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Die Taube

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Wir erreichten das Haus; es war mit Verwundeten beider Parteien angefüllt, welche auf auf dem Boden ausgebreiteten Stroh lagen. Ich betrat dieses Asyl des Schmerzes, ich befragte die Sterbenden mit der Stimme, wie ich die Todten mit dem Blicke befragt hatte, auf meine dringenden Bitten erhob sich ein Sterbender auf den Ellbogen.

– Den Grafen von Moret, sagte er, ich habe ihn in der Kutsche von Monsieur vorüber kommen sehen.

– Todt oder verwundet? fragte ich.

– Verwundet, sagte der Sterbende, aber er wer wie ich, er war verwundet nicht mehr werth als todt.

– Mein Gott! rief ich aus, und wohin führte man ihn?

–«Ich weiß es nicht; nur habe ich einen Namen nennen hören.

–Welchen?

– Den der Frau von Ventadour, und der Wagen hat einen Feldweg eingeschlagen.

– Ja, ich verstehe; er wird sich zu Frau von Ventadour nach der Abtei von Prouille haben führen lassen; so ist es, ich danke, mein Freund.

Und indem ich einige Louis d'ors neben ihm zurückließ, verließ ich das Haus, indem ich zu dem Gärtner sagte: Nach der Abtei von Prouille.

Die Abtei von Prouille lag ungefähr zwei Meilen weit von dem Orte, wo wir uns befanden. Das Pferd des Gärtners war vor Erschöpfung gefallen. Es war unmöglich, sich eine Kutsche, selbst nicht einmal einen Karren zu verschaffen. Außerdem hätten alle diese Nachforschungen Zeit weggenommen. Ich empfand keine Ermüdung, wir brachen zu Fuß auf.

Kaum hatten wir eine Viertelmeile zurückgelegt als der Regen zu fallen begann und das bis dahin nur drohende Gewitter ausbrach. Aber ich war ganz mit Ihnen beschäftigt, ich fühlte den Regen nicht, ich hörte das Gewitter nicht, ich setzte in Mitte der Ströme von Wasser, die um mich herum rieselten, bei dem Scheine der Blitze, welche zuweilen die Landschaft erleuchteten, um sie wie am hellen Tage zu sehen, meinen Weg fort. Wir kamen an einer großen Eiche vorüber. Der Gärtner bat mich inständigst, mich einen Augenblick unter sie zu stellen und unter diesem Obdache abzuwarten, bis das Gewitter sich besänftigt hätte; ich schüttelte den Kopf und setzte meinen Weg fort, ohne ihm zu antworten; eine Minute nachher schlug der Blitz in die Eiche ein, zerschmetterte sie und verzehrte die Trümmer.

Ich begnügte mich mit der Hand zu zeigen, was sich zugetragen hatte.

– Es ist wahr, Madame, sagte er, Sie sind von dem Himmel beschützt, und da Ihnen Gott die Kraft verleiht, so lassen Sie uns gehen.

Wir gingen also noch ungefähr während einer Stunde. Nach Verlauf einer Stunde zeigte uns ein Blitz die Abtei, wohin wir uns begaben. ich beschleunigte den Schritt und wir kamen an.

Alles schlief in der Abtei oder that als ob es schliefe. Ich habe seitdem immer diesem so tiefen Schlafe der Pförtnerin, der Schwestern und der Äbtissin selbst nicht getraut.

Man machte mir endlich auf, aber mit taufend Vorsichtsmaßregeln. Es ist augenscheinlich, daß man, als man uns klopfen hörte, den Besuch irgend eines verirrten Corps oder irgend einer plündernden Horde gefürchtet hatte. Ich beeilte mich, mich zu erkennen zu geben, und sogleich erkundigte ich mich nach Ihnen.

Die Schwester Pförtnerin wußte nicht, was ich sagen wollte, Sie versicherte, Sie nicht gesehen zu haben, nicht einmal zu wissen, daß Sie verwundet wären.

Ich verlangte mit Frau von Ventadour zu sprechen.

Man führte mich zu ihr.

Ich fand sie ganz angekleidet. Bei dem Lärme, den wir gemacht hatten, hatte sie sich angekleidet da sie nicht wußte, wer diesen Lärm machte. Ich glaubte zu bemerken, daß sie bleich und zitternd war.

Sie schob diese Blässe und dieses Zittern auf die Furcht, die sie gehabt hätte, als sie klopfen, hörte, daß es Soldaten mit bösen Absichten sein.möchten, welche klopften.

Ich beruhigte sie; ich sagte ihr, wie ich von, Saint-Pons aufgebrochen, wie ich auf dem Schlachtfelde angekommen wäre, wie ich die Stelle wiedergefunden hätte, auf welcher Sie gefallen waren. Ich zeigte ihr ihren Hut, den ich immer noch in meiner krampfhaft geschlossenen Hand hielt. Ich sagte ihr die Auskünfte, welche mir der Sterbende gegeben hatte, und beschwor sie am Ende im Namen des Himmels, mir das zu sagen, was sie von Ihnen wüßte.

Sie antwortete mir, daß man mich ohne Zweifel hintergangen hätte, oder auch daß die Kutsche, nachdem sie den Weg nach der Abtei eingeschlagen, sich entweder zur Rechten oder zur Linken in irgend einen Weg verirrt hätte, der auf diese Straße führte, was Sie anbeträfe, so hatte sie Sie nicht gesehen, sie hatte nicht einmal von Ihnen sprechen hören.

Ich ließ meine Arme herabsinken und legte mich auf einen Sessel, der sich dort befand, meine Kräfte hatten mich mit der Hoffnung verlassen/

Die Aebtissin rief ihre Frauen, man zog mir meine Kleider aus, welche mir durch den Gewitterregen am Leibe klebten, ich hatte meine Schuhe in dem Kothe der Straßen gelassen, und, ohne es zu bemerken, hatte ich eine Meile barfuß zurückgelegt, man brachte ein Bad, in welches man mich legte und worin ich eine Art von Erstarrung sank, die einer Ohnmacht glich.

Ich kam wieder zu mir, indem ich sagen hörte, daß man die Kutsche den Weg nach Mazéres hatte einschlagen sehen. Ich erkundigte mich, man hatte diese Anzeige von einem Landsmanne, der am Abend Milch nach dem Kloster gebracht hatte.

Die Äbtissin bot mir ihren eigenen Wagen und ihre Pferde in der Voraussetzung an, daß ich meine Nachforschungen fortsetzen wolle.

Ich nahm an.

Man brachte mir nun Kleider. denn da ich die ersten Strahlen des Tages aufgehen sah, so wollte ich keinen Augenblick verlieren, um meinen Weg fortzusetzen; es war um so mehr möglich, daß Sie sich nach Mazéres hatten führen lassen, als Mazéres ein festes Schloß war, von dem man sagte, daß es zu Herrn von Montmorency hielte.

Frau von Ventadour gab mir ihren eigenen Kutscher, und wir brachen auf.

In Villeneuve-le-Comat, in Payrac, in Saint-Lamette erkundigten wir uns; nicht allein hatte niemand etwas gesehen, sondern man wußte in diesen drei Dörfern auch noch nicht, daß die Schlacht bei Castelnaudary stattgefunden hätte.

Wir setzten nichtsdestoweniger unseren Weg bis Mazéres fort. Dort mußten die Auskünfte bestimmt sein; die Thore waren bewacht, die, welche diese Thore bewachten, gehörten Herrn von Montmorency an: sie hatten daher keinen Grund, die Anwesenheit des Grafen von Moret bei ihnen zu verhehlen.

Wir kamen an den Thoren an; man hatte keine Kutsche gesehen, Man wußte nicht, daß der Graf von Moret verwundet wäre; wir überbrachten die erste Nachricht von der Schlacht bei Castelnaudary.

Wir hatten bald den Beweis, daß diese Antwort wahr sei, denn ein Offizier eilte mit verhängten Zügeln herbei, indem er im Namen von Monsieur meldete, daß Herr von Montmorency gefangen wäre, daß Herr von Rieux verwundet wäre, kurz, daß Alles verloren sei und daß jeder an sich zu denken hätte.

Von nun an bekümmerte man sich nicht mehr um uns und antwortete nicht mehr auf unsere Fragen.

Ich hatte Ihre Spur gänzlich verloren; wir machten uns daran, auf den auf den Zufall zu suchen, wir umgaben den Schauplatz der Ereignisse mit einem großen Kreise, wie es die Jäger auf der Spur des Wildes machen. Wir besuchten Belzech, Cahusac, Faujaux, Alzonntt, Conques, Peyrac; an keinem dieser Orte war eine Spur von Ihrem Vorüberkommen vorhanden; zwischen Fondeille und der Abtei war Ihre Kutsche wie eine Erscheinung verschwunden.

In Peyrac fand ich den Verwalter unseres Hauses von Valence. Mein Vater hatte ihn benachrichtigen,lassen, daß er zwei bis drei Monate auf dem Schlosse zubringen würde. Man hatte mich bereits gesucht und bat mich, zu kommen.

Während der drei Wochen meines Herumirrens hatte ich alle Hoffnung verloren, Sie wieder aufzufinden. Ich kehrte auf das Schloß zurück.

Mein Vater kam am folgenden Tage an. Er fand mich sterbend.

Jedermann auf dem Schlosse hatte eine so hohe Verehrung für mich, daß auf ein Wort, welches der Verwalter gesagt hatte, Niemand von meiner Reise sprach.

Mein Vater kam zu mir und setzte sich an mein Bett. Wie Sie wissen, ist er ein ernster und strenger Mann. Ich hatte ihm von meiner Liebe für Sie, dem Versprechen gesprochen, das Sie mir gegeben hatten, mein Gatte zu werden. Die Ehre einer Verbindung mit Ihnen war so groß, daß er auf seinen Lieblingsplan hatte verzichten müssen, der darin bestand, mich mit dem Vicomte von Pontis, dem Sohne seines alten Freundes, zu verheirathen. Aber da Sie todt waren, so erwachte dieser Plan in seinem Geiste wieder mit mehr Kraft und Wirklichkeit.

Außerdem hatte Ludwig XIII. von der Liebe seiner Tochter zu einem Rebellen gesprochen. Ludwig XIII. war um so mehr gegen Sie erzürnt, da Sie sein Bruder waren. Alle Ihre Güter waren eingezogen worden, und wenn man nicht gewußt hätte, daß Sie todt wären, so wäre Ihnen Ihr Proceß, obgleich Sie der Sohn eines Königs waren, wie Herrn von Montmorency gemacht worden.

Es war daher ein Glück, daß Sie todt auf dem Schlachtfelde geblieben waren. Dieser Kapitän, den ich gesehen, den ich befragt hatte, dieser Mörder, den ich verflucht hatte, und dessen bleiches Gesicht mehr als ein Mal in meinen Träumen wieder erschienen ist, dieses Mörder hatte Sie von dem Schafotte gerettet. Ich hörte traurig, finster meinen Vater an; ich urtheilte, daß sein Entschluß gefaßt wäre. Der Herr Graf von Pontis, welcher in dem Heere des Marschalle von Schomberg gekämpft hatte, stand in voller Gunst. Mein Vater würde den König und den Kardinal gegen sich gehabt haben.

Ich faßte gleichfalls meinen Entschluß.

Ich verlangte drei Monate von meinem Vater, indem ich mich verpflichtete, wenn ich nach Ablauf dieser drei Monat« keine Nachricht von Ihnen hätte oder wenn Ihr Tod sich bestätigte, dem Vicomte von Pontis in die Kirche zu folgen.

Am 30. October wurde Herr von Montmorency hingerichtet.

Nun segnete ich Ihren Mörder fast, denn hätte ich Sie alles das leiden sehen müssen, was der arme Herzog litt, so wäre ich gestorben.

 

Es gab keinen Zweifel mehr über Sie, Jedermann sagte, daß Sie getödtet worden wären. Ich war Wittwe ohne Gattin gewesen zu sein!

Die drei Monate verflossen; am letzten Tage des dritten Monats erschien mein Vater mit dem Vicomte von Pontis auf dem Schlosse.

Ich kannte die Pünktlichkeit meines Vaters und wollte ihn nicht warten lassen.

Er fand mich im Brautkostüme.

Es schlug elf Uhr, der Priester erwartete uns in der Kirche; ich stand auf und stützte meinen Arm auf den meines Vaters.

Der Graf von Pontis ging mit seinem Sohne hinter uns.

Fünf bis sechs gemeinschaftliche Freunde, ein Dutzend Vertraute und einige Diener folgten uns.

Wir schlugen den Weg nach der Kirche ein.

Mein Vater sprach nicht mit mir, er blickte mich nur an und verwunderte sich augenscheinlich, mich so ruhig zu finden.

Wie die Märtyrer, welche zum Tode gehen, erheiterte sich mein Gesicht in dem Maße, als ich mich dem Richtplatz näherte.

Als ich in die Kirche trat, war ich bleich aber lächelnd, wie der vom Sturm verschlagene Schiffbrüchige sah ich den Hafen.

Der Priester erwartete uns am Altare; wir näherten uns und knieten nieder. Ich hatte einen Augenblick lang befürchtet, daß, zu diesem Punkte gelangt, mir die Kraft fehlen möchte.

Ich dankte dem Herrn von ganzer Seele. Die Kraft war in mir.

Der Priester fragte Herrn von Pontis, ob er mich zur Gattin nähme?

– Ja, antwortete Herr von Pontis.

Er stellte dieselbe Frage an mich, indem er mich gleichfalls frug, ob ich Herrn von Pontis zum Gatten nähme.

– Mein Gatte auf dieser und in jener Welt, antwortete ich, ist mein göttlicher Erlöser Jesus, und ich werde niemals einen anderen Gatten haben.

Ich betonte diese Antwort auf eine zugleich so ruhige und so feste Weise, daß die Anwesenden kein Wort davon verloren.

Herr von Pontis blickte mich mit erschreckter Mine an und wie als ob ich wahnsinnig gewesen wäre.

Mein Vater that einen Schritt vor.

Was mich anbetrifft, so überschritt ich das Gitter und rief mit lauter Stimme und mit zum Himmel erhobenen Armen aus:

–Von diesem Augenblicke an gehöre ich Gott an, und Niemand hat das Recht, mich zurückzufordern, als Gott!

Isabelle! rief mein Vater aus, würden Sie es wagen, meine Gewalt zu verkennen?

– Es gibt eine höhere und heiligere Gewalt, als die Ihrige, mein Vater, antwortete ich in ehrerbietiger Weise, nämlich die dessen, welcher mich den Glauben auf dem Wege des Unglücks hat finden lassen. Mein Vater ich gehöre der irdischen Welt nicht.mehr an,.beten Sie für mich. Ich werde für Sie Alle beten.

Mein Vater wollte nun auch das Gitter Überschreiten, um mich dem Altare zu entreißen, aber der Priester streckte die beiden Arme gegen ihn aus..

– Wehe dem! sagte er, der dem Berufe Zwang anlegt oder ihn zurückhalten will! Dieses junge Mädchen hat sich Gott gewidmet, ich empfange Sie in dem Hause Gottes wie in einem heiligen Asyle, welchem Niemand, selbst nicht ihr Vater, das Recht hat, sie mit Gewalt zu entreißen.

Mein Vater wäre durch diese Drohung vielleicht nicht zurückgehalten worden, aber Graf von Pontis zog ihn fort. Der Vicomte und die anderen Anwesenden folgten den Greifen, und die Thür verschloß sich wieder hinter ihnen.

Der Priester fragte mich, wohin ich mich zurückziehen wollte. Ich ließ mich nach dem Kloster der Ursulinerinnen führen.

Mein Vater reiste auf der Stelle nach Paris ab, wo der Kardinal war. Aber Alles, was er von dem Kardinal erlangte, war, daß ich erst nach Verlauf eines Jahres das Gelübde ablegen könnte.

Das Jahr verfloß. Nach Verlauf von einem Jahr, und einem Tage nahm ich den Schleier.

Es ist das vier Jahre her.

Seit vier Jahren ist kein einziger Tag verflossen, ohne daß ich für Sie betete; indem ich die Federn des Hutes küßte, den ich auf dem Schlachtfelde von Castelnaudary aufgerafft hatte, die einzige Reliquie die mir von Ihnen übrig blieb.

Sie wissen jetzt Alles..

Jetzt ist also an Ihnen die Reihe, zu sprechen, erzählen Sie mir Alles ausführlich; sagen Sie mir, durch welches Wunder Sie leben, sagen Sie mir, wo Sie sind; sagen Sie mir, wie ich Sie wiedersehen kann. Sagen Sie mir Alles das oder ich werde wahnsinnig!.

17. Mai, vier Uhr Morgens.

Neunzehnter Brief

Sechs Uhr Morgens, gleich nachdem
ich Ihren Brief gelesen.

Gott hat einen Augenblick seine Augen von uns abgewandt, und während dieses Augenblickes ist der Engel des Bösen über unsern Häuptern dahingezogen und hat uns berührt.

Hören Sie nun auch.

Sie wissen, welches die Uebereinkunft mit meinem Bruder Gaston war. Außerdem glaubte ich, indem ich für den Einen handelte, für den Andern zu handeln. Der Minister schien mir noch weit mehr auf dem Könige, als auf uns Allen zu lasten.

Ein solcher Druck war unerträglich für Söhne von Frankreich, und mit jedem Augenblick that der Kardinal dem Willen des Königs Gewalt an, verfügte über sein Siegel, ohne ihn zu berathen, über seine Streitkräfte wieder seinen Willen. Er gab an einem Tage in seinem Hause sechsmal mehr aus, als alle Söhne Heinrichs IV., den inbegriffen, welcher auf dem Thron saß, in den ihrigen ausgaben. Und während er für sich allein mehr als zwei hundert Millionen verschlungen hatte, aß kaum ein Drittel der Bewohner Frankreichs gewöhnliches Brod; das andere Drittel lebte nur von Haferbrei, und das letzte Drittel ernährte sich gleich einer Heerde unreiner Thiere nur von Eicheln.

Er hatte in dem Reiche eben so viele Plätze und Festungen als der König. Er hatte Brouage, Aleron, Rhé, La Rochelle, Saumur, Angers, Brest, Amboise, Havre, Pont-de-l'Arche und Pontoise, so daß er bis an die Thore von Paris kam. Er war Herr der Provinz und der Citadelle von Verdun. Außer den in diesen Plätzen, in diesen Festungen, in diesen Modellen verwandten Truppen hatte er ein Heer zur See. Er ging mit Garden aus. Erhalte alle Schlüssel von Frankreich in seinen Händen. Wenn ganz Frankreich sich gegen ihn vereinigte, so war es nicht im Stande, ein Heer zu erheben, das stark genug war, um es dem seinigen gegenüberzustellen. Die Gefängnisse waren Gräber geworden, bestimmt, die wahren Diener des Königs zu begraben, und das Majestätsverbrechen bestand nicht mehr darin, gegen den König oder gegen seinen Staat zu freveln, sondern darin, nicht Eifer und blinden Gehorsam für allen Willen und alle Pläne seines Ministers zu haben.

Das mußte ich Ihnen zuvor und vor Allem sagen, denn das, was ich Ihnen da sage, ist meine Entschuldigung, Sie verlassen und Partei für den ergriffen zu haben, der uns später Alle, Lebendige und Todte, verleugnen sollte.

Der Proceß und die Hinrichtung des alten Marschalls von Marillac entschied Alles, Ich stand im Briefwechsel mit meinem Bruder Gaston und mit der Königin Maria von Medicis, welche immer vollkommen gütig für mich gewesen war. Ich beschloß, mein Geschick mit dem ihrigen zu vereinigen.

Erinnern Sie sich meiner Traurigkeit zu jener Zeit? Erinnern Sie sich meiner Gemütsbewegung, des Bebens meiner bis zum Schluchzen gehenden Stimme, als ich Ihnen sagte, daß meine Zukunft weit ungewisser wäre als die des entstehenden Blattes auf dem Baume, an dessen Fuße wir saßen. Und als ich drei Monate von Ihnen verlangte, bevor ich Sie zu meiner Frau machte, indem ich Ihnen dabei sagte, daß der glücklichste Tag meines Lebens der sein werde, an welchem ich Ihr Gatte werden würde?

In der That, von diesem Augenblicke an wußte ich alle Pläne meines Bruders Gaston, und ich war der Vermittler zwischen ihm und dem armen Montmorency.

Sie sagen mir, ich solle keinen Umstand auslassen. O! Ich habe zu sehr nöthig, mich in Ihren Augen zu rechtfertigen, um etwas auszulassen oder etwas zu vergessen.

Wir sollten die Spanier und die Neapolitaner für uns haben. In dem Augenblicke, wo Montmorency sich erklärte, erschienen die Neapolitaner in der That an der Küste von Narbonne, aber sie wagten sich nicht zu landen. Was die Spanier anbelangt, so kamen sie ihrerseits bis nach St. Urgel, aber sie gingen nicht über die Grenze.

Sie sahen den Aufstand ganz um Sie herum wachsen, Sie hörten das Feldgeschrei der Empörung von Bagnels, von Lunel, von Beaucaire und von Alois. Ich zeigte Ihnen eines Morgens ein Manifest, in welchem mein Bruder Gaston den Titel als Generallieutnant des Königreiches, annahm. Kurz nachher erfuhren Sie durch einen an Ihren Vater gerichteten Brief des Königs, der ihm anbefahl, sich nach Paris zu begeben, daß er mit achtzehn Hundert Pferden nach Frankreich zurückgekehrt wäre, daß er die Faubourg Saint-Nicolas von Dijon und die Häuser der Mitglieder des Parlaments verbrannt hätte, welche Marillac verurtheilt hatten.

Eines. Tages erhielt ich auch einen Brief. Mein Bruder schrieb mir von. Albi aus und forderte mich auf, mein Wort zu halten.

Dieser Tag war der, an welchem ich Abschied von Ihnen nahm, und der 14. August 1632, ein verhängnißvoller Datum, der tief und auf eine eben so traurige Weise in meinem Herzen wie in dem Ihrigen eingeprägt geblieben ist.

O! alle Umstände dieser Abreise sind sehr wahr. Die Schilderung dieser Nacht ist sehr getreu. Nur sah ich Sie länger, als Sie mich sehen konnten. Sie befanden sich auf dem Balkon vor Ihrem erleuchteten Zimmer, während ich mich in einem immer dunkleren Horizonte verlor.

Es kam,indessen ein Augenblick, wo der Weg sich wandte und ich aufhörte, Sie zu sehen.

In diesem Augenblicke hielt ich mein Pferd an, ich fragte ich, ob es nicht besser für mich sei. alle gegebenen Versprechungen, alle eingegangenen Verpflichtungen zu vergessen, – die Ehre der Liebe zu opfern und zu Ihnen zurückzukehren.

Ihr Fenster schloß sich wieder, Ihr Licht erlosch, ich hielt dies für eine Mahnung Gottes, meinen Weg forte zusetzen; ich drückte die Sporen in den Leib meines Pferdes, ich hüllte meinen Kopf in meinen Mantel und sprengte in die immer dunkleren Tiefen des Horizontes, indem ich mir selbst zurief, um mich zu betäuben: Vorwärts! vorwärts!

Am zweiten Tage nachher war ich in Albi bei meinem Bruder, der mich mit fünf Hundert Polen in diesem Platze zurückließ und gegen Beziers rückte.

Am 29. August erhielt ich von dem Marschall Herzog den Befehl, zu ihm zu stoßen. Ich brach mit Meinen fünf Hundert Mann auf und am 30. August Abends stieß ich zu ihm.

Der Tag des 31. verfloß damit, sich. gegenseitig auszukundschaften. Wir hatten die Nachricht, daß Herr von Schomberg gegen Castelnaudary rücke. Wir marschierten gleichfalls dorthin, aber Herr von Schomberg kam uns dort zuvor, bemächtigte sich sogar eines Hauses das nur zehn Minuten Weges von uns war, und machte eine Wache daraus.

Das trug sich am 1. September 8 Uhr Morgens zu.

Der Marschall Herzog erfuhr das, was sich zugetragen hatte; er nahm fünf Hundert Mann, rekognoszierte das Heer des Marschalls, und da er sich in der Nähe dieses Hauses befand, so griff er die an, welche darin waren und die ihren Posten sogleich verließen.

Herr von Montmorency legte fünf Hundert Mann in dieses Haus und kehrte sehr vergnügt über diesen ersten Erfolg zu uns zurück.

Er fand uns, meinen Bruder Gaston, Herrn von Rieux, Herrn von Chaudebonne und mich in dem ersten Hause des Dorfes versammelt.

Nun schritt er auf meinen Bruder zu, und sagte:

– Monsieur, da ist der Tag, an welchem Sie siegreich über alle Ihre Feinde sein werden, der Tag, an welchem Sie die Söhne mit der Mutter wieder vereinigen werden. Aber, fügte er hinzu, indem er sein bloßes und blutiges Schwert zeigte, Ihr Schwert muß heute Abend sein, wie das meinige heute Morgen ist, das heißt roth bis zum Gefäße.

Mein Bruder liebte die bloßen Schwerter nicht, und besonders nicht die blutigen Schwerter wandte die Augen ab.

– Ei! mein Herr, sagte er, werden Sie denn niemals die Gewohnheit Ihrer Prahlereien verlieren? Es ist schon lange her, daß Sie, indem Sie mir immer große Siege versprechen, mir nur erst Hoffnungen gegeben haben.

– In jedem Falle, sagte der Marschall, und angenommen, daß ich Ihnen, wie Sie sagen, nur erst Hoffnungen gegeben habe, thue ich mehr, als der König, Ihr Bruder, für Sie thut, denn statt Ihnen Hoffnung zu geben,.nimmt er Ihnen selbst die des Lebens.

– Ei! mein Herr, erwiderte Gaston die Achseln zuckend, glauben Sie, daß das Leben des muthmaßlichen Erben jemals auf dem Spiele stände? Geschehe was da wolle, ich bin immer sicher, meinen Frieden für mich und drei Personen zu schließen.

Des Marschall lächelte bitter, und ohne dem Prinzen weiter zu antworten, kam er zu uns.

– Nun denn, sagte er, nun denn, das. fängt. kaum an, und; unser Mann hat schon Nasenbluten. Er spricht davon zu entfliehen, er zu.Dritt. Aber weder Sie, Herr von Moret, noch Sie, Herr von Rieux. noch ich werden ihm unter dieser Bedingung zur Bedeckung dienen.

 

Wir antworteten, daß. das zuverlässig nicht der Fall sein würde.

– Nun denn! fuhr der Marschall Herzog fort, so vereinigen Sie sich denn mit mir, denn wir müssen ihn heute so weit bringen, laß wir ihn endlich mit dem Schwerte in der Hand sehen.

In diesem Augenblicke ward uns gemeldet, daß man das Heer des Marschalls von Schomberg aus einem Walde herauskommen und gegen uns heranrücken sähe.

– Vorwärts, meine Herren, sagte der Marschall Herzog, der Moment ist gekommen, jeder auf seinen Posten.

Wir hatten einen Fluß über eine kleine Brücke zu passieren; man konnte uns den Uebergang streitig machen, aber Niemand dachte daran. Der Plan des Herrn von Schomberg war im Gegentheil, uns bis nach einem Hinterhalte vorrücken zu lassen, den er in jenem Hohlwege gelegt hatte, in welchem Sie meinen armen Stallmeister wiederfanden.

Als die Brücke überschritten, nahm ich meinen Posten an dem linken Flügel ein, der unter meinen Befehl gestellt war.

Das war, wie man Ihnen gesagt hat. mein erstes Gefecht. Es drängte mich, zu zeigen, daß, obgleich von demselben Blute, als Monsieur, mein Blut feuriger als das seinige wäre. Ich sah eine Abtheilung als Vorposten vorgeschobener Carabiniers; ich griff sie an.

Ich hatte besonders den Officier bemerkt, dem Sie am Abend der Schlacht begegneten.

Er war als wackerer Edelmann ruhig im Feuer, wie als ob er auf der Parade gewesen wäre. Ich sprengte gerade auf ihn zu, und feuerete eine Pistole auf ihn ab, dieser Schuß schnitt, wie er Ihnen gesagt hat, die Feder seines Hutes ab. Er erwiderte den Schuß. Ich fühlte etwas wie einen Faustschlag in die linke Seite; ich fuhr mit der Hand danach, ohne zu wissen was es wäre, und zog meine Hand voll Blut zurück. Im selben Augenblicke trat, ohne wirklichen Schmerz, etwas wie eine Wolke vor meine Augen; die Erde drehte sich unter mir. Mein Pferd machte eine Bewegung, die zu unterdrücken. Noch ihr zu folgen, ich nicht die Kraft hatte. Ich fühlte, daß ich von meinem Sattel glitt. Ich rief aus: – Zu mir, Bourbon! Und ich sank in Ohnmacht, indem ich an Sie dachte.

Als ich die Augen schloß, schien es mir, als ob ich ein heftiges Gewehrfeuer hörte und einen Vorhang von Flammen sich entfalten sähe.

Ohne Zweifel trugen mich meine Polen fort, denn von diesem Augenblicke an bis zu dem, wo ich ungefähr eine halbe Meile von dort in der Kutsche meines Bruders wieder zur Besinnung kam, habe ich kein Bewußtsein mehr von dem, was mir begegnete.

Entsetzliche Schmerzen tiefen mich In das Leben zurück. Ich schlug die Augen auf; ich sah eine große Menge, die voll Neugierde, und indem sie heftig sprach, sich um meine Kutsche herum drängte. Ich Verstand, daß es sich darum handelte zu wissen, wohin Man mich führen sollte. Ich erinnerte mich, daß die Schwester des Herrn von Ventadour, eines meiner guten Freunde, Äbtissin in der Umgegend sein müsse. Ich machte eine Anstrengung, und indem ich den Kopf aus dem Schlage streckte, gab ich den Befehl, mich zu Frau von Ventadour zu führen.

Wie Sie sehen, hatte Ihre wundersame Treue Sie richtig auf meine Spur geführt, und es hat nicht von Ihnen abgehangen, mich wiederzufinden.

Der Schmerz hatte mich aus Meiner Ohnmacht gerissen, der Schmerz versenkte mich wieder darin. Ich weiß nicht, wer meine Einführung bei Frau von Ventadour übernahm, aber ich fand mich auf einem vortrefflichen Bette liegend wieder, nur war ich in einem unterirdischen Gewölbe. Ich haltenden Arzt des Klosters neben mir, und hinter dem Bette Jemand,der, als er mich die Augen wieder aufschlagen sah, leise zu mir sagte:

– Sagen Sie nicht, wer Sie sind.

Eben so, als Sie meine letzte Erinnerung gewesen waren, waren Sie mein erster Gedanke. Ich sah um mich, ob Sie nicht irgend wo wären. Ich sah nur fremde Gesichter, und in Mitte derselben einen Mann mit aufgeschlagenen Ärmeln und mit blutigen Händen. Das war der Arzt, der mich verbunden hatte.

Ich schloß die Augen wieder.

Während dieser Nacht war es, daß Sie in der Abtei erschienen, und daß man Ihnen aus Furcht, welche der Kardinal einflößte, antwortete, daß man mich nicht gesehen hätte.

Auf diese Weise wußten Sie nicht, daß ich lebte; auf diese Weise wußte ich nicht, daß Sie gekommen waren. Wir hatten uns fast berührt, ohne uns zu sehen.

Ich habe kein Bewußtsein von dem, was sich während der vierzehn Tage zutrug, welche meiner Verwundung folgten. Es war keine Genesung, es war ein Halt an der Pforte des Grabes.

Endlich trugen die Jugend und die Kraft meiner Constitution den Sieg davon, ich fühlte eine gewisse Frische sich in meinen entkräfteten und fieberhaften Gliedern verbreiten, und von diesem Augenblicke an erklärte des Arzt, daß ich gerettet wäre.

Aber unter welcher Bedingung! daß ich nicht sprechen, daß ich mein Bett nicht verlassen, daß ich keinen Antheil an dem äußeren Leben nehmen würde, ich würde nur unter der Bedingung leben, einen Monat bis sechs Wochen zu bleiben, ohne zu leben.,

Während dieses Zeitabschnittes wurde der Marschall Herzog verurtheilt und hingerichtet. Diese Hinrichtung verdoppelte den Schrecken der armen Jungfrauen, die mir Gastfreundschaft erwiesen hatten. Es unterlag übrigens keinem Zweifel, daß ich, wenn man mein Dasein erführe, obgleich ich Prinz von Geblüt war, wie Herr von Montmorency behandelt worden wäre. War Herr von Montmorency nicht mit Maria von Medicis verwandt?

Es wurde daher beschlossen, daß ich tobt wäre,, und das Gerücht von meinem Tode verbreitete sich durch alle die Stimmen, welche dabei interessiert waren, daß man es glaubte.

Nach Verlauf von zwei Monaten konnte ich aufstehen. Bis dahin war ich in den unterirdischen Gewölben des Klosters versteckt geblieben; die Luft wurde meiner Genesung nothwendig; wir warm im Monat November, aber der milde Winter von Languedoc gestattete einige nächtliche Ausgänge. Man erlaubte mir des Nachts in dem Klostergarten Luft zu schöpfen.

Mit dem Gedanken, mit dem Gefühle, ich will nicht sagen mit der Kraft, denn ich war noch so schwach, daß ich die Treppen weder hinab noch hinauf gehen konnte, war meine ganze, durch den Tod erstarrte Liebe für Sie zurückgekehrt. Ich sprach nur von Ihnen, ich sehnte mich nur nach Ihnen. Sobald ich eine Feder halten konnte, verlangte ich Ihnen zu schreiben; man gab mir was ich verlangte, man ließ einen Boten in meiner Gegenwart auf, brechen, aber da der Bote mein Leben offenbaren konnte, und da mein Leben in dem Schrecken der Frau von Ventadour die Verfolgung, das Gefängniß, der Tod vielleicht war, so blieb der Bote in der Umgegend und lehrte nach Verlauf von zwölf bis vierzehn Tagen zurück, indem er sagte, daß Ihr Vater Sie nach Paris geführt hätte, und daß er meinen Brief der Ihrer Frauen übergeben hätte, welche ihm die ergebenste geschienen habe.

Von nun an war ich ruhiger, ich verließ mich auf Ihre Liebe, mir eine schnelle Antwort zukommen zu lassen.

Ein Monat verfloß in dieser Erwartung, jeder Tag, welcher verfloß, schwächte mein Vertrauen zu Ihnen mehr und nahm einen Theil meiner Hoffnung mit sich fort.

Drei Monate waren bereits verflossen. Ich wollte die Neuigkeiten wissen, welche mich interessieren könnten. Im Anfange der Schlacht, die ich begonnen hatte, verwundet, wußte ich den Ausgang derselben nicht. Man zögerte, wir diese Nachrichten mitzutheilen. Ich drohte sie selbst zu suchen; nun sagte man mir Alles, nun erfuhr ich den Verlust der Schlacht, die Flucht und die Versöhnung Gastons, er zu Dritt, wie er es gesagt hatte; den Proceß und den Tod des Herrn von Montmorency; die Einziehung meiner Güter; die Zurücknahme meines Ranges und meiner Würden.

Ich nahm alle diese Nachrichten mit mehr Kraft auf, als man es erwartete. Unbezweifelt war der Tod des armen Marschalle ein gewaltiger Schlag. Aber nach dem Tode des. Herrn von Marillac hätten wir diesen Schlag mehr als ein Mal mit Herrn von Montmorency sowohl für ihn als für mich vorausgesehen. Was den Verlust Meines Ranges, meiner Würden und meines Vermögens anbetrifft, so nahm ich sie mit einem Lächeln der Verachtung auf. Die Menschen hatten mir alles das genommen, was mir die Menschen geben konnten, aber sie waren gezwungen gewesen mir das zu lassen, was mir von Gott kam, Ihre Liebe.

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