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Die Blinde

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Siebentes Kapitel.
Auf dem Wege zum Ende.
Zweites Stadium

So früh ich auch ausgestanden war, war mir Oscar doch noch zuvorgekommen. Er war ausgegangen und hatte Herrn Gootheridge in seinem Morgenschlaf gestört, um sieh den Schlüssel von Browndown von ihm zu erbitten.«

Bei seiner Rückkehr in’s Pfarrhaus sagte er nur, daß er nach dem leeren Hause gegangen sei, um nach verschiedenen feiner dort noch befindlichen Sachen zu sehen. Sein Aussehen und sein Wesen bei dieser Erklärung mißfielen mir mehr, als je. Ich sagte nichts und knöpfte ihm seinen leichten Reiserock, der über der Brust schief zugeknöpft war, wieder zurecht. Bei dieser Gelegenheit berührte meine Hand seine Brusttasche. Er fuhr plötzlich zusammen als ob er etwas in der Tasche habe, wovon er nicht wünschte, daß ich es merke. War es etwas, das er von Browndown mitgebracht hatte.

Wir reisten nachdem sich uns der »Ehrwürdige« Finch, der darauf bestand, Oscar zu begleiten angeschlossen hatte, mit dem ersten Schnellzuge direkt nach London. Ein Blick auf den Fahrplan bei unserer Ankunft zeigte mir, daß ich bis zur Wiederabfahrt des Zuges nach Sydenham Zeit genug haben werde, Grosse einen kurzen Besuch zu machen. Da ich Oscar von den schlimmen Nachrichten über Lucilla’s Augen nichts sagen wollte, bis ich Grosse gesprochen haben würde, fuhr ich unter einem möglichst plausiblen Vorwand davon und ließ die beiden Herren im Wartezimmer des Bahnhofsgebäudes.

Ich fand Grosse auf seinem Lehnstuhl, seinen gichtischen Fuß in kalte Kohlblätter gewickelt. Seine Schmerzen und seine Sorge um Lucilla machten seine Augen nur noch wilder und seine eigenthümliche Redeweise nur noch komischer als gewöhnlich. Als ich mich an seiner Schwelle blicken ließ und ihm guten Morgen sagte, ballte er in seiner wahnsinnigen Ungeduld die Faust gegen mich.

»Zum Teufel noch Mal, guten Morgen,« brüllte er mir entgegen. »Wo, wo, wo ist die kleine Finch?«

Ich theilte ihm mit, wo wir glaubten daß Lucilla sich aufhalte. Jetzt drehte er den Kopf nach einer auf dem Kaminsims stehenden Flasche um, und ballte die Faust gegen diese.

»Nehmen Sie die Flasche da vom Kamin und das daneben stehende Augenbad. Halten Sie sich mit Ihrem müßigen Geschwätz hier nicht auf. Gehen Sie, retten Sie ihre Augen. Sehen Sie her, was Sie zu thun haben. Sie legen ihr den Kopf hintenüber, so!« Er machte mir die Stellung mit seinem eigenen Kopf so deutlich vor, daß sein gichtischer Fuß aus seiner Ruhe gebracht wurde und er vor Schmerz aufschrie. Aber er ließ sich dadurch nicht irre machen. Durch seine Brillengläser hindurch glotzte er mich furchtbar an, knirschte wüthend mit dem Schnurrbart zwischen seinen Zähnen: »Legen Sie ihr den Kopf hintenüber. Füllen Sie das Augenbad;gießen Sie dasselbe ganz über ihre Augen aus. Ertränken Sie sie förmlich in meinem Wasser. Ertränken Sie sie, sag’ ich, und wenn sie kreischt, kehren Sie sich nicht daran. Dann bringen Sie sie zu mir. Und wenn Sie ihr Hände und Füße binden müßten bringen Sie sie zu mir. Nun was stehen Sie noch da? Gehen Sie, fort mit Ihnen!«

»Ich möchte Sie gern noch etwas in Betreff Oscar’s fragen,« sagte ich.

Er ergriff das Kissen das er unter dem Kopfe hatte, offenbar in der Absicht, damit nach mir zu werfen und mein Fortgehen dadurch zu beschleunigen. Ich zog den Fahrplan als die beste mir zu Gebote stehende Waffe hervor.

»Sehen Sie selbst,« sagte ich, »und überzeugen Sie sich, daß ich auf dem Bahnhofe warten muß, wenn ich hier nicht warten darf.«

Nicht ohne Schwierigkeit überzeugte ich ihn daß es unmöglich sei, vor einer bestimmten Stunde nach Sydenham zu fahren und daß ich wenigstens noch zehn Minuten Zeit habe, die ich ebensogut damit zubringen könne, ihn zu consultiren. Ganz erschöpft durch seinen leidenschaftlichen Ausbruch, schloß er seine Glotzaugen und lehnte seinen Kopf zurück. »Das weiß man ja schon, die Frauen müssen schwatzen mag geschehen was da wolle. Meinetwegen schwatzen Sie.«

»Ich befinde mich in einer sehr schwierigen Lage,« fing ich an. »Oscar begiebt sich mit mir zu Lucilla. Ich werde natürlich zunächst dafür sorgen, daß er und Nugent nicht anders als in meiner Gegenwart zusammentreffen. Nicht ganz so sicher aber fühle ich mich in Betreff dessen, was ich Lucilla gegenüber zuthun habe? Soll ich sie getrennt halten bis ich Lucilla erst auf das Wiedersehen mit Oscar vorbereitet habe?«

»Lassen Sie sie meinetwegen den Teufel sehe,« brummte Grosse, »wenn Sie sie nur unmittelbar darauf zu mir herbringen Sie thun ganz genug, wenn Sie Oscar vorbereiten. Sie bedarf keiner Vorbereitungen Sie ist schon hinreichend über ihn enttäuscht.«

»Über ihn enttäuscht?« wiederholte ich. »Ich verstehe Sie nicht.«

Matt rückte er sich in seinem Lehnstuhl zurecht und berichtete mir in einem sanften traurigen Ton über die Unterhaltung, die er mit Lucilla in Ramsgate gehabt und von der bereits im Tagebuch die Rede gewesen ist. Zum ersten Mal erfuhr ich hier etwas von jenen Veränderungen in ihren Empfindungen und Anschauungen durch welche sie sich so viele Sorgen gemacht hatte; zum ersten Mal hörte ich, wie schmerzlich sie ihr früheres Entzücken bei der Berührung ihrer Hand durch Nugent vermißt habe, wie bitter enttäuscht sie sich gefühlt habe, bei genauer Betrachtung seiner Züge und seiner ganzen Erscheinung im Vergleiche mit dem reizenden Ideal ihres Geliebten wie es ihr in den Tagen ihrer Blindheit, jenen glücklicheren Tagen wie sie sie nannte, wo sie noch das »arme Fräulein Finch« hieß, vorgeschwebt hatte.

»Glauben Sie nicht auch,« fragte ich, »daß sich alle ihre alten Empfindungen wieder bei ihr einstellen werden wenn sie Oscar wiedersieht?«

»Nein diese Gefühle werden sich nie wieder bei ihr einstellen und wenn sie fünfzig Oscars zu sehen bekäme.«

Er fing an, mich, ich weiß nicht, soll ich sagen zu erschrecken oder zu reizen. Ich weiß nur, daß ich meine Ansicht hartnäckig gegen ihn vertrat. »Meinen Sie,« fing ich an, »sie werde beim Anblicke des rechten Mannes dieselbe Enttäuschung empfinden?«

Ich konnte nicht weiter reden, er unterbrach mich ohne Umstände mit den Worten: »Sie Närrin sie wird eine noch viel größere Enttäuschung empfinden. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, wie ungeheuer ihre Enttäuschung bei dem Anblicke des hübschen Bruders mit dem schönen Teint war. Und nun fragen Sie sich selbst, was sie bei dem Anblicke des häßlichen Bruders mit dem blauen Gesicht empfinden wird. Ich sage Ihnen im Voraus, sie wird den rechten Mann für den schlimmeren Betrüger halten.«

Dem widersprach ich mit Entrüstung »Sein Gesicht wird ihr vielleicht eine Enttäuschung bereiten,« sagte ich, »das gebe ich zu. Aber das wird auch Alles sein. An dem Drucke seiner Hand wird sie erkennen daß kein Betrüger vor ihr steht.«

»An seinem Händedruck wird sie nichts erkennen. Ich konnte es nicht über das Herz bringen es ihr selbst zu sagen als sie mich fragte; aber Ihnen kann ich es sagen. Schweigen Sie und hören Sie zu. Alle die entzückenden Empfindungen die sie einst bei seiner Berührung durchrieselten gehören einer anderen Zeit an, jener vergangenen Zeit, wo sie mit den Fingern und nicht mit den Augen sah. Diese feinen, überfeinen Empfindungen der Zeit ihrer Blindheit sind der Preis, mit dem sie das große neue Recht, die Welt mit ihren Augen zu betrachten erkaufen mußte. Und das ist kein verächtlicher Preis! Verstehen Sie mich? Es handelt sich hier um eine Art von Tauschhandel zwischen der Natur und unserem armen Kinde. Die Natur sagt: Ich nehme Dir Deine Augen und gebe Dir dafür Deinen feinen Tastsinn. Das ist doch klar, nicht wahr?«

Ich fühlte mich zu unglücklich, um ihm zu antworten. Bei allen unseren Widerwärtigkeiten hatte ich dem Wiedererscheinen Oscars als der einzigen für die Wiederherstellung von Lucilla’s Glück nöthigen Bedingung so vertrauensvoll entgegengesehen. Wie stand es aber jetzt um diese meine Hoffnung? Schweigend saß ich da und starrte in dumpfer Niedergeschlagenheit das Teppichmuster an. Grosse zog seine Uhr aus der Tasche.

»Zehn Minuten sind verflossen,« sagte er.

Ich hörte nicht auf ihn und rührte mich nicht. Seine wilden Augen fingen wieder an, hinter den ungeheuren Brillengläsern zu funkeln.

»Fort mit Ihnen!« schrie er mir entgegen als ob ich taub wäre, »ihre Augen, ihre Augen! Während Sie hier Ihre Zeit verschwatzen sind ihre Augen in Gefahr. Mit ihrem Grämen und ihrem Weinen und ihrer verfluchten dummen Liebe war ihre Sehkraft – das schwöre ich Ihnen – schon vor vierzehn Tagen, als ich sie zuletzt sah, in Gefahr. Soll ich Ihnen mein großes Kissen da an den Kopf werfen? Nein? So machen Sie, daß Sie fortkommen sonst fliegt es Ihnen eins, zwei, drei an den Kopf! Fort mit Ihnen und bringen Sie sie mir noch vor Abend her!«

Ich ging wieder nach der Eisenbahn. Schwerlich hatte wohl von all’ den Frauen die mir auf den gedrängt vollen Straßen begegneten eine einzige an jenem Morgen ein schwereres Herz als ich.

Um die Sache noch schlimmer zu machen nahmen meine beiden Reisegefährten von denen der eine sich in der Restauration aufhielt, und der andere auf dem Perron auf- und abging, meinen Bericht über meine Zusammenkunft mit Grosse in einer Weise auf, die mich ernsthaft desappointirte und entmuthigte. Herr Finch in seiner unglaublichen Eitelkeit betrachtete meinen traurigen Bericht über den Zustand der Augen seiner Tochter nur als eine Art von schmeichelhafter, Anerkennung seiner Voraussicht.

»Sie erinnern sich, Madame Pratolungo, daß ich von Anfang an diese ganze Angelegenheit aus einem höheren Gesichtspunkte betrachtete. Ich protestirte gegen das Verfahren dieses Grosse, als eine rein weltliche Einmischung in die Wege einer unerforschlichen Vorsehung. Aber was erreichte ich damit? Meinem väterlichen Bedenken wurde kein Einfluß gestattet; mein moralisches Gewicht wurde, so zu sagen, bei Seite geschoben. Und jetzt sehen Sie die Folgen. Lassen Sie sich gesagt sein, lassen Sie es sich eine Warnung sein, liebe Freundin.« Er seufzte mit gewichtiger Selbstgefälligkeit und wandte sich von mir zu der Schenkmamsell hinter dem Buffet. »Geben Sie mir noch eine Tasse Three.«

 

Auch die Art, wie Oscar aus dem Perron meine Mittheilung über Lucilla’s kritischen Zustand aufnahm, war mehr als entmuthigend. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß sein Benehmen geradezu beunruhigend war.

»Ein neuer Posten in Nugent’s »Schuldregister,« sagte er. Dieser Ausdruck der Rachsucht war Alles, was er sagte: Kein Wort der Sympathie oder des Kummers kam über seine Lippen.

Wir fuhren nach Sydenham.

Von Zeit zu Zeit sah ich Oscar, der mir gegenüber saß, darauf an, ob wohl, während wir dem Orte, wo Lucilla wohnte, immer näher kamen, eine Veränderung an ihm bemerklich werde. Nein! Noch immer beobachtete er dasselbe bedeutungsvolle Schweigen, verharrte er in derselben unnatürlichen, gezwungenen Ruhe. Mit einziger Ausnahme des kurzen Ausbruchs am vorigen Abend, als Herr Finch ihm Nugent’s Brief überreicht hatte, war ihm, seit wir Marseille verlassen hatten, nicht das leisestes Zeichen dessen, was wirklich, in seinem Innern vorging, entfahren. Er, der sonst über jede ihm widerfahrene Unbill weinen konnte wie ein Weib, hatte seit jenem verhängnißvollen Tage, wo er entdeckt hatte, daß sein Bruder, dieser Bruder, der sein angebeteter Gott, der geheiligte Gegenstand seiner Dankbarkeit und seiner Liebe gewesen war, ihn betrogen habe, keine Thräne vergessen. Wenn ein Mann von Oscar’s Temperament sich Tage lang nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und sich in ein unheimliches Schweigen hüllt, wenn er keine Theilnahme verlangt und kein Wort der Klage äußert, so ist das ein bedenkliches Symptom. Geheime Gewalten, die er in sich verschlossen hält, müssen dann unwiderstehlich, sei es zum Guten, sei es zum Bösen losbrechen. Wie ich Oscar so hinter meinem Schleier beobachtete, gewann ich die feste Ueberzeugung, daß er in dem schrecklichen Drama, das unserer harrte, eine entscheidende Rolle spielen würde.

Wir langten in Sydenham an und gingen in das nächste Hotel. Auf der Eisenbahn mit anderen Reisenden im Waggon war es unmöglich gewesen, über die sicherste Art, zu Lucilla zu gelangen, Rath zu pflegen Diese ernste Frage drängte jetzt zu sofortiger Entscheidung. Wir schritten in dem Zimmer, das wir uns im Hotel hatten geben lassen, sofort darüber zu einer Berathung.

Achtes Kapitel.
Auf dem Wege zum Ende.
Drittes Stadium

Sonst war es immer Oscar’s Gewohnheit gewesen, in zweifelhaften und schwierigen Fällen den Ansichten Anderer zu folgen. Bei dieser Gelegenheit aber war er es, der zuerst sprach und eine eigene Ansicht entwickelte.

»Es scheint mir unnöthig daß wir hier unsere Zeit mit der Erörterung unserer verschiedenen Ansichten verlieren,« sagte er. »Hier kann nur eines geschehen. Ich bin der bei dieser Gelegenheit am meisten Interessierte. Warten Sie hier auf mich, während ich nach dem Hause gehe.«

Er sprach ohne jede Spur der ihm sonst eigenen Schüchternheit, und nahm seinen,Hut, ohne weder Herrn Finch noch mich anzusehen. Ich überzeugte mich immer mehr, daß Nugent’s nichtswürdiger Vertrauensbruch Oscar zu einem gefährlichen Menschen gemacht habe. Entschlossen, sein Fortgehen zu verhindern, bestand ich darauf, daß er seinen Platz wieder einnehme und mich anhöre.

In demselben Augenblick stand Herr Finch auf und stellte sich zwischen Oscar und die Thür. Als ich das sah, schien es mir gerathen, mir meine Einmischung vorzubehalten und den Pfarrer erst reden zu lassen.

Warten Sie einen Augenblick, Oscar,« sagte der Pfarrer feierlich, »Sie vergessen mich.«

Oscar wartete, den Hut in der Hand, mit verdrossener Miene.

Herr Finch hielt inne, offenbar in Ueberlegung, wie er das, was er jetzt sagen wollte, ausdrücken solle. Seine Hochachtung vor Oscar’s Vermögen war groß; aber seine Selbstachtung war, besonders im gegenwärtigen kritischen Augenblick womöglich noch größer. Die erstere Rücksicht ließ ihn so höflich und die zweite so positiv wie möglich die Worte, in welche er seine Vorstellungen faßte, wählen.

»Erlauben Sie mir, lieber Oscar, Sie daran zu erinnern, daß mein Recht, als Lucilla’s Vater einzuschreiten, mindestens so gut begründet ist, wie Ihr Recht!,« hob der Pfarrer an. »Wenn meine Tochter in Noth ist, so ist es meine Pflicht, ihr zu Hilfe zu eilen. Wenn Sie nach dem Hause Ihrer Cousine gehen, so erfordert meine Stellung gebieterisch, daß ich mit gehe.«

Die Art, wie Oscar diesen Vorschlag aufnahm, bestärkte mich nur in den schweren Besorgnissen, die sein Wesen bei mir erweckt hatte. Er lehnte es rund heraus ab, sich von Herrn Finch begleiten zu lassen.

»Entschuldigen Sie mich,« antwortete er kurz, »ich möchte allein hingehen.«

»Darf ich nach Ihren Gründen fragen?« sagte der Pfarrer noch in versöhnlichem Ton.

»Ich möchte meinen Bruder allein sprechen,« erwiderte Oscar, die Blicke zu Boden geheftet.

Herr Finch, der noch immer an sich hielt, aber nicht von seinem Platz an der Thür wich, sah mich an. Ich beeilte mich, mich in’s Mittel zu legen, bevor es zu einer Scene zwischen den beiden Männern käme.

»Ich wage zu behaupten,« sagte ich, »daß Sie beide Unrecht haben. Ob einer von Ihnen geht oder ob Sie beide gehen, wird ziemlich aus dasselbe hinauslaufen. Ich möchte Hundert gegen Eins wetten, daß Sie gar nicht in’s Haus gelassen werden.«

Beide zugleich wandten sich gegen mich und fragten, was ich damit sagen wolle.

»Sie können doch nicht gewaltsam eindringen,« sagte ich. Wenn Sie dem Diener entweder beim Betreten des Hauses Ihre Namen nennen, wird Nugent daraus ersehen, was ihm bevorsteht, und er ist nicht der Mann, Sie unter diesen Umständen ins Haus zu lassen. Wenn Sie Ihre Namen verschweigen, so präsentieren Sie sich als Fremde. Halten Sie es für wahrscheinlich, daß Nugent für Fremde zugänglich sein wird? Würde Lucilla sich in ihrer jetzigen Lage dazu entschließen, zwei ihr unbekannte Männer zu empfangen? Glauben Sie mir, wenn Sie jetzt hingehen, werden Sie nicht nur nichts erreichen, sondern Sie werden es nur noch schwieriger machen, als es schon ist, mit Lucilla in Verbindung zu treten.«

Es entstand eine kurze Pause. Beide Männer fühlten, daß es nicht leicht sei, etwas auf meine Einwendungen zu erwidern. Oscar ergriff wieder zuerst das Wort.

»Wollen Sie denn hingehen?« fragte er.

»Nein antwortete ich. »Ich würde vorschlagen, Lucilla zu schreiben. Ein Brief wird in ihre Hände gelangen.«

Auch das schien ihnen nicht einzuleuchten. Oscar fragte, was denn dieser Brief enthalten solle. Ich erwiderte, ich würde sie bitten, sie allein sprechen zu dürfen, weiter nichts.

»Und wenn Lucilla Ihnen das verweigert?« fragte Herr Finch.

»Sie wird es nicht verweigern,« erwiderte ich. »Ich gebe zu, daß ein kleines Mißverständniß zwischen uns obwaltete, als ich ins Ausland reiste Ich werde dieses Mißverständniß offen als den Grund meines Schreibens bezeichnen. Ich werde es Ihrer Tochter zur Ehrensache machen, mir eine Gelegenheit zu geben, mich mit ihr zu verständigen. Ich werde von Lucilla einen Akt der Gerechtigkeit fordern, ich glaube, sie wird mir denselben nicht verweigern.«

Das war beiläufig bemerkt der Aktionsplan, wie ich ihn mir auf der Fahrt nach Sydenham ausgedacht hatte. Ich hatte mit seiner Erwähnung nur gewartet, bis ich zuvor gehört haben würde, was die beiden Männer proponirten.

Oscar, der noch immer mit dem Hut in der Hand stand, blickte nach Herrn Finch hinüber, der gleichfalls den Hut in der Hand hielt und beharrlich seinen Platz an der Thür behauptete. In dem Gesicht und dem ganzen Wesen des Pfarrers sprach sich neben der größten Höflichkeit die entschiedene Absicht aus, Oscar, wenn er dabei beharren sollte, seinen Plan, allein zu gehen, zur Ausführung zu bringen, zu begleiten. Oscar sah sich zwischen einen Geistlichen und eine Frau gestellt, die beide fest entschlossen waren, ihren Willen durchzusetzen. Unter diesen Umständen blieb ihm nichts übrig, als Einem oder dem Andern von uns wirklich oder scheinbar nachzugehen. Er entschied sich für meinen Vorschlag.

»Und wenn es Ihnen gelingen sollte, sie zu sehen,« fragte er, »was denken Sie dann zu thun?«

»Ich denke sie entweder hierher zu ihrem Vater und zu Ihnen zu bringen, oder eine Zeit mit ihr zu verabreden, wo sie Sie beide in ihrer jetzigen Wohnung empfangen will,« erwiderte ich.

Nach einem abermaligen Blick auf den unbeweglichen Pfarrer klingelte Oscar und beorderte Schreibmaterial.

»Noch eine Frage,« sagte er, »wenn Lucilla Sie in Ihrer Wohnung empfangen sollte, beabsichtigen Sie —?« Er hielt inne, seine Blicke wichen den meinigen aus. – »Beabsichtigen Sie, noch Jemand Andern zu sehen?« nahm er wieder auf, indem er es noch immer vermied, – den Namen seines Bruders auszusprechen.

»Ich beabsichtige Niemand zu sehen, als Lucilla,« sagte ich. »Es ist nicht meine Sache, mich in Ihre Angelegenheit mit Ihrem Bruder zu mischen.« Der Himmel mag es mir vergeben, daß ich so mit ihm sprach, während ich doch die ganze Zeit über fest entschlossen war, mich in ihre Angelegenheit zu mischen.

»Meinetwegen schreiben Sie Ihren Brief,« sagte er, »aber Sie müssen mir ihre Antwort zeigen.«

»Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß ich denselben Anspruch erhebe,« fügte der Pfarrer hinzu. »In meiner Eigenschaft als Vater —«

Ich beeilte mich, seine Eigenschaft als Vater anzuerkennen, noch ehe er ein Wort weiter sagen konnte. »Sie sollen beide die Antwort sehen,« sagte ich und setzte mich hin, um meinen Brief zu schreiben; ich schrieb nur, was ich schreiben zu wollen erklärt hatte.

»Liebe Lucilla, ich kehre soeben vom Continent zurück. Um der Gerechtigkeit willen und im Angedenken an vergangene glückliche Tage bitte ich Sie, mich sofort empfangen zu wollen, ohne unserer Verabredung gegen irgend Jemand Erwähnung zu thun. Ich verpfände mein Wort, daß ich Sie in fünf Minuten überzeugt haben werde, daß ich mich niemals Ihrer Liebe und Ihres Vertrauens unwürdig gemacht habe. Der Ueberbringer wartet auf Antwort.«

Ich gab den Brief den beiden Herren zum Lesen. Herr Finch machte keine Bemerkung; er war sichtlich unzufrieden mit der untergeordneten Stellung, die er hier einzunehmen verurtheilt war. Oscar sagte: »Ich habe nichts gegen den Brief einzuwenden und werde nichts thun, bis ich die Antwort gelesen habe.«

Darauf dictirte er mir die Adresse seiner Cousine Ich übergab den Brief selbst einem zum Hotel gehörenden Boten.

»Ist es weit von hier?« fragte ich.

»Kaum zehn Minuten zu gehen, Madame.«

»Sie haben mich verstanden, daß Sie auf Antwort warten sollen?«

»Ja wohl, Madame.«

Damit ging er fort.

Soviel ich mich erinnere, verfloß wenigstens eine halbe Stunde, bevor er zurück kam. Man wird sich eine Vorstellung von der schrecklichen Ungewißheit machen können, die jetzt auf uns allen Dreien lastete, wenn ich sage, daß keiner von uns, von dem Augenblick, wo der Bote fortging, bis zu dem Augenblick, wo er wiederkam, ein einziges Wort sprach.

Der Bote kam mit einem Brief in der Hand zurück.

Meine Finger zitterten so, daß ich den Brief kaum öffnen konnte. Noch bevor ich ein Wort gelesen hatte, erfüllte mich der Anblick der Handschrift mit Entsetzen. Der Brief selbst war von einer fremden Hand geschrieben und die Ueberschrift am Schluß war in jenen großen unruhigen Zügen geschrieben, deren ich mich von der Zeit her, wo Lucilla in ihrer Blindheit ihren ersten Brief an Oscar geschrieben hatte, so wohl erinnerte.

Der sonderbare Wortlaut des Schreibens war folgender:

»Ich kann Sie hier nicht empfangen, aber ich kann und will in Ihrem Hotel zu Ihnen kommen, wenn Sie mich erwarten wollen. Ich kann die Zeit nicht genau angeben. Ich kann nur versprechen, die erste sich mir darbietende Gelegenheit, um Ihrer und um meinetwillen wahrzunehmen.«

Eine solche Sprache ließ nur eine einzige Auslegung zu. Lucilla war nicht frei in ihren Handlungen. Beide, der Pfarrer und Oscar mußten jetzt zugeben, daß ich Recht gehabt hatte. Wenn es für mich unmöglich war, in dem Hause empfangen zu werden, wie doppelt unmöglich würde es nicht für die Männer gewesen sein, sich Zutritt zu verschaffen Oscar ging, nachdem er den Brief gelesen hatte, in den entferntesten Winkel des Zimmers, ohne sich weiter zu äußern. Herr Finch entschloß sich, seine untergeordnete Stellung aufzugeben, indem er sofort selbstständig zu agieren anfing.

»Muß ich schließen,« fing er an, »daß es vergeblich wäre, wenn ich versuchen wollte, mein eigenes Kind zu sehen?«

»Ihr Brief spricht für sich selbst,« erwiderte ich. »Wenn Sie den Versuch machen, sie in Ihrer Wohnung zu sehen, so werden Sie wahrscheinlich damit nur Ihre Tochter verhindern, herzukommen.«

 

»Ja meiner Eigenschaft als Vater,« fuhr Herr Finch fort, »ist es mir unmöglich, passiv zu bleiben. Als geistlicher Bruder habe ich, denke ich, ein begründetes Recht auf den Beistand des Pfarrers dieses Kirchspiels. Sehr wahrscheinlich ist diese betrügerische Heirath bereits angemeldet worden. In diesem Fall ist es meine Pflicht, nicht nur gegen mich selbst und mein Kind, sondern auch gegen die Kirche, mit meinem ehrwürdigen Collegen zu conferiren. Ich will mich zu diesem Zweck zu ihm begeben.« Er stolzierte aus die Thür zu und fuhr fort. »Sollte Lucilla in meiner Abwesenheit erscheinen, so autorisire ich Sie, Madame Pratolungo, sie bis zu meiner Rückkehr zurückzuhalten.« Mit diesem Abschiedsauftrag verließ er das Zimmer.

Ich sah Oscar an. Er kam langsam vom anderen Ende des Zimmers her auf mich zu.

»Sie werden doch natürlich hier warten?« sagte er.

»Natürlich. Und Sie?«

»Ich werde etwas ausgehen.«

»Haben Sie einen besonderen Zweck dabei?«

»Nein, keinen anderen, als die Zeit hinzubringen. Ich habe das Warten satt.«

Nach der Art, wie er mir antwortete, war ich· fest überzeugt, daß er jetzt, nachdem er Herrn Finch losgeworden war, direct nach dem Hause seiner Cousine gehen werde.

»Sie vergessen, sagte ich, »daß Lucilla herkommen kann, während Sie fort sind. Ihre Anwesenheit in diesem oder dem anstoßenden Zimmer kann, wenn ich ihr mittheile, was Ihr Bruder gethan hat, von der größten Wichtigkeit sein. Wie, wenn sie mir nicht glaubt? Was soll ich dann anfangen, wenn ich mich dann nicht auf Sie berufen kann? Ich bitte Sie in Ihrem eigenen und in Lucilla’s Interesse, hier bei mir zu bleiben, bis sie kommt.«

Ich gab vorläufig nur diesen Grund an und wartete ab, was er thun werde. Nach einigem Zaudern antwortete er im Tone verdrossener Gleichgültigkeit, »Sie wünschen,« und ging wieder nach dem andern Ende des Zimmers. Als er mir den Rücken kehrte, hörte ich ihn für sich hin murmeln. »So muß ich noch ein bisschen länger warten.«

»Auf was?« fragte ich.

Er wandte den Kopf nach mir um.

»Für jetzt muß ich Geduld haben. Sie werden bald genug von mir hören.«

Im Augenblick sagte ich nichts weiter zu ihm. Der Ton, in welchem er mir geantwortet hatte, zeigte mir, daß es nutzlos sein werde. Nach einiger Zeit, ich kann nicht sagen wie lange, hörte ich das Geräusch weiblicher Kleider draußen auf dem Vorplatz.

Im nächsten Augenblick wurde an die Thür geklopft.

« Ich gab Oscar ein Zeichen, eine andere dicht neben ihm am andern Ende des Zimmers befindliche Thür zu öffnen und sich wenigstens für den Augenblick dahin zurückzuziehen. Dann antwortete ich mit möglichst fester Stimme: »Herein.«.

Ein mir unbekanntes, als respektables Dienstmädchen gekleidetes Frauenzimmer trat ein. Sie führte Lucilla an der Hand. Mein erster Blick auf das geliebte Kind offenbarte mir die schreckliche Wahrheit. Gerade so, wie ich sie auf dem Corridor im Pfarrhause am ersten Tage gesehen hatte, sah ich sie jetzt wieder. Wieder wandte sie sich mit ihren blinden Augen, die das Licht das auf sie fiel, unempfindlich widerspiegelten, nach mir und blind! o Gott, nach wenigen Wochen, während deren sie sich des Augenlichts erfreut hatte, wieder blind!

Ueber dieser jammervollen Entdeckung vergaß ich alles Andere. Ich flog ihr entgegen und umschlang sie mit meinen Armen. Nach einem einzigen Blick auf ihr bleiches abgezehrtes Gesicht sank ich weinend an ihre Brust.

Sie stützte meinen Kopf sanft mit der Hand und wartete mit Engelsgeduld, bis dieser erste Ausbruch meines Kummers sich gelegt hatte. »Weinen Sie nicht über meine Blindheit,« sagte sie mit ihrer mir so wohlbekannten, sanften, weichen Stimme. Die Tage, wo ich sehen konnte, waren die unglücklichsten meines Lebens. Wenn ich aussehe, als hätte ich mich gegrämt, denken Sie nicht, es sei über meine Augen.« Sie hielt inne und seufzte tief auf. »Ihnen kann ich es ja sagen,« fuhr sie flüsternd fort, – »es ist mir eine wahre Erleichterung, ein Trost, es Ihnen zu sagen. – Ich gräme mich über meine Heirath.«

Diese Worte brachten mich wieder zu mir. Ich richtete mich auf und küßte sie. »Ich bin hergekommen, Sie zu trösten,« sagte ich, »und ich benehme mich wie eine Thörin.«

Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Diese Aeußerung sieht Ihnen recht ähnlich,« sagte sie. Sie klopfte mir in der alten vertraulichen Weise mit der Hand auf die Wange. Diese kleine Vertraulichkeit brach mir mit den Erinnerungen, die sich daran knüpften, fast das Herz. Ich erstickte fast an der Anstrengung, die dummen, unnützen, feigen Thränen, die sich wieder Luft machen wollten, zurückzudrängen. »Kommen Sieh sagte sie, »weinen Sie nicht mehr. Lassen Sie uns niedersetzen und miteinander plaudern, als waren wir in Dimchurch.«

Ich führte sie nach dem Sopha, auf dem wir nebeneinander Platz nahmen. Sie schlang ihren Arm um mich und legte ihren Kopf an meine Schulter. Wieder flatterte das schwache Lächeln wie ein verlöschendes Licht auf ihrem lieblichen Gesichte auf; auf diesem Gesicht, das jetzt bleich und abgezehrt, aber doch noch immer schön war, noch immer dem Antlitz der Sixtinischen Madonna glich. »Wir sind ein sonderbares Paar,« sagte sie in Einem momentanen Ausbruch ihres alten unwiderstehlichen Humors. »Sie sind meine bitterste Feindin und Sie brechen in dein Augenblick, wo wir uns wiedersehen, in Thränen aus. Sie haben mich abscheulich behandelt und ich halte Sie umschlungen und lehne meinen Kopf an Ihre Schulter und möchte Sie um Alles in der Welt nicht von mir lassen!« Ihr Gesicht nahm wieder einen traurigen Ausdruck an, der Ton ihrer Stimme veränderte sich plötzlich. »Sagen Sie mir,« fuhr sie fort, »wir kommt es, daß der Schein so entsetzlich gegen Sie sprach? Oscar überzeugte mich in Ramsgate, daß ich Sie aufgeben, daß ich Sie nie wiedersehen müßte. Ich theilte seine Auffassung, das kann ich nicht leugnen, liebste Frau; eine Zeitlang verabscheute ich Sie ebenso sehr wie er. Aber als ich wieder blind wurde, konnte ich es nicht länger ertragen. Ganz allmählig, in dem Maße wie mein Augenlicht verlosch, wandte sich mein Herz mit unwiderstehlicher Gewalt wieder Ihnen zu. Als man mir Ihren Brief vorlas, als ich erfuhr, daß Sie in meiner Nähe seien, da war es wieder ganz wie in der alten Zeit, ich konnte es vor Sehnsucht nach Ihnen nicht länger aushalten. Und da bin ich, noch ehe Sie mir eine Erklärung gegeben haben, überzeugt, daß ein trauriges Mißverständniß zwischen uns sein Wesen trieb.«

Ich wollte es in dankbarer Erkenntlichkeit für diese großmüthigen Worte versuchen, mich auf der Stelle zu rechtfertigen; aber es war mir unmöglich; ich konnte an nichts denken, von nichts reden, als von der schrecklichen Wiederkehr ihrer Blindheit.

»Lassen Sie mir ein paar Minuten Zeit,« sagte ich, »und Sie sollen Alles hören. Ich kann noch nicht von mir reden, ich kann nur von Ihnen reden. O, Lucilla, warum haben Sie sich von Grosse fern gehalten? Kommen Sie noch heute mit mir zu ihm. Lassen Sie ihn versuchen, was er für Sie thun kann, und zwar gleich, mein geliebtes Kind, ehe es zu spät ist.«

»Es ist zu spät,« sagte sie. »Ich bin bei einem anderen Augenarzt gewesen, einem Fremden. Er sagte dasselbe, was Herr Sebright gesagt hatte: er zweifelte, daß jemals die Möglichkeit meiner Heilung vorhanden gewesen sei; nach seiner Ansicht hätte die Operation nie vorgenommen werden müssen.«

»Warum sind Sie zu einem Fremden gegangen?« fragte ich, »warum haben Sie Grosse ausgegeben?«

»Darnach müssen Sie Oscar fragen,« antwortete sie, »auf seinen Wunsch habe ich mich von Grosse ferngehalten.«

Als ich das hörte, errieth ich alsbald das Motiv, welches Nugent dabei geleitet hatte, wie ich es später in dem Tagebuch bestätigt fand. Wenn er Lucilla zu Grosse hätte gehen lassen, so würde unser guter Deutscher Vielleicht bemerkt haben, daß ihr Verhältniß zu Nugent ihr Gemüth bedrücke, und würde es vielleicht für nöthig gehalten haben, ihr den Betrug Nugent’s zu entdecken. Uebrigens aber beharrte ich noch dabei, Lucilla dringend zu bitten, mit mir wieder zu unserem alten Freunde zu gehen.

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