Die 7 Pforten des Geistes

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Die Sieben Pforten des Geistes
2. Zeit
Die psychische Abspeicherung von Zeit

Im philosophischen Sinn entspricht die Gegenwart der „Vergangenheit in ihrer zukünftigen Form“. Stellen wir uns im übertragenen Sinn dazu die Schuhe an unseren Füßen vor, mit denen wir uns durch Raum und Zeit bewegen. Auch wenn unsere Aufmerksamkeit stets der Gegenwart, also demjenigen Ausschnitt gilt, der sich gerade unter unseren Sohlen befindet, sind Vergangenheit und Zukunft in demselben Maße Wirklichkeit. Sie sind nicht linear aneinandergereiht, sondern fadenförmig-spinnennetzähnlich über das ganze Zeitfeld verteilt. Dabei ist es weniger entscheidend, welches Stück Gegenwart wir gerade per pedes „abmarschieren“, viel wichtiger ist es, wie wir die aktuellen Schritte im Kopf mit allen anderen gespeicherten Erinnerungen verbinden. Der „momentane Ausschnitt“ ist lediglich der sich ständig mit uns bewegende Schnittpunkt unter unseren Füßen (die Mythologie hat dafür das Bild der die menschlichen Schicksalsfäden spinnenden Nornen entwickelt), der sich mit uns durch unser Bewusstseinsinventar bewegt und uns ständig eine große Zahl von Möglichkeiten offeriert. Es handelt sich um so genannte Assoziationsfelder, die es uns erlauben, jedes zukünftige Ereignis mit ähnlichen vergangenen Erfahrungen zu vergleichen und das Erlebnis an der Stelle im Netz zu positionieren, an der es an vergangene Ähnlichkeiten anknüpft.1

Die Gesetze von Ursache und Wirkung

Wer sich mit seinem Karma beschäftigen will, darf nicht an den Gesetzen von Ursache und Wirkung festkleben. Er muss akzeptieren, dass die Ursachen der Wirkungen selbst wiederum Wirkungen davor liegender Ursachen sind, die alle, wenn wir nur genügend tief in die Vergangenheit eintauchen, wahrscheinlich auf den historischen Schöpfungsknall zurückzuführen sind. Wenn wir über das Phänomen Zeit tiefer meditieren, erkennen wir, dass jedes Erleben nie nur „Wirkung“, sondern immer auch „Ursache“ eines in uns angelegten Verhaltens ist, das gleichzeitig in die Vergangenheit zurück- und in die Zukunft vorwärts schwingt.2 Vergangenheit und Zukunft sind gleichzeitig: Alpha und Omega sind eins. Das Problem ist unsere Vorstellung von Zeit: unsere Raumvorstellung, die sich nur zwischen zwei Punkten bewegen kann, damit uns die anerzogene duale Welt nicht „auseinander fällt“. Das ist der Bewusstseinsstoff, aus dem unsere kollektiven Bilder sind: die Spiele unserer Vorstellungen mit sich selbst, die sich stets auf sich selbst, d.h. auf Vorangegangenes beziehen. Das reflektiert sich auf allen Stationen des Pilgerwegs. Solange wir uns immer nur an den Drehbewegungen der Zeit orientieren und nicht verstehen, dass wir von unserem Tod genauso beeinflusst werden wie von unserer Geburt, so lange wird uns auch der Ablauf von Zeit als Prüfstein unserer Entwicklung ein Geheimnis bleiben und zwar ohne erkennbaren Sinn. Hier liegt das kreative Dilemma. Änderungen können nur aufgrund der Fehler vorgenommen werden, die wir gestern gemacht haben und die wir heute erkennen. Dabei können wir die Fehler von gestern auch ausmerzen, auf die wir heute stoßen, aber wir können die Fehler von morgen nicht vermeiden, weil wir sie heute nicht sehen. In diesem Sinne bleibt alles beim Alten: Wir korrigieren immer nach hinten, von heute aus, dem Punkt also, an dem uns etwas negativ auffällt, derweil die Entwicklung von morgen gerade jetzt passiert, in den Entscheidungen, die wir zwar heute treffen, die sich in ihrem Umfang jedoch auf gestern beziehen. Bis wir die Fehler dessen, was wir heute erzeugen, erkennen, ist es morgen, und das, was wir dann als Fehler erörtern, wäre von gestern, wobei die zukünftigen Erkenntnisse, während wir die alten Fehler beheben, übermorgen dann die neuen Probleme von heute anzeigen. Änderungen entstehen also nicht zu dem Zeitpunkt, an dem sie nach außen in Erscheinung treten, sondern da, wo sie als Innovation oder Impuls ins System einfließen. Wenn wir das wissen, können wir davon ausgehen, dass es sich bei den Erkenntnissen von heute eigentlich stets nur um die Erfahrungen von gestern handelt.

Die gedanklichen Verknüpfungen halten die Welt am Laufen

Jede Handlung verändert alle anderen Handlungen, denn im kollektiven Fond abgespeicherter Inhalte ist alles mit allem verknüpft. Dieser Weg beinhaltet all die Erlebnisse und Erkenntnisse, die wir zu irgendeinem Zeitpunkt an irgendeinem Ort gemacht haben, und verhilft uns zu einer alle Assoziationen einbindenden Übersicht im Kopf, an der wir uns ständig orientieren können. Die gedanklichen Verknüpfungen, welche die Welt erschaffen und am Leben halten, sind auf die Bemühungen des wahrnehmenden Individuums zurückzuführen, um sich einen Rahmen zu bauen, auf den es sich ständig beziehen kann. Eine selbst kreierte Struktur auch, die uns Sicherheit gibt. Gleichzeitig schenkt uns dieser Trick das gute innere Gefühl, uns ständig zu entwickeln und immer besser voran zu kommen. Überspitzt formuliert ist das von uns gefühlte Zeitempfinden ein sich durch den Einfluss ständig neuer Gesichtspunkte laufend in sich „verdrehendes“ Gebilde, denn unsere Sichtweise wird ja von einem sich täglich verändernden Standpunkt geprägt. Jede Erkenntnis verändert jede andere Erkenntnis, deshalb hat jede Einsicht, die wir machen, Wirkungen auf die vergangenen Erfahrungen, die wir schon gemacht haben, womit wir wieder zur Ausgangslage zurückkehren: Nur der Mensch, der sich in seinem ganzen Wesen erkennt, ist imstande, seine innere Haltung zu erweitern. Er ist aber nicht nur das Kind, das zum Alten wird, er ist auch der Alte, der sich im Jungen erkennt. Somit finden wir im Neuen wieder zum Alten zurück: Die einzige Wahrheit, die der Vergangenheit zukommt, ist nämlich die, dass sie aus einer anderen Sicht genauso gut auch Gegenwart oder Zukunft sein kann. In diesem Sinne ist Zukunft vielleicht die kreativste aller Illusionen, zu denen Menschen fähig sind.

Gespräche mit dem alten Magus
Ist die Zeit aus der Sicht des Geistes eine Illusion?
a) Allgemeine Fragen und ein Fallbeispiel zum Thema Zeit

Was war zuerst: das Ei oder die Henne?

Weder noch. Ich denke, die Vergänglichkeit des Lebendigen war der Anfang der Vorstellung noch vor der Idee vom biologischen Konstrukt des Federviehs. Aus diesem Grunde gibt es keinen Anfang und kein Ende und genauso, wie das Ei die Erfahrungen der Henne in sich trägt, so birgt jede Geburt die Erfahrungen des Todes in sich.

Das Ende als Anfang?

Da das Ende den Anfang aus sich hervorbringt und der Anfang die Voraussetzungen für das Ende in sich trägt, ist das Ende das Ziel, das sich im Anfang als Absicht verbirgt. Vom Standpunkt der Vergänglichkeit der eigenen Position aus stellt sich das Ganze als vorübergehend oder vorbeirauschend dar. Aus Sicht des vergänglichen Bewusstseins kann Zeit stets nur „Werden“, und das setzt eben voraus, dass sie immer wieder „vergehen“ muss. Ziel ist aus der Sicht des Anfangs die Zukunft oder die „Entwicklung des ersten Schritts“ und aus der Sicht des Endes die „Vergangenheit der zukünftigen Absicht des ersten Impulses“. Mehr nicht.

So repräsentiert Zeit aus deiner Sicht das universale Gesetz, das Vergangenheit und Zukunft miteinander verknüpft?

Alle Formen von Entwicklung existieren gleichzeitig. Im Spiegel der menschlichen Entwicklung blicken uns Anfang und Ende, Geburt und Tod entgegen, die am einen Ende vernichten, was sie am anderen erschaffen haben, denn jeder Zyklus endet dort, wo er begonnen hat, und wir können in jedem Ende den Keim eines neuen Anfangs erahnen. Solange wir uns aber immer nur an den Drehbewegungen der Zeit orientieren und nicht verstehen, dass wir von unserem Tod genauso beeinflusst werden wie von unserer Geburt, so lange bleibt uns auch die Zeit ein Geheimnis ohne erkennbaren Sinn ...

… vom Tod beeinflusst werden? Dann wären Anfang und Ende die Brückenköpfe einer neuen Vorstellung von Zeit?

Nun, wir bewegen uns innerhalb einer „Vorstellung von Zeit“, die wir uns selbst erarbeitet haben. Diese Vorstellung hat den Vorteil, dass wir sie selbst kontrollieren können. Andererseits verunmöglicht uns der Wunsch nach Kontrolle, wirkliche Zeit zu fühlen oder zu verstehen. Wir müssen, um die Realität innerhalb unserer kontrollierten Vorstellung von Zeit zu erleben, jede Zeitebene außerhalb unserer anerzogenen Vorstellung von Zeit ausblenden, damit uns das Zeitkonstrukt nicht wie ein Dach über dem Kopf zusammenfällt. Deshalb ist es dem alles miteinander in Verbindung bringenden Geist unmöglich, Zusammenhänge außerhalb seiner Vorstellung von Raum und Zeit zu sehen, es sei denn, es gelingt ihm, auf eine höhere Frequenz zu „switchen“. Dann sind so genannte Wunder möglich. Lass es mich an einem Beispiel schildern!

O ja, gerne!

Zur Überprüfung meines Tortenmodells3 in diesem Buch bat ich letzte Woche Patricia und Cyrus, zwei magische Begleiter, eine Schwarzwälder Kirschtorte zu kosten. Einerseits, um zu erfahren, aus wie vielen Schichten eine solche Torte zusammengesetzt ist, und andererseits, um den Geschmack zu prüfen und den Geist dieses Erzeugnisses zu spüren. Es ging darum, herauszufinden, ob dieses Erzeugnis für das Modell geeignet ist.

Weshalb? Ist die Torte mehr als nur ein Beispiel für die Aussage eines Modells?

Nun, wenn wir ein abstraktes Modell an einen kollektiven Begriff wie eine „Schwarzwäldertorte“ binden, dann bedeutet das auch, dass wir damit gewisse Assoziationsfelder auslösen. Es ist deshalb auch nicht ganz unwichtig, welche ideelle Verknüpfung das von uns benutzte Modell in den Köpfen der Menschen freisetzt.

 

Du glaubst, der Geist dieser Torte dringt in die Köpfe der Menschen ein ...

... und hilft ihnen, ihre Wirklichkeit besser zu verstehen – ja!

Wer sind Patricia und Cyrus?

Patricia ist eine junge Visionärin und hervorragende Zeichnerin, die alle meine jüngeren Werke illustriert hat und die auch für die optische Umsetzung dieses Modells verantwortlich ist, und Cyrus ist ein ganz besonderer Kauz – ein Psychonautiker und philosophischer Extremist ...

… und was ist ein Psychonautiker?

Ein Psychonautiker ist einer, der in seine eigene Psyche eintaucht und mit Hilfe von magischen oder schamanischen Techniken sein Unbewusstes „bereist“. Cyrus kommt aus Paderborn, hat aber in Konstanz studiert, und aus vielen Erzählungen von ihm wusste ich, dass für ihn Konstanz ein magischer Kraftplatz war. Beispielsweise erzählte er mir, dass er während seiner Studienzeit einmal auf der Marktstätte war und dort vom Kaiserbrunnen in Richtung Hafen einen riesigen Jahrmarkt mit unzähligen Holzbuden vorfand, die alle etwas anderes anboten. Nachdem er sich dort umgesehen hatte, entschied er sich beim nahe gelegenen McDonald gegenüber vom Bahnhof etwas zu essen. Als er eine Viertelstunde später zurückkam, waren alle Buden verschwunden – ohne eine einzige Spur zu hinterlassen. Ein paar Monate später residierte an der gleichen Stelle, an der er die Stände wahrgenommen hatte, zum ersten Mal der Konstanzer Weihnachtsmarkt.

Eine Verschiebung der Zeitebene …?

Entweder eine Verschiebung der Zeitebene oder eine Art zukünftige Erinnerung – auf jeden Fall ziemlich spektakulär. Daher der Vorschlag, die Schwarzwäldertorte in einem Straßencafé genau an dieser Stelle einzunehmen, da ich annahm, dass dieser Ort für ihn möglicherweise einen Durchgang oder ein „Zeitfenster“ bereithielt, durch das er vom Bewusstsein unbemerkt in andere Bewusstseinsebenen „überwechseln“ konnte. Zumindest schien aber eine passende Frequenz zu herrschen, die es ihm erleichterte, mit seinem Unbewussten in Kontakt zu kommen.

Erlebnisbericht Cyrus vom 3. April 2010 – Marktstätte in Konstanz

Zu viert waren wir auf dem Weg nach Konstanz, um dort den Ebenen des Bewusstseins gemäß eine Schwarzwälder Kirschtorte zu verzehren – Ebene für Ebene, von der Welt der Illusionen bis hinunter zum Kuchenboden des amorphen Kosmos, dem ungerichteten Urgrund ohne Gravitationskerne von Ideen und Sehnsüchten. Am Marktplatzbrunnen angekommen suchten wir ein Café auf, nur um nach der eingenommenen Mahlzeit festzustellen, dass es keine Schwarzwälder Kirschtorte als Nachtisch mehr gab. Also, was tun? Wir entschlossen uns, es an einer anderen Stätte zu versuchen. Doch das nächste Café erschien uns nicht gemütlich: Wir berieten kurz und entschlossen uns dann, nicht Platz zu nehmen, sondern eine Torte zu kaufen und mitzunehmen, und zusammen eine Bank an der Uferpromenade aufzusuchen. Hier traf mich das Déjà-vu-Erlebnis oder die wieder belebte Erinnerung an einen vergangenen Traum wie ein Hammerschlag, in dem ich bereits erlebt hatte, was ich jetzt wahrnahm: Ich erinnerte mich an die beiden Begleiterinnen, die ich erst am Tag zuvor kennen gelernt hatte, und an alles, was gesagt wurde, während es gesagt wurde – gleichzeitig! Ich hätte jedes Wort mitsprechen können. Ich wies am Ende des Gespräches – es ging vornehmlich darum, wo und wie wir die Torte verspeisen würden – auf mein gerade stattfindendes Erlebnis der zeitgleichen Erinnerung hin und fügte meinen Schlusssatz, an den ich mich auch gerade in diesem Augenblick erinnerte, mit folgenden Worten hinzu: „Und jetzt habe ich in meiner Erinnerung folgendes gesagt: …!“ – und sprach aus, was ich in meinem Traum an dieser Stelle gesagt hatte. Und siehe da, es passte genau zur gegenwärtigen Situation.

Wie kann das geschehen?

Das kann keiner wissen. Vielleicht ist es ein Akt „erinnerter Zukunft“, eine Art Erlebnis, das man nicht erlebt, sondern auf der Zeitschleife schon „vorgeträumt“ hat, woran man sich plötzlich wieder erinnern kann, oder ein verdrängtes Ereignis, das im Unbewussten wirkt, bis es sich wieder in die Gegenwart drängt. Viele Erlebnisse sind unvollständig oder unbearbeitet in die Zwischenwelt der Träume und Phantasien eingefügt und werden von den Menschen in ihren Erinnerungen oft hervorgezerrt, obwohl sie sich in der erwähnten Form gar nie zugetragen haben. Es gibt tief in der Seele, unterhalb der Traumsphäre, unbekannte Kräfte, die sich am kosmischen Puls orientieren und uns die Türen zu interessanten, uns völlig unbekannten Wahrnehmungen öffnen, die bisweilen unvermittelt in unsere diesseitige Welt hineinstrahlen. Durch zufällige Realitätsverschiebungen, hervorgerufen durch Müdigkeit, Fieber, Drogen, Schocks, meditative und andere bewusstseinsverändernde Zustände, öffnen sich „Aufmerksamkeitslöcher“, die uns vermitteln, was jenseits unserer materiellen Sphäre möglich ist.

Aber wie kann ich mich dann gleichzeitig auf verschiedenen zeitlichen Ebenen bewegen?

Schwer zu sagen. Das Problem ist, dass wir nichts aus anderen Ebenen auf unsere Bewusstseinsstufe übertragen können, da wir hier kein Inventar für das „Festhalten“ unbekannter Eindrücke besitzen. Wir können uns nur innerhalb der Bewusstseinssphäre erinnern, in der wir uns gerade befinden.

Was passiert dann mit den Erkenntnissen auf diesen anderen Ebenen?

Jede Bewusstseinsebene besitzt ihr eigenes Schwingungsfeld, mittels dem wir mit Hilfe unseres Empfindens die Bilder kreieren, innerhalb derer wir uns bewegen. Durch die innere Verschiebung unserer Wahrnehmungsfrequenzen verändern sich auch die Erscheinungen, denen wir auf den verschiedenen Stufen begegnen, denn als Reflexionen der kollektiven Bilder entsprechen sie exakt den Ausformungen unserer Ausrichtung – also der Form und Größe des Gefäßes, mit dem wir die kollektiven Bilder abschöpfen ...

… die kollektiven Bilder abschöpfen? Das versteh ich nicht!

Das ist dasselbe wie im normalen Alltag, wo die Größe und die Form eines Kruges entscheiden, wie viel Wasser wir aus einem Brunnen schöpfen können. Sobald wir wieder in unsere bekannte Erscheinungswelt zurückgekehrt sind, haben wir alles, was wir auf anderen Ebenen erlebten, auch schon wieder vergessen.

Das würde bedeuten, dass wir uns an diese anderen Bewusstseinszustände nicht mehr erinnern, sobald wir uns wieder in unserer „Realität“ befinden?

So ist es! Nur in speziellen Momenten, in denen es uns „zufälligerweise“ gelingt, den Verstandeszensor oder den Traumwächter zu überlisten, ist es uns möglich, gewisse Bruchstücke von Erlebnissen oder Zusammenhänge anderer Ebenen zu erfahren, die dann – wie im Beispiel gesehen – als nicht einzuordnende Empfindungen in unsere kontrollierte Welt hineinragen.

Dann hat es die Zeit, wie wir sie kennen, nie gegeben?

Nein. Um die tieferen Ebenen in unserer Seele erreichen zu können, müssen wir das Konzept der linearen Zeit aufgeben. Sie ist nur ein künstliches Konstrukt, das nicht mit dem Universum schwingt, sondern mit der Kraft unserer Vorstellung, bestimmte Ausschnitte des Ewigen kontrollieren zu wollen. Sobald wir uns aus diesem verengten Zeitfeld in „Zeitlosigkeit“ hineinfallen ließen, fielen wir aus unserer „Übereinstimmung mit der Welt“ heraus …

… Übereinstimmung mit der Welt?

Das ist der Zustand auf der Bewusstseinsebene, wo wir die „Überlieferung der Welt“, also die Muster, wie wir gelernt haben, die Welt wahrzunehmen, akzeptieren.

Wo befänden wir uns dann?

Im Zustand meditativer Zeitlosigkeit befinden wir uns außerhalb der Grenzen, die wir uns in unserer kollektiven Wahrnehmung selbst gesetzt haben. Kurz: Unser Zeitgefühl dient lediglich dem Umstand, die verschiedenen Handlungsstränge und Knotenpunkte, die unser Erleben vermessen, voneinander zu unterscheiden.

Warum ist das wichtig?

Weil das der einzige Weg ist, um die Illusion unserer Kontrolle aufrechterhalten zu können!

Was würde passieren, wenn wir es nicht tun?

Dann liefe uns die ganze Welt davon, weil es dann ja nichts mehr gäbe, an dem wir uns zeitlich festhalten könnten. Das ist die Quintessenz der Erkenntnis, dass es absurd ist, Zeit außerhalb von Zeit verstehen zu wollen, vor allem für uns menschliche Wesen, die selbst Zeit dafür bräuchten, um es nicht zu verstehen.

Das Unverständliche nicht zu verstehen …?

Das Verständliche und das Unverständliche. Wir brauchen nicht nur Zeit, etwas zu verstehen, sondern wir brauchen genauso viel Zeit, um etwas nicht zu verstehen, denn das Verstehen ist die einzige Instanz unserer materiellen Sphäre, und sie kreiert sich ihr eigenes Universum. Es gibt im tiefsten Inneren eines jeden Wesens aber Sinne, die dieses Mysterium begreifen können, weil sie zum inneren Empfinden von Zeit imstande sind … wenn auch nicht auf der Ebene von Zeit!

Und wie kann man diesem Circulus vitiosus entkommen?

Indem wir die Frequenz unserer inneren Wahrnehmung willentlich verändern, wie wir das – wie eben besprochen – von fernöstlichen Meditationstechniken oder Experimenten mit schamanischen Zauberpilzen kennen. Schon das Einsinken in die Traumsphäre ist ein Absenken unserer inneren Aufmerksamkeit auf eine tiefere Ebene. Wenn wir uns beispielsweise an der gefühlten inneren Unendlichkeit ausrichten, dann richten wir uns gleichzeitig an einer höheren Frequenz in uns selbst aus und an der damit verbundenen spirituellen Fähigkeit – Esoteriker nennen dieses Gefühl die innere Göttin oder das göttliche Licht –, uns göttlich zu fühlen. Ein Gefühl, das mit den materiellen Gesetzen und den strukturellen Erklärungen unserer Gesellschaft nur schwer zu vereinbaren ist.

Also behelfen wir uns mit einem Sinnmodell der Zeit, das uns erklärt, warum die Dinge so laufen, wie sie laufen?

Ja! Das ist die Vorstellung, die wir aus vielen Möglichkeiten entwickelt haben, um uns als Gesellschaft auf der materiellen Ebene zu etablieren. Nennen wir es das „kollektiv abgespeicherte Modell der Zeit“, kurz: Modellzeit, im Gegensatz zu holographischer oder multidimensionaler Zeit, die wie ein universales Feld alle unsere Wesens- oder Persönlichkeitsteile umfasst und dadurch die Sphäre all dessen beinhaltet, was wir sind. Und zwar über das hinaus, was wir zu sein glauben!

Verstehe! Wie gelangt der Mensch an die Schalter der Zeit?

Der normale Ablauf von Zeit verstärkt unser Kontrollbedürfnis nach der Handhabung von Zeit, denn jede lineare Bewegung von hinten nach vorne oder aus der Vergangenheit in die Zukunft ist ein Vorgang, der beobachtet, kontrolliert und registriert werden kann. Doch unzugänglichere Teile von uns wissen auch von Vorgängen, die auf tieferen, von uns nicht „überwachten“ Zeitebenen ablaufen. Das sind Ereignisse, die wir nicht in unser Erleben einbinden und die uns erschrecken können, wenn sie unverhofft an unsere Bewusstseinstüre klopfen. Trotzdem ist es für unsere Entwicklung sehr erweiternd, uns in tiefere Bewusstseinsebenen „hinabzuträumen“, in denen Begebenheiten jenseits von linearer Zeit vonstatten gehen.

Was passiert aber, wenn wir uns tiefer in unser abgespeichertes Zeitmodell „hineinträumen“?

Mit jeder Verschiebung nicht nur auf der horizontalen, sondern auch auf der vertikalen Ebene, senkrecht durch unsere verschiedenen Bewusstseinsstufen hindurch, finden wir heraus, dass wir mehr als nur egoistische Persönlichkeitssplitter sind, die ihre eigene Ich-Wahrnehmung ständig von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft bewegen, nämlich mehrdimensionale Wesen, die tief in unbekannte Sphären und unbeschreibbare, dem Bewusstsein nicht zugängliche Welten hineinreichen. Das ist auch der Grund, warum man darüber mit „Normalos“ nicht reden kann.

So erklär uns bitte dieses „Sinnmodell der Zeit“!


Wir können nur über das reden, was uns durch Zeit sichtbar gemacht wird, aber niemals über das, was Zeit wirklich von innen her ausmacht, denn Zeit erscheint uns nur deshalb als Zeit, weil wir sie immer mit einem Ereignis verbinden und dabei nur das Ereignis sehen und nicht die Zeitqualität, die das Ereignis erschafft. Wir sehen nie die Zeitschiene, auf der sich alles bewegt, weil wir uns immer nur auf den (Zeit-)Punkt konzentrieren: den Moment des Betrachtens unter Ausschluss des Phänomens, wie sich Betrachtung überhaupt vollzieht und wie sie auf unsere Wahrnehmung einwirkt. Der Zeitpunkt ist gleichsam das Fahrzeug, mit dem wir uns auf der Zeitschiene bewegen; und obwohl Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in demselben Maß Wirklichkeit sind, weil die Schienen der Zeit zur selben Zeit in alle Richtungen des Bewusstseinskontinents der Zeit verlaufen, gilt unsere Aufmerksamkeit stets der Gegenwart, d.h. demjenigen Schienenab­schnitt, der sich gerade unter dem Fahrzeug befindet.

 

Du willst sagen, die Menschen agieren stets linear – auf einer Schiene, die sich aus der Vergangenheit in die Zukunft bewegt …

Ja. Dabei gibt es keine duale Schiene Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, sondern das ganze menschliche Erleben ist wie ein Spinnennetz so in die Psyche verwoben, dass wir jedes zukünftige Ereignis mit ähnlichen vergangenen Erfahrungen vergleichen und das Erlebnis an der Stelle im Netz positionieren, an der es an vergangene Ähnlichkeiten anknüpft.

Das würde bedeuten, dass wir Zeit niemals verstehen werden?

Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass alles, was wir wahrnehmen, von unserem Bewusstseinsfokus abhängt, der sich an irgendeiner Stelle des Schie­nenwerks befindet. Der Schienenabschnitt, den wir in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stellen, ist das Kontinuum unseres Raum/Zeit-Empfindens, das sich uns als eine Reise zwischen Geburt und Tod darstellt. Unser Erleben ist nichts anderes als unsere Raumvorstellung, die wir zwischen diesen beiden Punkten bewegen, und damit diese Bewegung auch innerhalb der Grenzen unseres Bewusstseins verbleibt, müssen wir unsere Aufmerksamkeit zuerst dorthin dirigieren, wo wir gelernt haben, die Welt wahrzunehmen. Gleichzeitig sind wir bestrebt, diese zur Wirklichkeit erhobene Wahrnehmung sehr vorsich­tig und mit äußerster Ökonomie auf der Zeitschiene zu bewegen, damit sich eine gewisse Stabilität unserer (Re-)Konstruktion der Wirklichkeit einstellt. Sonst könnte es geschehen, dass uns das gemeinsam wahrgenommene Bild der Wirklichkeit plötzlich über dem Kopf zusammenstürzt.

Wenn ich das alles richtig interpretiere, wäre unsere gefühlte Wirklichkeit nichts anderes als ein „Konstrukt von Zeit“?

Der Verstand als der Chefarchitekt unserer Wirklichkeitskonstruktion ist im Grunde mit nichts anderem beschäftigt, als die angelernten Muster unserer Wahrnehmungen und Vorstellungen zu sichten und zu ordnen. Obwohl er meistens nur den durch das Bewusstsein huschenden Mustern hinterher schaut, gewinnen seine Konstruktionen in dem Maß an Stabilität, wie es ihm gelingt, die Wirklichkeit vom Bewusstsein auszuschließen, indem er das Unfassbare zu einem Teil des Fassbaren macht …

… dann wäre nicht die Wahrnehmung der Zeit, sondern die Wahrnehmung unserer materiellen Realität der Trugschluss?

Aus der Sicht des Geistes – ja! Wenn wir statt unseres Bewusstseinspunktes die Zeitschiene selbst, auf der sich unser Bewusstseinsfokus bewegt, in den Mittelpunkt stellen, erkennen wir, dass alle Schienenstränge des Raum/Zeit-Kontinuums tatsächlich miteinan­der verbunden sind, und zwar völlig unabhängig von unserer Position oder unserer Fahrtrichtung. Jeder Vorgang verändert alle anderen Vorgänge, denn auch das Schienenstück, auf das wir unsere Aufmerksamkeit richten, ist mit allen anderen Schienenstücken verbunden. Deshalb fließen in die Erlebnisse, die wir zu irgendeinem Zeitpunkt an irgendeinem Ort haben, immer auch die Erlebnisse aller anderen Wesen in allen anderen Abschnitten des gesamten Schienenwerks mit ein. Umgekehrt hat auch jede unserer Erfahrungen auf unserem Gleisabschnitt Wirkungen auf die Vergangenheit und Zukunft aller anderen Lebewesen, die sich in Zeit und Raum bewegen: gerade so, wie ein ins Wasser geworfener Stein Wellen verursacht, die sich in alle Richtungen und tatsächlich über alle Wasser des Planeten bewegen.

Kannst du uns dieses Phänomen an einem Beispiel erläutern?

Wir können es versuchen, denn die Gegenwart kann im seelischen Bereich sehr wohl in die Vergangenheit eingreifen und sie in ihrer Bedeutung verändern. Habe ich z. B. eine Katze erschlagen und es ist das psychologisch sinnvolle Ziel dieser Handlung, dass ich daraus eine Erfahrung gewinne, dann ist der äußere Vorgang für mich nur so lange relevant, bis ich den inneren Sinn meiner Tat festgestellt habe. In dem Augenblick jedoch, da ich den eigentlichen, mir bisher verborgenen Grund dafür erkenne, verliert der Tod der Katze, für sich betrachtet, an Bedeutung. Denn er stellt sich jetzt als Teil meines Erfahrungszuwachses innerhalb einer größer gewordenen Gesamtperspektive dar. Damit ist er, aus seiner möglichen Zukunft heraus betrachtet, in seiner eigenen Gegenwart, die für mich jetzt die Vergangenheit ist, unter Umständen überhaupt nicht mehr existent. Diesem psychologischen Vorgang begegnen wir auch oftmals bei Gerichtsprozessen, wo Fakten verhandelt werden, die sich in der persönlichen Vergangenheit der Betroffenen schon längst in die Gegenwart höherer Erkenntnisse davongestohlen haben. Man bezichtigt diese Menschen dann meistens der Verlogenheit, wenn sie sich an nichts mehr erinnern können. Vom spirituellen Standpunkt aus ist dies problematisch. Denn diese Menschen sind wie Maler, die in der Realität an den unvollständigen Teilen ihres Bildes von sich selbst malen. Dies geschieht jedoch auf einer anderen, gänzlich inneren Ebene, auf der das ganze Bild als unbewusste Schöpfung schon vorhanden ist. Über ihre eigene Ganzheit meditierend, das vollständige Bild ihrer selbst vor Augen, übertünchen die Betreffenden, während sie das Ganze zu erahnen glauben, die bereits gemalten Teile ihrer Vergangenheit immer wieder aufs neue.


Somit wirkt sich das auch auf die Illusion unserer Materie aus?

Zeit verändert die Wahrnehmung – denn sie verändert den Geist. Wir sind ja nicht die Schöpfer der Realität, wir sind nur die Schöpfer der Bilder unserer Realität, wie wir sie kennen, denn die kollektive Wahrnehmung der Realität entspricht ja exakt dem materiellen Abdruck, den wir uns im Laufe der Entwicklung geschaffen haben, und dieser Abdruck hat mit der „wirklichen“ Wirklichkeit (der Wirklichkeit außerhalb der subjektiven Perspektive) nichts am Hut. Dieser Abdruck verändert sich langsam, aber stetig, und erst aus der Sicht von Jahrzehnten werden wir uns überhaupt bewusst, dass eine vollständige Umwandlung stattgefunden hat. Tatsache ist: Hätten wir kein persönliches Umfeld, das uns ständig spiegelt, würden wir überhaupt nicht bemerken, dass wir alt geworden sind, denn das psychische Bild des Geistes und der Seele kennen keinen „Abrieb durch Alterung“.

Keinen Altersprozess, sagst du – versteh ich dich da recht?

Ich rede vom psychischen Bild des Geistes, nicht von der körperlichen Materie, denn diese kann einen Begriff wie „Zeit“ nur innerhalb ihres Zeit-Kontinuums erfassen. Der Mensch sieht die Zeit wie einen Fluss, der von einem Punkt zum anderen fließt, wenn auch nicht räumlich, sondern in einem Kontinuum von Zeit, das alle materiellen Dinge durch seinen Alterungsprozess durchwirkt. Deshalb kann er ja das Phänomen Zeit außerhalb seines Bewusstseinsrahmens nicht begreifen. Er bindet sich an die „erlebte“ Vergangenheit, die er kennt und kontrolliert, und rechnet die „unbekannte“ Zukunft an dieser hoch. Damit wird jedes „zukünftige Erlebnis“ an den Erfahrungen der Vergangenheit gemessen und der Gefühlswert des Zukünftigen damit aus dem Verflossenen beschworen. Somit ist die „zukünftige Erfahrung“ lediglich das Resultat der Messung neuer Eindrücke an den vergangenen Beobachtungen auf anderen Ebenen, deren Auswirkungen sich wie die schon mehrfach zitierten Ringe immer wieder auf die ursprünglichen Prägungen in der Kindheit beziehen. Das lässt den Körper altern.

Das bedeutet, dass der Mensch seine „Zukunftserwartungen“ immer durch eine Art Filter von „Vergangenheitsbewältigung“ presst?

Die „Straße der Zukunft“ rollt auf dem Pflaster vergangener Erfahrungen, und das ganze Leben ist im Grunde weniger ein fortlaufender Abenteuerroman, sondern eine sich immer enger zusammenziehende „Episodengeschichte“, die sich nur durch die kontrollierende Instanz des Egos wie eine fortlaufende Geschichte anfühlt. Die „persönliche Geschichte“ eines jeden Menschen illustriert diesen Mechanismus, wenn sich die vielen Wege mit zunehmender Dauer immer mehr verdichten und die immer wieder gleichen Bilder durch verschiedene Sichtweisen und Rückblenden zu einer fixen Realität verbinden, wenn simple Bilder durch die bloße Einbindung in „vergangene Erfahrungen“ zu ganzen Vorstellungs- und Empfindungskomplexen im menschlichen Hirn „realisiert“ werden.

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