Geniales Essen

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Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Das zweischneidige Schwert

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind eine Art Nahrungsfett, das in unserem Gehirn und unserem Körper allgegenwärtig ist. Die bekanntesten mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die als essenziell gelten, da unser Körper sie benötigt und nicht selbst synthetisieren kann. Daher müssen wir diese Fette über unsere Nahrung aufnehmen.

Zwei der bedeutendsten Omega-3-Fettsäuren sind die Eicosapentaensäure (EPA, von engl. eicosapentaenoic acid) und Docosahexaensäure (DHA, von engl. docosahexaenoic acid). Diese Verbindungen sind gut für das Gehirn und kommen im Fett von Fisch wie Wildlachs, Makrele und Sardine, Krill und bestimmten Algen vor. In kleineren Mengen sind sie auch im Rindfleisch von Tieren aus Weidehaltung und den Eiern von Freilandhühnern zu finden. Während EPA im gesamten Körper entzündungshemmend wirkt, ist DHA die wichtigste und ergiebigste strukturelle Komponente gesunder Gehirnzellen. Eine weitere Omega-3-Fettsäure, die in Pflanzen zu finden ist, heißt Alpha-Linolensäure (ALA). ALA muss in EPA und DHA umgewandelt werden, damit sie von den Zellen genutzt werden kann, der Körper ist dazu jedoch nur stark begrenzt in der Lage und wie effektiv er dabei sein kann, ist von Mensch zu Mensch verschieden (mehr dazu später).

Auf der zweiten Seite der mehrfach ungesättigten Medaille haben wir die Omega-6-Fettsäuren. Diese sind für ein gesundes Gehirn ebenfalls essenziell. Heutzutage enthält die typisch amerikanische Ernährung aber viel zu viel Omega-6-Fettsäuren in Form von Linolensäure. Früher kamen mehrfach ungesättigte Fettsäuren in unserer Ernährung nur in geringen Mengen vor, aufgenommen über vollwertige Lebensmittel, über wenige Jahrzehnte entwickelten sie sich jedoch zu einem bedeutenden kalorischen Anteil in der amerikanischen Ernährung. Sie sind die vorwiegende Art von Fettsäuren, die in Öl auf Getreide- oder Kernbasis vorkommen und die wir heutzutage im Übermaß genießen: Färberdistel-, Sonnenblumenkern-, Raps-, Maiskeim- und Sojaöl.

Die Nacht der lipiden Toten

So sehr mehrfach ungesättigte Fettsäuren auch vom Gehirn begehrt werden, sie sind empfindlich und sehr anfällig für den Prozess der Oxidation. Oxidation tritt auf, wenn eine chemische Reaktion zwischen Sauerstoff (davon haben Sie vielleicht schon gehört) und bestimmten Molekülen stattfindet, bei der ein „Zombie“-Molekül mit einem extrem reaktiven extra Elektron, einem sogenannten freien Radikal eine Verbindung eingeht. Wie reaktiv ist „extrem reaktiv“? Sagen wir so, diese Radikale lassen die White Walkers aus Game of Thrones wie eine pazifistische Hippie-Kommune aussehen.

Das extra Elektron kann mit einem weiteren Molekül in der Nähe reagieren, es in ein zweites freies Radikal umwandeln und damit eine unendliche Kettenreaktion auslösen, die ein heilloses Chaos zurücklässt. Das biochemische Äquivalent zur Zombie-Apokalypse: Ein Molekül beißt und infiziert seinen Nachbarn, sodass eine Horde Untoter entsteht. Der österreichische Naturstoff-Chemiker Gerhard Spiteller, ein Pionier auf seinem Gebiet, beschäftigte sich in seinen Forschungsarbeiten viel mit den Gefahren oxidierter mehrfach ungesättigter Fettsäuren und wies darauf hin,

dass Radikale in der Regel vier Zehnerpotenzen (10 4 = 10.000) reaktiver sind als nicht-radikale Moleküle und dass ihre Aktionen keiner genetischen Kontrolle unterliegen, sondern dass sie fast alle biologischen Moleküle angreifen – Lipide, Proteine, Nukleinsäure (DNA), Hormone und Enzyme – bis die Radikale von Radikalfängern gestoppt werden.

Jede organische Masse ist von dieser Art chemischer Schäden betroffen, siehe z. B. der Rost auf Eisen (Eisen ist auch der Katalysator für den gleichen Prozess im menschlichen Körper, was erklären könnte, warum Männer häufiger und früher Herzerkrankungen bekommen als Frauen, denn sie haben mehr rote Blutzellen und mehr Eisen im Blutkreislauf) oder die Tatsache, dass ein angeschnittener Apfel braun anläuft. Lassen Sie eine Apfelspalte mal ein paar Minuten auf der Küchenanrichte liegen, dann werden Sie sehen, wie schnell diese chemische Reaktion abläuft. Im Körper bedeutet übermäßige Oxidation, dass Entzündungen und Schäden an der Zellstruktur der DNA entstehen. Und man geht davon aus, dass es sich um einen Hauptmechanismus der Alterung handelt.

Der Kampf gegen die Oxidation ist für alle Lebewesen ein ständiges Tauziehen. Unser Körper verfügt, wenn gesund, über eingebaute antioxidative Verteidigungsmöglichkeiten und im Idealfall produzieren wir Antioxidantien – die zuvor erwähnten Radikalfänger – ebenso schnell wie freie Radikale entstehen – oder sogar schneller. (Viele Genius Foods sind unter anderem daher gut für uns, da sie die körpereigene Produktion der Radikalfänger anregen.) Chronische Entzündungen oder Krankheiten wie Diabetes Typ 2 beeinträchtigen unsere Fähigkeit, gegen die Anhäufung von oxidativem Stress anzugehen. Das wird verschlimmert, wenn wir übermäßig Prooxidantien über unser Essen konsumieren. Bereits ein klein wenig oxidativer Stress setzt eine nukleare Kettenreaktion biochemischer Zerstörung in Gang und die Balance ist sehr empfindlich.

Das bringt das Gehirn in eine einzigartige und brenzlige Lage. Verantwortlich für 20 – 25 % des Sauerstoffmetabolismus des Körpers, zum Großteil zusammengesetzt aus diesen empfindlichen mehrfach ungesättigten Fettsäuren und in ein Behältnis gezwängt, das ungefähr die Größe einer Grapefruit hat, könnte es ein größerer Magnet für Oxidation nicht sein. Wenn oxidativer Stress unsere natürlichen antioxidativen Systeme überwältigt, kann das zur Verneblung des Gehirns, Gedächtnisverlust, DNA-Schäden und dem Entstehen bzw. Verschlimmern der Symptome von Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose (MS), Lewy-Körper-Demenz und Autismus führen.

Intakte (nennen wir sie frische) mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind oxidationsanfällig, wenn sie jedoch in ihrem Naturzustand auftreten, enthalten in vollwertigen Lebensmitteln, sind sie mit schützenden Antioxidantien wie z. B. Vitamin E verbunden. Dies ist nicht der Fall, wenn mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Öl auftreten, das hitze- und chemisch behandelt wurde. Wenn solche Öle mit Hitze extrahiert und für die Produktion abgepackter Nahrungsmittel verwendet werden, werden sie zu einem der größten Giftstoffe in unserer Nahrungsversorgung.5 Manchmal befinden sich diese Öle dort, wo man sie erwarten würde, z. B. in industriell gefertigten Salatdressings und Margarine. Manchmal sind sie aber auch versteckt. Süßigkeiten auf Getreidebasis wie Kekse, Kuchen und Müsliriegel, Kartoffelchips, Pizza, Nudelgerichte, Brot und sogar Eiscreme gehören zu den größten Quellen oxidierter Öle in unserer Ernährung.6 Unsere Frühstücksflocken sind damit überzogen, geröstete Nüsse damit bedeckt (außer sie wurden explizit ohne Fett geröstet). Und diese Öle werden uns regelmäßig in Restaurants serviert, wo die Verarbeitung, schlechte Lagerungsbedingungen (monatelanges Aufbewahren in einer warmen Küche) und wiederholtes Erhitzen dazu führen, dass diese hochempfindlichen Fette schlecht werden. Die meisten Restaurants heutzutage frittieren und sautieren Lebensmittel darin, verwenden das gleiche Öl immer wieder und beschädigen es damit jedes Mal mehr – und damit auch uns. Pommes? Tempura-Garnelen? Das köstliche Hähnchenfleisch in Bierteig? Alles Vehikel für diese biochemisch mutierten Öle und für massive Mengen gefährlicher chemischer Verbindungen – die Aldehyde.

Aldehyde sind Nebenprodukte der Fettoxidation und wurden in gesteigerten Mengen in mit Alzheimer durchzogenen Gehirnen gefunden. Im Gehirn führen sie dazu, dass Proteine stärker dafür anfällig sind, Querverbindungen zu bilden und zusammenzuklumpen, sodass sich Ablagerungen bilden, die das Gehirn „verkleben“ und charakteristisch für die Erkrankung sind.7 Auf die energieerzeugenden Mitochondrien im Gehirn und in der Wirbelsäule wirken diese Verbindungen wie starke Giftstoffe.8 Aldehyd-Kontakt (durch den Konsum ranzigen Öls) wirkt sich direkt auf die Fähigkeit dieser Zellen aus, Energie zu erzeugen. Das sind ziemlich schlechte Nachrichten für unser Gehirn, den hauptsächlichen Energieverbraucher unseres Körpers.

Schon nach einer Mahlzeit, reich an Öl mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, steigen die zirkulierenden Biomarker der Fett-Oxidation bei jungen Leuten um rasante 50 % an, während ein fünfzehnfacher Anstieg der Biomarker für ranziges Öl bei älteren Versuchspersonen beobachtet wurde.9 In einer weiteren Studie stellte man fest, dass die Arterien nach einer ähnlichen Mahlzeit sofort steifer werden und bei Bewegung weniger auf die Beanspruchung reagieren. Diese Fette, weit weg von ihrer natürlichen Form, befeuern die Mechanismen, die chronischen Erkrankungen zugrunde liegen, beschädigen unsere DNA, verursachen Entzündungen in unseren Blutgefäßen und steigern das Risiko für mehrere Krebsarten.

Vor diesen bedenklichen Ölen sollte man sich in Acht nehmen:


Raffiniertes Rapsöl Traubenkernöl
Maiskeimöl Färberdistelöl
Sojaöl Sonnenblumenkernöl
Erdnussöl Reis(keim)öl

Die Suche der Lebensmittelindustrie nach einem billigen Öl, das man den Amerikanern andrehen kann, resultierte in einer regelrechten Aneinanderreihung verabscheuungswürdiger Schurken. Klar, irgendwann fanden wir heraus, dass Transfette schlimmer für unsere Gesundheit sind, als es echte Butter es jemals sein könnte, doch das Echo unserer Ignoranz wird immer noch ausgenutzt, auf buttergelben Behältern mit dem Aufdruck „keine gehärteten Fette“, „ohne Gentechnik“ und – selbstverständlich – „Bio“. In Wahrheit dienen diese Wellness-Modeworte nur dazu, die billigen, mutierten, ranzigen und hitzegeschädigten Frankenstein-Fette zu verschleiern, die in eine Packung gequetscht wurden und nun für € 4,50 im Regal mit der Premium-Reformkost zu finden sind.

 

Raffiniertes Baumwollsamen-, Raps-, Färberdistel-, Sonnenblumenkern- und Sojaöl – sie alle sind schlechte Nachrichten und praktisch überall dort versteckt, wo die Hersteller sie einschmuggeln können. Insgesamt ist unsere Verwendung von Speiseöl im vergangenen Jahrhundert um das 200- bis 1000-Fache angestiegen (die letzte Zahl bezieht sich auf Sojaöl), obwohl Erwachsene in den USA zwischen 1965 und 2011 insgesamt 11 % weniger Fett konsumieren.10 Diese Öle machen nun 8 – 10 % der kalorischen Aufnahme der amerikanischen Bevölkerung aus – verglichen mit beinahe 0 % zu Beginn des Jahrhunderts. Während es in der Regel gesund ist, Sonnenblumenkerne, Erdnüsse und Bio-Maiskolben zu essen, ist der Konsum dieser Öle in keiner Menge sicher, wenn sie industriell aus ihrer ursprünglichen Nahrungsmittelquelle extrahiert und auf hohe Temperaturen erhitzt wurden.

FAQ: Ich dachte, Rapsöl wäre gesund, da es Omega-3-Fettsäuren enthält. Stimmt das?

A: Raffiniertes Rapsöl ist stark verarbeitet. Es hat verglichen mit anderen Ölsorten zwar einen relativ hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, diese sind jedoch noch oxidationsanfälliger als Omega-6-Fettsäuren. Bei der Verarbeitung von raffiniertem Rapsöl entstehen oxidative Nebenprodukte, darunter Transfette, die unsere Blutkörperchen und Gehirnzellen beschädigen können.11 Mehr dazu später.

Ein entbranntes Gehirn

Unser kompetentes, extrem anpassungsfähiges Immunsystem, das sich über Jahrtausende weiterentwickelt hat, ist für unser Überleben absolut notwendig – ohne Immunsystem wäre selbst die winzigste Infektion tödlich. Das Immunsystem hält diese Infektionen in Schach und ist auch der Mechanismus, der mehr Blut in verletzte Körperteile schickt, damit sie besser heilen – zum Beispiel ein verstauchtes Fußgelenk. Die darauffolgende Hitze und Röte (das Zündende in Entzündung) sind absolut gesund – sogar gewünscht – unter den Umständen, die ich gerade beschrieben habe. Leider ist unser Immunsystem heutzutage ständig aktiviert – und das liegt nicht daran, dass eine Infektion droht, sondern an unserer Ernährung (mehr dazu gleich).

Wir haben den Hang zu glauben, dass unser Gehirn von dem, was im Rest unseres Körpers los ist, nicht beeinflusst wird, doch die Probleme, die mit Entzündungen in Verbindung gebracht werden, hören nicht am Hals auf. Vielleicht denken wir nicht viel über Entzündungen im Gehirn nach, da sie unsichtbar sind – wir können sie nicht mit hundertprozentiger Sicherheit spüren wie z. B. den Schmerz in einem von Arthritis geplagten Knie oder Magenprobleme. Doch hier ist die bittere Wahrheit: Unser Gehirn befindet sich in der Windrichtung des aktivierten Immunsystems. Alzheimer, Parkinson, vaskuläre Demenz, MS, selbst das vernebelte Gefühl im Gehirn und das chronische Fatigue-Syndrom – diese Erkrankungen können alle auf die eine oder andere Art und Weise mit Waldbränden im Gehirn verglichen werden, die häufig durch einen Funken entzündet werden, der aus einem anderen Teil des Körpers überspringt. Und selbst bevor es zu einer Erkrankung kommt, können uns Entzündungen unseres kognitiven Potenzials berauben. Vergleicht man das klare Denken mit der Fahrt auf einer mehrspurigen Autobahn ohne Verkehr, wird eine Entzündung durch die Sperrung mehrerer Spuren und durch Verkehrsstaus symbolisiert.

Wie bereits erwähnt, kann die Ernährung zu Entzündungen führen. Während Omega-3-Fettsäuren wie DHA und EPA entzündungshemmend wirken, sind Omega-6-Fettsäuren die Rohmaterialien, aus denen die Entzündungsbahnen unseres Körpers aufgebaut sind – genau die Bahnen, die aktiviert werden, wenn der Körper von einer Infektion attackiert wird. Man geht davon aus, dass diese essenziellen Fettsäuren in der Ernährung unserer Vorfahren ungefähr in einem 1:1-Verhältnis vorkamen. Heutzutage konsumieren wir Omega-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren in einem Verhältnis von 25:1.12 Das bedeutet, dass jedes Gramm Omega-3-Fett, das wir konsumieren, von beeindruckenden 25 Gramm (oder mehr) Omega-6-Fettsäuren mitgeschwemmt wird. So werden ein hoher Gang beim Alterungsprozess eingelegt, degenerative Prozesse beschleunigt, welche vielen chronischen Erkrankungen der heutigen Zeit zugrunde liegen, und außerdem fühlt man sich dabei die ganze Zeit mies.

Wie können wir Fette also zu unserem Vorteil einsetzen? Abgesehen davon, mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Form von Öl (z. B. raffiniertes Traubenkernöl, das sich häufig in Salatdressings versteckt und dessen Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bei 700:1 liegt) aus der Ernährung zu verbannen, sollte man mehr Lebensmittel konsumieren, die einen natürlich hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren haben. Das gelingt, indem man sich an Fisch aus Wildfang, Eier aus Freilandhaltung, Fleisch von Tieren aus Weidehaltung oder Grasfütterung hält – alles Lebensmittel, die mehr Omega-3-Fettsäuren und weniger Omega-6-Fettsäuren enthalten. Wer keinen Fisch mag oder ihn nicht 2 – 3 Mal die Woche essen kann, sollte es in Betracht ziehen, hochwertige Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen (in Kapitel 12 gebe ich Tipps zur Auswahl, hier aber schon mal ein Hinweis: bei Fischöl sollte man nicht geizen). In einer Studie der Ohio State University fand man heraus, dass alleine die tägliche Einnahme von einem Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel, das 2085 mg entzündungshemmende EPA enthielt, dazu führte, dass die Werte eines bestimmten Entzündungsmarkers bei Studenten um 14 % zurückgingen. (Dazu kam, dass die Gefühle von Angst und Beklemmung bei den Studienteilnehmern um 20 % zurückgingen.)13

ARIGATO … FÜR ALZHEIMER?

Die typische japanische Ernährung ist dafür bekannt, viel Gemüse und eine Menge Fisch zu enthalten. Letzterer ist eine ergiebige Quelle sowohl für DHA-als auch EPA-Omega-3-Fettsäuren. Die Alzheimer-Quote Japans ist gering. Wenn japanische Staatsangehörige allerdings in die USA ziehen und dort die entzündungsfördernde westliche Ernährung annehmen, reich an Öl mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Fleisch aus Massentierhaltung und raffinierten Kohlenhydraten, scheint der Schutz zu verschwinden: Die Alzheimer-Quote von in den USA lebenden Japanern entspricht eher der von Amerikanern als der ihrer Verwandten zu Hause.14

Den Stau im Gehirn auflösen – mit Fett

Egal, ob wir gerade eine Präsentation durchgehen, die Steuern machen oder entscheiden, was wir uns auf Netflix anschauen wollen – unsere Gedanken sind das Endergebnis einer Reihe zahlloser chemischer (und elektrischer) Reaktionen, die verteilt über die Billiarden Neuronenverbindungen in unserem Gehirn stattfinden. Und der Erfolg dieser Prozesse hängt letztendlich von einem wesentlichen, verkannten Helden unserer kognitiven Funktion ab: der Zellmembran.

Abgesehen davon, dass sie schützende Barrieren bilden, umfassen sie die Rezeptoren verschiedener Neurotransmitter. Neurotransmitter sind chemische Boten und es befinden sich Dutzende davon im Gehirn (vielleicht haben Sie bereits von Serotonin und Dopamin gehört, Neurotransmittern, die mit guter Stimmung und Belohnung in Verbindung gebracht werden). Die meiste Zeit sitzen die Rezeptoren für diese Botenstoffe unter der Membranoberfläche und warten auf das richtige Signal, um an der Oberfläche aufzutauchen, wie eine Boje im Wasser.

Ein richtig funktionierendes Neuron muss die Fähigkeit haben, seine Empfänglichkeit gegenüber Signalen von außen zu verstärken oder zurückzunehmen, und das tut es, indem es die Anzahl von Bojen, die es an die Oberfläche lässt, vermehrt oder zurücknimmt. Um das zu ermöglichen, muss die Zellmembran über Fließfähigkeit verfügen. Das gilt für die meisten Zellen in unserem Körper, ist für Neuronen aber von besonderer Bedeutung. Ist die Membran der Nervenzellen zu steif, ist die Verfügbarkeit von Rezeptoren gestört, was wiederum die Signalwirkung stören kann und damit unsere Laune, unser Verhalten und unser Gedächtnis beeinflusst.

Die gute Nachricht ist, dass unsere Ernährung im Fall von Entzündungen die Fließfähigkeit unserer neuralen Membranen direkt beeinflusst. Membranen bestehen hauptsächlich aus Phospholipiden, chemischen Strukturen, die dafür sorgen, dass wichtige Bausteine wie DHA in der Zellmembran an der richtigen Stelle verbleiben. Wenn diese Strukturen ausreichend DHA enthalten (z. B. aus fettigem Fisch), ist die Fließfähigkeit der Membranen höher, sodass verschiedene Rezeptoren an die Oberfläche der Zellmembran steigen können, um die Nachrichten der verschiedenen Neurotransmitter zu empfangen. Leider sind Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren große Konkurrenten im Kampf um die gleiche Trophäe – in diesem Fall den begrenzten Grundbesitz an Zellmembranen. Bei einer Ernährung, in der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in vergleichbaren Mengen konsumiert werden, wird die ideale strukturelle Balance des Gehirns bedient. Doch heutzutage konsumieren die meisten von uns viel zu viel Omega-6-Fettsäuren. Wir stoßen Omega-3-Fettsäuren quasi aus dem Weg und reichern die phospholipiden Strukturen stattdessen mit Omega-6-Fettsäuren an. Das führt zu einer steiferen Membran, was es den wichtigen Signalrezeptoren schwerer macht, an die Oberfläche zu steigen.15 Wenn das geschieht, leidet unsere mentale Gesundheit – und unsere Intelligenz.

BDNF: DER ULTIMATIVE WACHSTUMSFAKTOR

Omega-3-Fettsäuren und vor allem DHA unterstützen das Gehirn direkt, indem sie dessen Versorgung mit einem Protein vergrößern, das Wachstumsfaktor BDNF (von engl. brain-derived neurotrophic factor, deutsch etwa Vom Gehirn stammender neurotropher Faktor) genannt wird. BDNF wird manchmal als „Dünger für das Gehirn“ bezeichnet und ist bekannt dafür, nicht nur die Bildung neuer Neuronen im Gedächtniszentrum des Gehirns zu fördern, sondern auch als Leibwächter der existierenden Gehirnzellen zu fungieren und so deren Überleben zu sichern. Die erstaunliche Leistungsfähigkeit von BDNF wird deutlich, wenn das Protein in einer Petrischale auf Neuronen gestreut wird: Es bewirkt, dass die Neuronen die strukturellen Verästelungen entstehen lassen, die für das Lernen notwendig sind – wie Kresse auf einem Terrakotta-Igel. Das könnte erklären, warum der Verzehr von Fisch, der zu höheren Blutwerten von Omega-3-Fettsäuren (inkl. DHA) führt, mit einem größeren Gehirnvolumen insgesamt in Zusammenhang gebracht wird.16

Höhere Werte von BDNF fördern kurzfristig das Gedächtnis, die Laune und die exekutiven Funktionen und sind langfristig ein wirkungsvoller Förderer der neuronalen Plastizität.17 Plastizität ist hier der Begriff, den Neurowissenschaftler verwenden, um die Fähigkeit des Gehirns zu beschreiben, sich zu verändern. Unter Bedingungen, in denen diese Fähigkeit nachlässt, z. B. Alzheimer und Parkinson, ist auch der Wachstumsfaktor BDNF geringer. Ein Alzheimer-Gehirn könnte verglichen mit einem gesunden Gehirn nur über den halben BDNF-Wert verfügen, d.h. die Vermehrung des Proteins könnte das Ausbreiten der Krankheit verlangsamen.18 Selbst Depressionen könnten das Ergebnis geringer BDNF-Werte sein und deren Steigerung könnte auch hier zu einer Linderung der Symptome führen.19

 

Ausdauertraining ist eine der besten Möglichkeiten, dieses wirkungsvolle und schützende Wachstumshormon zu fördern, und im Bereich Ernährung ist der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA, besonders förderlich für den Wachstumsfaktor BDNF. DHA ist für ein gesundes Gehirn derart wichtig, dass Wissenschaftler der Meinung sind, dass es der Zugang zu diesem speziellen Fett war, der es möglich machte, dass die frühen hominiden Gehirne sich zur aktuellen Größe entwickeln konnten. Doch sollte man EPA, den üblichen Kumpan von DHA, nicht außer Acht lassen: Es ist wohlbekannt, dass Entzündungen dem Gehirn BDNF abziehen – und EPA ist ein wirkmächtiger Entzündungs-Dämpfer.

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