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Der Graf von Moret

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X.
Was sich in dm Schlafgemache der Königin begab, nachdem der König sich ans demselben entfernt hatte

Kaum verhallte das Geräusch der Schritte in der Galerie und der letzte zitternde Schein der Fackeln verschwand, als die Tür des Kabinetts, in welches der Graf von Moret mit seiner Führerin geflüchtet war, leise geöffnet wurde, und der Kopf der jungen Dame in der Spalte erschien.

Erst als sie sich überzeugt hatte, dass Niemand im Vorzimmer war, wagte sie es, ganz hervorzutreten und warf noch einen Blick in die Gallerte, an deren äußerstem Ende die unerwarteten Störer verschwanden.

Nachdem sie überzeugt zu sein glaubte, dass alle Gefahr vorüber war, näherte sie sich dem Kabinett und forderte den Grafen auf, ihr zu folgen. Sich stets in einer solchen Entfernung von ihm haltend, dass er von dem Scheine der Ampeln, welche die Gemächer erhellten, nichts benützen konnte, um ihr Gesicht zu sehen, ging sie ihm durch die drei Türen voran, die der König nach einander geöffnet und beim Weggehen wieder zu gelehnt hatte.

Der Graf folgte ihr stumm, keuchend und sinnverwirrt. In dem engen, dunklen Kabinett war sie wider ihren Willen gezwungen gewesen, sich an ihn zu schmiegen, und obwohl sie mit ihrer Hand, der die Kraft der Keuschheit innewohnte, den jungen Mann zu bemeistern gewusst, so Hatte sie doch nicht verhindern können, dass er sich an ihrem würzigen Atem berauschte, und durch alle Poren jenen wollusterweckenden Duft einatmete, der von jungen Mädchen ausströmt.

Bevor sie die letzte Tür öffnete, streckte sie die Hand gegen den Grafen aus, dessen Schritte sie nahe hinter sich hörte, und mit einer Stimme, deren Klarheit durch eine gewisse Verwirrung beeinträchtigt war, sagte sie:

»Monseigneur, habt die Güte, in diesem Salon zu warten; wenn Ihre Majestät bereit sein wird, Euch zu empfangen, wird sie Euch rufen.«

Sie trat bei der Königin ein.

Diesmal schlief Anna von Österreich nicht, noch stellte sie sich schlafend.

»Seid Ihr es, liebe Isabelle?« fragte sie mit einem ganz andern, viel bewegteren Ausdrucke als jenem, mit dem sie an den König dieselbe Frage gestellt hatte.

»Ja, Madame, ich bin es!« sagte das junge Mädchen, es so einrichtend, dass ihr Gesicht im Schatten und die unfreiwillige Röte, die dasselbe bedeckte, der Königin verborgen blieb.

»Ihr wisst, dass der König soeben weggegangen ist?«

»Ich habe ihn gesehen, Madame.«

»Er hatte ohne Zweifel einen Verdacht.«

»Das ist möglich; jetzt aber hat er gewiss keinen mehr.«

»Ist der Graf hier?«

»In dem Zimmer, welches an dieses Schlafgemach stößt.«

»Zündet eine Wachskerze an, und reicht mir einen Handspiegel.«

Isabelle gehorchte, und reichte der Königin den Spiegel.

Anna von Österreich war eher hübsch als schön zu nennen; sie hatte kleine Zähne, eine Nase ohne ausgesprochenen Charakter, aber ihr blendender Teint und ihr herrliches blondes Haar wurden von Vielen bewundert; gefallsüchtig gegenüber jedem Manne ohne Unterschied machte sie auch in Bezug auf ihren Schwager keine Ausnahme. Sie ordnete einige Locken, welche durch das Kopfkissen zerdrückt waren, strich die Falten ihres seidenen Schlafmantels glatt, hob sich auf ihre Ellbogen, um eine graziöse Haltung anzunehmen, und bedeutete dann mit einem dankenden Kopfnicken ihrer Ehrendame, dass sie sich nun zurückziehen könne.

Isabelle stellte den Leuchter und den Spiegel auf den Toilettentisch, grüßte ehrfurchtsvoll die Königin, und verschwand dann durch eine Seitentür des Schlafgemaches.

Das Gemach blieb nun durch die Lampe und die Kerze beleuchtet, welche beide so gestellt waren, dass die Lichtstrahlen auf das Bett fielen, von dem aus Anna von Österreich dem Grafen von Moret Audienz erteilen sollte.

Bevor jedoch die Königin den jungen Mann herbeirief, dem sie eine Audienz bewilligt hatte, richtete sie unruhige und erwartende Blicke auf zwei andere Türen, die in ihr Gemach führten.

Nach einigen Minuten wurde ihrer Ungeduld ein Ziel gesetzt; die beiden Türen öffneten sich fast zu gleicher Zeit.

Durch die eine trat ein junger Mann ein, der ganz in weiße Seide gekleidet war und in der Hand einen Hut von weißem Filz hielt, der mit zwei roten Federn geschmückt war. Er mochte ungefähr zwanzig Jahre zählen, war mager und brünett, und hatte einen harten Blick, der, wenn er sanfter werden sollte, falsch wurde.

Dieser junge Mann war Gaston von Orleans, den man im Allgemeinen Monsieur nannte, und welcher, wie die Chronique scandaleuse des Hofes sagte, von seiner Mutter nur deshalb so geliebt wurde, weil er der Sohn des schönen Günstlings, Concino, Concini, Marschall d'Ancre, war. Wer übrigens, wie wir unlängst in dem Museum von Blois nebeneinander das Bild des Marschalls d'Ancre und das des zweiten Sohnes Marias von Medicis sah, wird begreifen,., dass die außerordentliche Ähnlichkeit zwischen beiden wohl den Glauben an die Wahrheit dieser schweren Anklage erwecken konnte.

Wir haben gesagt, dass der König ihn seit der Angelegenheit von Chalais verachtete. In der Tat besaß Louis XIII. eine Art von Gewissen, Er war nicht fühllos gegen das, was man damals die Ehre der Krone nannte und was man jetzt die Ehre Frankreichs nennt. Sein Egoismus und seine Eitelkeit hatten unter den Händen Richelieus beinahe eine andere Form angenommen, und es war dem Kardinal gelungen, aus diesen beiden Lastern für ihn eine Art von Tugend zu bilden; aber Gaston – ein tückischer und feiger Mensch – hatte sich in der ganzen Angelegenheit von Nantes schmutzig benommen.

Er hatte in den Ministerconseil eintreten wollen. Richelieu würde des Friedens wegen eingewilligt haben, aber Gaston wollte, dass mit ihm auch sein Gouverneur Ornano eintreten solle. Richelieu verweigerte dies. Da schrie, fluchte, wüthete der junge Prinz, und sagte, dass Ornano im Guten oder mit Gewalt eintreten müsse. Richelieu, der Gaston nicht verhaften durfte, ließ Ornano festnehmen. Gaston drang mit Gewalt in den Conseil ein und fragte mit stolzer Stimme, wer die Keckheit gehabt hätte, seinen Gouverneur arretieren zu lassen. »Ich!« antwortete Richelieu mit der größten Ruhe.

Alles würde dabei geblieben sein und Gaston hätte eine Schmach verschluckt, wenn nicht Frau von Chevreuse, durch Spanien angetrieben, ihrerseits Chalais angetrieben hätte. – Chalais erbot sich gegen Monsieur, ihn von dem Kardinal zu befreien und Gaston ersann Folgendes, oder man flüsterte es ihm vielmehr zu: Er sollte mit seinem ganzen Hofstaate bei Richelieu in dessen Schloss Fleury speisen, und dort, an der Tafel, die Gastfreundschaft verratend, sollten Bewaffnete bequem einen Verteidigungslosen ermorden – einen Priester.

Übrigens hat seit sechzig Jahren Spanien dessen neidische und abscheuliche Hand man bei alle dem erkennt, nichts Anderes gegen die großen Persönlichkeiten getan, die ihm im Wege waren. Es hat sie unterdrückt. In der Politik heißt unterdrücken nicht, tödten, So hat es Coligny unterdrückt, Wilhelm von Nassau, Heinrich III., Heinrich IV. und so dachte es auch Richelieu zu unterdrücken. Das Verfahren ist monoton, aber darauf kommt wenig an; sobald es gelingt, ist es gut.

Diesmal jedoch scheiterte es.

Bei dieser Gelegenheit begann Richelieu, wie Herkules bei Augias, die Reinigung des Hofes durch die Wegfegung der Prinzen. Die beiden Bastarde Heinrichs IV., die Vendôme, wurden verhaftet, der Graf von Soissons ergriff die Flucht; Frau von Chevreuse wurde verbannt; der Herzog von Longueville fiel in Ungnade. Monsieur unterzeichnete ein Bekenntniß, durch welches er seine Freunde denunzierte und preisgab. Er wurde verheiratet, bereichert und entehrt.

Chalais allein ging ohne Schande aus dieser Verschwörung hervor, denn er verlor durch dieselbe seinen Kopf.

Obgleich so tief in Schmach versunken, war Monsieur erst zwanzig Jahre alt.

In der anderen Tür erschien zur selben Zeit eine Frau von fünfundfünfzig bis sechsundfünfzig Jahren, welche die Zeichen ihrer Königswürde, eine kleine goldene Krone und einen langen, mit Hermelin besetzten Purpurmantel, mit denen sie bei der Ballettvorstellung erschienen war, noch nicht abgelegt hatte; unter dem Mantel trug sie ein goldgesticktes Kleid von brochirter Seide. Sie konnte niemals schön gewesen sein, und eine allzu große Beleibtheit gab ihrer Figur sogar den Charakter des Gemeinen. Diese Frau war Maria von Medicis, eine würdige Nachfolgerin Katharinas, deren Genie sie jedoch nicht hatte, wahrend sie sie an Ausschweifung übertraf. Wenn man dem glaubt, was gesagt wird, so war das einzige Kind, welches wirklich Heinrich IV. angehörte, Madame Henriette. Von allen ihren Kindern liebte sie bloß Gaston; ihre fixe Idee war es, ihn auf den Thron Frankreichs erhoben zu sehen. Die schwerste Anklage, die auf ihr ruht und bewirkt, dass der König, ihr Sohn, sie nicht nur hasst, sondern auch verabscheut, ist, dass sie Ravaillac, dem Mörder ihres Gatten, Heinrich IV., in Folge spanischer Einflüsterungen, so zu sagen die Mordwaffe in die Hand gedrückt haben solle. Ein Protokoll, welches aufgenommen wurde, sagt, dass Ravaillac sie und d'Epernon auf dem Rade nannte. Es wurde Feuer in dem Justizpalast angelegt, um selbst die Spur dieser beiden Namen verschwinden zu lassen.

Seit dem vorhergehenden Tage waren Mutter und Sohn durch Anna von Österreich berufen worden, die man benachrichtigt hatte, dass der Graf von Moret, seit acht Tagen in Paris angelangt, der Überbringer von Briefen des Herzogs von Savoyen an sie sei. Sie waren, wie wir sahen, aus ihren naheliegenden Gemächern kommend, durch zwei verschiedene Türen bei der Königin eingetreten. Wurden sie bei dieser überrascht, so hatten sie zu ihrer Entschuldigung das Unwohlsein Ihrer Majestät, welches sie in dem Ballett erfuhren, und welches sie so beunruhigte, dass sie sich nicht einmal Zeit ließen, ihre Kleider zu wechseln. Was den Grafen von Moret betrifft, so musste man diesen im Falle einer Überraschung irgendwo verstecken, eine leichte Sache bei einem jungen Manne von zweiundzwanzig Jahren. Übrigens war die Königin in dergleichen Escamotagen nicht unerfahren.

 

Während diese Personen bei der Königin eintraten, wartete der Graf von Moret im Salon, und zwar ganz, glücklich darüber, dass er warten konnte. Was hätte er auch tun sollen, wenn ihn die Königin in dem Augenblicke gerufen hätte, als ihn seine unbekannte Führerin verließ? Er war in diesem Augenblicke fast von Sinnen und gar nicht geeignet, seine Mission umsichtig zu erfüllen. Auf den ersten Sinnenrausch folgte jedoch eine tiefe, schwermütige Träumerei, aus welcher ihn erst die Stimme der Königin erweckte, welche rief:

»Graf, seid Ihr zugegen?«

»Ja,« antwortete der Graf, »ich erwarte die Befehle Eurer Majestät.«

»So tretet ein, denn Wir sind begierig Euch zu empfangen.«

Der Graf von Moret schüttelte seinen hübschen feingeschnittenen Kopf, wie um aus demselben die Gedanken zu verscheuchen, denen er sich in den letzten Minuten hingegeben hatte, und die Tür öffnend, befand er sich auf der Schwelle des Schlafgemaches der Königin.

Wir müssen es gestehen, dass trotz der in dem Gemache versammelten hohen Persönlichkeiten der erste Mick des jungen Mannes keineswegs diesen galt, sondern in die dunkelsten Winkel des weitläufigen Gemaches tauchte, um daselbst die reizende Führerin zu entdecken, die ihn verlassen hatte, ohne ihm auch nur den Anblick des Gesichts zu gestatten. Doch hatte dieser suchende Blick nicht das gewünschte Resultat, und war genöthigt, sich wieder der Gruppe zuzuwenden, die von dem doppelten Lichte der Kerze und der Lampe genügend beleuchtet war.

Diese Gruppe bestand aus der Königin-Mutter, der regierenden Königin und dem Herzog von Orleans. Die Königin-Mutter stand aufrecht zu Häuptern des Bettes, am Fußende desselben saß Gaston von Orleans, im Bette selbst lag Anna von Österreich.

Der Graf von Moret machte auf der Schwelle eine tiefe Verbeugung, dann näherte er sich dem Bette, und ließ sich vor Anna von Österreich, welche ihm ihre Hand zum Kusse reichte, auf ein Knie nieder, senkte dann seinen Kopf fast bis zur Erde, um die Schleppe der Königin-Mutter zu küssen, und wendete sich darauf, noch immer auf den Knien, nach Gaston um, der ihn jedoch rasch aufhob und in seine Arme schloss, indem er sagte:

»In meinen Armen ist Euer Platz, mein Bruder!«

Der Gras von Moret, ein tapferes, loyales Gemüt, hatte nie an das glauben können, was man über den Charakter Gastons erzählte. Er hatte sich zur Zeit des Komplotts, dessen Anführer Chalais war, in England befunden, und die Herzogin von Chevreuse, die er daselbst kennen lernte, hatte sich wohl gehütet, ihn mit den wahren Tatsachen bekannt zu machen, Er war in Italien gewesen, als Gaston sich vor Rochelle so feig zeigte, dass er sich krank stellte, um nicht in das Feuer gehen zu müssen. Er hatte sich immer nur mit seinen Vergnügungen beschäftigt und war den Intrigen des Hofes stets fremd geblieben, von welchem ihn die Eifersucht Marias von Medicis gegen die Kinder ihres Gemahls fern hielt.

Er gab daher freudig, und aus ganzem Herzen, seinem Bruder Gaston die Umarmung zurück, mit der ihn dieser beehrt hatte.

Dann sich zur Königin wendend sagte er:

»Werden Eure Majestät wohl in seiner ganzen Größe das Glück, mich in Eurer Gegenwart zu befinden, und die Dankbarkeit ermessen, die ich für den Herzog von Savoyen fühle, der mir Gelegenheit gegeben hat, von Eurer Majestät zum ersten Male empfangen zu werden?«

Die Königin lächelte.

»Ist es nicht vielmehr an Uns,« sagte sie, »Euch erkenntlich zu sein, dass Ihr den zwei armen in Ungnade gefallenen Fürstinnen, von denen die Eine der Liebe ihres Gatten, die Andere der Zärtlichkeit eines Sohnes beraubt ist, und einem Bruder zu Hilfe eilt, der aus den Armen seines Bruders verstoßen ist? Denn Ihr kommt, wie Ihr sagt, mit Briefen, welche uns einigen Trost zu geben bestimmt sind.«

Der Graf von Moret zog drei zusammengefaltete und versiegelte Papiere aus der Brusttasche seines Wamses.

»Dieses hier,« sagte er, eines der Schriftstücke der Königin üben eichend, »ist eine Botschaft von Don Gonzales Von Cordova, Gouverneur von Mailand, welcher Euren erhabenen Bruder, Philipp IV., in Italien vertritt. Er bittet Eure Majestät, Euren Einfluss zur Erhaltung des Herrn von Fargis, französischen Gesandten in Spanien, auf seinem Posten, anzuwenden.«

»Meinen Einfluss?« wiederholte die Königin, »man könnte Einfluss haben auf einen König, der ein Mann wäre, auf ein Gespenst aber, das ein König ist, kann höchstens ein Necromant Einfluss haben, wie der Kardinal-Herzog.«

Der Graf verneigte sich, dann sich gegen die Königin-Mutter wendend und ihr den zweiten Brief überreichend sagte er:

»Was dieses Schreiben anbelangt, so weiß ich davon nichts, als dass es eine wichtige Note von der eigenen Hand des Herzogs von Savoyen enthält, und nur in die Hände Eurer Majestät übergeben werden soll; von dem Inhalte desselben weiß ich nicht das Geringste.«

Die Königin-Mutter ergriff lebhaft das Schreiben, entsiegelte es, und da sie zu entfernt vom Lichte stand, um dasselbe lesen zu können, näherte sie sich dem Toilettentische, auf welchem die Kerze und die Lampe stunden.

»Und das endlich,« sagte der Graf, den dritten Brief Gaston reichend, »ist ein an Eure Hoheit von Eurer erhabenen und liebenswürdigen Schwester, Madame Christine, gerichtetes Billett.«

Jede der drei Personen beschäftigte sich nun mit dem Lesen der an sie gerichteten Schreiben, und der Graf von Moret benützte diese Zeit, um mit seinen Blicken nochmals das Gemach zu durchsuchen.

Umsonst! Es enthielt nur die zwei Fürstinnen, Gaston und ihn.

Maria von Medicis kam an das Bett ihrer Schwiegertochter zurück und sagte, sich an den Grafen wendend:

»Herr Graf, wenn man es mit einem Manne von Eurem Rang zu tun hat, der sich zweien unterdrückten Frauen und einem in Ungnade gefallenen Prinzen zur Verfügung stellt, so ist es am besten, keine Geheimnisse vor ihm zu, haben, vorausgesetzt, dass er sich mit seinem Ehrenworte verpflichtet, möge er nun Verbündeter werden oder neutral bleiben, keines der Geheimnisse zu verraten, die man ihm anvertraut.«

»Eure Majestät,« sagte der Graf von Moret, sich verneigend und die Hand aufs Herz legend, »«ein Ehrenwort darauf, dass ich, ob alliiert oder neutral, schweigen werde; wenn ich dieses Stillschweigen keiner Bedingung unterwerfe, so muss ich mir dagegen in,Bezug auf meine Ergebenheit eine solche gestatten.«

Die Königinnen tauschten einen Blick aus.

»Von was für einer Bedingung sprecht Ihr?«

Während Maria von Medicis die Frage mit Worten an den Grafen richtete, stellte Anna von Österreich an Gaston von Orleans dieselbe Frage mit ihrem Blick.

»Ich stelle zwei,« sagte der Graf von Moret mit sanfter, aber fester Stimme, »und um sie stellen zu können, muss ich Euch sehr zu meinem Bedauern in Erinnerung bringen, dass ich der Sohn Heinrichs IV. bin. Ich kann eben sowenig den Degen gegen die Protestanten oder den König, meinen Bruder, ziehen, als ich mich weigern darf, ihn gegen unsere Feinde zu ziehen, denen der König von Frankreich den Krieg erklärt, vorausgesetzt, dass er mich zu der Ehre beruft, in seinen Schlachten mitzukämpfen.«

»Weder die Protestanten, noch der König sind unsere Feinde, Prinz,« sagte die Königin-Mutter, dieses letzte Wort absichtlich betonend; »unser einziger tödtlicher Feind, der unseren Untergang geschworen hat, ist der Kardinal!«

»Ich liebe den Kardinal nicht im Geringsten; nur habe ich die Ehre, Eure Majestät darauf aufmerksam zu machen, dass es einigermaßen schwierig für einen Edelmann ist, de« Kampf mit einem Priester aufzunehmen. Im Übrigen glaube ich, dass, so schwer auch die Missgeschicke sein mögen, die Gott ihm sendet, sie noch immer eine zu leichte Strafe für die Aufführung bilden, die er Euer Majestät gegenüber an den Tag gelegt hat. Genügt der Ausspruch dieser meiner Überzeugung, um Euer Majestät Vertrauen zu mir einzuflößen?«'

»Ihr wisst bereits, mein Herr, was Don Gonzales von Cordova meiner Schwiegertochter schreibt; Gaston wird Euch sogleich sagen, was ihm seine Schwester Christine mitteilt. Sprich, Gaston

Der Herzog von Orleans reichte dem Grafen den offenen Brief, ihn auffordernd, denselben zu lesen.

Der Graf von Moret las ihn.

Die Prinzessin Christine bat Gaston, dem Könige doch auseinanderzusetzen, dass es besser für ihn sei, zu gestatten, dass Carl Emanuel, sein Schwager, sich Mantuas bemächtige, als den Herzog von Nevers diese Erbschaft antreten zu lassen, da dieser Letztere für den König von Frankreich ein Fremder, der Prinz von Savoyen aber der Schwager Ludwigs XIII. sei.

Mit einer achtungsvollen Verneigung gab der Graf von Moret den Brief dem Herzog von Orleans zurück.

»Was haltet Ihr davon, mein Bruder?« fragte Gaston.

»Ich bin ein schlechter Politiker,« sagte der Graf von Moret lächelnd, »aber ich glaube, dass der Grund dem Könige einleuchten müsste, wenn er ihn vom Standpunkte der Familie betrachten würde.«

»Und nun ist die Reihe an mir,« sagte Maria von Medicis, den Brief des Herzogs von Savoyen dem Grafen darreichend; »es ist nichts als billig, dass Ihr die Note kennt, deren Träger Ihr gewesen seid.«

Der Graf nahm das Papier und las folgende Zeilen:

»Man tue alles Mögliche, um einen Krieg mit Italien zu verhindern. Sollte aber trotz der Anstrengungen unserer Freunde der Krieg dennoch erklärt werden, so mögen diese versichert sein, dass unsere Pässe vortrefflich verteidigt werden,«

Das war Alles, was, wenigstens sichtbar, in dem Briefe stand.

Der junge Mann überreichte ihn, nachdem er ihn gelesen hatte, der Königin-Mutter mit einer stummen Verbeugung.

»Nun bleibt uns,« sagte diese, »noch die Pflicht, unserem ebenso jungen als geschickten Boten für seine Schlauheit und seine Ergebenheit zu danken und ihm zu versprechen, dass, falls unsere Pläne gelingen, sein Glück dem unsrigen aus dem Fuße folgen soll.«

»Tausend Dank für die guten Absichten, Euer Majestät, aber die Ergebenheit, welche sich mit der Hoffnung auf Belohnung trägt, ist keine Ergebenheit mehr, sie ist Berechnung oder Ehrgeiz. Mein Los genügt meinen bescheidenen Ansprüchen, und Alles, was ich ersehne, ist ein wenig persönlichen Ruhmes, um den meiner Geburt einigermaßen zu rechtfertigen.«

»Sei es!« sagte Maria von Medicis, während ihre Schwiegertochter dem Grafen von Moret die Hand zum Kusse reichte; »an uns, die wir Euch verpflichtet sind, und nicht an Euch wird es sein, sich mit diesen Details zu beschäftigen. Gaston, begleitet Euren Bruder; nur über Eure Treppe kann er Mitternachts unangehalten aus dem Louvre gelangen.«

Der Graf von Moret stieß unwillkürlich einen Seufzer aus und warf einen letzten Blick um sich; er hatte gehofft, dieselbe Fahrerin, die ihm auf dem Wege zur Königin vorangeschritten war, würde ihn wieder auf dem Rückwege begleiten, und er musste zu seinem großen Bedauern nun dieser Hoffnung entsagen.

Er verneigte sich vor den beiden Königinnen und folgte dem Herzog von Orleans.

Gaston führte ihn in sein Appartement und öffnete hier die Tür zu einer geheimen Treppe.

»Und nun, mein Bruder,« sagte er, sich von dem Grafen verabschiedend, »danke ich Euch nochmals und versichere Euch meiner aufrichtigen Erkenntlichkeit.«

»Habe ich irgend eine Parole zu sagen,« fragte der Graf, »irgend ein Erkennungszeichen mit Jemand zu tauschen?«

»Nein; Ihr klopft an die Loge des Schweizers und sagt die Worte: »Hofstaat des Herzogs von Orleans, Nachtdienst!« und man wird Euch passieren lassen.«

Der Graf befand sich nach wenigen Sekunden im Hofe, einen letzten Blick nach dem Flügel des Louvre zurückwerfend, den er soeben verlassen, und einen zärtlichen Seufzer an die geheimnisvolle Führerin richtend, die sich so schnell seines Herzens bemächtigt hatte, schritt er durch das Thor und befand sich bald danach an der Ecke der Rur des Poulies, wo der Page und das Pferd des Herzogs von Montmorency aus ihn warteten.

 

»Ich wette,« murmelte er, den Fuß in den Steigbüffel setzend, »dass sie noch nicht achtzehn Jahre alt und schön zum Bezaubern ist. Ventre-Saint-Gris, ich fange an, zu glauben, dass ich mich gegen den Kardinal verschwören werde, da mir das als einziges Mittel erscheint, sie wiederzusehen.«

Nachdem Gaston von Orleans,sich überzeugt hatte, dass dem Grafen Moret bei dem Verlassen des Louvre kein Unfall zugestoßen sei, kehrte er in seine Wohnung zurück, begab sich in sein Schlafgemach, und nachdem er die Vorhänge an den Fenstern untersucht und gefunden hatte, dass kein neugieriger Blick zu ihm dringen könne, zog er den Brief seiner Schwester Christine aus der Tasche und setzte ihn mit zitternder Hand der aus einer Kerzenflamme ausstrahlenden Wärme aus.

Sofort sah man zwischen den mit schwarzer Tinte geschriebenen Zeilen andere erscheinen, welche, mit sympathetischer Tinte geschrieben, unter dem Einfluss der Wärme immer deutlicher hervortraten und endlich die Schriftzüge in dunkelroter Farbe sehen ließen.

Die neu entstandenen Zeilen lauteten:

»Fahrt fort, Maria von Gonzaga augenfällig den Hof zu machen; versichert Euch aber zugleich der Königin. Sie muss der Krone für den Fall des Todes unseres Bruders Ludwig sicher zu sein glauben, denn sonst würde sie, Dank der Ratschläge der Frau von Fargis und der Vermittlung der Herzogin von Chevreuse. Mittel finden, Regentin zu sein, wenn es ihr versagt sein sollte, Königin zu werden.«

»O!« sagte Gaston, »sei ruhig, gute Schwester, ich werde wachen.«

Und den Schreibtisch öffnend, verwahrte er den Brief in einem Geheimfache desselben.

Ihrerseits hatte auch die Königin-Mutter sich, sobald Gaston das Schlafzimmer ihrer Schwiegertochter verlassen hatte, von dieser verabschiedet, war nach ihren Gemächern zurückgekehrt, hatte Nachttoilette gemacht und ihre Frauen entlassen.

Als sie allein war, zog sie an einem in den Falten der Draperie verborgenen Glockenzuge.

Einige Sekunden darauf war ein Mann von 45 bis 50 Jahren mit einem gelblichen mit groben Zügen versehenen Gesicht, schwarzem Kopf- und Barthaare in das Zimmer Marias getreten.

Dieser Mann war zugleich der Musiker, der Arzt und der Astrolog der Königin-Mutter. Leider muss man es sagen, dass er der Nachfolger Heinrichs IV. und Vittoria Orsini's, Concino Concini's und Bellegarde's, Bassompierre's und des Kardinals Richelieu war.Er hieß Vauthier, war ein Provenyale und hatte sich für das Wohl seines Körpers zum Arzt und für die Ausbildung seines Geistes zum Astrologen gemacht. War Richelieu gefallen, so stritten sich um seine Erbschaft Bérulle – ein Dummkopf, und Vauthier – ein Charlatan, und wer dessen Einfluss aus die Königin-Mutter kannte, der begriff das Gerücht, dass Vauthier ebenso viele Aussicht hatte, Minister zu werden, wie Bérulle.

»Schnell, schnell,« rief ihm Maria zu, »kommt herein und gebt mir, wenn Ihr sie bereits verfertigt habt, die Tinktur. mittelst deren man sympathetische Schriften lesbar machen kann.«

»Madame,« sagte Vauthier, eine Phiole aus der Tasche ziehend, »ein Wunsch Eurer Majestät ist für mich zu wichtig, als dass ich ihn jemals vergessen könnte; hier ist die Tinktur. Haben Eure Majestät endlich den Brief erhalten, den Ihr so lange schon erwartet?«

»Da ist er,« sagte die Königin-Mutter, den Brief aus ihrem Busen ziehend, »vier unbedeutende Zeilen vom Herzog von Savoyen, aber es ist einleuchtend, dass er mir nicht so vertraulich schreibt und den Bastard meines Gemahls zum Überbringer des Schreibens macht, um mir solche Lappalien zu sagen.«

Und sie reichte Vauthier den Brief, der ihn entfaltete und las.

»In der Tat,« sagte er, »es muss in dem Briefe noch etwas Anderes stehen.«

Er tauchte einen Pinsel in die von ihm bereitete Tinctur und bestrich damit die Oberfläche des Papiers.

Kaum war das Papier benetzt, als sich hin und wieder auf demselben einzelne Buchstaben zeigten, dann bildeten sich Linien und nach kaum fünf Minuten konnte man deutlich folgenden Ratschlag lesen:

»Heuchelt ein Zerwürfnis; mit Gaston; seine unsinnige Liebe für Marie von Gonzaga mag dazu die Veranlassung scheinen, und wenn der italienische Krieg trotz Eurer Opposition beschlossen ist, so fordert für ihn unter dem Vorwand, ihn von dem Gegenstande seiner törichten Leidenschaft zu entfernen, das Oberkommando der Armee. Der Kardinal, dessen höchster Ehrgeiz es ist der größte General seines Jahrhunderts zu sein, wird diese Schmach nicht ertragen und seine Entlassung geben. Es bleibt freilich zu besorgen, dass der König sie nicht annimmt.«

Maria von Medicis und ihr Vertrauter blickten einander an.

»Habt Ihr mir etwas Besseres vorzuschlagen?« fragte die Königin-Mutter.

»Nein, Madame,« erwiderte Vauthier; »im Übrigen habe ich stets gesehen, dass die Winke des Herzogs von Savoyen gut zu befolgen sind.«

»Befolgen wir sie also.« sagte Maria von Medicis mit einem Seufzer, »wir können überdies in keine schlechtere Lage geraten, als in der wir uns befinden. – Habt Ihr die Sterne befragt, Vauthier

»Diesen Abend noch verbrachte ich eine Stunde damit, die Konstellation vom Observatorium aus zu stellen.«

»Nun und was sagen die Sterne?«

»Sie versprechen Eurer Majestät einen vollkommenen Triumph über Eure Feinde.«

»So sei es!« sagte die Königin-Mutter, ihrem Astrologen eine etwas fleischige, aber immerhin schöne Hand zum Kusse reichend.

Eine ganz ähnliche Szene ging zu derselben Zeit im Schlafgemache Annas von Österreich vor sich; auch diese rief auf dem angeblich von Don Gonzales von Cordova herrührenden Brief eine Geheimschrift hervor; sie bediente sich jedoch eines anderen Mittels, des Kohlenstaubes nämlich der an den mit einer wasserhellen, klebrigen Flüssigkeit geschriebenen Worten haften blieb.

Dieser geheime Brief rührte von Philipp IV. selbst her.

Er lautete:

»Meine Schwester! Durch unseren guten Freund, dm Herrn von Fargis, kenne ich das Projekt, für den Fall des Todes Eures Gatten, Euch seinen Bruder und Nachfolger zum Gatten zu geben. Besser schiene es mir jedoch, wenn Ihr zur Zeit des Todes Ludwigs XIII. Euch in gesegneten Umständen, befändet. Die Königinnen von Frankreich haben vor ihren, Gatten einen großen Vorteil voraus; sie können dem Lande einen Dauphin geben, ohne dass ihr Gatte dabei ins Spiel kommt, was diesem nicht möglich ist. Überlegt diese unumstößliche Wahrheit und verbrennt meinen Brief.

»Philipp.«

Nachdem Anna von Österreich den Brief ihres Bruders nochmals gelesen hatte, wahrscheinlich um jedes in. demselben enthaltene Wort ihrem Gedächtnisse einzuprägen, näherte sie ihn der Kerzenflamme, welche ihn sogleich erfasste, und erst als das Feuer jedes einzelne der verhängnisvollen Worte verehrt halte, ließ sie ihn zu Boden fallen.

Sodann begab sie sich wieder zu Bett, ließ den Kopf auf die seidenen Kissen zurücksinken und flüsterte:

»O Buckingham, Buckingham

Und einige schwere Seufzer der Sehnsucht und des Bedauerns unterbrachen die Stille des Schlafgemachs der Königin von Frankreich.

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