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Die Mohicaner von Paris

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VII
Wo Jean Taureau definitiv seinen Rückzug nimmt und die Menge ihm folgt

Seit dem Eintritte des Geheimnisvollen Fremden, den man mit dem Namen Salvator begrüßte, herrschte die tiefste Stille im Saale, und man hörte kaum das Athmen von dreißig bis vierzig Personen, die ihn füllten.

Diese Stille wurde vom Zimmermann für einen Tadel genommen; einen Augenblick verblüfft und betäubt durch die Gegenwart des Ankömmlings und durch die Art, wie dieser ihn entwaffnet hatte, erholte er sich allmählich wieder, und er sagte, so sehr als es ihm möglich die heiseren Töne seiner Stimme mildernd:

»Herr Salvator, lassen Sie mich Ihnen erklären . . . «

»Du hast Unrecht,i« unterbrach der junge Mann mit dem Tone eines Richters, der ein Urtheil ausspricht«

»Wenn ich Ihnen aber sage . . . ‹

»Du hast Unrecht!« wiederholte der junge Mann.

»Aber . . . «

»Du hast Unrecht. sage ich Dir.«

»Bisher wissen Sie das im Ganzen, da Sie nicht da gewesen sind, Herr Salvator?«

»Brauche ich da gewesen zu sein. um zu wissen, wie sich die Dinge zugetragen haben?«

»Ei! mir scheint . . . ‹

Salvator streckte die Hand gegen Jean Robert und seine zwei Freunde aus, die sich in einer Gruppe vereinigt hatten und sich aus einander stützten.

»Schau,« sprach er.

»Nun, ich schaue,« erwiderte Jean Taureau.

»Was dann?«

»Was siehst Du?«

»Ich sehe drei Muscadins, denen ich eine Tracht Prügel versprochen habe, und die sie früher oder später bekommen werden.«

»Du siehst drei wohl gekleidete, elegante, anständige junge Leute, welche das Unrecht hatten, in eine solche Schenke zu gehen. doch das war kein Grund, um Streit mit ihnen zu suchen«

»Ich, Streit mit ihnen suchen?«

»Ah! wirst Du nicht am Ende sagen, sie haben Dich herausgefordert, Dich und Deine vier Gefährten?«

»Sie sehen aber, daß sie im Stande waren, sich zu vertheidigen.«

»Weil sie die Geschicklichkeit und besonders das Recht auf ihrer Seite hatten . . . Du glaubst, die Stärke sei Alles, Du, der Du frecher Weise Deinen Namen Barthélemy Lelong in Jean Taureau verwandelt hast? Du hast den Beweis vom Gegentheil bekommen. Gott gebe, daß Dir die Lection von Nutzen sein möge.«

»Wenn ich Ihnen aber sage. daß sie es sind, die uns Bursche, Thiere, Lümmel genannt haben!«

»Und warum haben sie Euch so genannt?«

»Daß sie uns gesagt haben. wir seien betrunken . . . «

»Ich frage Dich. warum sie Euch das gesagt haben?«.

»Weil wir wollten, daß sie das Fenster schließen.«

»Und warum wolltest Du nicht, daß das Fenster offen sein sollte?«

»Weil . . . weil . . . «

»Weil . . . was? Laß hören.«

»Weil ich den Luftzug nicht liebe,« antwortete Jean Taureau.«

»Weil Du trunken warst, wie es Dir diese Herren gesagt haben; weil Du Streit mit Jemand suchen wolltest und die Gelegenheit bei den Haaren ergriffen hast; weil Du abermals Händel zu Hause gehabt hast und dann sollten Dir Unschuldige die Launen oder die Untreuen bezahlen von Mademoiselle . . . ‹

»Schweigen Sie, Herr Salvator! sprechen Sie ihren Namen nicht aus,« unterbrach rasch der Zimmermann; »die Unglückliche, sie wird mir noch den Tod bringen!«

»Ah! Du siehst, daß ich den rechten Fleck berührt habe,« sprach der Fremde.

Und die Stirne faltend, fügte er bei:

»Diese Herren haben wohl daran gethan, daß sie das Fenster öffneten; die Luft, die man hier athmet, ist verpestete; und da es nicht zu viel ist an zwei offenen Fenstern für vierzig Personen, so wirst Du auf der Stelle ein zweites öffnen.«

»Ich?« versetzte der Zimmermann, der sich, so zusagen. mit den Füßen am Boden anklammerte; »ich ein Fenster öffnen. während ich verlange, daß man das andere schließe? Ich. Barthélemy Lelong, der Sohn meines Vaters?«

»Du. Barthélemy Lelong, ein Trunkenbold und Zänker, der Du den Namen Deines Vaters entehrst und darum wohl daran gethan hast, einen Uebernamen anzunehmen, – ich sage Dir, daß Du sogleich dieses Fenster öffnen wirst, um Dich dafür zu bestrafen. daß Du die drei Herren herausgefordert hast.«

»Und sollte der Donner über meinem Haupte rollen, ich würde nicht gehorchen, erwiderte Barthélemy Lelong, indem er seine Faust gegen die Stubendecke erhob.

»Dann kenne ich Dich unter keinem Namen mehr; Du bist für mich nur ein grober, händelsüchtiger Arbeiter und ich jage Dich von da, wo ich bin, fort.«

Und die Hand mit der Geberde eines Kaisers ausstreckend:

»Gehe!«

»Ich werde nicht gehen!« brüllte der Zimmermann schäumend vor Wuth.

»Im Namen Deines Vaters, den Du so eben angerufen, befehle ich Dir, zu gehen.«

»Nein. Donnerwetter! nein. ich werde nicht gehen!« rief Barthélemy Lelong, indem er sich rittlings auf eine Bank setzte und die Bank mit seinen beiden Händen ergriff, als wollte er sich eine Waffe für den Fall der Noth daraus machen.

»Du willst mich also aufs Aeußerste treiben?« sagte Salvator mit einer so ruhigen Stimme, daß man nie hätte denken können, sie enthalte eine schwere Drohung.

Und er ging zu gleicher Zeit auf den Zimmermann zu.

»Nähern Sie sich nicht, Herr Salvator, nähern Sie sich nicht! rief der Zimmermann«

Und er wich die ganze Länge der Bank zurück, so wie der junge Mann verrückte.

Willst Du hinausgehen?« fragte Salvator.

Der Zimmermann nahm die Bank und hob sie auf, als wollte er den jungen Mann damit schlagen. Dann warf er sie aber fern von sich und sagte:

»Sie wissen wohl. daß Sie Alles mit mir machen können, was Sie wollen, und daß ich mir eher die Hand abhauen, als Sie schlagen würde . . . Doch freiwillig werde ich nicht gehen, nein! nein! nein!«

»Elender Starrkopf!« rief Salvator. indem er Jean Taureau zugleich bei der Halsbinde und beim Hosengurt packte.«

Jean Taureau stieß ein Gebrülle der Wuth aus und rief:

»Sie können mich wegtragen; ich werde mit mir machen lassen, doch ich gehe nicht freiwillig.«

»Es soll nach Deinem Wunsche geschehen,« erwiderte Salvator.

Und er gab dem trägen Colossen einen heftigen Stoß, entwurzelte ihn. so zu sagen, vom Boden, wie er eine Eiche von der Erde entwurzelt hätte, trug ihn bis auf die Treppe, schaukelte ihn darüber und fragte:

»Willst Du die Treppe Stufe um Stufe hinabgehen oder auf einmal hinabkommen?«

»Ich bin in Ihren Händen, machen Sie mit mir, was Sie wollen; doch freiwillig gehen . . . nein, das werde ich nicht thun!«

»Also wirst Du mit Gewalt gehen. Elender!«

Und er schleuderte ihn wie einen Ballen vom vierten Stock in den dritten hinab.

Man hörte den Körper von Jean Taureau oder von Barthélemy Lelong, mag nun der Leser den Zimmermann lieber nach seinem Familiennamen oder nach dem Uebernamen, den er sich selbst gegeben, nennen, hinabrollen und von Stufe zu Stufe aufprallen.

Die Menge gab keinen Schrei von sich, that den Mund nicht auf: sie war befriedigt; – sie bewunderte.

Die drei jungen Leute allein waren tief bewegt. Petrus, der Lacher. war düster geworden; Ludovic, der Phlegmatiker, fühlte sein Herz heftig schlagen; Jean Robert, der empfindsame Dichten war scheinbar der Einzige, der seine Kaltblütigkeit behalten.

Nur als er Salvator ohne den Zimmermann zurückkommen sah, steckte er seinen Degen in die Scheide und fuhr mit seinem Taschentuch über seine schweißbedeckte Stirne.

Dann ging er gerade auf Salvator zu, reichte ihm die Hand und sprach:

»Mein Herr, ich danke Ihnen, daß Sie meine Freunde und mich von diesem verteufelten Trunkenbold befreit haben; ich befürchte aber sehr für ihn die Folgen dieses Sturzes.«

»Befürchten Sie nichts für ihn, mein Herr!« erwiderte Salvator, indem er seine weiße, aristokratische Hand. diese Hand, welche ein so wunderbares Kraftstück vollbracht hatte, in die Hand legte, die man ihm bot; »er wird höchstens vierzehn Tage bis drei Wochen das Bett hüten, und während dieser vierzehn Tage oder drei Wochen wird er bitterlich die vorgefallene Scene beweinen.«

»Wie! dieser unbändige Mensch wird weinen?« fragte Jean Robert mit Verwunderung.

»Er wird bittere Thränen, blutige Thränen weinen, sage ich Ihnen . . . Er ist das beste Herz und der redlichste Mensch, den ich kenne. . . . Bekümmern Sie sich nicht um ihn, sondern um Sie.«

»Wie, um mich?«

»Ja . . . Wollen Sie mir erlauben. daß ich Ihnen einen Freundesrath gebe?«

»Sprechen Sie, mein Herr.«

»Nun wohl,« sagte Salvator die Stimme dämpfend, so daß ihn kein Anderer, als der, an welchen er sich wandte, hören konnte, »nun wohl, wenn Sie mir glauben wollen, betreten Sie nie mehr dieses Haus, Herr Jean Robert.«

»Sie kennen mich?« rief Jean Robert erstaunt.

»Ei! ich kenne Sie wie Jedermann,« antwortete Salvator mit ausgezeichneter Höflichkeit; »sind Sie nicht einer unserer berühmten Dichter?«

Robert erröthete bis unter die Augen.

»Und nun,« sprach Salvator, indem er sich an die Menge wandte und Ton und Manieren völlig veränderte, »Ihr müßt zufrieden sein, Ihr Leute! ich denke, Ihr habt für Euer Geld genug gehabt! Erweist mir also die Freundschaft und macht Euch so schnell als möglich aus dem Staube; es ist hier nur Luft für vier: damit sage ich Euch; meine lieben Freunde, daß ich mit diesen drei Herren allein zu bleiben wünsche.«

Die Menge gehorchte. wie es ein Schwarm Schüler auf die Stimme des Lehrers thut; sie ging in Ordnung hinab, nachdem sie mit der Stimme, dem Kopfe und der Hand den jungen Mann gegrüßt. der zu befehlen schien, und dessen Gesicht nach der stürmischen Scene, welche vorgefallen, nicht mehr bewegt war, als das Angesicht des Firmaments nach dem Sturme.

Die vier Kameraden den Jean Taureau, den Aufwühler einbegriffen,. dem seine Wunde den Rausch vertrieben hatte, defilierten mit gesenktem Kopfe vor Salvator, und Jeder, als er an ihm vorbeikam, verbeugte sich so ehrerbietig, wie es ein Militär var seinem Obern gethan hätte.

 

Als sieh der Letzte entfernt hatte, erschien der Kellner auf der Thürschwelle.

»Soll ich immer noch die Herren bedienen?« fragte er.

»Mehr als je,«antwortete Jean Robert.

Er wandte sich sodann an Salvator und fragte:

»Werden Sie uns das Vergnügen machen mit uns zu Nacht zu speisen, Herr Salvator?«

»Seht gern.« erwiderte Salvator; »verlangen Sie aber nichts für mich; ich bestellte eben mein Abendbrod unten, da hörte ich Geräusch und ging herauf.«

»Sie hören, Kellner?« rief Jean Robert; »das Abendbrod den Herrn Salvator mit dem unsern.«

»Verstanden!« antwortete der Kellner

Und er eilte hinab.

Fünf Minuten nachher saßen die vier jungen Leute bei Tische.

Man trank zuerst auf die Sieger, dann auf die Besiegten, dann auf den, welcher so glücklich erschienen war, um ein größeres Blutvergießen zu verhüten.

»Sie scheinen mir übrigens mit dem Boxen, mit der Savate und der Fechtkunst ziemlich vertraut zu sein!« sagte Salvator lachend zu Jean Robert. »Sie haben dem armen Jean Taureau einen majestätischen Faustschlag an den Schlaf, einen siegreichen Fußtritt an den Oberbauch gegeben, und waren im Begriffe, ihm einen anmuthigen Degenstich beizubringen, als ich zum Glück ins Mittel trat . . . Doch gleichviel! Sie waren bewunderungswürdig aufgepflanzt, und an der Stelle von Herrn Petrus würde ich eine Skizze von Ihnen in dieser Position machen.«

»Ab! Ah! rief Petrus, »Sie kennen mich also auch?«

»Oh! Ja,« erwiderte Salvator mit einem Seufzer, als riefe diese Bejahung eine schwermüthige Erinnerung in ihm zurück; »ehe Sie ein Atelier in der Rue de l’Quest hatten, wohnten Sie in der Rue du Regard; damals hatte ich das Vergnügen, Sie einige Male zu sehen.«

Sodann sich an den dritten Gefährten wendend, der ein beharrliches Stillschweigen beobachtete und, wie es schien, die Lösung eines Problems verfolgte, das er nicht lüften konnte, fragte Salvator:

»Was haben Sie denn. Herr Ludovic? Sie sehen ganz sorgenvoll ans! Ich würde das begreifen, wenn Sie noch Ihr Examen zu machen und Ihre These zu behaupten hätten; das ist aber . . . Gott sei Dankt eine seit drei Monaten abgethane Sache, und zwar mit Ehren abgethan!«

Jean Robert schaute Salvator mit Erstaunen an; Petrus brach in ein Gelächter aus.«

»Ah! bei Gott i Herr Salvator,« sagte Ludovic, »da Sie so viele Dinge wissen . . . «

»Sie sind sehr gut!« unterbrach lächelnd Salvator.

»Da Sie wissen, daß mein Freund Jean Robert Dichter ist; da, Sie wissen, daß mein Freund Petrus Maler ist, da Sie wissen, daß ich Arzt bin, wissen Sie . . . wissen Sie, warum der Katzentödter nach Baldrian stank?«

»Sind Sie Fischer, Herr Ludovic?«

»In meinen verlorenen Augenblicken,« erwiderte Ludovic, »doch ich suche immer beschäftigt zu sein.«

»Nun denn, so wenig Sie Fischer sein mögen, so wissen Sie doch»daß man mit Bisam oder mit Anis das Korn parfümiert, mit dem man die Karpfen ködert.«

»Man braucht nicht Fischer zu sein, um das zu wissen, man braucht nur ein wenig Naturkundiger zu sein.«

»Nun wohl, der Baldrian ist für die Katzen, was der Bisam und der Anis für die Karpfen sind:.er zieht sie an; und da Meister Gibelotte ein Katzenfischer ist . . . «

»Oh!« sagte Ludovic mit sich selbst sprechend, mit dem halbkomischen Phlegma, das eine der originellen Nuancen seines Charakters bildete. »o Wissenschaft! Geheimnisvolle Göttin! wird es denn immer durch Zufall geschehen, daß man eine Ecke deines Schleiers aufhebt? Und wenn man bedenkt, daß, wenn ich mich heute Abend nicht als Maler verkleidet hätte, wenn Petrus nicht den Gedanken gehabt hätte, in einer Freischenke zu soupieren, wenn wir nicht in Streit gerathen wären, – ich mich nicht mit einem Katzentödter geschlagen haben würde, und Sie nicht gekommen wären, um den Frieden wiederherzustellen, und die Wissenschaft brauchte vielleicht noch zehn Jahre, fünfzig Jahre, ein Jahrhundert um zu entdecken, daß der Baldrian die Katzen anzieht, wie der Bisam die Karpfen!«

Das Abendbrod war heiter.

Petrus erzählte, im Atelierstyle, die Geschichte von zwanzig Portraits, welche er in einer Fuhrmannsherberge gewacht hatte, um seine Zeche zu bezahlen, die sich auf zehn Franken und zwanzig Centimes belaufen; was für jedes Porträt den ungeheuren Preis von ein und fünfzig Centimes gab.

Ludovic bewies mathematisch, eine hübsche Frau sei nie schwer traut, und er behauptete dieses Paradoxon mit einer Lebhaftigkeit und einer Begeisterung, wie man sie von seiner phlegmatischen Person entfernt nicht erwartete.

Jean Robert erzählte den Plan von einem neuen Drama, das er für Bocage und Madame Dorval schrieb, über welches Drama ihm der junge Mann mit dem Sammetgewande die richtigsten Bemerkungen machte.

Dann folgten sich die Flaschen, und da Petrus und Ludovic im Complott abgekartet hatten, Herrn Salvator ein Räuschchen aufzuhängen, um ihn sprechen zu machen, so geschah, was alt immer in solchen Fällen geschieht.

Herr Salvator behielt seine Kaltblütigkeit, und die zwei jungen Leute benebelten sich.

Was Jean Robert betrifft. – er trank selbst in der Freischenke nur Wasser.

allmählich überschritten Petrus und Ludovic, sich gegenseitig aufregend für sich selbst die Grenze der Trunkenheit, zu der sie Salvator gern hätten führen mögen: sie erzählten gehaltlose oder moralische Geschichten; sie wiederholten Witze, über die man schon am Anfang des Abendbrods gelacht hattet kurz, sie versanken plötzlich und Beide sympathetisch in die vollständigste Erschlaffung, eine Lage, aus der sie ohne Erschütterung in den tiefsten Schlaf übergingen.

VIII
Während Petrus und Ludovic schlafen

Kaum hatten die zwei Schläfer durch ihr Schnarchen angezeigt, sie nehmen ihren Abschied als vernünftige Menschen und überlassen die Conversation Jedem, der sie zu behauptete vermöge, da stützte Salvator seine Ellenbogen auf den Tischs ließ seinen Kopf in seine Hände fallen, schaute Jean Robert starr an und fragte:

»Sagen Sie, Herr Dichter, warum wollten Sie die Nacht in der Halle zubringen?«

»Ei! um meinen Freunden, Petrus und Ludovic, ein Vergnügen zu machen.«

»Einzig und allein?«

»Einzig und allein.«

»Und nichts hat Sie zu dieser Gefälligkeit für sie angetrieben?«

»Nichts, daß ich wüßte.«

»Sie sind dessen sicher?«

»So viel als man seiner selbst sicher sein kann.«

»Dann täuschen Sie mich nicht, doch Sie täuschen sich selbst. Nein. diese Herren. die hier einen so guten Schlaf schlafen, sind nicht die Ursache. sondern nur der Vorwand. Wissen Sie, warum Sie hierher gekommen sind? Sie sind gekommen. um Ihr Handwerk als Philosoph, Beobachter, Sittenmaler, Dichter, Romantiker zu treiben; Sie sind gekommen. um das menschliche Herz in anima villi zu studieren, wie man in der Schule sagt, nicht so?«

»Es ist Wahres in Ihrer Bemerkung,« erwiderte lachend Jean Robert. »Ich habe bis jetzt nur Theaterstücke geschrieben, doch ich will mich nicht hierauf beschränken: ich will Sittenromane machen, auf die Weise, wie es Shakespeare bei seinen Dramen that, indem er eine ganze geschichtliche Periode umfaßte und die ganze Gesellschaft vom Todtengräber bis zu Hamlet, Prinz von Dänemark, in Contribution setzte. Und was soll ich Ihnen sagend im Drama Hamlet ist es nicht die Scene des Todtengräbers, die ich am wenigsten liebe, und unter den Personen sind es nicht diese Gräberschaufler, diese Leichenentheiliger, die ich am wenigsten philosophisch finde.«

»Ja, Sie haben Recht, und ich bin vielleicht Ihrer Ansicht; doch Sie benehmen sich schlecht hierbei, oder Sie wählen vielmehr den Ort der Scene schlecht. Wo zeigt Shakespeare die Todtengräber? Bei ihrem Geschäfte die Füße im Grabe einen Schädel in der Hand und nicht in der Taverne von Yanghan, dem Weinhändler, bei dem sich der erste Todtengräber durch den zweiten ein Glas Branntwein holen läßt . . . Wollen Sie Poesie machen? Lieben Sie ein Weib und laufen Sie in den Wäldern umher . . . Wollen Sie Theater machen? Gehen Sie in die Gesellschaft bis um Mitternacht; studieren Sie Molière und Shakespeare bis um zwei Uhr Morgens, schlafen Sie hierauf sechs Stunden, verschmelzen Ihre Erinnerungen mit Ihren Lecturen und schreiben Sie von neun Uhr bis Mittag . . . Wollen Sie Romane machen? Nehmen Sie Lesage, Walter Scott und Cooper, das heißt den Sittenmaler, den Charaktermaler, den Naturmaler; studieren Sie den Menschen zu Hause; in seinem Atelier, wenn er Maler ist; in seinem Bureau, wenn er Kaufmann ist; in seinem Cabinet, wenn er Minister ist; auf seinem Throne. wenn er König ist; in seiner Krambude wenn er Schuhmacher ist; doch nicht in der Schenke, in der er ermüdet ankommt, aus der er betrunken weggeht. Auf das Schild der Schenken müßte man das Wort von Dante: Lasciate ogni sperenza, setzen. Und dann welch eine erbärmliche Nacht wählen Sie für Ihre Studien! eine Faschingenacht, eine Nacht wo Jeder von diesen Menschen nicht an seinem Platze ist, wo Alle Alles, von ihrer Hofe bis auf den Ueberzug ihres Strohsackes, verpfändet haben, um sich mit prunkenden Costumen aufzuputzen; eine Nacht, wo sie den Reichen nachäffen, eine Nacht, wo sie Alles sind, nur nicht sie selbst. Wahrhaftig, Herr Beobachter.« fügte Salvator, die Achseln zuckend, bei, »Sie beobachten auf eine seltsame Art.«

»Fahren Sie fort, fahren Sie fort.‹ sagte Jean Robert; »ich höre.«

»Nun! was würden Sie zu einem Menschen sagen. der das menschliche Herz in einem Narrenhause studierte?« Nicht wahr, Sie würden ihn selbst als Narren behandeln? Was machen Sie aber Anderes hier zu dieser Stunde? Hören Sie mich an, Herr Jean Robert; der Zufall hat und zusammengeführt, die gewöhnliche Bewegung wird und bald trennen; wir werden und vielleicht nie wiedersehen. Lassen Sie mich Ihnen einen Rath geben . . . Ich scheine Ihnen sehr vermessen, nicht wahr?«

»Oh! durchaus nicht, das schwöre ich Ihnen.«

»Was wollen Sie? ich habe auch einen Roman gemacht.«

»Sie.«

»Ja; doch einen von den Romanen, die man nicht druckt, seien Sie unbesorgt. ich werde Ihnen nicht Concurrenz machen; damit wollte ich Ihnen nur sagen, ich habe die Prätension, Beobachter zu sein. Die Romane, Dichter, macht die Gesellschaft; suchen Sie in Ihrem Kopfe, durchwühlen Sie Ihre Einbildungskraft, graben Sie in Ihrem Gehirne, Sie werden darin in drei Monaten, in sechs Monaten, in einem Jahre nichts dem Aehnliches finden, was der Zufall, das Verhängniß, die Vorsehung, welchen Namen Sie dem Worte, das ich suche, geben wollen, Sie werden,sage ich. daran nichts dem Aehnliches finden, was der Zufall, das Verhängnis oder die Vorsehung in einer Nacht in einer Stadt wie Paris knüpft und löst, aufwickelt und entwickelt! – Haben Sie ein Sujet für Ihren Roman?«

»Nein. noch nicht. Das Theater nehme ich gern in Angriff: es ängstigt mich nicht so sehr; doch der Roman mit seinen Verzweigungen, seinen Episoden, seinen unerwarteten Entwicklungen, seinen Treppen. welche zur höchsten Stufe der Gesellschaft hinaufsteigen,. seinen Leitern, die in die tiefsten Abgründe hinabgehen, ein Roman mit dem Boudoir der Prinzessin und der Mansarde des Arbeiters; ein Roman mit den Tuilerien und der Freischenke, wo wir sind. mit Notre-Dame und dem Grève-Platze, – ich gestehe Ihnen, daß ich vor dem Werte zurückweiche, daß ich vor der Arbeit erschrecke, und daß es mir scheint, es sei hierbei nicht eine gewöhnliche Last, sondern eine Welt aufzuheben.«

»Nun wohl, ich,« versetzte Salvator, »ich glaube daß Sie sich täuschen.«

»Ich täuscht Mich?«

»Ja.«

»Worin?«

»In dem, daß Sie machen wollen«

»Allerdings.«

»Hierin haben Sie Unrecht! machen Sie nicht: lassen Sie machen.«

»Ich verstehe Sie nicht.«

»Wie ist Asmodi verfahren?«

»Er hob die Dächer der Häuser auf und sagte zu Don Cleophas: ›Schau!‹

»Haben Sie die Macht von Asmodi? Nein. Ich sage Ihnen auch: machen Sie es noch einfacher; verlassen Sie diese Schenke, folgen Sie dem ersten Manne oder der ersten Frau, die Sie in der Straße, auf dem Kreuzwege, auf dem Quai treffen; dieser erste Mann, oder diese erste Frau wird wahrscheinlich nicht der Held oder die Heldin einer Geschichte sein, aber er oder sie wird einer von den Fäden den großen menschlichen Romans sein, den Gott componirt, – in welcher Absicht? – Gott allein weiß es! – machen Sie sich ganz einfach zu seinem Mitarbeiter, und vom ersten Schritte an seien Sie sicher, daß Sie auf der Spur eines entsetzlichen oder possierlichen Abenteuers sein werden.«

»So ist aber Nach!«

»Ein ein Grund mehr! die Nacht ist für die Dichter, die Verliebten, die Patrouillen, die Diebe und die Romanschreiber gemacht.«

»Ich soll also meinen Roman sogleich anfangen?«

 

»Er ist schon angefangen«

»Wahrhaftig?«

»Gewiß.«

»Seit welcher Stunde?«

»Seit der Stunde, wo Ihre Freunde zu Ihnen gesagt haben: ›Speisen wir in der Halle zu Nacht.‹

»Sie scherzen!«

»Nein. bei meiner Ehre! Sie brauchen nur zu wollen. Jean Taureau wird eine Person von Ihrem Roman sein, Gibelotte wird eine Person von Ihrem Roman sein, Toussaint Louverture wird eine Person von Ihrem Roman sein, Sac-à-Plâtre wird eine Person von Ihrem Roman sein Croc-en-Jambe wird eine Person von Ihrem Roman sein; Ihre zwei Freunde, welche schlafen, ohne zu ahnen, daß wir ihnen Rollen zutheilen, werden Personen von Ihrem Roman sein; ich selbst wenn Sie mich für würdig erachten, werde eine Person von Ihrem Roman sein . . . Nur verlassen Sie ihn nicht bei der Exposition.«

»Ah! bei meiner Treue, Sie haben Recht, und ich verlange nichts Anderes, als ihn zu verfolgen.«

»Dann sagen Sie sich wohl Folgendes: daß Sie nicht mehr ein Autor sind, der Situationen schafft, Ereignisse abwägt, Entwickelungen vorbereitet, sondern daß Sie ein Schauspieler des großen menschlichen Dramas sind, dessen Theater die Welt ist, das zu Decorationen die Städte, die Wälder, die.Flüsse, die Meere hat, wo Jeder nach seinem Interesse, seiner Laune, seiner Phantasie dem Anscheine nach handelt, in Wirklichkeit aber durch die unsichtbare, und mächtige Hand des Geschicks angetrieben wird. Die Thränen, welche dabei fließen werden, werden ächte Thränen sein, das Blut weiches dabei vergossen werden wird, wird echtes Blut sein, und Sie selbst werden Ihre Thränen und Ihr Blut mit dem Blute der Andern vermengen.«

»Ei! was liegt dem Dichter daran, daß er leidet wenn die Kunst etwas bei seinem Leiden zu gewinnen hat.«

»Ah! Sie sind so, wie ich Sie beurtheilte. Hören Sie, die Witterung hat sich in eine strengere Kälte verwandelt, die Nacht ist schön, der Mond scheint herrlich, lassen Sie uns gehen und die Fortsetzung der Geschichte suchen, deren erste Kapitel wir nicht geschrieben aber gespielt haben.«

»Ich kann meine zwei Freunde nicht hier lassen.«

»Warum nicht?«

»Wenn ihnen Unglück widerführe?«

»Es ist keine Gefahr: ich werde ein Wort zum Kellner sagen, und wenn man erfährt, daß sie unter meinem Schutze stehen, so wird der kühnste Gauner dieser Schenke nicht ein Haar von ihrem Haupte berühren.«

»Wohl, es sei!« sprach Jean Robert; »nur werden Sie die Güte haben, die Ermahnung in meiner Gegenwart zu geben.«

»Gern!«

Salvator näherte sich der Treppe und ließ ein auf eine gewisse Weise moduliertes Pfeifen hören, das zugleich mit der Pfeife des Maschinisten und mit der des Hochbootsmanns Aehnlichkeit hatte.

Man pflegte Herrn Salvator nicht warten zu lassen, wie es scheint, denn kaum waren die letzten Noten der seltsamen Modulation erloschen, als der Kellner erschien.

»Herr Salvator ruft?« sagte er.

»Ja.«

Erstreckte den Arm gegen die zwei Schläfer aus.

»Diese zwei Herren gehören zu meinen Freunden, Meister Babylas; Du verstehst?«

»Ja, Herr Salvator‹ antwortete einfach der Kellner.

»Kommen Sie!« sagte der junge Mann zum Dichter.

Und er ging zuerst hinaus.

Jean Robert, der zurückgeblieben war, verlangte die Rechnung. Er fügte der Bezahlung fünf Franken für den Kellner bei und fragte:«

»Mein Freund, machen Sie mir das Vergnügen mir zu sagen, wer der Herr ist, der Ihnen meine zwei Freunde empfohlen hat.«

»Das ist kein Herr, das ist Herr Salvator.«

»Wer ist aber Herr Salvator?«

»Sie kennen ihn nicht?«

»Nein, da ich Sie frage, wer er sei.«

»Es isst der Commissionär der Rue aux Fers.«

»Wie?«

»Ich sage Ihnen. es sei der Commissionär der Rue aux Fers.«

Der Kellner antwortete mit solchem Ernste, daß man nicht bezweifeln konnte, er spreche die Wahrheit.

»Herr Salvator hat offenbar die Wahrheit gesagt, und wir fangen einen Roman an, wie noch keiner gemacht worden ist,« murmelte Jean Robert.

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