Fair Play

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Tove Jansson

FAIR PLAY

Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer


INHALT

Umhängen

Videomanie

Über die Idee des Jägers

Katzenfisch

Einmal im Juni

Nebel

Killing George

Reisen mit der Konica

B-Western

In der großen Stadt Phoenix

Wladyslaw

Das Feuerwerk

Über Friedhöfe

Jonnas Schülerin

Viktoria

Sterne

Der Brief

UMHÄNGEN

Jonna hatte eine glückliche Eigenschaft, nämlich jeden Morgen wie zu einem neuen Leben aufzuwachen, zu einem Leben, das sich unverbraucht und vollkommen sauber vor ihr erstreckte bis zum Abend, nur selten überschattet von den Sorgen und Irrtümern des Vortages. Und eine weitere Eigenschaft, oder eher Fähigkeit, ständig gleich überraschend, war die Flut unerwarteter, völlig für sich stehender Ideen, die eine Zeit lang lebten und kraftvoll verwirklicht wurden, bis eine neue Idee sie beiseitefegte, die wiederum ihren unbestreitbaren Platz beanspruchte. Wie diese Sache mit dem Rahmenschreinern. Vor mehreren Monaten hatte Jonna Lust bekommen, einen Teil der Arbeiten von Kollegen zu rahmen, die bei Mari an den Wänden hingen. Die Rahmen wurden sehr schön, aber als sie fertig waren und aufgehängt werden sollten, war Jonna bereits von ganz anderen Ideen erfüllt, und die Bilder standen auf dem Fußboden in der Gegend herum. »Vorläufig«, sagte Jonna. »Und übrigens müsste alles, was du angesammelt hast, umgehängt werden, von Anfang an. So ist das hoffnungslos konventionell.«

Mari wartete ab und sagte nichts. Eigentlich fand sie es nett, vom Unfertigen umgeben zu sein, ungefähr so, als wäre man gerade erst eingezogen und bräuchte die Dinge nicht so ernst zu nehmen.

Und im Laufe der Jahre hatte sie gelernt, die Kreise nicht zu stören, die Jonna in einer geheimnisvollen Mischung aus Perfektionismus und Nonchalance gezogen hatte; es ist nicht jedem gegeben, solcherlei Dinge auf die richtige Art und Weise zu begreifen. Es gibt Leute, deren Vorhaben nicht gestört werden dürfen, egal, ob es um Großes geht oder um Kleines; eine Ermahnung kann bewirken, dass die Lust sofort in Unlust übergeht, und dann ist alles verdorben.

Dem eigenen Beruf nachgehen zu dürfen, durch geheiligte Abgeschiedenheit vor Störungen geschützt.

Mit allen möglichen Materialien spielen zu dürfen. Sie in einem Spiel zu formen, das auf einmal, scheinbar aus einer Laune heraus, unwiderstehlich erscheint und jegliche sonstige Aktivität ausschließt. In einem plötzlichen Bedürfnis nach Sachlichkeit Dinge zu reparieren, die im Haus oder bei diesen total unpraktischen Kollegen kaputt gegangen sind – sie brauchbar zu machen, sie zu verschönern oder ganz einfach, zur allgemeinen Erleichterung, selbstherrlich auszurangieren.

In manchen Phasen hartnäckig nur zu lesen, tagaus und tagein, in anderen nur Musik zu hören und sich ausschließlich dafür zu interessieren – um nur ein paar wenige von Jonnas Phasen zu erwähnen. Und jede einzelne dieser Phasen wurde durch ein paar Tage von äußerster Unruhe und Überdruss scharf abgegrenzt, unbestimmte Tage, die ihre neue Richtung suchten. Es war jedes Mal dasselbe und konnte nicht anders sein; während dieser leeren Tage war jegliche Einmischung durch Vorschläge oder Ratschläge vollkommen undenkbar.

Einmal bemerkte Mari unbedacht: »Du machst nur das, wozu du Lust hast.«

»Natürlich«, sagte Jonna, »klar mach ich das.« Leicht verblüfft lächelte sie Mari an.

Und jetzt kam der Tag im November, als alles in Maris Atelier aufgehängt, umgehängt und erneuert werden und eine ganz andere Bedeutung erhalten sollte – Grafik, Malerei, Fotos, Kinderzeichnungen und allerlei pietätvoll angepinnte charmante Kleinigkeiten, deren Erinnerungswert und Bedeutung im Laufe der Zeit abhanden gekommen war. Mari hatte Hammer, Nägel und X-Haken hervorgeholt, dazu Draht, Wasserwaage und eine Anzahl übriger Hilfsmittel. Jonna hatte nur das Metermaß dabei.

Sie sagte: »Wir fangen mit der Ehrenwand an. Die muss natürlich streng symmetrisch bleiben. Aber Großmutter und Großvater hängen zu weit auseinander, übrigens kann es durchs Ofenrohr auf Großvater reinregnen. Und die kleine lavierte Federzeichnung deiner Mutter geht dort unter, die muss weiter nach oben. Der Schnörkelspiegel ist idiotisch, der gehört nicht hierher, wir müssen es straff halten. Das Schwert geht noch, obwohl es ein wenig sentimental ist. Nimm das hier und miss nach, das ergibt sieben oder sechseinhalb. Reich mir den Pfriem.«

Mari gab ihr den Pfriem und sah, wie die Wand etwas Statisches wiedergewann, das nicht mehr traditionell, sondern fast herausfordernd war.

»Jetzt«, sagte Joanna, »jetzt entfernen wir diesen kleinen Firlefanz, der dir eigentlich nicht mehr wichtig ist. Befreien die Wände. Das hier muss eine Ausstellung ohne irgendwelchen Schnickschnack werden. Leg den Kram in einen deiner Muschelschreine oder schicke ihn an irgendein Kinderbuchinstitut.«

Mari überlegte rasch, ob sie gekränkt oder erleichtert sein sollte, legte sich noch nicht fest und schwieg.

Jonna ging weiter, entfernte und stellte wieder her, ihre Hammerschläge leiteten eine neue Epoche ein. Sie sagte: »Ich weiß, ablehnen ist nicht leicht. Du lehnst Worte ab, lange unmögliche Erzählungen, und wenn das erledigt ist, ist dir wohler. Genauso ist es, wenn man Bilder ablehnt, die Berechtigung eines Bildes, an einer Wand zu hängen. Das meiste ist schon viel zu lange da, man sieht es nicht mehr. Das Beste, was du hast, siehst du nicht mehr. Sie erschlagen sich gegenseitig, weil sie falsch gehängt sind. Schau mal, hier ist etwas von mir, und hier hängt deine Zeichnung, die stören einander. Wir brauchen Distanz, das ist notwendig. Und verschiedene Perioden müssen sich durch Abstand unterscheiden – das heißt, wenn man sie nicht ganz einfach vermischt, um damit zu schockieren! Man muss das eben spüren … Wenn die Besucher den Blick über eine Wand wandern lassen, die mit Bildern tapeziert ist, muss sich eine gewisse Überraschung einstellen, wir wollen es ihnen nicht zu leicht machen, lass sie verblüfft Luft holen und unwillkürlich ein zweites Mal hinschauen, lass sie umdenken, sogar wütend werden … Jetzt sorgen wir dafür, dass die Kollegen eine bessere Beleuchtung bekommen. Warum hast du ausgerechnet hier so große Abstände gemacht?«

»Ich weiß nicht«, sagte Mari, aber sie wusste es, plötzlich verstand sie es sehr gut; im tiefsten Innern konnte sie die Kollegen, die diese unstreitig sehr schönen Arbeiten gemacht hatten, überhaupt nicht leiden. Mari wurde aufmerksam. Während sie Jonna beim Aufhängen beobachtete, merkte sie, dass viele Sachen und auch ihr gemeinsames Leben jetzt eine richtige Beurteilung und einen endgültigen Platz erhielten, eine Zusammenfassung, ausgedrückt durch Abstand oder selbstverständliche Konzentration. Der Raum wurde total verändert. Nachdem Jonna mitsamt dem Metermaß nach Hause gegangen war, wunderte sich Mari den ganzen Abend darüber, wie erstaunlich leicht es ist, die einfachsten Dinge endlich zu verstehen.

VIDEOMANIE

Sie bewohnten zwei Wohnungen in einem großen Mietshaus in der Nähe des Hafens. Zwischen ihren Ateliers erstreckte sich der Dachboden, ein unpersönliches Niemandsland aus hohen Korridoren, gesäumt von verriegelten Brettertüren. Mari mochte die Wanderung über den Dachboden, denn die zog einen Gedankenstrich aus notwendiger Neutralität zwischen ihren jeweiligen Domänen. Unterwegs blieb sie manchmal stehen, um zuzuhören, wie es aufs Blechdach regnete, oder um der Stadt zuzuschauen, die ihre Lichter einschaltete, oder auch nur so, weil sie gerade Lust darauf hatte.

Sie fragten einander nie: Hast du heute arbeiten können? Vielleicht hatten sie das vor zwanzig, dreißig Jahren gefragt, hatten aber nach und nach gelernt, es bleiben zu lassen. Es gibt Leerräume, die respektiert werden müssen; die oft sehr langen Perioden, wenn man das Bild nicht sieht, die Worte nicht findet und in Ruhe gelassen werden muss.

Als Mari hereinkam, stand Jonna auf einer Leiter und nagelte im Flur Regale an die Wand. Wenn Jonna anfing, neue Regale anzubringen, näherte sie sich einer Arbeitsperiode, das wusste Mari. Natürlich würde der Flur viel zu klein und eng werden, doch das war ein unwesentlicher Gesichtspunkt. Letztes Mal waren Regale ins Schlafzimmer gekommen, und die Folge davon war eine Reihe sehr guter Holzstiche gewesen. Im Vorbeigehen schaute Mari ins Badezimmer, aber Jonna hatte kein Papier eingeweicht, noch nicht. Bevor Jonna mit ihrer Grafik in Ruhe gelassen werden musste, begann sie jedes Mal eine Reihe von früheren, vernachlässigten Arbeiten neu zu drucken; etwas rein Handwerkliches, das beiseitegelegt worden war, während neue Ideen verwirklicht werden konnten. Man weiß, die kreative Zeit der Gnade kann kurz sein. Plötzlich und ohne Vorwarnung verschwinden die Bilder oder sie werden von einer Störung verjagt, jemand oder etwas schneidet die hochempfindliche Lust, eine Beobachtung oder eine Einsicht einzufangen, unwiderruflich ab.

 

Mari kehrte in den Flur zurück und teilte mit, dass sie die Milch und Haushaltspapier besorgt habe und auch zwei Beefsteaks und eine Nagelbürste, und dass es regne.

»Gut«, sagte Jonna. Sie hatte nicht zugehört. »Kannst du das andere Ende mal kurz halten – danke. Das hier wird ein neues Regal für Videos. Nur für Videos. Hab ich schon gesagt, dass heute Abend Fassbinder kommt? Soll ich es bis an die Tür verlängern, was meinst du?« »Tu das. Wann kommt er?«

»Um einundzwanzig Uhr zwanzig.«

Gegen acht fiel ihnen Almas Einladung ein. Jonna rief Alma an. »Tut mir leid, so spät abzusagen«, sagte sie. »Aber versteh bitte, heute Abend kommt Fassbinder, zum letzten Mal. Was sagst du? Nein, das geht nicht, wir müssen hier sein, um die Werbung wegzuschalten. Natürlich ist das schade. Also, ich verabscheue diese Werbespots, die können den ganzen Film zerstören. Grüße die anderen, wir sehen uns dann irgendwann … Ja, das mach ich. Lass dir’s gut gehen. Tschüss.« »War sie sauer?«, fragte Mari.

»Es geht so. Diese Person hat offensichtlich keine Ahnung von Fassbinder.«

»Sollen wir das Telefon eingesteckt lassen?«

»Wie du willst. Es ruft sowieso kaum jemand an. Das haben sie inzwischen gelernt. Und wir brauchen ja nicht zu antworten.«

Die Frühlingsabende waren lang geworden, es war umständlich, das Zimmer abzudunkeln. Dann warteten sie auf Fassbinder, jede auf ihrem Stuhl, ihr Schweigen war eine Vorbereitung voller Respekt. So hatten sie darauf gewartet, Truffaut, Bergman, Visconti, Renoir, Wilder und all den anderen Ehrengästen begegnen zu dürfen, jeder Einzelne von Jonna ausgewählt und als Sieger gekrönt, das größte Geschenk, das sie ihrer Freundin machen konnte. Nach und nach waren diese Videoabende in Jonnas und Maris Leben sehr wichtig geworden. Wenn die Filme erloschen, sprachen sie ausführlich und ernsthaft darüber. Jonna legte die Kassette in eine Hülle, die im Voraus mit Text und Bild dekoriert worden war, Kopien aus der Filmbibliothek, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt hatte, und dann erhielt die Kassette ihren festen Platz in den Regalen, die für Videos reserviert waren; eine zusammenhängende schöne Fläche aus gedämpften Farben und Gold, eine kleine Fahne am Kassettenrücken zeigte das Land an, in dem der Film entstanden war. Es kam sehr selten vor, dass Jonna und Mari Zeit fanden, ihre Filme noch einmal anzuschauen; ununterbrochen kam ja eine Sturzflut von neuen, um die man sich kümmern musste. Alle Regale in der Wohnung waren seit Langem voll, die Regale im Flur waren tatsächlich notwendig.

Etwas, das Jonna ganz besonders am Herzen lag, waren die Stummfilme in Schwarzweiß, unter ihnen vor allem natürlich Chaplin. Geduldig brachte sie Mari bei, die Klassiker zu verstehen. Sie erzählte von der Studienzeit im Ausland, von den Filmclubs und davon, wie hingerissen sie gewesen war, weil sie diese Filme sehen durfte, manchmal mehrere am Tag.

»Ich war wie besessen, verstehst du. Ich war glücklich. Und wenn ich sie jetzt wieder sehe, diese Klassiker in all ihrer ausdrucksvollen Schwerfälligkeit, mit der unbeholfenen Technik, die damals zur Verfügung stand, dann ist es, als hätte ich meine Jugend wiederbekommen.«

»Aber die hast du doch nie verlassen«, bemerkte Mari unschuldig.

»Sei nicht unverschämt. Also, diese alten Filme sind echt, die Menschen, die sie erschaffen haben, haben alles investiert und ihren begrenzten Möglichkeiten getrotzt – es sind Filme voller Hoffnung, junge, mutige Filme.«

Jonna sammelte auch die von ihr sogenannten ehrlichen Filme, Robin-Hood-Filme, hemmungslose Seeräuberromantik und viele andere schlichte Märchen über Gerechtigkeit, Mut und Ritterlichkeit. Sie standen Wand an Wand mit den tagesaktuellen schillernden Genies, und sie verteidigten ihren Platz. Ihre Farbe war blau.

Jonna und Mari saßen auf ihren Stühlen in dem verdunkelten Zimmer und warteten auf Fassbinder.

»Weißt du, bevor ich einschlafe«, sagte Mari, »also, da denke ich mehr über einen Film nach, den du mir gezeigt hast, als über all das andere, was einen beunruhigt; ich meine, Sachen, die man tun müsste, und alle Dummheiten, die man gemacht hat … Es ist, als würden deine Filme einem die Verantwortung abnehmen. Natürlich erkennt man sich selbst wieder, aber man braucht nicht dafür geradezustehen.«

»Du schläfst meistens ziemlich schnell ein«, bemerkte Jonna. »Es schadet bestimmt nicht, wenn du ausnahmsweise ungefähr zwanzig Minuten lang kein schlechtes Gewissen hast. Oder zehn. Jetzt kannst du einschalten.«

Das kleine rote Lämpchen leuchtete auf. Fassbinder begegnete ihnen mit all seiner erlesenen, beherrschten Gewalt. Er hörte sehr spät auf. Jonna machte das Licht an, legte die Kassette in ihre Hülle und stellte sie in das Regal, das die Rubrik Fassbinder trug.

»Mari«, sagte sie, »bist du traurig, weil wir keine Leute treffen?«

»Nein, inzwischen nicht mehr.«

»Das ist gut. Und was wäre, wenn wir sie treffen würden – es wäre so wie immer, genau wie immer, es würde über Unwesentliches hin und her geredet werden. Keine Komposition, keine tragende Idee. Kein Thema. Hab ich nicht recht? Man weiß ungefähr, was alle sagen werden, man kann sich gegenseitig auswendig. Aber jetzt, durch den Film, wird jede Bemerkung bedeutungsvoll, nichts ist beliebig. Alles ist überlegt und gestaltet.«

»Aber trotzdem«, sagte Mari, »manchmal hat doch einer von uns etwas Unerwartetes bemerkt, etwas, das überhaupt nicht reinpasste und wo ganz anders hinführte und aufhorchen ließ. Du weißt schon, das Irrationale.«

»Ja, ich weiß. Aber glaub nur nicht, dass das Irrationale einem großen Regisseur fremd ist. Du sprichst von ›etwas, das nicht reinpasst‹, und genau das benutzt er, zielbewusst, das ist ein notwendiger Teil des Ganzen, verstehst du? Eine scheinbare Willkürlichkeit, hinter der eine Idee steckt. Er weiß genau, was er tut.«

»Aber er hat Zeit dafür gehabt«, wandte Mari ein. »Wir haben nicht immer Zeit zum Überlegen, wir leben einfach drauflos! Klar kann er das, was du unsere Willkürlichkeit nennst, beschreiben, aber die ist dennoch nur eine Konserve! Und wir sind mittendrin. Ich hab vielleicht noch nicht zu Ende gedacht … Jonna, deine Filme sind fantastisch, sie sind perfekt. Aber wenn man sich so total auf sie einlässt, wie wir es tun, kann das nicht ein bisschen gefährlich werden?« »Gefährlich, wie meinst du das?«

»Muss das nicht etwas anderes verringern?«

»Nein. Die besten Filme verringern nichts, sie schränken nicht ein, im Gegenteil – sie eröffnen neue Möglichkeiten, neue Einsichten. Sie straffen unsere halb schusslige Art, aus alter Gewohnheit zu leben, einfach draufloszureden und Zeit, Kraft und Lust zu vergeuden. Glaub mir, der Film lehrt uns unerhört vieles. Und er vermittelt ein wahres Bild davon, wie es ist.«

Mari lachte kurz auf: »Vielleicht von unserem halb schussligen Leben? Wir könnten lernen, etwas intelligenter und dekorativer zu schusseln, oder?«

»Sei nicht albern. Du weißt genau …«

Mari unterbrach sie: »Und wenn der Film eine Art erzieherischer Gott ist? Wäre es dann nicht gefährlich, wenn man versucht, nach dem Vorbild seiner Götter zu leben und dabei die ganze Zeit das Gefühl hat, dass man zu kurz kommt? Dass alles, was man macht, irgendwie falsch komponiert ist …«

Das Telefon läutete und Jonna ging hin und nahm ab. Sie hörte lange zu, dann sagte sie: »Warte einen Moment, ich gebe dir seine Nummer. Beruhige dich, bin gleich wieder da.« Mari hörte sie das Gespräch recht schnell beenden: »Ruf wieder an, falls was sein sollte. Tschüss.«

»Was ist denn passiert?«, fragte Mari.

»Das war wieder Alma. Die Katze ist aus dem Fenster gesprungen. Sie hat versucht, eine Taube zu fangen.«

»Oje! Wirklich? Ihr Mosse! Ich hab’s nicht richtig verstanden, du warst irgendwie so kurz angebunden …«

»Ich hab ihr die Nummer des Tierarztes gegeben«, sagte Jonna. »Bei Unfällen muss man kurz und sachlich sein. Du hast gerade darüber gesprochen, etwas sei falsch komponiert?«

»Nicht jetzt!«, rief Mari ungeduldig aus. »Ihr Mosse … Jonna, ich glaube, ich geh ins Bett.«

»Nein«, sagte Jonna. »Wir müssen warten. Ist ja möglich, dass sie wieder anruft und Trost braucht. Dann musst du ans Telefon, du kannst ruhig ziemlich lange mit ihr reden. Wir teilen uns das gerecht, das weißt du.« Sie hängte das Silbertuch über den Bildschirm, um ihn vor Staub und Morgensonne zu schützen, und steckte sich die letzte Zigarette des Tages an.

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