Im Bett mit Palermo

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Из серии: Im Bett mit.... #2
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Als ich aufstand, war Massimo schon lange am Arbeiten. Auf dem Küchentisch fand ich ein frisches Cornetto. Oh, dachte ich, er war zwischendurch hier gewesen. Gerade als ich mir den Espresso vom Herd geholt hatte und mich auf den Stuhl an der Stirnseite des langen Esstisches setzte, betrat er freudestrahlend den Raum und küsste mich auf den Mund.

Mittags fuhren wir leider wieder zurück in die Stadt, denn er hatte zu tun und außerdem wartete seine Familie auf ihn. Ich verbrachte den Nachmittag am Strand und träumte von unserer ersten gemeinsamen Nacht in der Hoffnung, dass es noch viele Nächte mit meinem Geliebten geben würde. Als ich spät von meinem Dinner, dass ich wie immer allein eingenommen hatte, nach Hause kam, erhielt ich von meinem Schatz eine SMS: ‚Diesen Morgen, als ich das Haus betrat und dich beim Frühstücken sah, hatte mich glücklich gemacht. Es sind Jahre vergangen, in denen es so eine ähnliche Situation in diesem Hause gab. Danke‘. Immer und immer wieder musste ich diese SMS lesen. Wie leid er mir tat! Er lebte in einer erkalteten Beziehung, in der es nur noch um die Erziehung der Kinder, seiner dreizehnjährigen Tochter und seines sechszehnjährigen Sohnes und hauptsächlich um das Geld ging.

Ich könnte es nicht ertragen, neben meinem Partner ohne Berührung, ohne Austausch von Zärtlichkeiten zu leben und mit ihm im Ehebett zu liegen, nur um den Kindern eine heile Welt vorzugaukeln.

Morgens schrieb er mir eine SMS, dass er gegen zehn Uhr, eventuell früher, kommen würde. Er kam früher und wir liebten uns. Danach nahmen wir in einem Lokal im Kiez ein gemeinsames Frühstück ein. Die vier Tage meines zweiten Aufenthaltes in Palermo waren zu schnell vergangen. Wir verwöhnten uns gegenseitig morgens und abends und hatten diese eine unvergessliche Nacht auf seiner Azienda. Auf dem Weg zum Flughafen mit dem Auto fuhren wir an seinem Haus vorbei. „Hier wohne ich“, sagte er und zeigte auf sein Haus. Wie leichtsinnig, mir seine Adresse zu zeigen, dachte ich. Er hatte eben keine Erfahrungen mit Geliebten. Er wohnte in einer schönen Gegend, in der die Besserverdienenden wohnten. Bei mir konnte er sich sicher sein, dass ich ihm bei Zu­rückweisung, beim Beziehungsaus, nie irgendwelchen Ärger machen würde. Nie würde ich ihm vor seinem Haus auflauern.

Wieder zu Hause in Zürich angekommen, setzen wir unsere Telefonate, SMS und E-Mail-Kommunikation fort. Ständig fragte er, wann ich wiederkommen würde. Ich tröstete ihn: „Ich werde immer wieder kommen, glaube mir.“ In der darauffolgenden Woche nahm ich mir einen Tag frei und machte eine Shoppingtour, die ich mit einem Besuch beim Zahnarzt verband. Nur morgens schickte ich ihm eine SMS: ‚Guten Morgen‘. Den ganzen Tag war ich so stark beschäftigt, dass ich nicht dazu kam, an ihn eine weitere SMS zu senden. Es war mir auch zu umständlich, auf dem Gehweg stehen zu bleiben, das Handy aus der Handtasche zu kramen, die gemeinsam mit zwei Shoppingtüten um das rechte Handgelenk hing, nach der Brille zu suchen, um eine SMS zu schreiben. Dann endlich, als ich abends im Bahnhof auf einer Bank saß und auf die S-Bahn wartete, kam eine SMS von ihm: ‚Es ist ja unerträglich, einen ganzen Tag ohne Nachricht von dir‘. Ich antwortete prompt, dass ich leider keine Zeit hatte. Am nächsten Tag weckte mich seine SMS: ‚Guten Morgen Liebste, ich erwarte dich ungeduldig, ich möchte dich sehen, dich berühren und dich lieben‘. Ich antwortete: ‚Guten Morgen mein Schatz, komm in mein Bett!‘ Er antwortete: ‚Würde ich so gerne! Buon giorno tesoro mio’. Die Sehnsucht war so groß, dass ich wieder einen Flug buchen musste. Siebenundzwanzig Tage ohne Berührung, das war einfach nervlich nicht mehr auszuhalten. Unsere Gefühle spielten verrückt. Wir waren aus dem Gleichgewicht geraten.

Zweiter Flug zum Geliebten

Als ich einen Zwischenstopp in Rom machte, gab ich ihm per SMS Bescheid: ‚Bin gelan­det‘. Er antwortete: ‚Wir sehen uns auf dem Flughafen in Palermo‘. Kurz vor der Landung wurde ich vor Aufregung wieder feucht im Schritt. Das lästige Warten auf den Koffer entfiel, denn ich reiste wieder nur mit Handgepäck. Da er mich mit dem Motorrad abholte, gab es sowieso wenig Platz für meine Klamotten, von denen ich ja wie alle Frauen immer zu viele mitschleppte. Da stand er wieder fast auf der gleichen Stelle wie beim letzten Mal in der Ankunftshalle. Unscheinbar, um die 180 cm, Typ normal, nicht sehr attraktiv, dunkelhaarig, in Jeans und grauem Hemd, das lose über der Taille hing. Massimo sah mich kommen, kehrte sich prompt um und lief die Rolltreppe vor mir hoch. Es war für ihn zu gefährlich, sich mit mir auf dem Flughafen zu zeigen. Recht hatte er. Ich hatte schon so viele Geschichten gehört. Zum Beispiel erzählte mir eine Freundin, wodurch sie erfuhr, dass ihr Mann sie betrog. Er umarmte und küsste eine Frau auf dem Genfer Flughafen. Das sah die beste Freundin und berichtete es ihr umgehend. Meine Bekannte war entsetzt. Sie erfuhr dann stückweise, dass ihr Mann sie fünfundzwanzig Jahre lang mit einer anderen hintergangen hatte. Während der Woche arbeitete er in einem ehemaligen Ostblockland. Seiner Geliebten, die er nie am Wochenende oder feiertags sah, hatte er ein Apartment gekauft. Meine Bekannte war total ahnungslos, sie hatte absolut keinen Verdacht, lebte und arbeitete just for fun in ihrer tollen Villa nahe Genf. Ihr Gatte verwöhnte sie. Sie hatte Schmuck von ihm erhalten, der über zwei Millionen Schweizer Franken wert war. Niemals wäre sie ihm auf die Schliche gekommen, wenn ihre Freundin es ihr nicht erzählt hätte. Da sie sehr verletzt war, ließ sie sich sofort scheiden. Ein Jahr später war er an Krebs gestorben. Ich dachte, wenn es der Zufall will, werden auch wir entdeckt. Keine Begrüßung, kein Kuss. „Hallo“, warfen wir uns leise ohne anzugucken zu. Wir beherrschten uns, verstauten meine Sachen auf dem Motorrad und fuhren Richtung Stadt. Auf der Fahrt drückte ich mich an ihn, umfasste seinen Bauch, er küsste meine Hand. Er fragte: „Hast Du Hunger?“ „Ja“, rief ich laut. „Ich bringe dich in ein Restaurant, wo es den besten Mozzarella Buffalo dieser Stadt gibt.“ Für mich gab es immer nur das Beste. Wir hielten vor dem Geschäft, das neben dem Verkaufstresen auch ein kleines Lokal hatte. Er wählte für uns aus dem reichhaltigen Angebot aus und wir aßen stehend an einem Bistrotisch im Hof. Das Essen verzehrten wir schnell, denn wir wollten uns endlich lieben. Die City erreicht, löste ich meine Umklam­merung von ihm und hielt mich am Sozius fest. Als wir in der Pension ankamen, stand die Putzfrau mit dem neugierigen Betreiber der Bar quatschend vor der Einfahrt. Mit aufgerissenen Augen sahen sie uns an. Ich dachte, was nützt alle Vorsicht. Es fällt doch jedem hier in dieser Gegend auf, dass wir ein Verhältnis haben. Wir parkten auf dem Hof, nahmen den Lift und los ging es. Während ich noch am Ausziehen war, lag er schon nackt auf dem Bett: „Mach, ich kann nicht warten! Ich begehre dich.“ Ich legte mich zu ihm. Unsere Berührung löste eine Lustwelle in unseren Körpern aus. Er schmiss sich auf mich und küsste meine harten Brustwarzen. Sofort drang er ein. Unsere Lippen, die Zungen, unsere Hände und Finger, unsere Körper und unsere Haut glühten. Wir liebten uns unersättlich und waren pitschnass, als wir uns rücklings erschöpft vor Wonne in das zerwühlte nasse Laken fallen ließen. Wir schwiegen. Nach der Dusche verließ er mich mit einem leichten Kuss, und ich fiel in einen Tiefschlaf. Abends ging ich wieder allein essen. Es war Vollmond. Als ich nach Hause kam, schrieb ich eine SMS voller Sehnsucht: ‚Kommst du? Es ist Vollmond‘. Er antwortete prompt: ‚Wir sehen uns morgen früh um sieben‘. Zufrieden schlief ich ein. Morgens klopfte er an die Tür und legte sich zu mir ins Bett. Wir liebten uns. Danach fuhr er mich auf dem Motorrad zum Strand. Um nicht mit mir gesehen zu werden, nahm er einen Umweg. Ich freute mich, als er sich mit den Worten: „Ich hole' dich auch ab“, von mir verabschiedete. Als ich ihn später bat, mich abzuholen, antwortete er per SMS: ‚Nein, es ist leider nicht möglich. Ich kann es nicht riskieren‘. Schade aber ich wusste, seine Familie ist auch am Strand, denn es waren Ferien und sie hatte wie jedes Jahr ihre Sonnenliegen, ihren Platz für die Saison gemietet. „Wir treffen uns gegen sechszehn Uhr zu Hause.“ Okay, dachte ich, was soll`s, er ist nicht frei. Entweder ich akzeptiere es oder nicht.

Zwei Tage später kam ich wieder abends vom Strand. Ich sandte eine SMS-Nachricht: 'Kann ich mein Zimmer betreten?‘ Ich war mir nicht sicher, ob die Putzfrau schon fertig war. Er antwortete: ‚Ja, du kannst kommen‘. Ich öffnete die Eingangstür, er war nicht mehr da. Ich ging in mein Zimmer, duschte mich, legte mich hin. Zwei Stunden später kleidete ich mich an, um wieder allein essen zu gehen. Ich teilte ihm dann per SMS mit, dass ich wieder meinen frisch gegrillten Fisch essen gehe. Er antwortete per SMS, dass der Fisch im Restaurant nicht so gut wie beim ihm sei. Ich antwortete: ‚Aber natürlich Darling, war der Spada, den wir zusammen bei dir auf der Azienda gegessen hatten, viel besser‘. Er antwortete und befahl: ‚Morgen um acht Uhr will ich dich haben!‘ Dann fragte er später gegen dreiundzwanzig Uhr per SMS: ‚Wo bist Du? Wo befindet sich das Res­taurant?‘ Als ich das erste Mal in dieses Gartenrestaurant ging, waren alle Tische besetzt. Es war proppenvoll. Schlangen von Menschen standen draußen am Imbiss an. Die Wirtin stellte am Eingang nahe dem Grill extra für mich einen Tisch auf. Von nun an hatte ich dort immer meinen Tisch für mich allein und wurde vom Sohn persönlich bedient. Die Chefin setzte sich manchmal zu mir. Sie zeigte mir Fotos ihrer Familie und stellte mir ihre Angestellten vor. Sie überwachte den Laden den ganzen Abend, nebenbei strickte oder quatschte sie mit jemandem, gab Anweisungen, hatte alles unter Beobachtung. Ich rief dem Sohn, der den Grill bediente zu: „Gabriele, sag mir mal bitte die Adresse von deinem Restaurant?“ In dem Moment als er sie mir zurief, sah ich sie dann aber auch aufgedruckt auf der Tischservierte und teilte sie meinem Geliebten mit, in der Hoffnung, mein Schatz würde vielleicht hier aufkreuzen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Nein, er kam nicht, er war nur neugierig. Wie konnte er auch kommen? Er war ja mit seiner Sippe zusammen. Schade, ich hatte solche Sehnsucht nach ihm. Wieder musste ich einen Abend allein verbringen.

 

Während meines dritten Aufenthaltes in Palermo ging ich aus Langeweile viel shoppen und gab viel zu viel Geld aus. Ich nannte es Frustshoppen. Das meiste Geld gab ich bei Max Mara aus. Oft verweilte ich auf den schönen Marmorbänken in der Allee der Via Liberta, denn ich hatte ja tagsüber und abends viel Zeit. Entweder aß ich Obst, blätterte in den Vokabeln, trank mein Wasser und beobachtete die Leute. Oft hielt ein Auto, der Fahrer kurbelte das Fenster runter und rief mir zu: „Lust auf einen Kaffee?“ Manche Männer waren sehr aufdringlich und blieben noch minutenlang in meiner Nähe stehen und versuchten, mich zu überzeugen mitzukommen. Freundlich lächelte ich sie an, dankte für das Angebot und blieb unnahbar. Dieses Angesprochen werden gefiel mir nicht wirk­lich. Dass eine Frau in meinem Alter noch so angemacht wurde, wunderte mich. Sah ich wie eine Nutte aus? Nein. Ich sah nur anders aus als die hiesigen überwiegend kleingewachsenen dunkelhaarigen Frauen. Vielleicht nahmen die Männer an, dass ich eine gelangweilte Touristin bin und Lust auf Sex hatte. Oft kam ich mit Leuten, die sich zu mir auf die Marmorbank setzten ins Gespräch. Einmal setzte sich eine Mutter mit ihrem Sohn zu mir. Sie waren zu Besuch in Palermo und ruhten sich nach ihrer Shoppingtour aus. Mit dem Sohn, der an der Uni Deutsch studierte, traf ich mich während seiner Semesterferien später öfter zum Italienischunterricht. Sehr im Gedächtnis blieben mir seine deutliche Aussprache und sein feminines Aussehen. Morgens wartete ich immer ungeduldig auf Massimo. Wir liebten uns, danach brachte er mich auf Umwegen mal mit dem Motorrad oder der Vespa an den Strand oder ich spazierte durch die Stadt.

Massimo hatte einen sehr großen Freundeskreis. Trotzdem zeigte er sich ganz öffentlich mit mir zu Fuß, auf dem Motorrad, auf der Vespa, im Bus, im Auto, im Restaurant, auf der Straße, wo er manchmal jemanden grüßte. Meine Befürchtung, dass irgendein Bekannter uns mal sieht, ließ mich nicht los. Er war so verändert. Seine Partnerin war ihm total egal geworden. Das sagte er mir öfter, denn er war in mich bis über beide Ohren verliebt. „Du wirst immer schöner“, sagte ich während wir im Straßenlokal frühstückten und fügte hinzu, „pass auf, dass dir deine Frau nicht auf die Schliche kommt!“ Es war Dienstag im August. Wir übernachteten auf der Azienda. Mein Schatz war früh aufgestanden, um zu arbeiten. Müde und von Mücken zerstochen ging ich in die Küche, um mir einen Espresso zu machen und sah das Brot auf dem Tisch liegen. Wie lieb von ihm, dachte ich. Dann bemerkte ich, dass er die Tür wieder verschlossen hatte. Als wir die ersten Male auf seine Azienda fuhren, war er lockerer. Massimo stellte mich immer als eine Kundin vor, die kein Italienisch sprach, sondern nur Englisch. Einmal fragte er mich, ob ich Lust hätte, ihn abends aufs Feld zu begleiten. Ein Weizenfeld wurde gemäht. Seine Anwesenheit war unentbehrlich, er musste die Arbeiter betreuen und kontrollieren. Das schien hier in Sizilien Brauch zu sein, dass man die Arbeiter während der Ausführung ihres Jobs nicht aus den Augen ließ. Am frühen Abend fuhren wir mit seinem Jeep zum Feld. Der Mähdrescher war schon im Einsatz. Neben dem Mähdrescher nahm ein Traktor mit Überladewagen das Korn auf. Wenn der Überladewagen voll war, wurde dieser auf einen riesigen Schwertonner, der auf dem Feldweg hinter unserem Jeep parkte, entladen. Bis dieser wiederum voll war, vergingen Stunden. Zweimal fuhr dieser Schwertonner an diesem Abend zum Entladen zur Waage, die sich am östlichen Dorfrand, circa zehn Mi­nuten Fahrt, befand. Mit dem Jeep fuhren wir dicht hinter dem Laster. Als Besitzer musste er alles überwachen. Gegen zwanzig Uhr kam die Ehefrau des Mähdrescherfahrers mit den beiden Kindern, einem kleinen Jungen und einem Mädchen und brachte ihrem Mann das Essen und Kaffee. Das neunjährige Mädchen sah mich mit seinen riesengroßen hellblauen Augen ganz neugierig an. Die Mutter reichte auch mir einen Kaffee. „Grazie.“ Ich sah hübsch aus in meinen engen hellblauen Jeans, dem blonden Bubikopf, der schwarzen Windjacke. Ab und zu spazierte ich über die Felder, um mir die Beine zu vertreten. „Willst Du mal mit auf den Mähdrescher?“, fragte mich mein Geliebter. „Ja, gern“, erwiderte ich und schritt auf ihn zu. Ich kletterte mit seiner Hilfe in das hochgelegene Fahrerhaus und verbrachte fast eine Stunde neben dem Fahrer. Der hatte ein markantes sonnenverbranntes faltiges Gesicht mit einer sehr langen Nase. „Darf ich Sie fotografieren?“ Er lächelte zustimmend. Ich fotografierte ihn. Ich versuchte mit ihm, der tiefsten sizilianischen Dialekt sprach, auf Italienisch zu reden. Etwas verstanden wir beide. Ich dachte: Scheiß auf Verhaltensregeln. Die Scheinwerfer fielen auf das Schneidwerk und ich starrte gebannt auf das Messer, das sich schnell im Takt immer hoch und runter bewegte. Faszinierend diese Erntemaschinen des 21. Jahrhunderts. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, wie mühselig das Mähen und Dreschen, heute nur noch ein Arbeitsgang, waren. Früher vor noch fünfzig Jahren wurde das Korn bei mir zu Hause auf kleinen Parzellen gemäht. Die Gaben wurden von Hand aufgenommen, mit Stroh gebunden, in dem man zwei Büschel Strohlängen zusammengeknotet hatte. Zum Schluss wurden die Gaben wie Puppen zum Trocknen zu Hauf aufgestellt. Wenn man dann einen Termin zum Dreschen bekam, wurden sie auf den Pferdewagen geladen und zum Dreschkasten gefahren. Vom Pferdewagen reichte eine Person mit der langen Gabel die Gaben der Person auf dem Dreschkasten zu. Das gedroschene Korn wurde in Jutesäcken aufgefangen. Diese vielen Arbeitsgänge wurden heute von einer Maschine erledigt. Was für ein gewaltiger Fortschritt. Hätte ich geahnt, dass wir so viele Stunden auf dem Feld verbringen würden, hätte ich mir etwas zu essen eingesteckt. Nicht nur, dass ich sehr hungrig war, mir war auch kalt geworden. Ab und zu setzten wir uns beide in den Jeep, um uns zu wärmen. Nachdem die Mäharbeit beendet war, gingen wir gegen vierund­zwanzig Uhr in sein Lokal und aßen Pizza. Der Wirt beobachtete uns. Das Lokal war zu dieser späten Stunde von Männern, Familien und Paaren mit Kleinkindern noch gut besucht. Nun wusste das ganze Dorf über meine Anwesenheit Bescheid. Eines Vormittags saß ich auf der Bank vor dem Haus und frühstückte. Da kam ein älterer Herr die Auffahrt hoch und fragte, ob Massimo, der mal wieder das Tor nicht geschlossen hatte, da sei. Der alte Mann, der einen Korb mit Tomaten trug, kam auf mich zu und stellte sich vor. „Massimo ist auf dem Feld. Setzen Sie sich doch.“ Er setzte sich nicht, blieb vor mir stehen und erzählte mir sein ganzes Leben. Seine Frau war vor drei Jahren verstorben. Jetzt lebte er hier allein. Ich sprach mit ihm Italienisch. Er tat mir leid. Ich stellte mir vor, ich müsste hier allein leben. Aber sicher war dieser freundliche Mann mit sich zufrieden.

Als Massimo zum Mittagessen nach Hause kam, berichtete ich ihm ausführlich über diesen Besuch. Er schwieg dazu. Gestern kam von ihm plötzlich ein Anruf: „Mach dich fertig! Pack deine Tasche! Wir treffen uns an unserer Ecke und fahren auf die Azienda.“ Es ging wieder alles so holterdiepolter. Ich verstand nur Fetzen, griff schnell nach ein paar Sachen und rannte los. Ich war mir unsicher, ob ich den Treffpunkt auch richtig verstanden hatte und rief zurück: „Ich stehe hier vor dem Geschäft.“ Ich hatte Glück und ihn richtig verstanden. „Ja, ich bin gleich da“, sagte er. Unsicher ob er mit dem Motorrad oder dem Auto käme, stand ich an der Bordsteinkante und hielt im dichten Verkehr Ausschau nach ihm, denn ich wollte ihn nicht verpassen. Dann sah ich ihn mit dem Auto kommen und winkte ihm zu. Schnell stieg ich ein. Als wir endlich die quirlige Stadt hinter uns gelassen hatten, streichelten wir uns. Während er meine Hand streichelte, streichelte ich mit der rechten Hand seinen Nacken. Er war ein Mann voller Sehnsucht nach Berührung. Ich glaubte, es gab schon Jahre keinen Austausch von irgendwelchen Zärtlichkeiten zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin. Während der Fahrt auf der Autobahn knöpfte ich seine Jeans auf und holte seinen Penis raus, der schon supersteif war. Mein Lutschen gefiel ihm. Plötzlich trat er auf die Bremse, fuhr an die Seite und stoppte den Wagen. „Ich bin kurz vor der Erektion.“ Ich: „Okay, heben wir es uns für später auf.“ Als wir auf dem Land angekommen waren, meinte er, er müsse schnell etwas erledigen. „In fünf Minuten bin ich zurück.“ „Du kannst auch länger bleiben. Ich weiß, dass du arbeiten musst und das geht vor“, erwiderte ich. Frohgelaunt nahm ich ein kleines Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich auf den Teil der sonnigen Terrasse hinter dem Haus, den man nicht einsehen konnte. Diesmal kam er wirklich nach fünf Minuten wie­der. Ich reichte ihm den Rest Bier und meinte: „Komm wir legen uns auf die Couch!“ Untergehakt gingen wir rein und legten uns auf unseren Diwan. Wir kuschelten beide gern und knutschten, streichelten uns zärtlich. Küssen ohne Ende. Ausdauerküsse. Der warme Abend verströmte vor dem Haus den Geruch des Lorbeers, Lavendels, des Kaktus, während ich den Tisch für das Abendessen auf der Terrasse deckte. Die Stille, die Düfte, der Vollmond versprachen eine wunderschöne Nacht. Massimo übernahm die Zubereitung des Dinners: Fischsalat, gegrillten Spada, Garnelen, Regula Wein und frisches Weißbrot. Bewundernd beobachtete ich ihn wie organisiert und zügig er alles vorbereitete. Glücklich und höchst zufrieden nahmen wir an dem wunderschön gedeckten Tisch nebeneinander Platz. Als Dessert holte ich ihm am Tisch schon einen runter. „Komm, Hose auf! Jetzt gibt es Dolce.“ Ich kniete mich vor ihn und öffnete seine Jeans. Das hatte er hier noch nie gemacht und er ließ es sich gefallen. Ich leckte seinen Penis wie einen Lollipop. Wir seufzten vor Lust. Ich zog meine Hose aus und setzte mich auf ihn. Der Stuhl drohte unter der Last zusammenzubrechen. Wir waren geil und gingen Hals über Kopf ins Bett, wo wir uns gegenseitig vor Lust und Verlangen auffraßen. Irgendwann spritzte er sein Sperma in meinen After. Danach ruhten wir zehn Minuten. Nach dem gemeinsamen Duschen wickelten wir uns in unsere Badetücher, setzten uns auf den Terrassenboden und hörten Musik von David Bowie. Nicht lange und wir legten uns wieder auf unsere schmale Couch und sahen einen Film. Der Film war auf Italienisch und viel zu anstrengend für mich. „Schläfst du?“, fragte er. „Nein, nein.“ Aber mir fielen immer wieder die Augen zu. Woher nahm er bloß die Energie? fragte ich mich.

Die Nacht verbrachten wir engumschlungen. Wie stets stand er früh auf und betreute die Arbeiter, die am Pflügen waren. Zwischendurch hatte er das Brot gebracht und für mich eine kleine Pizza, eine Pizzetta. Nach unserem Mittagessen, dessen Vorbereitung Massi­mo übernahm, Reste vom Vortag, legten wir uns wieder auf die Couch. „Komm, ich massiere dir deine Füße!“ Ich setzte mich ans Fußende und massierte voller Hingabe seine Füße. Er schlief dabei ein. Ich freute mich, dass ich zu seiner Entspannung beitragen konnte. Nicht lange, da wachte er wieder auf und sagte: „Leck meinen Penis!“ Ich kniete mich über ihn und begann zu lecken. Ich hatte immer großen Appetit auf sein Glied. Wir wurden geil, waren schon nackt und gingen nach hinten ins Schlafzimmer. Immer wieder 69 bis wir in einen leichten Schlaf fielen und um sechszehn Uhr vom Telefon geweckt wurden. Seine Olle rief an.

Wir machten eine Spritztour mit seiner Honda Sport durch das bergige, steinige und steile Gelände. Natürlich hatte ich Angst vor einem Sturz und schrie, wenn es sehr holperte. „Nein, ich habe keine Angst. Es ist geil!“ Danach fuhr er allein ins Dorf, einkaufen für das Abendbrot, während ich mich auf der Couch ausruhte und an meinen morgigen Rückflug dachte. Massimo hatte mich zur Bahnstation gebracht, weil er auf der Azienda blieb. Vom Hauptbahnhof ging es mit dem Shuttle zum Flughafen. Unsere gemeinsamen acht Tage waren zu schnell vergangen. Seine Standardfrage zum Abschied: „Wann kommst du wieder?“, zwang mich schon auf dem Flughafen Flüge und Preise am Air Berlin Schalter zu erkunden. Ich sendete ihm eine SMS: ‚Wann soll ich kommen? Es gibt immer Flüge am Sonntag, Mittwoch, Freitag‘. Er entschied, dass ich am vierzehnten August, einem Mittwoch, wiederkommen sollte. Seine Nachricht: ‚Ich warte. Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken‘, machte mich glücklich, aber gleichzeitig löste sie auch Druck aus. Da ich unsicher war, ob ich hier auf dem Flughafen beim Ticketkauf nicht draufzahlen musste, entschied ich, das Ticket zu Hause übers Internet zu kaufen. Dann musste ich leider feststellen, dass ich es beim Kauf direkt auf dem Flughafen in Palermo 100 Euro billiger bekommen hätte. Schade. Wieder mal falsch endschieden. Am nächsten Tag begrüßte ich ihn per SMS: ‚Guten Morgen, ich vermisse dich. Bist du noch auf der Azienda?‘ Er antwortete: Ich vermisse dich auch. Ich bin noch auf der Azienda‘. Ich rief ihn kurz entschlossen vom Festnetz an. Scheiß auf die Kosten, dachte ich. Ich wollte seine Stimme hören: „Massimo, noch sieben Nächte. Ich möchte dich berühren. Meine Brüste, mein Schoß, meine Zehenspitzen schreien nach dir. Ich liebe dich. Baci.“

 

Ja, es war wie ein Traum, unglaublich diese Anziehungskraft, diese Sehnsucht zweier erwachsener Menschen, verliebt bis über beide Ohren. Alles um sich vergessen. Aus dem Alltag ausbrechen. Er war so in mich verliebt, immer wieder bewunderte er meine langen Beine, die Brüste, alles war für ihn neu. Körperlich war ich das Gegenteil von seiner Le­bensgefährtin. Mir gefiel es natürlich sehr, so heiß begehrt zu werden. Jeden Tag weckten wir unser Verlangen. Ich liebe dich - sagte ich öfter zu ihm, er aber sagte es nie zu mir.

Massimo schickte mir Fotos von den Events, die er mit seiner Partnerin und mit Freunden in den heißen sommerlichen Nächten besuchte, die in mir schon etwas Eifersucht aufkommen ließen, auch wenn er bekundete, es wäre langweilig und er wünschte, ich wäre bei ihm. Wie gern wäre ich mal wenigstens einen Abend am Meer mit ihm! Zum Glück gab es wenigstens die Abende und Nächte auf der Azienda.

Auf dem Rückflug nach Zürich stellte ich fest, dass ich den Akku für mein iPad in Palermo vergessen hatte. Mist, da konnte ich nicht mit meinem Schatz telefonieren, also eilte ich zum Apple Store in der Bahnhofstrasse. „Was, ein neuer Akku kostet vierzig Franken? Nein die gebe ich nicht aus“, sagte ich im Apple Store zum Verkäufer. „Sie können ihr iPad auch hier laden, das ist kein Problem“, beruhigte er mich und schloss es mir an. Es war so gegen vierzehn Uhr. Ich stand an dem mittleren Tisch. Die Läden sind ja weltweit gleich designend. Ein herrlicher Sommertag. Braun gebrannt von der sizilianischen Sonne, in meinem ärmellosen geblümten Sommerkleid aus Baumwolle, dass ich in einer Boutique in Taormina gekauft hatte, das mir sehr gut stand und meine schlanke Hüfte betonte, stand ich leicht vorgebeugt am Tisch. Die braungebrannten langen Beine, die goldfarbenen Sandaletten und die rotlackierten Fußnägel setzten Akzente. Während das Aufladen des Akkus sehr langsam voranging, kam ich mit einigen Kunden ins Quatschen. Ab und zu guckte der Verkäufer nach mir. „Wie kann ich meine E-Mails löschen?“, fragte ich ihn zwischendurch. Er fummelte an meinem iPad bis es dann klappte. So vergingen fast zwei Stunden. Vom langen Stehen taten mir schon die Füße weh. Plötzlich stand jemand neben mir, ein großer stattlicher junger Mann. Ich schätzte ihn auf Mitte Vierzig. Er stellte seinen Rucksack neben mir auf dem Tisch ab und sah sich ein iPad an. „Hallo“, begrüßte er mich. „Hallo“, erwiderte ich. „Ich überlege, ob ich mir auch ein iPad zulegen soll“, sagte er mich anlächelnd. „Ja, warum nicht. Ich vergaß meinen Akku und wollte mir keinen neuen kaufen, denn ich fliege ja bald wieder nach Sizilien.“ Er meinte: „Du, den kannst du beim Chinesen billiger bekommen.“ „Ja? Wo ist denn hier ein Chinese in Zürich?“, fragte ich ihn freundlich. „Aber weißt du, ich habe Zeit und kann auch immer wieder hierherkommen.“ Wir plauderten über alles Mögliche, fragten uns gegenseitig aus. „Ich komme gerade von der Arbeit und gehe hier ab und zu auf dem Weg zum Bahnhof rein. Ich bin Industriedesigner. Was machst du?“ Ich scherzte: „Ich schreibe Bücher.“ „Ach! Und worüber?“, fragte er erstaunt. „Über die Liebe natürlich“. Wir lächelten uns an. Mein Akku war dann endlich zu achtundneunzig Prozent voll, genug, um mit meinem Schatz über FaceTime zu telefonieren und abrupt verabschiedete ich mich von ihm. „Sehen wir uns morgen hier wieder?“, fragte er mich. „Ja, gerne. Gib mir deine E-Mail-Adresse“, sagte ich. Ich verließ den Laden freudestrahlend. Nicht schlecht, dachte ich, geht man in den Apple Store sein iPad laden und kommt in Kontakt mit netten Herren. Braucht man keine Dating-Börse. Abends war die erste E-Mail in meinem Postfach. Ich war erstaunt über seinen herrlichen Schreibstil. Er möchte mein Steckplatz sein. Der schreibt ja witzig, dachte ich.

Am nächsten Morgen war ich froh, dass ich mit meinem Schatz via FaceTime telefonieren konnte. Leider schaffte ich es zeitlich nicht, wie verabredet nachmittags in den Apple Store zu rennen. In Gedanken war ich schon bei der nächsten Umarmung mit meinem Geliebten. In meinem Postfach fand ich abends die zweite E-Mail von Max:

„Sweety

habe gestern im apfelladen ausschau gehalten...

du hast es wohl nicht mehr geschafft... trop busy... oder eine andere akku-station gefun­den

einen reisekoffer voller ferienwünsche, viel genuss und erholung, keine flöhe und sonstige stechmücken...

kulinarische und sinnliche höhenflüge und berauschende begegnungen ohne juckreiz...

sommerwind unter deinem hauch von nichts...

(b)engelchen

am 21.8. ist vollmond... schau mal zum himmel hoch... er glüht dich an und sehnt nach erlösung...“

Was war das denn für ein romantischer Typ! Der hatte ja eine fantasiereiche Sprache, die mir sehr gefiel und mich auf ihn neugierig machte. Den musste ich unbedingt treffen, wenn ich wieder in Zürich war.

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