Der Tänzer

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„Was denn? Etwa, dass du noch nie geduscht hast?“, meinte Viktor schmunzelnd. „Blödmann!“, schluchzte Chris und musste doch lachen. „Bitte, gib mir noch ein wenig Zeit, ja?“ „Okay“, meinte Viktor langgezogen. „Dann gehe ich jetzt duschen, ja? Sonst ist der blöde Flieger auch weg!“ Chris nickte und nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, ging er zurück ins Schlafzimmer, zog sich die Jogginghose und Viktors T-Shirt an und wartete auf ihn. Zu seiner Verblüffung kam Viktor bereits fertig angezogen, aus dem Nebenraum. Er war frisch rasiert und trug einen eleganten, dunkelgrauen Geschäftsanzug, natürlich maßgefertigt. „Wow!“, machte Chris, „siehst du gut aus! Du bist echt, ein super schöner Mann, voll krass, Alter!“ Viktor lachte erst einmal kurz auf. „Echt? Dann mach ich was her? Muss ich nämlich!“, meinte er leicht unsicher. „Das schaffst du schon“, sagte Chris zuversichtlich und seufzte dann wieder. „Ich kann es gar nicht erwarten, bis du wieder da bist! Du rufst mich doch an, ja?“ Viktor hob beide Augenbrauen. „Tja, Schatz, das würde ich ja gerne, aber ich habe deine Nummer nicht!“, sagte er überheblich grinsend. Chris sah ihn verlegen an. „Ich kann sie dir geben“, nuschelte er betreten. „Ach? Ich dachte, du weißt sie nicht?!“, sagte Viktor erstaunt. „Doch, hab sie auswendig gelernt“, wisperte Chris. „Ach! Jetzt erst, oder wusstest du sie damals schon?“ Chris nickte leicht. „Wusste sie schon!“ „Dann hast du mich angelogen!“, sagte Viktor und zeigte anklagend auf ihn. „Höchstens geschwindelt“, murmelte Chris und zog den Kopf ein. „Du kleines Miststück! Du hast mich tatsächlich verarscht!“, rief Viktor und sah ihn schockiert-belustigt an. „Hast dir gedacht, ich bums den Alten mal kurz durch und tschüss!“ „So ähnlich?“, antwortete Chris, leicht schmunzelnd und sah ihn lieb-bittend, an. „Ich gebe meine Nummer nie beim ersten Date her“, sagte er dann ernst. Viktor winkte ihn heran. „Herkommen, sofort!“, befahl er und Chris trottete heran. Viktor legte seine Hände an dessen Hüften und schüttelte ihn kurz. „Du lügst mich nie wieder an! Auch nicht schwindeln, kapiert? Sonst setzt es wirklich was! Chris, so war ich hier stehe, ich verhau dir den Hintern!“ Chris zog zuerst etwas den Kopf ein, doch dann viel er ihm stürmisch um den Hals. „Ja, das darfst du! Du darfst alles mit mir machen, was du willst, wenn du wieder da bist! Auch duschen! Ich verspreche es dir!“, schluchzte er wieder den Tränen nahe. „Schatz, ist ja gut“, sagte Viktor beruhigend, „komm, lass uns nach unten gehen, ja? Aber zuerst, deine Nummer!“ Er schob ihn von sich, nahm sein Handy und sah ihn erwartungsvoll an. Chris sagte die Zahlenreihe auf und Viktor tippte mit. „Ok, wir werden sehen!“, meinte er, „wehe, sie stimmt nicht!“ „Na hör mal, ich bin doch nicht doof“, antwortete Chris schon wieder etwas schnippisch. Viktor nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Unten trafen sie sogleich auf Viktors Haushälterin und die blickte überrascht von ihrer Arbeit auf. „Guten Morgen, Karla“, sagte Viktor gutgelaunt. „Oh, Viktor, Sie sind noch da?“, fragte sie erstaunt. „Wollten Sie nicht nach China?“ Das Radio dröhnte im Hintergrund und Viktor runzelte kurz die Stirn. „Ähm, ja! Ich fliege erst heute Nachmittag!“, antwortete er laut. „Und dieser nette, junge Mann ist Chris! Er ist mein neuer Freund und wohnt ab heute sozusagen hier“, fügte er wie nebenbei und völlig selbstverständlich hinzu, legte dabei seinen Arm um Chris` Taille und grinste ihn an. „Ach!“, machte Karla im ersten Moment nur und sah sie beide noch überraschter an. Dann streckte sie Chris prompt die rechte Hand hin. „Tja dann, ich bin Karla, Viktors gute Seele, wie er immer sagt! Herzlich willkommen!“, sagte sie erfreut und schüttelte Chris kräftig die Hand. Sie war eine recht flott

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aussehende Mitvierzigerin, sportlich schlank und trug eine jugendliche Kurzhaarfrisur, feuerrot gefärbt, mit schwarzen Spitzen. Auch ihr Gesicht war nicht gerade dezent geschminkt und wirkte eher, als wäre sie gerade auf dem Weg in die Disco, doch alles in allem, passte es zu ihr. „Ähm, hallo“, gab Chris ein wenig scheu zurück. „Na dann, bis demnächst“, meinte Viktor noch immer grinsend, gab Chris tatsächlich einen kleinen Kuss auf die Wange und führte ihn mit sich. „Musste das sein?“, zischte Chris ihm zu, als sie in die Garage traten. „Was die jetzt wohl denkt!“ „Na was wohl? Dass wir ein Paar sind“, antwortete Viktor achselzuckend. „Schatz, Spätestens wenn sie unsere völlig versauten Laken abzieht, wird sie`s definitiv wissen!“ „Oh Gott!“, rief Chris entsetzt und errötete bis unter den Haarwurzeln. „Wieso hast du nichts gesagt? Sie macht auch deine Wäsche?“ „Ja, sicher! Sie putzt, wäscht, räumt auf, kümmert sich um Haus und Garten und geht sogar für mich einkaufen, wenn ich ihr einen Zettel hinlege! Ich bin ja meistens schon weg, wenn sie kommt, sie ist wirklich ein Schatz und ich bin froh, dass ich sie habe“, antwortete Viktor und stieg ins Auto. „Aber was wird sie jetzt denken?!“, wiederholte Chris händeringend. „Na, dass wir es ganz schön getrieben haben“, meinte Viktor schmunzelnd, „bei den Spermaflecken, die du in die Laken gepfeffert hast!“ „Blödmann!“, blaffte Chris ihn an, „und du, hm?“ „Meine sind schön brav ihm Gummi gelandet und wurden im Mülleimer entsorgt, die meisten jedenfalls! Einiges davon, hast du auch geschluckt, aua!“, machte Viktor dann überrascht, als Chris ihm wieder fest auf den Oberarm boxte. „Was?“ „Du bist so ein Arsch!“, blaffte Chris und schnallte sich an. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das Bett abgezogen! Hoffentlich begegne ich ihr nicht so schnell wieder, ich würde vor Scham, im Erdboden versinken!“ Viktor sah ihn leicht schräg an und räusperte sich leise. „Jetzt sag bloß nicht, sie hätte schon ganz andere Dinge gesehen“, zischte Chris, „dann baller ich dir eine! Echt, Alter!“ Viktor hob nur seine Augenbrauen und biss sich auf die Unterlippe. Er drückte auf den Garagentor Öffner und startete den Wagen. „Sie muss ja jetzt einen schönen Eindruck von mir haben“, meckerte Chris weiter. „Na ganz bestimmt! Äh, ich meine, du siehst ja auch schön aus“, meinte Viktor, „und wieso machst du dir eigentlich so viele Gedanken?“ „Hallo?! Entschuldige, dass ich nicht so freizügig damit umgehe, wie du! Muss ja nicht jeder gleich wissen, dass ich schwul bin!“, antwortete Chris eingeschnappt und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Also ganz ehrlich, ich verstehe dich nicht“, erwiderte Viktor und lenkte den Porsche die Auffahrt entlang, „du bist mit einem Mann zusammen, deine Eltern wissen von deiner Homosexualität und heißen es gut, was kümmert dich da, der Rest der Welt?!“ „Sehr viel! Ich will es einfach nicht, kapiert?! In meinem Freundeskreis und in der Schule, weiß es keiner und so soll es auch bleiben!“, schnappte Chris aufgebracht zurück. „Ach? Und Phillip?“ „Was hat der damit zu tun? Von dem weiß keiner was, außer meiner Familie!“, erwiderte Chris, etwas ruhiger. „Aha!“, meinte Viktor nur und verzog seinen Mund. „Was, aha? Und wieso ziehst du jetzt so `ne Schnute?“, fragte Chris und machte das Radio an. Viktor zuckte mit den Schultern. „Naja, dann werde ich jetzt wohl auch geheim gehalten“, sagte er leicht beleidigt. „Von mir aus, kann es jeder wissen, dass ich mich in dich verliebt habe! Ich werde jedenfalls kein Geheimnis daraus machen!“, brummte er.

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Chris verdrehte genervt seine Augen. „Oh Mann, Alter, boah eh! Krieg dich wieder ein!“ Sie fuhren eine ganze Strecke geradeaus und keiner sagte mehr ein Wort, bis Viktor an einer roten Ampel anhielt. „Wo muss ich eigentlich lang?“, fragte er schließlich. „Hm?“ „Na zu dir, nach Hause?“, meinte Viktor. „Fahr mich einfach, in die City! Von da, nehme ich den Bus“, antwortete Chris. „So ein Blödsinn! Ich fahre dich selbstverständlich, nach Hause!“, erwiderte Viktor gereizt. „Nein!“ Chris atmete tief durch und sah ihn an. „Bitte Viktor, fahr mich einfach zum Busbahnhof, ja?“ „Damit die lieben Nachbarn nichts mitbekommen, ja?“, murmelte Viktor zynisch. „Viktor! Ok, ja, dass auch! Aber erstens, ist meine Mum bestimmt schon wieder auf hundertachtzig und sieht wahrscheinlich schon die ganze Zeit aus dem Fenster…“ „Na dann, könnte ich mich doch gleich bei ihr vorstellen“, fiel Viktor ihm ins Wort und Chris sah ihn entsetzt an. „Bloß nicht!“, sagte er schnell, „nein, nicht wegen dir!“, meinte er dann hastig, „lass mich doch mal ausreden! Mann! Also, wenn wir uns jetzt dann verabschieden“, er sprach nun wesentlich leiser und schluckte, „dann muss ich sicher wieder heulen!“, sagte er und schluckte nochmals an dem Kloß, in seinem Hals. „Viktor, bitte, ich glaube, es ist besser, wenn wir es einfach ganz schnell machen und ich dann erst mal zur Ruhe kommen kann. Bitte.“ Er sah ihn mit schräggelegtem Kopf an und Viktor seufzte erst einmal. „Schatz“, sagte er dann, „es sind nur ein paar Tage!“ „Ja! Aber vielleicht überlegst du es dir dann anders! Ich habe einfach nur Angst, dass du dann…“ Chris konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und schluchzte Herz zerreißend auf. Viktor setzte den Blinker, fuhr rechts ran und stoppte abrupt. Der hinter ihm Fahrende machte eine Vollbremsung, hupte kurz und zeigt ihm beim Überholen einen Vogel, doch Viktor achtete nicht darauf. Er beugte sich zu Chris hinüber und küsste ihn sanft. „Chris, Liebling, ich liebe dich!“, sagte er mit Nachdruck, „und ich werde dich immer lieben! Egal, was kommen mag, bitte, glaube mir!“ Er schnaufte tief durch. „Du denkst doch nicht im Ernst, dass ich so einen fetten Fisch wie dich, jemals wieder loslasse, hm?“, meinte er dann und sah ihn schelmisch an. Chris biss sich auf die Lippen. „Wirklich?“ „Chris! Niemals! Du bist die Liebe meines Lebens! Wenn ich mich je einer Sache sicher war, dann diesmal! Bitte, ganz egal was auch geschieht, denke immer an den Scheiterhaufen! Damit habe ich alles hinter mir gelassen und nur noch wir beide zählen, von nun an!“, erwiderte Viktor felsenfest. Chris holte tief Luft. „Viktor, ich“, er schluchzte wieder verzweifelt, „ich muss dir etwas sagen!“ Viktor nahm ihn in seine Arme und küsste ihn lange. „Liebling, was es auch sei, es ist vorbei! Ich werde dich immer lieben!“ Chris schlang seine Arme um ihn und drückte sich fest an ihn. „Bitte, Viktor, hab` ein bisschen Geduld mit mir“, stammelte er verzweifelt. „So viel, du brauchst“, antwortete Viktor und strich ihm die Haare zurück. „Mein kleiner Frechdachs!“ Im Radio lief `love me like you do´ von Ellie Goulding und beide mussten lachen.

 

Nachdem er Chris beim Busbahnhof abgesetzt hatte, fuhr Viktor zu ihrem Bürogebäude und parkte den Porsche in der Tiefgarage. Mit gemischten Gefühlen betrat er den Aufzug und fuhr hinauf in ihre Etage. Er schnaufte tief durch und ging geradewegs in Vincents Büro. „Hi“, begrüßte er ihn locker und sah ihn verlegen grinsend an. Vincent sah ihn an, wie ein Gespenst. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, sagte er ungläubig, „was machst du hier?“ „Ich habe mein Flugzeug verpasst“, antwortete Viktor.

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„Wie bitte?!“ Vincent starrte ihn noch immer an. Viktor hob beide Schultern. „Weiß auch nicht, hab` einfach vergessen, den Wecker zu stellen“, sagte er unschuldig. „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, brauste Vincent auf. „Wieso?!“ „Naja, ich war mit Chris zusammen und habe es einfach vergessen“, antwortete Viktor. „Hast du dir den Verstand weg gevögelt, oder was?!“, schrie Vincent fast. Viktor nahm etwas den Kopf zurück. „So ähnlich“, meinte er nur, „jedenfalls war ich noch nie so ausgelaugt! Der Kleine ist echt unersättlich!“ „Sag mal, spinnst du?“, schrie Vincent jetzt wirklich. „Du weißt genau, wie wichtig dieser Auftrag ist! Und du kommst einfach hier hereingeschneit und sagst, hi! Viktor!“ „Jetzt mach mal halblang und komm wieder runter“, winkte der lässig ab. „Ich habe schon einen neuen Flug gebucht und bin praktisch schon weg!“ sagte er und warf lässig sein Handy auf Vincents Schreibtisch. „Wollte mich nur noch mal bei dir melden und dir Bescheid sagen! Mann, Alter!“ Vincent konnte es nicht fassen. „Was ist mit dir los?“, fragte er ungläubig, „sag mal, wie redest du denn daher? Bist du noch ganz bei Sinnen?“ „Ich glaub nicht“, winkte Viktor wieder lächelnd ab, „oder, doch! Ich glaube, ich war noch nie so bei Sinnen, wie jetzt! Vincent! Ich“, er hob beide Arme in die Luft, „ja! Ich weiß endlich, wer ich bin und was ich will!“, grinste er verzückt. Vincent sah ihn an, als hätte er einen Verrückten vor sich. „Hast du den Verstand verloren oder hast du irgendetwas eingeworfen?“ Viktor lachte auf und schüttelte seinen Kopf. Er stützte beide Hände auf Vincents Schreibtisch und sah ihn verklärt an. „Ich bin verliebt!“, sagte er ernst und ließ sich rückwärts, in den bequemen Stuhl fallen, der vor dem Tisch stand. „Ach du Scheiße“, raunte Vincent, „Viktor? Hallo? Bist du es wirklich?“ Viktor sah ihn schief an und lächelte nur. Er lehnte sich entspannt zurück und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. „Chris hat mir endlich die Augen geöffnet und mir eine völlig neue Welt gezeigt“, sagte er beinahe ergriffen. „Ich habe alles hinter mir gelassen! Wirklich, alles!“ Vincent starrte ihn an. „Was soll das heißen?“, fragte er argwöhnisch und Viktor erzählte ihm alles. Vincent hörte schweigend zu und hob schließlich völlig ungläubig seine Augenbrauen, als Viktors Beichte endete. „Er hat dir wirklich seinen Finger, in den Arsch gesteckt?“, fragte er fassungslos. Viktor nickte grinsend. „Und ich sage dir, das war phänomenal! Der geilste Orgasmus, den ich je hatte!“ „Ich kann es nicht glauben“, sagte Vincent völlig neben sich, „und du hast dich von ihm fesseln lassen?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Also ganz ehrlich! Entweder hat dieses kleine Aas dir `ne Gehirnwäsche verpasst oder du bist gar nicht Viktor und ich sitze hier einem Alien gegenüber!“, meinte er dann abfällig und Viktor lachte herzlich auf. „Oh, Vincent! Weder noch! Glaube mir! Ich habe mich noch nie so sehr als ich selbst gefühlt, wie jetzt! Alles, was vorher war, ist mir völlig gleichgültig geworden! Das war doch nur eine Verirrung! Oder ist das Leben, das du führst, wirklich dein Ziel? Also meines sicher nicht! Wir haben uns doch nur aus Langeweile darauf eingelassen, weil wir völlig übersättigt waren, von unserem Leben!“, ereiferte er sich. „Und jetzt bin ich endlich aufgewacht und habe den wirklichen Sinn meines Lebens, gefunden!“ Vincent schüttelte noch immer seinen Kopf. „Und das ist diese kleine Schwuchtel?!“, sagte er rau. „Chris!“, gab Viktor eindringlich zurück und dieses Mal lachte Vincent auf, allerdings sehr zynisch. „Meine Güte, Viktor! Das kann nicht, dein Ernst sein! Du verarschst mich! Diese schwule Fotze?!“, rief er aufgebracht. „Vincent, ich warne dich! Nenne ihn nicht so! Sein Name ist Chris!“, raunte Viktor ermahnend zurück.

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„Chris“, wiederholte Vincent spöttisch, „verdammt, nochmal! Hat der dich unter Drogen gesetzt?! Der fickt doch mit jedem herum! Oder denkst du, dass er diesmal auf dich wartet? Sobald du weg bist, wird er sich an einen anderen ranmachen! Das schwör ich dir! Oder hast du vergessen, wie es mit ihm bei eurem ersten Date lief? Der ist sofort mit dir in die Kiste gesprungen und danach hatte er gleich den nächsten! Er ist `ne Fotze! Und was für eine!“, schrie er Viktor wütend an. „Hast du selbst nicht gesagt, dass er mit jedem mitgegangen wäre?“ Viktor zuckte kurz mit seinen Augenlidern. „Ok, er ging vielleicht ein wenig leichtfertig mit diesen Dingen um, aber das ist nun vorbei! Wir lieben uns und sind von nun an, fest zusammen! Außerdem kannte ich ihn da noch nicht so, wie jetzt!“, versuchte er es zu rechtfertigen. „Leichtfertig?“, lachte Vincent auf. „Du hast noch vor ein paar Tagen, ganz anders über ihn gedacht und geredet! Oh ja, klar, das war bevor er dir das Hirn rausgevögelt hat!“, erwiderte er spöttisch. Viktor senkte kurz seinen Blick. „Vincent, das ist vorbei und vergessen! Ich liebe ihn! Ob dir das nun passt, oder nicht!“, sagte er ruhig und schnaufte tief durch. „Wieso kannst du dich nicht einfach, mit mir freuen? Du bist mein bester Freund! Und solltest eigentlich zu mir stehen, ganz egal, welchen Weg ich einschlage und in wen ich mich verliebe, dachte ich jedenfalls! Lass uns doch einfach zusammen feiern, wenn ich wieder da bin! Dann kannst du ihn auch kennenlernen und sehen, wie wundervoll er ist!“ „Nein, danke“, schnaubte Vincent, „kein Interesse!“ Viktor atmete schwer durch und stand auf. „Dann tut es mir wirklich leid, um unsere Freundschaft“, sagte er scharf, „aber wenn du Chris nicht akzeptieren kannst, dann wirst du von nun an, auch auf mich verzichten müssen!“ Er drehte sich um und verließ einfach das Büro. Vincent schluckte hart. „Viktor!“, rief er ihm nach, doch der zeigte keine Reaktion. „Das darf doch nicht wahr sein“, murmelte Vincent irritiert, da fiel sein Blick auf Viktors Handy. Er nahm es und tippte es an. Sofort leuchtete es auf und er schüttelte leicht seinen Kopf. „Viktor, Viktor! Nicht mal gesichert, wie leichtsinnig, von dir! Wollen doch mal sehen“, raunte er und klickte auf `Kontakte´. Er suchte Chris Namen, tippte darauf und sofort erschien dessen Nummer im Display. „Na warte, du nimmst mir nicht meinen Freund“, meinte er und notierte die Nummer. Dann klickte er auf die gespeicherten Fotos und grinste. „Wusste ich es doch!“, sagte er, schickte sie auf sein Handy, dann versetzte er das Handy wieder zurück in den Ruhezustand und stand auf. Gerade eben, als er sein Büro verlassen wollte, kam Viktor wieder zurück. „Hab` mein Handy vergessen“, murmelte er und sah ihn kaum an. „Ich wollte es dir gerade nachtragen“, meinte Vincent, leicht betreten. „Hm, danke“, kam es noch immer mürrisch zurück. „Viktor!“, Vincent fasste ihn am Arm, „so warte doch! Lass uns doch noch einmal in Ruhe darüber reden, wenn du wieder hier bist, hm?“, meinte er versöhnlicher. „Hm! Ich wüsste nicht, über was! Ich habe alles gesagt!“, erwiderte Viktor noch immer beleidigt. „Mensch, Vik! Was soll denn das? Wirfst du tatsächlich alles weg? Dein ganzes bisheriges Leben? Sogar unsere Freundschaft? Ist dir überhaupt klar, was du da gerade gesagt hast? Da ist es doch kein Wunder, wenn ich ausgerastet bin“, sagte er und schnaufte tief durch. „Pass auf, wenn du zurück bist, dann sehen wir weiter, ok? Und vielleicht gewöhne ich mich ja doch noch, an deine kleine Schwuchtel“, meinte er einschmeichelnd. „Verzeihung, deinen Chris!“, verbesserte er sich schnell. Viktor sah ihn skeptisch an. „Vincent, das war mein Ernst! Wenn du es nicht akzeptieren kannst, dass Chris und ich uns lieben, dann war`s das jetzt, mit uns und wir gehen zumindest privat, von nun an getrennte Wege! Vielleicht warst du einfach noch nie in deinem Leben so ernsthaft verliebt und kannst es deshalb nicht nachempfinden, wie ich fühle!“ Vincent ließ ihn los und sah ihn schief an. „Jedenfalls war ich nicht dazu bereit, alles dafür einfach wegzuschmeißen und mein ganzes Leben dafür zu opfern! Nicht mal für Hellen, hätte ich das jemals getan!“

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„Wirklich schade“, meinte Viktor bedauernd, „ich hätte es dir und ihr, gewünscht! Aber vielleicht erwischt es dich ja auch irgendwann einmal und ich hoffe, dass du dann auch so glücklich wirst, wie ich es jetzt mit Chris, bin!“ „Und alles aufgeben?“ Vincent schüttelte überzeugt seinen Kopf. „Niemals! Und wer sagt dir, dass ich nicht glücklich bin, so und jetzt? Ich bin vollkommen zufrieden, mit meinem Leben!“ „Das dachte ich auch, bevor ich ihn kennengelernt habe! Zufrieden, ha!“, schnaubte Viktor, „was heißt das schon! Jetzt bin ich wirklich glücklich! Und mir fehlt rein gar nichts, von dem, was ich für ihn aufgegeben habe! Es war, als würde mit all dem Zeug, das ich ins Feuer geworfen habe, auch eine riesige Last von mir genommen und ich trennte mich wirklich gern davon! Du kannst übrigens die Möbel bekommen! Die haben dir doch so gut gefallen! Ich schenke sie dir“, sagte er fast erleichtert. „Das kann nicht dein Ernst sein“, meinte Vincent nur wieder. „Die sind ein Vermögen wert!“ „Na und?“, fragte Viktor achselzuckend, „dir gefallen sie und ich schenke sie dir wirklich gerne! Chris dagegen, mag sie gar nicht und wir richten uns ein ganz neues Schlafzimmer ein, sobald ich wieder da bin!“ Vincent sah ihn ein wenig beschämt an. „Ja, dann also, bis bald“, meinte er betreten, „pass auf dich auf und Viktor, ich verlasse mich auf dich! Du weißt, was davon abhängt!“ „Klar doch!“, antwortete der schon etwas lockerer. „Wird schon schiefgehen! Und dann, feiern wir!“ „Ja! Ganz sicher“, erwiderte Vincent, zögerte noch kurz und zog ihn dann in eine kameradschaftliche Umarmung. „Und jetzt, ab mit dir!“, raunte er und stieß ihn von sich. Sobald Viktor im Aufzug verschwunden war, ging Vincent zurück in sein Büro, machte die Türe hinter sich zu und ließ sich auf schnaubend in seinen Ledersessel fallen. Er nahm sein Handy, speicherte Chris` Nummer ein und rief dann Hellen an. Noch am selben Abend trafen sie sich bei ihr und sie sah ihn erwartungsvoll an. „Nun, mein Schatz, was hast du auf dem Herzen?“, fragte sie auf ihre saloppe Art. Vincent trank erst einmal einen großen Schluck Cognac, lehnte sich zurück und berichtete ihr dann alles. Als er geendet hatte, nippte auch sie an ihrem Glas und sah ihn ungläubig an. „Ich kann nicht glauben, was du da erzählst“, meinte sie, „also, ich bin erstmal sprachlos!“ Vincent nickte. „Genauso, erging es mir! Aber dann, bin ich total ausgerastet, leider! Viktor war völlig behämmert und ließ überhaupt nicht, mit sich reden! Dann haben wir heftig gestritten! Wir!“, sagte er fassungslos, „Viktor ist wie ein Bruder, für mich! Nein, mehr noch! Wir sind in der Tat Seelenverwandte, wenn es sowas überhaupt gibt! Und jetzt kommt dieses Dreckstück, von einer Schwuchtel und drängt sich zwischen uns!“ Er schüttelte heftig mit dem Kopf. Hellen machte einen nachdenklichen Schmollmund. „Das sieht Viktor überhaupt nicht ähnlich“, meinte sie. „Da siehst du es!“, sagte Vincent bestätigt, „das gleiche, habe ich auch gesagt! Ich weiß nicht, was diese Tunte mit ihm angestellt hat, aber er ist nicht mehr, er selbst!“ „Und jetzt?“, fragte sie. „Ich weiß es nicht! Aber ich werde auf keinen Fall, einfach dasitzen und zusehen, wie Viktor in sein Unglück rennt, oder unsere Freundschaft, den Bach runtergeht! Niemals!“, antwortete er wütend. „Dann wirst du dich wohl oder übel, damit abfinden und ihre Liebe akzeptieren müssen“, sagte Hellen. „Liebe?!“, wiederholte Vincent höhnisch, „der hat ihm das Hirn und seinen eigenen Willen, rausgefickt! Viktor hat sich sogar von ihm befingern lassen! Viktor! Er hat zugelassen, dass dieses Miststück ihn fesselt und mit dem Finger in ihn eindringt! Den nächsten Schritt, kannst du dir dann ja denken! Das kann ich nicht zulassen, dass der aus ihm eine Schwuchtel macht!“ Hellen schnaubte kurz zynisch. „Wie willst du das verhindern und eigentlich“, sie zuckte mit den Schultern, „kann es dir doch egal sein. Wenn`s ihm Spaß macht? Du hast doch auch schon mit Kerlen geschlafen“, meinte sie dann.

 

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„Das war ganz etwas Anderes!“, rechtfertigte Vincent sich aufgebracht, „ich habe nicht mit ihnen geschlafen“, sagte er spöttisch, „ich habe sie gefickt!“ Hellen hob etwas genervt ihre Augenbrauen. „Würdest du dich bitte, etwas mäßigen!“ „Seit wann, bist du denn, so empfindlich?“, meinte Vincent überrascht, doch Hellen zuckte nur erneut die Schultern. „Hast du mich, auch nur gefickt?!“, meinte sie dann eingeschnappt. „Baby, was ist denn los, mit dir?“, fragte Vincent, „liegt das am Wetter, dass plötzlich alle um mich herum, wie ausgewechselt sind?“ „Vincent, du bist manchmal, ein richtiges Arschloch! Weißt du das?“, antwortete sie nur und sah ihn fest an. „Ja, ich weiß“, gab er zurück und beide lachten. „Hellen“, sagte er dann, „du weißt, dass du die Einzige bist, die ich je geliebt habe und ich werde dich auch immer lieben! Aber du weißt selbst, dass wir uns letztendlich gegenseitig zerstört hätten!“ Sie seufzte schwer und nickte dann, allerdings eher zweifelnd. „Und, was willst du machen?“, fragte sie erneut. „Ich werde nicht zusehen, dass mit Viktor das passiert! Und dieser Kerl, wird ihn zerstören, da bin ich mir sicher! Viktor weiß im Moment nur vor lauter Geilheit nicht, wo ihm der Kopf steht! Aber was, wenn er plötzlich wieder zu sich kommt, hm? Du hast gesehen, wie er nur darauf reagiert hat, als dieses Bürschchen sich nicht bei ihm gemeldet hat! Und denk an das Drama, mit Lisa! Da wird mir jetzt noch schlecht! Er wollte sie heiraten und Kinder mit ihr kriegen“, sagte er abfällig, „und dann? Hat dieses Miststück ihm Hörner aufgesetzt! Du weißt wie er hinterher drauf war, wochenlang! Der Junge ist einfach zu sensibel, was Beziehungen betrifft“, meinte er dann und schüttelte leicht seinen Kopf. „Hellen, wir müssen etwas unternehmen, bevor es zu spät ist!“ Sie nickte tatsächlich bestätigend. „Ja, du hast recht, wenn ich an Lisa denke, das war wirklich hart! Noch so ein Ding, würde unser Viktorlein nicht verkraften“, antwortete sie und kniff dann nachdenklich ihre Lider zusammen. „Hast du vielleicht die Nummer, von diesem Chris?“ „Ja, hab` ich und noch viel mehr“, antwortete Vincent gedehnt und zeigte ihr die Fotos. „Ist mir vorhin, einfach so zugeflogen!“ „Wow! Das ist ja noch viel besser“, antwortete sie, „lass mich nur machen!“, meinte sie und lächelte vielsagend. Vincent nickte ihr anerkennend zu. „So ist`s recht, mein Hexlein, ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann!“

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