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Johanna dArc die Jungfrau von Orleans

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»Ach! ich sah nie das Blut eines Franzosen fließe, ohne dass sich die Haare auf meinem Kopfe sträubten!«

Aber bald erinnerten das herannahende Waffengetöse, das Geschrei der Fliehenden, Johanna, dass dies nicht der Augenblick zur Rührung sei; sie sprengte zum Thor hinaus, und sah die Franzosen, die, von den Feinden zurückgedrängt, in großer Unordnung heimkehrten. Dann verdoppelte sie ihre Eile, schwang ihr Banner und rief:

»Mut! Mut! seht die Jungfrau kommen, seht die Magd Gottes kommen!«

Und ohne sich zu bekümmern, ob ihr Jemand folge, sprengte sie in das dichteste Gedränge der Engländer.

Diese Erscheinung brachte eine doppelte Wirkung hervor: die Franzosen fassten dadurch wieder Mut, und die Engländer erschraken darob; die Folge davon war »in Moment von Unschlüssigkeit in den Reihen der Belagernden, welchen Johanna benützte, um die Fliehenden, durch ihren Zuruf um sich zu scharen. Bei dem Klang ihrer Stimme blieben sie sogleich stehen, und kehrten, zum Angriffe zurück. Zu gleicher Zeit erschienen Daulon und vier oder fünf andere tapfere Capitaine an dem Burgunterthor, und eilten mit ihren Kriegern Johanna zu Hilfe. Jeder stürzte sodann nach Kräften auf die Engländer los, mit Erstaunen bemerkend, dass seit Johanna's Ankunft kein einziger Franzose war verwundet worden, während sie dagegen lauter tödliche Hiebe zu versetzen schienen.

Zurückgetrieben, begannen nun die Engländer zu fliehen, wurden aber so nahe verfolgt, dass die Franzosen untereinander mit ihnen in die Schanze drangen, und einen Augenblick nachher sah man auf der Mauer oben Johanna's triumphierendes Banner flattern.

Nun wollte Talbot, der die Schanze Saint-Laurent befehligte, seinen Gefährten beistehen; allein der Graf von Dunois, gefolgt von den Herren von Graville, vom Marschalle von Boussac, vom Baron von Coulonge und einem Teile der Besatzung, warf sich zwischen die Engländer und die angegriffene Schanze, den Kampf ihnen anbietend, was die Franzosen seit sehr länger Zeit nicht mehr zu tun gewagt hatten. Und diesmal waren es die Engländer, welche sich fürchteten, und nicht anzugreifen wagten, so dass die Jungfrau die nötige Zelt fand, ihren Sieg zu vollenden.

In der Tat war nach der Einnahme der Schanze erst die Hälfte der Arbeit getan. Dieses Bollwerk war aus einer Kirche gemacht worden, deren dicke Mauern man benützt hatte, so, dass die Engländer sich in den Kirchturm flüchteten, den sie in eine zweite Zitadelle umschufen; allein die Franzosen folgten ihnen mit Erbitterung dahin; Viele wurden auf den Treppen getötet, Viele von oben über die Plate-Forme herabgestürzt, so zwar, dass bei zweihundert Menschen dabei umkamen, und nur einige Engländer sich retteten, die, da sie in der Sakristei Priestergewänder gefunden hatten, unter dieser Verkleidung zu fliehen versuchten; die Wut der Franzosen war jedoch so groß, dass sie dieselben ohne Erbarmen töten wollten, als Johanna, aus Ehrung des Kleides, mit dem sie bedeckt waren, sie zu begnadigen befahl. Sie wurden also auf Lösegeld ergriffen, und als Kriegsgefangene in die Stadt zurückgeführt.

Die Schanze wurde, damit sie den Engländern fortan nicht mehr zum Bollwerke dienen könne, verbrannt und zerstört, nachdem man die darin befindlichen Lebensmittel und Munition herausgebracht hatte.

Die Jungfrau kehrte mit den übrigen Anführern nach Orleans zurück, aber Niemand konnte sich verhehlen, dass der Ruhm des ganzen Tages ihr gebühre: sie war von ihren Stimmen auf eine wunderbare Weise in Kenntnis gesetzt worden; sie hatte den Weg nach der Schanze Saint-Loup, den sie nicht kannte, gefunden, ohne dass ihr ihn Jemand wies, und einmal dort angekommen, bloß durch ihre Gegenwart, und ohne etwas Anderes zu tun, als an der Spitze zu ziehen, und die Feinde mit der Stange ihrer Lanze, oder mit der kleinen Streitart, die sie in der Hand hielt, auseinander jagend, die Niederlage in Sieg verwandelnd: daher dröhnten bei ihrem Einzuge alle Glocken, wie von unsichtbaren Händen in der Luft in Schwebung gebracht, und die Engländer konnten von ihrem Lager aus dieses verhöhnende Dröhnen hören, welches den ersten Triumph derjenigen feierte, die sie als Kuhhirtin und Hexe handelt hatten.

Am Abende heimgekehrt, hatte Johanna verlangt, dass man den Engländern keine Ruhe lasse, und sie, die Verwirrung benützend, in welcher sie wären, am andern Tage wieder angreifen sollte. Allein die Kriegsanführer bemerkten der Johanna, dass am andern Tage ein großer Festtag, und es zu Ehren Unseres Erlösers gut sei, diesen Tag im Gebete zu verleben; Johanna fügte sich mit großer Mühe, indem sie sagte, dass die beste Art, zu Gott zu beten, darin bestehe, ihm zu gehorchen, und dass Gott ihr befahl, an diesem Tage zu kämpfen; da sie aber sah, dass die allgemeine Ansicht der ihrigen widerstrebe, beschloss sie, diesen Ruhetag zu benützen, um die Engländer noch einmal aufzufordern, sich zu ergeben.

Sie begab sich sogleich auf das Ende der Brücke, die ungefähr zu drei Vierteln abgebrochen war, und. welcher gegenüber eine starke von Gladesdale befehligte, Schanze lag, und dort gebot sie, nachdem sie eine dritte Abschrift ihres Briefes an das Ende eines Pfeiles, hatte befestigen lassen, einem Bogenschützen, in die feindlichen Verschanzungen ihn zu schießen; der Bogenschütze schoss den Pfeil mitten unter die Engländer zu gleicher Zeit, da Johanna ihnen zurief: »Lest!«

Aber anstatt den Brief zu lesen, nahmen und zerrissen sie ihn. Da rief Johanna aus:

»Im Namen Gottes sag' ich Euch, dass Ihr Unrecht habt, denn der Wille unseres Heilands ist, dass Ihr die Belagerung aufhebt, und von dannen zieht!«

Allein die Engländer antworteten, wie das erste mal, nur Beschimpfungen, und diese Beschimpfungen waren so roh und beleidigend, dass Johanna, als sie dieselben hörte, sich nicht enthalten konnte, zu weinen, und die Hände zum Himmel erhebend ausrief:

»O! Bösewichte, die Ihr seid! Der Herr weiß, dass Alles, was Ihr da sagt, nur Unwahrheiten und Lügen sind!«

Dann schienen im nämlichen Augenblicke ihre Augen eine Erscheinung zu sehen, ihre Tränen trockneten, das lächeln verklärte wieder ihre Lippen, und zu den zwei oder drei Kriegern, die sie begleiteten, sich umwendend, sagte sie:

»Gott sei gelobt, denn ich habe so eben Nachrichten von Monseigneur erhalten!«

Während Johanna's Abwesenheit, und vielleicht um diese Abwesenheit zu benützen, hatten die Anführer Kriegsrat gehalten, und beschlossen, dass man am andern Tage die Schanzen auf dem rechten Ufer anzugreifen sich stellen wolle, und wenn die Engländer weggezogen wären, jene auf dem linken Ufer angreifen müsse. In dem Momente der Fassung dieses Beschlusses, kam Johanna zurück; Dunois ließ sie sogleich rufen, und sagte zu ihr, dass man, ihrem Wunsche gemäß, am folgenden Tage gegen die östlichen Schanzen ziehen würde. Aber Johanna schüttelte den Kopf. »Ja, ja, meine Herren Capitaine,« erwiderte sie, es dünkt Euch, dass man mir, weil ich nur eine Frauenperson bin, nicht Alles sagen dürfe, indem ich ein Geheimnis nicht verschweigen könnte. Wohl an, ich weiß Alles, was Ihr beschlossen habt; seid jedoch unbesorgt, ich kann Dinge verschweigen, die man verhehlen muss.«

Da nun der Bastard von Orleans, welcher einer ihrer eifrigsten Freunde war, sah, dass es ein vergeblicher Versuch sei, dieser außerordentlichen Frauenperson etwas zu verhehlen, teilte er ihr den Beschluss mit, wie er gefasst worden war, und fragte sie, ob sie diesen Beschluss billige. Johanna bejahte es, und erklärte den Plan für gut; dann verbot sie jedem Krieger, am folgenden Tage in den Kampf zu ziehen, ohne gebeichtet zu haben, und gab selbst das Beispiel, indem sie beichtete und kommunizierte.

Am folgenden Tage, so wie er anbrach, versammelte Johanna und die vornehmsten Anführer die Truppen, hie zur Expedition jenseits der Loire wann bezeichnet worden; da es in der Stadt eine große Zahl von Schiffen gab, die man dem Herrn von Gaucourt, Gouverneur der Stadt, zur Verfügung gestellt hatte, fuhr Johanna mit la Hiré auf eine kleine Insel, welche nahe am linken Ufer lag; zwei andere, quer gestellte Schiffe, bildeten eine Brücke, über die man leicht das Ufer erreichen konnte; dann bestiegen die Soldaten die noch übrigen Fahrzeuge, und zogen vom rechten Ufer auf die Insel, und von der Insel auf das linke Ufer.

Alle diese Vorsichtsmaßregeln waren getroffen worden, weil man erwartete, dass die Engländer sich der Landung widersetzen würden; aber weit entfernt davon, verließen sie die erste Schanze, welche die Schanze Saint-Jean le Blanc war, räumten und verbrannten sie, damit sie für die Franzosen unbrauchbar würde, und zogen sich in die zweite, in die Augustinerschanze, mit Wällen und Türmchen, zurück. Durch diesen Rückzug kühn gemacht, setzte Johanna auf die andere Seite, ungefähr mit fünfzig Mann nur hinüber; denn die Vorhut war erst angekommen, und die übrigen Truppen waren beschäftigt, von dem rechten Ufer auf die Insel zu fahren, was wegen der geringen Zahl der Fahrzeuge nur langsam geschehen konnte.

Aber Johanna zählte weder die Ihrigen, noch jene, mit denen sie kämpfte; sie war von der Hand Gottes getrieben, und die gewöhnlichen Berechnungen der Menschen galten für sie nichts; sie ging gerade auf den Wall zu. und pflanzte ihr Banner auf halbe Bogenschussweite von den Mauern auf; dann kehrte sie sich um, und rief die fünfzig oder sechzig Soldaten zu sich her, die ihr gefolgt wann. In diesem Augenblicke erhob sich ein Geschrei, dass die Engländer mit großer Macht von der Seite von Saint-Rive heranrückten; bei diesem Geschrei erschraken die Krieger, welche die Jungfrau begleiteten, und größtenteils gemeine Leute waren, und flohen gerade zur Überfahrt der Loire: etwa fünfzehn Soldaten blieben um sie herum, und mit diesem kleinen Truppe zog auch sie sich langsam zurück. Sobald die Engländer sie zum Rückzuge trommeln hörten, kamen sie in beträchtlicher Anzahl aus der Schanze Saint-Augustin, und verfolgten sie mit so lautem Hohngeschrei, und mit so schimpflichen Worten, dass Johanna, wie wenig Leute sie auch um sich her hatte, sich plötzlich umwendete, und auf die Engländer stürzte; nun wollte Gott, dass, um die himmlische Sendung des frommen jungen Mädchens in ihrem vollen Lichte leuchten zu lassen, diese ganze Menge von Engländern vor dem Eisen ihrer Standarte die Flucht ergriff, wie eine Heerde Hammel vor dem Schäferstabe. Johanna verfolgte sie bis zum Walle, nicht nur von den fünfzehn ihr treu gebliebenen Soldaten gefolgt, und von fünfzig, die anfangs flohen, und sich dann wieder anschlossen, sondern auch von Allen, die vom rechten Ufer auf die Insel gezogen waren, und, als sie die Jungfrau mit dem Feinde handgemein sahen, sich beeilten, ihr zu Hilfe zu kommen.

 

Die Jungfrau befand sich also plötzlich an der Spitze eines ansehnlichen Trupps, der sich bald noch mit der ganzen Nachhut vermehrte, welche ihr der Herr von Netz zuführte. Jetzt marschierte Johanna gerade auf die Schanzpfähle los; ein Spanier, Namens Herr von Partada, und Herr Daulon, brachen eine Öffnung in dieselbe, durch welche Johanna sogleich drang, und man sah ihr Banner oberhalb der Pfähle flattern. Jeder stürzte dann durch die Öffnung, die bald eine ungeheure Bresche wurde; die Engländer wollten widerstehen, aber es gab keinen menschlichen Mut, welcher Menschen zurückzutreiben vermochte, die vom Zorn Gottes aufgestachelt marschierten. In einem Augenblicke war die Augustinschanze genommen, und aus Besorgnis, ihre Leute möchten zu plündern beginnen, und so dem Feinde Gelegenheit bieten, Vergeltung zu üben, zündete Johanna sie mit eigener Hand an.

Die Kirchtürme und Dächer von Orleans waren mit einer Volksmenge bedeckt, die mit den Augen dem heldenmütigen Zuge der Jungfrau folgte, sie ermutigend durch ihr Geschrei und durch Händeklatschen, wie es die Zuschauer in einem Theater machen. Kaum hatte man auf der Schanze die heiligt Standarte sich entfalten sehen, als man zum Zeichen des Triumphs mit allen Glocken läutete. Die Jungfrau befahl ihren Soldaten, da zu übernachten, wo sie waren, mit dem Versprechen, am folgenden Tage Morgens mit frischen Truppen zurückzukehren. Sie selbst, da sie durch eine Fußangel am Fuße verwundet war, und den ganzen Tag gefastet hatte, weil es Freitag war, kehrte in die Stadt zurück, um ein wenig zu ruhen, und einige Nahrung zu sich zu nehmen; denn jetzt, nicht mehr vom Fieber des Kampfes aufrecht gehalten, brach sie vor Müdigkeit und zugleich Erschöpfung zusammen.

Während des Abends war Kriegsrat. Wider den gefassten Beschluss, sollte alle Anstrengung gegen das linke Ufer gerichtet werden; es wurde verabredet, dass »an jetzt, da nichts mehr die Ankunft der Verstärkungen verhinderte, weil die Schanzen Saint-Loup, Saint-Jean le Blanc und die Augustinerschanzen nicht mehr bestanden, nicht riskieren wolle, die Besatzung der Stadt zu schwächen, die, in Abwesenheit von drei Vierteln ihrer Verteidiger, leicht durch einen Handstreich konnte eingenommen werden.

Johanna erfuhr diesen Beschluss.

»Ihr wart in Eurem Kriegsrat, sagte sie, »und ich war in dem meinigen. Nun aber ist der Rat des Herrn des Eurigen entgegen: daher wird er bestehen, während der Eurige zu nichte werden wird. Man halte sich frühzeitig bereit, denn ich werde mehr morgen zu tun haben, als ich bisher tat. Ferner wird,« fugte sie mit einem Seufzer, und wie wenn sie vor Schmerz bebte, hinzu, »Blut aus meinem Leibe dringen: ich werde verwundet werden!«

Johanna verlebte eine sehr unruhige Nacht. Sie erwachte in jenem Augenblick, immer befürchtend, die Engländer möchten über ihre Leute herfallen, und eilte an's Fenster, das sie öffnete, um zu lauschen, ob sie nicht irgend einen Lärm hören könnte, aber jedes mal beruhigte sie die Frau des Jakob Voucher, die ihr Bett teilte, mit dem Bemerken, sie solle ruhig schlafen, da die Engländer über das, was an den vorhergegangenen zwei Tagen eben erst geschehen wäre, so sehr erschrocken seien, dass sie wohl geneigter sein dürften, zu fliehen, als anzugreifen. Johanna beruhigte sich ein wenig, und legte sich wieder zu Bett, aber nach Verlauf eines Augenblickes befielen sie wieder die nämlichen Besorgnisse, so dass sie sich sogar vor Tagesanbruch wappnen ließ.

Vor ihrer Entfernung wiederholte sie mit dem nämlichen unwillkürlichen Beben, das sie am vorigen Tage durchschauderte, die auf ihre Wunde bezügliche Weissagung.

»Aber warum geht Ihr dann fort?« fragte sie ihre gute Wirtin.

»Gott treibt mich an!« antwortete Johanna.

Als sie sich entfernen wollte, brachten die Seeleute dem Jakob Boucher eine herrliche Alse.5

»Bleibt bei uns, anstatt in den Kampf zu ziehen,« sagte der brave Mann, »und wir werden diesen Fisch essen.«

»Nein,« erwiderte Johanna, »nein; erwartet lieber das Abendessen, um davon zu speisen, denn ich werde über die Brücke wieder kommen, um daran Teil zu nehmen, und Euch einige Engländer mitbringen, die mit uns davon essen mögen.«

»Gott erhöre Euch!« versetzte Jakob Boucher; »denn um über die Brücke zurückzukehren, müsst Ihr die Schanze der Türmchen nehmen.«

»Mit Gottes Hilfe werden wir sie nehmen,« entgegnete Johanna, »zweifelt nicht daran.«

Bei diesen Worten ging sie fort; es war ungefähr halb acht Uhr Morgens. Am Burgundertor ankommend, fand sie dasselbe verschlossen: Herr von Gaucourt hatte, in Folge des Beschlusses des Kriegsrates, den Befehl erteilt, Johanna nicht hinausziehen zu lassen. Aber Johanna rief aus, dass die Befehle des Kriegsrates sie nichts angingen, dass sie Kriegsanführer sei, und übrigens die Befehle eines ganz andern souverainen Rates, als derjenige sei, der sie anketten wolle, ihr hinauszugehen gebieten. Aus diesem Streite entstand ein großer Volksauflauf am Thor. Man setzte schleunig den Herrn von Gaucourt in Kenntnis, der herbeieilte; aber was er auch sagen mochte, Johanna beharrte fest auf ihrem Entschluss. Das Volk begann nun zu ihren Gunsten zu murren. Der Herr von Gaucourt wollte die Stimme erheben.

»Ihr seid ein schlechter Mensch,« rief nun die Jungfrau, die Stimme des Gouverneurs mit der ihrigen übertäubend; »aber Ihr werdet die Macht nicht haben. Euch dem Willen Unseres Heilandes zu widersetzen. Die Krieger werden trotz Euch hinausziehen, die Krieger werden meiner Stimme gehorchen, und nicht der Eurigen; die Krieger werden mir folgen, und am heutigen Tage siegen, wie sie gestern und vorgestern gesiegt haben.«

»Ja! Ja!« schrien von allen Seiten die Soldaten, die Bogenschützen und das Volk, »ja, Johanna ist unser einziges Oberhaupt, und wir wollen nur ihr folgen.«

Und da der Herr von Gaucourt noch Schwierigkeiten machte, warf man sich auf ihn und sein Gefolge mit solcher Wut, dass, ohne Johanna, er und alle seine Leute wären erwürgt worden. Endlich war das Thor geöffnet; Johanna zog zuerst hinaus, und diese ganze brüllende Menge verlief sich hinter ihr.

Johanna fuhr, wie am vorigen Tage, auf einem Fahrzeuge über den Fluss, am Zügel ihrer Pferd haltend, das ihr schwimmend folgte. Am andern Ufer angekommen, schwang sie ihre Standarte, und da ihre Soldaten, welche die Nacht hindurch lagerten, sahen, dass sie das ihnen gegebene Versprechen hielt, am frühen Morgen zurückzukehren, um sich an ihre Spitze zu stellen, stießen sie Freudenschreie aus, von dem einen Ende ihrer Reihen bis zu den andern wiederholend: »Zu den Waffen! Zu den Waffen!« Die Jungfrau ließ ihnen keine Zeit, zu erkalten, und befahl, zum Sturme zu schreiten.

Die Schanze der Türmchen war die stärkste von Allen; daher hatte sich Sir William Gladesdale mit der Blüte seiner Krieger darin eingeschlossen. Sie war auf einen Bögen der nämlichen abgebrochenen Brücke gebaut, so dass sie ungefähr zu einem Drittel der Breite der Loire isoliert war, und dass von allen Seiten der Fluss ihr zum Graben diente. Außerdem erhob sich ein vollkommen befestigter Wall, und der mit der Schanze durch eine Zugbrücke in Verbindung stand, auf dem linken Ufer, die Zugänge zu den Türmchen verteidigend, so dass man zuvor den Wall nehmen musste, und nach der Einnahme des Walles erst die Hälfte der Arbeit getan hatte.

Die Jungfrau zog mit ihren gewöhnlichen Selbstvertrauen in den Kampf, und bald sah sie alle Anführer ihr zu Hilfe kommen, die aus Scham, eine Frauenperson allein kämpfen zu lassen, herbeieilten, um an diesem Tage Anteil zu nehmen. Es waren: der Bastard von Orleans, die Herren von Retz, von Gaucourt, von Gamache, von Graville, von Quitey, von Villars, von Gontaut, der Admiral Culant, la Hiré, von Yaintrailles, das heißt, mit geringer Ausnahme, die Blüthe der französischen Ritterschaft. Als Sir Wilhelm Gladesdale sie herannahen sah, erinnerte er die Engländer, dass sie vom nämlichen Blute seien, wie jene, die zu Crécy, zu Poitiers, zu Azincourt kämpften, und zudem, fügte er bei, kämpften jene, die an diesen großen Tagen kämpften, mit Männern, und nicht mit einem Weibe. Die Engländer schworen, sich ihrer Väter und ihrer selbst würdig zu zeigen, und der Sturm begann.

Bei dem ersten Anpralle, als man sah, auf welche Art man angriff und sich verteidigte, begriff Jeder wohl dass dies ein äußerster und tödlicher Kampf sei, und dieser Tag für Frankreich oder England entscheidend sein würde. Von zehn Uhr Morgens bis ein Uhr Nachmittags, das heißt, drei lange Stunden hindurch, hörten die Franzosen nicht auf, zu stürmen, die Engländer, sie zurückzutreiben. Jeder schlug sich, nicht mit der kalten Regelmäßigkeit einer allgemeinen Schlacht, sondern mit der Erbitterung eines persönlichen Zweikampfes. Jeder wählte seinen Feind, Jeder griff ihn an, Jeder stürzte ihn zu Boden, oder wurde von ihm zu Boden gestürzt; die Franzosen bedienten sich vorzüglich ihrer Schwerter und Lanzen, mit denen sie aus weiter Ferne ihre Gegner erreichten, die Engländer kämpften mit bleiernen Kolben und eisernen Streitäxten, stürzten die Angreifenden mit schweren Balken hinab, zerschellten Leitern mit Ungeheuern Steinen, und gossen auf alle in die Tiefe geschleuderten, zerquetschen, zerfleischten Krieger, siedendes Öl und geschmolzenes Blei.

Drei ganze Stunden lang, wie gesagt, brüllte und tobte so der schreckliche Kampf; drei Stunden lang hörte man, alle andern Stimmen übertäubend, die Stimme der Jungfrau, welche rief: »Mut!« drei Stunden lang sah man ihr Banner allen übrigen Bannern voran flattern, aufwärts steigen, wieder herab kommen, wieder empor wallen; endlich, von Müdigkeit erschöpft, von allem Seiten zurückgetrieben, wichen die Franzosen einen Schritt zurück, ungeachtet der Anstrengungen Johanna's, die von der Mauer nicht lassen wollte, und schrie: »Im Namen Gottes, weicht nicht zurück! Im Namen Gottes Mut! denn nach kurzer Frist, sag' ich Euch, werden sie in unserer Gewalt sein.« Und des Willens nun, sie durch ihr Beispiel zurückzuführen, ergriff sie eine Leiter, stemmte sie gegen den Wall, und stieg allein hinauf, mit dem Zurufe: Ergebt Euch, Engländer, ergebt Euch, den so Ihr Euch nicht ergebt, werdet Ihr Alle nach dem Willen Gottes auf's Haupt geschlagen werden.« .

In diesem Momente, und fast unfehlbar nahe, traf ein Armbrustpfeil Johanna an der Schulter, drang oberhalb des Busens ein, und ragte vier bis fünf Zoll lang, hinter dem Halse hervor. dies war die Wunde, welche die arme Johanna am vorigen Tage vorhergesehen hatte; sie stieß einen Schmerzensschrei aus, stieg von der Leiter herab, und sank, vom Leiden überwältigt, in den Graben; sogleich fassten die Engländer wieder Mut, und stürzten zum Walle hinaus, um sie zu fangen, aber die französischen Ritter stürmten ihr zu Hilfe heran. Der Herr von Gamache kam bei ihr an, schmetterte mit seiner Streitart die zwei ersten Engländer nieder, die sie zu ergreifen versuchten, und sagte zu ihr:

»Johanna, Ihr seid ein tapferes Mädchen, und ich hegte eine schlechte Meinung von Euch; ich bitte Euch deshalb um Verzeihung; nehmt mein Pferd, und ohne Groll.« .

»Ja, ohne Groll,« antwortete die Jungfrau, die Hand ihm reichend, »denn nie sah ich einen edler gesinnten Ritter, als Euch.«

Dann trug man Johanna etwa fünfzig Schritte weit vom Walle weg, denn sie hatte vergebens versucht, das Pferd zu besteigen, und da entwappnete man sie. Johanna fuhr mit der Hand nach dem viereckigen Wurfbolzen, der sie verwundet hatte, und gewahrte erst jetzt dass er einen halben Fuß lang hinten hervorragte. Dann folgte das Weib der Kriegern, die Schwäche der Kraft: Johanna fürchtete sich, und begann zu weinen; aber plötzlich versiegten ihre Tränen, sie hob die Äugen zum Himmel empor, ihr Antlitz nahm einen strahlenden Ausdruck an, und ihre Lippen murmelten einige Worte, die Niemand verstand. Die Heiligen erschienen ihr, und trösteten sie.

 

Sobald die Vision verschwunden war, fühlte sich Johanna wieder stark und vertrauend; sie fasste mit vollen Händen den viereckigen Wurfbolzen, und zog ihn selbst aus der Wunde; nun näherte sich einer von den Kriegern, der sie wegtragen geholfen hatte, und erbot sich ihr, den Schmerz, welchen sie empfand, mit Zauberworten zu besprechen. Allein Johanna fuhr entsetzt vor ihm zurück, und sagte:

Ich möchte lieber sterben, als so gegen den Willen Gottes handeln. Wenn man meine Wunde ohne Sünde heilen kann, bin ich's zufrieden. Aber lieber wollte ich, dass sie all mein Lebtage offen bliebe, und meinen letzten Tropfen Blut durch sie verlieren, als sie durch solche Mittel wieder schließen zu sehen.«

Dann kam ein Anderer, der ein in Öl getauchtes Bäuschchen von Baumwolle darauf legte, was ihr einige Erleichterung verschaffte.

In diesem Momente erschien Dunois bei ihr; er. kam, um ihr zu verkünden, dass sie darauf denken müsse, sich zurückzuziehen, da der Rückzug befohlen sei, und die Kanoniere bereits die Kanonen wegzuführen ansingen. Nun gewann Johanna ihre ganze Kraft wieder, wappnete sich wieder, stieg wieder zu Pferd, ließ ihre Standarte in den Händen von einem der Soldaten, sprengte mitten unter die Anführer, und rief:

»Im Namen Gottes, Mut! denn wir werden bald, einziehen. Lasst Eure Leute ein wenig ausruhen, trinkt und esst, dann kehrt zum Sturme zurück, und Ihr werdet sehen, dass in weniger als einer halben Stunde Alles in unserer Gewalt sein wird.«

Allein Jedermann war durch diesen langen und erfolglosen Kampf so entmutigt, dass die Tapfersten der Meinung waren, in die Stadt zurückzukehren, als plötzlich Herr von Daulon, welcher dachte, dass, wenn man Johanna's Banner gegen den Wall ziehen sähe, Jedermann ihm folgen würde, es dem Soldaten aus den Händen nehmen wollte, um dasselbe voranzutragen; allein der Soldat, dem es Johanna anvertraut hatte, und den auf ein solches anvertrautes Gut ganz stolz war, wollte es nicht hergeben. Daulon schlug ihm vor, miteinander gegen die Engländer zu ziehen; jener willigte ein, und, Beide, bei der Hand sich fassend, eilten dem Graben zu, und riefen:

»Vorwärts. Krieg«, vorwärts!«

Was Herr von Daulon vorhergesehen hatte, gelang vollständig; ohne sich mehr um die Kriegsanführer zu kümmern, rannten die Soldaten und gemeinen Leute zum Walle. Johanna, die sich in einen Weinberg zurückgezogen hatte, um Gott zu bitten, den schwachen Herzen wieder Mut einzuflößen, hörte einen großen Lärm, hob den Kopf empor, und sah Jedermann zum Sturme zurückkehren. Sie warf sich sogleich in das dichteste Gedränge dieser Schar, gelangte bis zur Stelle, wo ihre Standarte war, nahm sie wieder von dem Soldaten, der sie trug, hob sie über ihr Haupt empor, und schwenkte sie aus allen ihren Kräften. Die Wirkung dieser Erscheinung war magisch: die Entferntesten kehrten zurück, die Zaghaftesten fassten wieder Mut.

Ihrerseits erschraken die Engländer, welche Johanna tot oder wenigstens schwer verwundet wähnten, sie wieder zu sehen, gewappnet, kräftig, und fast frisch und gesund; es dünkte ihnen, dass nur ein Wunder diese Rückkehr bewirken konnte, und wurden bei dem Gedanken von Angst befallen, dass Gort für die Franzosen kämpfe.

In diesem Augenblick, um die Verwirrung noch zu vermehren, die unter ihnen sich zu verbreiten begann, kamen die Bürger von Orleans, unter der Anführung des Kommandeur von Girenne, die Schanze von der Brücke her anzugreifen. Ein braver Zimmermann warf einen breiten Balken des abgebrochenen Bogens auf die Türmchen: der Kommandeur von Girenne drang zuerst hinein, mit dem Rufe:

»Tod, Tod den Engländern!«

Als Sir William Gladesdale dieses Geschrei hörte, und befürchtete, dass während seiner Abwesenheit seine Leute sich schlecht verteidigen, und von rückwärts überfallen lassen möchten, wollte er an den Ort eilen, von woher dieses Geschrei erscholl. Johanna sah ihn sich entfernen, um die Zugbrücke zu erreichen, mittelst welcher man vom Walle mit den Türmchen verkehrte.

»Ergib Dich, Gladesdale, ergib Dich!« schrie sie ihm zu; »ergib Dich dem Könige der Himmel, und es wird Dir Gnade werden! Du hast mich schändlich beschimpft, und dennoch fühle ich nicht minder Mitleiden mit Deiner Seele, und mit jener der Deinigen!«

Aber Gladesdale antwortete nicht; er hatte so eben den Fuß auf die Zugbrücke gesetzt, und schritt, das Schwert in der Hand, über dem Strome schwebend, dahin, als plötzlich Herr von Daulon. der einem braven Kanonier aufgetragen hatte, sein Steingeschütz gegen die Brücke zu richten, ihm befahl, Feuer zu geben der Stein, mit dem es geladen war, schlug mitten in das Holz; die Brücke krachte unter der Last der Menschen, brach mitten entzwei, und Gladesdale stürzte in die Loire, worin er verschwand, durch die Wucht seiner Rüstung in die Tiefe des Wassers gezogen. Der Herr von Moulins und der Herr von Pommier, sowie viele andere englische Ritter, stürzten zugleich mit ihm hinunter, und ertranken mit ihm.

Ein Verzweiflungsschrei erscholl auf dem Wall und zugleich in der Schanze: Gott erklärte sich sichtbar für uns: Ein Engländer rief, dass er über unseren Reihen den heiligen Michael sehe, und den heiligen Anianus, den Patron der Stadt Orleans, die, auf Schimmeln reitend, und mit flammenden Schwertern gerüstet, mit uns kämpften. Der Anführer war nicht mehr da, um Befehle zu erteilen; die Tapfersten nach ihm waren tot oder verwundet; es war kein Widerstand mehr möglich. Der Ruf: »Rette sich, wer kann!« ließ sich vernehmen; die Einen sprangen vom Walle in den Strom, die Andern ergaben sich auf Gnade; Einige, die weder fliehen, noch sich ergeben wollten, wurden getötet, die Waffen in der Hand. So war, wie Johanna es vorhersagte, seit dem neuen Sturme keine halbe Stunde verflossen, als der Wall und die Schanze uns gehörten.

Johanna kehrte sohin, wie sie es ihrer Wirtin ankündigte, über die Brücke in die Stadt zurück.

Dieser Einzug war ein größerer Triumph für sie, als irgend einer von jenen, die ihr bisher bereitet wurden. Freilich hatte sich auch ihre wunderbare Sendung nie so augenscheinlich offenbart. Alles von ihr Vorhergesagte war eingetroffen: sie war verwundet und die Schanze genommen worden, und sie auf dem von ihr zur Rückkehr bezeichneten Wege heimgezogen. Das Te Deum wurde gesungen, man läutete die Glocken die ganze Nacht- hindurch, und die Bürger gingen bis Tagesanbruch auf den beleuchteten Straßen spazieren, umarmten sich zum Zeichen der Freude, und lobpriesen Gott zur Danksagung.

Jakob Boucher wartete mit seiner Alse auf Johanna; aber Johanna war all zu müde und leidend, um daran Teil zu nehmen; sie aß nur ein wenig Brot, trank die Hälfte eines silbernen mit Wein und Wasser gefüllten Bechers, ließ einen neuen Verband auf ihre Wunde legen, die bereits wieder geschlossen war, und begab sich zu Bett.

Mit Tagesanbruch weckte man Johanna, und sagte ihr, dass man eine große Flamme und einen dicken Rauch in der Richtung des englischen Lagers sehe; Johanna stand sogleich auf, zog anstatt ihres schweren Küraßes ein leichtes Panzerhemd an, und stieg zu Pferd. Auf den Wällen ankommend, sah sie die Engländer in Schlachtordnung, die ihre Truppen bis zu den Gräben der Stadt gereiht hatten, und den Franzosen den Kampf anzubieten schienen. Während der Nacht hatten Lord Talbot, der Graf von Suffolk, und die übrigen englischen Anführer beschlossen, die Belagerung aufzuheben; aber da sie, um die Ehre zu retten, diesen Rückzug nicht als Männer antreten wollten, die man davon jagt, sondern als Leute, die aus freiem Willen fortgehen, hatten sie ihr Lager angezündet, und stellten ihre Soldaten in Schlachtordnung: sie waren gekommen, um ihre Sieger zum letzten male herauszufordern.

5Ein Meerfisch D.Ü.
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