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Der Faktor

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»Man soll ihn den Gesetzen gemäß hängen,« sagte er langsam und entschieden. »Er muß hängen; Fedor Karlitsch, wollen Sie gefälligst das Protokoll darüber abfassen —«

Eine ganz eigentümliche Veränderung ging plötzlich mit Hirschel vor, der Ausdruck scheuer Furchtsamkeit, den man, wie bei so vielen seiner Glaubensgenossen, für gewöhnlich in seinen Zügen lesen konnte, war vollständig gewichen und hatte dem der entsetzlichsten Todesangst Platz gemacht. Er geberdete sich wie ein eben eingefangenes wildes Tier; er stöhnte und heulte, lief im Zimmer hin und her, raufte sich das Haar und stieß mit geballten Fäusten um sich – sein Rock war aufgerissen, die Mütze hatte er verloren und da man vergessen hatte, ihm seinen Schuh zurückzugeben, so war der rechte Fuß unbekleidet —

Das Schauspiel war ein erschütterndes und auch der General konnte sich diesem Eindruck sichtlich nicht entziehen.

»Excellenz,« Begann ich von neuem, als ich dies wahrnahm. »Begnadigen Sie den Unglücklichen!«

»Unmöglich – es geht entschieden nicht! Das Gesetz kennt keine Gnade,« erwiderte der General leise und offenbar bewegt. »Er muß den andern als abschreckendes Beispiel dienen.«

»Dennoch bitte ich Sie —«

»Fähnrich, begeben Sie sich sofort auf Ihren Posten!«

Damit schnitt mir der General jede weitere Rede ab und wies mit gebieterischer Geste nach der Thür.

Ich salutierte machte Kehrt und ging hinaus. Aber als hätte ich sonst nichts zu thun, ja als wäre ich an diesen Ort gebannt, blieb ich in geringer Entfernung von der Hütte wieder stehen.

Nach Verlauf von wenigen Minuten sah ich Hirschel kommen; er wurde von Siliawka und drei Soldaten eskortiert. Der arme Faktor konnte kaum einen Fuß vor den andern setzen; Siliawka trennte sich bald von den andern, ging voraus und begab sich auf das Feld, um bald darauf mit einem Strick in der Hand zurückzukommen. In seinen harten aber durchaus nicht grausamen Zügen spiegelte sich etwas, wie ein gewisses rauhes Mitgefühl. Als Hirschel den Strick erblickte, brach er in die Kniee und mußte auf den Boden niedergelassen werden, da er nicht mehr imstande war, sich aufrecht zu erhalten. Dabei schluchzte er heftig; die Soldaten umstanden ihn schweigend, und blickten mit gesenkten Augen finster vor sich hin. Ich näherte mich Hirschel und redete ihn an, aber er jammerte und schluchzte wie ein Kind, und sah mich nicht einmal. Ich konnte den Anblick nicht länger ertragen, eilte in mein Zelt, warf mich auf mein Feldbett und verbarg den Kopf in den Kissen.

Im nächsten Augenblick hörte ich, daß jemand eilig in mein Zelt trat. Ich erhob den Kopf und erblickte Sarah vor mir. Ihre Züge waren verstört; sie stürzte auf mich zu und ergriff meine Hand.

»Schnell! Schnell!« rief sie mit fliegendem Atem.

»Was denn? Was giebt’s denn? So bleibe doch!«

»Schnell zu meinem Vater – zu meinem Vater! Rette ihn, rette ihn!«

»Deinen Vater?«

»Ja, man will ihn aufhängen!«

»Wie? Hirschel – Hirschel ist dein —«

»Mein Vater! Ich erzähle es dir nachher,« fuhr sie fort, die Hände verzweiflungsvoll ringend. »Aber so eile doch – schnell!«

So rasch wir konnten verließen wir das Zelt. Quer über die Ebene sahen wir einen Haufen Soldaten auf eine einsam stehende Birke zuschreiten. Sarah wies mit der Hand dorthin.

»Bleibe hier,« sagte ich zu dem neben mir dahin keuchenden Mädchen. »Wohin willst du? Was kann ich thun? Mir werden die Soldaten nicht gehorchen.«

Sarah hörte nicht auf mich; sie zog mich immer weiter mit sich fort. Ich gestehe, daß ich nicht mehr wußte, was ich beginnen sollte, und daß ich vollständig den Kopf verloren hatte.

»Höre mich, Sarah!« begann ich von neuem. »Was sollen wir dort? Dort können wir nicht helfen. Ich werde noch einmal zum General gehen – oder besser noch, – wir gehen zusammen zu ihm. Vielleicht läßt er sich noch erweichen!«

Sarah blieb sofort stehen; sie blickte mich so starr an, daß die Befürchtung in mir aufstieg, sie habe vor Angst und Schreck den Verstand verloren.

»So verstehe mich doch nur, Sarah! Um Gottes willen – du mußt mir folgen – ich kann deinen Vater ja nicht begnadigen – dazu ist allein der General imstande. Komm zu ihm!«

»Aber bevor wir zurückkommen hat man ihn gehängt,« erwiderte sie bebend und mit den Zähnen klappernd.

Ich blickte um mich und gewahrte den in der Nähe befindlichen Regimentsschreiber.

»Iwanow,« rief ich ihm zu; »sei um Himmels willen so gut, die Leute dort aufzuhalten. Sie sollen warten bis ich zurückkomme; ich will den General noch einmal um Begnadigung bitten!«

Der Regimentsschreiber lief sofort den Soldaten nach, die sich schon in der Nähe des Baumes befanden.

Beim General wurde mir kein Eintritt gewährt. Mein Bitten, mein Flehen und Beschwören, selbst meine Drohungen fruchteten nicht. Vergebens weinte die arme Sarah, vergeblich raufte sie sich die Haare aus und stürzte sie sich auf die Wachtposten, um den Einlaß zu erzwingen. Man wies sie ganz entschieden zurück.

Das Mädchen warf einen wilden Blick um sich, faßte ihren Kopf mit beiden Händen, stand einen Moment stumm und starr und lief dann, wie von Furien gepeitscht, hinaus und jener Birke zu. Ich folgte ihr auf dem Fuße.

Bald waren wir bei den Soldaten angelangt, die einen Kreis um den Verurteilten gebildet hatten und sich, man sollte es nicht für möglich halten, über denselben lustig machten. Das versetzte mich in Zorn und ich schalt sie tüchtig aus. Sobald Hirschel uns gesehen und erkannt hatte, fiel er seiner Tochter um den Hals. Sie umarmte und küßte ihn – der arme Teufel glaubte ganz sicher, daß sie ihm die Nachricht von seiner Begnadigung bringe – er dankte ihr in innigsten Worten dafür – ich mußte mich abwenden —

»Wie, Euer Hochwohlgeboren!« schrie Hirschel entsetzt, als er das bemerkte – »Wie? Ich bin nicht begnadigt?«

Ich schwieg.

»Nein?«

»Nein!« erwiderte ich leise.

»Herr Offizier – Euer Hochwohlgeboren —« stammelte jener, sehen Sie, die dort – das Mädchen – das schöne junge Mädchen ist meine Tochter. Haben Sie gewußt, daß es meine Tochter ist?«

»Ich weiß es,« erwiderte ich und wandte mich abermals ab.

»Herr Offizier – ich wäre nicht aus Ihrem Zelt gegangen – ich hätte das Mädchen nicht allein gelassen – um nichts auf der Welt —«

Er unterbrach sich für einen Augenblick und schloß, wie in innerem Kampfe mit sich, die Augen. »Ich wollte Ihr Geld haben,« fuhr er fort, »das ist wahr – aber für nichts auf der Welt —«

Ich schwieg. Hirschel und auch Sarah, seine Genossin, flößten mir in diesem Moment das Gefühl des tiefsten Abscheus ein.

»Aber nun – jetzt – wenn Sie mich jetzt erretten,« fuhr er mit leiser Stimme fort, »dann – dann werde ich Ihr befehlen – Sie verstehen mich – ich befehle es – ich bin einverstanden —«

Er zitterte, wie ein vom Winde bewegtes Blatt und sah die Soldaten mit einem Blicke an, in dem sich die grauenvollste Angst malte. Sarah hielt ihn noch immer krampfhaft umschlungen.

Der Adjutant des Generals kam jetzt herbei.

»Herr Fähnrich,« sagte er, sich zu mir wendend, »Seine Excellenz haben mich beauftragt, Sie in Arrest zu führen. Und ihr,« fuhr er fort, den Soldaten einen Wink gebend, »gehorcht dem Befehl!«

Siliawka näherte sich dem Faktor.

»Fedor Karlitsch,« sagte ich zu dem Adjutanten, der, wie ich jetzt erst bemerkte, mit einem Gefolge von einigen Soldaten gekommen war. »Lassen Sie doch wenigstens erst dieses arme Mädchen fortführen.«

»Selbstverständlich,« erwiderte er.

Die Bedauernswerte atmete kaum noch. Hirschel hielt ihren Kopf umschlungen und flüsterte ihr einige hebräische Worte ins Ohr, die ich nicht verstand. Die Soldaten konnten nur mit vieler Mühe ihre Arme von dem Vater trennen und sie langsam und schonungsvoll etwa zwanzig Schritte zur Seite führen. Plötzlich aber entwand sie sich ihren Händen und lief wieder auf ihren Vater zu. Siliawka hielt sie auf. Sarah schlug ihn ins Gesicht, ihre Augen funkelten. Als sie sich festgehalten sah, erhob sie plötzlich drohend die Arme zu uns auf:

»Seid alle verflucht!« schrie sie auf deutsch.

»Verflucht, dreimal verflucht – ihr und euer verhaßtes Geschlecht! Armut, Schimpf und Schande und qualvoller Tod sollen euer Los sein! Die Erde soll sich unter eueren Füßen aufthun und euch verschlingen, ihr erbarmungslosen Menschen, ihr blutgierigen Hunde!«

Mit einem lauten Schrei brach sie zusammen und sank ohnmächtig nieder. Man trug sie fort.

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