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La San Felice Band 14

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»Ah! ah!« sagte er, »das ist eure Meinung, Meister Donato. Es ist aber doch zwischen Euch und den Richtern ein Unterschied, nämlich der, daß die Richter unabsetzbar sind, während Ihr dagegen abgesetzt werden könnt.«

»Ich? Warum soll ich denn aber abgesetzt werden? Habe ich mich denn je geweigert, meine Pflicht zu erfüllen?«

»Man klagt Euch an, daß Ihr lau für die gute Sache geworden seiet.«

»Ah, ich, der ich die ganze Zeit während der sogenannten Republik die Hände in den Schooß gelegt habe!«

»Weil diese dumm genug gewesen ist, Euch nichts zu thun zu geben. Auf alle Fälle merkt Euch, daß vierundzwanzig Anklagen gegen Euch vorliegen, und mehr als zwölfhundert Bittschriften, in denen man um eure Stelle anhält.«

»O heilige Madonna del Carmine! was sagen Sie da, Excellenz?«

»Und die Anderen wollen alle eure Stelle ohne Vermehrung des Gehaltes, ohne Prämien, sondern nur mit festem Gehalt annehmen.«

»Excellenz, denken Sie doch aber an die Arbeit, welche ich zu thun habe.«

»Diese wird die Zeit aufwiegen, wo Du nichts gethan hast.«

»Eure Excellenz kann doch aber nicht einen armen Familienvater zu Grunde richten wollen?«

»Dich zu Grunde richten? Wie kommst Du denn auf diesen Gedanken? Will ich denn etwas davon haben? Und übrigens ist meiner Ansicht nach ein Mann noch nicht ruiniert, der achthundert Ducaten Gehalt bezieht.«

»Erstens beziehe ich nur sechshundert,« erwiederte Meister Donato lebhaft.

»Die Junta legt Dir aber in Betracht der Verhältnisse zweihundert Ducaten zu.«

»Ach, Herr Fiscalprocurator, Sie wissen wohl, daß das nicht billig ist.«

»Ich weiß nicht, ob es billig ist,« sagte Guidobaldi, dem die Erörterung langweilig zu werden begann, »ich weiß nur, daß Du es annehmen oder lassen kannst.«

»Bedenken Sie doch aber, Excellenz —«

»Du willst also nicht?«

»O ja, o ja!« rief Meister Donato, »ich wollte Sie nur bitten, doch zu bedenken, daß ich eine Tochter habe, welche heiraten will, daß unsere Kinder schwer abzusetzen sind, und daß ich auf die Rückkehr unseres vielgeliebten Königs gehofft, um meine arme Marina auszustatten.«

»Ist deine Tochter hübsch?«

»Ja, sie ist das schönste Mädchen in Neapel.«

»Nun, die Junta wird ein Opfer bringen, und Dir einen Ducaten von jeder Hinrichtung zur Aussteuer deiner Tochter bewilligen. Nur muß sie das Geld selbst holen.«

»Wo denn?«

»Bei mir.«

»Das wird eine große Ehre sein, Excellenz, aber es thut nichts!«

»Was denn?«

»Ich bin ein ruinierter Mann, weiter ist nichts.«

Und Meister Donato begab sich unter Seufzern, welche jeden Andern als einen Fiscalprocurator hätten erweichen können, nach seinem Hause, wo ihn Basso Tomeo und Marina erwarteten; Ersterer voll Ungeduld und die Letztere voll Angst.

Die für Meister Donato so schlimme Nachricht war für Marina und Basso Tomeo gut, da sie, wie die Mehrzahl der Neuigkeiten in der Welt, nach dem philosophischen Gesetz der Ausgleichung den Einen Schmerz, den Anderen Freude bereitete.

Um jedoch die eheliche Empfindlichkeit Giovanni’s zu schonen, sagte man ihm nichts von dem Artikel des Vertrags, welchem zufolge sein Vater mit dem Fiscalprocurator ausgemacht, daß Marina selbst das Geld holen sollte.

Viertes Capitel.
Die Hinrichtungen

Der König verließ Neapel oder vielmehr die Spitze des Pausilippo, da er, wie wir gesagt haben, es nicht gewagt hatte, wenigstens einmal während seines achtundzwanzigtägigen Aufenthaltes im Golfe sich nach Neapel zu begeben, am 6. August gegen Mittag.

Wie man aus dem folgenden an den Cardinal gerichteten Brief sehen kann, war die Ueberfahrt gut, und kein Leichnam wie der Caracciolos stieg vor seinem Schiffe aus dem Meere auf.

Folgendes war der Brief des Königs:

»Palermo, am 6. August 1799.

»Eminentissime!

»Ich will keinen Augenblick zögern, und Ihnen meine glückliche Ankunft in Palermo melden. Wir erfreuten uns der glücklichsten Ueberfahrt von der Welt, denn am Dienstag Früh um elf Uhr waren wir noch am Pausilippo, und heute um zwei Uhr haben wir im Hafen von Palermo bei ausgezeichnetem Winde geankert, während das Meer einem See glich. Ich habe meine ganze Familie in vollkommener Gesundheit angetroffen, und bin empfangen worden, wie Sie es sich denken können. Geben Sie mir Ihrerseits gute Nachrichten über unsere Angelegenheiten. Schonen Sie sich, und seien Sie versichert, daß ich stets bleibe

»Ihr wohlgeneigter

»Ferdinand B.«

Der König aber hatte nicht abreisen wollen, ohne die Junta ihr Amt ausüben und den Henker thätig zu sehen. Am 6. August, also am Tage seiner Abreise, hatten die Hinrichtungen schon lange begonnen, und bereits waren sieben Opfer auf dem Altar der Rache gefallen.

Wir wollen hier die Namen dieser sieben ersten Märtyrer nennen und sagen, wo sie hingerichtet wurden:

An der Porta Capuana:

Am 6. Juli. – Domenico Perla.

Am 7. Juli. – Antonio Tramaglia.

Am 8. Juli. – Giuseppe Lotella.

Am 13. Juli. – Michelangelo Ciccone.

Am 14. Juli. – Nicola Carlomagno.

Auf dem Altmarkt:

Am 20. Juli. – Andrea Vitagliano.

Im Castello del Carmine:

Am 3. August. – Gaetano Rossi.

Ich habe Domenico Perlas Namen nur auf der Liste der Verurtheilten gelesen, und mich vergebens bemüht, zu erfahren, wer er war, und welches Verbrechen er begangen. Die Undankbarkeit des Schicksals erstreckte sich sogar so weit, daß sein Name nicht einmal im Buch der »Märtyrer der italienischen Freiheit« von Otto Vanucci verzeichnet steht.

Ueber den Zweiten, also Tramaglia, haben wir weiter nichts als die einfachen Worte gefunden: »Antonio Tramaglia, Officier.«

Der Dritte, Giuseppe Lotella, war ein armer Speisewirth, welcher sich nahe am Theater der Florentiner etabliert hatte.

Der Vierte, Michelangelo Ciccone, ist ein alter Bekannter von uns; man wird sich des patriotischen Priesters erinnern, welchen Domenico Cirillo holen ließ, damit er die Beichte des Häschers hören möge. Er hatte sich, wie wir gesagt zu haben glauben, durch seine freisinnigen Predigten unter freiem Himmel berühmt gemacht. Er hatte fast neben allen Bäumen der Freiheit Kanzeln errichten lassen, und mit dem Crucifix in der Hand erzählte er im Namen des ersten Märtyrers der Freiheit, für die auch er sterben wollte, die entsetzlichen Gräueltaten des Despotismus, indem er seine Predigten besonders auf das stützte, was Christus und die Apostel stets in Bezug auf Freiheit und Gleichheit verkündigt.

Der Fünfte, Nicola Carlomagno, war Commissär der Republik gewesen. Als er das Schaffot bestiegen, und während man den Strick zurechtlegte, womit er erwürgt werden sollte, warf er noch einen Blick auf die fröhliche und dichtgedrängte Menschenmenge, welche ihn umgab, indem er mit lauter Stimme rief:

»Verblendetes Volk, Du freust Dich heute über meinen Tod, aber es wird der Tag kommen, wo Du ihn mit bitteren Thränen beweinen wirst, denn mein Blut wird über Euch Alle, und wenn Euch das Glück des Todes zu Theil geworden, über eure Kinder kommen!«

Andrea Vitagliano, der Sechste, war ein schöner, liebenswürdiger junger Mann von achtundzwanzig Jahren, den man nicht mit jenem anderen Märtyrer der Freiheit verwechseln darf, welcher vor vier Jahren auf demselben Schaffot starb, wo Emmanuele de Deo und Galiano starben.

Als er das Gefängniß verließ, um die Todesstrafe zu erleiden, sagte er zum Kerkermeister, indem er ihm das wenige Geld gab, welches er bei sich trug:

»Ich empfehle Dir meine Gefährten, sie sind Männer wie Du, und vielleicht bist Du eines Tages auch so unglücklich, wie sie es sind.«

Und lächelnd ging er dem Tode entgegen, lächelnd bestieg er das Schaffot, und lächelnd starb er.

Der Siebente, Gaetano Rossi, war Officier, aber da er im Innern des Castello del Carmine hingerichtet ward, so hat man nichts Näheres über seinen Tod erfahren.

In einer einzigen Bibliothek hätten wir seltsame Einzelheiten über unbekannte Hinrichtungen erhalten können, nämlich im Archiv der »Bianchi, welche, wie wir bereits gesagt, die Verurtheilten auf das Schaffot begleiten, da aber diese Brüderschaft gänzlich der gefallenen Dynastie ergeben ist, so hat sie uns jede Auskunft verweigert.

Nachdem diese ersten Häupter gefallen, und diese ersten Körper auf den Galgen gehängt waren, fand elf Tage lang keine Hinrichtung in Neapel statt. Vielleicht erwartete man Nachrichten aus Frankreich.

Unsere Sache war in Italien noch nicht ganz verloren. Wie wir gesagt haben, war Championnet, in Folge der Revolution vom 20. Prairial wieder an die Spitze der Armee der Alpen gestellt worden, und hatte einen glänzenden Sieg errungen. Nun aber war der Name Championnet’s der Schrecken Neapels, und man hatte ihn so schnell von Civita Castellane nach Capua kommen sehen, daß man glaubte, er würde kaum das Doppelte der Zeit brauchen, um von Turin nach Neapel zu gelangen.

Einige Stimmen nannten bereits den Namen Bonaparte.

Die Königin sagte selbst in einem ihrer Briefe, den wir angeführt zu haben glauben, in Bezug auf die französische Flotte, welche Sicilien bedrohte, daß diese ohne Zweifel den Zweck hätte, Bonaparte aus Egypten zu holen. Die Königin hatte Recht. Nicht das Directorium allein dachte an Bonapartes Rückkehr, sondern auch sein Bruder Joseph schrieb ihm, um ihm den Zustand unserer Armeen in Italien zu schildern, und ihn zur Rückkehr nach Frankreich anzutreiben.

Dieser Brief war Bonaparte bei der Belagerung von Saint-Jean-Acre von einem Griechen Namens Barbaki überbracht worden, dem man dreißigtausend Francs versprochen, wenn er diesen Brief Bonaparte persönlich zustellte. Nun aber erhielt Bonaparte diesen Brief, welcher ihm die erste Anregung zur Rückkehr nach Frankreich gab, im Monat Mai 1799, also in demselben Augenblick, wo der reactionäre Marsch des Cardinals stattfand.

 

Alle diese Verhältnisse, wie auch der Umstand, daß die Abwesenheit des Königs dem Cardinal einige Macht zurückgegeben, riefen dem Tode ein Halt zu. Ganz besonders schwer kam es dem Cardinal an, Männer hinrichten zu lassen, die er durch seine Capitulation für geschützt erkannte, und unter diesen Männern besonders diesen Stärksten der Starken, jenen tollkühnen Anführer, welcher, eine Leiter auf der Schulter, den Degen zwischen den Zähnen, das Banner der Unabhängigkeit in der Hand, die Mauern der Stadt erstiegen, welche ein Lehngut seiner Familie war, nämlich Hector Caraffa, den er selbst in einem eigenhändigen Brief aufgefordert, sich zu ergeben.

Während dieses Waffenstillstandes zwischen den Henkern und den Verurtheilten empfing der Cardinal jedoch von dem König den folgenden Brief, den wir in einer ganzen Naivetät hier wiedergeben.

»Palermo, am 10. August 1799.

»Eminentissime!

Ich habe Ihren Brief erhalten, und mich sehr über das gefreut, was Sie mir darin über den Frieden und die Ruhe mittheilen, deren man sich in Neapel erfreut:

»Ich billige es, daß Sie Fra Diavolo nicht erlaubt haben, in Gaeta einzuziehen, wie er es wünschte. Während ich aber Ihnen Recht gebe, wenn Sie sagen, daß er weiter nichts als ein Räuberhauptmann sei, so erkenne ich nichtsdestoweniger doch auch an, daß wir ihm große Verbindlichkeiten schuldig sind. Man muß daher fortfahren, sich seiner zu bedienen, und sich wohl hüten, ihn vor den Kopf zu stoßen. Gleichzeitig muß man ihn auch von der Nothwendigkeit überzeugen, vor allen Dingen sich selbst und dann seinen Leuten den Zügel der Disciplin anzulegen, wenn er in meinen Augen ein neues Verdienst erwerben will.

»Gehen wir nun zu etwas Anderem über.

»Als Pronio in Pescara einzog, schickte er einen Adjutanten an mich ab, um mich zu benachrichtigen, daß er den berüchtigten Grafen von Ruvo, dem er Sicherheit des Lebens versprochen, wozu er aber nicht ermächtigt war, wohlbewacht in seiner Gewalt habe. Ich schickte ihm sofort denselben Adjutanten mit dem Befehle zurück, den genannten Ruvo nach Neapel zu schicken und mit seinem Kopfe für ihn zu haften. Thun Sie mir zu wissen, ob Pronio meine Befehle ausgeführt hat.

»Sehen Sie zu, daß Sie bei guter Gesundheit bleiben und glauben Sie, daß ich stets bin Ihr wohlgeneigter

»Ferdinand B.«

Ist es nicht ein seltsamer Umstand, welcher allgemein bekannt zu werden verdient, daß dieser Brief eines Königs die Belohnung eines Räubers und gleichzeitig die Bestrafung eines großen Bürgers anbefiehlt?

Noch merkwürdiger aber ist die Nachschrift:

»Zu Hause angelangt, empfange ich durch zwei von Neapel kommende Schiffe eine Menge Briefe, aus diesen Briefen erfahre ich, daß es Lärm auf dem Altmarkt gegeben hat, weil keine Hinrichtungen mehr vollzogen werden. Ich erhalte über diesen Punkt weder von Ihnen noch von der Regierung irgend welche Nachricht, obschon es Ihre Pflicht wäre, mir dergleichen mitzutheilen.

»Die Staatsjunta darf in ihren Operationen nicht zögern und eben so wenig unbestimmte und allgemeine Berichte erstatten. Wenn die Berichte erstattet sind, so muß sie dieselben binnen vierundzwanzig Stunden verificiren, sich ganz besonders der Rädelsführer bemächtigen und dieselben ohne weitere Umstände aufknüpfen lassen. Man hatte mir Strafvollstreckungen für den Montag versprochen. Ich hoffe, daß man sie nicht auf einen andern Tag verschoben hat. Wenn Sie merken lassen, daß Sie sich fürchten, so sind Sie gebacken.«

»Siete friti« – so steht völlig ausgeschrieben da und es ist unmöglich, diese Worte anders zu übersetzen.

Was meinst Du, lieber Leser, zu diesem Ausdruck? Er klingt nicht sehr königlich, nicht wahr? Dennoch aber ist er bezeichnend.

Nach einer solchen Aufforderung durfte man nicht mehr zögern. Die vorstehenden am 10. August Abends eingegangenen Briefe wurden sofort an die Staatsjunta abgegeben.

Da Hector Caraffa in dem königlichen Briefe ganz besonders genannt war, so beschloß man mit ihm und seinem »Schub«, das heißt mit den Genossen seiner Gefangenschaft, zu beginnen.

Demzufolge ward am nächstfolgenden Tage, am 11. August, bei der von dem Schweizer Duecce geleiteten Mittagsvisitation Befehl gegeben, die Matratzen zusammenzurollen und in einem Winkel aufeinanderzuthürmen.

»Aha!«, sagte Hector Caraffa zu Manthonnet, »wie es scheint, soll es heute Abend losgehen.«

Salvato schlang einen Arm um Luisas Leib und küßte sie auf die Stirn. Luisa ließ, ohne zu antworten, ihren Kopf auf die Schulter ihres Geliebten sinken.

»Arme Frau,« murmelte Eleonora, »der Tod ist für Sie etwas Grausames. Sie liebt!«

Luisa reichte ihr die Hand.

»Nun endlich,« sagte Cirillo, »werden wir das große Geheimniß kennen lernen, über welches seit Socrates bis auf uns so viel gestritten worden, nämlich ob der Mensch eine Seele hat.«

»Warum sollte dies nicht der Fall sein?« fragte Velasco. »Meine Guitarre hat ja auch eine.«

Und er entlockte seinem Instrument einige wehmüthige Accorde.

»Ja, wenn Du sie berührst, dann hat sie eine Seele,« sagte Manthonnet. »Deine Hand ist ihr Leben; nimm deine Hand aber davon hinweg und das Instrument ist todt und die Seele entflohen.«

»Unglücklicher, der nicht darauf glaubt,« rief Eleonora Pimentel, indem sie ihre großen spanischen Augen gegen Himmel richtete.

»Ich glaube daran.«

»Ja, denn Sie sind Dichterin, während ich dagegen Arzt bin,« sagte Cirillo.

Salvato zog Luisa in einen Winkel des Gefängnisses, setzte sich auf einen Stein und ließ sie auf seinem Knie Platz nehmen.

»Höre mich an, Geliebte,« sagte er zu ihr, »zum ersten Male wollen wir ernst und ausführlich über die Gefahr sprechen, in der wir schweben. Heute Abend werden wir vor das Tribunal geführt, heute Nacht werden wir verurtheilt werden, den morgenden Tag werden wir in der Capelle zubringen und übermorgen wird man uns hinrichten.«

Salvato fühlte wie Luisas ganzer Körper in seinen Armen erbebte.

»Wir werden mit einander sterben,« sagte sie seufzend.

»Armes theures Wesen! Deine Liebe ist es, welche spricht; die Natur aber empört sich gegen den Gedanken des Todes.«

»Freund, willst Du, anstatt mich zu ermuthigen, mich schwach und verzagt machen?«

»Ja, denn ich will etwas von Dir erlangen, nämlich daß Du nicht stirbt.«

»Du willst von mir erlangen, daß ich nicht sterbe? Kommt es denn auf mich an, ob ich leben oder sterben will?«

»Du brauchst nur ein Wort zu sprechen, um dem Tode zu entrinnen – wenigstens für den Augenblick.«

»Und Du, würdest Du auch leben?«

»Du weißt, daß ich, als ich Dir jenen in Mönchstracht gekleideten Mann zeigte, zu Dir sagte: Das ist mein Vater! Noch ist nicht Alles verloren!«

»Ja, ganz recht. Und Du hoffst, daß er Dich wird retten können?«

»Um sein Kind zu retten, thut ein Vater Wunder, und mein Vater besitzt einen klugen Kopf, ein muthiges Herz und einen entschlossenen Geist. Mein Vater wird, um mir das Leben zu retten, das seinige nicht ein-, sondern zehnmal aufs Spiel setzen.«

»Wenn er Dich rettet, so wird er mich mit Dir retten.«

»Aber wenn man uns trennt?«

Luisa stieß einen Schrei aus.

»Glaubst Du, daß man so unmenschlich sein wird, uns zu trennen?«, fragte sie.

»Man muß auf Alles gefaßt sein,« sagte Salvato, »selbst auf den Fall, daß mein Vater nur Eins von uns retten könnte.«

»Nun, dann möge er Dich retten.«

Salvato lächelte, indem er leicht die Achseln zuckte.

»Du weißt recht wohl,« sagte er, »daß ich in diesem Falle seine Hilfe nicht annehmen würde, aber —«

»Aber was? Rede aus.«

»Aber wenn Du deinerseits, wenn Du auch gefangen bleibt, doch nicht mehr in Todesgefahr schwebtest, so stünde hundert gegen eins zu wetten, daß wir, mein Vater und ich, Dich ebenfalls retten würden.«

»Mein Freund, ich kann unmöglich errathen, was Du mit diesen Worten eigentlich sagen willst. Theile mir lieber sofort mit, was Du mir zu sagen hast, oder ich verliere den Verstand.«

»Beruhige Dich. Lehne Dich an meine Brust und höre.«

Luisa heftete ihre großen Augen auf ihren Geliebten und sah ihn fragend an.

»Ich höre,« sagte sie.

»Du bist schwanger, Luisa —«

Luisa erbebte zum zweiten Male.

»O mein armes Kind!«, murmelte sie; »was hat es gethan, daß es mit mir zugleich sterben soll?«

»Wohlan, anstatt zu sterben, soll es leben, und dadurch, daß es lebt, seine Mutter retten.«

»Was hätten wir zu diesem Zwecke zu thun? Ich begreife Dich nicht, Salvato.«

»Die schwangere Frau ist geheiligt und das Gesetz kann die Mutter nicht eher mit dem Tode heimsuchen, als bis das Kind nicht zugleich davon betroffen wird.«

»Was sagst Du?«

»Die Wahrheit. Warte das Gericht ab, und wenn Du, wie wir nach dem, was mir der Cardinal Ruffo gesagt hat, nicht anders erwarten können, im voraus verurtheilt bist, so erkläre in dem Augenblick, wo der Richter dein Urtheil verkünden will, deine Schwangerschaft und diese Erklärung an und für sich gibt Dir eine Frist von sieben Monaten.«

Luisa betrachtete Salvato mit traurigem Blick.

»Mein Freund, sagte sie, »gibst Du, der sonst so unerschütterlich an der Ehre festhält, mir den Rath, mich öffentlich zu entehren?«

»Ich gebe Dir den Rath, zu leben, gleichviel durch welches Mittel, dafern Du nur lebst. Begreifst Du?«

Luisa fuhr in demselben Ton und als ob sie nicht verstanden hätte, fort:

»Alle Welt weiß, daß mein Gatte seit länger als sechs Monaten abwesend ist und ich sollte, während man mich ungerecht und wegen eines Verbrechens, welches ich begangen habe, verurtheilt, laut erklären: Ich bin ein treuloses Weib, eine Ehebrecherin! O, ich müßte vor Scham sterben, mein Freund! Du siehst, daß es weit besser ist, auf dem Blutgerüst zu sterben.«

»Aber unser Kind! Hast Du das Recht, es zum Tode zu verurtheilen?«

»Gott ist mein Zeuge, mein Freund, daß, wenn wir am Leben geblieben wären, daß, wenn ich das erste Weinen unseres Kindes gehört, wenn ich einen Athem gefühlt, seine Lippen geküßt hätte – Gott ist mein Zeuge, daß ich dann die Schmach meiner Mutterschaft mit Stolz getragen hätte. Bist Du aber morgen todt und ich in sieben Monaten – denn sterben muß ich doch jedenfalls – so ist das arme Kind nicht blos Waise, sondern auch mit dem ewigen Makel seiner Geburt gebrandmarkt. Ein unbarmherziger Kerkermeister wird es hinter einen Eckstein werfen – es wird erfrieren, es wird verhungern, es wird von den Hufen der Pferde getreten werden. Nein, Salvato, möge es mit uns zugleich verschwinden, und wenn, wie Leonora glaubt und wie auch ich es hoffe, die Seele unsterblich ist, so werden wir mit der Last unserer Verirrungen beladen vor Gott erscheinen, aber auch zugleich in Begleitung des Engels, der uns Gnade erflehen wird.

»Luisa! Luisa!« rief Salvato; »bedenke wohl, besinne Dich!«

»Und er, da drüben! So gut, so edel! Wenn er, während er weiß, daß ich den Muth gehabt, ihn zu betrügen, erführe, daß ich nicht den Muth habe, zu sterben, während alle Welt um ihn herum wissen würde, um welchen Preis ich mein Leben erkauft, unter welcher Last von Scham würde er die Stirn beugen! O, ich brauche blos daran zu denken, fuhr Luisa sich erhebend fort, »um mich stark zu fühlen wie eine Spartanerin, und wenn das Schaffot hier stünde, so würde ich es lächelnd besteigen.«

Salvato sank vor ihr auf die Knie nieder und küßte ihr leidenschaftlich die Hand.

»Ich habe gethan, was ich thun mußte,« sagte er zu ihr. »Ich danke Dir, daß Du thun willst, was Du zu thun hast.«

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