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Olympia von Clèves

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XLIX.
Frau von Prie

Richelieu entschlief, während er an alle diese Frauen dachte und sich fragte, welche liebreich genug wäre, um ihm beim König in der Politik den Einfluss zu geben, dessen er bedurfte, nun, da er ehrgeizig geworden.

Dergleichen Gedanken können, wenn nicht einem Diplomaten von ein und dreißig Jahren den Schlaf rauben, doch wenigstens ihm sehr angenehme Träume schicken. Gegen ein Uhr Morgens und als der Herzog, nachdem er eine Menge goldener Ideen in seinem Kopfe umher gewälzt hatte, diese Ideen allmählich sich entfärben und vermengen fühlte, bildete er sich ein, er sei entschlummert, und da er entschlummert sei, träume er.

Und in seinem Traume hörte er etwas wie das Geräusch von beharrlichen Stimmen vor dem Fenster seines Gartens, in dessen Erdgeschoss er hatte schlafen wollen, – eine Mannsstimme und eine Frauenstimme, welche stritten.

Und es schien dem Herzog, diese Frauenstimme sei ihm nicht unbekannt, und jeder von ihren Klängen bringe ihm etwas wie eine höchst reizende Erinnerung.

Da überließ sich der Herzog diesem täuschenden Traum, den er verfolgen wollte. . . Ist es Ihnen nicht schon begegnet, meine Leserin, wenn Sie einen von den reizenden Träumen machten, wie Sie solche machen, daß Sie, selbst während Ihres Schlafes, diesem Traum alle Ausdehnung, die er haben konnte, geben wollten?

Der Wille ist eine so schöne und so mächtige Sache! Selbst im Schlafe bringt er zuweilen solche Wirkungen hervor.

Der Herzog ließ also ein Ohr wach und mit diesem Ohr horchte er.

»Nein. Madame,« sagte die Mannsstimme, »Sie werden nicht weiter dringen; es ist schon genug, daß Sie, ich weiß nicht wie, die Thür des alten Hofes forciert haben. Wahrhaftig, Madame, diese Dinge können nicht geschehen.«

»Drolliger Bursche!« dachte der Herzog, immer schlafend.

»Ob ich die Thür des alten Hofes forciert oder nicht forciert habe,« erwiderte die scharf klingende Frauenstimme, »ich bin im Hause, nicht wahr?«

»Sie sind darin, doch durch Überrumpelung.«

»Kurz, ich bin darin, gleichviel wie: die Hälfte der Arbeit ist gethan. Lassen Sie mich bis zum Herzog gehen.«

«Unmöglich, Madame. Der Herr Herzog hat sich vor einer Stunde, sehr müde von der Reise, zu Bette gelegt und schläft.«

»Sehen Sie, hier ist etwas, was Lärmen macht, wecken Sie ihn auf.«

Und der Herzog hörte den Klang einer unbestimmten Anzahl von Goldstücken, welche in einer Börse geschüttelt wurden.

»Ho! Ho!« murmelte der Herzog, immer träumend, »man gibt meinem Lackei Gold! Das geht gut, und der Platz ist vortrefflich.«

»Aber, Madame,« entgegnete der hartnäckige Diener, dem daran lag, seinem Gebieter den Ruf eines Mannes von Liebesglück zu erhalten, »der Herr Herzog ist nicht allein.«

Der Herzog murmelte das Wort: »Schurke!«

»Ei! was geht das mich an?« erwiderte die Frauenstimme. »Ich habe in Geschäften mit ihm zu sprechen. Vorwärts, Junge, öffne, öffne.«

»Aber, Madame, der Herr Herzog hat verboten . . . .«

»Er wusste nicht, daß ich kommen würde.«

»Madame, ich schwöre Ihnen, er wird aufwachen, er wird hören und mir den Befehl geben, – Sie zurückzuweisen, was von seiner Seite unverbindlich sein wird, während, wenn sie von meiner Seite kommt, die Bitte, die ich an Sie richte, nicht auf Ihrem Verlangen bestehen zu wollen, nur die Folge eines Verbotes ist.«

»Dieser Teufel von einem Lackei spricht sehr gut,« sagte der Herzog, in sein Bett von Eiderdaunen gewickelt, »hören wir ein wenig, was die Frau antworten wird. Ah!«

»Nun wohl! Ich,« antwortete sie, »ich wette, daß mich der Herzog nicht fortschickt, besonders wenn ich mich nenne.«

»Madame, nehmen Sie die Sache auf sich und klopfen Sie an die Fensterscheiben.«

»Nein, nein, ich will die Hand nicht aus meinem Muff tun; es friert.«

»Teufel!« dachte Richelieu, »es ist eine vornehme Dame, da sie so sehr vor der Kälte bange hat. Warum nennt sie nicht sogleich ihren Namen?«

»Aus, klopfe, Junge!« fuhr die Dame fort, »klopfe und ich werde sagen: ich habe geklopft.«

»Madame, ich werde es tun, da Sie mich dazu zwingen, doch ich wünschte Ihren Namen zu wissen.«

»Ich auch.« sagte der Herzog.

»Warum dies? ist es nicht genügend, wenn ich ihn Deinem Herrn nenne?«

»Nein, Madame, denn wenn mich mein Herr auf der Stelle fortjagt, so sind Sie mir eine Entschädigung schuldig.«

»Das ist nur zu richtig, und Du bist ein Junge von Verstand. Eine Entschädigung! hier ist eine Abschlagszahlung von dem, was ich Dir vorbehalte.«

»Abermals Geld,« murmelte der Herzog; »diese Frau ist wahnsinnig in mich verliebt. Dergleichen Dinge sieht man nur im Traum.«

»Nun muss ich nur noch Eines wissen,« sprach der Lackei, »Ihr Name?«

»Ah! Herr Raffé, Du machst mich am Ende ungeduldig.«

»Sie sehen, Madame, da Sie den meinigen wissen, muss ich auch den Ihrigen wissen.«

»Nun wohl! die Marquise von Prie.«

Und zu gleicher Zeit erscholl ein heftiger Faustschlag an die Läden des Herzogs.

»Frau von Prie!« rief der Herzog, indem er rasch seinen Kopf unter den Decken vorzog. »Wie! ich habe das geträumt I ich habe geträumt, Frau von Prie, die Geliebte von Herrn von Bourbon, sei in meinem Garten und streite mit Raffé bei fünf Grad Kälte! Ein lustiger Traum!«

In demselben Augenblick machte ein zweiter Schlag, auf den mehrere verdoppelte, ungeduldige Schläge folgten, das hohe Fenster erzittern.

»Doch nein, ich träume nicht, man klopft wirklich,« rief der Herzog.

»Herzog! Herzog! öffnen Sie! fuhr die Frauenstimme, durch den Ärger verschleiert und durch die Kälte ein wenig heiser, fort.

»Öffne!« rief der Herzog, während er aus seinem Bette sprang, um in eine Hose zu schlüpfen und sich in einen Schlafrock zu hüllen.

Der Lackei eilte in das Zimmer seines Herrn.

»Und die Marquise,?« fragte lebhaft der Herzog.

»Hier bin ich, Herzog,« rief die Marquise, aus der Schwelle erscheinend. »Sind Sie aufgestanden?«

»Ja, Madame, immer für Sie ausgestanden. Zünde an, Raffé, zünde an.«

»Wie! schon angekleidet?« sagte Frau von Prie.

»Gewiss.«

»Sie haben mich also gehört?«

»Ja, und ich habe Ihre Stimme erkannt.«

»Ah! Herzog, Sie sind nicht so geckenhaft, wie man sagt.«

»Warum?«

»Ein Geck wäre nicht ausgestanden.«

»Marquise, Sie vergessen, daß ich zwei Jahre von Paris abwesend bin. Aber setzen Sie sich doch . . Feuer, Raffé, Feuer! Die Marquise friert; Du siehst es wohl, mein Freund.«

»Es scheint,« sagte die Marquise lachend, »nach Mitternacht ist das Haus so voll, daß man sich genötigt sieht, Frauen im Garten antichambriren zu lassen.«

»Ganz im Gegenteil, Marquise, das Haus war leer; ich erwartete Sie.«

»Ja, schlafend.«

»Erwartet man nicht so das Glück?«

»Oh! das ist reizend, Herzog.«

Die Marquise setzte sich in den Lehnstuhl, den ihr Richelieu bezeichnete; Richelieu nahm eine äußerst anmutige Stellung; Beide lachten; das Feuer flammte; Raffé ging ab.

»Ah! Marquise,« sagte Richelieu, »wissen Sie wohl, daß es ein Uhr schlägt?«

»Und daß es friert, um die Steine bersten zu machen, Herzog.«

«Es brennt also bei Herrn von Bourbon, daß Sie hierher eilen?«

»Bei meiner Treu, Herzog, ich musste Sie durchaus zuerst sprechen.«

»Aber, verzeihen Sie, Madame, wie haben Sie es gemacht, um sogleich herein zu kommen? In einem Halbschlaf oder in einem Halbtraum, wie Sie wollen, glaubte ich zu hören, Raffé spreche von einer Thür, die Sie forciert?«

»Forciert, nein; geöffnet, ja.«

»Wie dies, Marquise?«

»Ei! mit einem Schlüssel!«

»Wie! Sie haben einen Schlüssel zu meinem Hause und ich liege ruhig im Bette, einer solchen Gefahr ausgesetzt?«

»Herzog, mir scheint, Sie haben mir einst einen gegeben.«

»Ja, das ist wahr, doch ich glaubte Ihnen denselben wieder genommen zu haben.«

»Was für ein grausames Gedächtnis hat er!«

»Hören Sie doch, ein Staatsmann! Woher haben Sie übrigens diesen Schlüssel? Sie begreifen, was ich Sie frage, Marquise, bezieht sich auf meine Hausordnung.«

»Ja, man könnte fabriziert haben. Das wäre im Ganzen eine Spekulation.«

»Marquise, Sie erschrecken mich.«

»Beruhigen Sie sich; ich habe diesen Schlüssel aus einer weniger unehrlichen Quelle. Es ist kein falscher Schlüssel, es ist ein echter Schlüssel!«

»Aber wo haben Sie sich denn denselben verschafft?«

»Vor zwei Jahren, vor Ihrer Abreise nach Wien, teilten Sie mehrere in Paris aus.«

»Ja, doch wie soll ich annehmen, eine Frau unserer Tage behalte zwei Jahre den Schlüssel eines abwesenden Mannes, wenn sie ihn nicht etwa in ihrem Gebetbuch vergessen hat!«

»Nun, darin irren Sie sich, wir werden sehr fromm. Die Frömmigkeit ist in der Mode seit Ihrer Abreise. Sie haben den Herrn Regenten hier gelassen und finden Herrn von Fréjus wieder.«

»Alles dies sagt mir nicht, wo Sie diesen Schlüssel gefischt, und haben Sie ihn nicht Jemand genommen . . .«

»Genommen! pfui doch! Sie behandeln mich als Prinzessin von Geblüt, mein lieber Herzog; Sie halten mich für Fräulein von Valois oder Fräulein von Charolais. Genommen! Pfui doch! ich habe ihn gekauft.«

»Gekauft I Ah! man hat ihn an Sie verkauft?«

»Eine Kammerfrau, welche nicht wusste, was sie an mich verkaufte. Sie begreifen, man sieht einen Schlüssel herumfahren; von diesem Schlüssel weiß Niemand etwas; es kommt Jemand, der fünf und zwanzig Louis d'or für diesen Schlüssel gibt. Verlangt ihn die Gebieterin, so nimmt man eine erstaunte Miene an und sagt: »»Welchen Schlüssel, gnädige Frau?«« Das ist verführerisch für eine Kammerjungfer.«

»Und dann, wie Sie gesagt haben, Marquise, der Schlüssel eines Mannes, der in Wien ist . . . Ah! man glaubte also ganz im Ernste, ich würde nicht mehr von Wien zurückkommen?«

 

»Ja, mit Ausnahme von mir, die ich Sie, in meiner Eigenschaft als Minister der auswärtigen Angelegenheiten, unter Weges wusste.«

»Das ist richtig.«

»Ich habe also diesen Schlüssel angekauft, weil ich dachte, Sie würden die Gewirre Ihrer Schlösser erst am Tage nach Ihrer Ankunft verändern lassen. Das ist eine ziemlich klare Berechnung.«

»Eine sehr gute, wie Sie sehen.«

»So daß mir der Schlüssel, wie Ich hoffe, ein wenig mehr eintragen wird, als er mich gekostet bat. Doch es ist seltsam, Herzog. . .« unterbrach sich die Marquise.

Und sie zog den Atem mehrere Male mit voller Nase ein.

»Was denn?« fragte Richelieu.

Die Marquise fuhr fort in starken Dosen zu atmen.

»Es ist Jemand hier.«

»Gehen Sie doch! Ich bin allein.«

»Ich sage Ihnen, daß eine Frau hier ist, deren Parfum ich kenne.«

»Marquise, ich schwöre Ihnen.«

»Ein Prinzessin Parfum.«

»Ah! Sie schmeicheln mir, Marquise.«

»Geck! Er hat sich nicht verändert.«

»Sie sich auch nicht: Sie werden nur alle Tage schöner.«

»Ja, das werden mir wenigstens meine Hofmacher sagen, so lange ich in der Gunst bin.«

»Sie sind im höchsten Grade in der Gunst.«

»Ich glaube es und komme sogar, um Ihnen den Beweis davon zu bringen.«

»Ah! lassen Sie hören.«

»Nein, es ist Jemand da!«

»So wahr ich Richelieu heiße, bei meinem Ehrenworte sage ich Ihnen, daß Niemand da ist. . . . Sie zögern noch?«

»Herzog, hätte ich über Liebesangelegenheiten mit Ihnen zu sprechen, so würde ich, bei meiner Ehre, Ihren Worten glauben; doch da wir über politische Dinge zu reden haben, und da bei diesem Punkte jede Indiskretion tödtlich ist, so erlauben Sie mir, es zu machen, wie der heilige Thomas.«

»Vide pedes, videmanus

»Sie sagen mir das, damit Ich glaube Sie können Lateinisch.«

»Gott behüte mich, daß ich diese Prätention habe.«

»So entschließen Sie sich, den Beweis zu liefern.«

»Marquise, ich nehme den Leuchter,« sprach der Herzog, indem er aufstand; »wir werden jede Höhle meiner Wohnung durchforschen, nicht wahr?«

»Wenn es Ihnen gefällig ist, Herzog.«

»Wollen Sie beim Kamin ansangen? Doch es ist Feuer darin; ich hoffe, Sie misstrauen nicht.«

«Wenn sich nicht etwa eine Prinzessin von Geblüt darin befindet; diese Damen sind unverbrennbar wie die Salamander.«

»Warum kann man nicht dasselbe von den Prinzen von Geblüt sagen!« rief der Herzog.

Die Marquise lächelte bei dieser Anspielung.

»Sehen wir zuerst im Bettgang,« sagte sie.

»Leer,« versetzte Richelieu, »treten Sie ein.«

»Kabinette für die Mantelbretter.«

»Öde, öde. Wollen Sie unter den Röcken schauen, Marquise?«

»Unnötig, man würde die Beine sehen.«

»Es bleibt die Geheimtreppe.«

»Unnötig, die Riegel sind vorgeschoben, und die Treppe ist nicht geheizt, seitdem wir beisammen sind; eine Frau von Stande würde hier vor Kälte gestorben sein, und sie wäre folglich nicht mehr gefährlich.«

»Mächtig geschlossen!«

»Gut, wir sind allein; lassen Sie uns plaudern.«

»Lassen Sie uns plaudern,« wiederholte der Herzog, während er sie zu ihrem Lehnstuhl zurückführte.

Die Marquise setzte sich. Der Herzog stützte sich aus die Lehne ihres Stuhles.

L.
Die Politik der Frau Marquise von Prie

»Marquise, liebe Marquise,« sagte der Herzog zu ihr, indem er sie zärtlich bei der Hand nahm, »wenn Sie wüssten, wie sehr ich es bedaure, daß mich Ihre boshafte Laune einst genötigt hat, Ihnen diesen Schlüssel wieder abzufordern!«

»Warum?«

»Weil wir, wenn Sie mich in jenem Augenblick mehr geliebt hätten, heute, besonders nach meiner zweijährigen Abwesenheit, wahnsinnig in einander verliebt wären.«

»Herzog, ich bin gekommen, um von Angelegenheiten mit Ihnen zu sprechen . . . Lassen Sie meine Hand; die Zeit vergeht.«

»Wie es Ihnen beliebt, Marquise,« erwiderte der Herzog.

Und er behielt die Hand.

»Ich sagte Ihnen also . . .«

»Sie seien mehr als je in der Gunst.«

»Das setzt Sie in Erstaunen?«

«Warum?«

«Wegen eines ziemlich heftigen Krieges, den der alte Fleury mit dem Herrn Herzog führen muss.«

»Wir geben es ihm, Gott sei Dank, zurück.«

»Er hat den König für sich, Marquise, und Sie wissen, wenn man dem König seinen Hofmeister nimmt, so weint der König, schreit der König.«

»Ja, doch wir haben die Königin für uns, und denn man dem König die Königin nimmt..

»Sehen Sie sich wohl vor, Marquise. Man sagt, die Königin werbe tugendhaft, zu tugendhaft, und der König fange an sie mehr zu fürchten und weniger zu lieben.«

»Ah! man hat Ihnen das gesagt?«

»Man hat mir sogar mehr gesagt.«

»Was denn?«

»Man hat mir gesagt, Ludwig XV. fange an, was ihm nie geschehen ist, abgesondert Gesellschaft zu machen.«

»Das ist wahr.«

»Ei! Marquise, mir scheint, Sie haben eine traurige Stütze in der Königin.«

»Mein lieber Herzog, denken Sie, eine Königin könne etwas von ihrem Einfluss in dem Augenblick verlieren, wo sie die Gewissheit hat, der Monarchie einen Erben zu geben?«

Richelieu sprang auf bei dieser Nachricht und gab einen Ausruf von sich, der die Marquise sehen ließ, wie interessant die Neuigkeit war, die sie ihm mitteilte.

»Ah! sehr gut,« sagte er nach einem Stillschweigen.

»Sie begreifen, Herzog,« fuhr Frau von Prie fort, »ein Dauphin, das ist unser Glück; die Königin, sobald sie Mutter ist, wird den ganzen Ernst ihres Standes annehmen. Sie ist schon ernst genug, sie hat richtige Ideen, sie ist ehrgeizig, oder wird vielmehr zum Ehrgeiz angetrieben.«

»Durch wen, Marquise?«

»Spielen Sie doch den Unwissenden! Ist Wien so weit von den Herzogtümern Bar und Lothringen entfernt, daß Sie nicht wissen sollten, wie gern Stanislaus Einfluss aus unsere Angelegenheiten üben möchte?«

»Marquise. ich verstehe Sie, und ich denke, Sie könnten wohl Recht haben.«

«Nicht wahr? . . . Ich habe auch sogleich an Sie gedacht, um Sie unter unsere Freunde einzureihen.«

«Marquise, ich hoffe, ich gehöre schon dazu.«

»Ja, doch ich spreche von einer andern Kategorie von Freunden . . . von politischen Freunden.«

»Werde Ich dazu gehören?«

»Ob! das wird nur von Ihnen abhängen.«

»Lassen Sie den Plan ein wenig hören.«

Herr von Richelieu schaute die Marquise zärtlich an.

»Was haben Sie mich denn so anzuschauen?«

Richelieu gab einen Seufzer von sich.

Die Marquise brach in ein Gelächter aus.

»Seien Sie ernsthaft, wenn es Ihnen möglich ist,« sagte sie dann. »Sie sind Botschafter und ich bin außerordentliche Gesandtin.«

»So kommen wir aus Ihren Plan zurück.«

»Hören Sie ihn: Augenscheinlich will Herr von Fréjus Alles an sich reißen . . .«

»Sogar den Kardinalshut, das ist offenbar,«

«Und den Herrn Herzog fortjagen?«

»U»d den Herrn Herzog fortjagen.«

»Hierzu braucht er also zwei Einflüsse: den des Königs, er bat ihn; den von Jemand, der den König beherrscht. Diese Herrschaft, finden Sie es nicht moralisch, daß sie von der Königin auf den König, von der Frau aus den Mann ausgeübt werde?«

»Das ist in der Thal moralisch, Marquise.«

»Streben wir nach der Moralität durch alle mögliche Mittel.«

»Ei! ei! ich empfehle Ihnen die unmoralischen Mittel, Marquise.«

»Nein, der König ist vernünftig wie ein Mädchen.«

»Einverstanden, Marquise. Doch man hat gesehen, daß Mädchen vernünftig zu sein aufgehört haben; das ist etwas ganz Gewöhnliches.«

»Die Königin wird ihn aufrecht erhalten; geben wir der Königin Gewicht.«

»Nichts kann leichter sein, es handelt sich nur darum ..

«Es handelt sich darum, den König mit guten Beispielen zu umgeben, statt ihn alle Arten von Sünden begehen zu lassen.«

»Ja, Marquise, ja, ich sehe ihren Plan. Sie wollen auf dem Hofe des Königs im Jungen das machen, was der Hof des verstorbenen Königs im Alten war; so wäre Ludwig XV. Ludwig XIV., die Königin wäre Frau von Maintenon, der Herr Herzog würde die Rolle von Letellier spielen; Sie wären der Pater Lachaise, nicht wahr?«

»Beinahe, abgesehen von der Langweile und dem Alter.«

»Ei! Ei! Marquise, Sie mussten doppelt auf meine Bekehrung rechnen, um mir solche Vorschläge zu machen.«

»Ich rechne darauf, weil Sie sich in der Thai verändert haben. Ich rechne darauf, weil Sie zu leichtfertig gewesen sind, um nicht ernst zu werden, weil Sie zu gefährdend gewesen sind, um nicht diskret zu sein.«

»Marquise, diktieren Sie mir mein Benehmen.«

»Ich werde es tun und Ihnen die Vorteil in Aussicht stellen.«

»Ich höre und ich schaue.«

»Sie werden morgen beim Spiele der Königin erscheinen. Was sage ich, morgen? heute, da es schon halb drei Uhr ist.«

»Gut, das war meine Absicht, Marquise.«

»Sie werden Sensation machen.«

»Um die Wahrheit zu sagen, ich zähle ein wenig darauf.«

»Ich weiß nicht, ob Sie die Königin sehr liebt.«

»Ich kann Sie hierüber vollkommen belehren. Ich weiß, daß sie mich nicht Liebt.«

»Sie werden bemüht sein, daß sie Ihre Gesinnung gegen Sie ändert. Alles ist Ihnen leicht, wenn Sie es nur ein wenig wollen.«

»Ich werde es versuchen. Sie ist Polin, ich werde Deutscher sein, das berührt sich.«

«Gut. Sind Sie einmal mit der Königin ausgesöhnt, so rühmen Sie dem König ihre Vollkommenheiten; durch dieses Mittel werden Sie rasch in Freundschaft mit dem König sein, Herzog.«

»Ja, wenn ich ihn belustige.«

»Oh! Sie werden ihn belustigen.«

»Moralisch, haben Sie wohl Acht, das ist schwierig.«

»Er liebt vor Allem die Jagd.«

«Gut, doch man jagt nicht ohne Unterlass.«

»Er liebt es, zu gärteln.«

»Ja, ich weiß, daß Ihm Herr von Fleury den Geschmack für Pflanzen, für Lattiche beigebracht hat, denen er zuschaut, wie sie wachsen und gelb werden. Ich, ich werde mich nie daran gewöhnen, die Erde umzugraben und die Lattiche zu raupen. Ich hätte einen vierten Aufenthalt in der Bastille nötig, um mich zu der Cultur der Nelken zu entschließen, trotz des Beispiels des großen Condé.«

»Sie werden ihm Geschichten erzählen.«

»Ich weiß keine.«

»Dann erfinden Sie.«

»Sehen Sie, Marquise, es gibt nur drei Dinge auf der Welt, welche die Königs immer unterhalten können.«

»Welche?«

»Schauen Sie Ludwig XIV. an, das war ein König, der sich vollkommen in seiner Jugend belustigt hat, so gut belustigt, daß ihn in seinem Alter nichts mehr belustigte. Nun denn, Ludwig XIV. liebte diese drei Dinge: die Weiber, den Krieg und den Aufwand.«

»Herzog! Herzog!«

»Sie werden mir sagen, die Königin sei zu eifersüchtig, um Nebenbuhlerinnen zu dulden, zu zärtlich, um den Krieg zu gestatten, zu sparsam, um den Aufwand zu erlauben.«

»Sie glauben?«

»Gewiss. Die gute Prinzessin, fragt sie nicht gewöhnlich, ehe sie kauft: Was kostet das?«

»Sie fragt: Wie viel kostet das? weil Fleury fragt: Wie viel hat das gekostet?«

»Gleichviel, ich habe nichtsdestoweniger wie ein Orakel gesprochen,«

«Und Sie folgern aus Allem dem?«

»Ich folgere daraus, daß es mir schwer sein wird, den König zu belustigen, Marquise.«

»Ei! allerdings, wenn Sie sich Schwierigkeiten nach Belieben schaffen; wenn Sie nicht Jedem nach seinem Charakter Rechnung tragen wollen; wenn Sie sich weigern, zu sehen, daß sich Ludwig XV. schon ganz zur Vernunft hinneigt, und daß Alles in ihm den guten Bürger atmet, der nur daraus bedacht ist, in der Familie zu leben; wenn Sie endlich den König nach Ihrer Elle messen. Ah! Herzog! Herzog! es ist nicht Jedermann mit siebzehn Jahren der Bastille würdig.«

»Gut! nun beleidigen Sie mich,«

»Ei! ich schmeichle Ihnen im Gegenteil nur zu sehr; auf! keinen Widerstand mehr, Herzog, und besonders keine Paradoren mehr!«

»Marquise, ich füge mich.«

»Sie willigen also ein, die Königin zu unterstützen?«

»Ich werde dem König sagen, sie sei die unterhaltendste Frau der Welt.«

»Sie willigen ein, den König zu belustigen?«

»Ja, wenn Sie mir die Art der Belustigung nicht bestimmen.«

»Ich schließe Sie nur in die ehelicht Liebe ein.«

»Streichen wir das, Marquise, streichen wir: das ist Ihre Sache und nicht die meinige. Ein Wann kann immerhin Tugend bei den Frauen treiben, das ist guter Geschmack; aber bei den Männern, da»ist Heuchelei. Streichen wir das, Marquise, streichen wir.«

»Sie wollen also nicht, daß man Sie zum Minister macht, oder an einem schönen Morgen nach Flandern schickt, um dort einen Marschallsstab zu holen?«

»Bah! Marquise, wenn es je von dieser Ware regnet, so verspreche ich Ihnen, der Erste unter der Traufe zu sein.«

 

»Nun, da es durchaus sein muss, so überlasse ich Ihnen den König; verderben Sie ihn nicht, das ist Alles, was ich von Ihnen verlange.«

»Ich verspreche es Ihnen.«

»Der Handel ist also abgeschlossen, Herzog?«

»Welches Handgeld, Marquise?«

»Herzog, Sie würden die Negociantin geringschätzen, wenn sie sich zum Voraus bezahlen ließe.«

»Marquise, Sie sind ein Dämon der Anmut und des Geistes.«

»Oh! geben Sie sich nicht den Anschein, als schmachteten Sie. Ich bin eine politische Frau, Sie würden nichts Angenehmes mehr in meiner Liebe finden, denn sie wendet sich dem Nützlichen zu. Kommen wir aus unsere Schlüsse zurück.«

»Thun wir das. Erstens. . .«

»Erstens, Sie kommen heute Abend zum Spiel der Königin.«

»Ja, Marquise.«

»Zweitens, Sie setzen sich wieder in den vorigen Stand.«

»Das ist abgemacht.«

»Drittens, Sie nehmen mit uns Partei gegen den hoch würdigsten Herrn Bischof.«

»Das entspricht meiner Neigung.«

«Viertens. Sie schleichen sich in die Gunst des Königs ein.«

»Ich brauche Ihnen nicht zu versprechen, daß ich Alles, was ich vermag, zu diesem Ende tun werde: das ist mein lebhaftester Wunsch.«

«Fünftens, Sie lassen den König vernünftig, wie er ist, Sie tun nichts, um ihn zu verderben, Sie fliehen alle Gelegenheiten, zu machen, daß er seine Geliebte hat.«

»Ich verspreche die Neutralität, wenn sie der König beobachtet.«

»Seien Sie ruhig, ich stehe dafür.«

»Gut, Marquise! Nun . . .«

»Was?«

»Welche Verbindlichkeiten übernehmen Sie Ihrerseits? Sie wissen, ein Vertrag besteht nur, wenn Gegenseitigkeit stattfindet?«

»Unsererseits machen wir uns verbindlich. . .«

»Erstens?«

»Ah! Ah! Sie wollen eine Verbindlichkeit In mehreren Artikeln?»

»Warum nicht?«

»Gut. Erstens, Ihnen in diesem Jahr, den Gesandtschaftsposten, den Sie wollen, oder ein Ministerium zu geben.«

»Auch nach meiner Wahl?«

»Ja, wenn es nur nicht das des Herrn Herzogs ist.«

»Wohlverstanden . . . Ehre, dem Ehre gebührt.«

»Oh! das wäre nicht das erste Mal, daß Sie genommen hätten, was ihm gehörte.«

»Marquise, Sie sind es, die das gesteht.«

«Zweitens!« sagte lebhaft die Marquise.

»Ich protokolliere.«

Zweitens: Sie zum Generalleutnant bei der ersten Gelegenheit und zum Marschall bei der zweiten zu ernennen.«

»Wie viel Zeit verlangen Sie für Alles dies, Marquise?»

»Setzen wir zwei Jahre fest, wenn Sie wollen.«

»Nehmen Sie sich in Acht, das ist kurz.«

»Ei nein! der Fleury wird vor dieser Zeit vor Wut gestorben sein, vor Wut oder vor Alter, wie Sie wollen.«

»Vor Wut ist mir lieber; es ist sicherer.»

»Vor Wut, es sei! Ihre Hand, Herzog.«

»Ei! Frau Marquise, seit einer Stunde reiche ich Ihnen beide.«

»Wohl, küssen Sie mich, Ich habe keine Schminke, und dann Gott besohlen.«

Sie klingelte lebhaft. Raffé erschien.

»Wie! was! Marquise, Sie gehen schon!« rief der Herzog; »das ist Feindseligkeit.«

»Soll ich Ihnen nun etwas sagen?« versetzte die Marquise, während Sie die Thüre wieder erreichte.

»Sprechen Sie.«

»Wohl! Herzog; wenn Sie eben so viel Willen für uns haben, als ich seit einer Stunde gegen Sie gehabt habe, so ist Herr von Fleury in einem Monat unten.«

Und sie drückte ihm die Hand mit dem Ende ihrer eigensinnigen Finger, warf ihm einen letzten Blick der Koketterie und. der Bosheit zu, und stürzte in den Garten, Raffé nach sich ziehend, der ihr kaum in ihrem Fluge folgen konnte.

»Teufel!« sagte Richelieu, als er allein war, »ich bin sehr neugierig, zu erfahren, was mir Herr von Fréjus vorschlagen wird.«

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