Lass mal andere arbeiten!

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Из серии: Dein Erfolg
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Mindestens ein Kreuz bei F-Aussagen:

Derzeit sprechen noch handfeste Fakten dagegen, dass Du andere Menschen mit Aufgaben betraust. Und das bedeutet, Du brauchst noch faktenreichen Input und handfeste Gegenstrategien, um eine solide und tragfähige Grundlage für »Tu Du!« zu schaffen. Im Kapitel »Mehr Fakten bitte!« bekommst Du sie.

Mindestens ein Kreuz bei P-Aussagen:

Offenbar hast Du derzeit mehr Aufgaben zu stemmen, als in einem Arbeitstag oder einer Arbeitswoche sinnvoll zu schaffen sind. Anstatt Dich auf Deine eigenen To-dos zu konzentrieren, hast Du möglicherweise ein offenes Ohr für all die Aufgaben der anderen – die Du dann auch noch miterledigst. Gut für die anderen – blöd für Dein eigenes Zeitmanagement. Im Kapitel »Klare Prioritäten« nehmen wir deshalb Deine Fülle an Aufgaben besser unter die Lupe und schlagen eine Schneise.

Mindestens ein Kreuz bei H-Aussagen:

Aufgaben abzugeben ist wie ein Handwerk: Wir brauchen die richtigen Techniken, die richtigen Methoden und eine gute Einführung in die Goldenen Prinzipien des richtigen Delegierens. Im Kapitel »Die Fünf Goldenen Prinzipien für erfolgreiches ›Tu Du!‹« bekommest Du das entsprechende Rüstzeug, damit Du künftig erfolgreich Aufgaben abgeben kannst und mit dem Ergebnis zufrieden bist.

FAZIT


Damit Du erfolgreich Aufgaben abgeben kannst, die gut, zuverlässig und pünktlich zur Zufriedenheit aller erledigt werden, sind zwei Grundvoraussetzungen zu erfüllen: Du musst wirklich in der Tiefe Deines Herzens abgeben wollen. Und Du brauchst die nötigen Prinzipien und Methoden dazu. Erfolgreiches LMAA funktioniert also nur, wenn das WOLLEN und das KÖNNEN stimmen.

Innere Haltung – Schlüssel zu Top oder Flop

»Wer überall zugleich ist, ist nirgends.«

Thomas Fuller, englischer Historiker (1608 – 1661)

Wenn wir in Anbetracht unserer vollen Tage zu wenig Aufgaben abgeben oder Tätigkeiten zwar delegieren, aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, dann kann es sein, dass wir im tiefsten Inneren unseres Herzens »eigentlich« gar nicht abgeben wollen.

Und wenn wir »eigentlich« gar nicht abgeben wollen, ist es kein Wunder, wenn wir es nicht tun. Oder auf so eine Weise abgeben, dass es gar nicht klappen kann. Wir sabotieren unseren eigenen Erfolg.

»So ein Blödsinn!«, rufst Du jetzt vielleicht empört. »Ich will sehr wohl Aufgaben abgeben, aber es funktioniert halt einfach nie so gut, wie ich mir das vorstelle!« Ja, es kann sein, dass Du denkst, dass Du willst. Das ist ja genau das Blöde an unseren inneren Sabotage-Programmen: Sie laufen unbewusst ab! Sie torpedieren klammheimlich unsere äußeren Bemühungen und verändern Nuancen in unserem Verhalten. Nuancen, die dann aber über Top oder Flop beim Delegieren entscheiden.

Das Geheimnis dahinter nennt sich »kognitive Dissonanz«. Kognitionen sind mentale Ereignisse wie beispielsweise unsere Gedanken, Einstellungen, Überzeugungen und Wünsche sowie unsere Wahrnehmungen auf all unseren Kanälen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen), die mit einer Bewertung einhergehen. Häufig entstehen zwischen diesen Kognitionen Konflikte (»Dissonanzen«) – und das mögen wir überhaupt nicht. Von Natur aus streben wir danach, all unsere Kognitionen in Einklang zu bringen, denn wissenschaftlich belegt, erzeugt es eine immense Spannung in uns, wenn hier eine Kluft besteht.

Vielleicht kennst Du das von Deinen Neujahrsvorsätzen: Du hast Dir ganz, ganz fest vorgenommen, ab dem 2. Januar täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren und von Montag bis Freitagabend auf Dein übliches Gläschen Rotwein zu verzichten. Und jetzt ertappst Du Dich am 9. Januar, wie Du abends einen guten Tropfen entkorkst, und Dein Blick fällt auf das Fahrrad im Flur, bei dem zunächst mal der Vorderreifen aufgepumpt werden müsste, bevor Du Dich auf den Drahtesel schwingen kannst. Genau in dieser Situation entsteht eine kognitive Dissonanz zwischen Deinen Wünschen und der erlebten Realität.

Kein schönes Gefühl, oder?

Kognitive Dissonanzen auflösen

Prinzipiell hast Du jetzt drei Möglichkeiten, diese kognitive Dissonanz aufzulösen.

Erste Möglichkeit – die menschliche Variante: Du redest Dir Dein Verhalten schön oder biegst Dir die »Wahrheit« so zurecht, dass sie Deinem Weltbild entspricht. Einfach indem Du Dich an eine Studie erinnerst, die sagt: »Ein Glas Rotwein pro Tag fördert die Gesundheit und schützt vor Herzerkrankungen.« Und mehr als ein Glas wird es ja heute sicher auch nicht werden. Obwohl – der edle Tropfen darf ja nicht verkommen, und bis zum Wochenende schmeckt der ja nicht mehr. Prost! Und Fahrradfahren? Ist in der City eh ungesund bei all den Abgasen! Nach guter alter Pippi-Langstrumpf-Manier (»Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt!«) hast Du Dein Verhalten jetzt prima gerechtfertigt und lässt Dir den nächsten Schluck so richtig schmecken.

Zweite Möglichkeit – die sportliche Variante: Du veränderst Dein Verhalten. In dem Moment, in dem Du Dich dabei ertappst, wie Du etwas tust, was Du »eigentlich« nicht tun willst, stöpselst Du die Flasche wieder zu, holst die Luftpumpe, pumpst den Vorderreifen auf und drehst fünf Ehrenrunden um den Häuserblock. Lächelnd drehst Du dabei auch Deinem inneren Schweinehund eine lange Nase und bist stolz auf Dich, dass Du es geschafft hast.

Dritte Möglichkeit – die schwierigste Variante: Du veränderst grundlegend Deine Einstellung zu den Themen, die Dich immer wieder zu einem Verhalten führen, das Du so nicht (mehr) willst. Das bedeutet, Du veränderst Deine innere Haltung auf eine Weise, dass Dein »eigentlich« gewünschtes Verhalten sich völlig natürlich und richtig gut anfühlt. In Bezug auf Deine Neujahrsvorsätze sagt Dir nicht mehr Dein Kopf, dass Du weniger trinken, aber mehr radeln solltest, sondern jetzt es ist Dein innerer Drang, der Dir hilft, leidige Gewohnheiten zu verändern. Ab dem Moment, in dem Du Deine Einstellung tiefgreifend verändert hast, ist es überhaupt nicht mehr anstrengend, ein neues gewünschtes Verhalten an den Tag zu legen. Jetzt entspringt es ganz und gar Deinem Naturell.

Einstellungen zu verändern ist ein gutes Stück Arbeit – aber es lohnt sich.

Einstellung zu »Tu Du!« verändern

Besonders bei den Themen »Delegieren«, »Zusammenarbeiten im Team« und »Aufgaben-Abgeben« tragen viele Menschen limitierende Überzeugungen und Glaubenssätze in sich, die ein erfolgreiches LMAA (Lass Mal Andere Arbeiten) bereits im Ansatz torpedieren.

 Da wollen Chefs und Chefinnen, dass alles über ihren Schreibtisch läuft, und entwickeln sich so zum Flaschenhals im Team, in dem Projekte und Entscheidungen festhängen.

 Da gibt es Projektleiter, die jeden Teilschritt eines Projektes selbst kontrollieren – eine Zeitverschwendung auf beiden Seiten plus eine große Demotivation für die Kollegen.

 Da gibt es Vorgesetzte, die Aufgaben an Mitarbeiter abgeben, aber leider »vergessen«, relevante Informationen mitzuliefern. Mit dem Ergebnis, dass der Mitarbeiter die Aufgabe grandios an die Wand fährt, und dann kommt der Chef – »tatütata, hier kommt die Feuerwehr!« –, holt die Kastanien aus dem Feuer und fühlt sich mal wieder bestätigt, dass »um mich herum nur unfähige Pappnasen sitzen und ohne mich hier gar nichts laufen würde!«.

 Oder im privaten Alltag: Da klagen Frauen über Überlastung beim Spagat zwischen Küche, Kindergarten und Konferenztisch, putzen dann aber selbst jeden Tag das Bad, »weil wenn mein Mann das macht, wird es eh nichts!«.

Sorry, wenn das an dieser Stelle sehr klischeehaft klingt, aber sicherlich hast oder kennst Du Vorgesetzte, Kollegen, eine Freundin oder eine Bekannte, auf die diese Punkte eins zu eins zutreffen. Ist den Aufgaben-Abgebern bewusst, was sie da machen? Wie paradox sie sich verhalten? Manchmal ist es ihnen bewusst. Das sind die Menschen, die von sich sagen, dass sie das Problem zwar erkennen, aber aus ihrer Haut einfach nicht rauskönnen.

Manchmal ist es ihnen nicht bewusst – und wenn Du zu denen gehörst, ist es gut, dass wir darüber sprechen und Dir an dieser Stelle deutlich wird, was Deine »Tu Du!«-Bemühungen immer wieder sabotiert. Allein das Wissen darum, dass wir nach bestimmten Mustern funktionieren, die uns im Kern nicht guttun, kann der Beginn einer Problemlösung sein. So wie bei Bernd, einem Teilnehmer meines Online-Coachings »Innere Saboteure zu Freunden machen«, der mir nach Abschluss des Kurses schrieb: »Ich wusste gar nicht, dass es limitierende Überzeugungen und damit Verhinderer gibt. Jetzt kenne ich meine Saboteure, nehme sie bewusst wahr, lächle über mich selbst und kann mich dann bewusster und befreiter entscheiden.«

Uns unserer hinderlichen Muster bewusst zu werden, ist der erste Schritt zum Erfolg. Die gute Botschaft dabei: Doch, wir können aus unserer Haut raus! Wir können uns – solange wir leben – verändern. Wir können unser Verhalten, wir können unsere Einstellungen und Überzeugungen ändern. Aber das klappt nur, wenn wir uns wirklich verändern wollen.

Und das bringt mich zum Knackpunkt dieses Kapitels: Du wirst LMAA nur dann wirklich erfolgreich umsetzen können, wenn Du es wirklich willst. Solange noch ein kleiner Teil in Dir nicht voll hinter dem Abgeben steht, so lange wirst Du es auch nicht erfolgreich tun können. Dann wirst Du nämlich immer und immer wieder einen Widerspruch zwischen echtem inneren Wunsch und Deinem Verhalten spüren – und immer wieder versuchen, diese kognitive Dissonanz aufzulösen. Mit Selbstsabotage.

Aber, Kopf hoch! Wir können unsere Selbstsabotage beenden. Folgende fünf Schritte helfen:

 

 Schritt 1: Den Vorteil von »Ich mach’s!« erkennen

 Schritt 2: Selbstsabotage in den Lebensmotiven identifizieren

 Schritt 3: Selbstsabotage im Denkstil identifizieren

 Schritt 4: Selbstsabotage in den »Antreibern« identifizieren

 Schritt 5: Den Gewinn »drehen«

Schauen wir uns das genauer an.

Schritt 1: Den Vorteil von »Ich mach’s!« erkennen

Mach Dir an dieser Stelle bewusst, dass das Nicht-Abgeben Dir möglicherweise einen so großen Vorteil bringt, dass es – neutral betrachtet – auch absoluter Nonsens wäre, abzugeben. Frag Dich: Was ist der Vorteil, der Gewinn, wenn ich Dinge selbst erledige, die ich im Prinzip an andere Menschen abgeben könnte?

Stelle ich diese Frage in Coaching-Sitzungen, kommt meist spontan die Antwort: »Ich habe gar keinen Gewinn – im Gegenteil. Wenn mich andere Menschen mehr entlasten würden, hätte man mehr Zeit für die wichtigen Aufgaben, könnte auch mal früher abends Schluss oder mal in Ruhe Urlaub machen!« Ja, das stimmt – doch Antworten wie diese sind reine Logik-Antworten, was »man« davon hat, wenn »man« erfolgreich abgeben könnte. Hartnäckig fordere ich dann meine Klienten auf, nochmals über einen möglichen Gewinn des Selbstmachens nachzudenken. Und dann kommen – nach einigem Überlegen – Antworten wie diese:

 »Ich fühle mich gebraucht, wenn ich viel selbst erledige.«

 »Ich finde, eine Führungskraft sollte sich nicht zu fein sein, auch selbst die Basis-Arbeiten zu machen. Ich beweise damit also, dass ich nichts Besseres bin, nur weil ich jetzt Führungskraft bin.«

 »Wenn ich ehrlich bin, dann ist es doch echt peinlich, wenn mein Mann das Bad putzt. Wenn ich selbst putze, stärke ich das Bild von ›echter Mann‹, das ich gerne von ihm haben will.«


Was ist es bei Dir? Was ist Dein Vorteil, Dein Gewinn, wenn Du Aufgaben nicht abgibst, sondern selbst erledigst? Schau dazu gerne nochmals zurück auf den Selbstcheck im vorigen Kapitel. Bei welchen mit »E« gekennzeichneten Aussagen hast Du »trifft eher zu« angekreuzt? Welche Aussagen, Situationen oder Gespräche fallen Dir an dieser Stelle noch ein, die auf Dich zutreffen?

All das sind triftige Gründe, warum »Lass Mal Andere Arbeiten« bei Dir noch nicht wirklich gut klappt. Solange nämlich Dein Gewinn aus »Selbstmachen« höher ist als Dein Gewinn aus »Abgeben«, so lange wirst Du immer alles dafür tun, dass es aufs Selbstmachen hinausläuft.

Die meisten Menschen greifen im Anschluss auf die »menschliche« Variante 1 zurück, um ihre kognitiven Dissonanzen aufzulösen: Sie reden sich ihr Selbsttun schön, mit Aussagen wie »Wenn ich es nicht mache, macht es ja keiner!«, »Bis ich das lange erklärt habe, habe ich es zehnmal erledigt!«, »So gut wie ich macht das keiner!«, »Ich kann mir Unterstützung finanziell nicht leisten!« und so weiter.

Eine menschliche und absolut nachvollziehbare Reaktion, aber leider eine Reaktion, die Dich langfristig nicht weiterbringt, wenn Du Deinen Krug von Kiesel- und Sand-Aufgaben so gut wie möglich befreien willst. Damit Du Variante 3 – Einstellung ändern – anwenden kannst, ist es wichtig, dass wir Deinem subjektiv empfundenen Vorteil Respekt zollen und gebührend wahrnehmen.

Denk also immer darüber nach, was Dein Gewinn ist, wenn Du Dinge selbst machst. Beachte dabei, dass wir uns je nach Kontext, nach Aufgabe oder nach mitbetroffenen Personen völlig unterschiedlich verhalten. Du magst im privaten Alltag der Delegier-Meister sein, der Lieferdienste für Lebensmittel, einen Studenten zum Rasenmähen, den Sohn für Software-Probleme und eine Zugehfrau für die Ordnung im Haus beschäftigt, aber im Job schaffst Du es nicht, angemessen Aufgaben abzugeben.

Denk also sehr konkret über Deine unterschiedlichen Lebensbereiche und Dein jeweiliges Abgebe-Verhalten dort nach. Beachte dabei auch, dass die Antworten zu Deinem »Gewinn«, wenn Du Dinge selbst erledigst, aus sehr unterschiedlichen Quellen genährt sein können. Und dass ein Vorteil von »Ich mach’s!« aus dieser Ecke genau der Gegenwind werden kann, der Dich aus »Tu Du!« wegbläst. Je stärker der »Gewinn« aus dieser inneren Haltung fürs Selbsttun ist, desto größer ist der Sabotage-Faktor in puncto Aufgaben abgeben.

Schritt 2: Selbstsabotage in den Lebensmotiven identifizieren

Ganz offensichtlich ist es, wenn »Aufgaben an andere Menschen abgeben« gegen Deine Lebensmotive verstößt. Hast Du Dich schon mal mit Deinen Motiven beschäftigt? Falls nicht, dann lege ich es Dir wärmstens ans Herz.4 Motive sind ein nicht zielgerichtetes, abstraktes Streben, das einen großen Ozean eröffnet, in dem wir paddeln können. Lebensmotive sind ziemlich beständig und in der Regel nicht tagesformabhängig. Motivationsforscher gehen davon aus, dass es drei Grund-Lebensmotive gibt – das Macht-, Zugehörigkeits- und Leistungsmotiv –, von denen sich weitere Motive ableiten, beispielsweise Vorsicht, Status, Mitentscheidung, Selbstentscheidung, Abwechslung, Routine, Selbstlosigkeit, Selbstorientierung, Durchführung, Einfluss, Fremdanerkennung, Selbstanerkennung, Balance und Dominanz.

Werden diese Motive angeregt, schüttet unser Körper Glücks- oder Stresshormone aus: Wird unser Machtmotiv angeregt, so sind es Adrenalin und Noradrenalin, im Falle des Zugehörigkeitsmotivs ist es Dopamin, und wird unser Leistungsmotiv angetriggert, dann werden Vasopressin und Arginin ausgeschüttet.5

Diese Neurotransmitter sorgen dafür, dass wir emotional angestupst werden und entweder – sprichwörtlich – die Flucht ergreifen oder die Situation genießen. Unsere Gefühle geben den Ausschlag, ob wir an einer Sache dranbleiben oder aufgeben. Wer sich also lediglich halbherzig im Delegieren übt, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern. Je positiver und emotionaler wir bei der Sache sind, desto stärker brennen wir, desto motivierter sind wir, desto besser wird es gelingen.

Lebensmotive begleiten uns ein Leben lang. Einige von ihnen, wie beispielsweise ein inneres Streben nach Wirksamkeit, Neugier, Beziehungen, Freude und Aktivität, haben wir bereits als Babys. Unser Umfeld – Eltern und andere Bezugspersonen – kann dieses Streben verstärken, aber auch zerstören, durch Worte (»Sei nicht immer so zappelig!«) oder auch durch eigenes Tun. Wir lernen sehr stark durch Beobachtung, und wenn uns vorgelebt wird, Aktivität oder Neugier seien »schlecht«, so übernehmen wir im Laufe des Älterwerdens dieses vermeintlich »richtige« Verhalten und integrieren es tief in unser Repertoire.

Wir lernen, was »richtig« und was »falsch« ist, und übernehmen aus unserer Familie oder auch unserem Kulturkreis Motive Dritter als Gradmesser von »wünschenswertem Verhalten«. Leider erkennen wir ab einem gewissen Punkt nicht mehr, ob wir etwas tun, weil es uns einfach Spaß macht (intrinsische Motivation) oder weil wir uns an Maßstäben orientieren, die wir als Idealvorstellung in uns etabliert haben (internes Selbstverständnis). Wir erfüllen unsere inneren Standards, weil »man das so macht« – ohne sie zu hinterfragen, denn dieses Verhalten ist ja »normal«.

Zieht unser Verhalten jetzt noch Belohnungen oder Bestrafungen nach sich (extrinsische Motivation), dann rutschen wir immer mehr in dieses »ideale« Tun hinein – ein Urinstinkt, der uns als Babys das Überleben sicherte, indem wir es Mama und Papa immer recht machten.

Wichtig: Es gibt keine »schlechten« Motive. Auch wenn der Begriff »Dominanz« zum Beispiel bei vielen Menschen negativ besetzt ist, so ist er als Antrieb erstmal völlig neutral. Denn »Dominanz« beinhaltet auch »gestalten können« oder »wirksam sein«. Doch genau in dieser Belegung kann bereits der Torpedo für Dein »Tu Du!« liegen. Ist »Dominanz« bei Dir sehr negativ konnotiert, dann wird sich alles in Dir sträuben, anderen Menschen zu sagen, was sie tun sollen, also sie zu dominieren. Findest Du hingegen »Dominanz« attraktiv, hast Du bereits einen positiven Antrieb in Dir, die Führung zu übernehmen. Ist »Vorsicht« Dein vorherrschendes Motiv, dann bist Du vielleicht sehr misstrauisch anderen Menschen gegenüber, vertraust am liebsten nur Dir selbst und hast gerne alles unter Kontrolle. Aufgaben dann vertrauensvoll abzugeben ist eine echte Challenge. Ist »Leistung« Dein Grundmotiv, kommen Dir vielleicht Aussagen wie diese bekannt vor: »Ich möchte gerne als engagiert gelten, da kann ich doch keine Aufgaben einfach abgeben!« oder »Wer vorankommen will, muss sich reinhängen!«.

Die spannende Frage ist also: Welche Motive beflügeln Dich auf eine positive Art, welche hemmen Dich eher beim Aufgaben-Abgeben? Welche Überzeugungen leiten sich daraus für Dich ab? Welche davon sind förderlich, welche davon sind limitierend bei Deinem Wunsch, auch mal andere Menschen arbeiten zu lassen?

Schritt 3: Selbstsabotage im Denkstil identifizieren

Seit vielen Jahren arbeite ich mit verschiedenen Präferenztypen, die uns zum Charakterkopf machen und darüber entscheiden, wie wir uns und unsere Aufgaben am besten organisieren, was uns interessiert, welches Lebens- und Arbeitsmodell für uns ideal wäre, bei welchen Tätigkeiten wir aufblühen, und sie spielen auch eine erhebliche Rolle beim Thema »Tu Du!«.

Stark vereinfacht ausgedrückt können wir in zwei unterschiedlichen Präferenzwelten zu Hause sein:

 Auf der einen Seite können wir eher zu den systematisch-analytischen Machern zählen. Das sind Menschen, die strukturiert vorgehen wollen, die gerne akribisch planen und sich an ihre erstellten Pläne halten wollen.

 Auf der anderen Seite können wir eher zu den Kreativen Chaoten zählen, die sich voller Neugierde auf alle neuen Themen stürzen, für die Abwechslung ein Lebenselixier ist und die häufig als empathische Unterstützer die eigenen Bedürfnisse hintanstellen.

Deine Präferenzen, auch Denkstil genannt, entscheiden darüber, wie Du mit Deiner Zeit und Deinen Aufgaben umgehst (»Zeitmanagement«) und auch, welche Aufgaben Du an andere Menschen abgibst (»Tu Du!«). Während die systematisch-analytischen Macher hervorragend mit klassischem Zeitmanagement klarkommen (Listen erstellen, Prioritäten vergeben, abarbeiten), ähneln die To-do-Listen der Kreativen Chaoten einem mehrseitigen Brainstorming, weil ihnen so viele Dinge einfallen, die sie machen könnten. Hier Prioritäten vergeben? Oder es schaffen, die Listen abzuarbeiten? Unmöglich.

Unser Denkstil, unsere Präferenz, an Aufgaben heranzugehen, ist derart tief in uns verwurzelt, dass ich sie früher auch gerne als »Talente« bezeichnet habe. Talent nicht im Sinne von »begnadet Fußball spielen können« oder »ein grandioser Pianist sein«, sondern Talent im Sinne von »Was geht mir leicht von der Hand, wobei blühe ich auf?«.

Basierend auf bestehenden wissenschaftlich validen Tools, die ich im Coaching und in Seminaren einsetze,6 entwickelte ich für meine Bücher und meine Online-Kurse einen Gratis-Schnellcheck, die Präferenz-Typen, die bereits einen ersten Eindruck von unserer geistigen »Heimat« geben.

Finde heraus, in welcher Präferenz-Welt Du zu Hause bist. Das wird Dir helfen, Deinen Gewinn von »Ich mach es lieber selber!« besser zu verstehen. Denn je nachdem, wie Du »tickst«, ziehst Du einen anderen Vorteil daraus, wenn Du Aufgaben selbst erledigst, anstatt sie abzugeben. Einen Gratis-Selbstcheck dazu findest Du unter www.Kreative-Chaoten.com.


Die »Kreativen Chaoten« und ihr individueller Gewinn von »Ich machs!«


Der wissbegierige Informationssammler (Wanda Wills-Wissen) liebt es, Neues zu lernen, Informationen zusammenzutragen und Wissen anzuhäufen. Sobald es also um solche Art von Aufgaben geht, wird er niemals gerne andere Menschen mit Recherchen oder ähnlichen Aufgaben betrauen, denn die machen ihm ja Spaß!


Der visionäre Ideensprudler (Igor Ideenreich) liebt es, neue Aktivitäten auszuprobieren und Neues zu schaffen. Abwechslung ist sein Lebenselixier. So gibt er häufig nicht ab, weil jede (neue) Aufgabe doch auch irgendwie schon wieder spannend ist, und Routinekram ist ja so schrecklich, das kann man ja keinem anderen zumuten.

 

Der kommunikative Unterstützer (Hanni Herzlich) ist die hilfsbereite Seele im Team, die aufblüht, wenn sie anderen Menschen helfen kann. Sie fühlt sich gebraucht, wenn sie viel selbst erledigt, und nimmt lieber anderen Menschen noch mehr Arbeit ab, als – im Gegenteil – anderen Aufgaben zu übertragen. Als geborener Unterstützer will sie anderen Menschen nicht gerne etwas aufbürden.

Die »Systematischen Macher« und ihr individueller Gewinn von »Ich machs!«


Der zielstrebige Umsetzer (Marc Macher) packt an, setzt um, treibt voran. Häufig ist er der begnadete Aufgaben-Abgeber, da er gerne Ressourcen (Menschen, Material, Maschinen) optimal einteilt und pushen kann, damit Deadlines und Ziele eingehalten werden. Sind ihm die anderen allerdings zu langsam, dann packt er lieber selbst an.


Der systematische Ordner (Ottmar Ordentlich) legt großen Wert auf zeitliche und dingliche Ordnung. Er plant gerne und mag Routinen, und so erledigt er gerne selbst viele Dinge, weil er dann hundertprozentig weiß, dass die Qualität stimmt und alles pünktlich und zuverlässig gemacht ist.


Der analytische Logiker (Dr. Annaliese Logisch) geht bei all seinen Aufgaben logisch und analytisch vor, braucht alle relevanten Zahlen, Daten und Fakten. Bei der Bearbeitung einer Aufgabe legt er Wert auf eine korrekte Ausführung, bis ins letzte Detail. Und ehe er lange anderen Menschen nachläuft, macht er es lieber selbst.

Du siehst also, dass unsere grundsätzlichen Präferenzen sehr starke »Gewinn«-Bringer sein können – und dann ist es kein Wunder, dass Du all die Dinge lieber selbst machst, die Dir leicht von der Hand gehen und Dir Freude bereiten, anstatt sie an andere Menschen abzugeben. Dank Deinem Charakterkopf, Deinem Naturell, sind all dies wertvolle Steine, die Du selbst in Deine Krüge hineinlegen willst.

Solltest Du das ändern? Nicht, wenn Du ausreichend Zeit hast für all die Aufgaben, die täglich bei Dir zur Erledigung anstehen – dann tob Dich hier richtig aus. Bleiben jedoch jeden Tag mehr Steine und Kiesel neben Deinem Krug liegen, als Dir lieb ist, kann die Erkenntnis aus diesem Abschnitt Dir vielleicht ganz gut erklären, warum das so ist.

Und dann können wir in Schritt 4 mit Deinen Erkenntnissen weiterarbeiten. Mach Dir gerne Notizen in Deinem Workbook, bevor wir uns die letzte Quelle Deines »Gewinns« anschauen.

Schritt 4: Selbstsabotage in den »Antreibern« identifizieren

Ob wir mal andere arbeiten lassen und die gewonnenen Freiräume für andere – wichtige – Aktivitäten nutzen oder nicht, hat letztendlich auch viel mit unseren inneren Antreibern zu tun. Antreiber sind wie kleine innere »Piesacker«, kleine innere Stimmen oder Teufelchen, die uns in ein bestimmtes Verhalten hineintreiben. Ob wir wollen oder nicht, wir folgen dem Ruf dieser Teufelchen und fallen deshalb immer und immer wieder in festgefahrene Verhaltensmuster. Damit schreiben wir das Drehbuch unseres Lebens, ein Skript, nach dem wir agieren.

Unsere inneren Antreiber erwachsen aus dem Einfluss, den uns nahestehende Menschen auf uns ausüben. Das können frühere Botschaften von Eltern an uns Kinder sein, Sätze oder auch Taten von Lehrern, Geschwistern, Sporttrainern und vielen mehr. Alles, was andere tun, hinterlässt in uns Spuren, die uns prägen.

Sehr häufig meinen es die Bezugspersonen gut mit uns als Kinder, wenn sie beispielsweise sagen: »Pass auf, dass Du nicht von der Schaukel fällst!« Ihre Sätze oder Taten resultieren aus ihrem Blick auf die Welt und werden als Ratschläge an uns weitergegeben. Nun kann es aber sein, dass Dich diese Ratschläge auf dem völlig falschen Fuß erwischen und Du denkst, der andere traue Dir nichts zu. Dein Selbstwertgefühl bekommt einen Knacks – und auch später noch im Leben haderst Du mit Dir, dass Du ja gar nichts gut kannst. Oder Du übernimmst die vorsichtige Haltung des anderen und versuchst auch später im Leben, Risiken zu vermeiden.

Wie gesagt: Per se ist das alles nicht schlimm. Aber es kann sich unter Umständen als für Dich sehr hinderlich herausstellen, wenn Du solche alten Überzeugungen mitschleppst, die Deinen Erfolg eher sabotieren, als dass sie Dir guttun.

Mit verbalen und auch nonverbalen Botschaften haben uns die Menschen in unserem Umfeld »Glaubenssätze« und Überzeugungen mitgegeben, die uns antreiben. Generell ausgedrückt sind Glaubenssätze Sätze, von denen wir glauben, dass sie immer wahr sind. Beispielsweise »Nachts wird es dunkel« oder »Im Winter ist es kalt«. Wir glauben diese Sätze so lange, bis wir eine völlig andere Erfahrung machen: weil wir zu Mittsommernacht im Norden Europas sind und nachts um 4 Uhr mit Sonnenbrille Autofahren müssen oder den deutschen Winter bei 40 Grad im Schatten in Australien verbringen. Und merken: Diese Aussagen stimmen gar nicht immer. Wir glauben an bestimmte Dinge so lange, bis wir sie als »unwahr« entlarven.

Seit vielen Jahren nutze ich die Erkenntnisse der Antreiberforschung, um zu erklären, welche »Gegenwinde« uns immer wieder von unserem Geht-ja-doch-Projekt wegblasen, also von unseren Wünschen und Träumen. Und interessanterweise pfuschen sie uns auch gerne ins Handwerk, wenn wir mal andere Menschen arbeiten lassen wollen.

Welche Antworten hast Du im Auftakt-Check als »trifft eher zu« angekreuzt aus der Rubrik der E-Antworten? Bitte blätter zurück zum Check und achte auf die Kürzel in Klammern am Ende der Aussage.

Die Kürzel stehen für folgende inneren Saboteure:

 Das »P« steht für: Sei perfekt!

 Das »S« steht für: Beeil Dich!

 Das »Str« steht für: Streng Dich an!

 Das »N« steht für: Sei nett!

 Das »Sta« steht für: Sei stark!

 Das »V« steht für: Sei vorsichtig!

Wo hast Du Deine Kreuze gemacht? Diese inneren Widersacher erschweren es Dir, Aufgaben erfolgreich an andere Menschen abzugeben. Und natürlich haben wir in der Regel immer mehrere Antreiber, die uns in der Summe ganz schön zum Wahnsinn treiben können.8 Können – aber nicht müssen.

Denn: Per se sind diese Antreiber nicht »böse« oder schlimm. Jedes dieser Teufelchen war und ist auch eine wichtige innere Ressource, ohne die Dir vieles im Leben sicherlich nicht so gut gelungen wäre. Ohne Deine Antreiber hättest Du auch keine Erfolge gefeiert und keine glücklichen Momente erlebt. Deshalb geht es auch nicht darum, den inneren Teufelchen das Handwerk zu legen, sondern wir wollen sie zu Freunden machen. Wir wollen sie bewusst wahrnehmen und bewusst die positiven Aspekte ihres Treibens nutzen.

Vielleicht kennst Du Deine Antreiber bereits aus meinem Buch »Lass Mal Alles Aus!« oder aus dem Online-Training »Innere Saboteure zu Freunden machen«? Ansonsten hol Dir gerne ausführlichen Input dazu in Deinem kostenlosen Workbook zum Buch.

Hinweis: Natürlich sind wir immer eine Mischung aus verschiedenen Antreibern. In der Regel dominieren jedoch zwei oder drei Teufelchen und prägen damit am stärksten Dein Verhalten. Welche sind es bei Dir?

Hier eine Kurz-Übersicht, welche Antreiber Dein »Tu Du!« beeinflussen:9

Antreiber »Sei perfekt!«


Perfektionisten fordern absolute Makellosigkeit. Sie legen die Messlatte an das eigene Tun ganz weit nach oben und erwarten korrektes, gründliches, fehlerfreies Tun – bis ins letzte Detail. Mit sich selbst sind sie besonders streng, was ein perfektes Ergebnis anbelangt. Die Aufforderung »Sei perfekt!« kann sich an uns selbst richten oder als extrem hoher Anspruch auch an Menschen in unserem Umfeld. Liefert jemand ein unperfektes Ergebnis, dann sieht der Perfektionist in uns rot!

Warum »Sei perfekt!« Dein »Tu Du!« beeinflusst:

Häufig perfektioniert »Perfektus« sein Tun über Jahre. Dank viel Praxis, Routine, vieler Schulungen und Korrekturen erreicht er ein Spitzenniveau bei seinen Aufgaben. Und dann ist es tatsächlich fast ein Ding der Unmöglichkeit, jemanden zu finden, der auch nur annähernd so gut leisten kann wie er. Es wird schwer sein, perfekte Ergebnisse zu erhalten, wenn ein Dritter am Werke ist. Und das ist Grund genug für den Perfektionisten, gar nicht erst an »Tu Du!« zu denken. Wenn doch, dann wird er die Resultate der anderen meist nochmal nachbessern. Was blöd für sein eigenes Zeitbudget ist, und demotivierend für den anderen.

Antreiber »Sei stark!«

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