Der Code für deine Zukunft

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Der Code für deine Zukunft
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Johannes Ellenberg

Der Code für

deine Zukunft

Dein Schlüssel für ein glückliches

und selbstbestimmtes Leben


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geprüft. Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag

keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95623-996-0

Lektorat: Christiane Martin, Köln | www.wortfuchs.de

Umschlaggestaltung: Martin Zech, Bremen | www.martinzech.de

Autorenfoto: Johannes Wosilat

Satz und Layout: Lohse Design, Heppenheim | www.lohse-design.de

© 2020 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

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Inhalt

Vorwort

Prolog: Deine Begleiter auf der Suche nach einem neuen Lebensmodell

Unsere Umwelt – Unsicherheit ist die neue Gewissheit

Alles ändert sich immer schneller

Die Halbwertszeit von Wissen sinkt

Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten?

Jeder Mensch braucht Sicherheit

Sicherheit oder Selbstverwirklichung?

Die Kontrolle übernehmen

Was unsere Realität beeinflusst

Wie funktioniert eigentlich unser Gehirn?

Unser Bewusstsein

Sind wir Opfer unserer Gene?

Wer bin ich?

Die Realität verändern

Die neue Realität – Unternehmer deines eigenen Lebens

Das Lebensunternehmer-Modell

Der Kern des Lebensunternehmer-Modells

Die Felder des Lebensunternehmer-Modells

Arbeiten mit dem Lebensunternehmer-Canvas

Das Lebensunternehmer-Manifest

Kompetenzen und Methoden für deinen Erfolg als Lebensunternehmer

Dein Körper – die Hardware für deinen Erfolg

Dein Geist – das Betriebssystem für deinen Erfolg

Deine Beziehungen – das Team für deinen Erfolg

Deine Berufung – der Kompass für dein Leben

Lebensunternehmer-Typen – welcher bist du?

Epilog: Wege zum Lebensunternehmer

Bonus: Der Weg zu deinem eigenen wertebasierten Business

Quellenverzeichnis

Der Autor

Vorwort

Hallo liebe Leserin und lieber Leser,

ich bin Johannes und freue mich, dass du dieses Buch lesen möchtest. Ich hoffe, es ist okay für dich, dass wir uns duzen.

Wenn du diesen Text hier liest, stehst du vermutlich an einem Punkt in deinem Leben, an dem ich auch schon stand. Du fragst dich, warum du tust, was du aktuell tust, und ob das alles überhaupt einen Sinn ergibt. Vielleicht stellst du dir auch die quälende Frage »Wer bin ich und was will ich?«. Die erste gute Nachricht, die ich für dich habe: Es geht nicht darum, wer du bist, sondern wer du werden willst. Damit bleibt die alles entscheidende, aber weitaus einfachere Frage »Was willst du?«.

Ich selbst stelle mir diese Frage andauernd und kann dir verraten, dass es nicht einfach ist, Antworten darauf zu finden. Warum es sich aber trotzdem lohnt, will ich gemeinsam mit dir in diesem Buch herausfinden. Glaube bitte nicht, dass ich ein Guru bin, der dir erklären will, wie die Welt funktioniert, einfache Wahrheiten mit dir teilt und dir sagt, was für dich das Richtige ist. Versteh mich eher als einen Menschen, der nach Sinn, Excellence und Wahrhaftigkeit sucht! Die Erkenntnisse, die ich bisher bei dieser Suche gesammelt habe, will ich in diesem Buch mit dir teilen.

Meine ganz persönliche Reise zu mir selbst

Aber fangen wir doch mal ganz am Anfang an. Geboren am Fuße der Schwäbischen Alb als Kind zweier Lehrer, wusste ich während der Schulzeit nicht so richtig, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Sport war das Einzige, für das ich mich begeistern konnte. Also bewarb ich mich nach meinem durchschnittlichen Abitur an der Universität Tübingen für einen der ersten Bachelorstudiengänge im Bereich Sportmanagement. Meinen mangelnden Ambitionen in der Schule und dem daraus resultierenden Abiturschnitt von 2,7 habe ich es zu verdanken, dass ich beim Auswahlverfahren nicht für einen Studienplatz berücksichtigt wurde.

Was tun? Das einzige Studium, für das ich mich erwärmen konnte, war in weite Ferne gerückt. Etwas anderes zu tun, als den durch meine Eltern vorgezeichneten Bildungsweg eines Studiums zu gehen, kam nicht infrage. Und da ich mich nur für den einen Studiengang in Tübingen beworben hatte, blieb also nur noch die Option, einen zulassungsfreien Studiengang zu wählen. Ich entschied mich für Informatik, mit dem Plan, im Nebenfach BWL-Seminare für mein späteres Sportmanagementstudium zu belegen.

Doch anstatt meine Zeit in den Vorlesungen zu verbringen, zog ich es vor, meinen Körper im Fitnessstudio in Schuss zu halten, nachts in einer Bar zu arbeiten und mein Leben als 19-jähriger Single zu genießen. In genau jener Bar lernte ich eine junge Frau kennen, die mich eines Tages fragte, ob ich nicht zufällig jemanden kennen würde, der Interesse an einem Praktikum bei Bosch in Stuttgart habe. Ich dachte kurz nach und antwortete schließlich: »Klar, ich selbst habe Interesse.« Und so kam es, dass ich ohne Vordiplom und richtiges Studium mein erstes Praktikum antrat. Die sechs Monate bei Bosch eröffneten mir eine völlig neue Welt. Ich hatte bisher keine Ahnung von Wirtschaft und Unternehmen. Was ich sah, gefiel mir aber und ich entschloss mich, nach Stuttgart zu ziehen, um im Anschluss an mein Praktikum ein Wirtschaftsinformatikstudium an der Hochschule der Medien (HdM) zu beginnen.

Während des Studiums entdeckte ich eine völlig neue Seite an mir: die Eigenmotivation, bestimmte Studieninhalte freiwillig zu vertiefen und selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Die Themen Internet und Start-ups interessierten mich dabei besonders und so war es nicht überraschend, dass ich 2008, noch während meines Studiums, mein erstes Unternehmen gründete: eine Agentur für Webseiten und Online-Marketing.

Mit dieser Entscheidung begann für mich eine Reise der persönlichen Entwicklung, die mit keiner anderen Bildungsmaßnahme, die ich je erfahren durfte, vergleichbar ist. In den folgenden Jahren rief ich eine Vielzahl von Start-up-Projekten ins Leben und gründete mehrere Unternehmen. Auch wenn bei Weitem nicht alles erfolgreich war, was ich begann, schätze ich die gemachten Erfahrungen und die daraus resultierende Weiterentwicklung meiner eigenen Persönlichkeit als unbezahlbar und das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte.

 

Der Start in meine Selbstständigkeit und ins Unternehmertum war zugleich der Beginn der Reise zu mir selbst. Wer bin ich, was kann ich, was ist mir im Leben wichtig und was will ich im Leben erreichen? Wer ist verantwortlich für meinen persönlichen Erfolg und wie kann ich die mir gegebenen Mittel bestmöglich einsetzen? Auf alle diese Fragen hatte ich auf meinem bisherigen Weg im klassischen Bildungssystem keine Antworten erhalten. Erst als ich anfing, für alle Bereiche in meinem Leben 100 Prozent Verantwortung zu übernehmen und zum Gestalter meines eigenen Schicksals zu werden, bin ich diesen Antworten auf die Spur gekommen.

Klettere in den Fahrersitz deines Lebens

In diesem Buch geht es um Persönlichkeitsentwicklung und Unternehmertum. Aber wie genau passt das zusammen? Persönlichkeitsentwicklung hilft dir, dich selbst besser zu verstehen und deine Potenziale freizulegen. Unternehmerisches Denken und Handeln hilft dir, Chancen in deiner Umwelt zu erkennen und zu nutzen.

Einfach ausgedrückt:

Persönlichkeitsentwicklung = Potenzial freilegen

Unternehmertum = Potenzial auf die Straße bringen

Unternehmertum ist ein bemerkenswerter Weg für persönliches Wachstum, Selbsterkenntnis und Einfluss auf die Welt. Unternehmerisches Denken und Handeln ist also einer der wirksamsten Katalysatoren für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und damit der Schlüssel für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. Dieses Buch soll dazu dienen, dir diese Tatsache bewusst zu machen, und dich dazu inspirieren, selbst in den Fahrersitz deines Lebens zu klettern, um das Leben zu leben, das du wirklich willst.

Ich glaube fest daran, dass nur diejenigen Menschen, die 100 Prozent Verantwortung für sich selbst und ihr Leben übernehmen, die Chance auf ein wahrhaftig erfülltes Leben haben. Solche Menschen bezeichne ich als Lebensunternehmer.

Um den Begriff des Lebensunternehmers in seiner ganzen Komplexität verständlich zu machen, will ich zunächst einen systemischen Blick auf uns Menschen werfen. Wir bestehen aus zwei grundlegenden Teilen: dem Körper und dem Geist. Gemeinsam bilden diese das Selbst. Davon abgrenzen können wir die uns umgebenden Dinge wie andere Menschen, Tiere, Gegenstände und zahlreiche von uns geschaffene »künstliche Konstrukte«, zum Beispiel die Wirtschaft, der Markt, Unternehmen, gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen. Diese bezeichnen wir als die Umwelt. Dazu gesellt sich noch eine dritte Komponente: die Zeit.

Diese drei Komponenten (das Selbst, die Umwelt und die Zeit) stehen in einer ständigen Wechselbeziehung und bilden die Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten für jeden Menschen. Anders ausgedrückt bilden sie das Spielfeld für dich und dein Leben.

»… der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.«

Friedrich Schiller

Für jede Komponente im Spiel des Lebens gibt es eigene Anleitungen, Spielregeln sowie Trainer und Coaches, die dir helfen, in den einzelnen Disziplinen besser zu werden. Was es jedoch nicht gibt, ist ein Schiedsrichter. Du alleine bestimmst, nach welchen Regeln du spielst und auf welcher Position.

Die meisten Menschen spielen jedoch nicht wirklich mit. Sie wärmen sich auf und sitzen das ganze Spiel auf der Bank und warten auf ihre Einwechslung. Menschen, die nicht ihr Leben lang darauf warten, sondern sich selbst einwechseln und das Spiel maßgeblich bestimmen, sind die Lebensunternehmer. Sie haben sich entschieden, in den Fahrersitz ihres Lebens zu steigen und etwas zu unternehmen.

In diesem Buch werde ich dir die Methode vorstellen, mit der du zum Führungsspieler wirst, das Spielfeld beschreiben und die aus meiner Sicht wichtigsten Spielregeln vermitteln. Was du dann damit machst, liegt alleine in deiner Hand.

Ach ja, heute lebe ich mit Frau und zwei Kindern auf dem Land bei Stuttgart und bin in der glücklichen Situation, komplett selbstbestimmt als Unternehmer für mich selbst und meine Familie zu sorgen und zeitgleich meinem Herzen auf dem Weg der Selbstverwirklichung folgen zu können. Eine Tatsache, die ich noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten hätte.

Wenn ich das kann, kannst du es auch! Viel Spaß beim Lesen wünscht

Johannes

P.S. Ein letzter Hinweis, bevor wir gleich loslegen: Zugunsten einfacherer Lesbarkeit und damit zu deinen Gunsten, habe ich mich entschieden, im Buch nicht durchgehend zu gendern. Immer wenn ich nur die männliche Form eines Wortes nutze, ist damit gleichzeitig die weibliche Form gemeint, und umgekehrt.

Prolog: Deine Begleiter auf der Suche nach einem neuen Lebensmodell

Als Erstes möchte ich dich mit fünf Menschen bekannt machen, denen ich in den vergangenen Jahren begegnet bin. Sie werden uns mit ihren Geschichten, Gedanken und Lebenswegen in diesem Buch begleiten. Zur Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte, habe ich die Namen geändert. Sie sind alle fünf grundverschieden und haben doch eines gemeinsam: Sie sind bewusst oder unterbewusst unzufrieden mit ihrer aktuellen beruflichen Situation oder den vorgezeichneten Karrierewegen und sehnen sich wie du nach einem individuellen Lebensmodell.

Max, der Gründer, und Alex, der Ingenieur

Als ich Maximilian zum ersten Mal traf, war er gerade 34 Jahre alt geworden und feierte seinen Geburtstag auf dem monatlichen Gründer-event in Stuttgart, dem Gründergrillen, mit einigen seiner Freunde und seiner Freundin Valeri. Max hatte fünf Jahre zuvor die Digitalagentur Blue Moon Media GmbH gegründet. Mit zehn Mitarbeitern aus den Bereichen IT und Design entwickelt er Webseiten und Online-Shops für Kunden aus ganz Baden-Württemberg. An jenem Abend lernte ich auch Max’ älteren Bruder Alex kennen. Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte er sich nach seinem Maschinenbaustudium und angeschlossenem Master in Business Administration (MBA) für die Managementkarriere in einem mittelständischen Unternehmen aus der Region entschieden und führt ein fünfköpfiges Team in der Entwicklungsabteilung.

Susanne, die Wiedereinsteigerin

Auf einem unserer Events, der »FuckUp Night Stuttgart« (eine Veranstaltung, auf der gescheiterte Unternehmer von ihren Fehlern berichten und was sie aus ihnen gelernt haben), habe ich Susanne getroffen. Sie war zu dem Zeitpunkt 52 Jahre alt und gerade dabei, sich nach ihrer Zeit als Hausfrau und Mutter wieder in Richtung Berufsleben zu orientieren. In ihren alten Job als Arzthelferin wollte sie nicht zurück. Ganz abgesehen davon, dass ein Wiedereinstieg nach über 20 Jahren Abwesenheit aus der Praxis alles andere als einfach gewesen wäre.

Jonas, der Suchende

2011 begann ich zusammen mit Freunden in Stuttgart Start-up-Weekends zu veranstalten. Auf einem Start-up-Weekend kommen Menschen zusammen, die sich für die Gründung eines Unternehmens interessieren, entwickeln in Teams über ein Wochenende die ersten Ideen und präsentieren diese am Sonntagabend vor einer Jury. An einem solchen Wochenende lernte ich Jonas kennen. Er war damals 25 und gerade dabei, sein Bachelorstudium in Game Design zum Abschluss zu bringen. Zum Start-up-Weekend war er gekommen, weil er sich nach dem Studium den Berufseinstieg als angestellter Spieleentwickler nicht so richtig vorstellen konnte. Er wollte viel lieber etwas Eigenes machen. Leider fehlten ihm sowohl die Idee als auch der Mut dazu.

Laura, die Optimistin

Und dann ist da noch Laura, eine 28-jährige Frohnatur, die ihre Freizeit gerne mit ihren Freunden verbringt und jede Gelegenheit nutzt, die Welt zu bereisen. Sie habe ich auf einem meiner IGNITE-YOURSELF-Seminare kennengelernt. Sie kam zu dem Seminar, weil sie mit ihrem Job als Projektmanagerin in einer Werbeagentur unglücklich ist und nach Orientierung für ihr weiteres Berufsleben sucht.

1 Unsere Umwelt – Unsicherheit ist die neue Gewissheit


Vermutlich ist es dir auch schon aufgefallen: Wir leben nicht in einem luftleeren Raum. Unser persönliches Schicksal wird immer von unserer Umwelt beeinflusst. Unsere Umwelt, das sind alle geografischen, meteorologischen, biologischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen, die uns umgeben. Hört sich kompliziert an, oder? Ist es auch, aber lass uns versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Die soziokulturellen Bedingungen sind die Summe aus allen kulturellen, sozialen und politischen Interessen und Bedürfnissen in einer Gesellschaft. Wohingegen die wirtschaftlichen Bedingungen von der vorherrschenden wirtschaftlichen Ordnung (in Deutschland ist dies die soziale Marktwirtschaft), technologischen Entwicklungen und dem Verhalten der Spieler im Markt definiert werden. Umweltbedingungen sind demnach ein an einem Standort herrschender, für Lebewesen bedeutsamer Einfluss. Genau diese Bedingungen ändern sich für das Lebewesen »Mensch«, also für dich und mich, aktuell schneller als jemals zuvor. Das ist einerseits beängstigend, weil sich alles ständig ändert und wir uns scheinbar auf nichts mehr verlassen können. Andererseits eröffnen sich uns ständig neue Möglichkeiten.

Die VUCA-Welt

In den 1990er-Jahren ist in den USA der Begriff »VUCA« entstanden als Beschreibung der multilateralen Welt nach dem Ende des Kalten Krieges. Es ist ein englisches Akronym, das für Folgendes steht:

V = volatility (Volatilität/Unbeständigkeit),

U = uncertainty (Unsicherheit),

C = complexity (Komplexität) und

A = ambiguity (Mehrdeutigkeit)

Es beschreibt die Welt, in der wir aktuell leben, treffend. Zumal sich zur multilateralen Welt im 21. Jahrhundert noch eine immer schneller fortschreitende Globalisierung und die Digitalisierung gesellt haben. Besonders die Digitalisierung wirkt wie ein Brandbeschleuniger für VUCA. Betroffen sind fast ausnahmslos alle relevanten Ebenen in unserem Leben, seien es unser Privatleben und die Wirtschaft mit den damit verbundenen Arbeitsplätzen und Karrierechancen wie auch unsere Gesellschaft an sich, die sich aktuell zur Auseinandersetzung mit Themen wie Einwanderung, Nachhaltigkeit oder eigene Identität gezwungen sieht. Infrage gestellt wird nichts Geringeres als unsere Traditionen, Wertvorstellungen und unsere Weltanschauung.

Typisch für die VUCA-Welt sind einzelne Ereignisse oder Technologien, die alles über den Haufen werfen, was wir bis dato als gegeben betrachtet haben. Der Atomunfall im japanischen Fukushima 2011 hat in Deutschland zur sogenannten Energiewende geführt. Die Tricksereien von VW haben die Elektromobilität befeuert und dazu geführt, dass im Zuge der Feinstaubdiskussion der Diesel in Verruf geriet. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Autoindustrie, ihre Zulieferer, den Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland und den internationalen Wettbewerb und damit auf viele Arbeitsplätze. Für große Teile der Bevölkerung haben sich die Prioritäten verschoben. Umwelt- und Klimaschutz haben eine viel größere Bedeutung als noch vor ein paar Jahren.

Digitale Technologien haben Amazon möglich gemacht. Das hat zuerst den Buchhandel aufgemischt. Heute sind nahezu alle Handelsbereiche von der »Amazonisierung« betroffen. Die Studie »Gatekeeper Amazon – Vom Suchen und Finden des eigenen Erfolgswegs« des IFH Köln von 2019 zeigt, dass der Online-Gigant Einfluss auf die gesamte deutsche Handelslandschaft nimmt. Rund 31 Prozent aller Umsätze im Nonfood-Bereich – online und stationär – sind von Amazon abhängig. Denn durchschnittlich 60 Prozent der Onlinekäufe und 27 Prozent der stationären Käufe geht eine Recherche bei Amazon voraus, bei der Preise, Bewertungen und Empfehlungen gecheckt werden. Durch »Apple iTunes« und andere Streamingdienste hat sich die Medienlandschaft dramatisch verändert. Thermondo hat die Heizungsbranche auf den Kopf gestellt. Nicht nur Unternehmen und Arbeitsplätze sind davon betroffen, sondern jeder Einzelne von uns. Unternehmen, die sich als Marktführer betrachtet hatten, mussten sich um ihre Existenz sorgen und suchten verzweifelt nach neuen Geschäftsmodellen und Wegen, mit der neuen Konkurrenz fertigzuwerden.

Oder nehmen wir das zuerst in China aufgetauchte Corona-Virus, das die Weltwirtschaft ins Straucheln gebracht hat. Betroffen war zwar zunächst hauptsächlich die chinesische Wirtschaft, der das Neujahrsgeschäft entging, aber letztlich hat das Virus auf die ganze Welt Einfluss genommen. Die Tourismusbranche weltweit hat ebenso wie der Export nach China gelitten. Unternehmen, die in China produzieren, sind in Lieferschwierigkeiten geraten. Auswirkungen auf die Aktienmärkte sowie auf Öl- und Rohstoffpreise sind schnell sichtbar geworden.

 

Es lohnt sich also, einen genaueren Blick zu riskieren, um zu verstehen, was genau sich aktuell alles verändert und wie. Schließlich ist das Leben jedes Einzelnen betroffen und wir alle müssen lernen, mit der Unsicherheit einer sich schnell verändernden Welt zurechtzukommen.

Alles ändert sich immer schneller

Erinnerst du dich noch ans Jahr 2007? Es war das Jahr, in dem Steve Jobs das erste iPhone vorstellte. Es war auch das Jahr, in dem in den USA die große Immobilienkrise begann, die 2008 in eine globale Finanzkrise mündete. Eine Krise, die ausgelöst wurde von Finanzprodukten, die so komplex geworden waren, dass selbst die kompetentesten Banker sie nicht mehr komplett durchschauen konnten. Das global vernetzte Bankensystem war so anfällig wie eine Reihe von hintereinander aufgestellten Dominosteinen. Ein Ereignis wie die Lehman-Pleite genügte, um es kollabieren zu lassen. Die Folge der Finanzkrise war eine globale Wirtschaftskrise. Kaum ein Land blieb verschont. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds sank das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) der ökonomisch entwickelten Staaten im Jahr 2009 zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, und zwar um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit lag das Wachstum des realen BIP in 161 Staaten im Jahr 2009 unter dem Wert von 2007. Deutschland als stark exportorientiertes Land traf die Krise besonders stark.

Wie haben sich die Wirtschaft und unser Leben verändert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise und seit der Keynote von Steve Jobs im Jahr 2007?

In Bezug auf das iPhone beziehungsweise das Smartphone ist die Frage leicht zu beantworten. 2018 hatten rund 81 Prozent der Menschen in Deutschland einen dieser unglaublichen Mini-Computer in der Hosentasche, mit der millionenfachen Rechenleistung des Bordcomputers der Apollo-11-Mission, die immerhin die ersten Menschen auf den Mond und sicher zurückgebracht hat.

Das Spannende ist jedoch nicht die rapide wachsende Rechenleistung als solche, sondern die damit verbundenen technischen Möglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen, die wir seit 2007 in unseren Taschen durch die Welt tragen. Zu wenige Fotos von schönen Momenten? Das Problem haben wir schon lange nicht mehr. Kontakt mit einem Fingerwisch zu jeder Person auf der ganzen Welt? Schon lange lieb gewonnene Realität. Immer erreichbar und arbeiten vom Handy aus? Überhaupt kein Problem.

Und was ist mit unserer Wirtschaft? Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Getrieben von technologischen Innovationen und Entwicklungen, von Digitalisierung und Globalisierung ändern sich nicht nur die Rahmenbedingungen in unserem privaten Leben immer schneller, sondern auch die Unternehmen, die Wirtschaft sehen sich völlig neuen Chancen und Risiken gegenüber. Niemand kann diesen Veränderungen entgehen, denn sie durchdringen alle Bereiche unseres Lebens, von unserer Art zu leben und zu kommunizieren bis zu unserer Art zu arbeiten. Doch wie sieht das konkret aus?

Globalisierung – Verlierer und Gewinner

Die Globalisierung hat laut ihrer Befürworter viele positive Auswirkungen. Angela Merkel zum Beispiel sieht in der Globalisierung große Chancen, wie sie 2007 sagte – kurz vor Beginn der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise: »Chancen für Wachstum, für Beschäftigung, Wohlstand, für die Freiheit, und zwar für alle Länder.« Auf der Liste der Vorteile der Globalisierung stehen beispielsweise ein größeres Warenangebot und sinkende Preise, Ankurbelung der weltweiten Wirtschaft, eine größere Mobilität von Gütern und Personen, globale Zusammenarbeit zum Wohle aller, mehr Wohlstand für Industrie- und Schwellenländer, zusammenwachsende Kulturen.

Doch viele Menschen sehen sich selbst und auch die westlichen Nationen immer mehr als Globalisierungsverlierer. Die Finanz- und Wirtschaftskrise und ihre Folgen haben das Vertrauen in die Überlegenheit des liberal-demokratischen Modells erschüttert. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass die Bedeutung, die dem Westen beigemessen wird, sinkt: Mittlerweile geht zum Beispiel mehr als die Hälfte der Deutschen davon aus, dass China die weltweit führende Wirtschaftsmacht ist, von den USA glauben das nur 24 Prozent und von der EU nur 14 Prozent. Das macht etwas mit uns, denn es lässt uns die eigenen Werte hinterfragen. Was dabei herauskommt, ist derzeit noch offen, aber in vielen Ländern greift ein wachsender Nationalismus um sich, der Westen zieht sich zunehmend aus dem politischen, wirtschaftlichen, militärischen und kulturellen Alltag zurück und überlässt die Bühne anderen Weltregionen und Ländern wie China oder Russland. Die Münchner Sicherheitskonferenz hat sich im Jahr 2020 das Motto »Westlessness« gegeben, was ein starker Hinweis auf den Zerfall und den Rückzug der westlichen Gesellschaften ist.

Tatsächlich gibt es bei der Globalisierung Gewinner und Verlierer. Kritiker weisen schon jahrelang darauf hin, dass es die Eliten sind, die überproportional von der Globalisierung profitieren. Machen wir uns klar: Die VUCA-Welt erlaubt weder ein eindeutiges Entweder-oder noch gibt sie Sicherheit, denn sie verändert sich ständig – und das ziemlich schnell. Richtig und Falsch können nicht mehr eindeutig benannt werden und aus »entweder oder« wird »sowohl als auch«. Unser Werte-Kompass gerät ins Trudeln. Die Beispiele dafür sind zahlreich.

Jeder von uns freut sich, wenn er im Supermarkt das ganze Jahr über frisches Obst und exotische Leckereien aus allen Teilen der Welt kaufen kann, und das zu günstigen Preisen. Andererseits wird durch die steigenden internationalen Transporte die Umwelt immer stärker belastet, befeuert zusätzlich durch den wachsenden E-Commerce. Gleiches gilt für die internationale Verflechtung der produzierenden Wirtschaft. Produziert und eingekauft wird auf der ganzen Welt, was wiederum mehr Transportwege und einen höheren CO2-Ausstoß zur Folge hat. Beispiele: Nordseekrabben werden billig in Marokko geschält. Schwäbischer Erdbeerjoghurt wird mit Erdbeeren aus Polen hergestellt, die Etiketten der Becher kommen aus Bayern, das Papier dafür aus Niedersachsen, der Leim aus Belgien. Auch Joghurtkulturen und Aluminiumdeckel haben eine Reise hinter sich. Schwäbisch an dem Erdbeerjoghurt sind nur Milch und Zucker. Schlecht für das Klima, aber wollen wir den Menschen in Marokko oder Polen ihren Verdienst wegnehmen? Sind wir bereit, mehr zu bezahlen, um zusätzliche Transportwege zu vermeiden?

Wir können überall auf der Welt arbeiten und die Unternehmen können sich die besten Köpfe weltweit suchen. Das bringt uns als Arbeitnehmer immer mehr Konkurrenz. Darüber hinaus werden Länder und Arbeitskräfte im Kampf um den günstigsten Produktionsstandort gegeneinander ausgespielt. Wenn Unternehmen auf der ganzen Welt produzieren, profitieren auch Schwellen- und Entwicklungsländer vom Wohlstand. Andererseits kann man über die Frage der Bezahlung geteilter Meinung sein. Einerseits sparen wir durch moderne Kommunikationstechnologien Zeit, Kosten und auch CO2, andererseits geht vielleicht der persönliche Kontakt verloren, Server, Computer, Tablets und Smartphones verbrauchen Unmengen an Strom und seltenen Rohstoffen.

Und wie sieht es mit dem globalen Zusammenhalt aus? Nicht gut, würden die einen sagen, denn in vielen Regionen gibt es Krieg, Hunger und Not. Es würde schlimmer aussehen, wenn jedes Land nur seine eigenen Interessen verfolgen würde, sagen die anderen. Ja, die Entwicklungshilfe ist vielleicht nicht die beste und zu gering. Ja, es werden noch immer Waffen verkauft. Und trotzdem: Es sprechen auch Gegner miteinander und verhindern so, dass es noch mehr Kriege gibt. Immer mehr Menschen reisen, studieren oder arbeiten in anderen Ländern, haben dort Freunde. Das fördert das gegenseitige kulturelle Verständnis.

Die intensive Verflechtung der Welt und die globale Verflechtung der Wertschöpfungsketten führen dazu, dass eigentlich nichts, was auf der Welt geschieht, den Rest der Welt unbeteiligt lässt. Diese Abhängigkeiten machen manchmal Angst und bedrohen uns in einer Art und Weise, die wir bisher nicht gewohnt waren. Kurz gesagt: Vor 100 Jahren hat es uns kaum interessiert, wenn in China ein Sack Reis umgefallen ist. Meistens haben wir es nicht einmal mitbekommen. Heute erfahren wir es dank digitaler Technologie innerhalb weniger Minuten und es kann uns durchaus betreffen. Die globalisierte Welt ist nicht eindeutig gut oder schlecht, sondern trägt beides in sich. Und sie ist durch ihre enge Verflechtung enorm komplex. Wir alle können von der Globalisierung profitieren, persönlich und beruflich. Es liegt an uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die richtigen Schwerpunkte zu setzen.

Digitalisierung – Chancen wahrnehmen, Risiken beobachten

Die Digitalisierung beziehungsweise digitale Technologien haben wohl den derzeit größten Impact auf unsere Art zu leben und zu arbeiten. Sie erleichtern uns das Leben, machen uns zeit- und ortsunabhängig, erschließen uns das Wissen der ganzen Welt, ermöglichen den Unternehmen operative Exzellenz und neue Geschäftsmodelle. Berufe verschwinden, neue kommen hinzu. Aber auch hier: Viele Menschen haben Angst vor der Digitalisierung oder sehen sich als Verlierer. Unternehmen müssen ihre Arbeitsweisen und Strukturen verändern, damit sich die Vorteile digitaler Technologien voll entfalten und sie den Markt und ihre Kunden zufriedenstellen können. Denn die Digitalisierung verändert auch die Erwartungen der Kunden – unsere Erwartungen. Wir sind immer Kunde und Arbeitnehmer oder Produzent beziehungsweise Anbieter zugleich. Das definiert auch die Beziehung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern neu, denn was jeder von uns im Privatleben an digitalen Technologien und Instrumenten nutzt, möchte er auch im Berufsleben nutzen. Arbeitgeber, die das nicht erkennen, werden sich künftig schwertun, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu binden. Experten und Führungskräfte verlieren in einer Welt, in der Wissen jedem zugänglich ist, ihren Status.

Datentechnologie ist eine gute Sache, denn sie bringt uns unzählige Benefits: Wir können unsere Maschinen besser überwachen, neue Services schaffen, den Kunden individueller bedienen, im Internet kaufen und verkaufen, Wege, Zeit und Kosten sparen. Gleichzeitig müssen wir uns sorgen, dass unsere Daten missbraucht oder gestohlen werden. Datenschutz und Datensicherheit sind notwendige Aufgaben. Auch der Umweltaspekt darf nicht vernachlässigt werden, denn Digitalisierung verbraucht Energie und knappe Rohstoffe. Nach einer Studie des französischen Think Tanks »The Shift Project« von 2019 sind Digitaltechnologien mittlerweile für 4 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Auf den kommerziellen Luftverkehr entfielen 2018 lediglich 2,5 Prozent der Emissionen. Je nach Szenario könnte der Digitalanteil an den weltweiten Emissionen bis 2025 auf mehr als acht Prozent steigen, was höher wäre als der aktuelle Anteil von Autos und Motorrädern.

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