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Die Mumie von Rotterdam

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»Wahrscheinlich warst du damals nicht hübscher, als du jetzt bist?« fiel in dem neckenden Tone, der zwischen den beiden Freunden gebräuchlich war, Cornelius ein.

»Nun,« entgegnete mit einigem Eifer Frau Beckje, »er sah wenigstens ebenso gut aus, als irgend ein Offizier von den Landgeusen, der hundertmal unter König Wilhelm vor dem Marschall von Luxemburg davon gelaufen ist.«

»Ihr seyd gut bewandert in den Kriegshändeln,« erwiederte lächelnd der junge van Daalen: »Euer Zünglein ist in jedem Falle schärfer, als der Degen Eueres Marschalls und Ihr wißt es gut zu führen, wenn Ihr Euern Mann zu vertheidigen habt. Aber sagt mir, wie lange ist es schon her, daß Ihr an seiner Statt kommandirt auf der Syrene

Beckje hob drohend die kleine Hand und wollte etwas Beißendes erwiedern, aber Jansen schnitt ihr die Rede ab, indem er sagte:

»Laßt die Possen und stört mich nicht in meiner Geschichte! Ich weiß sonst nicht, wie weit ich bin, und stelle Euch ein Schiff hin mit Vordersteven und Steuerbord, an dem aber das Backbord und Hauptverdeck fehlt. Meint Ihr, ich wäre Domine auf einem Kauffahrer gewesen und könne die Reden nur aus den Aermeln schütteln? Nein, nein, Ihr müßt mir Ruhe lassen, wenn ich erzählen soll! Das hübsche Mädchen also, das vor mir stand,« fuhr er fort, »ließ in einer Anwandlung von Schreck oder Ueberraschung die Lampe fallen, die sogleich verlosch, so daß wir uns in eine völlige Dunkelheit versetzt sahen. »Um Gotteswillen, geht« – bebte es kaum vernehmlich über ihre Lippen. Da öffnete sich eine Seitenthüre und bei dem herausdämmernden Lichte erschien in ihr ein ältlicher Mann in Hemdärmeln, dessen finsteres Gesicht durch einen Wust von rothen Haaren, der es umgab, noch abschreckender gemacht wurde. »Nicht eine Lampe könnt Ihr festhalten in den Pfoten!« fuhr er das Mädchen an. »Ihr seyd das Brod nicht werth, das Ihr eßt. Tretet herein, Herr!« wandte er sich jetzt zu mir, indem er sein widriges Gesicht zu einem freundlichen Lächeln zu zwingen suchte, das wie ein höhnisches Grinsen anzusehen war. »Ihr findet hier den besten Wachholder im ganzen Quartier und eine Gesellschaft, die nicht schlechter ist.« Unter diesen Worten hatte er sich zwischen mich und die Hausthüre gedrängt und diese wieder verschlossen und verriegelt. Ich sah hierin nichts Verdächtiges, ich ahnete nicht, daß der alte Corsar eine falsche Flagge aufgezogen habe. Die Worte des Mädchens waren mir kaum verständlich geworden, so leise und bebend war ihre Stimme gewesen. Sie schlich eingeschüchtert in das Zimmer zurück, während ich und der Alte ihr folgten. Bei meinem Eintritte fielen die Blicke von einem Dutzend wilder Bursche auf mich, die auf langen Wandbänken an einem schmalen Tische saßen, große Gläser mit Brandwein vor sich stehn hatten und sich am Würfelspiele ergötzten. Ich setzte mich weitabwärts von ihnen, in einem Winkel nieder. Nicht weil mir das Spielen durchaus zuwider gewesen wäre, sondern weil meine Ladung am Baaren so leicht war, daß ich nicht wagen konnte, die Flagge Fortunens vor den Spielenden, die zu meiner Verwunderung mit Gulden um sich warfen, als wären es Stüber gewesen, sehen zu lassen. Sie bekümmerten sich weiter nicht um mich und fuhren im Würfeln fort. Ihre Flüche und Schwüre, so wie manche grobe Späße bestätigten meine frühere Vermuthung, daß es Matrosen seyen. Das Glas Genever, den Edammer und das Brod, welche ich gleich beim Eintritte bestellt hatte, wollte mir das Mädchen, von dem auch die übrigen Gäste bedient wurden, bringen. Der Rothkopf aber riß es ihr aus der Hand und ich glaubte zu bemerken, daß sie mit einem Seufzer und einem theilnehmenden Blick auf mich, sich abwandte und wieder in ihre Ecke schlich, wo sie am Spinnrade beschäftigt war.«

»Es ist ganz wahr, wie er’s erzählt!« unterbrach, trotz der vorhergegangenen Mahnung ihres Mannes, Beckje diesen, indem sie im Tone eiferiger Betheuerung zu Clelia sprach: »Der Spitzbube hatte mir’s angethan im ersten Augenblicke mit seinem ehrlichen und treuherzigen Gesichte.«

Jansen ließ die Unterbrechung ungerügt hingehn und fuhr fort: »Mit dem Wunsche, mir es wohl bekommen zu lassen und der Aufforderung, tüchtig zuzulangen, da noch hinlänglicher Vorrath in Küche und Keller sey, stellte mir der Wirth das Verlangte vor. Er trat dann hinter die Spielenden, ging von einem zum andern und flüsterte ihnen Worte zu, die mir unverständlich blieben. Ich achtete auch in der ersten Zeit wenig auf ihn und die übrigen Gäste. Das hübsche Mädchen hatte meine Aufmerksamkeit erregt und es war mir gar nicht recht, daß sie so entfernt von mir, in einem düstern Winkel ihren Platz genommen hatte, wo ich sie nur undeutlich sehen konnte. Lange Zeit gab ich mir vergebliche Mühe, ihre Gesichtszüge aus der Dunkelheit hervorzusuchen. Ich ließ endlich davon ab und fing an, meinen Appetit zu stillen, der nicht gering war. Der Genever, den man mir vorgesetzt hatte, schien mir ungewöhnlich stark. Das war aber eben kein Umstand, der einem Seemanne, welcher so oft, wie ich, die Linie passirt hatte, vom Trinken zurückhalten konnte. Das Gelärm am andern Tische ward indessen immer toller. Flüche, Verwünschungen von der einen Seite, höhnisches, lautes Gelächter von der andern, vermischten sich zu einem wilden Getöse. Die Bursche, die es so arg trieben, zogen endlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Es waren lauter Gesichter, auf denen Zügellosigkeit, Verwegenheit und eine Tücke, die sonst einem ordentlichen Seehunde fremd ist, eingegraben standen. Sie sind gewiß von irgend einem Kauffahrer, dessen Capitän ein Lump ohne Verstand und Respect ist: dachte ich bei mir. Sie hatten alle ihre krummen Messer vor sich auf dem Tische liegen, als wollten sie gegen einen Angriff, der unerwartet und plötzlich von einem auf den andern erfolgen könne, bereit seyn. Besonders fiel mir einer unter ihnen auf, der sehr listig aussah, ruhiger wie die andern sich verhielt und, er mochte mit günstigem oder ungünstigem Winde fahren, lustig und guter Dinge blieb. Erfolgte bei einem seiner Cameraden ein Ausbruch des Unwillens über eine getäuschte Hoffnung, einen erlittenen Verlust, so brachte er gleich einen Scherz vor, einen lustigen Schwank, der das drohende Unwetter zerstreuete und statt des Messerkampfs, zu dem es leicht hätte kommen können, ein allgemeines wildes Lachen, in das selbst der eben noch Erboste einstimmte, hervorbrachte. Er schien älter als die übrigen. In seinen gebräunten Zügen lag ein Ausdruck von Erfahrung und Klugheit, der ihm selbst bei seinen rohen Genossen eine Art von Ansehn zu Wege brachte. Ich bemerkte, daß sein listiger Blick oft nach mir hinflog, auf mir forschend ruhete, wenn er aber wahrnahm, daß ich auf ihn achtete, sogleich sich nach einer andern Seite wandte. Die Art, wie er sich gegen die andern benahm, gefiel mir. »Der Bursche hat mehr gesehn, als jene!« sagte ich zu mir selbst. »Er weiß mit dem Winde zu segeln, zu laviren und die Lappen einzuziehn, wenn es Zeit ist.« Seine Späße und Schwänke machten mich selbst einigemale laut auflachen. Er hörte es und es schien mir, als wenn sich bei dieser Bemerkung ein gewisses Wohlbehagen auf seinem Angesichte zeigte. Der Wirth trat jetzt zu meinem Tische und sagte: »Gelt, das sind lustige Bursche? Ihr müßt Euch an ihren heftigen Manieren nicht stoßen. Die Seeleute sind einmal nicht anders, wenn sie auf’s Land kommen. Da muß Jubel, Trinken und Spielen sie entschädigen für die Entbehrung und strenge Observanz auf dem Schiffe. Euch mag das Ding freilich sonderbar vorkommen. Ihr scheint mir auf dem Lande geboren und erzogen, und habt wohl niemals andern Theer gerochen, als im Laden des Krämers?« Sein Gesicht verzog sich hämisch bei diesen Worten. Ich hielt es nicht der Mühe werth und hatte auch, wie schon gesagt, keine besondere Lust, meine wahre Farbe zu zeigen. Ich durfte ja nur in die Brusttasche greifen und meine Bestallung als Hochbootsmann auf dem Linienschiffe Medusa hervorholen, um den Wirth und die Bursche alle, wie sie da waren, in Respect zu setzen. Ich ließ es aber bleiben und lachte still in mich hinein über die Tölpelhaftigkeit und Dummheit des Kerls, der einen Delphin für ein Murmelthier ansah. Er wandte sich wieder von mir ab und trat jenem Matrosen mit dem listigen Gesichte gerade gegenüber, so daß er mir den Rücken zukehrte. Der Matrose warf einen fragenden Blick auf ihn – erst später sah ich ein, daß dieses ganze Benehmen seine besondere Bedeutung hatte – dann stand er plötzlich auf und sagte, indem er sein Messer einsteckte, zu seiner Gesellschaft: »ich habe genug gespielt. Seht meine leeren Taschen an. Wer noch einen Gulden an das wagen will, was drin ist, dem stehe ich zu Dienst, sonst niemand!« Mit einem wilden Gelächter und einigen groben Späßen wurde das Anerbieten beantwortet. Der Mann zündete seine Pfeife an dem einzigen Lichte, das sich in der Stube befand, an und näherte sich dann langsam meinem Tische. Er forderte noch ein großes Glas Brandwein und setzte sich dann mir gegenüber. Es war mir ganz angenehm, Gesellschaft zu bekommen, die mir eine muntere Unterhaltung versprach. Ich beschloß aber nichts destoweniger auf meinem Vorsatze zu beharren, und mich nicht als Seemann zu erkennen zu geben. Freilich war das eine schwierige Sache, denn schon damals hatte ich die Gewohnheit, die gebräuchlichen Schiffsredensarten in das gewöhnliche Gespräch zu mischen; aber ich dachte, eine rechte Aufmerksamkeit auf mich selbst könne mich wohl davon abhalten und mich unerkannt unter fremder Flagge segeln lassen. Meine Mahlzeit war verzehrt und mein Glas geleert. Ich hätte wohl noch gern getrunken, aber ich durfte auf meinen Gulden los nicht zu durstig seyn. Der Seemann saß einige Minuten lang mir gegenüber, ohne Anstalt zu machen, mich zu entern. Er brummte ein Liedchen vor sich hin, trank dazwischen und ließ dem bald geleerten Glase ein anderes folgen. »Ihr scheint kein Freund vom Würfeln, Landsmann!« redete er mich endlich an. »Ich kann’s Euch nicht verdenken. Das verdammte Knöcheln kostet mich schon manchen schönen Gulden und wenn ich den guten Humor nicht hätte, so hätte ich mir aus Zorn über mein ewiges Unglück schon einmal ein Leid angethan. Aber der gute Humor muß immer obenaufschwimmen, wie der Kork an der Loglinie, und wenn auch einmal der Böse sein Spiel hat und bei dem letzten Deut im Beutel nach der armen Seele angelt, so muß ihn doch der gute Humor gleich vertreiben. Der Humor soll leben!« rief er, indem er sein Glas erhob und nach mir hinhielt. »Aber, Blixen und Mordblei! Ihr habt ja keinen nassen Tropfen mehr im Glase? Wirth,« schrie er diesem zu: »noch ein Glas Genever für den Landsmann! Es geht auf meine Rechnung. Wir müssen zusammen trinken.« Ich wollte seine Einladung ablehnen, aber er ließ mir keine Ruhe, bis ich mit ihm anstieß und trank. An dem andern Tische wurde es jetzt sehr laut. »Das sind rechte Tölpel und einfältige Gierhälse,« sagte mein Mann, »die sich in die Launen des Spiels gar nicht finden können! Sie meinen, sie müßten Alle gewinnen und denken nicht daran, wer dann verlieren sollte. Blixen und Mordblei! Ihr werdet gleich sehen, daß einer von ihnen nach dem Krummmesser greift, um dem andern Galgen und Rad ins Gesicht zu zeichnen. Meiner Seel! der tolle Hann ist schon dran. Hat dich denn der Schwarze einmal wieder am Kabeltau – « Mit diesen Worten sprang er auf und in das Getümmel hinein. Es ging auch wirklich jetzt an dem Tische drunter und drüber, wie auf einem geenterten Schiffe. Fluchen und Schreien, Schimpfreden und Drohungen mischten sich durcheinander. Alle waren aufgesprungen, ihre Messer blitzten bei dem matten Lampenscheine in den hoch erhobenen Händen und es schien, als ob es auf Schlimmeres, als auf bloßen Schnittkampf abgesehen sey. Ich überlegte eben noch, ob ich mich in das tolle Treiben hineinmengen solle, um ein Unglück zu verhüten und Ruhe und Frieden herzustellen, als mein Trinkgenosse, ein untersetzter starker Bursche, schon mitten unter ihnen war, den Unheilsstifter zu Boden geworfen hatte und mit einer wahren Commandostimme rief: »Hinaus mit dem Stänker! Er mag seine Hitze in der Gosse abkühlen, oder, wenn ihn seine Besoffenheit in den Canal führt, so ist’s ihm auch gesund und das ungewaschene Maul wird ihm dann einmal gewaschen!« – »Richtig!« schrieen die andern. »Er muß hinaus: In den Canal! Er hat so nichts, als Meuterei und Schlechtigkeit im Kopfe!« In der Luft schwebend wurde mit Sturmeseile der brüllende Hann durch das Zimmer, nach dem Ausgange getragen. Alle drängten sich nach der Hausflur, auch der Wirth, der am Aergsten auf den Friedensstörer schimpfte. Während sie den Rasenden aus dem Hause schafften, blieb ich einige Augenblicke allein bei dem Mädchen, das bis jetzt seinen düstern Winkel nicht verlassen hatte. Kaum war der lärmende Haufen draußen, so kam das Mädchen in rascher und ängstlicher Bewegung aus der Ecke an meinen Tisch hervor und flüsterte schnell und mit zitternder Stimme: »Ihr habt meiner Warnung nicht geachtet oder sie überhört! Das Schlimmste steht Euch bevor, wenn Euch nicht ein besonderer Glücksfall rettet. Verrathet nichts, zeigt keinen Verdacht! Ihr befindet Euch unter – « »Was hat die freche Dirne mit den Gästen heimlich zu verkehren?« unterbrach sie plötzlich die Donnerstimme des rothhaarigen Wirthes, der unter der Thüre erschien und rasch vortrat. »Deine Unverschämtheit wird dich noch ins Spinnhaus bringen, alle Ermahnungen sind umsonst und bei deiner Mutter Bruder hat sich das Unglück ins Haus geladen, als er dich aufnahm.« Das Mädchen schlich still nach seinem Winkel zurück. »Ihr verfahrt zu hart mit dem Kinde!« sagte ich, so ruhig ich vermochte. »Sie war blos für die Wirthschaft bedacht und fragte mich, ob ich nichts bedürfe?« – »Ei, was!« entgegnete mürrisch der Rothkopf. »Ich bin des Mädchens Vormund und muß wissen, was an ihr ist und wie ich mit ihr umzugehen habe. Hinauf mit dir, auf deine Kammer!« rief er ihr jetzt heftig und befehlend zu: »Ich kann jetzt meine Gäste schon selbst versehen und bedarf deiner nicht mehr.« Das Mädchen schritt zögernd nach einer Hinterthür des Zimmers. »Soll ich der Dirne Beine machen?« schrie der erboßte Corsar jetzt voll Wuth und warf ein Glas nach ihr, das dicht neben ihrem Kopfe vorbei an die Wand fuhr und in tausend Stücke zersplitterte. Sie entfloh so schnell sie konnte, durch die Hinterthüre. Ich war aufgesprungen und wollte eben dem alten Bösewicht an den Kragen, als lärmend und lachend die wilde Rotte ins Zimmer zurückstürmte. Ich bedachte, daß er unter ihnen gewiß Beistand und Hülfe finden würde, daß ein einzelnes Schiff, wenn es auch noch so gut getakelt und bewaffnet sey, nichts gegen eine ganze Flotte vermöge, und verbiß meinen Grimm. Die Worte des Mädchens und ihr wunderlicher Sinn gingen mir im Kopfe herum. Dennoch dachte ich mehr an das hübsche Ding selbst, als an ihre Rede. Ich hatte mir aus vielen schlimmen Lagen meines Lebens immer so glücklich herausgeholfen, und war mir denn doch auch meiner Kraft hinlänglich bewußt, daß mich die Ahnung einer Gefahr, die ich nicht einmal einsah und erkannte, nicht so leicht in Schreck versetzen konnte. Ich nahm mir nur fester vor, meinen Stand und meinen Namen nicht zu verrathen. Mochte auch irgend ein Bedrängniß für mich entstehen, so, glaubte ich, müsse am Ende meine Bestallung als Hochbootsmann auf der Flotte der hochmögenden Heern Generalstaaten mich aus jeder Verlegenheit reißen können. So vergaß ich bald der Warnung des Mädchens; aber ihr Bild blieb in meiner Seele und ich konnte nicht müde werden, da das hübsche Affengesicht zu beschauen.«

 

»Grober Mann!« rief Beckje mit zorniger Miene, indem sie das Glas, das vor ihm stand, wegnahm. »Zur Strafe dafür sollst du auch keinen Tropfen Genever mehr bekommen. Ihr werdet schon sehen,« fuhr sie dann, zu Clelia und Cornelius gewendet, voll Eifer fort, »wozu das Affengesicht nütze war. Er säße nicht hier vor Euch, als Capitän der Syrene und als ein gemachter Mann, wenn das Affengesicht ihm nicht aus der Patsche, in die er sich thörigt hineinbegeben, geholfen hätte!«

»Ruhig, Beckje!« erwiederte lachend der Capitän und reichte der Grollenden treuherzig die Hand. »Es war nicht böse gemeint und was ich unter dem hübschen Affengesicht verstanden habe, das machte wahrlich der heidnischen Schönheitsgöttin Venus keine Schande. Doch weiter im Text, sagt der Domine; ich sage: weiter in der Fahrt! Es wurde wieder ruhiger im Zimmer. Wenige setzten sich auf’s Neue nieder. Die meisten legten sich auf den Bänken und auf den Fußboden vor Anker, um hier nach wenigen Augenblicken in einen tiefen Schlaf zu fallen. Der Seemann, der vor dem Tumulte mir gegenüber gesessen, nahm seinen Platz wieder ein. »Sie haben den wilden Hann gekielholt im Canale!« sagte er lachend. »Es war dem Burschen gesund. Das Wasser machte ihn in einem Augenblicke wieder nüchtern; er schwamm durch, wie ein Delphin, und schickte uns von der andern Seite eine volle Lage von Verwünschungen zu. Aber, Blixen!« fuhr er auf: »wir sitzen wieder fest auf der Sandbank im leeren Glase. Schenk ein, Wirth! Mir und dem Landsmanne! Ich hoffe, du hast noch ein tüchtiges Stück Kreide für den Claas!« Mit großer Geschäftigkeit war der Rothkopf bei der Hand und füllte unsere Gläser. Ich ließ es geschehen, denn der Trunk fing an mir zu munden und ich dachte: morgen, wenn du dein Papier zu Geld gemacht hast, kannst du es dem lockern Seehunde zehnfach wiedergeben. Er trank mir zu auf das Wohlergehn aller Seeleute, und ich that ihm mit so vieler Lust und Fröhlichkeit Bescheid, daß er mich mit den listigen Augen groß ansah und ich wohl merkte, er wittere Seeluft. Bald aber schien dieser Gedanke wieder ganz von ihm gewichen, er behandelte mich als eine Landratte, spottete über das ewige, langweilige Werkeltagsleben in Städten und Dörfern und fing nun an, auf eine vertrauliche Weise mir von dem Treiben auf der See zu sprechen, mir die Lust und das Wohlergehn auf den Schiffen gar herrlich auszumalen, die Merkwürdigkeiten von Ost- und Westindien zu preisen, mit solcher Uebertreibung und Unwahrheit, daß ich, der das Alles vielleicht besser kannte, als er, unwillkührlich vor mich hinlachen mußte. Ich merkte nun, daß er mich anwerben, daß er einen Rekruten für irgend einen Ost- oder Westindienfahrer aus mir machen wollte. Jetzt glaubte ich auch die Warnung des Mädchens zu verstehen. »Damit hat es gute Wege!« dachte ich: »der Jansen weiß auch, wie das Salzwasser in der Bay von Batavia schmeckt und sieht keine Piratenflagge für die Farbe der Ehrlichkeit an.« Mein lächelndes Gesicht mochte den Burschen glauben machen, daß mir seine Reden gefielen und ich blindlings in das Netz segle, das er so lockend vor mir ausgebreitet hatte. Er rückte zutraulich näher. Seine Zunge wurde noch geschwätziger. Er plapperte, wie es die Werber zu machen pflegen, gleich einem Papagey in einem fort. Hundert lustige Seemannsstückchen kamen an den Tag, dazwischen manche Geschichte von einem und dem andern, der als bloßer Matrose nach den Indien gegangen und als ein reicher Bewindhebber zurückgekehrt sey. Alle diese Künste waren mir bekannt und belustigten mich sehr. Er ließ noch mehreremale einschenken und ich trank mit ihm, denn vor seinem Genever brauchte ich mich nicht zu fürchten, das wußte ich aus vielfältigen Erfahrungen, in denen ich auf ganz andere Proben gesetzt worden war und See gehalten hatte. »Gelt!« sagte endlich, nachdem er eine gar lustige Geschichte erzählt, über die ich sehr lachen mußte, der Bursche mit einer verschmitzten Miene zu mir: »Das Leben gefällt Euch und Ihr möchtet es auch gern so haben? Nun das kann geschehen und an einem hübschen Handgeld soll es auch nicht fehlen! So ein zwanzig Gulden etwa, dächte ich, wären Euere Sache?« Jetzt stieg mir der Aerger in den Hals. Einem Kerl, wie mir, lumpige zwanzig Gulden zu bieten! Ich vergaß meinen Vorsatz, ich nahm die falsche Flagge ab, ließ lustig das Seemannswimpel wehen und rief: »Halsen und Schoten, was bildet Ihr Euch ein? Der Sturm aus dem Brandweinglase hat Euch das Takelwerk verwirrt, daß Ihr einem Manne, der schon als zwölfjähriger Junge die blauen Berge von Sumatra gesehen und in den Riffen von Ceilan Schiffbruch gelitten hat, einen so niederträchtigen Vorschlag macht. Geht in Euere Hangematte und schlaft den Rausch aus! Morgen könnt Ihr mit mir trinken zur Revange, aber bringt gescheidtere Gedanken mit.« Ich stand auf und sah auf meinen Mann, der auch aufgesprungen war, herab wie der Goliath auf den David. Er sagte nichts. Seine Blicke flogen aber unruhig über seine Cameraden hin, als wolle er untersuchen, ob im Falle der Noth ihr Beistand ihn unterstützen werde. Sie lagen jetzt sämmtlich in einem so tiefen Brandweinschlafe, daß ich bei der geringsten verdächtigen Bewegung des Meisters Claas, ihn zehnmal hätte kalt machen können, ehe sie einmal zur Besinnung gekommen wären. Er mochte das selbst einsehen und setzte sich ruhig wieder an seinen Platz. Ich rief jetzt dem Wirthe, daß er mir mein Schlafzimmer zeigen solle. »Ey, Ihr wollt allein schlafen?« sagte er gedehnt. »Nun dann müßt Ihr auch vorlieb nehmen mit dem, was Ihr bekommt, denn auf Schlafgäste bin ich gerade nicht eingerichtet.« Der Rothkopf zündete eine Lampe an, ich wünschte dem Meister Claas lachend eine gute Nacht, die er nicht erwiederte, und folgte dann meinem Führer über einen langen Hof, zu einem düstern Hintergebäude. Auf diesem Wege bemerkte ich zu meinem Erstaunen, daß ich nicht ganz fest auf den Beinen sey. Eine wunderliche Müdigkeit, wie ich sie noch nie empfunden, lag lähmend in allen meinen Gliedern. Wie betäubt stieg ich hinter dem Wirthe, der sich öfter nach mir umsah, eine schmale Treppe hinauf, die kein Ende nehmen wollte. »Sind wir bald an Bord?« fragte ich endlich, als wir unter dem Dache angekommen waren, das, schräg und niedrig ablaufend, mich am Geradestehn verhinderte. »Hier ist es;« antwortete der Rothkopf. Er stieß zugleich eine Thüre auf, durch die ich mich gebückt in eine kleine Kammer hineinbugsierte. Ich konnte nichts mehr sehen, ich konnte das Gemach nicht untersuchen; meine Augen fielen zu und ich sank angekleidet, wie ich war, indem das letzte Restchen von Bewußtseyn schwand und ich noch, wie aus weiter Ferne, das höhnische Gelächter des Rothkopfs zu vernehmen glaubte, auf die Lagerstatt nieder. Wie lange ich so, gleichsam in der Windstille des Todes als ein unbrauchbares Wrak, gelegen, weiß ich nicht. Als ich anfing, wieder zu mir zu kommen, fühlte ich einen heftigen Schmerz am Munde, an den Händen und den Füßen. Es war mir noch so wüst im Mastkorbe, daß ich mich mit Gewalt zusammen nehmen mußte, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Sturm und Wetter! Denkt Euch, was die Hunde gethan hatten? Ein scharfer Knebel saß mir im Munde, meine Hände waren mit einschneidenden Stricken auf den Rücken gebunden, meine Füße ebenso an die Pfeiler der Bettstelle befestigt, meine Brust mit einem ledernen Riemen an diese festgeschnürt. Ich war keiner Bewegung mächtig. Nur den Kopf konnte ich mit Mühe etwas heben und ihn vorwärts beugen. Das konnte mir nicht während eines gewöhnlichen Schlafes, nicht einmal in einem tüchtigen Rausche geschehen seyn, ohne daß ich erwacht wäre. Man mußte mir etwas Giftiges, Betäubendes in den Brandwein gethan haben. Durch eine Dachluke hoch über mir fiel ein Lichtstrahl herein. Indem ich den Kopf mühesam vordrückte, sah ich bei dem matten Dämmerlichte, das in der Spelunke herrschte, daß man mir meine guten Kleider ausgezogen und mich mit Lumpen bedeckt hatte. Mein Kopf that mir wehe. Vergebens strengte ich mich an, noch mehr über meinen Zustand nachzudenken, über die Veranlassungen dazu, über den gestrigen Abend, über die Menschen, die mich in diese Lage versetzt, und über die Absicht, die sie mit mir haben möchten. Es legte sich wieder, wie Blei, auf meine Glieder, im Kopfe wurde es mir ganz dumm und ohne einzuschlafen, die offenen Augen immer nach der Luke im Dache gerichtet, war es mir doch immer, als läge ich in einem schweren Traume. Da hörte ich plötzlich ein Geräusch, das mit einemmale, wie ein Blitz, in mein Gehirn fiel und dieses erhellte. Es war ein heiseres, höhnisches Gelächter aus einem Winkel der Kammer. Es schien mir nicht unbekannt, ich mußte ein ähnliches schon gehört haben. Ich versuchte zu sprechen, aber ich brachte nur einen kaum hörbaren, dumpfen Laut hervor. Da wurde das Lachen lauter und derjenige, von dem es kam, trat so dicht an mich heran, daß ich ihn sehen konnte. Klippen und Sandbank! Es war kein anderer, als Meister Claas, der mit untergeschlagenen Armen neben mir stand, mit den scharf blickenden Augen mich von oben bis unten maß und spöttisch grinsend sagte: »Warum habt Ihr doch die zwanzig Gulden Handgeld nicht genommen? Es wäre immer eine gute Ladung gewesen für Euere Tasche, die nun leer ist und wenig Hoffnung hat, bald wieder befrachtet zu werden. Jetzt liegt Ihr hier so lange fest, bis ich Euch flott mache zur lustigen Fahrt. Oder habt Ihr Euch vielleicht besonnen, sind Euch bessere Gedanken im Schlafe gekommen, als im Wachen? Ich will’s einmal darauf wagen und Euch das Zungenband lösen. Aber das sage ich Euch, kommt ein lauter Ruf, ein Schrei, ein Wort über Euere Lippen, das man auch außerhalb dieser Coje vernehmen könnte, so ist’s um Euer Leben geschehen, und Ihr athmet nie wieder weder See- noch Landluft!« Bei diesen Worten schwang er drohend in der einen Hand sein Krummmesser, während die andere den Knebel lös’te. Ich mußte mit mir geschehen lassen, was er thun wollte, ich lag da, wie ein Stück Holz. »Nun sprecht, bester Freund und Landsmann! Wollt Ihr jetzt freiwillig die Flagge streichen und mein lieber Camerad seyn auf dem Schiffe, zu dem ich Euch führe, so soll’s immer noch auf die zwanzig Gulden nicht ankommen; besteht Ihr aber auf Euerem halsstarrigen Sinn, so bekommt Ihr keinen rothen Deut und bleibt angeschnürt und geknebelt, bis wir die Anker lichten und Ihr eingepökelt werdet in den untern Raum, den Ihr dann erst auf offener See verlaßt.« Meine Zunge klebte vor innerer Hitze am Gaumen fest und war durch den Zwang, den man ihr angethan, wie gelähmt. Der Bösewicht bemerkte das. Er langte einen Krug Wasser herbei, hielt ihn mir an die Lippen und sagte: »Trinkt einmal! das soll nicht gesagt seyn, daß Claas seinen künftigen Cameraden verdursten lasse. Ich weiß es aus hundert Erfahrungen mit hundert ähnlichen Thoren, wie Ihr! Das Opiumgebräu macht verdammt trocken im Halse.« Ich trank in langen, durstigen Zügen. Es war, als brenne ein höllisches, unauslöschliches Feuer in mir. Endlich gewann ich die Rede wieder. Die Wuth lag glühend in meiner Brust, wie die Lunte an einem Vierundzwanzigpfünder, und ich konnte sie kaum zurückhalten vom heftigsten Ausbruche. Aber ich mäßigte mich, denn ich sah ein, daß ich in der Gewalt des Schurken und ihm auf Gnade und Ungnade preißgegeben war. »Ihr mögt Euch freilich einbilden,« sagte ich, »daß Ihr ein rechtes Kunststück begangen habt mit Euerer gewaltthätigen Werbung; aber es nutzt Euch nichts, denn Ihr müßt wissen, daß ich schon seit mehreren Jahren Hochbootsmann bin auf dem Linienschiffe der hochmögenden Herrn Generalstaaten, auf der Medusa. Darum gebt mich nur wieder los und ich verspreche Euch, von der ganzen Geschichte nichts verlautbaren zu lassen!« – »Wir wissen Alles, Freundchen!« erwiederte der Bube und lächelte noch hämischer, als bisher. »Wir haben ja deine Bestallung und deine Wechselbriefe gefunden in dem Landratzenfelle, das uns zur guten Prise geworden. Die Bestallung habe ich ins Feuer geworfen und die Wechsel werde ich einlösen, wenn du sie unterschrieben haben wirst, wozu du seiner Zeit schon genöthigt werden sollst. Sieh, Brüderchen, solche Leute, wie dich, können die Herrn Bewindhebber auf den Kapern gerade brauchen. Was kümmert es uns, ob du auf der Medusa für einen Deserteur und Schuft gehalten wirst? ob dein Bild am Galgen neben den Landstraßen mit einer verständlichen Unterschrift den Vorübergehenden sagt: das ist der entlaufene Hochbootsmann Jansen; wer ihn wieder einbringt, erhält eine gute Belohnung? Die Hauptsache ist: du kennst den Dienst, es fehlt dir nicht an Kraft und Gewandtheit und, wenn du deine Schuldigkeit thust gegen die spanischen Don’s und französischen Mosje’s, so kannst du es über Jahr und Tag wieder zum Hochbootsmann auf einem ehrbaren Kaperschiffe bringen. Gelt, Brüderchen, die Aussicht ist so übel nicht und wenn wir brav spanische Gallionen aufbringen, so bekommt auch die Mannschaft ihr gutes Theil davon. Sprich dein freiwilliges Ja, bester Camerad; mache dich los von dem lecken Schiffe, das doch die See nicht mehr halten kann! Lichte die Anker mit deinem Herzensfreunde Claas, der es am Besten mit dir meint auf der ganzen Welt und dich liebt, wie einen spanischen Brasilienfahrer, dem er gut Gold abzuzwicken gedenkt, oder einen vollen Geldbeutel, der immer sein bester Helfer in der Noth war.« – Der Hohn und die Niederträchtigkeit des Buben brachten mich auf’s Aeußerste. Ich konnte mich nicht mehr halten. Indem ich vergebens mit einer heftigen Bewegung mich von meinen Banden loszureißen suchte, rief ich: »Verdammter Schurke und – « »Seelenkoper!« fiel der Kerl mit der größten Kaltblütigkeit ein, während er mir den scharfen Knebel so heftig in den Mund zurückstieß, daß mir das Blut aus Lippen und Zunge drang. »Ich sehe wohl,« fuhr er eben so gelassen fort, »daß noch kein vernünftiges Wort mit Euch zu sprechen ist. Ich hoffe aber, daß Euch die Einsamkeit, Euere angenehme Lage, und Hunger und Durst bis heute Abend geschmeidiger machen werden. Wir haben sonst auch noch andere Mittelchen im Rückhalte, denen die Halsstarrigsten nicht widerstehen konnten. Was haltet Ihr von der Peitsche? Ich kann Euch auf Seemannsparole versichern, daß einer, der sie gut zu führen versteht, in Zeit von einer Viertelstunde einem Andern die Schreibkunst beibrachte, so daß dieser schön und deutlich seinen Namen unterzeichnete, wohin man wollte und was er bisher allen freundlichen Bitten und Ermahnungen verweigert. Merkt Euch das, Meister Jansen! Ich könnte der eine und Ihr könntet der andere seyn, wenn Ihr nicht heute Abends Euern Trotz in den untern Raum einsperrt. Bis dahin gehabt Euch wohl!« – Der Kerl ging und ich hörte, wie er von Außen einen schweren Riegel vor die Thüre schob. Ich schäumte vor Wuth. Jetzt erst waren die Reden und Signale des Mädchens mir verständlich geworden, die ich früher viel zu leichthin gedeutet hatte. Die Seelenverkäufer und unter diesen die schändlichsten und grausamsten, die Mäkler der Kaperschiffe, hielten mich in ihren Klauen. Ich wußte, daß die Obrigkeiten bei diesem abscheulichen Menschenhandel ein Auge zudrückten, wenn er auf Rechnung der ostindischen Compagnie geführt wurde. Dieser hätte es sonst an Rekruten für ihre Flotten, für die Besatzungen in Batavia und den übrigen Colonieen gefehlt. Der große Vortheil, den die Compagnie dem Staate brachte, verpflichtete diesen, sie auf alle Weise zu unterstützen, wenn es auch oft wider Recht und Billigkeit war. Desto strenger wurde die Seelenkoperei der Privatleute, derjenigen, die sich einen Kaperbrief auf eigenen Gewinn und Verlust gelös’t hatten, bestraft. Am Galgen fanden sie gewöhnlich den Lohn ihrer Verwegenheit, mit den Werbern der Compagnieherrn nach derselben Richtung des Compasses steuern zu wollen. Deshalb trieben sie ihr Geschäft immer in der tiefsten Verborgenheit, in Schenken, die außer ihren Handlangern niemand besuchte und in denen oft, wie man sich erzählte, diejenigen, die sich allzustarrköpfig gezeigt, einen gewaltsamen Tod gefunden hatten, damit sie nie zu Verräthern an ihren bübischen Bedrängern werden möchten. Das Alles wußte ich. Mit hundert Geschichten aus solchen Häusern, eine immer schrecklicher, als die andere, hatten wir uns oft während der Abende auf den Schiffen unterhalten. Wen einmal sein Unglück in eine solche Mordhöle geführt hatte, der kam nur als ein Sklav des Kapercapitäns oder als eine Leiche wieder heraus. Eins dieser zwei Loose erwartete nun auch mich und dabei die quälende Aussicht, von meinen Vorgesetzten, von meinen Cameraden auf der Medusa für einen Ausreißer gehalten, für ehrlos erklärt zu werden. – Mein Kopf brannte mir wie im hitzigen Fieber. Ich wußte mir nicht zu rathen und zu helfen. So lag ich mehrere Stunden lang in einem dumpfen Hinbrüten, in dem Zustande eines Schiffes, das zwischen Klippen und Sandbänke gerathen ist und weder vor noch hinter sich kann. Dennoch brannte, wie eine Kohle unter der Asche, der Entschluß im tiefsten Grunde meiner Seele, lieber den Tod zu leiden, als meine Schande zu überleben und den Schurken zu Willen zu seyn. Hunger und Durst fingen an, sich zu melden. Bald mußten sie zu peinigenden Gefühlen werden und ich nahm mir fest vor, diesen zu trotzen, wie allen Drohungen, allen Grausamkeiten der nichtswürdigen Seelenkoper. Mein einziger Trost war die Helligkeit, die durch die Dachlucke in meinen Raum fiel. Ich konnte ein Stückchen blauen Himmel sehen, ich konnte den Zug der Wölkchen erkennen, die in weißen Nebelflocken drüber hin flogen. Gedankenlos starrte ich immer nach diesem einen Punkte. Da verdunkelte sich zu meinem Schrecken plötzlich auch dieser; aber eine Stimme, in der ich den Laut eines Engels zu vernehmen glaubte, rief mich nun bei Namen und mein Schreck verwandelte sich mit einemmale in die lebhafteste Freude, denn wer, meint Ihr, sah aus der Lucke mitleidig und freundlich auf mich herab, wie ein Sternlein vom Himmel? Wiederum niemand anders, als eben das Affengesichtchen da!«

 
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