minimal lernen

Текст
Автор:
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Mastering umgesetzt

Gefühle von Beherrschung und Erfolg prägen uns schon sehr früh. Arnold verweist auf eine Studie von Brinck (2007) zur elterlichen Kommunikation und zu deren schichtspezifischer Abhängigkeit, die die Anzahl Ermunterungen bzw. Entmutigungen, die Kinder bis zu einem bestimmten Alter erfahren haben, erfasst: «Bis zum dritten Lebensjahr hatten die Mittel- und Oberschichtkinder 500 000 Ermunterungen und 80 000 Entmutigungen gehört. Die Kinder von Sozialhilfeempfängern erlebten es umgekehrt: Sie hörten von ihren Eltern 75 000 Ermunterungen und 200 000 Entmutigungen.»77 Wenn zusätzlich zu den Ermutigungen zu Hause Wissen zur Verfügung steht und vorgelernt wird, erfährt man nachher in der Schule, dass man einiges schon weiss: Es entstehen Erfolgsgefühle und das Erleben: «Das ist ja gar nicht schwer.» Dieser Vorsprung der bildungsnahen Schichten vergrössert sich in der Schule immer weiter. Lernen wird dann als einfach, erfolgsbringend und angenehm vom Gehirn erlebt und verarbeitet. Bei Kindern aus bildungsnahen Schichten führt ein Vorsprung im Wissen so zu Mastering. Tatsächlich haben Kinder, die mit deutlichen Vorkenntnissen die Schule beginnen, nachweislich den grössten Schulerfolg in den betreffenden Fächern.78 Inhaltliches Vorwissen als Lernvoraussetzung spielt ganz generell für den weiteren Wissenserwerb eine herausragende Rolle.79 Diese positive Lerngeschichte führt zu einer steten Aufwärtsspirale bezüglich des Schulerfolgs, aber auch bezüglich der positiven Beziehung zu Lehrpersonen und Klassenkameraden. «Deshalb kann dem Aufbau einer möglichst positiven Lerngeschichte besonders in den ersten Schuljahren gar nicht genug Bedeutung beigemessen werden.»80

In internationalen Vergleichstests in Mathematik sind Kinder aus China, Japan und Korea westlichen Kindern regelmässig überlegen.81 Da chinesische Zahlwörter, z. B. «si» für 4 und «qi» für 7, sehr viel kürzer sind als «vier» und «sieben» im Deutschen (oder «four» und «seven» im Englischen), können Kinder, die chinesischer, japanischer oder koreanischer Muttersprache sind, sich Ziffern einfacher und schneller merken und sie leichter aneinanderreihen. Chinesische Kinder können sich z. B. Zahlenfolgen von sieben Ziffern merken, was nur die Hälfte der westlichen Kinder schafft. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, «dass wir die Zahlen zwischen 13 und 99 nicht in der Reihenfolge aussprechen, in der wir sie schreiben: Wir schreiben 14, 15, 18, aber wir sprechen vier-zehn, fünf-zehn, acht-zehn. Im Deutschen ist das Zahlensystem also äusserst unregelmässig. Anders im Chinesischen, Japanischen und im Koreanischen, die ein vollkommen logisches Zahlensystem besitzen: 11 ist zehneins, 12 ist zehn-zwei, 24 ist zwei-zehner-vier und so weiter.»82 Wenn ein deutschsprachiges Kind dann siebenunddreissig und zweiundzwanzig addieren soll, muss es diese Zahlen zuerst im Kopf in die richtigen Ziffern verwandeln, also in 37 + 22. Erst dann ist es möglich, die entsprechende Rechenoperation durchzuführen. Ein asiatisches Kind muss hingegen nur drei-zehner-sieben und zwei-zehner-zwei addieren, das heisst, die Rechenaufgabe ist in der sprachlichen Formulierung bereits enthalten. Während wir weiter beim Bruchrechnen von drei Fünfteln sprechen, heisst es im Chinesischen bildlich «von fünf Teilen nimm drei», was eine Erklärung des Bruchs ergibt und die eindeutige Unterscheidung zwischen Zähler und Nenner ermöglicht. Fuson meint, dass das asiatische Zahlensystem transparent sei und sich dadurch die gesamte Einstellung zur Mathematik positiv verändere zu: «Ich erwarte, dass ich das kann und dass es einfach ist.»83

Choon Tan «hält Mathematik für ein Grundbedürfnis, das vor dem Lesen komme, da unsere Weltordnung mathematischen Gesetzmässigkeiten unterliege».84 So kann Wissen das Zurechtfinden und Sicherheit in der Welt ermöglichen und dieses uns eigentlich mitgegebene Lernbedürfnis erklären.

Dilts beschreibt die schöne Art, wie einem Kind mit einer Lernbehinderung mit der bisherigen Strategie des Abzählens mit den Fingern beigebracht wurde, grössere Zahlen zusammenzuzählen: «‹Ich habe eine Idee! Egal, um was für zwei Zahlen es geht, in jedem Fall bist du die grössere Zahl, und die kleinere Zahl zählst du an den Fingern ab. Wenn es um die Dreizehn und die Vier geht, dann bist du die Dreizehn. Halte jetzt einmal vier Finger hoch und zähle.› […] ‹Gut. Was ist hundertfünfundzwanzig und sieben?› Zuerst zögerte das Kind. Die Zahlen erschienen ihm so ‹gross›. Der Psychologe erinnerte den Jungen. ‹Du bist die Hundertfünfundzwanzig. Halte jetzt sieben Finger in die Höhe und zähle.› ‹Hundertzweiunddreissig›, kam die erfreute Antwort […]. Als Nächstes wurde dem Jungen klar, dass man selbst beim Addieren vielstelliger Zahlen nie mehr als zwei Zahlen auf einmal zu addieren braucht, vorausgesetzt, man lernt, überzählige Zehner auf die nächste Stelle (links) zu übertragen. Plötzlich konnte dieses Kind, das nie zuvor Zahlen hatte addieren können, deren Summe höher als zehn gewesen war, mehrstellige Zahlen addieren […]. Ich glaube, da war noch etwas anderes, sehr Subtiles, das sehr wichtig war: dass der Lehrer das Kind aufforderte, sich mit den grossen Zahlen zu identifizieren. ‹Ich bin die grosse Zahl.›»85

Ein Beispiel für den Rückgriff auf eine sichere Lernerfahrung ist folgende Geschichte: Der Hypnosetherapeut Milton Erickson brachte einer Patientin und Bäuerin im Ruhestand das Schreiben und Lesen bei, indem er ihr zeigte, dass sie alles dazu notwendige Wissen schon zur Verfügung hatte und nur Buchstaben wie ihr bereits bekannte Dinge zusammenzubauen hatte. «Nun machen Sie zwei schräggestellte Zeichen, wie die eine Seite des Dachgiebels des Heuschobers und wie die andere Seite.»86 So erreichte er erfolgreiches Lernen, aufbauend auf dem Gefühl von Beherrschung.

Vorgehen

Einerseits ist es unbedingt notwendig, Lernen mit positiven Gefühlen von Beherrschung und Erfolg zu verbinden. Auf der anderen Seite ist dies nur möglich, wenn der Lernstoff so bearbeitet wird, dass sich diese Gefühle auch einstellen können.

Es ist möglich und unverzichtbar, dieses Gefühl von Beherrschung zu schaffen, indem der Lernstoff reduziert und minimalisiert wird. Für die Förderung von Interesse und Kompetenz ist es sehr bedeutsam, dass der Stoff einfach, d. h. klar statt kompliziert, und anschaulich, d. h. beispielhaft statt abstrakt, vermittelt wird. Konkret bedeutet dies, dass das Lerngebiet so verändert und angepasst werden muss, damit dieses Gefühl entsteht: «Pah, das ist ja total leicht, ich schaff das.»

Es ist notwendig, Wege zu suchen, wie das Lernen und der Stoff eingeteilt werden kann, dass unter allen Umständen, immer (!), bei den Lernenden dieses Gefühl entsteht: «Ich schaff das». Es darf aufs Mal immer nur ein kleines, kurzes, überschaubares Stück gelernt werden und nicht ein Sammelsurium, das überfordert und nur mit Mühe eingeordnet werden kann. Es ist entscheidend, nur so viel zu lernen, dass man ganz sicher ist, das perfekt zu können. Andernfalls geht man zurück, beschränkt sich und wiederholt. Man lernt in kleinen Stücken und Schritten vorwärts, sodass mit der entstandenen Sicherheit, dass man etwas ganz sicher kann, das Dopaminsystem aktiviert ist und keine Abwendung vom Lernen entsteht. Ebenso bedeutet dies, dass Lernmarathons keinen Sinn machen – in erster Linie auch nicht bei Jüngeren.

Es muss nach dem Lernen auf jeden Fall, ganz sicher das Gefühl da sein:

Das ist gar nicht viel.

Das ist ganz einfach.

Es ist keine Frage, ich kann das.

Dieser Gefühlszustand muss unbedingt vorhanden sein, andernfalls muss vorher aufgehört werden. Es geht also darum, wenig, dies aber sehr gut zu lernen, damit dieses Gefühl der Kompetenz und der Motivation entsteht: «Ich kann's». Lernen muss also so gestaltet, so einfach sein, dass automatisch der Ausspruch kommt: «Das ist ja total einfach». Dies kann als Bestätigung genommen werden, dass Mastering erreicht ist.

Das Ziel von Lernen ist, dieses gute Gefühl von Kompetenz zu erreichen. Die Herangehensweise, etwas in kleinen Schritten und minimal zu lernen, ist eine Grundvoraussetzung für dieses Gefühl von Mastering, von «Ich kann’s», «Das ist ganz einfach». Diese Erreichung eines Gefühls von Meisterschaft ist die erste Grundvoraussetzung für ein angenehmes und dann auch wiederholtes Lernen.

Es soll nun weiter nicht nur theoretisch beschrieben werden, wie gelernt werden kann und soll, sondern dies soll gezeigt werden. Dann kann Lernen neu gesehen werden. Deshalb geht es im Folgenden um die praktische Verwandlung des Stoffes in Minimales und die theoretische Basis, wie das Gehirn Informationen nach den Prinzipien des Minimalen verarbeitet.

2 DAS MINIMALE
Beispiele für die Verwandlung des Stoffes in minimales Lernen und Mastering

Beim Lernen geht es um das Setzen von minimalen Begriffen und Schlüsselinhalten, die einen später wie Leuchttürme durch das Gebiet leiten werden.

Für die Grundstufe

Mathematik

Multiplikationsreihen

Bei den Multiplikationsreihen handelt es sich um eine Grundfunktion von Mathematik, die allen weiteren Operationen zugrunde liegt und die man beherrschen sollte, wenn Mathematik nachher Spass machen soll.

Da es sich dabei um Rechnungen, beispielsweise 7 x 8 = 56, mit insgesamt 240 Zahlen handelt, ist eine Verkürzung im Sinne einer Minimierung für das Erlernen dieser Operationen hilfreich. Das eigentlich Wichtige und Minimale dieser Rechnungen sind die Resultate, somit also noch 80 Zahlen. Als Beschränkung lässt man daher die Rechnungszahlen und Operationszeichen weg und lernt nur die Endzahlen und -resultate. Für die 8er-Reihe sieht dies folgendermassen aus:

 

nicht:

1 x 8 = 8, 2 x 8 = 16, 3 x 8 = 24, 4 x 8 = 32, 5 x 8 = 40, 6 x 8 = 48, 7 x 8 = 56, 8 x 8 = 64, 9 x 8 = 72, 10 x 8 = 80

sondern:

8, 16, 24, 32, 40, 48, 56, 64, 72, 80

Diese Folge sieht schon sehr viel überschaubarer und bewältigbarer aus.

Weiter kann man dann auch sehen, dass die Zahlenfolge sich auf der Einerstelle immer um 2 reduziert, d. h., es geht immer 2 Zahlen herunter, also:

86, 24, 32, 40, 48, 56, 64, 72, 80

Dies vereinfacht das Lernen der Reihe weiter, weil es sich so eigentlich nur noch um ein Retourzählen um 2 handelt. Einige «sehen» diese Zahlen auch in der Reihe.

Wenn man weiter bei 40 eine Pause macht und das als Halbzeit bezeichnet, ist das Ende schon in Sicht und ein allen Sportlerinnen und Sportlern bekannter Begriff und eine angenehme Verbindung zum Spiel gegeben. Damit wird die Reihe in zwei kleine, gut aufnehmbare Einheiten zerlegt (und der Zerlegung von Lernmengen in Sequenzen kleiner als 7 oder 5Genüge getan)87:

86, 24, 32, 40 und 48, 56, 64, 72, 80

Eine schwierigere Reihe ist die 7-er Reihe:

7, 14, 21, 28, 35, 42, 49, 56, 63, 70

Mit Halbzeit 35 ist diese schon überschaubarer:

7, 14, 21, 28, 35 Halbzeit 42, 49, 56, 63, 70

Weiter kann man bei dieser Reihe sehen, dass eine Besonderheit und Einfachheit darin besteht, dass in zwei Zehnern zwei Zahlen «wohnen», was bei einer hohen Zahl wie 7 eine doch bemerkenswerte Tatsache für eine Multiplikationsreihe darstellt:

21, 28

und

42, 49

Und schon sieht diese Reihe noch einfacher aus:

7, 14 21 / 28 35 Halbzeit 42 / 49 56, 63, 70

Über die 9er-Reihe ist nicht viel zu sagen:

Diese Reihe geht auf der Seite der Einer einfach immer um eine Zahl herunter und auf der anderen Seite, bei den Zehnern, immer eine Zahl hoch. Wie eine Wippe, eigentlich doch wie ein Spiel, und es ist nichts weiter zu tun, als rückwärts- und vorwärtszuzählen:

9, 18, 27, 36 usw.

Um sich an die 3er-Reihe zu erinnern und um diese bildhaft zu sehen, kann die Anordnung der Tasten auf den Telefonen genommen werden:

1 2 3

4 5 6

7 8 9

Dabei wird in der hintersten Reihe von oben nach unten begonnen: 3, 6, 9,

dann in der mittleren Reihe, zu den 10ern, die 2, 5 und 8 angehängt: 12, 15, 18,

und schliesslich wird in der letzten Reihe, zu den 20ern, die 1, 4 und 7 angehängt: 21, 24, 27.

Nicht zu vergessen ist, dass für alle Reihen gilt, dass 1 x … und 10 x … der betreffenden Reihe von Beginn weg nicht zu beachten ist, da diese Resultate sowieso klar und einfach sind.

Weiter gibt es dann noch die Möglichkeit der Wahrscheinlichkeit und des Ratens. Ist die Halbzeit zusätzlich ein Begriff und eine Hilfe der Strukturierung, fallen einem auch sehr schnell 6 x 8 ein, da dies ja das erste Resultat nach der Halbzeit ist. Dies macht ein Auswendiglernen von 6 x 8 = 48 unnötig. Sicher ist es weiter möglich, zu raten, dass 3 x 8 wohl eher 24 als 32 oder 16 ergibt.

Für eine Strukturierung des Lernens ist auch erleichternd, bestimmte Inhalte mit Emotionen zu verbinden. Man kann sich also z. B. sagen: «Ich lerne die schwierigste Rechnung», z. B. 7 x 8 = 56. Man wird sich dann leicht erinnern, weil eine zusätzliche Erinnerungsspur gelegt wurde. Oder man sagt sich: «Die 5er-Reihe lerne ich gar nicht, weil die so einfach ist.»

Nun kann man diese Reihen bzw. Resultate auf Zeit, z. B. in 5 Sekunden, lernen, um dies effizient zu gestalten und keine Langeweile entstehen zu lassen.

Schriftliches Rechnen

Hier ist es hilfreich und schön, bei jüngeren Kindern mit Bildern zu arbeiten.

Bei der Multiplikation beispielsweise kann man zunächst erklären, dass man alles Grosse und Schwierige immer aufteilt, um es überhaupt lösen zu können und einfacher zu machen. Man isst einen Apfel ja auch nicht aufs Mal und würde sich sonst den Mund ausrenken. Bei 83 x 24 =

kann man je nach Interessengebiet des Kindes z. B. erklären, dass man – wie ein Pferd – mit der 3 zuerst zur 4 und dann zur 2 springt, um zu rechnen, und dann mit der 8 zuerst zur 4 und dann zur 2 geht. Dabei wäre es einfach unfair, eine Zahl auszulassen. Dieser Hinweis kann Kindern einleuchten und sie erinnern, denn für sie ist Fairness ein vertrautes, sehr wichtiges Gesetz.

Bei der Division wird ähnlich vorgegangen, und auch hier wird in kleinen Teilen gearbeitet, bis sehr einfache Rechnungen entstehen. Es wird nur ein Teil nach dem anderen genommen. Wie beim Regen lässt man einen Tropfen, eine Zahl nach der anderen herunterfallen – wie dies die Divisionszeichen zeigen, die ja mit ihren Punkten an Regentropfen erinnern. Wird für die Kinder diese Operation mit dem Konzept von Tropfen, Wasser-, Regentropfen verbunden, wird klar, dass aufs Mal nur eine Zahl herunterzunehmen ist. Tropfen fallen ja auch immer einzeln und nicht zu zweit oder in Gruppen, sonst handelt es sich dabei nicht mehr um Tropfen, sondern um ein Rinnsal:

840 :4 =

8 : 4 = 2

4 : 4 = 1

0 : 4 = 0

= 210

Umfangreichere Rechnungen

Und auch anhand von Rechnungen, die schon nach sehr viel aussehen, wie

426 + 231 =

kann man erklären, dass Mathematik etwas Einfaches sein kann, da man, genau genommen, nur mit den Zahlen von 0 bis 9 arbeitet, einfach aufgeteilt in kleine Pakete. Dies sieht dann so aus (wissen muss man noch, dass es einen zugewiesenen Platz für die Einer, Zehner, Hunderter usw. gibt):

426 + 231 =

6 + 1 = 7

2 + 3 = 5

4 + 2 = 6

= 657

Etwas mehr Respekt abverlangen könnte:

923 + 587 =

Auch hier sind nur die Zahlen von 0 bis 9 vorhanden. Sobald man aber sieht, dass die Zahlen, die an der gleichen Position stehen und so zusammengehören, grösser sind und zusammen 10 übersteigen, ragen sie in die nächste Position hinein und müssen dort als Gäste berücksichtigt werden. In diesem obigen Beispiel machen 3 und 7 eine 10, sodass die 1 als Gast zu 2 und 8 stösst, die dann alle zusammen 11 geben und diese 1 dann wiederum zur Position 9 + 5 kommt, was dann die 15 ergibt.

= 1510

Weiter auch

923 – 587 =

Hier braucht ein Rechnen auf der Position «Wie viel gibt 7 auf 3?» auch mehr Platz, als ihm zusteht, und eine Erweiterung auf 13; d. h., es wird wieder fremdes Gebiet betreten und diese 1 von der 13 darf nicht verloren gehen und kommt zur 8 dazu, was bedeutet, es geht weiter mit 9 auf 2, wo wir wieder eine 1 holen müssen und eine 12 hervorzaubern, die dann aber ihre 1 auch zur 5 wieder zurückgeben muss:

= 336

Und man kann dann auch etwas raten, und es macht noch mehr Spass … Es muss ja auch nicht alles richtig sein! Und tut man das oft, «sieht» man vielleicht der Rechnung das Resultat bald schon an.

Deutsch

Lesen ist eine Schlüsselkompetenz – und muss regelmässig geübt werden. Über Bücher oder Internet werden Erfahrungen der Menschen weitergeben, ob über Physik, Sport, Sprachen oder Liebe … Wir haben weder die Zeit noch die Möglichkeiten, uns dieses Wissen anders, z. B. in persönlichen Gesprächen, zu erschliessen. «Lesen ist Grundvoraussetzung für das Lernen und für die Teilhabe an einem verantwortlichen Leben.»88

Es ist weiter so, dass beim Lesen auf einfache Art nebenbei und unbemerkt Orthografie und Grammatik gelernt werden. Deshalb soll so viel wie möglich und alles Mögliche gelesen werden.

Orthografie, Rechtschreibung

Zunächst ist eine einleuchtende Erklärung vonnöten, wieso Orthografie existiert und gelernt werden soll. Die Orthografie ist eigentlich nur eine Übereinkunft, dass alle Menschen dieselben Wörter auf dieselbe, festgelegte Art schreiben. Man kann sich dabei auch vorstellen, dass ganz andere Übereinkünfte hätten getroffen werden können, und kann sich auch überlegen, welche Übereinkünfte man selbst gerne getroffen hätte. Die geltende Orthografie und Schreibweise der Wörter ist zwar abgeleitet und geschichtlich gewachsen, aber es besteht auch eine gewisse Willkürlichkeit, und in Duden-Revisionen werden die Regeln auch wieder abgeändert und angepasst. Diese Übereinkünfte der Rechtschreibung erleichtern und beschleunigen das Lesen sehr. Es werden dann nicht mehr einzelne Buchstaben gelesen, sondern das Wort wird auch in seinem Bild und seiner Form «gesehen».89 So wird beim Lesen bei einem Wort wie «Haus» oder «Schiff» schliesslich nur der Anfangsbuchstabe, vielleicht die Endung und die Wortform angeschaut. Bei einem Wort wie «lachen» kann dies auch der Anfangsbuchstabe und dessen Mittelform sein. Man erkennt dann das betreffende Wort wie einen alten Freund sehr schnell, und darum muss dieses auf die immer gleiche Art, eben richtig, d. h., wie alle es vereinbart haben und machen, geschrieben werden. Dann kann sehr schnell, ohne Mühe gelesen werden, indem man sich nur schnell an alte Freunde erinnern lässt.

Man kann auch mit dem Folgenden trösten: «Es gibt im Deutschen eine Gruppe von etwa fünfzig Wörtern, die in dem gesamten Schriftmaterial ein Drittel der Textmenge repräsentieren. Theoretisch gesagt: Jedes dritte Wort, das Sie lesen, ist eines aus dieser Gruppe von genau fünfzig. Wir nennen sie Arbeitspferdewörter.»90

Es sollte klargemacht werden, dass es bei der Orthografie nur um ein paar Grundregeln geht, wie u. a. die Dehnung, das Schreiben mit ie (wo nach einem i ein e beigefügt wird) oder die Verdoppelung von Konsonanten (bei der man einen zweiten Buchstaben dazuschreibt, wie z. B. «ss» bei «Wasser»).

Es können dann auch die wichtigsten Besonderheiten der Orthografie im Deutschen, die man beim Sprechen nicht hört, aufgelistet werden, wie z. B.

ein verdoppelter Konsonant

ein eingefügtes e

ein eingefügtes c

ein eingefügtes h

Damit das einfach gelernt werden kann, können den Kindern Wörter diktiert werden, z. B. 10 Wörter, d. h. eine sehr kleine, überschaubare Menge an Wörtern. Dabei wird gesagt: «Passt auf, es wird überall ein ‹ie› geschrieben, ausser bei einem Wort.» Das heisst, die Kinder wissen: «Ich mache 9 / 10 sowieso richtig und kann nur einen Fehler machen. So kann es spannend werden, dieses eine Wort mit ‹i› zu finden», also:

Lied

Wiese

lieber

wieder

dieser

sieben

wie

wiegen

Licht

niemand

Es ist klar, was die Kinder machen müssen. Es wird so auch eine implizite Anleitung gegeben: «Du musst aufpassen, ob nach einem i noch ein e kommt», die auch dem entspricht, was das Gehirn später genau so tun soll. Es handelt sich also um eine Anleitung, wie später das Gehirn und Könner vorgehen. Also: «Ich passe bei bestimmten Buchstaben auf und weiss ein paar minimale Regeln.» Später können in dieser diktierten Liste zwei, drei Wörter mit anderer Schreibweise dazugenommen werden bis zu einer Liste, die gemischt ist. Bei Kindern, die damit unterfordert sind, kann leicht festgestellt werden, dass diese auch so gelernt haben, einfach schon früher.

Wenn es z. B. um die Verdoppelung von Konsonanten geht, kann man ebenso eine überschaubare Liste von 10 Wörtern diktieren mit folgendem Hinweis: «Du bist der Detektiv (oder die Detektivin), alle Wörter haben eine Konsonantenverdoppelung. Du weisst, dass diese Doppelkonsonanten länger, schärfer usw. ausgesprochen werden. So entscheidest du, wo diese Verdoppelungen vorkommen.» Dabei wird den Lernenden nicht kompliziert und ausführlich beigebracht, dass es Konsonantenverdoppelungen gibt, sondern dieses Konzept wird im Rahmen eines Spiels als selbstverständlich eingeführt; und dies gleicht spannender Detektivarbeit:91 «Du bist ein Detektiv und suchst diese Verdoppelungen.»92 Man hat damit mit Leichtigkeit klargemacht, dass es diese Konsonantenverdoppelungen gibt und dass es nur ein interessantes Spiel ist, herauszufinden, wo diese sind. Und weiter bedeutet dies auch: «Immer wenn dir diktiert wird oder du selbst schreibst, kannst du dich daran erinnern: Du kannst dich auf die Suche machen als Detektiv oder Detektivin, der bzw. die Verdoppelungen findet. Du bist wie ein Detektiv, der einen Dieb überführt.» Es wird dabei auch erfahren: «Es ist einfach, ich mache keine Fehler, ich muss nur schauen, wo die Verdoppelungen sind.» Die Tatsache, dass es Verdoppelungen gibt, ist implementiert: «Es gibt Verdoppelungen; ich muss beim Schreiben nur schauen, wo.»

 

In jeder Sprache existiert eine Reihe von Wörtern, die speziell schwierig, kompliziert, uneinleuchtend und vielleicht unsinnig zu schreiben sind. Diese als Liste zu sehen, ist zunächst schon eine Unterstützung, weil man dann davon ausgeht, nicht bei jedem Wort in der Muttersprache überlegen zu müssen, wie man es schreibt – sondern man weiss, dass es sich nur um wenige handelt.


Zu dieser Liste gehören im Deutschen z. B.quälen
spazieren
Eifersucht
und Rhythmus, als überaus schwieriges Wort

Bei einem Kind, das Orthografie zu lernen hat, kann es auch wieder Sinn machen, die Aufgaben auseinanderzunehmen. Man erlaubt also z. B. dem Kind, so unleserlich wie gewünscht zu schreiben, solange dies noch irgendwie lesbar ist; nur die Buchstaben müssen richtig sein.

Die Erfahrung, dass etwas richtig geschrieben werden muss, um zum gewünschten Ziel zu gelangen, können die Kinder dann auch im Internet mit Suchmaschinen machen.

Бесплатный фрагмент закончился. Хотите читать дальше?
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»