Für Immer und Noch Ein Tag

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Из серии: Die Pension in Sunset Harbor #6
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KAPITEL VIER

Als Teil der Ehrenparade war ein Grillessen veranstaltet worden. Zudem waren Picknickbänke zum Essen aufgestellt worden. Emily hielt es für einen guten Test für Amy, die daran gewöhnt war, in schicken Restaurants in New York City essen zu gehen. Doch Harry war ein Kleinstadtmensch, genau wie Daniel und nun auch sie selbst und Chantelle, und ihn begeisterte die Vorstellung, draußen zu essen. Emily bemerkte, dass Amy einen verzweifelten Eindruck machte, als ihr klar wurde, dass sie nun diejenige war, die nicht dazu passte, und dass sie die anderen nicht dazu würde überreden können, woanders essen zu gehen.

Sie nahmen eine der Bänke am Ende der Reihe in Beschlag, diejenige, die am weitesten von den geschäftigen Straßen, der Musik und den Feierlichkeiten entfernt und dafür ruhiger war. Daniel und Harry gingen gemeinsam los, um für alle Hotdogs und ein Getränk zu kaufen, und ließen Chantelle, Amy und Emily alleine zurück.

„Ich freue mich so, dich zu sehen“, sagte Emily zu Amy. „Und natürlich dich so glücklich zu sehen“, fügte sie hinzu.

Amy errötete und antwortete geziert: „Ja. Gut.“

„Und jetzt passt du auch zu den Leuten in Sunset Harbor“, meinte Chantelle mit einem Grinsen.

Emily lächelte breit. „Dem stimmte ich zu. Hier ist nun dein Zuhause.“

Amy wurde puterrot. Die Situation war ihr offensichtlich unangenehm.

Schon bald kamen Daniel und Harry mit dem Essen zurück, wobei sie wie alte Freunde miteinander plauderten. Sie setzten sich hin und verteilten anschließend die Pappteller mit den Hotdogs.

„Also Harry“, begann Emily, erfreut, dass sie ihn jetzt endlich ausfragen und kennenlernen konnte. „Was machst du beruflich? Bist du wie George in der Restaurierungsbranche tätig?“

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich ein panischer Ausdruck auf Amys Gesicht legte. Emily lächelte in sich hinein. Genau solche Fragen hatte Amy all ihren vergangenen Freunden gestellt, weshalb es nur fair war, dass sie nun ebenfalls einmal diese Behandlung zu spüren bekam. Außerdem war Emily wirklich neugierig. Amy hatte sehr hohe Ansprüche, wenn es um die Auswahl ihrer zukünftigen Partner ging. Wenn Harry besser war, als die üblichen Überflieger, wie Emily vermutete, dann wäre dies ein weiterer Beweis dafür, dass sich Amy endlich verliebt hatte und ihre Beziehung nicht wie eine Geschäftspartnerschaft ansah.

„Im Bauwesen“, erwiderte Harry. „Mein Unternehmen spezialisiert sich darauf, Häuser aufzupolieren. Wir modernisieren hauptsächlich alte Häuser, bevor wie sie verkaufen.“

„Dich hätte ich vor ein paar Jahren gebraucht“, scherzte Emily, während sie sich an die harte Arbeit erinnerte, die für die Restaurierung der Pension notwendig gewesen war. „Gefällt dir deine Arbeit?“, fügte sie hinzu, obwohl sie in Wirklichkeit ihre Neugier zeigen und ihn nach seinem Einkommen fragen wollte.

„Ja, aber ich mache ihn nun schon eine ganze Weile und so langsam jucken mir die Füße“, meinte Harry. „Ich würde gerne meine Arbeit wechseln. Ich will mein eigener Chef sein, ein Geschäft eröffnen.“

Emily war von seinem Ehrgeiz beeindruckt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Amy mit einem Bauarbeiter glücklich werden könnte. Bei einem Unternehmer sah die Sache jedoch ganz anders aus.

„Was denn für ein Geschäft?“, fragte Daniel neugierig.

„Nun ja, mein Traum ist es, ein Restaurant zu eröffnen“, gab Harry zu. „Ich warte schon die ganze Zeit auf den richtigen Moment. An einem Ort wie Sunset Harbor sind viele Unternehmen von den Jahreszeiten abhängig. Aber das ändert sich jetzt so allmählich. Es gibt mehr Touristen und ich glaube, wir könnten noch ein Restaurant mehr vertragen.“

Emilys Augen glänzten, während sie zu Daniel hinübersah. „Ein Mitstreiter“, scherzte sie.

Harry hatte gerade von seinem Hotdog abgebissen und kaute mit hochgezogenen Augenbrauen schneller. Dann schluckte er. „Ihr wollt ebenfalls ein Restaurant eröffnen?“, fragte er überrascht.

Emily dippte ihren Hotdog in Ketchup. „Wir servieren in der Pension bereits Essen für die Gäste und die Flüsterstube ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Aber wir planen, über den Sommer noch weiter zu expandieren und ein größeres Restaurant zu haben, das hochklassige Abendessen serviert und das nicht nur den Gästen zur Verfügung steht. Unsere Freunde, die Bradshaws, besitzen ein Fischrestaurant in der Stadt und werden uns ein paar nützliche Ratschläge geben. Wenn du möchtest, kann ich dich mit ihnen bekannt machen.“

Harry sah begeistert aus. „Das wäre wunderbar. Danke.“ Dann sah er Amy an. „Ich wusste gar nicht, dass deine Freunde meine Geschäftsrivalen sein würden.“

Emily lachte. „Ach was. Das war doch nur ein Scherz! Wir helfen uns hier alle gegenseitig! Und jetzt ist definitiv ein guter Moment, um weitere Restaurants zu eröffnen.“

„Glaubst du, dass die Stadt so viele vertragen kann?“, fragte Harry, der sich offensichtlich sehr für Emilys Meinung bei diesem Thema zu interessieren schien.

Sie war Stolz, nun anderen Ratschläge erteilen zu können, während sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit selbst diejenige gewesen war, die Hilfe benötigt hatte. „Auf jeden Fall“, entgegnete sie. „Und wir müssen keine Rivalen sein. Wir könnten zusammenarbeiten und somit erreichen, dass die Menschen in Sunset Harbor häufiger als einmal im Monat essen gehen! Die Menschen hier in der Gegend können recht sparsam sein und essen zu gehen ist für sie Luxus. Zusammen könnten wir das ändern.“

Harry schien immer interessierter zu sein und Emily spürte, wie er ihr allmählich ans Herz wuchs. Er schien echte Begeisterung zu haben, einen Glanz in seinen Augen und einen Hunger, nach den Sternen zu greifen. Sie verstand, was Amy in ihm sah – abgesehen von seinem guten Aussehen und seinem fantastischen Körperbau, der sich vermutlich unter seinem Hemd verbarg. Neben ihm strahlte Amy vor Stolz.

„Ich habe eine Idee“, meinte Daniel voller Begeisterung. „Vielleicht könntest du unser Restaurant leiten, dann müssten wir keinen Manager einstellen. Auf diese Weise könntest du Erfahrung sammeln, bevor du dich selbstständig machst.“

„Daniel“, zischte Emily leise. „Das ist ein bisschen aufdringlich.“

Doch Harry schien begeistert zu sein. „Das wäre wunderbar“, entgegnete er. „Ich bin schon so lange im Bauwesen tätig, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich da herauskommen und die ganze Sache angehen soll. Es wäre wunderbar, wenn es einen Job gäbe, der mich darauf vorbereitet!“

„Dann sollten wir uns diese Option offenhalten“, stimmte Emily zu.

Sie wollte nichts überstürzen. Auch wenn Amy ihren Freunden ständig Stellen in ihrem Unternehmen anbot, so war Emily doch etwas vorsichtiger beim Vermischen von Freundschaft und Geldangelegenheiten. Sie hatte damit schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, als sie Freunden Geld ausgeliehen hatte, und wollte diesen Fehler nicht mehr wiederholen.

Plötzlich stieß Chantelle ein frustriertes Stöhnen aus. „Das ist langweilig!“, meckerte sie. „Können wir bitte aufhören, über die Arbeit zu reden?“

Alle lachten und Emily nickte Amy zu. „Das besprechen wir ein andermal.“

Amy lächelte. „Natürlich.“

Emily sah wieder Harry an. „Dann bist du also hier in Maine aufs College gegangen?“

„Nein, ich war im Ausland“, entgegnete Harry. „Eigentlich sollte ich einen Monat lang in Ghana Häuser bauen, aber dann bin ich ganze acht Monate lang dort geblieben.“

Emilys Augen weiteten sich. „Wie faszinierend!“

Harry lächelte. „Es war großartig. Ich liebte es, anzupacken. Es war zwar harte Arbeit, Löcher zu graben, Grundsteine zu legen und Wassertanks zu bauen, aber es erfüllte mich. Und auf diese Weise habe ich viele tolle Menschen kennengelernt. Meine Eltern hielten mich wohl für verrückt, dass ich so etwas freiwillig mache. Ich glaube, dass sie es vorgezogen hätten, dass ich wenigstens etwas Geld verdient hätte, wenn ich schon nicht aufs College ging.“

„Verstehst du dich gut mit deinen Eltern? Mit George?“

Harry nickte. „Oh ja, wir stehen uns sehr nahe. Aber manchmal sind sie recht traditionell. Sie wollten, dass wir beide aufs College gehen, sinnvolle Jobs finden, heiraten und Kinder bekommen. Bisher hat keiner von uns diesen Pfad verfolgt.“

Chantelle mischte sich nun auch in das Gespräch ein. „Wenn du Amy heiratest, dann bekommen sie ihren Wunsch.“

Emily lachte laut und Amys Blick senkte sich auf den Tisch. Doch Harry nahm Chantelles Worte mit Humor auf. Emily spürte, wie sie ihn immer lieber mochte. Sie hatte keine Zeit für Männer, die bei der leisesten Andeutung einer Bindung in Panik verfielen. Harry hatte den ersten Test mit Bravour bestanden.

Amy wandte sich an Chantelle, um die Unterhaltung von ihrer erblühenden Beziehung abzulenken. „Jetzt bist du dran. Was gibt es denn bei dir Neues? Irgendwelche Geheimnisse?“

Chantelles Augen weiteten sich bei dem Wort „Geheimnisse“ und Emily wusste, dass das sie sofort an die Schwangerschaft dachte, bei der sie ihr ausführlich erklärt hatten, dass sie geheim gehalten werden musste.

Von dem Essen gut gelaunt beschloss Emily, dass es gar keine so schlechte Idee wäre, Amy davon zu erzählen. Sie sah Chantelle an und wackelte mit den Augenbrauen.

 

„Ich denke, du kannst Amy in unser Geheimnis einweihen“, sagte sie grinsend.

Daniel berührte Emilys Hand über den Tisch hinweg. „Bist du dir sicher?“, fragte er.

Emily nickte. Amy sah mit argwöhnischem Blick von einem zum anderen.

„Sagt es mir jetzt“, verlangte sie. „Die Spannung bringt mich noch um!“

Chantelle schien wie ein Luftballon, der kurz davor war, zu zerbersten. Sie warf einen letzten Blick auf Daniel und Emily, um sicherzugehen, dass sie wirklich die Neuigkeiten verkünden durfte. Als beide nickten, sah sie wieder zu Amy, sprang in ihrem Sitz auf und ab und drückte die Hände zusammen.

„Mummy ist schwanger!“, rief sie.

Dann schlug sie sich die Hände auf den Mund und sah sich um, damit auch ja niemand sonst etwas gehört hatte.

Auf Amys Gesicht legte sich ein euphorischer Ausdruck. „Wirklich? Oh mein Gott! Em!“ Dann brach sie in Tränen aus.

Emily war überrascht. Normalerweise weinte Amy nicht einfach so. Sie nun so emotional zu sehen, machte Emily ganz sentimental.

„Hör auf! Du löst nur wieder meine Hormone aus“, rief sie.

Amy sprang von ihrem Sitz aus, rannte um den Tisch herum zu Emily und zog sie in eine Umarmung.

„Ich freue mich ja so für dich!“, kreischte sie.

Die zwei Freundinnen umarmten sich fest. Aus den Augenwinkeln sah Emily, dass Harry Daniel die Hand schüttelte.

Schließlich ließ Amy sie los, riss sich wieder zusammen und wischte sich die Tränen von den Wangen. Dann umarmte sie auch Daniel.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagte sie. Schließlich setzte sie sich wieder hin und drückte Chantelle an den Schultern. „Dann wirst du also eine große Schwester?“

Chantelle nickte aufgeregt. „Aber erst im Dezember, das dauert ja noch ewig.“

Schnell rechnete Amy an ihren Fingern zurück. „Dezember? Wann bist du schwanger geworden?“

Emily errötete. „Das ist kein Stoff für gemischte Gesellschaft, Ames“, sagte sie.

Amys Augen weiteten sich und dann flüsterte sie ihr stumm zu: „Hochzeitsreise?“

Emily nickte und sah nach unten.

„Was sagt ihr?“, wollte Chantelle wissen, während sie zwischen den beiden Frauen hin und her sah. Dann richtete sie ihren Blick auf Daniel. „Daddy, was flüstern sie?“

Daniel lachte. „Gar nichts, meine Liebe. Das erzählen wir dir wann anders. Wenn du ein wenig älter bist.“

Chantelle verschränkte die Arme und schmollte, was die anderen zum Lachen brachte.

„Oh Em“, schwärmte Amy. „Meine Wangen tun schon von all dem Lachen weh. Lässt du mich mit dir für das Baby einkaufen gehen?“

„Jetzt?“, wollte Emily wissen.

„Ja!“, rief Amy. „Ich bin zu aufgeregt, um zu warten. Ich werde uns nach Bangor fahren. Dort gibt es einen wunderbaren Babyladen, in dem alles in Handarbeit gefertigt wird. Was sagst du dazu?“

Emily sah Daniel und Chantelle an. „Macht es euch etwas aus?“

„Überhaupt nicht“, erwiderte Daniel. „Ich werde Chantelle nach Hause zu ihrer Gesangsstunde bringen.“

Mit diesen Worten stand er auf und die anderen folgten seinem Beispiel.

„Harry, es war schön, dich kennenzulernen“, sagte er, während er erneut Harrys Hand schüttelte. „Wir reden noch einmal über das Restaurant, okay? Vielleicht können wir uns ja auch einmal mit George treffen. Ich verzichte während Emilys Schwangerschaft auf Alkohol, aber wir können ja etwas Anderes unternehmen. Fischst du?“

„Sehr gerne“, entgegnete Harry mit einem Grinsen.

„Wunderbar, dann gehen wir irgendwann einmal mit meinem Boot fischen“, meinte Daniel.

Sie tauschten Nummern aus und Emily hatte das Gefühl, dass sich die beiden prächtig verstanden, was sie selbst wiederum fröhlich stimmte. Fraser und Daniel wären niemals Freunde geworden, weil sie beide aus solch unterschiedlichen Welten kamen. Aber bei Harry konnte sie es sich gut vorstellen, dass sie sich zu viert treffen, etwas trinken und gemeinsam lokale Veranstaltungen besuchen könnten. Auf einmal konnte sie sich eine Zukunft vorstellen, in der Harry und Amy verheiratet waren, in der gleichen Gegend wohnten und ihre Kinder gingen auf die gleiche Schule wie die von Emily und Daniel. Das war eine wunderbare Vorstellung!

Emily verabschiedete sich von Harry und Chantelle, dann schlang Amy ihren Arm um Emily und zog sie mit lebhaften Schritten zum Auto. Dabei drückte sie auf jede nur erdenkliche Weise aus, wie sehr sie sich für ihre Freundin freute.

„Kann ich Patin werden?“, fragte sie.

„Vielleicht, aber das wäre Jayne gegenüber nicht fair.“

„Jayne würde keine Patin sein wollen.“

„Wahrschenlich nicht, aber sie würde sich trotzdem aufregen.“

„Na gut. Kann das Kind dann Amy genannt werden, wenn es ein Mädchen ist?“

Emily lachte und zuckte mit den Schultern. „Wir haben noch nicht über Namen gesprochen. Du weißt ja, dass Daniel genauso das Recht hat, mitzubestimmen. Und auch hier sollte ich dich darauf hinweisen, dass Jayne stocksauer wäre, wenn wir das Baby Amy nennen!“

Schnell fuhr Amy mit dem nächsten Thema fort. „Wenn er oder sie groß ist, kann das Kind ein Praktikum bei mir machen! Ich werde die coole Tante Amy mit einer Wohnung in New York sein.“

Emily nickte nur, froh, dass sich Amy so für sie freute. Sie hatten eine lange Reise hinter sich, bis Amy ihre Wut darüber, dass Emily aus New York davongelaufen war, überwunden hatte. Jetzt standen sie sich näher denn je, so als ob ihr Band unzerbrechlich wäre. Emily hoffte nur, dass sich die Beziehung zu Harry ebenfalls so gut entwickelte, dass Amy hierherzog. Dann wäre wirklich alles perfekt.

KAPITEL FÜNF

Wie es für Amy typisch war, schleppte sie Emily in alle teuren, luxuriösen Kinderläden. Sie alle waren mit Strandholz und pastellfarbenen Wänden dekoriert und in ihnen wurden hunderte Dollar teure Decken und tausende Dollar teure Taufgeschenke ausgestellt. Von Kleidern und Geräten bis hin zu Babymöbeln und Dekoartikeln gab es alles.

„Amy, du kannst mir hier kein Geschenk kaufen“, protestierte Emily, während sie sich all die schönen Gegenstände ansah.

„Warum denn nicht?“, gab Amy zurück. „Meine beste Freundin bekommt ein Baby. Ich kann dich so viel ich will verwöhnen. Also, hättest du lieber einen praktischen Kinderwagen oder etwas Üppigeres, wie diesen umweltfreundlichen Bio-Schnuller? Oh, sieh nur!“, rief Amy, die von einem anderen Regal abgelenkt wurde. „Biologisch abbaubare Windeln.“ Sie schnappte sich ein Päckchen und begann, die Rückseite vorzulesen. „Hypoallergene Materialien. Von Rainforest Alliance zertifiziert. Geringe Giftstoffe. Keine Farbstoffe.“

Emily war von der Auswahl vor ihr überfordert. Sie hatte sich über Giftstoffe oder Allergene noch gar keine Gedanken gemacht. Sie hatte noch nicht einmal einen Gedanken an Windeln und Schnuller verschwendet! Sie hatte gerade erst damit begonnen, zu verarbeiten, dass in ihrem Bauch gerade ein Baby von der Größe einer Himbeere heranwuchs.

„Wie viele Sachen wird das Baby wohl brauchen?“, meinte Emily plötzlich unruhig.

Amy sah ihre Freundin besorgt an. „Keine Panik.“

„Aber ich habe noch gar nicht an alles gedacht“, erwiderte Emily, die hörte, wie sich Panik in ihre Stimme schlich.

Sofort wurde Amy aktiv. Sie legte einen Arm um Emilys Schulter, führte sie zu einem flauschigen Stillsessel im skandinavischen Stil – auf dem Etikett sah Emily, dass er 1.400 Dollar kostete – und setzte sie darauf.

„Lass uns eine Liste schreiben“, sagte Amy. Sie ließ sich auf den dazu passenden schwarzen Fußhocker nieder. „Nichts ist besser als eine Liste, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“

Emily schüttelte den Kopf. „Ich brauche keine Liste“, erwiderte sie mit einem resignierten Kichern. „Ich bin nur gerade ein wenig neben der Spur. Das ist alles so neu und ungewohnt und…unerwartet.“

„Dann war es also nicht geplant?“, fragte Amy neugierig. „Ich meine das Baby?“

„Nein“, gestand Emily. „Aber wenn ich wirklich auf unserer Hochzeitsreise schwanger wurde, dann muss es in der Nacht geschehen sein, bevor Daniel mir eröffnete, dass er gerne ein Baby hätte.“ Sie kaute auf ihrer Lippe, während sie sich daran erinnerte, dass Daniel das gesamte Leuchtturm-Restaurant gebucht hatte, um das Thema in einer wunderschönen und romantischen Umgebung anzusprechen, und daran, wie schrecklich dieser Moment endete, weil sie kalte Füße bekommen hatte. „Kurz bevor ich ihm sagte, dass ich dafür noch nicht bereit bin.“

„Oh…“, erwiderte Amy und verzog die Nase. Dann wurde ihre Stimme weicher. „Dann wolltest du gar nicht, dass das passiert?“

„Doch“, sagte Emily. „Ein paar Wochen später änderte ich meine Meinung. Ich musste es nur sacken lassen. Aber zu der Zeit muss ich wohl schon schwanger gewesen sein, weshalb ich mich frage, ob meine Meinung nur durch die sich veränderten Hormone umschwenkte. Und zu diesem Zeitpunkt war der Schaden bereits angerichtet, ich meine bei Daniel. Er schien froh zu sein, als ich ihm sagte, dass ich meine Meinung geändert hätte, aber ich frage mich, ob er immer noch leicht verärgert ist.“

„Die Schwangerschaft ist für ihn nicht so eine freudige Überraschung wie für dich?“, wollte Amy wissen.

Emily zuckte mit den Schultern. Ihr wurden all die Ängste, die in ihr brodelten, bewusst. „Ich war diejenige, die noch warten wollte, aber jetzt fühlt es sich so perfekt und richtig an. Aber Daniel macht einen gestressten Eindruck. Als ob es etwas gäbe, dass er mir nicht erzählt. Ich frage mich, ob es etwas damit zu tun hat, wie viel er von Chantelles frühen Jahren verpasst hat. Er verhält sich wieder einmal auf seine typische Weise, indem er nichts sagt, weshalb ich mir Gedanken mache.“

Amy tätschelte Emilys Hand. „Es tut mir leid, Em. Das hört sich hart an. Und im Moment kannst du den Stress nicht gebrauchen.“

Emily lächelte ihre Freundin an. „Jetzt, nachdem ich mit dir gesprochen habe, fühle ich mich schon viel besser. Es ist schön, dich hier zu haben.“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Also, Harry. Glaubst du, er ist der Eine?“

Amy errötete, als die Unterhaltung wieder einmal im ihre aufblühende Beziehung zu Harry drehte.

„Es läuft richtig gut“, gab sie zu. „Wir sind so verschieden aber ergänzen uns so vollkommen.“

Emily grinste. „Ich wusste schon immer, dass du einen jüngeren Mann brauchst.“

„Oh, erinnere mich nicht“, meinte Amy und verdrehte die Augen. „Er ist nur fünf Jahre jünger als ich, aber es fühlt sich wie eine ganze Generation an. Wenn ich ein Pop-Lied erwähne, das ich in der High School toll fand, erzählt er mir, dass er sich daran erinnert, es als Zehnjähriger gehört zu haben! Ich meine, er ist der Zwanzig immer noch näher als der Vierzig.“

„Ich glaube nicht, dass Sechsunddreißig nahe an der Vierzig ist“, entgegnete Emily, die sich daran erinnerte, selbst als Spätgebärende eingestuft worden zu sein, und welche Risiken damit zusammenhingen. Es war ihr schon immer unangenehm gewesen, wenn Leute auf ihr Alter zu sprechen kamen, selbst, wenn sie es unabsichtlich taten.

„Na gut“, sagte Amy. „Aber einunddreißig hört sich für mich unglaublich jung an! Ich denke nicht gerne darüber nach. Ich werde so viel früher vierzig sein als er.“

„Denkst du schon so weit in die Zukunft?“, fragte Emily mit hochgezogenen Augenbrauen.

Amy zuckte mit den Schultern. „Anscheinend. Ich kann nichts dagegen tun. Wir passen einfach so gut zusammen. Alles ist so einfach. Sogar, wenn wir uns streiten, ist es nicht so schlimm, weil ich irgendwoher weiß, dass wir es wieder ausbügeln.“

„Das ist ja wunderbar“, erwiderte Emily, während sie in sich hineinlächelte. Amys Beschreibung glich ihrer eigenen Beziehung zu Daniel. Sie war nicht einfach, es gab immer noch Herausforderungen, aber über allem herrschte eine Gewissheit, dass alles gut werden würde. „Über was streitet ihr euch?“

 

„Über die Zeit“, erklärte Amy. „Und natürlich die Entfernung.“

„Ja, was wirst du deswegen unternehmen?“, fragte Emily. „Glaubst du, du wirst hierherziehen? Oder Harry nach New York?“

„Ich weiß es nicht. Den Sommer über bleibe ich hier, weshalb ich erst einmal nicht weiter denke. Ich musste sowieso mal wieder aus der Stadt rauskommen. Ich schätze, ich warte ab, wie es geht, wenn ich ein paar Monate hier verbracht habe. Das Hin und Zurück war kein Spaß, aber ich frage mich, ob die lange Entfernung gar nicht mehr so problematisch sein wird, wenn die Anfangsphase vorüber ist.“

Emily lachte. „Es ist so lustig, dich so sprechen zu hören. Es gab einmal eine Zeit, in der dir ein Wochenende hier schon zu viel war.“

Amy schien das peinlich zu sein. „Naja“, meinte sie dann abwehrend, „das war ja auch damals. Jetzt ist alles anders.“

„Du bist verliebt“, stellte Emily fest. „Jetzt weißt du auch, warum ich hierbleiben musste.“

Amy nickte widerwillig. Sie hasste es, im Unrecht zu sein.

In diesem Moment trat die Verkäuferin heran. „Es tut mir leid, meine Damen“, sagte sie, „aber wir schließen jetzt. Möchten Sie noch etwas kaufen, bevor ich die Kasse abschließe?“

„Nein, danke“, erwiderte Emily im gleichen Moment wie Amy „Ja“ sagte.

Emily sah ihre Freundin verwirrt an.

„Wir nehmen den Stillsessel“, bestimmte Amy.

„Ames, auf keinen Fall!“, rief Emily. „Er ist so teuer!“

Amy schüttelte den Kopf. „Das ist schon in Ordnung. Du verdienst ihn. Und er hat für uns bereits eine Bedeutung. Wir hatten ein sehr tiefes Gespräch in diesem Sessel. Jetzt müssen wir ihn nehmen, weil er sentimentalen Wert besitzt.“

Emily hielt ihre Hände ergeben hoch. Es hatte keinen Sinn, mit Amy darüber zu streiten. Am besten sollte sie ihre Freundin einfach walten lassen. Immerhin genoss sie es, ihren Freundinnen einen Gefallen zu tun.

Sie zahlten für den Sessel und luden ihn in den Kofferraum von Amys Auto. Als sie sich auf dem Beifahrersitz niederließ, sah Emily, dass sie einen verpassten Anruf der Pension hatte. Sofort hörte sie die Mailbox ab. Es war eine Nachricht von Lois.

„Tut mir leid, dich zu stören, Emily, aber die Männer von Erik & Sons sind hier. Sie sagen, dass sie ein Treffen mit dir arrangiert hatten. Eine Tour von Trevors Haus. Daniel meinte, dass du die Schlüssel hättest, weshalb er die Tour nicht mit ihnen machen kann.“

„Oh nein!“, rief Emily. „Amy, gib Gas. Ich bin spät dran für ein Treffen!“

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