Pubertät - Das Überlebensbuch für Eltern

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Pubertät - Das Überlebensbuch für Eltern
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Pubertät

Das Überlebensbuch für Eltern

Alles über den richtigen Umgang mit pubertierenden Jungen und Mädchen

Reinhard Binder

Vielen Dank für den Kauf dieses Buches!

Ich freue mich Ihnen das Thema „Pubertät“ näher vorstellen zu dürfen und wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Außerdem möchte ich mich für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen recht herzlich bedanken!

Ich möchte Sie bitten sich kurz einen Moment Zeit zu nehmen um eine Bewertung zu diesem Buch zu verfassen, nachdem Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben. Ich wäre sehr dankbar dafür und es würde enorm helfen! Viel Vergnügen und gemütliche Stunden beim Lesen!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Typische Konflikte und adäquate Lösungen

Einleitung

Hilfe! Ich werde alt!

Plötzlich auf Augenhöhe

Stimmungsschwankungen sind ganz normal

Die Clique – die Anderen

Wenn Vereinbarungen nichts mehr wert sind

Sexualität und die erste große Liebe – Ach Du Sch…

Eigenverantwortung unterstützen

Umgang mit modernen Medien

12 Verhaltenstipps für Eltern

Einleitung

1. Zärtlichkeit – auch für Teens

2. Lob und Tadel

3. Regeln und Chaos

4. Richtig streiten

5. Nicht so viele Verbote

6. Nicht alles persönlich nehmen

7. Wer schreit, hat Unrecht

8. Nicht allzu sehr reizen lassen

9. Stur bleiben

10. Sich Zeit für sich selbst nehmen

11. Sich nicht zu große Sorgen machen

12. Atmen Sie durch

Zu guter Letzt

Vorwort

Freunde aus Ihrem Bekanntenkreis mit Sprösslingen, die älter sind als die Ihren, oder die eigenen Eltern, haben Sie vielleicht schon eindringlich davor gewarnt: es wird diese ganz spezielle Zeit kommen, in der aus Ihrem niedlichen Kind eine etwas komische, mitunter auch recht seltsame, vor allem aber fast immer schwierige Kreatur wird. Halb Kind, halb erwachsen. Eine Chimäre, ein Mischwesen mit fast mythischen Anwandlungen wird sich in Ihrem Haus entfalten und Ihnen langsam die Luft zum Atmen nehmen. Es wird Ihre Nerven zerfressen und es wird sie herausfordern. Es wird mal still und melancholisch, mal laut und muffelig Ihre Wege kreuzen. Es wird Anforderungen an Sie stellen, von denen Sie vorher gar nicht wussten, dass es diese gibt. Es wird Sie aber ebenso überraschen, denn auch sein Intellekt wird sich schärfen und Ihre Meinungen und Entscheidungen kritischer hinterfragen. Es wird schnell lernen, erwachsen zu werden und erwachsene Entscheidungen zu treffen und von Ihnen erwarten, wie ein Erwachsener behandelt zu werden.

Diese Veränderung Ihres Nachwuchses nennt man Pubertät. Es ist das Normalste der Welt, jedes Säugetier macht diese Phase durch. Jeder tollpatschige Welpe wird zum gerissenen Wolfshund. Jedes kleine Kätzchen wird zu einem durchtriebenen Raubtier. Und jeder Junge und jedes Mädchen wird zu einem Mann respektive zu einer Frau.

Alles ganz normal – also keine Sorge. Ihr Nachwuchs mag Ihnen in dieser Phase manchmal vielleicht vorkommen, als habe er den Verstand verloren. Aber das ist nur vorübergehend, denn auch das Kind, welches zum Erwachsenen wird, macht viel mit. Meistens sogar noch viel mehr als Sie selbst. Das pubertierende Kind „leidet“ nämlich ebenfalls unter dieser Veränderung; natürlich. Es wird hormonell geradezu überschwemmt, etwas, dass sein Körper vorher nicht kannte. Und auch die körperlichen Reaktionen auf diese Hormonflut sind schwer zu verkraften, wenn man keine Ahnung hat, was eigentlich gerade mit einem passiert.

Für alle Beteiligten ist diese Phase im Leben nicht unbedingt die einfachste. Weder für Sie, die Eltern dieser rasenden Chimäre, noch für dieses Mischwesen selber, da es sich selber hilflos dagegen ausgeliefert sieht, sich verändern zu müssen; ob es das nun gerade will oder nicht. Es verändert sich nun eben, so ist das halt. Und keiner kann etwas dagegen tun. Da müssen jetzt halt alle durch, ob es gefällt oder nicht. Es grenzt manchmal vielleicht an inquisitorische Folter, unter der beide Parteien zu leiden haben, aber nur, weil etwas manchmal „eben kein Ponyhof ist“, heißt das nicht, dass man es einfach abstellen kann. Deshalb: am besten geht man durch diese schwierige, entscheidende Phase zusammen, gemeinsam. Hand in Hand, die Eltern und der pubertierende Nachwuchs.

Das alles haben Ihnen vielleicht schon andere erzählt. Es wird diese schwierige Phase kommen, in der Sie sich das eine oder andere Mal vielleicht sogar wünschen, niemals Nachwuchs gezeugt zu haben. Und ich verspreche Ihnen: Sie werden sicherlich an diesen Punkt kommen. Aber keine Sorge. Wie gesagt: alles ganz normal. Kein Grund panisch zu werden. Ganz im Gegenteil. Wenn es schwierig wird, muss man sich zurücklehnen, tief ein- und ausatmen und sich einen Überblick verschaffen.

Genau deshalb halten Sie nämlich nun dieses Büchlein in Ihren Händen. Sie haben einen klugen Schritt getan und wünschen sich, Ihr Kind, welches sich in der Pubertät verändert, besser zu verstehen. Sie wollen es Ihrem Kind auch sicherlich etwas einfacher machen, wenn es durch diese schwierige Phase im Leben geht. Denn wenn Sie besser verstehen, was in der Pubertät vor sich geht, können Sie auch besser auf diese Veränderung reagieren. Und Sie können dieses Verständnis an Ihr Kind weitergeben.

Das hilft beiden Parteien ungemein. Denn das Wissen um das, was gerade vor sich geht, beruhigt die Gemüter, es sorgt dafür, dass man sich zurücklehnen und durchatmen kann, anstatt panisch zu reagieren. Wenn man weiß, wo die Lösung zu finden ist, sucht man nicht hektisch, sondern methodologisch nach ihr. Und nur das macht das Leben etwas einfacher. Für Sie UND für Ihren pubertierenden Nachwuchs.

Ich möchte Ihnen mit diesem Büchlein aber nicht nur dabei helfen, durch die schwierigen Phasen der Pubertät Ihres Kindes zu segeln, nach dem Motto: Augen zu und durch. Vielmehr möchte ich Ihnen mit meinem Rat dabei behilflich sein, diese Phase mit Ihrem Nachwuchs sogar zu genießen, sie als Chance zu sehen, Teil davon zu sein, wenn Ihr Kind vom niedlichen Kindlein zu einem ernsthaften Erwachsenen wird. Denn eins ist sicher: Sie bekommen keine zweite Chance, es besser zu machen. Diese Phase macht ein Heranwachsender/eine Heranwachsende nämlich nur einmal durch. Und auch wenn es hier und da sicherlich schwer wird, so wollen Sie doch bestimmt diese Phase auch nicht verpassen.

Darum geht es in diesem Buch: zu verstehen, was im Körper und im Geist eines pubertierenden Mädchens oder Jungen vor sich geht, und darum, mit diesen krassen Veränderungen richtig umzugehen. Denn in dieser Phase verändert sich nicht nur Ihr Kind, sondern es wird sich auch Ihr Leben dramatisch verändern. Denn aus Ihrem Nachwuchs wird nun ein erwachsener Mensch – mit all seinen Bedürfnissen, Gefühlen, Wünschen, Sorgen und Talenten. Wenn die herausfordernde Phase der Pubertät vorbei ist, dann haben Sie letztendlich einen vollständigen Menschen erschaffen.

Das sollten Sie nicht verpassen. Das wollen Sie auch nicht verpassen. Denn dass Sie sich dieses Büchlein besorgt haben, zeigt, dass Sie Ihr Kind richtig verstehen wollen und Teil seines Lebens sein wollen – und nicht nur Aufpasser und Ernährer sind.

Ich beglückwünsche Sie jetzt schon einmal zu dieser wichtigen Entscheidung. Sie erwarten Konflikte mit Ihrem Sprössling und wollen sich darauf vorbereiten. Sie wollen besser verstehen, wie diese Konflikte motiviert sind und vor allem, wie Sie Lösungen dafür finden. Und genau das wollen wir uns im Folgenden mal genauer anschauen.

Typische Konflikte und adäquate Lösungen

Einleitung

Aus Ihrem Kind wird in der Pubertät ein Erwachsener, körperlich und geistig. Körperlich, weil es jetzt in einem rasanten Tempo mit Hormonen, genauer gesagt Sexualhormonen überschüttet wird. Die kannte der Körper Ihres Kindes vorher noch nicht und dementsprechend heftig reagiert es darauf. Denn Sexualhormone haben so manche beeindruckende Effekte auf den Körper und den Geist. Oder etwas salopp ausgedrückt: sie sorgen für heftige Reaktionen, physisch und psychisch.

 

Die sekundären und die primären Sexualmerkmale fangen ab diesem Zeitpunkt an, sich herauszubilden. Schamhaare bei beiden Geschlechtern. Bei den Jungs verändert sich die Stimme, sie wird tiefer und markanter. Auch die Stimme der Mädchen verändert sich, sie wird voller und melodischer. Außerdem fangen bei den Mädchen an, die Brüste zu wachsen und die Vulva definiert sich. Bei den Jungs wachsen der Penis und die Hoden. Zudem kommt noch, mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt, die Körperbehaarung.

Wir wollen uns nicht allzu sehr damit aufhalten, denn so ziemlich jedem ist bekannt, was körperlich während der Pubertät passiert. Das haben wir alle schon mal im Biologieunterricht durchgenommen – und seither irgendwie nie mehr vergessen. Wir wollen uns stattdessen mehr auf die Psyche beider Parteien – Eltern wie Kinder – konzentrieren. Denn hier verändert sich parallel mindestens genauso viel.

Mit dem Einsetzen der körperlichen Veränderungen durch die „starken“ Sexualhormone wird Ihr Kind gleichzeitig auch zu einem sexuellen Wesen. War es vorher noch ein diesbezüglich unschuldiges Kind, das sich seiner Sexualität überhaupt nicht bewusst war, erwacht es nun, fast über Nacht, aus diesem Dornröschenschlaf.

Das alleine ist schon schwer zu verkraften – für die Eltern, aber noch mehr für Ihre Tochter respektive Ihren Sohn. Alles fühlt sich plötzlich ganz anders an, die ganze Welt wird anders wahrgenommen. Außerdem kommt noch hinzu, dass das Kind in der Pubertät anfängt, sich nach und nach in der Erwachsenenwelt zu sozialisieren und zu etablieren. Es spürt sowohl den eigenen Drang als auch die Erwartungshaltung der Erwachsenen, jetzt auch erwachsen zu werden. Das bedeutet einen ungemeinen Druck, der jetzt auf Ihrem Nachwuchs lastet.

Diesen Druck des Erwachsenwerdens spüren auch die Eltern. Sie wissen und merken es auch intuitiv, in welch schwieriger Phase Ihre Tochter/Ihr Sohn jetzt angekommen ist. Die aufkommende Sexualität gepaart mit dem Druck der Gesellschaft, ihren Konventionen und Normen, ihrer komplexen Struktur und ihren Erwartungen – da gibt es eine ganze Menge zu verarbeiten, zu lernen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Und das in einem denkbar kurzen Zeitraum, nämlich in den paar Jährchen, die die Pubertät dauert.

Kommen wir nun zu den typischen Konflikten, denen Sie sich als Eltern ausgeliefert sehen und die Sie gemeinsam mit Ihrem Nachwuchs meistern müssen. Lesen Sie sich alle Punkte nach und nach in Ruhe durch. Sie formen ein Gesamtbild, welches Sie besser verstehen lässt, wie Sie auch die adäquaten Lösungen dazu finden.

Hilfe! Ich werde alt!

Menschen werden älter und grundsätzlich ist das ja auch jedem bewusst. Klar werden wir älter. Überraschung! Falten, graue Haare, schlaffe Haut – der Alterungsprozess ist spätestens ab dem 40. Lebensjahr nicht mehr zu leugnen. Da mag man sich zwar noch so fühlen wie mit 25, aber der Blick in den Spiegel erzählt eine andere Geschichte und er folgt einer anderen Logik als dem Wunsch, dass wir nur so alt sind, wie wir uns fühlen.

Es hat auch etwas Gutes, älter zu werden, denn man wird auch ein Stück weit weiser, blickt etwas gelassener in die Zukunft. Außerdem hat man schon etwas erreicht im Leben, zumindest hoffentlich. Und trotzdem: keiner wird wirklich gerne älter. Das ist einfach für die meisten eine bittere Pille, die sie schlucken, aber dabei doch auch etwas würgen müssen. Man muss das Beste daraus machen, sonst geht man daran kaputt. Aber schön geht trotzdem anders.

Wenn der eigene Nachwuchs in die Pubertät kommt, dann wird einem folgendes schlagartig bewusst: Ich bin alt geworden. Zwar nicht steinalt, aber ein großer Lebensabschnitt geht jetzt jedenfalls zu Ende. War die erste große Veränderung die Geburt des Kindes, so hat man die letzten 12 bis 15 Jahre noch damit verbracht, dieses Kind großzuziehen. Das schutzbedürftige, oft hilfesuchende Wesen hatte in dieser Zeit mehr oder weniger nur eine Bezugsperson: Mich (und meinen Partner). Denn als Eltern ist man für ein Kind der Mittelpunkt des Universums, das Zentrum, um das sich alles Leben dreht. Ein Kind ist quasi nur fixiert auf seine Eltern. Daneben gibt es erst einmal lange gar nichts.

Und dann plötzlich (Trommelwirbel): die Pubertät. Ein paar Hormone überschwemmen in ein paar Monaten den Körper dieses Kindes und schwuppdiwupp wird daraus ein kleiner Erwachsener. Plötzlich dreht sich sein Universum nicht mehr nur um die Eltern, sondern der pubertierende Nachwuchs fängt an, sich abzunabeln. Er sucht nach anderen Idolen, hat nun viel mehr Kontakt mit Gleichaltrigen; und dieser Kontakt hat auch nichts mehr mit dem Zusammen-Spielen mit den Freunden aus der Kindheit zu tun. Nein, der Nachwuchs in der Pubertät wird nun Teil der Gesellschaft der Erwachsenen – und benimmt sich mit seinen neuen Freunden auch so. Emotionale, intellektuelle und gesellschaftliche Probleme werden viel mehr mit der Clique besprochen und auch gelöst, während die Eltern, die einst im Mittelpunkt standen, nun zur Randnotiz im Leben des Heranwachsenden werden.

Das alleine ist schon schwer zu schlucken. Manche Eltern zerbrechen regelrecht daran, vor allem, wenn sie die letzten 15 Jahre ihren Nachwuchs zum Mittelpunkt des eigenen Seins gemacht haben. Und das passiert sogar recht häufig. 15 Jahre lang war der Sprössling das Zentrum des elterlichen Universums und das ist eine lange Zeit. Ein ganzer Lebensabschnitt, ein schöner, dynamischer Lebensabschnitt noch dazu. Man war relativ jung, als das Kind geboren wurde, und als gute Eltern hat man ihm oder ihr die besten Jahre seines Lebens geschenkt. Natürlich hat man es gerne gemacht, zumindest wenn man gerade dieses Buch hier liest, denn das zeigt, dass man sich um seinen Nachwuchs sorgt und sich so gut wie möglich darum kümmern möchte.

Aber wie gesagt: dieser für die Eltern so schöne, auch anstrengende, sicher wichtige Lebensabschnitt ist nun vorbei. Diese Erkenntnis trifft viele Eltern wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn das einstige Kind, welches nun ein pubertierender Heranwachsender geworden ist, sich abnabelt und geistig wie körperlich langsam flügge wird, dann ist es nämlich soweit: für die Eltern beginnt nun auch ein neuer Lebensabschnitt.

Wohin dann mit sich? Was tun? Wie soll man diese Leere, die mit einem Mal entstanden ist, ausfüllen? Plötzlich hat man nämlich wieder mehr Zeit für sich, denn die paar Monate, die es braucht, um aus einem Kind einen pubertierenden Nachwuchs zu machen, mögen sich für das Kind zwar wie eine Ewigkeit anfühlen; für die erwachsenen Eltern jedoch ist dieser Zeitraum nur ein kurzes Stück des routinierten Lebens.

Diese Periode der drastischen Veränderung fliegt regelrecht an einem vorbei. Es bleibt einem kaum Zeit, um sich darauf einzustellen, dass ziemlich bald alles anders sein wird als zuvor. Viele kriegen diesen Übergang gar nicht richtig bewusst mit, was auch verständlich ist. Man lebt ja eigentlich sein normales Leben, bestimmt von Routinen und Alltag, weiter. Und wie jeder weiß, verstreicht der Alltag wie im Flug.

Doch dann plötzlich: Zack! Das Kind ist in der Pubertät, man selber hat auf einen Schlag mehr Freiheit und mehr Zeit für sich. Zeit, in der man sich dann unausweichlich fragen muss, was man nun mit dieser neu gewonnenen Freiheit eigentlich anfangen will?

 Wo stehe ich selbst im Leben?

 Was ist der Sinn meines Lebens, nun, da mein Nachwuchs mich kaum noch – oder zumindest immer weniger – braucht?

 Bin ich glücklich mit mir?

 Bin ich glücklich mit meinem Partner?

 Habe ich mich darauf vorbereitet, dass auch für mich ein neuer Lebensabschnitt anfängt?

 Was will ich in diesem neuen Lebensabschnitt eigentlich machen?

Und das sind nur einige der existentiellen Fragen, die einem plötzlich kommen. Und selbst wenn diese Fragen noch nicht konkret sind, merkt man doch, dass nun eine Zeit großer Veränderungen anbricht. Und zwar nicht nur für den Nachwuchs, weil er jetzt mit Siebenmeilenstiefeln erwachsen wird, sondern auch für einen selbst.

Das ist für viele Eltern ein krasses Erlebnis, für manche sogar ein regelrechter Schock. Plötzlich steht man selber wieder mehr im Mittelpunkt seines eigenen Daseins. Der Nachwuchs ist nicht mehr das Zentrum des eigenen Lebens, sondern lässt einem wieder Platz und Zeit, sich wieder mehr mit sich selbst und seinen Wünschen und Vorstellungen zu beschäftigen. Wenn man darauf nicht vorbereitet ist, kann das mitunter fatale Folgen haben.

Viele Paare finden nämlich keine gemeinsamen Lösungen, was dann nicht selten zur Scheidung führt. Dabei braucht das Kind die Eltern in der Pubertät immer noch, nur eben immer weniger zum Schutz, sondern mehr als Ankerpunkt, als sicheren Hafen, in der schweren See, die die Pubertät nun einmal ist. Manche Elternteile geraten auch an den Rand einer Depression, denn, wie gesagt: plötzlich ist da so viel Leere entstanden, und das Kind, um das sich vorher alles drehte, braucht und will diese Aufmerksamkeit nun nicht mehr. Man fängt an sich nutzlos zu fühlen, man hat das Gefühl, dass einem der Sinn des Lebens wie Sand zwischen den Fingern entgleitet. Und das ist alles sogar sehr verständlich.

Das Einzige, was Sie dagegen tun können, ist, sich auf diesen Zeitpunkt ein bisschen besser vorzubereiten. Sich vorher schon bewusst zu machen, dass diese Veränderung unausweichlich kommen wird. Mit seinem Partner dieses „Problem“ bereits im Vorfeld zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Es nicht auf die lange Bank zu schieben, sich mit diesem Umstand zu beschäftigen. Und wenn dieser Zeitpunkt dann gekommen ist, es zuzulassen, dass sich nun einmal eben (fast) alles verändert; und dabei so gelassen wie möglich zu bleiben. Denn hey! Man ist doch schließlich noch nicht zu alt, um selber einen neuen Lebensabschnitt einzuläuten und diesen dann auch – Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise – verdammt nochmal auch in Würde und mit Humor zu genießen.

Plötzlich auf Augenhöhe

Die eigenen Kinder bleiben für Eltern immer die eigenen Kinder, egal wie alt diese sind. Ob drei oder 30 Jahre alt – wenn Mutter sagt: „zieh Dir eine Mütze auf“, dann kann man nicht viel dagegen machen. Da sprich die Autorität. Man setzt sie sich auf, auch wenn man sie wieder abnimmt, sobald man außer Sichtweite ist.

Trotzdem verändert sich während der Pubertät die Sichtweise des Nachwuchses auf seine Eltern dramatisch. Denn früher als Kind waren die Eltern noch übermenschlich groß für einen. Nichts stand neben ihnen, nur unter ihnen war Platz. Die Eltern hatten immer Recht und wurden auch nicht großartig in Frage gestellt. Schließlich kannte man nur sie aus der Erwachsenenwelt; und vielleicht noch die Lehrer. Aber auch die waren ja irgendwie keine „normalen“ Erwachsenen, sondern, naja, eben Lehrer. Alle anderen Erwachsenen wurden dagegen nur als Randfiguren wahrgenommen und gehörten so gut wie nicht in die eigene Erlebniswelt. Das Universum drehte sich um die Eltern, um ihre Liebe, Erziehung und Vorstellungen. Und auch wenn man als Kind schon mal den einen oder anderen Konflikt mit den Eltern hatte – man liebte sie doch bedingungslos und konnte sich auch gar nicht vorstellen, dass sie keine Götter waren, die hoch über allem schwebten.

Und dann kommt die Pubertät. Der Nachwuchs wird erwachsen. Aus den eigenen Kindern werden langsam „richtige“ Menschen. Und diese neuen Erwachsenen mögen für die Eltern immer noch die kleinen Kinder sein, die sie vorher waren, zumindest in einer Art und Weise; für die Kinder ändert sich die Sicht auf die Eltern allerdings. Waren sie gerade noch die übermenschlich großen Erzieher und Ernährer, die man bedingungslos liebte und selten in Frage stellte, merkt der Nachwuchs in der Pubertät, dass die eigenen Eltern auch nur Menschen sind.

In der Pubertät haben „Kinder“ plötzlich viel mehr mit anderen Erwachsenen zu tun. Sie werden auch viel aufmerksamer, was ihre Umwelt angeht. Sie vergleichen die Erwachsenen miteinander, denn schließlich meinen sie ja, nun selber schon erwachsen zu sein. Worüber sich bestimmt streiten ließe. Allerdings: so ganz Unrecht haben sie damit ja auch nicht. Sie WERDEN in der Pubertät ja schließlich zu Erwachsenen, das ist ja der Sinn der Pubertät.

Sie fangen an, sich für „Erwachsenenkram“ zu interessieren, schauen sich Filme für Erwachsene an und lassen den „Kinderkram“ langsam hinter sich, der bis vor kurzem noch ihr ganzes Leben war. Damit einhergehend ändert sich eben auch die Sicht auf die Eltern. Vorher noch übergroße Hauptbezugspersonen, plötzlich ganz normale Menschen – mit einem ganzen Haufen Schwächen, Unsicherheiten, Problemen und Fehlern. Diese haben die Kinder vor der Pubertät gar nicht wahrgenommen. Die Eltern sind die Eltern und man konnte sich gar nicht vorstellen, dass diese auch Schwächen und Fehler haben, vielleicht unsicher sind mit sich und ihrem Leben und nicht alles wissen und können.

 
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