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Seeabenteuer und Schiffsbrüche

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Bontekoe.
(1619)

1

Zu Ende des Monat Mai 1619 segelten drei holländische Schiffe, der »Nieuw-Zeeland«, Kapiain Peter Thyß, der »Enekhuisen«, Kapitain Johann Janß, und der »Nieuw-Hoorn«, Kapitain Bontekoe, nachdem sie, ohne anzulaufen, das Kap der guten Hoffnung umschifft hatten, bei herrlichsten Wetter an der Küste von Natal hin.

Es war 182 Jahre her, seitdem der Portugise Bartholomäus Diaz, welcher abgesandt worden war, um den bekannten Priester Johann aufzusuchen, diesen Papst des Orients, den man seit drei Jahrhunderten suchte, das Kap umschifft hatte, ohne es zu ahnen, indem ihn ein Sturm auf seinen luftigen Schwingen von Süden nach Osten trug.

Von diesem Tage an war eine neue Wasserstraße nach Ostindien eröffnet. Um die zukünftigen Schiffsfahrer nicht abzuschrecken, hatte der König Johann II. von Portugal den Namen des »Sturmkaps« den ihm Bartholomäus Diaz bei seiner Zurückkunft nach Lissabon gegeben hatte, in den ermuthigenderen Namen »Kap der guten Hoffnung« verwandelt, den es bis auf den heutigen Tag behalten hat.

Zehn Jahre später kam de Gama an die Reihe. Er sollte Diaz's Reise wieder aufnehmen, wo dieser sie unterbrochen hatte; er sollte Indien mit Portugal, Kalikut mit Lissabon enger verbinden.

Nachdem er der Küste von Natal ihren Namen zum Gedächtniß der Nativität unsers Erlösers gegeben hatte, nachdem er vor Sofala, das er für das alte Ophir hielt, vor Anker gegangen war, nachdem er nach einander Mozambique, Quilloa, Mombaza und Melinda angelaufen und vom Könige der letztgenannten Stadt einen erfahrenen Lootsen erhalten hatte, steuerte er muthig in das indische Meer, segelte aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen den Lacediven und Maldiven hindurch und landete am 20. Mai 1408 in Kalikut, dem Mittelpuncte des Handels, den Ostindien damals mit dem ganzen großen Continente zwischen Zanzibar und der Straße von Malacca trieb.

Dann kam Camoëns, der Homer des indischen Meeres, dessen »Lusiade« die epische Beschreibung seiner Reise ist.

Camoëns hatte im Kampfe gegen die Mauren von Ceuta fast um die nämliche Zeit ein Auge verloren, als Cervantes im Kampfe gegen die Türken von Lepanto eine Hand verlor. Es ist bekannt, daß er, nachdem er Goa besucht, nachdem er bei Tschembe, am Kap Guardasui und bei Mascat gekämpft hatte, wegen einiger satyrisch er Gedichte auf die Molukken verbannt wurde, daß Constantin von Braganza ihn zum Kurator der Erbfolgeangelegenheiten in Macao ernannte, daß Camoëns, da er in dieser Sache Nichts thun konnte, sein Gedicht schrieb, daß er sich mit seinem doppelten Schatze von Reichthum und Poesie nach Goa einschiffte, daß er, als das Schiff an der Küste von Siam scheiterte, sein Gold dem chinesischen Meere Preis gab, sein Gedicht aber hoch über die Wellen hielt und mit einer Hand sein Leben, mit der andern seine Unsterblichkeit rettete.

Aber, ach! obgleich sechs Jahre später die »Lusiade« erschien, obgleich noch in dem nämlichen Jahre eine zweite Auflage nöthig wurde, obgleich alle Portugiesen die Episode vom Riesen Adamasior und das Unglück der Inez de Castro auswendig konnten, sah man dem ungeachtet einen alten Mann an einer Krücke durch die Straßen von Lissabon hinken, um sich in's Kloster San Domingo zu begeben, wo er mit den Schülern theologische Vorlesungen anhörte, während ein javanesischer Sklave für ihn bettelte und ihn durch die erhaltenen Gaben ernährte.

Allerdings blieb Jeder, der dem Greise begegnete stehen, um ihn zu betrachten, und er konnte die für seinen Stolz tröstlichen Worte vernehmen:

»Das ist Luiz de Camoëns, der große Dichter!«

Und Einige setzten hinzu:

»Er ist wohl arm?«

Worauf immer eine Stimme antworte:

»Nein, der König, Dom Sebastian, hat ihm eine Pension ausgesetzt.«

Ja, der König, Dom Sebastian, hatte dem Manne, der der Ruhm seiner Regierung war, ein Jahrgeld von fünfundsiebzig Livres bewilligt! Als daher Dom Sebastian auf seinem Feldzuge in Afrika fiel, mußte der Dichter, der schon ärmlich genug wohnte, eine noch kleinere Wohnung in der Straße Santa Anna beziehen.

Und als Antonio, der javanesische Sklave; starb, als Niemand mehr für den Dichter bettelte, er selbst aber nicht betteln wollte, sank er noch eine Stufe tiefer und vertauschte sein Stäbchen mit dem Armenhause.

Jetzt hatte er noch eine Stufe tiefer hinabzusteigen, die Stufe des Grabes, und er betrat sie mit einem heiteren Lächeln. Der arme Dichter, den sein Vaterland vergaß, konnte sein Vaterland nicht vergessen, denn seine letzten Worte waren:

»Ich sterbe wenigstens eher als Portugal!«

Und er wurde in ein Grab gesenkt, das' man mit einem Steine ohne Inschrift bedeckte.

Sechzehn Jahre nach seinem Tode, als sein Ruhm sich noch mehr verbreitet hatte, schlug Dom Gonzalo Cutinho vor, dem Dichter ein Denkmal zu errichten; aber man kannte seinen Geburtsort so wenig als seine Grabstätte.

Endlich erinnerte sich ein alter Sacristan, daß er an einem stürmischen Abende einen Mann begraben; der keine Eltern, keine Familie und keine Freunde, aber zwei Wunden gehabt hatte: eine, die ihn um ein Auge gebracht, und eine andere am Schenkel.

An diesem Signalement erkannte man Camoëns.

Das Grab wurde mit großem Pompe wieder geöffnet, der Leichnam herausgenommen, in einer Gruft neben dem Chore der Franziskanerinnen des Klosters Santa Anna beigesetzt und sein neues Grab mit einer Marmorplatte bedeckt, welche die Inschrift zeigt:

Hier ruht Luiz de Camoëns
Fürst
der Dichter seiner Zeit. Er lebte arm und
elend und starb
ebenso
Anno MDLXXIX

Hier schlief er fast zwei Jahrhunderte lang ruhig und geehrt, bis endlich eines Tages, am 1. November 1755, als ob der Himmel durch eine furchtbare Katastrophe die Geburt einer Königin hätte verkündigen wollen, ein Erdbeben Lissabon, und mit Lissabon die Kirche Santa Anna, das Grab des Verfassers der »Lusiade« zerstörte.

Diese Königin war Marie Antoniette.

Camoëns' Dichtung hatte Ostindien populair gemacht. Bald begab sich der Kaufmann Van Noort dahin. wo der Seefahrer Diaz, der Eroberer Gama und der Dichter Camoëns gewesen waren; dieser aber kam von der entgegengesetzten Seite, indem er an der Küste von Patagonien hinfuhr, am 28. Mai 1520 durch die von Magellan entdeckte gefährliche Meerenge segelte und nach dem Beispiele Sebastians del Cano über das Kap der guten Hoffnung in den atlantischen Ozean einfuhr, nachdem er in drei Jahren die Reise um die Welt gemacht hatte.

Dies legte den Grund zu der großen Seemacht der Holländer, dieser Phönicier Europa's, die sich in einem Anfalle von übermüthigem Stolze die »Feger der Meere« nannten und anstatt der Flagge einen Besen an der Mastspitze ihrer Schiffe führten.

Vierzehn Jahre später schlug der holländische Admiral Georg Spilbergen die spanische Flotte an der Küste von Peru und unterwarf die Molukken der Herrschaft seines Vaterlandes..

Fünf Jahre nach diesem Siege umschifften die im Anfange unserer Erzählung genannten drei holländischen Schiffe unter den Befehlen der Kapitains Peter Thyß, Johann Janß und Bontekoe das Vorgebirge der guten Hoffnung.

Wie kam es, daß diese drei Schiffe in Gesellschaft segelten? Wir wollen es sagen.

Wilhelm Bontekoe war im Jahre 1618 von der holländisch ostindischen Compagnie zum Kapitain des »Nieuw-Hoorn«, eines mit 206 Köpfen bemannten Kauffahrteischiffes von 1100 Tonnen Gehalt ernannt worden.

Nachdem er am 28. Dezember aus dem Texel gelaufen war, wurde sein Schiff an der Mündung des Kanals la Manche von einem so heftigen Sturme überfallen, daß er einen Augenblick fürchtete, er werde seine Reise nicht weiter fortsetzen können.

Die Vorsehung hatte es jedoch anders beschlossen. Nach einem vierzehntägigen ununterbrochenen Sturme wurde das Meer wieder ruhig und Bontekoe setzte seine Fahrt fort, noch ungewiß, ob er durch die Magellansstraße oder über das Kap der guten Hoffnung nach Ostindien segeln sollte.

Der Wind sollte entscheiden, ob er sich nach Westen oder nach Osten wendete.

Unweit der Canarischen Inseln hatte er die beiden anderen Schiffe getroffen, in deren Gesellschaft wir ihn das Kap haben umschiffen sehen.

Nachdem sie unter dem Aequator von einer drei Wochen anhaltenden Windstille heimgesucht worden waren, trieb sie ein Südostwind in die Gewässer der Antillen zwischen die Felsenriffe, welche die Abrojos heißen. Glücklich vermieden sie die Klippen, suchten die Insel Tristan d'Acunha, ohne sie zu finden, wurden bald darauf durch die veränderlichen Winde nach dem Kap verschlagen und näherten sich demselben so rasch, daß sie, aus Besorgnis, an die Küste geworfen zu werden, nach Süden ab hielten, um, im Vertrauen auf ihre gefunden und kräftigen Mannschaften und auf einen reichlichen Vorrath von Wasser, das Kap zu umschiffen, ohne anzulegen.

So erreichten sie die Höhe der Küste von Natal.

Hier trennte sich der Kapitain Janß, der nach der Küste Koromandel bestimmt war, von Thyß und Bontekoe, um durch den Kanal von Mozambique zu segeln.

Ein wenig weiter hin erhob sich ein kleiner Streit zwischen Thyß und Bontekoe; in Folge dessen schlug Thyß ebenfalls eine andere Richtung ein und der »Nieuw-Hoorn« blieb allein.

Er befand sich unter dem 23. Breitengrade, als er den »Nieuw-Zeeland« aus dem Gesicht verlor.

Nach der Umschiffung des Kaps hatte sich der Gesundheitszustand auf dem »Nieuw-Hoorn« sehr verändert.

Unter dem 30. Breitengrade waren Krankheiten unter der Mannschaft ausgebrochen, und einige Tage nach der Trennung von seinem letzten Reisebegleiter hatte Bontekoe vierzig Kranke an Bord.

Da Madagaskar das nächste Land war, so beschloß man, nach dieser Insel zu steuern, und schlug die Richtung nach der Bai Saint-Louis ein.

 

Aber diese ganze Küste war noch sehr wenig bekannt, und obgleich Bontekoe selbst mit seiner Schaluppe einen guten Ankerplatz suchte, während das Schiff langsam umherlavirte, obgleich die Eingeborenen ihm winkten, an's Land zu kommen und ihm durch ihre Winke einen Landungsplatz zu bezeichnen schienen mußte die Schaluppe dennoch unverrichteter Sache umkehren, nachdem ein Matrose es vergebens: versucht hatte, durch die heftige Brandung schwimmend das Ufer zu erreichen.

Die Mannschaft auf dem Schiffe hatte alle Bewegungen der Schaluppe mit gespannter Erwartung beobachtet und mit tiefer Betrübniß sah sie dieselbe zurückkehren; Bontekoe aber, den seine Matrosen wie ihren Vater liebten, ermahnte sie zur Geduld. Er wollte nun weiter südlich einen Ankerplatz suchen und ging zu dem Ende bis zum 29. Breitengrade zurück; da aber die Schwierigkeiten sich überall gleich blieben, beschloß er noch einmal, seine Richtung zu ändern und auf einer der Maskarenen zu landen.

So hießen damals und heißen noch jetzt die beiden Inseln Mauritius und Bourbon.

Bentekoe richtete seinen Cours so, um zwischen den beiden Inseln hindurch zu segeln; da aber die erste, die er zu Gesicht bekam, die Intel Bourbon war, so versuchte er es, an derselben anzulegen. In einer Entfernung von zweihundert Schritt vom Lande wurden bei vierzig Faden Tiefe die Anker ausgeworfen.

Aber auch hier zeigte sich ein gefährliches Hinderniß; das Meer brach sich so schäumend an den Küstenklippen, daß die Schaluppe abermals einen geeigneteren Landungsplatz suchen mußte. Sie fuhr sogleich ab und kam nach zwei Stunden zurück. Man war an einer Stelle, wo eine üppige Vegetation prangte, gelandet und brachte eine große Menge Schildkröten mit.

Es ist bekannt, welch' ein wohlthätiges Manna diese Thiere für die vom Skorbut Ergriffenen sind, und die Kranken baten daher einstimmig um die Erlaubniß, an's Land gehen zu dürfen, was ihnen jedoch der Supercargo des Schiffes, Namens Hein-Rol Anfangs verweigerte. Seiner Meinung nach konnte das Schiff abgetrieben werden, und' wenn dieses Unglück eintrat, waren die darauf befindlichen Leute verloren. Aber für diese Unglücklichen war die Insel, die sie vor Augen hatten, ein Paradies, in welchem sie sehr gern für immer geblieben wären. Ihre Bitten, sie an das Land zu setzen, wo sie durch den bloßen Aufenthalt auf demselben die Gesundheit wieder erlangen konnten, wurden daher so dringend, daß Bontekoe endlich nicht länger widerstehen konnte. Er kam auf's Verdeck und erklärte, daß er auf jede Gefahr hin die ganze Mannschaft an's Land gehen lassen wolle.

Diese Erklärung wurde mit einstimmigem Jubel aufgenommen.

Die Kranken wurden zuerst eingeschifft. Bontekoe gab ihnen ein Segel mit, damit sie ein Zelt aufschlagen und mehrere Tage am Lande bleiben konnten. Die Schaluppe wurde mit Lebensmitteln reichlich versehen, auch ein Koch und alle nöthigen Geräthschaften mitgenommen, und der Kapitain selbst stieg mit ins Boot um es zu steuern.

Als es sich der Insel näherte, kannte die Freude der Matrosen keine Grenzen mehr; Einige hatten nicht die Geduld, um zu erwarten, bis es anlegte; sie sprangen in's Wasser und schwammen vollends ans Ufer, wo sie sich jubelnd auf den Rasen niederwarfen und ihre Kameraden riefen, welche ebenfalls ankamen.

Mochte es Einbildung oder Wirklichkeit sein, kurz, sie hatten das Land kaum betreten und sich unter die schattigen Bäume gelagert, so erklärten sie, daß sie sich schon viel besser befänden.

In diesem Augenblick ließ sich ein Schwarm Holztauben nieder. Da die Insel damals noch unbewohnt und diese Thiere noch nie durch den Anblick eines Menschen erschreckt worden waren, ließen sie sich mit der Hand fangen oder mit Stöcken töten.

Zweihundert Stück wurden auf diese Weise am ersten Tag gefangen.

Um eine Abwechslung in die Mahlzeiten zu bringen, ging man nun auf die Schildkrötenjagd und es wurden davon fünfzig Stück gefangen.

Als Bontekoe sah, daß man auf dieser gastlichen Insel Nichts zu befürchten hatte, verließ er seine Leute und kehrte auf das Schiff zurück, fand aber jetzt den Ankerplatz so schlecht, daß er die Mannschaft, trotz ihres sehnlichen Wunsches, ebenfalls ans Land zu gehen, dazu bewog, daß sie sich noch so lange geduldete, bis ein besserer Ankerplatz gefunden war.

Diese aufopfernde Fügsamkeit machte einen lebhaften Eindruck auf Bontekoe; er wollte daher keine Zeit verlieren und bestieg in Folge dessen, da die Nacht heiter und das Meer ruhig war, die Schalupe wieder, um bessere Rhede zu suchen.

Er fand eine solche fünf Meilen von der ersten.

Es war eine wohl geschützte Bucht mit sandigem Grunde.

Mit Tagesanbruch begann der Kapitain seine Nachforschungen auf der Insel.

Kaum eine halbe Stunde von der Küste fand er einen See. Leider war das Wasser nicht ganz süß, aber seine Ufer waren mit Gänsen und Dronten bedeckt. Die Bäume waren von grauen Papageien, Holztauben und unbekannten,Vögeln aller Art bevölkert und unter den Bäumen fand er fünfundzwanzig beisammen sitzende Schildkröten, welche so fett waren, daß sie kaum kriechen konnten.

Bontekoe blieb mit einigen Mann am Lande und schickte die Anderen fort, um den Kranken die Nachricht zu überbringen, daß er einen besseren Lagerplatz gefunden, und um der Mannschaft auf dem Schiffe zu sagen, daß er eine vortreffliche Bucht zum Ankern entdeckt habe.

Nach Verlauf von zwei Stunden kehrte die Schaluppe in Begleitung des Schiffes zurück. Letzteres ging bei fünfundzwanzig Faden Tiefe in der Bucht vor Anker und die Mannschaft wurde nach einander auf vier Male an's Land gesetzt.

Die Matroden sind sonderbare Menschen. Auf die heftigste Verzweiflung, auf Titanenkämpfe folgt bei ihnen oft eine kindische Freude.

So ging es der Mannschaft des »Nieuw-Hoorn,« als sie auf der Insel gelandet war.

Das ganze Ufer bot das Schauspiel eines ländlichen Festes dar, dem Nichts als die Frauen fehlte. Einige fischten im See, Andere:fingen Schildkröten, noch Andere tödteten mit Stöcken und Steinen die Holztauben, und wieder Andere kamen mit freudigem Jubel herbei, um zu melden, daß sie einen Bach mit süßem, Wasser gefunden hatten. Es wurden große Feuer angezündet, hölzerne Bratspieße errichtet und Tauben gebraten, die man mit dem Fette der Schildkröten begoß. Dann kehrten die Fisch er mit einer Menge armstarker Aale zurück, welche der Koch schmackhaft zubereitete; auch hatten sie Böcke gesehen und Jagd auf sie gemacht, aber nur einen ganz alten Burschen fangen können, dessen Hörner von den Würmern zerfressen waren und dessen Fleisch Niemand essen wollte.

Nach drei Tagen waren die Kranken ziemlich genesen, und sie wurden daher auf das Schiff zurückgebracht, bis auf sieben, die noch krank waren und die Erlaubniß erhielten, so lange am Lande zu bleiben, bis das Schiff unter Segel gehen sollte.

Eine große Menge Tauben und Aale wurden an Bord geschafft und eingesalzen.

Endlich wurden die Anker gelichtet und man verließ die herrliche Insel Bourbon, welche hundertfünfzig Jahre später eine der blühendsten Kolonieen Frankreichs werden sollte, eben so öde und unbewohnt, als man sie gefunden hatte.

2.
Das Feuer

Bontekoe hatte die Absicht, auch auf Mauritius zu landen, damit diese Insel die auf der andern so gut begonnene Genesung seiner Mannschaft vollenden sollte.

Er kam jedoch zu weit ab und ließ die Insel in bedeutender Entfernung links liegen.

Dies erregte den Unmuth der noch an Bord befindlichen Kranken, welche ein Aufenthalt von noch 4 wenigen Tagen am Lande geheilt haben würde. Warum hatte man diese paar Tage, welche bei einer solchen _Reise gar nicht in Betracht kommen konnten, nicht der Gesundheit, diesem wichtigsten Gute der Matrosen wie des Kapitains, aufgeopfert?

Eine Besorgniß vermehrte noch die Verstimmung, welche durch diese Betrachtungen hervorgerufen wurde. So wenig man diese Gewässer damals noch kannte, hielt man sie doch für gefährlicher, als sie wirklich waren, und man glaubte, daß man lange in den südlichen, Breitengraden werde umherfahren müssen, ehe man die Winde fand, welche das Schiff nach Bantam oder Batavia führen sollten. In Folge dieser Besorgniß schlug man eine andere Richtung ein und steuerte direkt nach Westen auf die Insel Sainte-Marie zu, welche ungefähr sechzig Lieues von Madagaskar, der Bai Anton-Gil gegenüber, liegt.

Man lief diese Insel natürlich auf der Ostseite an und ging in einem kleinen Einschnitte der Küste bei dreizehn Faden Tiefe und in einem Wasser vor Anker; das so klar war, daß man den Grund sehen konnte.

Die Insel Sainte-Marie war damals schon bewohnt. Die Bewohner waren zwar noch weniger, als die von Madagaskar, an den Besuch von Europäern gewöhnt, brachten aber bereitwillig Hühner, Limonien und Reis an Bord und gaben durch Winke zu verstehen, daß sie auch Kühe, Schafe und andere Lebensmittel hätten.

Um sich die Leute zu Freunden zu machen, gab Bontekoe ihnen Wein in einer silbernen Schale. Sie tranken ihn wie die Hunde oder andere Thiere, indem sie das ganze Gesicht in das Gefäß steckten; kaum aber hatten sie getrunken, so äußerte der Wein auch schon seine berauschende Wirkung, da sie nicht daran gewöhnt waren, und sie fingen an zu tanzen und zu jubeln wie Wahnsinnige.

Sie gehörten der zweiten Menschenrace an, die von den asiatischen Hochebenen stammt, und waren völlig nackt, bis auf ein Stück Zeug, das sie als Schutz um die Hüften trugen.

Jeden Tag ging man an's Land und trieb Tauschhandel mit ihnen. Kleine Glocken oder Schellen, Löffel, Messer, Glasperlen und Korallen waren die wirksamsten Lockmittel, welche Bontekoe anwendete, und für jeden solchen Gegenstand gab es ein Kalb, ein Schwein, ein Schaf, Reis, Wassermelonen oder Milch, die sie in Körben von geflochtenen Blättern brachten, welche ihrem Zwecke eben so gut entsprachen, als hölzerne oder irdene Gefäße.

Da aber gerade diejenigen Früchte, welche für Skorbutkranke am Unentbehrlichsten sind, nämlich Citronen und Orangen, gänzlich fehlten, beschloß Bontekoe einen Abstecher nach Madagaskar zu machen, um sich solche zu verschaffen.

Die Schaluppe wurde ausgesetzt und mit Waaren beladen, von denen man wußte, daß sie den Madagasken am Willkommensten waren; dann stieß der Kapitain ab, erreichte glücklich die Insel und fuhr mit Hilfe der Ruder einen Fluß hinauf. Je weiter er jedoch kam, um so schmäler wurde der Fluß, und die an den Ufern wachsenden Bäume hingen bald so weit und so tief über das Wasser, daß ihre Zweige sich mit einander verschlangen und den Fluß völlig versperrten. Uebrigens waren auch die Ufer unbewohnt, und da man nirgends die gewünschten Früchte sah und zehn mit Bogen und Pfeilen bewaffnete Eingeborene hinter den Bäumen die ganze Mannschaft des Bootes hätten tödten können, ohne daß an eine Vertheidigung zu denken gewesen wäre, gab Bontekoe das Zeichen zum Umkehren und fuhr nach dem Schiffe zurück.

Zum Glück fand man einige Tage später auf einem andern Punkte der Insel Sainte-Marie die in so weiter Entfernung gesuchten Orangen, Limonien und Bananen in Ueberfluß.

Das Schiff lag neun Tage vor Sainte-Marie.

Während dieser neun Tage wurde die ganze Mannschaft des »Nieuw-Hoorn« wieder so gesund und kräftig, als sie es bei der Abreise von Holland gewesen war.

Eine Anzahl Matrosen machten in dieser Zeit mehrere Male Ausflüge in's Innere des Landes, wohin sie gewöhnlich ein Musiker begleitete, welcher die Leier spielte.

Dies war immer eine große Freude für Insulaner, denn so einfach das Instrument auch war, hörten sie es doch immer wieder mit dem nämlichen Vergnügen und Erstaunen. Einige setzten sich in einem Kreise um den Leierspieler auf die Erde und begleiteten seine Musik mit Händeklatschen; Andere sprangen umher wie wilde Thiere und knieten zuweilen vor Ochsenköpfen nieder, die auf Pfähle gespießt waren und ihre Fetisch e zu sein schienen, als oh sie ihren Göttern für das genossene Vergnügen danken wollten.

Die neun Tage vergingen endlich. Die Kranken waren vollkommen hergestellt und die Havarieen auf das Sorgfältigste ausgebessert.

Das Schiff ging unter Segel und steuerte nach der Sundaenge.

Am 19. November'1619, als man sich schon in der Nähe dieser Meerenge, das heißt unter 50 30' südlicher Breite befand, war der Proviantmeister um zwei Uhr Nachmittags wie gewöhnlich in den Schiffsraum hinuntergegangen, um den am folgenden Morgen zu vertheilenden Branntwein heraufzuholen, und hatte seinen blechernen Leuchter auf ein Faß gestellt, welches über demjenigen lag, das er anzapfen wollte. Der Zufall, der oft die entsetzlichsten Katastrophen von einer geringfügigen Ursache abhängig macht, wollte, bei ein Fünkchen von dem glimmenden Dachte des Lichtes in das Spundloch fiel; der Branntwein entzündete sich, zersprengte die beiden Fässer und ergoß sich als ein Feuerstrom über die in der Nähe aufgeschichteten Kohlen, in denen er sich verlief und anscheinend erlosch.

 

Es wurden indessen einige Eimer Wasser auf die Kohlen gegossen und die Sache schien damit abgethan zu sein.

Jetzt erst wurde Bontekoe von dem Vorteile benachrichtigt. Er ging sogleich selbst hinunter, ließ noch mehrere Eimer Wasser auf die Kohlen gießen und kehrte dann ruhig auf's Verdeck zurück.

Eine halbe Stunde darauf ertönte unten der Ruf: »Feuer!«

Bontekoe eilte hinunter in's Zwischendeck und sah in der That schon die Flammen aus dem Kielraume emporlodern. Der brennende Branntwein, der zwischen die Kohlen geflossen war, hatte, diese entzündet.

Die Gefahr war um so größer, als sich noch mehrere Reihen übereinanderliegender gefüllter Branntweinfässer unten befanden. Es war daher keinen Augenblick zu verlieren und es wurde in aller Eile so viel Wasser, als nur möglich, auf die brennenden Kohlen gegossen.

Bald zeigte sich jedoch eine neue Gefahr; durch die Berührung des Wassers mit den brennenden Kohlen entstand ein so dicker Rauch, daß es Niemand im Kielraume aushalten konnte.

Bontekoe blieb dessen ungeachtet unten, denn er erkannte die ganze Größe seiner Verantwortlichkeit. Gott war er für das Leben seiner Mannschaft, seinen Rhedern für die Ladung seines Schiffes verantwortlich.

Er blieb also mitten im dicksten Qualme und gab fortwährend seine Befehle, während die Matrosen in seiner Nähe umfielen und fast dem Ersticken nahe waren.

Er selbst mußte von Zeit zu Zeit an eine Luke hinaufsteigen, um seine Lungen mit frisch er Luft zu füllen; dann ging er wieder hinunter in den Rauch, in welchem er allein in Folge seines energischen Willens leben zu können schien.

Als er wieder ein Mal hinauf ging, um Luft zu schöpfen, rief er den Supercargo Roi, der sogleich mit der Frage herbeieilte:

»Was wünscht Ihr, Kapitain?«

»Ich glaube, daß es nöthig ist, die Pulverfässer über Bord zu werfen,« antwortete. Bontekoe.

»Aber was sollen wir dann anfangen,« entgegnete Roi, »wenn wir einem Piraten begegnen oder auf einer Insel landen, deren Bewohner feindselige Gesinnungen gegen uns zeigen?«

»Du hast Recht,« versetzte der Kapitain; »wir wollen es noch abwarten.«

Hierauf kehrte er ein den mit Rauch gefüllten Kielraum zurück und ertheilte mit unverändertem Muthe seine Befehle.

Das Feuer ließ indessen nicht nach und der Rauch wurde immer ärger. Bontekoe mußte sich endlich in's Zwischendeck zurückziehen. Hier wurden mit der Axt Oeffnungen in den Fußboden gehauen und durch dieselben fortwährend Wasser hinunter gegossen.

Während dem ließ man nicht allein das große Boot sondern auch die Schaluppe in's Meer, weil sie auf dem Verdeck der wasserschöpfenden Mannschaft sehr im Wege waren.

So weit übrigens das Auge reichte, sah man rund umher nichts als Himmel und Wasser, sein Land, kein Schiff war zu erblicken, von dem man Beistand hätte erwarten können.

Bei diesem Anblicke gewann der Instinkt der Selbsterhaltung die Oberhand über das Pflichtgefühl; die Matrosen stiegen heimlich über Bord, schwammen nachdem großen Boote und der Schaluppe, wo sie sich unter den Bänken und hinter den Segeln verbargen, und erwarteten, um abzustoßen, nur den Augenblick, wo sie ihrer weder zu viele noch zu wenige sein würden.

Als die geeignete Anzahl beisammen war, verließen sie unbarmherzig ihren Kapitain und ihre Kameraden.

In diesem Augenblicke trat der Supercargo Roi zufällig auf die Galerie und bemerkte die Matrosen, welche an der Bordwand hinunterstiegen und nach den beiden Boten schwammen.

»Was thut Ihr? rief er ihnen zu; »was habt Ihr im Sinne?«

»Wir thun etwas ganz Einfaches,« antworteten sie; »wir fliehen die Gefahr.«

Dann riefen zwanzig Stimmen:

»Kommt mit uns, Roi! kommt mit uns!«

Der Supercargo überlegte, daß dies vielleicht das einzige Mittel war, um die Matrosen dazu zu bestimmen, daß sie den Kapitain erwarteten. Er stieg daher ebenfalls über Bord und begab sich auf das große Boot.

Ehe er jedoch Zeit hatte, ihnen Vorstellungen zu machen, kappten sie, sobald er an Bord war, das Tau, durch welches sie mit dem Schiffe in Verbindung standen, und in wenigen Secunden waren sie mehrere Kabellängen von demselben entfernt.

Die Schaluppe stieß ebenfalls ab.

In diesem Augenblicke ertönte auf dem Schiffe der Ruf:

»Herr Kapitain! Herr Kapitain!«

Bontekoe erschien in einer Luke.

Die auf dem Verdeck stehenden Matrosen zeigten stumm und leichenblaß auf einen Gegenstand, den sie wohl bemerkten, den er aber nicht sehen konnte, weil nur sein Kopf aus der Luke emporragte. Bald drängte sich der Ruf: »Das Boot! Die Schaluppe! Sie entfliehen!« über die entfärbten und bebenden Lippen.

Bontekoe sprang auf's Verdeck und mit einem Blicke übersah er die ganze Größe der Gefahr.

»Wenn sie uns in einem solchen Augenblicke verlassen.« sagte er kopfschüttelnd, »so kommen sie auch nicht zurück.«

»Aber was sollen wir nun beginnen?« fragten die Matrosen, und ihre Blicke hingen an Bontekoe's Lippen, als ob er ein Gott wäre.

Der Kapitain besaß vielleicht mehr Muth und Geistesgegenwart als die Anderen, aber er war auch nur ein Mensch.

Er warf einen langen Blick rund um sich her. Ader er sah nichts, weder eine Küste noch ein Segel, nichts als die beiden Bote, die sich mit eiligen Ruderschlägen entfernten, ohne zu wissen, wohin sie fahren sollten.

Plötzlich faßte der Kapitain einen Entschluß und rief aus:

»Rasch, alle Segel in den Wind!«

Während dieser Befehl ausgeführt wurde, fragten ihn Einige, warum er ihn gegeben habe.

»Weil wir es versuchen wollen sie einzuholen,« antwortete Bontekoe.

»Gelingt uns dies, und sie weigern sich, uns in die Böte aufzunehmen, so fahren wir die Schurken in den Grund, um sie zu lehren, ihre Pflicht zu thun.«

Da die Flüchtlinge von diesem Befehle nichts wußten, so gelang es dem Schiffe in der That, sich ihnen bis auf eine geringe Entfernung zu nähern; als sie aber die Absicht des Kapitains durchschauten, entfernten sie sich rasch mit Hilfe der Segel und der Ruder, so daß es nicht mehr möglich war, sie einzuholen.

Die letzte Hoffnung des Kapitains war demnach vereitelt.

Er stieß einen Seufzer aus und sagte dann, indem er den Kopf schüttelte, als ob er seine eigne Angst hätte verscheuchen wollen:

»Ihr seht, Kinder, daß uns keine andre Hoffnung mehr bleibt, als unsere Anstrengungen und die Barmherzigkeit Gottes. Wir wollen daher mit vermehrter Energie an's Werk gehen; Einige von uns mögen fortfahren zu löschen, während die Anderen das Pulver über Bord werfen.«

Der pünktlichste und schnellste Gehorsam war jetzt die Hauptsache; wenn noch Rettung möglich war, so konnte sie nur durch einmüthige, energische Thätigkeit herbeigeführt werden. Jedermann ging daher an die anbefohlene Arbeit, und während etwa zwanzig Mann in die Pulverkammer eilten, vertheilte Bontekoe Bohrer' und Meißel, um wo möglich Löcher in die Schiffswände zu bohren.

Hierbei aber stieß man auf ein Hinderniß an das kein Mensch gedacht hatte; die Bohrer und Meißel konnten nicht durch den metallenen Beschlag des Schiffes dringen.

Dies war die letzte Hoffnung gewesen, und als sie gescheitert war, bemächtigte sich der Mannschaft völlige Verzweiflung.

Es gelang jedoch Bontekoe, seine Leute dazu zu bewegen, daß sie fortfuhren, das Pulver über Bord zu werfen.

Er selbst half bei dieser lebensgefährlichen Arbeit und überließ es Anderen, beständig Wasser in den Kielraum zu gießen.

Einen Augenblick glaubte man, das Feuer habe nachgelassen und man faßte wieder Muth.

Plötzlich wurde dem Kapitain gemeldet; daß auch das Oel in Brand gerathen sei.

Von nun an war der Untergang unvermeidlich.

Je mehr Wasser man in dem Schiffsraum goß, um so höher stieg das darauf schwimmende brennende Oel und um so näher kam das Feuer dem Verdeck. Man fuhr jedoch mechanisch fort zu löschen, aber es geschah unter entsetzlichem Geschrei und Geheul, wodurch die mit verzweiflungsvollen Geberden im Rauche umhereilenden Matrosen das Aussehen von leibhaften Dämonen erhielten.

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