort sitzen sah. Eine Frau, die ein weißes Gewand. Sie war eingehüllt von Licht und hatte langes, goldenes Haar und überraschend blauen Augen. Sie war die schönste Frau, die Kyra jemals gesehen hatte.

Kyra fühlte wie sie ein Schock durchfuhr, denn sie war sich sicher, dass dies ihre Mutter war.

„Kyra, mein Schatz“, sagte die Frau.

Die Frau lächelte auf sie mit einem so süßen Lächeln hinab, dass es Kyras Seele erfüllte. Sie sah zurück und fühlte ein noch tieferes Gefühl von Frieden. Die Stimme klang in ihr wieder und ließ sie in Frieden mit der Welt sein.

„Mutter“, antwortete sie.

Ihre Mutter streckte ihre Hand aus, sie war fast durchscheinend und Kyra holte aus und ergriff sie. Das Gefühl ihrer Haut war elektrisierend und als Kyra die Hand ihrer Mutter in ihrer eigenen Hand hielt, hatte sie das Gefühl, dass ihre eigene Seele erneuert wurde.

„Ich habe dich beobachtet“, sagte sie. „Und ich bin stolz auf dich. Stolzer als du jemals wissen wirst.“

Kyra versuchte sich zu konzentrieren, aber als sie die Wärme der Umarmung ihrer Mutter spürte, hatte sie das Gefühl sie würde diese Welt verlassen.

„Sterbe ich, Mutter?”

Ihre Mutter schaute zurück, ihre Augen glühten und sie umfasste ihre Hand fester.

„Es ist deine Zeit, Kyra“, sagte sie. „Und dennoch hat dein Mut dein Schicksal geändert. Dein Mut – und meine Liebe.“

Kyra blinzelte verwirrt zurück.

„Werden wir jetzt nicht zusammen sein?“

Ihre Mutter lächelte sie an und Kyra fühlte wie ihre Mutter sie langsam los ließ. Kyra bekam Angst, als sie wusste, dass ihre Mutter ging, dass sie für immer gehen würde. Sie versuchte sie festzuhalten, aber sie zog ihre Hand weg und legte dagegen ihre Hand auf Kyras Bauch. Kyra fühlte ein intensives Gefühl von Liebe, das sie durchflutete und heilte. Langsam fühlte sie sich wieder erneuert.

„Ich werde dich nicht sterben lassen“, sagte ihre Mutter. „Meine Liebe zu dir ist stärker als das Schicksal.“

Auf einmal verschwand ihre Mutter.

An ihrem Platz stand nun ein schöner Junge und starrte sie mit glänzend grauen Augen und langem geraden Haar hypnotisierend an. Sie konnte die Liebe in seinem Blick erkennen.

„Auch ich werde dich nicht sterben lassen, Kyra“, antwortete er.

Er lehnte sich nach vorne, legte eine Handfläche auf ihren Bauch, auf denselben Platz, wo die Hand ihrer Mutter gelegen hatte. Sie fühlte eine noch intensivere Hitze durch ihren Körper fließen. Sie sah ein weißes Licht und spürte die Hitze immer stärker und als sie merkte wie sie wieder zurück ins Leben kam, konnte sie kaum atmen.

„Wer bist du?“ fragte sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Sie ging in der Hitze und im Licht unter und konnte nicht anders als ihre Augen zu schließen.

Wer bist du? echote es in ihrem Kopf wieder.

Kyra öffnete ihre Augen langsam und fühlte ein intensives Gefühl von Frieden und Ruhe. Sie sah sich um und erwarte immer noch den Ozean, das Wasser und den Himmel zu sehen.

Stattdessen hörte sie das allgegenwärtige Zirpen von Insekten. Sie drehte sich verwirrt um und sah, dass sie sich im Wald befand. Sie lag auf einer Lichtung und fühlte eine intensive Hitze in ihrem Magen rotieren, dort wo sie erstochen worden war. Sie schaute nach unten und sah eine Hand dort liegen. Benommen blickte sie nach oben in diese schönen, grauen Augen, die so intensiv auf sie hinunterschauten und aussahen als ob sie glühten.

Kyle.

Er kniete an ihrer Seite, eine Hand auf ihrer Stirn und als er sie berührte fühlte Kyra wie ihre Wunde langsam heilte. Sie fühlte wie sie selbst wieder in diese Welt zurückkehrte, als ob er sie zurückwünschte. Hatte ihre Mutter sie wirklich besucht? War es echt gewesen? Sie fühlte, dass sie hätte sterben sollen und dennoch hatte sich ihr Schicksal irgendwie verändert. Es erschien, als ob ihre Mutter eingegriffen hatte. Und Kyle. Ihre Liebe hatte sie zurück gebracht. Und wie ihre Mutter sagte, auch ihr eigener Mut.

Kyra leckte sich über die Lippen, sie war noch zu schwach um sich aufzusetzen. Sie wollte Kyle danken, aber ihre Kehle war zu trocken und die Worte wollten nicht kommen.

„Schhh“, sagte er und sah wie sie um Kraft rang, lehnte sich nach vorne und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

„Bin ich gestorben?“ schaffte sie endlich zu fragen.

Nach einer langen Stille antwortete er mit einer weichen, jedoch kraftvollen Stimme.

„Du bist zurückgekommen“, sagte er. „Ich konnte dich nicht gehen lassen.“

Es war ein seltsames Gefühl in seine Augen zu blicken, es war, als ob sie ihn schon immer gekannt hatte. Sie ergriff sein Handgelenk und drückte voller Dankbarkeit zu. Es gab so viel, was sie ihm mitteilen wollte. Sie wollte ihn fragen, warum er sein Leben für sie riskiert hatte; warum er sich so sehr um sie kümmerte; warum er sich aufopferte, um sie zu retten. Sie fühlte, dass er wirklich ein großes Opfer für sie eingegangen war, ein Opfer, das ihm irgendwie wehtun würde.

Aber vor allem, wollte sie ihn wissen lassen, was sie gerade fühlte.

Ich liebe dich, wollte sie sagen.

Aber die Worte wollten nicht hinaus. Im Gegenteil, eine riesige Welle von Erschöpfung übermannte sie und als sie ihre Augen schloss, hatte sie keine Wahl als dieser zu unterliegen. Sie fühlte wie sie tiefer und tiefer in den Schlaf versank, die Welt um sie herum raste und sie fragte sich ob sie wieder starb. War sie nur für einen kurzen Moment zurückgebracht worden? War sie nur noch einmal zurückgekommen, um sich von Kyle zu verabschieden?

Und als sie endlich tiefer Schlaf übermannte, hätte sie schwören können, dass sie einige letzte Worte hörte, bevor sie tief einschlief.

„Ich liebe dich auch.“

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