Die Modern Work Tour

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Die Modern Work Tour
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Anna Schnell · Nils Schnell

Die Modern Work Tour

Eine Weltreise in die Zukunft unserer Arbeit


Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft. Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

© 2021 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Das E-Book basiert auf dem 2021 erschienenen Buchtitel »Die Modern-Work-Tour« von Anna Schnell und Nils Schnell © 2021 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96739-062-9

eISBN 978-3-96740-101-1

Lektorat: Claudia Franz, Oberstaufen | info@text-it.org

Umschlaggestaltung: totalitalic Thierry Wijnberg | www.totalitalic.com

Autorenporträts: Georg Ernst und Kathrine Uldbaek Nielsen

Fotos: Anna und Nils Schnell, Icons S. 15, 37 ff.: shutterstock

Gestaltung und Satz: Annett Hansen | www.design-hansen.de

Copyright © 2021 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

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Wir sind zutiefst dankbar auf Modern Work Tour, auf unsere Moderne Walz, gegangen zu sein. Wir wissen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und nicht nur unserem Fleiß und Mut zugesprochen werden kann.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei all den Menschen, die dafür gesorgt haben, dass unser Abenteuer Arbeit so spannend und erkenntnisreich geworden ist. Ohne die Menschen vor Ort, die neugierig und mutig genug waren, sich auf die Arbeit mit uns einzulassen, wäre die Modern Work Tour nicht zustande gekommen.

Für alle, die mutig die Zukunft der Arbeit mitgestalten.

Inhalt

Prolog

Die Modern Work Tour: Eine Moderne Walz

Interessenten – Aspiranten – Freireisende

Eine Zeit über den eigenen Tellerrand hinaus

Der Brauch des Vorsprechens

Prinzipien Moderner Arbeit

Sinn ermöglichen

Meet Steven von No Moss – Australien

Modern-Work-Prinzip: „Sinn ermöglichen“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Mensch im Mittelpunkt

Meet Symphony – Bosnien-Herzegowina

Modern-Work-Prinzip: „Mensch im Mittelpunkt“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Wachstumsmindset stärken

Meet Khulan von L’hamour – Mongolei

Modern-Work-Prinzip: „Wachstumsmindset stärken“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Fähigkeiten entfalten

Meet Damien von Red Hat – Singapur

Modern-Work-Prinzip: „Fähigkeiten entfalten“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Transparenz und Offenheit

Meet ReBootKamp – Jordanien

Modern-Work-Prinzip: „Transparenz und Offenheit“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Selbstbestimmung und Verantwortung

Meet SchoolCraft – Deutschland

Modern-Work-Prinzip: „Selbstbestimmung und Verantwortung“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Lernen und Wissen teilen

Meet Magic Carpet Studio – Nigeria

Modern-Work-Prinzip: „Lernen und Wissen teilen“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Nachhaltigkeit

Meet Awesomity Lab – Ruanda

Modern-Work-Prinzip: „Nachhaltigkeit“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Vielfalt

Meet Swahilipot – Kenia

Modern-Work-Prinzip: „Vielfalt“

Was wir an Erfahrungen mitnehmen

Modernes Arbeiten!?

Rooiklip Guestfarm – Remote Work meets Farm Work in Namibia

Modern Work vs. Traditional Work

Ein Zurück oder ein Nachvorn?

Wieder in unsere Kraft kommen

Was wir gelernt haben

Was zusätzlich entstanden ist

Wie es weitergeht

Schlussgedanken statt Epilog

Reflexionsfragen zum Buch

Leave-outs

Die Autoren


Mongolei


China


Ghana


Kirgistan


Albanien

 

Bali


Los geht´s!


Jordanien

Prolog

Wie wird eigentlich Modernes Arbeiten weltweit gelebt? Von dieser Frage angeregt, sitzen wir 2017 im wunderschönen Magvetö Café in Budapest. Am Vormittag waren wir für einen Wissensaustausch bei Prezi, einem Unternehmen, das eine wunderbare Alternative zur Powerpoint-Präsentation entwickelt hat. Dort haben wir einen zweistündigen Workshop zum Thema „New Work“ gegeben und im Tausch einen Workshop zum „Storytelling“ erhalten.

Wir hatten vor einiger Zeit unseren Reiseblog travelbees.de ins Leben gerufen und wollten nun im Storytelling-Workshop unseren eigenen „Code of Conduct“ für zukünftige Reisen erarbeiten. In anderen Worten wollten wir die Frage klären: „Wie möchten wir gerne reisen und welche Reisende wollen wir eigentlich sein?“ Schnell wird deutlich, dass wir mit Menschen in Kontakt kommen, lokale Herangehensweisen verstehen und Inspiration bei den Leuten vor Ort suchen wollen. Reisende wollen wir sein – und keine Touristen. Am Ende des Storytelling-Workshops haben wir eine für uns stimmige Ansammlung der wichtigsten Punkte erarbeitet. Diese werden wir in den folgenden Tagen noch mal verdichten und im Laufe der Weltreise in die Zukunft unserer Arbeit als Grundlagen nehmen.

Während wir nun im Magvetö Café unseren herrlich duftenden Kaffee schlürfen, reden wir über das Potenzial und die möglichen Lernerfahrungen, wenn wir solche Treffen wie heute häufiger abhalten würden. Unseren Städtetrip nach Budapest machen wir in unserer Freizeit – nicht als Geschäftsreise. Dennoch wollen wir unbedingt ein solches Arbeitstreffen verwirklichen. Warum? Weil wir unsere Arbeit lieben und der Meinung sind, dass nichts über den gemeinsamen Austausch von Wissen geht.

Für uns wird in diesem Moment klar, dass wir grundlegend hungrig auf mehr sind: mehr Austausch, mehr Lernen, mehr Wissen in und aus fremden Ländern. Der Wissensaustausch heute hat uns solche Freude bereitet, dass wir uns ernsthaft fragen, wie wir daraus ein Konzept entwickeln können.

Reisen und arbeiten: Wir träumen davon, unsere beiden Passionen miteinander zu verbinden. Noch ahnen wir nicht, dass wir ein Jahr später tatsächlich losziehen in eins der größten Abenteuer unseres Lebens! Wer hätte gedacht, dass wir schon ganz bald im mongolischen Fernsehen landen und über Arbeit weltweit sprechen? Oder dass wir uns in Australien festfahren und nicht mehr alleine herauskommen? Dass wir auf Bali unser erstes gemeinsames Buch schreiben, Bäume in Uganda pflanzen, GeschäftsführerInnen weltweit vor Ort coachen? Und dass wir über 130 Treffen mit Trainings, Workshops und vielem mehr erleben werden? Wir auf jeden Fall nicht!


Inzwischen erlaubt die Uhrzeit einen gut gekühlten Weißwein im Magvetö Café, der das Prickeln der Vorfreude auf unser Abenteuer rund ums Arbeiten noch größer werden lässt. Wir stoßen an – Egészségedre! (Ungarisch für „Prost!“.)

2018 wird es dann so weit sein. Mit dem ICE starten wir unsere Modern Work Tour. Zunächst geht es von Hamburg in Richtung Süden: „Hallo Balkan, wir kommen!“ Unsere gesammelte Expertise haben wir in zwei kleinen und zwei großen Rucksäcken dabei. Vier Kontinente werden wir auf der Suche nach Arbeitserfahrungen rund um New Work und Modernes Arbeiten bereisen und unglaublich inspirierende Menschen kennenlernen.

Nach vielfältigen Einblicken aus 34 Ländern haben wir deutlich mehr erlebt, als wir es uns in dem Cafe in Budapest je hätten erträumen können. Mit den gesammelten Erfahrungen wollen wir dir Anregungen geben, damit du

•deine eigene Arbeit reflektieren,

•proaktiver dein (Arbeits-)Leben gestalten und

•mutig neue Initiativen und Projekte ausprobieren kannst.

Wir nehmen dich mit auf Expedition mit dem Namen „Modern Work Tour“ und zeigen dir das Abenteuer Arbeit anhand der daraus entstandenen Prinzipien für „Modernes Arbeiten“ auf. Bitte anschnallen, es geht los! Viel Spaß beim Lesen und gedanklichen Mitreisen,

deine Anna und dein Nils

Die Modern Work Tour: Eine Moderne Walz


» Ein offener Blick in die Welt wird immer bedeutender. «


Die typische Lernreise führt normalerweise ins Silicon Valley – in die selbst ernannte Hochburg Modernen Arbeitens. In Scharen pilgern UnternehmerInnen, GründerInnen und Führungskräfte dorthin, um Anregungen für ihre Arbeit zu finden. Christoph Keese beschreibt das in seinem Buch Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt sehr eindrücklich. Doch wir denken auch, dass Veränderungen in der Arbeitswelt weltweit greifen und nicht auf einen kalifornischen „Kessel“ einzugrenzen sind. Zugegeben, die Reise ins Silicon Valley inspiriert die meisten und viele Initiativen daraus lassen sich im Nachhinein sehen. Aber ist das nicht zu einseitig gedacht, zu kurz gegriffen? Ist das Silicon Valley wirklich übertragbar auf „normale“ Unternehmen – beispielsweise hier in Deutschland, aber auch anderswo auf der Welt? Diese Gedanken kreisen uns im Kopf herum. Gernot, Annas langjähriger Mentor und „Ziehvater“ aus der Universität Bielefeld, hat ihr das Buch von Christoph Keese in die Hand gedrückt, als sie ihm von der Modern Work Tour berichtet hatte – mit dem Hinweis, die vielen kleinen Zettelchen bloß an Ort und Stelle zu lassen.

WORKATION ist eine Kombination der beiden englischen Wörter „work“ (Arbeit) und „vacation“ (Urlaub). Damit ist eine geplante Arbeitszeit an einem anderen Ort als dem „normalen“ Arbeitsplatz gemeint.

Modernes Arbeiten anderswo haben wir schon erlebt – bei Skyscanner in Barcelona oder eben bei Prezi in Budapest. Seit Jahren reisen wir an verschiedene Orte und lernen dort Menschen kennen, die versuchen, ihre Arbeit anders zu gestalten, anders in ihr Leben zu integrieren. Die Erinnerungen an unsere „Workations“ in Spanien und Ungarn lassen uns schmunzeln, denn sie waren es, die uns zu der langersehnten Weltreise angeregt haben. In wenigen Monaten wird es losgehen und aktuell färbt nichts anderes als die Idee zur Modern Work Tour unseren gemeinsamen Alltag bunter.

Das Konzept der Modern Work Tour nimmt mit der Erkenntnis, dass wir auch auf Reisen weiter arbeiten wollen, erst so richtig Gestalt an. Schon eine Weile sparen wir für eine Weltreise und arbeiten beide auf Hochtouren, um weitere Reisetaler auf die hohe Kante legen zu können. Aber dennoch werden und – vor allem – wollen wir auch von unterwegs arbeiten. Eigentlich soll sich an unserer Arbeit nicht allzu viel ändern und auch unsere KundInnen in Deutschland wollen wir weiterhin betreuen, „remote“ – also ortsunabhängig. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch keiner, dass zwei Jahre später die gesamte Welt zwangsweise in „Remote Work“ wechseln wird. Die Idee gefällt uns immer besser, da wir darin eine echte Chance sehen, unsere Beratungsagentur MOWOMIND auch während unserer Abwesenheit aus Deutschland weiter zu führen. „Seid ihr eigentlich beide auf den Kopf gefallen? Jetzt, wo es gerade mit MOWOMIND anfängt, richtig gut zu laufen, und ihr euch in Deutschland einen kleinen Namen gemacht habt?!“, fragt uns ein Bekannter, als wir von unseren Reiseplänen berichten. „Ist das nicht viel zu riskant?“, überlegt eine andere Freundin von uns laut. Wir sehen uns an und wissen schlagartig: Nein, jetzt ist die Zeit. Wenn wir jetzt nicht gehen, dann werden wir dieses Abenteuer vielleicht niemals wagen!


Vorbereitung auf unser großes Abenteuer der Modern Work Tour.

Mit dieser Entscheidung sehen wir uns aber auch mit der Frage konfrontiert, wie wir das überhaupt machen und schaffen wollen? Wer kombiniert eigentlich noch diese beiden Leidenschaften – das Arbeiten und das Reisen – miteinander? Unsere Antwort darauf finden wir, als wir Philipp begegnen. Wir gabeln ihn auf dem Rückweg einer Geschäftsreise auf und nehmen ihn ein Stück im Auto mit. Philipp trägt Melone, eine schwarze Schlaghose, ein weißes Hemd, eine mit Perlmuttknöpfen versehene Weste und hat all seinen Besitz in einem Charlottenburger neben sich auf der Rückbank liegen. Er sagt von sich, dass er „Wildreisender auf Tippeltour“ ist, und grinst. Landläufig ist das unter „Wanderschaft“ oder „Walz“ bekannt. Es bezeichnet die Tradition, sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Erweiterung seiner Erfahrungen und Kenntnisse auf Wanderjahre zu begeben.

REMOTE WORK steht für flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten. In Deutschland wird es auch Fern- oder Telearbeit genannt und beschreibt hauptsächlich die Arbeitsorganisation außerhalb des „normalen“ Arbeitsplatzes.

Die Idee der Freireisenden begeistert uns sofort. Sie passt irgendwie gut zu uns. Wir leben in Zeiten, in denen Wissen und Erfahrungen so wichtig sind wie nie zuvor. Ein offener Blick in die Welt wird immer bedeutsamer und globale Probleme werden nur gemeinsam zu lösen sein. Wir sehen darin eine spannende Chance. Für uns ist es unglaublich wichtig, sich zu vernetzen, auszutauschen und voneinander zu lernen. Genau das wollen wir auf unserer ganz eigenen „Tippelei“ erleben. Wir wollen auf Moderne Walz gehen, um herauszufinden, wo und wie überall auf der Welt „Modern“ gearbeitet wird. Dafür machen wir uns ein paar Regeln der Walz zunutze, die unsere Vorbereitung, aber auch das Reisen auf der Modern Work Tour beeinflussen:

Interessenten – Aspiranten – Freireisende

Als Interessenten werden diejenigen bezeichnet, die darüber nachdenken, auf Wanderschaft zu gehen. Das sind wir jetzt ganz klar, oder?

GEBURTSTAG


10. April 1985 10. April 1985

MODERN WORK BEDEUTET FÜR MICH


Mit Neugier innovative Arbeitsweisen auszuprobieren und anderen ebenfalls zugänglich zu machen, damit Menschen und Moderne Technik zu einer gesunden Arbeitsgestaltung verknüpft werden. Arbeit bewusst und proaktiv zu gestalten und sich neue innovative Arbeitsansätze sowie erfolgreich bewährte Vorgehensweisen zunutze zu machen.

ZIEL DER MODERNEN WALZ


Modernes Arbeiten weltweit und die Menschen hinter den Ideen kennenlernen. Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln, intensives erleben und weltweite Trends zur Zukunft der Arbeit kennenlernen.

3 DINGE, DIE UNTERWEGS PASSIEREN SOLLEN


Fremdes verstehen lernen, Abenteuer erleben und Gelerntes mit der eigenen Lebenswelt verknüpfen. Ich will mutig sein, Abenteuer erleben und mich auf besondere Art und Weise weiter professionalisieren.

UNVERZICHTBARES REISEGEPÄCK

 

Opas Taschenmesser, antikes Schmuckkästchen und meine Hörbücher bei „Audible“. Lippenpflege-Set, Gedankenbuch und frischer Ingwer.

SUPERPOWER


Es sich überall „schön“ machen zu können und Bestehendes zu nutzen. In Extremsituationen ruhig und super fokussiert zu werden und damit alle Energie auf das Wesentliche zu richten.

Als Aspiranten werden diejenigen verstanden, die sich darum bewerben, auf Wanderschaft zu gehen. „Tippeler auf Probe“ könnte man sagen. Denn während der Aspirantenzeit werden sie häufig von den Meistern auf Herz und Nieren geprüft. Erst dann dürfen sie losziehen. Natürlich müssen wir uns bei niemandem darum bewerben, auf Moderne Walz zu gehen. Die Erlaubnis zu diesem Abenteuer geben wir uns selbst.

Wir beschließen, unsere Hamburger Wohnung komplett aufzugeben und zum Antritt der Reise wohnungslos zu sein. Wir hätten also keinen Ort, an den wir zurückkommen könnten. Wenn schon Abenteuer, dann auch richtig!

Da wir beim Einzug zwei Haushalte zusammengeführt haben, quillt unsere Wohnung ohnehin über. Im Laufe eines Jahres machen wir regelmäßig Inventur und stoßen dabei auf die Marie-Kondo-Methode. Die zierliche Japanerin hat mittlerweile eine eigene Netflix-Serie übers Aussortieren. Sie empfiehlt, jeden Gegenstand in die Hand zu nehmen und sich dabei zu fragen, ob er einen noch glücklich macht. Wahnsinnig charmant. In diesem Jahr haben wir so viel wie nie zuvor in unserem Leben aufgeräumt: Wir haben auf diversen Flohmärkten in Hamburg in bester Fischmarkt-Manier Bücher, Kleidung und Einrichtungsgegenstände feilgeboten. Ein Riesenspaß!

Wir haben aber auch Nützliches und Liebgewonnenes wie Nils’ Spiegelreflexkamera oder Annas Harry-Potter-Sammelbände verkauft. Dabei haben wir uns zu wahren ebay-Profis entwickelt. Emsig beantworten wir Fragen der Nutzer, geben Infos zu unseren Angeboten, feilschen um den Preis und schnüren Pakete. Das Beste daran sind aber die Begegnungen mit den Käufern zwischen Tür und Angel. Häufig enden die Gespräche damit, dass wir Reisetipps oder einen Kontakt zu einem Bekannten erhalten. Mehrmals stecken sie uns einen Obolus zu – für eine Kava in Sarajevo oder ein Weinchen in Ljubljana. Augenzwinkernd weht uns so schon jetzt ein erstes Reisewindchen um die Nase und mit ihm der Geruch nach Freiheit.

Als Freireisende werden diejenigen bezeichnet, die ungebunden gegenüber ihrer Handwerkervereinigung, also nichttraditionell, reisen. Dennoch bewahren sie Elemente der Walz – beispielsweise die Kluft. Da wir keiner Zunft für unsere Moderne Walz unterstehen, können wir die Modern Work Tour frei gestalten und uns miteinander auf dieses Abenteuer vorbereiten. Besonders eindrücklich wird das für uns, als wir das Auto, mit dem wir Philipp mitgenommen haben, an Annas Eltern zurückgeben. Bis heute haben wir uns keinen neuen Wagen angeschafft und vermissen das silberne VW Golf Cabriolet nur in seltenen Momenten. Auf der Walz soll man möglichst ungebunden sein – früher hieß das, ledig, kinderlos und vor allem schuldenfrei zu sein. Die Wanderschaft sollte nicht genutzt werden, um sich vor Verantwortungen zu drücken oder zu flüchten. Freiheit sollte dadurch entstehen, in eine Bestandsaufnahme zu gehen und die eigenen Angelegenheiten vor der Abreise zu klären – ein herrliches Konzept, um sich reisebereit zu machen.

Eine Zeit über den eigenen Tellerrand hinaus

Auf der Walz dürfen die Freireisenden ihrem Heimatort in der Regel nicht näher als 50 Kilometer kommen. Sie müssen sich an den sogenannten Bannkreis halten. Bannkreis – kein besonders schönes Wort, denn es verbannt einen im wahrsten Sinne während der Wanderschaft aus der eigenen Heimat. Für uns macht das Konzept des Bannkreises wenig Sinn, da wir nicht vorhaben, uns lange in Deutschland aufzuhalten. Schließlich wollen wir auf eine weltweite Suche nach Moderner Arbeit gehen. Sich aber bewusst als Fremde auf Abenteuer zu begeben, reizt uns sehr. Das heißt für uns, sich eine „Zeit über den Tellerrand hinaus“ zu nehmen, die erst einmal kein Enddatum hat. Es wird ohnehin die bisher längste Zeit weg von daheim für uns werden, was uns erquickt und unsere Familien schwer schlucken lässt.

Auf der Modern Work Tour selbst haben wir dann eine „Tellerrandzeit“ von höchstens zwei Monaten an einem Ort oder in einem Land festgelegt. Wie heißt es so schön: „Wenn der Postbote grüßt und der Nachbarshund nicht mehr bellt, wird es Zeit zum Weiterreisen.“ Auf Tippelei soll – wie Hannes Wader singt – ein gepflegtes „Heute hier, morgen dort“ gelebt werden, das es uns ermöglicht, in fremde Kulturen einzutauchen, sich aber nicht in ihnen zu verlieren. Auf unserer Modernen Walz sind wir nur in China und auf den Philippinen zwei Monate geblieben. In China verfliegt die Zeit so rasant, dass wir es kaum merken; auf den Philippinen bleiben wir unfreiwillig länger als gewollt hängen.

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