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Kleine Romane und Novellen

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Kleine Romane und Novellen
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Pascal Bruno

Aus dem Französischem übersetzt
von
Wilhelm Ludwig Wesche
Leipzig, 1851
Verlag von Christian Ernst Kollmann

Gegen das Ende des Jahres 1834 bereitete ich mich zu einer Reise nach Sizilien vor.

Ich machte mich daher an die Aufsuchung eines sizilianischen politischen Flüchtlings, Namens Palmieri, dem ich früher begegnet war, dessen Adresse ich aber verloren und der so eben zwei vortreffliche Bände Erinnerungen herausgegeben hatte, um mir über seine so poetische und so unbekannte Insel jene allgemeinen Auskünfte und jene besonderen Angaben zu verschaffen, welche im Voraus die militärischen Grenzen einer Reise stellen, als wir eines Abends in der Faubourg Montmartre No. 4 den General T. mit Bellini ankommen sahen, an den ich nicht gedacht hatte und den er mir zuführte, um meine Reiseroute zu vervollständigen. Man hat nicht nötig zu fragen, wie in unserer ganz künstlerischen Versammlung, in welcher oft das Rapier nur ein von der Feder oder dem Pinsel entliehener Vorwand war der Komponist der Somnambule und der Norma empfangen wurde. Bellini war in Catania geboren; das Erste, was seine Augen gesehen hatten, als sie sich öffneten, waren jene Wellen, welche, nachdem sie die Mauern Athens gebadet, melodisch an den Ufern eines andern Griechenlands ersterben, und diesen fabelhaften und altertümlichen Ätna, an dessen Abhängen noch jetzt nach achtzehn hundert Jahren die Mythologie Ovids und die Erzählungen Virgils leben. Bellini war daher auch eine der am meisten poetischen Naturen, die man irgend antreffen kann, selbst sein Talent, das man nur mit dem Gefühle würdigen und nicht mit der Wissenschaft richten muss, ist nur ein ewiger, wie eine Erinnerung süßer und melancholischer Gesang; ein Echo gleich dem, welches in den Wäldern und in den Bergen schlummert, und das kaum flüstert, so lange es nicht durch den Ruf der Leidenschaften und des Schmerzes geweckt wird. Bellini war daher der Mann, dessen ich bedurfte. Er hatte Sizilien noch jung verlassen, so dass ihm von seiner Geburtsinsel jene wachsende Erinnerung geblieben war, welche, fern von den Orten versetzt, wo es erzogen worden, das poetische Andenken des Kindes gewissenhafter Weise bewahrt. Syracus, Agrigent, Palermo entfalteten sich so vor meinen Augen: ein prachtvolles, damals mir unbekanntes und von dem Lichte seiner Einbildungskraft erleuchtetes Panorama; als er dann endlich von den topographischen Umständen zu den Sitten des Landes überging, über die ich nicht müde wurde, ihn zu befragen, sagte er zu mir:

– Besonders aber vergessen Sie eines nicht, wenn Sie von Palermo nach Messina entweder zu Wasser oder zu Lande gehen werden. Kehren Sie in dem kleinen Dorfe Bauso an der Spitze des weißen Vorgebirges ein, dem Wirtshaus gegenüber werden Sie eine Straße finden, welche bergauf geht und die sich zur Rechten mit einem kleinen Schloss in Form einer Zitadelle endigt, an den Mauern dieses Schlosses befinden sich zwei Käfige, der eine leer, der andere mit einem Totenkopf, der seit zwanzig Jahren in ihm bleicht. Fragen Sie den ersten besten Vorüber kommenden nach der Geschichte des Mannes, dem dieser Kopf angehört hat, und Sie werden eine jener vollständigen Erzählungen erhalten, welche eine ganze Gesellschaft, von dem Gebirge bis zur Stadt, von dem Landmanne bis zum großen Herrn schildern.

– Aber, antwortete ich Bellini, könnten Sie uns diese Geschichte nicht selbst erzählen? Nach der Art, mit welcher Sie davon sprechen, sieht man, dass Sie dieselbe tief in Ihr Gedächtnis gegraben haben.

– Ich würde es mit Vergnügen tun, sagte er zu mir, denn ihr Held, Pascal Bruno, ist gerade in dem Jahre meiner Geburt gestorben, und ich bin als kleines Kind mit dieser, wie ich überzeugt bin, noch heute lebendigen Volkssage eingewiegt worden, aber wie wäre ich mit meinem schlechten Französisch im Stande, eine solche Erzählung zu machen?

– Ist es nur das? antwortete ich, wir verstehen Alle Italienisch, sprechen Sie zu uns in der Sprache Dante’s, sie ist wohl so gut als eine andere.

– Wohl an! es sei, erwiderte Bellini, indem er mir die Hand reichte, aber unter einer Bedingung.

– Welche?

– dass Sie bei Ihrer Rückkehr, wenn Sie die Örtlichkeiten gesehen, wenn Sie sich in Mitte dieses wilden Volkes und dieser pittoresken Natur wieder gestärkt haben werden, mir aus Pascal Bruno eine Oper machen.

– Bei Gott! das ist eine abgemachte Sache, rief ich aus, indem ich ihm die Hand reichte.

Und Bellini erzählte die Geschichte, welche man lesen wird.

Sechs Monate nachher reiste ich nach Italien ab, ich besuchte Calabrien, ich landete in Sizilien, und das, was ich immer als den ersehnten Punkt, als das Ziel meiner Reise unter allen diesen erhabenen Erinnerungen ansah, war diese Volkssage, welche ich aus dem Munde des musikalischen Dichters gehört hatte, und die aufzusuchen ich achthundert Stunden weit herkam; endlich gelangte ich nach Bauso, ich sah das Wirtshaus, ich ging die Straße hinauf, ich erblickte die beiden eisernen Käfige, von denen der eine leer und der andere voll war.

Dann kehrte ich nach einer Abwesenheit von einem Jahre nach Paris zurück; als ich mich nun des gegebenen Versprechens erinnerte, suchte ich Bellini auf.

Ich fand ein Grab.

I

Es geht mit den Städten wie mit den Menschen, der Zufall leitet ihre Gründung oder ihre Geburt, und die topographische Stelle, auf welcher man die einen er» baut, die gesellschaftliche Stellung, in welcher die andern geboren werden, wirkt im Guten oder im Bösen auf ihr ganzes Dasein ein, ich habe so edle, stolze Städte gesehen, dass sie Alles hatten überragen wollen, was sie umgab, so dass kaum einige Häuser gewagt hatten, sich auf dem Gipfel des Berges zu erheben, auf den sie ihren Grundstein gelegt; sie blieben daher auch immer hochmütig und arm, indem sie ihre mit Zinnen versehenen und unaufhörlich von den Gewittern des Sommers und von den Stürmen wen des Winters gepeitschten Stirnen in den Wolken verbargen. Man hätte sie für verbannte Königinnen halten können, denen nur einige Höflinge in ihr Unglück gefolgt waren, und die es verschmähten, sich so weit herabzulassen, um von der Ebene ein Volk und ein Königreich zu verlangen. Ich habe kleine so bescheidene Städte gesehen, dass sie sich in den Grund eines Thales geflüchtet, dass sie an dem Ufer eines Baches ihre Höfe, ihre Mühlen und ihre Hütten aufgeführt hatten, dass sie, von Hügeln geschützt, welche sie vor der Hitze und vor der Kälte sicherten, dort ein unbekanntes und ruhiges Leben gleich dem jener Menschen ohne Feuer und ohne Ehrgeiz führten, die jedes Geräusch erschreckt, die jedes Licht blendet und für die es nur in dem Schatten und in der Stille ein Glück gibt. Es gibt andere, welche damit angefangen haben, ein armseliges Dorf an dem Ufer des Meeres zu sein, und die allmählich, indem sie kleine Schiffe den Barken und große Schiffe den kleinen Schiffen folgen sahen, ihre Hütten in Häuser und ihre Häuser in Paläste verwandelt haben, so dass jetzt das Gold von Potosi und die Diamanten Indiens ihren Häfen zuströmen, und sie ihre Dukaten klingen lassen und ihren Schmuck wie Emporkömmlinge zur Schau stellen, die uns mit ihren Equipagen bespritzen und uns durch ihre Bedienten beleidigen lassen. Endlich gibt es deren noch, welche sich anfangs in reicher behaglicher Weise auf lachenden Wiesen erhoben hatten, die auf bunten Blumenteppichen einhergingen, zu denen man auf launigen und pittoresken Fußpfaden gelangte, denen man ein langes und gedeihliches Schicksal prophezeit hätte, und die plötzlich ihr Dasein durch eine wetteifernde Stadt bedroht gesehen haben, die, an einer Heerstraße entstehend, Handelsleute und Reisende anzog und die arme Abgesonderte langsam wie ein junges Mädchen vergehen ließ, deren Quellen des Lebens eine unerwiderte Liebe versiegt. Deshalb fasst man Sympathie oder Widerwillen, Liebe oder Hass für diese oder jene Stadt, wie für diese oder jene Person; deshalb gibt man kalten und leblosen Steinen Beinamen, welche nur lebenden und menschlichen Wesen angehören; deshalb nennt man Messina die Edle, Syrakus die Treue, Girgenti die Prachtvolle, Tapani die Unbesiegliche, Palermo die Glückliche.

In der Tat, wenn es eine auserkorene Stadt gibt, so ist es Palermo, unter einem Himmel ohne Wolken, auf einem fruchtbaren Boden in Mitte pittoresker Landhäuser gelegen, seinen Hafen einem Meere mit himmelblauen Wellen öffnend, im Norden von dem Hügel der heiligen Rosalie, im Osten durch das Kap Raferano beschützt, von allen Seiten mit einer Gebirgskette umgeben, welche die unermessliche Ebene einschließt, auf welchem sie steht, wie sich niemals eine byzantinische Odaliske oder ägyptische Sultanin in den cyrenäischen Wellen oder in denen des Bosporus spiegelt, oder wie es, mit dem Gesichte nach ihrer Mutter gewandt, die altertümliche Tochter Chaldäas tut. Es hat daher auch vergebens den Herrn gewechselt, seine Herren sind verschwunden und die Stadt Palermo ist geblieben, und von ihren verschiedenen, immer durch ihre Anmut und durch ihre Schönheit verführten Beherrschern hat die königliche Sklavin nur Schmuck statt aller Fesseln behalten. Die Menschen und die Natur haben sich aber auch vereinigt, um sie prachtvoll unter den Reichen zu machen. Die Griechen haben ihr ihre Tempel, die Römer ihre Wasserleitungen, die Sarazenen ihre Schlösser, die Normannen ihre Basiliken, die Spanier ihre Kathedralen gelassen, und da die Breite, unter welcher sie liegt, jeder Pflanze dort zu blühen, jedem Baum sich dort zu entwickeln erlaubt, so vereinigt sie in ihren glänzenden Gärten den Oleander von Lakonien, den Palmbaum Ägyptens, die Feige Indiens, die Aloe Afrikas, die Fichte Italiens, die Zypresse Schottlands und die Eiche Frankreichs.

 

Nichts ist daher auch schöner als die Tage Palermos, wenn es nicht seine Nächte sind; orientalische Nächte, klare und duftige Nächte, in denen das Murmeln des Meeres, das Rauschen der Abendluft, das Getöse der Stadt wie ein allgemeines Konzert der Liebe erscheinen, in welchem jedes Ding der Schöpfung, von der Welle bis zu der Pflanze, von der Pflanze bis zu dem Menschen einen geheimnisvollen Seufzer ausstößt. Steigt auf den Altan der Zisa oder auf die Terrasse des Palazzo Reale, wenn Palermo schläft, und es wird euch scheinen, als ob ihr an dem Bette eines jungen Mädchens in üppigen Träumen säßet.

Das ist die Stunde, zu welcher die Piraten von Algier und die Korsaren von Tunis aus ihren Raubnestern hervorkommen, indem sie die dreieckigen Segel ihrer barbarischen Feluken in den Wind stellen und um die Insel herumstreifen, wie die Hyänen der Sahara und die Löwen des Atlas um eine Schäferei. Wehe dann den unvorsichtigen Städten, welche ohne Leuchttürme und ohne Wachen an den Ufern des Meeres einschlafen, denn ihre Bewohner erwachen bei dem Scheine der Feuersbrunst und bei dem Geschreie ihrer Frauen und Töchter, und bevor die Hilfe herbeigekommen, sind die Geier von Afrika mit ihrer Beute davongeeilt, dann, wenn der Tag anbricht, wird man die Flügel ihrer Schiffe am Horizonte erbleichen und hinter den Inseln Porri, Favignana oder Lampadouze verschwinden sehen.

Zuweilen ereignet es sich auch, dass das Meer plötzlich bleifarbig wird, dass der Wind fällt, dass die Stadt schweigt; das kommt daher, weil einige blutige Wolken rasch von Süden nach Norden an dem Himmel hingezogen sind, weil diese Wolken den Sirocco verkündigen, diesen so sehr von den Arabern gefürchteten Rhamsin, ein glühender Dunst, der in den Sandsteppen von Libyen entsteht und den der Südostwind nach Europa treibt; sogleich beugt sich Alles, Alles leidet, Alles beklagt sich; die ganze Insel stöhnt, wie wenn der Ätna droht, die Tiere und die Menschen suchen voller Besorgnis ein Obdach, und wenn sie es gefunden haben, so legen sie sich keuchend nieder, denn dieser Wind schlägt allen Mut zu Boden, lähmt jede Kraft, erlöscht jede Fähigkeit. Palermo röchelt dann gleich einer mit dem Tode Ringenden bis zu dem Augenblicke, wo ein reiner, von Calabrien kommender Hauch der Sterbenden wieder Kraft gibt, welche bei dieser belebenden Luft erbebt, wieder zum Dasein kommt, mit demselben Glücke Atem schöpft, als ob sie aus einer Ohnmacht erwache, und am folgenden Tage wieder sorgenlos ihr Leben des Vergnügens und der Lust beginnt.

Es war an einem Abende des Monats September 1803; der Sirocco hatte den ganzen Tag über geweht, aber bei Sonnenuntergange hatte sich der Himmel wieder aufgeklärt, das Meer war wieder azurblau geworden und einige frische Windstöße bliesen von dem Lipariotischen Archipel her. Diese Veränderung der Atmosphäre übte, wie wir bemerkt, ihren wohltätigen Einfluss auf alle belebten Wesen aus, die allmählich aus ihrer Erstarrung er« wachten; man hätte glauben können, einer zweiten Schöpfung beizuwohnen, um so mehr, als Palermo, wie wir gesagt, ein wahres Eden ist.

Unter allen den Töchtern Evas, welche in diesem Paradiese, das sie bewohnen, aus der Liebe ihre Hauptbeschäftigung machen, gibt es eine, welche eine zu wichtige Rolle in dem Laufe dieser Geschichte spielen wird, als dass wir nicht auf sie und auf den Ort, den sie bewohnt, die Aufmerksamkeit und die Blicke unserer Leser fesseln sollten. Sie mögen daher mit uns Palermo durch das Thor San-Giorgio verlassen, sie mögen Costello-a-Mare zur Rechten lassen, einige Zeit lang dem Ufer folgen und an jener köstlichen Villa anhalten, welche sich dort an dem Strande des Meeres erhebt und deren bezaubernde Gärten sich bis an den Fuß des Berges Pellegrino erstrecken, das ist die Villa des Fürsten von Carini, Vizekönigs von Sizilien für Ferdinand IV., der zurückgekehrt ist, um von seiner schönen Stadt Neapel Besitz zu nehmen.

Auf dem ersten Stockwerke dieser eleganten Villa, in einem mit himmelblauen Atlas behangenen Zimmer, dessen Falten mit Perlschnüren aufgeschlagen sind und dessen Decke in Fresko gemalt ist, liegt eine Frau m einem einfachen Morgenkleid, mit herabhängenden Armen, zurückgeworfenem Kopfe und aufgelösten Haaren auf einem Sofa, noch vor einem Augenblicke hätte man sie für eine Marmorstatue halten können, aber ein leichter Schauder hat ihren ganzen Körper überlaufen, ihre Wangen beginnen sich zu färben, ihre Augen haben sich wieder geöffnet; die wundervolle Statue belebt sich, seufzt, streckt die Hand nach einer kleinen, auf einem Marmortische von Selinunt stehenden silbernen Schelle aus, bewegt sie nachlässig, und wie von der Anstrengung ermüdet, die sie gemacht hat, lässt sie sich wieder auf das Sofa zurücksinken. Indessen ist der Silberklang gehört worden, eine Tür geht auf, und eine junge und hübsche Kammerfrau erscheint auf der Schwelle, deren in Unordnung geratene Toilette andeutet, dass sie, wie ihre Gebieterin, dem Einfluss des afrikanischen Windes unterlegen ist.

– Sind Sie es, Theresa? sagte ihre Gebieterin schmachtend, indem sie den Kopf nach ihrer Seite wandte. O mein Gott! es ist zum Sterben, bläst der Sirocco etwa immer noch?

– New, Signoria, er hat sich gänzlich gelegt, und man beginnt wieder zu atmen.

– Bringen Sie mir Früchte und Eis, und geben Sie mir Luft.

Theresa vollzog diese beiden Befehle mit eben so viel Schnelligkeit, als es ihr ein Rest von Schwäche und Unbehagen gestattete. Sie stellte die Erfrischungen auf den Tisch und machte das Fenster auf, welches auf das Meer ging.

– Sehen Sie, Frau Gräfin, sagte sie, wir werden morgen einen herrlichen Tag haben, und die Luft ist so rein, dass man deutlich die Insel Alicudi steht, obgleich der Tag sich zu neigen beginnt.

– Ja, ja, diese Luft tut wohl. Gib mir den Arm, Theresa, ich will versuchen, mich bis an dieses Fenster zu schleppen.

Die Kammerfrau näherte sich ihrer Gebieterin, welche den Sorbet wieder auf den Tisch stellte, den ihre Lippen kaum berührt hatten, und sich, auf ihre Schultern stützend, schmachtend bis nach dem Balkon ging.

– Ah! sagte sie, indem sie die Abendluft einsog, wie man bei dieser milden Luft wieder auflebt. Bringen Sie mir diesen Sessel, und öffnen Sie auch noch das Fenster, welches auf den Garten geht. Gut! ist der Fürst von Montreal zurückgekehrt?

– Noch nicht.

– Um so besser, ich möchte nicht, dass er mich bleich und entstellt sähe, wie ich jetzt bin. Ich muss abscheulich sein.

– Die Frau Gräfin ist niemals schöner gewesen, und ich bin überzeugt, dass es in der ganzen Stadt, welche wir von hier aus übersehen, nicht eine Frau gibt, , du nicht eifersüchtig auf die Signoria ist.

– Selbst die Marquise von Rudini? selbst die Fürstin von Butera?

– Ich nehme Niemand aus.

– Der Fürst bezahlt Sie, um mir zu schmeicheln, Theresa.

– Ich schwöre der gnädigen Frau, dass ich ihr nur das sage, was ich denke.

– O! was es so angenehm ist, in Palermo zu leben, sagte die Gräfin, indem sie mit voller Brust Atem schöpfte.

– Besonders, wenn man zwei und zwanzig Jahre alt, wenn man reich und wenn man schön ist, fuhr Theresa lächelnd fort.

– Du endigst meinen Gedanken; ich will daher auch Jedermann um mich herum glücklich sehen. Wann ist Deine Hochzeit, he?

Theresa antwortete nicht.

– War sie nicht für nächsten Sonntag bestimmt? fuhr die Gräfin fort.

– Ja, Signoria, antwortete die Kammerfrau seufzend.

– Was gibt es denn? Bist Du nicht mehr entschlossen?

– Doch, immer noch.

– Hast Du einen Widerwillen gegen Gaëtano?

– Nein, ich halte ihn für einen rechtschaffenen Mann, der mich glücklich machen wird. Außerdem ist diese Heirat ein Mittel, immer bei der Frau Gräfin zu bleiben, und das ist es, was ich wünsche.

– Warum seufzt Du dann?

– Die Signoria möge mir verzeihen, es ist eine Erinnerung unserer Heimat.

– Unserer Heimat?

– Ja, als die Frau Gräfin sich in Palermo erinnerte, dass sie in dem Dorfe, dessen Herr Ihr Vater war, eine Milchschwester zurückgelassen hätte, und sie mir schrieb, zu ihr zu kommen, stand ich im Begriffe, einen jungen Mann von Bauso zu heiraten.

– Warum hast Du mir davon Nichts gesagt? Der Fürst hatte ihn auf meine Empfehlung in seinen Hofhalt angestellt.

– O! er hätte kein Bedienter sein wollen, er ist zu stolz dazu.

– Wahrhaftig?

– Ja.

Er hatte bereits eine Stelle in dem Hause des Prinzen Golo ausgeschlagen.

– Dieser junge Mann war also ein vornehmer Herr?

– Nein, Frau Gräfin, er war ein einfacher Gebirgsbewohner.

– Wie hieß er?

– O! ich glaube nicht, dass die Signoria ihn kennt, sagte Theresa rasch.

– Und bedauerst Du ihn?

Ich vermöchte es nicht zu sagen. – Ich weiß nur so viel, dass, wenn ich seine Frau würde, statt die Gaëtanos zu sein, ich arbeiten müsste, um zu leben, und dass mir das sehr schwer werden würde, besonders bei dem Austritte aus dem Dienste der Frau Gräfin, die so nachsichtig und so sanft ist.

– Man beschuldigt mich indessen der Heftigkeit und des Stolzes; ist das wahr, Theresa?

– Die gnädige Frau ist vortrefflich gegen mich; das ist Alles, was ich sagen kann.

– Dieser Adel von Palermo ist es, der das sagt, weil die Grafen von Castelnuovo von Karl V. geadelt sind, während die Ventimilles und die Partannas, wie sie behaupten, von Tancred und von Roger abstammen. Aber die Frauen sind deshalb nicht bös auf mich, sie verbergen ihren Hass unter der Geringschätzung, und sie hassen mich, weil Rodolfo mich liebt und weil sie eifersüchtig auf die Liebe des Vizekönigs sind. Sie tun daher auch Alles, was sie vermögen, um ihn mir zu rauben, aber es wird ihnen nicht gelingen, ich bin weit schöner als sie; Carini sagt es mir täglich, und Du auch, Lügnerin.

– Es gibt hier Jemand, der ein noch weit größerer Schmeichler ist, als seine Exzellenz und ich.

– Und wer das?

– Der Spiegel der Frau Gräfin.

Närrin! Zünde die Kerzen der Psyche an. – Die Kammerfrau gehorchte. – Jetzt mach dieses Fenster zu und lass mich allein; das des Gartens wird genug Luft geben.

Theresa gehorchte und entfernte sich, kaum hatte die Gräfin sie verschwinden sehen, als sie sich vor die Psyche setzte, sich in dem Spiegel betrachtete und zu lächeln begann.

Diese Gräfin Emma, oder vielmehr Gemma, denn ihre Eltern hatten von ihrer Kindheit an ihrem Taufnamen ein G hinzugefügt, so dass sie sich Dank dieser Hinzufügung! Diamant nannte, war aber auch ein wundervolles Geschöpf. Gewiss war es mit Unrecht, dass sie ihren Adel auf eine Unterschrift Karls V. zurückgehen ließ, denn an ihrem schlanken und schmiegsamen Wuchs erkannte man die Jonierin, an ihren dunkel schwarzen Augen die arabische Abstammung, an ihrer weißen und rosigen Haut die Tochter Galliens. Sie konnte daher gleicher Weise sich rühmen, von einem Archonten von Athen, von einem sarazenischen Emir oder von einem normannischen Feldherrn abzustammen; sie war eine Jener Schönheiten, wie man deren zuvörderst in Sizilien findet, dann in einer einzigen Stadt der Welt, in Arles, wo dieselbe Mischung des Blutes, dieselbe Kreuzung der Stamme zuweilen in einer einzigen Person diese drei so verschiedenen Grundzüge vereinigt. Statt daher auch, wie sie anfangs die Absicht gehabt hatte, die Kunst der Toilette zu Hilfe zu rufen, fand sich Gemma in ihrem halb verwirrten Anzug so reizend, dass sie sich einige Zeit lang mit naiver Bewunderung betrachtete, wie sich eine Blume betrachten muss, die sich auf einen Bach neigt. Und diese Bewunderung war kein Stolz, es war eine Verehrung für den Herrn, der so schöne Geschöpfe schaffen will und kann. Sie blieb daher so, wie sie war. In der Tat, welcher Kopfputz konnte ihre Haare besser hervorheben, als diese Vernachlässigung, welche ihnen erlaubte, in ihrer prachtvollen Länge zu wallen? Welcher Pinsel hätte dem regelmäßigen Bogen ihrer samtartigen Augenbrauen eine Linie hinzufügen können? Und welcher Karmin hätte gewagt, mit ihren feuchten, wie der Granatapfel glühene den Korallenlippen zu rivalisieren? Sie begann dagegen, wie wir gesagt haben, ohne einen andern Gedanken, sich zu betrachten, als dm, sich zu sehen, und allmählich versank sie in eine tiefe Träumerei voller Entzücken, und wie ein Hintergrund für diesen Engelskopf, warf der Spiegel, welcher vor dem offengebliebenen Fenster stand, den Himmel zurück, und Gemma belustigte sich ohne Zweck, ohne Beweggrund, indem sie sich in einem unbestimmten und unendlichen Glücke einwiegte, in diesem Spiegel die Sterne zu zählen, welche nach ihrer Reihe erschienen, und ihnen in dem Maße, als sie an dem Himmel auftauchten, Namen zu geben. Plötzlich schien es ihr, als ob ein auftauchender Schatten sich vor diese Sterne stelle, und als ob eine Gestalt sich hinter ihr zeige, sie wandte sich rasch um, ein Mann stand auf ihrem Fenster. Gemma stand auf und öffnete den Mund, um einen Schrei auszustoßen; aber der Unbekannte sprang in das Zimmer, faltete die beiden Hände und sagte mit flehender Stimme zu ihr: – Im Namen des Himmels, rufen Sie nicht, gnädige Frau, denn, bei meiner Ehre, Sie haben Nichts zu fürchten, und ich will Ihnen kein Leid zufügen!

 
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