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Die Zauberfabrik

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„Das ist ja der absolute Wahnsinn“, murmelte Oliver.

„Ja, so kann man es nennen“, sagte Dr. Ziblatt. „So, Oliver, dieses kleine Rädchen hilft dir, den Fokus von unserer Dimension zu nehmen. Es ist nur eine kleine Starthilfe. Bald schaffst du es auch ohne Hilfe.“ Sie drehte an dem Rädchen und Olivers Sicht verschwamm, genau wie die Abbildung hinter ihm.

„Nur so wirst du imstande sein, durch diese Dimension zu sehen und in eine andere Schicht einzudringen.“

„Das klingt so einfach, wenn Sie es sagen“, sagte Oliver und zu seiner Überraschung begannen alle zu kichern. Er sah über die verschwommenen Gesichter und das einzige, das er klar sehen konnte, war Esther. Auch sie lachte über seinen Scherz und das machte sie noch hübscher.

„Aha, da hat jemand eine Schwäche für unsere Esther“, lachte Vinnie laut und alle anderen lachten mit.

Entsetzt stellte Oliver fest, dass Esthers Gesicht als riesiges Hologramm hinter ihm zu sehen war. Ihm wurde heiß. Schnell sah er weg.

„Jetzt aber Ruhe“, sagte Dr. Ziblatt streng.

Sofort wurden alle still. Oliver sah verschwommen, wie Dr. Ziblatt etwas aus ihrem Pult holte. Es sah aus wie ein Stück weiße Pappe mit einem dicken schwarzen Punkt in der Mitte.

„Noch eine Starthilfe?“, fragte Oliver.

„So kannst du dich besser auf einen Punkt konzentrieren“, bestätigte die Lehrerin. „Hoffentlich kannst du auch durch diesen Punkt hindurch in die nächste Ebene sehen.“

Oliver nickte. Er war fest entschlossen, das zu tun. Es klang wahnsinnig aufregend.

Die unscharfe Sicht machte es ihm schwer, seinen Blick auf den schwarzen Punkt zu konzentrieren. Unruhig knirschte er mit den Zähnen. Es strengte ihn sehr an, diese Aufgabe zu erfüllen.

Schließlich wurde der Punkt in seinen Gedanken immer schärfer. Dann wechselte er auf einmal die Farbe – von schwarz zu blau zu rot. Die wechselnden Farben machten ihn schwindelig.

„Was geschieht mit mir?“, fragte Oliver unsicher.

„Dein Verstand versucht die Dimensionsebene zu durchdringen“, erklärte Dr. Ziblatt. „Es ist das erste Mal, deswegen fühlt es sich so seltsam an. Das menschliche Gehirn ist für diese Art von Arbeit nicht gemacht.“

Olivers Herz klopfte immer schneller. Seine Handflächen schwitzten. Er zog an seinem Kragen um besser Luft zu kriegen. Schweiß rann seinen Rücken hinab.

Dann wurde es ihm zu viel. Er ließ die Karte fallen und riss sich die Brille aus dem Gesicht. Um nicht hinzufallen musste er sich am Tisch festhalten. Fast hätte er gewürgt.

„Haha!“, hörte er Edmunds gehässige Stimme. „Oliver schafft es nicht einmal mit der Brille!“

„Mr. Banner“, schnappte Dr. Ziblatt.

Oliver schnappte nach Luft und spürte ihre Hand auf dem Rücken. „Vielleicht solltest du unserem Schularzt einen Besuch abstatten.“

„Nein, kein Arzt“, flüsterte Oliver. Ihm war die Sache so schon peinlich genug. Er konnte es nicht ertragen, bei seinem ersten Versuch, seine Kräfte gezielt einzusetzen, direkt zum Arzt geschickt zu werden. Er richtete sich mit rebellierendem Magen auf. Seine Knie zitterten. Dr. Ziblatt stützte ihn am Ellbogen.

„Mr. Black, bring bitte Mr. Blue auf seinem Platz zurück.“

Er sah Ralph auf sich zukommen, sah aber an ihm vorbei zu Esther. Sie blickte schüchtern zu Boden. Wahrscheinlich schämte sie sich für ihn. Sofort fühlte Oliver sich noch schlechter.

Schon legte Ralph seinen Arm um Olivers Schulter. „Keine Sorge, Ollie. Am Anfang ist es für jeden schwer.“

Gerne hätte Oliver ihm geglaubt, aber im Hintergrund hörte er Edmund und seine Freunde immer noch lachen.

„Mr. Black hat recht. Es ist nicht einfach“, pflichtete Dr. Ziblatt ihm bei. Dann drehte sie sich um. Wahrscheinlich dachte sie, dass Oliver sie nicht mehr hören konnte, denn leise sagte sie, „er ist wohl doch nicht der Junge, auf den wir alle warten.“

KAPITEL NEUNZEHN

Den Rest der Stunde konnte Oliver nur noch an Dr. Ziblatts Worte denken. Er war so enttäuscht, dass er dem Unterricht kaum noch folgen konnte. Außerdem wagte er sich nicht mehr Esther anzusehen. Das Bild ihrer purpurroten Wangen hatte sich in seinem Kopf gebrannt.

Als der Unterricht vorbei war, konnte Oliver nicht schnell genug aus dem Klassenzimmer kommen. Er eilte zum Ausgang und versuchte, sich in der Mitte seiner Freunde zu halten. Aber in seiner Eile stieß Oliver mit der Schulter gegen ein anderes Kind.

„Sorry“, flüsterte er und drehte sich um.

Schimmernd schwarzes Haar, leuchtend grüne Augen.

Es war Esther.

„Kein Problem“, sagte sie schnell und blickte wieder zu Boden. Dann war sie schon verschwunden.

Oliver dachte traurig, dass sie so schnell wie möglich von ihm weg wollte. Als die anderen Schüler aus dem Zimmer kamen, fühlte Oliver ein Klopfen auf den Rücken. Er drehte sich um und sah Hazels freundliches Lächeln.

„Schau nicht so traurig“, sagte sie. „So dumm hast du dich doch gar nicht angestellt!“

„Ich habe mich lächerlich gemacht“, sagte Oliver bedrückt.

Walter grinste breit. „Immerhin hast du nicht gekotzt!“

Oliver verzog das Gesicht.

Auch Ralph sah ihn aufmunternd an. „Vergiss es einfach. Nächstes Mal sieht die Sache schon ganz anders aus.“

„Ach, ich bekomme noch eine Chance, mich zum Affen zu machen? Wunderbar.“

Simon klopfte ihm auf die Schultern. „Kopf hoch, mein Freund. Es kann nur besser werden.“

„Na schlechter wird es bestimmt nicht mehr“, kicherte Walter und Hazel boxte ihn am Arm.

„Aua!“, rief Walter und rieb die wunde Stelle.

Plötzlich spürte Oliver eine Vibration in seinem Overall. Es war sein Stundenplan. Es gab eine Änderung und sie sollten jetzt in den vierzehnten Stock gehen. Das hieß, dass er keine Pause hatte. Es ging hier wirklich so hektisch zu, wie es auf den ersten Blick gewirkt hatte!

„Beeilen wir uns“, sagte Ralph.

Unruhig folgte Oliver Ralph über die schnellen Förderbänder. Er hatte auf einmal das Gefühl, dass er sich zu viel zugemutet hatte. Vielleicht war das doch nicht der richtige Ort für ihn.

Wieder drängten sie sich in den Aufzug und fuhren hinauf. Dann gingen sie zu einem Zimmer, auf dessen Tür in großen weißen Buchstaben Transformation zu lesen war.

Oliver schluckte.

Als sie hineingingen sah Oliver, dass der Raum genauso ausgestattet war wie ein Physiksaal. Dennoch war dieser Ort besonders. Bei näherem Hinsehen erkannte er, dass es eher wie ein High-Tech Labor war, als ein Klassenzimmer.

„Herzlich Willkommen, Schüler. Bitte nehmt Platz“, sagte der Lehrer, ein junger Mann mit einem Schnurrbart.

„Das ist Mr. Lazzarato“, sagte Ralph leise zu Oliver.

Oliver nickte und versuchte, sein Gehirn auf weitere Informationen vorzubereiten.

„Letzte Woche war Miss Kerr unsere beste Schülerin. Sie war die einzige, die es geschafft hat, mit der gegebenen chemischen Masse ein Feuer zu entzünden. Glückwunsch, Hazel.“

Alle klatschten und Oliver sah, wie stolz Hazel auf ihre Leistung war.

„Heute hoffe ich, dass Mr. Black uns mit seiner biologischen Fähigkeit zum Staunen bringt“, sagte Mr. Lazzarato.

Oliver blickte hinüber zu Ralph, der knallrot anlief. Er hatte Oliver gegenüber mehr als einmal angedeutet, dass er Probleme mit seinen Kräften hatte.

Walter seufzte. „Meine magnetischen Kräfte interessieren wohl niemanden“, brummte er. „Ich wünschte, wir hätten einmal eine Aufgabe, die ich auch lösen kann.“

Mr. Lazzarato sah Simon an. „Wenn Mr. Cavendish vielleicht die Arbeitsblätter austeilen könnte? Und Mr. Banner kann mit den Kästen helfen.“

Simon stand auf und ging zum Lehrerpult. Edmund folgte ihm. Simon nahm sich einen Stapel Kopien und Edmund ging zu einem kleinen Wagen neben dem Pult, in dem einige kleine thermoplastische Kästen bereitlagen.

„Was ist das denn?“, fragte Hazel und reckte den Hals, um hineinsehen zu können.

Auch Oliver sah neugierig hinein. Er sah eine kleine weiße Maus darin sitzen.

„Mäuse?“, sagte er erstaunt. „Wir müssen die doch nicht etwa aufschneiden?“

Schon brachte Simon das Arbeitsblatt. Oliver las den Titel und begriff, dass sie ihre anatomischen Komponenten umstrukturieren sollten.

„Das schaffe ich nie“, murmelte er.

„Ich auch nicht“, sagte Ralph voller Unmut. „Du hast ja gesehen, was ich mit dem Blatt gemacht habe. Absolut nutzlos.“

„Wenigstens konntest du das. Ich kann überhaupt nichts“, klagte Oliver.

Er war immer noch enttäuscht über sein Versagen in Dr. Ziblatts Unterricht.

In diesem Moment kam Edmund an seinen Tisch. Er zog den Wagen mit den Kästen hinter sich her. In jedem saß eine kleine weiße Maus. Edmund stellte einen Kasten vor Ralph dann vor Hazel ab. Als er zu Oliver kam, hielt er einen Kasten hoch, der anders war als die anderen. Er war mit Drähten umwickelt und ein kleiner Computer war daran befestigt.

„Ein bisschen mehr Hilfestellung für Oliver“, sagte er und ließ den Kasten vor Oliver auf den Tisch fallen. „Die meisten schaffen es ohne irgendwelche Extras. Aber für dich wird selbstverständlich eine Ausnahme gemacht.“ Er grinste Oliver breit an. „Nicht, dass es dir beim letzten Versuch geholfen hätte. Man, war das peinlich! Alle haben gesehen, wie du Esther angestarrt hast! Und dein kleiner Nervenzusammenbruch war echt die Krönung. Ich lach mich tot!“

 

Olivers Gesicht wurde immer heißer. Er schämte sich nicht nur, er war auch stinksauer! Er hatte gedacht, dass er endlich diese nervigen Tyrannen hinter sich gelassen hatte. Aber selbst hier, an diesem wunderbaren, magischen Ort wurde er fertig gemacht.

Er zog am Kragen seines Overalls.

„Hör‘ gar nicht hin“, flüsterte Hazel Oliver ins Ohr.

Doch das war leichter gesagt als getan. Edmund wusste, dass er mit seinen Kommentaren ins Schwarze getroffen hatte, und er hatte nicht vor damit aufzuhören. Er lachte. „Dir sollte klar sein, dass du bei Esther Valentini nicht den Hauch einer Chance hast. Sie interessiert sich nur für den allerbesten Switchit-Spieler der ganzen Schule. Und das bin ich.“

Oliver spürte einen dicken Kloß im Hals, als er sich Esther und Edmund zusammen vorstellte. Da mischte sich Walter ein. „Edmund, jeder hier weiß, dass ich der beste Switchit-Spieler bin. Wenn es Esther also darum geht, dann interessiert sie sich nur für mich!“

Edmund sah Walter abschätzig an. „Träum‘ weiter!“, schnappte er und ging weiter zum nächsten Tisch.

Oliver sah seine Freunde an. „Danke“, seufzte er.

Dann konzentrierte er sich wieder auf die Aufgabe. Er sah den Kasten genauer an. Überall waren Schalter und andere elektronische Komponenten. Sogar ein kleiner Bildschirm war an dem Kasten angebracht. Im Inneren kroch eine weiße Maus nervös umher.

„Wird es ihr wehtun?“, fragte Oliver besorgt. „Atome umstrukturieren klingt schmerzhaft.“

„Sie wird gar nichts spüren“, entgegnete Hazel. „Zuerst werden wir für sie die Zeit anhalten.“

„Natürlich…“, murmelte Oliver.

In diesem Moment erinnerte auch Mr. Lazzarato die Kinder an den ersten Arbeitsschritt. Für Oliver war es einfach. Er musste nur einen Schalter umlegen. Es kam ihm vor wie Betrug, dass er diesen Schritt nicht selbst durchführte, aber ohne seine ‚Hilfestellung‘ konnte er so komplexe Dinge noch nicht vollziehen.

Sowie Oliver den Schalter betätigt hatte, bewegte sich die Maus nicht mehr. Es war, als hätte er sie eingefroren. Ihre kleine Nase war in die Luft gerecht, die Ohren neugierig aufgestellt. Für Oliver war es nicht ganz einfach zu begreifen, dass die Zeit für die Maus stillstand. Sein Gehirn konnte diese Tatsache einfach nicht akzeptieren. So langsam verstand er, dass diese Dinge für ein menschliches Gehirn einfach zu viel waren und dass sein Kopf explodieren würde, wenn er die Informationen zu schnell bekam.

„Ich hab’s geschafft!“, rief Hazel aufgeregt.

Oliver sah zu ihr hinüber. Er konnte kaum fassen, was er da sah. Die kleine weiße Maus war nicht wieder zu erkennen. Sie sah jetzt aus wie eine putzige Zeichentrickfigur. Sie stand auf den Hinterbeinen, hatte riesige Augen und lange dichte Wimpern.

„Unfassbar“, murmelte Oliver.

„Meine Güte, Hazel! Das war unglaublich schnell!“, sagte Simon.

Walter klatschte begeistert in die Hände, aber Ralph, der an seiner Maus noch nichts verändert hatte, sah traurig aus.

„Dabei sollte das mein Spezialgebiet sein“, murmelte er.

Während Hazel mit ihrem Kasten zu Mr. Lazzarato ging, machten die anderen sich schnell wieder an die Arbeit. Oliver versuchte alles zu begreifen. Noch nie hatte man ihn so herausgefordert. Schule war ihm immer leicht gefallen, doch hier würde er lernen und wachsen und hoffentlich eines Tages zeigen, was in ihm steckte. Noch schien dieser Tag jedoch in weiter Ferne zu liegen.

Oliver schloss die Elektroden des Kastens an seine Schläfen an. Er spürte ein schwaches Pulsieren und seine Gedanken wurden diffus. Dann schloss er die Augen und stellte sich genau vor, war es erreichen wollte. Eine Maus mit dicken Muskeln, die aussah wie ein Boxchampion.

Auf dem Arbeitsblatt stand, dass es etwa dreißig Sekunden dauerte, bis sich die Moleküle umstrukturiert hatten, also zählte Oliver in Gedanken mit. Es fiel ihm überraschend schwer. Die Impulse aus der Elektrode machten seine Gedanken zu einem einzigen Nebel.

Irgendwann hatte er bis dreißig gezählt. Gespannt öffnete er die Augen, doch enttäuscht stellte er fest, dass sich die Maus nicht verändert hatte.

„Ich schaffe es nicht“, sagte er traurig.

„Es ist wirklich schwer“, sagte Walter, doch seine Maus hatte sich verändert. Es war keine große Veränderung, aber ihr Kopf war größer und ihr Schwanz länger als zuvor. Obwohl er sich beschwert hatte, dass seine magnetischen Kräfte nutzlos waren, hatte er mehr Erfolg als Oliver.

„Was ist eigentlich die schwächste Begabung, die ein Seher besitzen kann?“, fragte Oliver.

Walter überlegte. „Ich schätze, Sonar. Warum fragst du?“

„Weil ich glaube, dass mein Test genau das ergeben wird“, sagte Oliver. „Entweder das oder sie stellen fest, dass ich gar kein Seher bin.“

Walter schüttelte den Kopf. „Es hat nicht auf Anhieb geklappt, das ist alles. Das ist nicht das Ende der Welt.“

„Lass‘ dich nicht entmutigen“, sagte Simon. „Du musst es eben immer wieder versuchen.“

„Du hast gut reden“, grollte Ralph, der selbst frustriert war. „Deine Begabung ist molekular, wenn du mich fragst ist das fast genauso gut wie atomisch.“

Schweigend machten sie sich wieder an die Arbeit. Doch obwohl Oliver alles gab, konnte er die Maus nicht verändern. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass die Elektroden ihn behinderten. Er wusste, dass sie seinen Verstand in den richtigen Zustand versetzen sollten, aber das Pulsieren irritierte ihn.

Er beschloss, es noch einmal ohne die Elektroden zu versuchen. Es war bestimmt nicht einfach, seinen Verstand in den diesen milchigen, schwammigen Zustand zu versetzen, aber Oliver schaffte es ohne Probleme. Nur diesmal war er bei klarem Verstand. Es fiel ihm nicht so schwer, bis dreißig zu zählen. Er hatte seine Gedanken besser unter Kontrolle und es war leichter, das Bild der Muskelmaus vor sich zu sehen.

Achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig…

Oliver öffnete die Augen. Er sah die Maus von allen Seiten an, in der Hoffnung, irgendeine Veränderung feststellen zu können.

„Sie sieht irgendwie größer aus“, sagte Walter.

„Finde ich nicht“, entgegnete Oliver. Er wusste, dass Walter nur etwas Nettes sagen wollte.

Oliver hatte genug. Er legte den Schalter wieder um, der die Maus aus ihrer Starre holen würde und sah zu, wie sie sich langsam bewegte. Sie schnüffelte in ihrem Kasten herum, dann stellte sie sich auf die Hinterbeine und spannte ihren Bizeps an.

Oliver atmete scharf ein. Dann schnüffelte die Maus weiter im Kasten herum. Hatte er sich das gerade eingebildet? Oder hatte er vielleicht wirklich geschafft, die Atome der Maus zu manipulieren? Wäre das der Fall, hätte er sein Ziel zwar nicht direkt erreicht, aber auch nicht komplett verfehlt. War er vielleicht doch kein hoffnungsloser Fall?

Dieser kleine Erfolg baute Oliver auf. Doch der Test lag noch vor ihm, das wusste er.

Mr. Lazzarato beendete den Unterricht und alle packten ihre Sachen zusammen.

Gerade als Oliver aufstehen wollte, krachte eine Faust vor ihm auf den Tisch. Erschrocken blickte er auf und sah direkt in Edmunds finstere Augen.

„Als nächstes spielen wir Switchit!“, zischte er. „Da trete ich dir so richtig schön in den Arsch!“

KAPITEL ZWANZIG

Oliver folgte seinen Freunden über das Atrium in die Sporthalle. Das Switchit-Feld sah aus wie ein überdimensionaler Basketballplatz. Überall hingen Körbe auf verschiedenen Höhen und Oliver bekam fast Kopfschmerzen, als er versuchte sie zu zählen.

Am meisten faszinierten Oliver jedoch die riesigen Käfige neben dem Feld, in denen die Straußler saßen. Sie sahen so einschüchternd aus wie normale Adler, waren aber zehnmal so groß. Oliver konnte sich nicht vorstellen, dass er auf einem von ihnen reiten sollte.

Er drehte sich zu seinen Freunden um.

„Wie spielt man dieses Spiel eigentlich?“, fragte er. „Gibt es etwa genauso viele Bälle wie Körbe?“

Walter, der selbsternannte Switchit-König, erklärte Oliver die Regeln. „Man benutzt seine Kräfte um den Ball zu verstecken, damit die anderen nicht wissen, wer ihn hat und in welchen Korb man ihn werfen will.“

„Die besten Spieler können den Ball natürlich auch vervielfachen und mehrere Körbe gleichzeitig werfen“, fügte Ralph hinzu.

Oliver hob die Augenbrauen. „Bedeutet das, dass jeder gegen jeden spielt?“

„Natürlich! Ist doch kein Teamsport!“, sagte Walter selbstverständlich. „Man bekommt einen Punkt, wenn man den Korb eines anderen verhindert, und drei Punkte, wenn man selbst einen wirft. Wer nach sechzig Minuten die meisten Punkte hat, gewinnt. Es geht um Kraft, Stärke und Ausdauer.“

„Und Aggression“, warf Ralph ein. „Ich meine, den meisten Spielern geht es nicht gerade um eine gute Verteidigung.“

Hazel nickte. „Stimmt. Meistens gewinnt einer, der selbstbewusst und rücksichtslos spielt.“

„Ein vulgäres Spiel, sagte ich doch bereits“, sagte Simon.

Oliver fühlte sich beklommen. Die Regeln dieses Spiels klangen nicht gerade sanft. Er war schon erschöpft, wenn er nur daran dachte.

„Und dabei fliegt man auf denen da?“, fragte er und zeigte auf die Käfige.

„Ganz genau“, sagte Walter grinsend und klopfte ihm auf den Rücken. „Du wirst es schnell lernen.“

„Und wenn es dir nicht gefällt, dann halte dich an mich. Ich persönlich bevorzuge Tennis“, sagte Simon.

Oliver folgte seinen Freunden zum Sportlehrer, der bereits dabei war, einen Schüler nach dem anderen in die Käfige zu führen. Oliver stellte sich in die Reihe. Er wurde immer nervöser. Edmund und Vinnie standen weiter vorne. Sie flüsterten und zeigten auf ihn. Oliver schluckte schwer.

Nachdem seine Freunde in den Käfigen verschwunden waren, wurde Oliver noch unruhiger. Dann war er an der Reihe.

Coach Finkle war ein großer, schlanker Mann mit lockigen roten Haaren. Er sah Oliver neugierig an, als er ihn in die Käfige führte.

„Du bist neu, oder?“, fragte er.

Oliver nickte. „Und aufgeregt. Ich habe noch nie einen Straußler aus der Nähe gesehen.“

Schon kam einer der gewaltigen Vögel in Sicht. Oliver wäre am liebsten davongelaufen.

„Nun, ich schätze es gibt nur einen Weg, dieses Spiel zu lernen“, sagte Coach Finkle. Er ging zu dem Tier und streichelte seine Flanke. Es gab ein schnalzendes Geräusch von sich. „Mabel ist ausgezeichnet für Anfänger. Sie ist ganz brav.“

Mit weichen Knien ging Oliver zu ihr. Ihre Augen waren gelb und stechend. Er berührte ihre Federn sanft und sie machte wieder das Geräusch.

Coach Finkle redete weiter. „Den hier wirst du brauchen.“ Damit setzte er Oliver einen Helm auf, der ein pochendes Gefühl in seinem Kopf verursachte.

„Bitte keine zusätzliche Hilfe mehr“, sagte Oliver leise. „Ich bin der einzige, der sie benutzt. Alle lachen mich aus.“

„Papperlapapp. Jeder hat sie am Anfang benutzt“, sagte Coach Finkle entschlossen.

Doch Oliver wusste, dass das keinen Unterschied machen würde. Es ging nicht darum, ob die anderen sie früher benutzten. Er war derjenige, der sie jetzt benutzte.

„Los jetzt“, sagte Coach Finkle ungeduldig.

Oliver musste den Helm akzeptieren. Er kletterte auf das Tier. Es war überraschend gemütlich. Mabels Federn waren weich und Oliver hielt sich an ihrem Hals fest.

Als alle aufgestiegen waren, ging Coach Finkle zum großen Tor und legte die Hand auf einen Hebel.

„Auf die Plätze! Fertig? Los!“

Schon öffneten sich die Käfige und die Straußler zischten aus heraus.

Oliver krallte sich fest. Mabel flog so schnell, dass ihm der Wind ins Gesicht peitschte. Sie stieg in die Höhe. Oliver konnte Hazel sehen, sie war noch weiter oben. Der Helm drückte Oliver und das Pulsieren machte seine Gedanken träge und schwer.

 

Plötzlich zischte etwas an ihm vorbei.

„Schicker Hut, Baby!“, rief Edmund lachend.

Oliver sah sich um, aber er war schon wieder verschwunden.

„Ganz oben ist es am sichersten!“, rief Simon über ihm. Oliver konnte ihn zwar nicht klar sehen, aber ein blonder Haarschopf genügte ihm, um seinen Freund zu erkennen.

Oliver war vollkommen orientierungslos. Der Helm störte ihn. Wenn Edmund ihm wirklich in den Arsch treten wollte, hatte Oliver mit diesem Helm bestimmt keine Chance, sich zu wehren.

Ganz unten auf dem Feld sah er Coach Finkle mit einem Basketball. Er pfiff, warf den Ball hoch und schon begann das Spiel.

Die Straußler reagierten sofort, als wäre der Ball ein besonderer Leckerbissen. Alle stürmten darauf los. Oliver wurde beinahe schlecht, als Mabel sich in die Tiefe stürzte.

„Nein! Stopp!“, rief er. Jetzt konnte er gar nichts mehr sehen.

Plötzlich hielt Mabel an. Sie schnaubte und Oliver hätte schwören können, dass sie genervt war.

„Es tut mir leid!“, rief er und bemühte sich, wieder etwas ruhiger zu atmen. „Ich kann nichts sehen, wenn wir da runter fliegen, stoßen wir mit irgendjemandem zusammen!“

Mabel flog in großen Kreisen über das Feld. Oliver hatte keine Ahnung, ob sie ihn verstehen konnte, aber sie folgte seinen gedanklichen Anweisungen, so viel stand fest.

Von hier oben konnte Oliver beobachten, wie die anderen sich tummelten und plötzlich alle hinter demselben Spieler herjagten. Schnell begriff er, dass es Walter war, der verfolgt wurde. Es kam Oliver vor, wie eine Schar von Geiern, die über ihrem Opfer kreiste.

Ich hasse dieses Spiel, dachte Oliver. Er hatte den Eindruck, dass seine Gedanken viel zu langsam waren, um dem Geschehen zu folgen und er hatte Angst davor, diesen Ball auch nur anzufassen, wenn all diese riesigen Tiere deswegen über ihn herfallen würden!

Er blinzelte und versuchte zu sehen, was vor sich ging. Walter bewegte sich so schnell über das Feld, dass Olivers träger Blick kaum erkennen konnte, was geschah.

Walters Spezialgebiet für Magnetismus war für das Switchit-Match ein eindeutiger Vorteil. Er nutzte seine Kraft, um den Ball mit einem starken Magneten zu versehen. Er flitzte so schnell über das Feld, dass er kaum wahrnehmbar war, gleichzeitig schien er von den metallenen Körben magnetisch angezogen zu werden. Dann flog der Ball direkt durch den Korb.

Ein lautes Horn ertönte. Walter warf die Faust triumphierend in die Luft.

„Drei Punkte für Walter Stroud“, rief Coach Finkle.

Schon hatte er den nächsten Ball in der Hand. Er pfiff in seine Trillerpfeife und warf ihn weit in die Höhe. Schon ging es wieder los.

Oliver spürte, dass Mabel frustriert war. Sie wollte unbedingt mitspielen, aber Oliver war nach wie vor schwindelig. Er konnte sich auf nichts konzentrieren. Genau genommen konnte er nicht einmal mehr seine Freunde erkennen, ganz zu schweigen von dem kleinen Ball, der sich irgendwo auf diesem riesigen Spielfeld befand. Es war frustrierend. So würde er niemals vorankommen.

„Komm schon, Oliver! Mach mit!“, hörte er Hazel rufen.

Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, aber er sah nur undeutlich etwas vorbeizischen. Er glaubte, einen honigblonden Haarschopf zu erkennen, deswegen ging er davon aus, dass sie es war. Eigentlich hätte er gerne mitgemacht. Er wollte nicht wie Simon das ganze Spiel nur von oben sehen.

Plötzlich bemerkte er, dass etwas auf ihn zu rauschte. Oliver spürte einen elektrischen Schlag. Mabel schüttelte sich vor Schmerz und Oliver konnte sich nicht mehr an ihren glatten Federn festhalten. Er rutschte zur Seite und schrie vor Schreck.

Er griff im Sturz nach ihren Krallen und hielt sich mit aller Kraft daran fest. So baumelte er hoch über dem Boden. Oliver gab alles, um sich wieder auf Mabels Rücken zu ziehen. Nach einigen Minuten hatte er es schließlich geschafft. Erst jetzt bemerkte er, dass ein weiterer Straußler neben ihm und Mabel schwebte.

„Ich habe dich gewarnt!“, rief Edmund von seinem Rücken.

Oliver kochte vor Wut. Edmund hatte ihm und Mabel den elektrischen Schlag verpasst! Das war ein schmutziger Trick! Auch ohne den Helm hatte Oliver keine Chance gegen ihn, aber so war es doppelt unfair. Das würde er sich nicht gefallen lassen!

Oliver riss sich den Helm vom Kopf und sofort verschwand das schreckliche Gefühl. Er konnte wieder richtig sehen und funkelte Edmund wütend an.

„Glaubst du, dass es so besser klappt?“, lachte Edmund fies. „Na dann viel Glück!“

„Das werden wir gleich sehen!“, rief Oliver.

Edmund trat seinem Straußler in die Flanken und schoss davon. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sich den Ball erkämpft und flog im Zickzack in die Höhe. Hinter ihm zuckten elektrische Blitze, um die anderen Spieler fernzuhalten. Dann warf Edmund den Ball auf einen Korb, aber anstatt hineinzufliegen, verschwand der Ball plötzlich.

Alle Tiere hielten abrupt an und sahen sich mit ihren scharfen Adleraugen danach um. Irgendwo musste der Ball wieder auftauchen!

Plötzlich erschien er direkt neben Hazel. Sie hatte ihre Kräfte benutzt, um ihn von einem Ort an den anderen zu teleportieren.

Das Horn ertönte und Coach Finkle verkündete: „Einen Punkt für Hazel Kerrs Block!“

Oliver war schwer beeindruckt und er freute sich, dass Edmund keine Punkte bekommen hatte.

Hazel wollte gerade den Ball schnappen, da ging ein Puls durch das Feld. Er fühlte sich an wie die gekräuselte Wasseroberfläche, wenn man einen Kieselstein in einen See warf. Der Ball wurde von Hazels Fingern weggestoßen, direkt in Esthers Hände. Ihr Straußler sauste zum nächsten Korb und Esther warf den Ball hinein.

Das Horn ertönte wieder.

„Drei Punkte für Esther Valentini.“

„Wahnsinn!“, rief Oliver begeistert. Langsam begriff er, wie dieses Spiel lief.

Weit unten hatte Coach Finkle bereits den nächsten Ball in der Hand. Oliver klammerte sich an Mabel.

„Bist du bereit? Diesmal spielen wir mit!“

Sie krächzte aufgeregt.

Coach Finkle warf den Ball in die Luft und Mabel schoss los. Olivers Magen machte einen Salto, als er durch die Luft donnerte.

Schon war der Ball verschwunden. Mabel hielt ihren Sturzflug abrupt an und Olivers Magen überschlug sich ein zweites Mal. Plötzlich erschien der Ball direkt neben ihm. Er vermutete, dass Hazel das getan hatte, um ihm in das Spiel einzubeziehen.

Mabel flog zum Ball und die anderen Straußler schossen auf sie zu. Oliver hatte keine Zeit mehr nachzudenken. Er schnappte den Ball und warf ihn mit voller Kraft auf den nächsten Korb.

Er flog geradewegs auf sein Ziel zu, doch auf einmal zuckte Elektrizität durch den Korb, bis das Metall zu schmelzen begann. Der Ball flog weiter, genau an die Stelle, an der soeben noch der Korb war, doch jetzt war er weggeschmolzen und Oliver bekam keine Punkte.

Das Horn erklang. „Blockpunkt für Edmund Branner.“

Oliver war irritiert. Wütend schlug er mit der Faust in die Luft.

„Guter Wurf, Oliver!“, rief Hazel ihm im Vorbeifliegen zu.

Oliver wusste, dass sie versucht hatte, ihm zu helfen, aber ohne seine besonderen Kräfte würde er bei diesem Spiel keine Punkte machen.

Wieder hatte Coach Finkle einen Ball in der Hand. „Cavendish! Jetzt wird gespielt!“, rief er Simon zu, der nach wie vor hoch oben über dem Feld kreiste. Er winkte gleichgültig nach unten. Das sollte wohl bedeuten, dass er den Coach gehört hatte und seiner Anweisung folgen würde – oder zumindest so tat. Denn Oliver sah ihm an, dass er nicht die Absicht hatte, sich ins Getümmel zu stürzen. Oliver hingegen wollte es noch einmal versuchen. Er war fest entschlossen, einen Korb zu werfen. Wenn er drei Punkte bekommen könnte, hätte er mehr als Edmund. Aber noch konnte er von diesem Triumph nur träumen.

Coach Finkle warf den Ball und Oliver und Mabel zischten los. Edmund war jedoch der erste, der ihn ergriff und sofort auf den nächsten Korb warf. Der befand sich zufällig direkt über Olivers rechter Schulter.

Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Oliver war so fest entschlossen, den Ball zu blocken, dass er sich mit aller Macht auf den Ball konzentrierte.

Da geschah es. Kaum war der Ball an Oliver vorbeigeflogen, veränderte er seine Konsistenz. Aus dem prallen, festen Ball wurde eine Art Schleim, der umgehend seine Flugbahn veränderte.

Er war zwar nur noch wenige Zentimeter von dem Korb entfernt, aber es hatte gereicht, um als schlabberige Pfütze auf dem Boden zu enden.

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