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La San Felice

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Elftes Capitel.
Die Armee des heiligen Glaubens

Am 16. März, ziemlich zu derselben Stunde, wo Championnet, aus Salvato’s Arm gestützt, Neapel verließ, begegnete der Cardinal Ruffo, indem er den kleinen Flecken Borgia passirte, einer Deputation der Stadt Catanzaro, welche ihm entgegenkam.

Diese Deputation bestand aus dem Präsidenten der Rota oder des Tribunals, Don Vicenzo Petrolli, dem Cavalier Don Antonio Peruccioli, dem Advokaten Saverio Landari, Don Antonio Greco und Don Alessandro Nava.

Saverio Landari ergriff in seiner Eigenschaft als Advocat das Wort, und setzte dem Cardinal die folgenden Thatsachen in ihrer ganzen Einfachheit und Klarheit auseinander:

»Obschon die Royalisten beinahe alle Einwohner, welche im Verdachte standen, der republikanischen Partei anzugehören, getödtet, in die Flucht geschlagen oder festgenommen hatten, so befand sich doch die Stadt Catanzaro immer noch im Zustande der furchtbarsten Anarchie, und Mord, Raub und persönliche Rache waren an der Tagesordnung.

Demzufolge ward im Namen aller rechtschaffenen Leute, die sich noch in der unglücklichen Stadt befanden, der Cardinal inständig gebeten, ihr so bald als möglich zu Hilfe zu kommen.

Die Lage mußte eine sehr ernste sein, da die Royalisten Beistand gegen die Leute ihrer eigenen Partei verlangten.

Allerdings hatten einige der Mitglieder der Deputation, welche Catanzaro dem Cardinal entgegensendete, demokratischen Comités angehört und der Präsident Don Vicenzo Petrolli, welcher Mitglied der provisorischen Regierung gewesen, war einer von Denen, welche auf den Kopf des Cardinals und den des Hofraths Fiore einen Preis gesetzt hatten.

Der Cardinal that, als ob er von diesem Allen nichts mehr wüßte. Ihm lag vor allen Dingen daran, daß die Städte ihm ihre Thore öffneten, mochten nun die Personen, durch welche dieses Oeffnen erfolgte, sein, wer sie wollten.

Demzufolge fragte er, um dem Uebel durch das schnellstmögliche Mittel zu begegnen, wer der Anführer des Volkes in Catanzaro sei.

Man antwortete ihm, es sei dies ein gewisser Don Francesco de Giglio.

Der Cardinal verlangte Feder und Tinte, und schrieb, ohne vom Pferde zu steigen, auf dem Knie Folgendes:

»Don Francesco de Giglio!

»Der Krieg, wie Sie ihn führen, ist gut gegen die hartnäckigen Jakobiner, welche sich mit den Waffen in der Hand tödten oder gefangennehmen lassen, aber nicht gegen die, welche durch Drohung oder Gewalt gezwungen worden sind, sich den Rebellen anzuschließen, besonders wenn diese letzteren bereuen und sich der Gnade des Königs in die Arme werfen. Mit noch weit triftigerem Grunde hat dieser Krieg gegen die friedlichen Bürger gar keine Entschuldigung.

»Demzufolge befehle ich Ihnen und aus Ihre eigene Verantwortlichkeit den Mordthaten, der Plünderung und überhaupt jeder Gewaltthätigkeit sofort Einhalt zu thun.«

Dieser Befehl ward unter dem Schutze einer Cavallerie-Escorte sofort nach Catanzaro befördert.

Dann setzte der Cardinal, von der Deputation begleitet, seinen einen Augenblick lang unterbrochenen Marsch nach Catanzaro weiter fort.

Die Avantgarde sah sich, als sie an dem Fluß Corace, dem Crotalus des Alterthums, anlangte, in Ermangelung von Brücken genöthigt, hindurchzufahren oder zu schwimmen.

Mittlerweile machte der Cardinal, der die von ihm in Rom gepflogenen archäologischen Studien noch nicht vergessen hatte, einen Abstreifen um die Ruinen eines griechischen Tempels zu besuchen.

Diese Ruinen welche man heute noch sieht, und welche der Verfasser dieses Buches, derselben Straße wie der Cardinal Ruffo folgend, auch besucht hat, sind die eines Tempels der Ceres, und eine Stunde weit davon liegen die Ruinen von Amphissum, wo Cassiodorus, erster Consul und Minister Theodorichs, Königs der Gothen, starb. Cassiodorus war-beinahe hundert Jahre alt geworden und sein Uebergang aus dieser Welt in die andere erfolgte in einem kleinen Asyl, welches die ganzes Umgegend beherrscht und wo er sein letztes Buch, eine Abhandlung über die Seele, schrieb.

Der Cardinal passirte, nachdem die Uebrigen ihm vorangegangen, den Corace ebenfalls, und machte an dem Strande von Catanzaro Halt, einer herrlichen Gegend, mit Villas besät, in welchen die vornehmen Familien die Wintersaison zuzubringen pflegen.

Da de -Strand von Catanzaro dem Cardinal keinen Schutz zur Unterbringung seiner Truppen bot und da überdies die Winterregengüsse mit jener in Calabrien gewöhnlichen Heftigkeit sich einzustellen begannen, so beschloß er einen Theil seiner Armee zur Blockade von Cotrone zu entsenden, wo die königliche Garnison in den Dienst der Republikaner getreten war, wo sämtliche flüchtige Patrioten der Provinz sich gesammelt hatten, und wo auf einem aus Aegypten gekommenen Schiff zweiunddreißig französische Artillerieofficiere, ein Oberst und ein Chirurg gelandet waren.

Der Cardinal detachirte deshalb von seiner Armee zweitausend Mann reguläre Truppen und ganz besonders die Compagnien der Capitäne Joseph Spadea und Giovanni Celia.

Diesen beiden Compagnien gab er nach eine dritte, aus Linientruppen bestehend, mit zwei Kanonen und einer Haubitze bei.

Die ganze Expedition ward unter die Befehle des Oberstlieutenants Perez de Veto gestellt. Als Parlamentär commandirte er den Capitän Dardano de Marcedusa.

Ein Bandit der schlechtesten Sorte, der aber das Terrain vollständig kannte, weil er seit zwanzig Jahren darin das Handwerk eines Straßenräubers übte, ward mit der wichtigen Funktion eines Führers der Armee beauftragt.

Dieser Bandit, Namens Pansanera, hatte sich durch zehn oder zwölf Mordthaten berühmt gemacht. Am Tage der Ankunft des Cardinals auf dem Strande von Catanzaro warf er sich ihm zu Füßen und bat ihn, seine Beichte zu hören.

Der Cardinal begriff sofort, daß ein Mann, der so mit der Muskete auf der Schulter, der Patrontasche auf dem Rücken und mit Dolch und Pistolen im Gürtel zu ihm kam, kein gewöhnlicher Bußfertiger sei.

Er stieg deshalb vom Pferde, ging ein wenig abseits von der Straße und setzte sich am Fuße eines Baumes nieder.

Der Bandit kniete nieder und entrollte unter den Anzeichen der tiefsten Reue die lange Kette seiner Verbrechen.

Der Cardinal konnte unter den Werkzeugen, welche er verwendete, nicht lange wählen. Dieses hier konnte ihm nützlich sein. Er begnügte sich daher mit der Versicherung der Reue des Mannes, ertheilte, ohne erst weiter zu erörtern, ob diese Reue auch aufrichtig sei, ihm die Absolution und beeilte sich dann, die topographischen Kenntnisse, welche Don Alonzo Pansanera im Kriege gegen die Gesellschaft sieh erworben, zum Vortheil des Königs nutzbar zu machen.

Die Gelegenheit dazu bot sich sehr bald dar und Pansanera ward, wie wir bereits bemerkt, zum Führer der Expeditionscolonne ernannt.

Diese setzte sich in Bewegung und der Cardinal blieb zurück, um die Armee wieder zu ordnen und die Reaction zu organisieren.

Nach Verlauf von drei Tagen setzte er sich seinerseits in Marsch; da er aber, wenn er dem Meeresstrande folgte, drei Etappen machen mußte, ohne einen bewohnten Ort zu passieren, so beauftragte er seinen Proviantcommissär Don Gaetano Peruccioli, eine gewisse Anzahl Wagen mit Brod, Zwieback, Schinken, Käse und Mehl zu beladen und sich dann auf Cotrone in Marsch zu setzen.

Gegen Ende des ersten Tages gelangte man an das Ufer des Flusses Trocchia, welcher in Folge von Regengüssen und durch geschmolzenen Schnee sehr angeschwollen war.

Während des Ueberganges, der nur mit großer Schwierigkeit und folglich in großer Unordnung bewirkt ward, verschwand der Proviantcommissär und sein Proviant mit der ganzen Administration.

Man sieht, daß Don Alonzo Pansanera es nicht besser gemacht hatte als Goetano Peruccioli.

Erst am Tage vorher zu seiner Function ernannt, hatte er keine Zeit verloren, den Grundstein zum Gebäude seines Reichthums zu legen.19

Erst am Abend und als die Armee Halt machte, um zu bivouakiren, gewahrte man Peruccioli‘s Verschwinden durch den gänzlichen Mangel an Lebensmitteln. Man hatte demzufolge an diesem Abend nichts zu essen.

Am nächstfolgenden Morgen fand man glücklicherweise nach zweistündigem Marsch ein Magazin vortrefflichen Mehles und stieß auf einige Rudel halb wilder Schweine, wie man dergleichen in Calabrien auf jedem Schritte begegnet.

Dieses doppelte Manna ward freudig willkommen geheißen und sofort in Specksuppe verwandelt. Der Cardinal aß davon wie die Anderen, obschon es Sonnabend und folglich Fasttag war. In seiner Eigenschaft als hoher Würdenträger der Kirche besaß er für seine Person Vollmachten, die er auf die ganze Armee ausdehnte.

Die sanfedistische Armee konnte daher ohne Bedenken ihre Specksuppe essen und fand dieselbe vortrefflich. Der Cardinal war derselben Meinung wie die Armee.

Ein Umstand, welcher den Cardinal nicht weniger in Erstaunen setzte als das Verschwinden des Proviantcommissärs Peruccioli, war das Erscheinen des Marquis Taccone, der auf Befehl des Generals Acton die Armee des heiligen Glaubens als Schatzmeister begleiten sollte und sich jetzt zu diesem Zwecke an sie anschloß.

Der Cardinal befand sich gerade in dem Mehlmagazin, als man ihm den Marquis Taccone meldete. Derselbe kam in einem ungünstigen Augenblick. Der Cardinal war bei schlechter Laune, denn er hatte seit vorigen Mittag nichts gegessen.

Er glaubte, der Marquis Taccone brächte ihm die fünfhunderttausend Ducaten, die er sich in Messina nicht verschaffen gekonnt, oder vielmehr er that, als ob er es glaubte. Der Cardinal war ein zu erfahrener Mann, als daß er dergleichen Irrthümer begangen hätte.

 

Er saß an einem Tische und expedierte auf einem Schemel, den man mit vieler Mühe aufgetrieben, Befehle.

»Ah, da sind Sie ja, Marquis,« sagte er, ehe noch dieser die Schwelle überschritten hatte. »Ich habe von Seiner Majestät bereits Nachricht erhalten, daß Sie die fünfhunderttausend Dukaten wiedergefunden hätten und mir dieselben überbringen würden.«

»Ich?« sagte Taccone erstaunt. »Da muß der König falsch berichtet sein.«

»Aber,« fragte der Cardinal, »was wollen Sie denn sonst hier? Es wüßte denn sein, daß Sie als Freiwilliger eintreten.

»Ich bin von dem Generalcapitän Acton geschickt, Eminenz.«

»In welcher Eigenschaft?«

»In der Eigenschaft eines Schatzmeisters der Armee.«

Der Cardinal brach in in lautes Gelächter aus.

»Glauben Sie vielleicht,« fragte er, »ich habe Ihnen fünfhunderttausend Ducaten zu geben, um die Million vollständig zu machen?«

»Ich bemerke mit Schmerz,« sagte der Marquis Taccone, »daß Sie mich im Verdacht der Untreue haben, Eminenz.«

»Nein, Marquis, da irren Sie sich, Nicht der Untreue, sondern des Diebstahls beschuldige ich Sie, und so lange Sie mir nicht den Beweis vom Gegentheil liefern, werde ich diese Anklage aufrecht erhalten.«

»Monsignore,« sagte Taccone, indem er ein Portefeuille aus der Tasche zog, »ich werde die Ehre haben, Ihnen zu beweisen, daß diese Summe und viele andere auf Befehl des Generalcapitäns Acton zu verschiedenen Zwecken verwendet worden sind.«

Und sich dem Cardinal nähernd, öffnete er sein Portefeuille.

Der Cardinal blickte mit seinem scharfen Auge hinein, und als er eine Menge Papiere darin gewahrte, die ihm nicht blos sehr wichtig, sondern auch sehr interessant zu sein schienen, so streckte er die Hand aus, ergriff das Portefeuille und rief der vor seiner Thür stehenden Schildwache zu:

»Laßt zwei eurer Cameraden kommen. Dieselben werden diesen Herrn beim Kragen nehmen, eine Viertelmeile von hier hinwegführen und aus der Landstraße stehen lassen. Wenn der Herr Miene macht umzukehren so schießt ihn nieder wie einen Hund, denn ein Hund steht in meiner Achtung weit höher als ein Dieb.«

Dann wendete er sich wieder zu dem durch diesen Empfang nicht wenig verblüfften Marquis Taccone und fuhr fort:

»Wegen Ihrer Papiere seien Sie unbesorgt. Ich werde genaue Abschriften davon nehmen, dieselben sorgfältig nummerieren lassen und dem König übersenden. Kehren Sie daher nach Palermo zurück. Ihre Papiere werden eben so schnell dort sein, als Sie.«

Und um dem Marquis Taccone zu beweisen, daß er ihm die Wahrheit sagte, begann der Cardinal die Durchsicht seiner Papiere, noch ehe der Marquis das Zimmer verlassen hatte.

Der Cardinal hatte, indem er sich des Portefeuille des Marquis Taccone bemächtigt, einen Hauptfund gethan.

Da uns dieses Portefeuille jedoch nicht selbst vorliegt, so werden wir uns begnügen, bei dieser Gelegenheit zu wiederholen, was Domenico Sacchinelli, der Biograph des berühmten Cardinals, sagt.

Bei der Durchsicht dieser Papiere, welche sich alle aus geheime Ausgaben bezogen,« schreibt er, »gewann dir Cardinal die Ueberzeugung, daß der größte Feind des Königs niemand Anderer war, als Acton. Deshalb schrieb er, durch seinen Eifer hingerissen, an den König, indem er ihm sämtliche Papiere, von welchen er vorsichtigerweise eine Abschrift zurückbehalten, übersendete, die Worte: »Sire, die Gegenwart des Generals Acton in Palermo gefährdet die Sicherheit Eurer Majestät und die der königlichen Familie!«

Sacchinelli, welchem wir diese Thatsache entlehnen und der, nachdem er Secretär des Cardinals gewesen, dessen Biograph ward, konnte in der Eile nichts weiter erhaschen als die zwei hier mitgetheilten Zeilen, denn der Cardinal schrieb den ganzen Brief an den König eigenhändig und beeilte sich dann ihn sofort abzusenden.

Mit völliger Gewißheit können wir jedoch hierbei erwähnen, daß die fünfhunderttausend Dukaten sich niemals wiederfanden.

Bei der Nachricht von dem Verschwinden des Proviantcommissärs Peruccioli hatte der Cardinal es nicht für räthlich erachtet, den von dem Regen angeschwellten Fluß zu passiren. Während man die für die Expedition nothwendigen Lebensmittel herbeischaffte, fiel das Wasser wahrscheinlich wieder.

Am 23. März früh war der Fluß in der That passierbar geworden, und da man mittlerweile eine genügende Quantität Proviant zusammengebracht, so befahl der Cardinal seinen Truppen sich in Bewegung zu setzen, sprang selbst zuerst mit seinem Pferde in das Wasser und ritt, obschon es ihm bis an den Gürtel ging, glücklich hindurch. Die ganze Armee folgte ihm.

Nur drei Mann wurden von der Strömung mit fortgerissen, aber durch Schiffer von Pizzo wieder gerettet.

In dem Augenblick, wo der Cardinal das entgegengesetzte Ufer erreichte, kam ein Bote mit verhängtem Zügel und ganz mit Koth bespritzt auf ihn zugesprengt, um ihm zu melden, daß die Stadt Cotrone am Tage vorher, am 22. März, genommen worden sei.

Diese Mittheilung ward mit dem lauten Rufe: »Es lebe der König! es lebe die Religion!« begrüßt.

Der Cardinal setzte seinen Weg in forcirten Tagmärschen weiter fort und kam über Cutro am zweiten Osterfeiertage in Sicht von Cotrone.

Die Stadt rauchte an mehreren Stellen und hier und da bemerkte man sogar noch helle Flammen.

Als der Cardinal näher kam, hörte er Schüsse und lautes Geschrei, welches ihm verrieth, daß seine Gegenwart dringend nothwendig war.

Er setzte sein Pferd in Galopp, kaum hatte er aber das Stadtthor hinter sich, so machte er entsetzt Halt.

Die Straßen waren mit Leichen besäet, die verwüsteten Häuser hatten weder Thüren noch Fenster mehr und einige, wie wir bereits bemerkt brannten noch.

Verweilen wir einen Augenblick bei Catrone dessen Zerstörung eine der schmerzlichsten Episoden jenes unheilvollen Krieges war.

Cotrone, über dessen Namens fünfundzwanzig Jahrhunderte hingegangen sind und in dieser Zeit blos einen Buchstaben von seinem ursprünglichen Platze verrückt haben, ist das alte Kroton oder Crotone, die Nebenbuhlerin von Sybaris. Es war die Hauptstadt einer der ältesten Republiken Großgriechenlands in dem Brutium. Die Reinheit seiner Sitten, die Weisheit seiner Instructionen, welche man dem Pythagoras verdankte, welcher hier eine Schule gründete, machte es zur Feindin von Sybaris.

Kroton war der Geburtsort mehrerer berühmten Athleten, unter andern des berühmten Milo, welcher wie Martin (du Nord) und Mathieu (de la Drôme), wenn auch nicht aus dem Departement, doch aus der Stadt, wo er geboren war, ein Anhängsel an seinen Namen machte.

Er war es, der sich den Kopf mit einem Strick umschnürte und diesen dann durch Aufblähen der Schläfe sprengte. Er war es, der einen Stier im Geschwindschritt um den ganzen Circus herumtrug, dann durch einen einzigen Faustschlag tödtete und im Laufe des Tages aufaß.

Der berühmte Arzt Democetes, welches am Hofe des Polykrates von Samos, jenes allzuglücklichen Tyrannen, der die Ringe, welche er ins Meer warf, in dem Bauche der Fische wiederfand, lebte, war ebenfalls von Kroton ebenso wie jener Alkmäon, ein Schüler des Amyntas, welcher ein Buch über das Wesen der Seele und mehrere medicinische Abhandlungen schrieb, und der Erste war, welcher Schweinen und Affen die Leiber aufschnitt, um sich von dem Bau des menschlichen Körpers Kenntniß zu verschaffen.

Kroton ward von Pyrrhus verwüsten, van Hannibal genommen und von den Römern, welche hier eine Colonie anlegten, wieder erobert.

Zu der Zeit, bei welcher wir in unserer Erzählung angelangt sind, war Cotrone nur noch eine Art Marktflecken, hatte aber nichtsdestoweniger den Namen seiner Ahnherrin bewahrt. Es hatte einen kleinen Hafen, ein Schloß an der Küste, Ueberreste von Festungswerken und Mauern, welche es zu einem festen Platze machten.

Da die Republikaner hier die Mehrzahl bildeten, so sah die königliche Garnison in dem Augenblicke, wo die Revolution zum Ausbruch kam, sich genöthigt, mit ihnen in Unterhandlung zu treten. Der Commandant Foglia war abgesetzt und als Royalist festgenommen worden. Zu seinem Nachfolger wählte man den Capitän Ducarne, der, als des Patriotismus verdächtig, im Gefängniß saß. In Folge eines in derartigen Umständen sehr häufig vorkommenden Wechsels hatte Foglia, den er auf seinem Posten als Commandant ersetzt, ihn dagegen in seinem Kerker ersetzt.

Zu dieser Garnison, auf welche man nicht allzusehr rechnen durfte, gesellten sich sämtliche Patrioten, welche vor Ruffo und Cesare die Flucht ergriffen, sich in Cotrone vereinigt und hier eingeschlossen hatten, ebenso wie die zweiunddreißig Franzosen, die, wie wir bereits bemerkt, aus Aegypten gekommen waren.

Diese zweiunddreißig Franzosen waren die eigentliche Widerstand leistende Kraft der Stadt, und der Beweis hiervon lag darin, daß von diesen zweiunddreißig Mann nicht weniger als fünfzehn sich tödten ließen.

Die von dem Cardinal gegen Cotrone abgesendeten zweitausend Mann vermehrten sich unterwegs auf förmlich lawinenhafte Weise. Sämtliche Bauern in der Umgebung von Cotrone und Catanzaro, welche eine Flinte tragen konnten, nahmen diese Flinte auf die Schulter und schlossen sich der Expedition an. Ueberdies lag, abgesehen von der sanfedistischen Armee, eine große Masse jener bewaffneten Individuen, welche sich bei jeder Gelegenheit und zu jeder Zeit zusammenfinden, in der Nähe von Cotrone und wartete auf den Augenblick, wo der Streich ausgeführt werden konnte, während sie sich mittlerweile und um nur etwas zu thun, die Zeit damit vertrieb, daß sie die Verbindungen und den Verkehr der Stadt mit den Dörfern abschnitt, und die besten Positionen einnahm.

Am Morgen des grünen Donnerstags, am 21. März ward der Parlamentär-Officier, Capitän Dardano, von dem Anführer der royalistischen Expedition nach Cotrone beordert.

Die Cotronesen empfingen ihn, nachdem sie ihm die Augen verbunden. Er zeigte nun seine von dem Cardinal unterzeichneten Beglaubigungsschreiben vor, beging dabei aber vielleicht einen Verstoß gegen die Etikette, denn man warf ihn ins Gefängniß, stellte ihn vor eine Militärcommission und verurtheilte ihn zum Tode, weil er gegen die Republik brigandirt habe.

Das Zeitwort brigandiren ist neapolitanischen Ursprungs, und man wird uns erlauben, es unübersetzt anzuwenden, weil es sich wirklich durch kein anderes wiedergeben läßt.

Als die Sanfedisten sahen , daß ihr Parlamentär nicht zurückkam, und als sie auch auf die an die Stadt erlassene Aufforderung sich zu ergeben, keine Antwort erhielten, so beschlossen sie keinen Augenblick länger zu verlieren, sondern den Capitän Dardano, wenn er nach lebte, zu retten, oder wenn er todt wäre, zu rächen.

Demzufolge nahmen sie ihre Zuflucht wieder zu ihrem Führer Pansanera, gruppierten sich um ihn, gaben ihm, um größerer Sicherheit willen, einen Mann aus der dortigen Gegend bei und rückten, so geführt, während einer finstern Nacht bis unter die Mauern der Stadt, wo sie auf der Nordseite eine vortheilhafte Stellung einnahmen.

Sie benutzten die Dunkelheit noch weiter, um ihre wenigen Geschütze nachkommen zu lassen und aufzupflanzen.

Nur zwei Compagnien Linientruppen zeigend, versteckten sie die Freiwilligen, das heißt eine Masse von drei. bis viertausend Mann, in den Vertiefungen des Terrains, ohne sich um den Regen, welcher in Strömen goß, weiter zu kümmern, als daß sie ihre Patrontaschen und die Schlösser ihrer Gewehre möglichst trocken zu erhalten suchten.

So blieben sie die ganze Nacht zum Charfreitag.

Mit Tagesanbruch ließ der Commandant der Expedition, Oberlieutenant Perez, als Herausforderung zum Kampfe einige Hohlkugeln und Granaten in die Stadt werfen.

Bei dem Getöse, welches das Platzen dieser Wurfgeschosse verursachte, und beim Anblick der beiden ruhig, ungedeckt dastehenden Compagnie Linie glaubten die Crotonesen, der Cardinal, von dessen Anmarsch sie unterrichtet gewesen, stünde mit einer ganzen regulären Armee vor ihren Mauern.

Man wußte, daß die in schlechtem Zustand befindliche Festung nur einen sehr mittelmäßigen Widerstand würde leisten können.

Es versammelte sich demzufolge ein Kriegsrath bei dem französischen Oberstlieutenant, welcher laut und offen erklärte, es gäbe nur zwei Dinge zu ergreifen, und hinzusetzte, daß er in seiner Eigenschaft als Fremder sich der Majorität anschließen würde.

Diese beiden Entscheidungen waren:

Entweder mußte man die Anträge, welche der Cardinal durch seinen Parlamentär gestellt, annehmen, in welchem Falle der Parlamentär augenblicklich in Freiheit gesetzt werden mußte.

 

Oder man mußte einen kräftigen Ausfall machen und die Briganden vertreiben, sofort auf den Wällen Platz nehmen und hinter ihnen einen verzweifelten Widerstand leistend die französische Armee erwarten, welche, wie man sagte, auf dem Marsch nach Calabrien war.

Man hatte sich für die letztere entschieden. Der französische Oberstlieutenant erklärte sich damit einverstanden und Alles machte sich zu dem Ausfall fertig, von dessen Erfolg die Rettung oder der Fall der Stadt abhängen mußte.

Demzufolge rückten an demselben Tage um neun Uhr Morgens mit Trommelschlag und mit brennender Lunte die Republikaner aus der Stadt.

Die Royalisten ihrerseits, welche nur eine schmale Front darboten und drei Viertheile ihrer Streitmacht verbargen hielten, ließen ganz ruhig ein Manöver ausführen, durch welches die Republikaner sie zu umzingeln glaubten.

Kaum aber hatte von beiden Seiten das Geschützfeuer begonnen, als die versteckten Massen, welche ihren Schlachtplan nach den Rathschlägen Pansanera’s entworfen, rechts und links hervorbrachen, während die beiden Compagnien Linie und die Artillerie das Centrum bildeten und den Republikanern die Spitze boten.

Von dem abschüssigen Terrain begünstigt, stürzten sich die beiden Flügel im Sturmschritt auf die Flanke der Republikaner und gaben, als sie sich bis auf halbe Schußweite genähert, rechts und links eine Salve, welche in Folge der Geschicklichkeit der Schützen eine furchtbare Wirkung äußerte.

Die Patrioten sahen auf den erstere Blick den Hinterhalt, in welchen sie gefallen waren, und da es hier weiter keine Wahl gab, als sich auf der Stelle niedermachen zu lassen und die Stadt dem Feinde preiszugeben oder einen raschen Rückzug zu bewirken und die Niederlage, welche man erfahren, hinter den Mauern wieder gut zu machen zu suchen, so entschlossen sie sich zu Letzterem und der Befehl zum Rückzug ward gegeben.

Da die Patrioten jedoch umzingelt waren, so konnte dieser Rückzug nur in der größten Unordnung und Hast bewirkt werden. Sie mußten ihre Artillerie zurücklassen und wurden so dicht verfolgt, daß, da Pansanera und sieben oder acht seiner Leute gleichzeitig mit diesen an dem Stadtthore anlangten, die Zugbrücke nicht aufgezogen werden konnte.

Die Republikaner konnten selbst das Thor, durch welches sie zurückkehrten, nicht verschließen, und da die Sanfedisten sich zu Herren desselben machten, so waren erstere gezwungen, die Stadt aufzugeben und sich in die Citadelle zu werfen.

Da das Thor offen geblieben und ohne Vertheidigung war, so stürzten die Sanfedisten hinein und schossen auf Alles, was ihnen in den Weg kam, Männer, Frauen, Kinder, ja selbst auf Thiere, und verbreiteten Schrecken und Entsetzen nach allen Seiten.

Sobald jedoch wieder ein wenig Ordnung hergestellt war, vereinigten sich die isolierten Streitkräfte und agierten gemeinschaftlich gegen die Citadelle.

Die Angreifer begannen damit, daß sie sich aller in der Nähe gelegenen Häuser bemächtigten und aus allen Fenstern derselben das Feuer eröffneten.

Während aber zwischen den regulären Truppen und den Vertheidigern des Schlosses dieses Kleingewehrfeuer gewechselt ward, rückten die beiden Compagnien Linientruppen in die Stadt, pflanzten ihre Artillerie auf und eröffneten das Feuer ihrerseits.

Der Zufall wollte, daß eine Haubitze den Stock der republikanischen Fahne knickte und das Banner mit den drei neapolitanischen Farben, welches man auf der Citadelle aufgepflanzt, herabwarf.

Bei diesem Anblick glaubte die alte königliche Garnison, die sich den Patrioten nur wider Willen angeschlossen, es sei dies für sie ein Wink vom Himmel, wieder royalistisch zu werden.

Demgemäß kehrte sie sofort ihre Waffen gegen die Republikaner und die Franzosen, ließ die Zugbrücke der Citadelle nieder und öffnete die Thore.

Die beiden Compagnien Linie drangen sofort in die Citadelle ein, und die auf siebzehn Mann zusammengeschmolzenen Franzosen wurden mit den Patrioten in dieselbe Citadelle eingeschlossen, in welcher sie ein Asyl gesucht.

Der zum Tode verurtheilte Dardano, an welchem aber das Urtheil noch nicht vollzogen worden, ward in Freiheit gesetzt.

Von diesem Augenblicke an war die Stadt Cotrone allen Schrecknissen eines mit Sturm genommenen Platzes, das heißt dem Mord, der Plünderung, der Schändung und der Brandstiftung preisgegeben.

Der Cardinal kam in dem Augenblicke an, wo seine von Blut, Gold, Wein und Wollust berauschte Armee der unglücklichen hinsterbenden Stadt den Waffenstillstand der Erschöpfung gewährte.

19Man weiß, daß wir in dem ganzen historischen Theile dieser Erzählung die reine und einfache Geschichte berichten. Wir erfinden nichts, verschweigen aber auch nichts.
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