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Johanna dArc die Jungfrau von Orleans

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Viertes Kapitel.
Der edle Dauphin

Ungeachtet des großen Selbstvertrauens, welches Johanna erscheinen ließ, waren Herr Bertrand von Poulangy und Herr Johann von Novelompont nur sehr mittelmäßig beruhigt; sie mussten ungefähr hundertfünfzig Meilen zurücklegen, um von Vaucouleurs nach Chinon zu reisen, das heißt: die Hälfte von Frankreich durchziehen, und beinahe zwei Drittel dieses Weges waren in der Gewalt der Engländer und Burgunder. Aber als sie nach drei- oder viertägigem Marsch gesehen hatten, dass sie auf keine feindliche Partei stießen, als sie, wenn sie Wälder auf ihrem Wege trafen, das junge Mädchen dreist sich hineinwagen und darin ihren Weg ohne Führer erkennen gesehen hatten, wenn sie, am Ufer breiter und tiefer Ströme angekommen, das Pferd ihrer Führen» ganz allein unbekannte Furt finden gesehen hatten, und sie ohne Unfall an da« andere Gestade gelangt waren, begannen sie ein vollständiges Vertrauen auf Johanna zu setzen, und folgten ihr unbedingt, indem sie dieselbe anhalten ließen, wann sie wollte, um ihre Andacht in den Kirchen zu verrichten, was sie ihr früher nicht erlauben wollten, aus Furcht, von den Armaniaken erkannt, von dem Volke verraten, und von den Besatzungen angegriffen zu werden.

Uebrigens taten sie wohl daran, der Begeisterten vertraut zu haben; sie führte sie, wie der Stern der Weisen aus Morgenland; und endlich nach vierzehntägigem Marsch, Chaumont und Auxerre durchziehend, kamen sie nach Chien an der Loire, und erfuhren die berüchtigte Niederlage von Rouvray, welchen man den Tag der Häringe nennt, weil die Engländer von den Franzosen waren angegriffen worden, während .sie dem Grafen von Suffolk, der die Belagerung befehligte, eine größtenteils aus gesalzenen Fischen bestehende Zufuhr besorgten. In dieser Schlacht, in welcher Johann Falstaff, Anführer der Bedeckung, seinen Ruf als großer Feldherr betätigte, waren Johann Stuart, Connetabel von Schottland, die Herren von Dorval, von Lesqot und von Chateaubrun mit drei- oder vierhundert der tapfersten Krieger, die noch zur Partei von Frankreich hielten, getötet und der Graf von Dunois verwundet worden, so, dass der Schrecken größer als jemals war; andererseits aber erhöhte auch diese Nachricht Johanna's Credit im Geiste ihrer beiden Gefährten, denn Johann von Novelompont erinnerte sich, dass diese Niederlage gerade an jenem Tage stattfand, an welchem Johanna ihm zu Vaucouleurs verkündete, dass der Dauphin so eben einen neuen Nachtheil erlitten habe.

Zu Chien angekommen, hatten unsere Reisenden ihr härtestes Geschäft verrichtet, denn sie befanden sich endlich auf französischem Boden, und dieses Geschäft war vollzogen worden, wie Johanna es voraus gesagt, ohne dass der mindeste Unfall den Rittern, ihren Dienern, ja selbst nicht den Pferden begegnet war; da verbreitete sich das Gerücht, dass Merlins Weissagung in Erfüllung gehen werde, und das junge Mädchen, welches das Königreich Frankreich auf eine wunderbare Weise retten sollte, gefunden sei; Jedermann lief eilig herbei, und wollte die Auserwählte sehen.

Johanna erschien nun am Fenster des Gasthauses, und sagte laut, dass man sich freuen könnte, und die Trostlosigkeit enden würde, indem sie von Gott abgesandt sei, um Frankreich zu befreien, und den Dauphin salben zu lassen. Johanna äußerte eine solche Zuversicht, und betätigte sich dergestalt als ein Werkzeug der Vorsehung, ihre Reden waren so voll eigener Demuth und so voll Vertrauen auf Gott, dass hier wie zu Vaucouleurs, das Volk sich zu freuen begann, ohne irgend einen Zweifel an der Wahrheit dessen zu hegen, was sie sagte.

Am folgenden Tage machte man sich wieder auf den Weg, denn wie ermüdend auch ein solcher Marsch für ein junges Mädchen war, das nie ein Pferd bestieg, schien doch Johanna durchaus nicht zu leiden, und bestand darauf, dass man möglichst schnell zum Dauphin reite, der zu Chinon in einer bedauernswürdigen Lage war, als jemals ein König von Frankreich sich befunden hatte. Wirklich erzählte man, dass das Elend des Volkes endlich auch den Thron erreicht habe, und so groß sei, dass kein Geld mehr in der Börse des Königs und in der königlichen Schatzkammer liege, und dass sein Zahlmeister, Renaut von Bouligny, Jedem, der es hören wollte, sagte, sowohl vom Gelde des Königs als von dem seinen, seien in Allem vier Taler in seiner Kasse, so zwar, dass, als Vaintrailles und la Hiré eines Tages den König besuchten, von ihm zur Mittagstafel eingeladen, das ganze Mahl, welches er ihnen auftischen konnte, nur aus zwei Hühnern und einem Hammelschweif bestand.

Es war also Zeit, wie man sieht, dass Johanna kam. Sie wollte jedoch in der Kirche der heiligen Katharina von Fierbois verweilen, die ein heiliger Wallfahrtsort war, um dort ihre Andacht zu verrichten. Von da ließ sie durch die Ritter, welche sie begleiteten, dem König schreiben, und ihm verkünden, dass sie sehr weit herkomme, um ihm beizustehen, um ihm Dinge von der höchsten Wichtigkeit mitzuteilen. Die Antwort säumte nicht: Johanna wurde nach Chinon beschieden. Die Reisenden brachen sogleich wieder auf, und Johanna stieg, in der königlichen Residenz angekommen, in einem Gasthaus ab, während ihre beiden Reisegefährten sich zu Karl VII. begaben.

Aber Karl VII. war misstrauisch, wie ein unglücklicher König: oft von jenen getäuscht, die er für seine besten Freunde hielt, oft von jenen verlassen, die er für seine Getreuesten erachtete, konnte er an die uneigennützige Ergebenheit einer Fremden nicht glauben. Daher machte er große Schwierigkeit, Johanna zu empfangen, und begnügte sich, drei von seinen Räten zu ihr zu senden. Anfangs wollte ihnen Johanna nicht antworten, mit der Bemerkung, dass sie mit Monseigneur dem Dauphin zu tun habe, und nicht mit ihnen. Endlich aber willigte sie ein, ihnen zu wiederholen, was sie so oft schon gesagt hatte, ohne dass man ihr glaubte, nämlich dass sie komme, um die Belagerung von Orleans aufzuheben, und den Dauphin nach Rheims zu führen, und die Räche, durch sie wohl unterrichtet, gingen fort, dem Könige diese Nachricht zu melden.

Johanna sah zwei Tage lang Niemand wieder erscheinen. Sie hegte jedoch immer noch gutes Selbstvertrauen, die beiden Ritter tröstend, die sie hergeführt hatten, indem sie mit einer wunderbaren Zuversicht zu ihnen sagte, dass der König sie zuletzt anhören würde, dass sie es gewiss wisse, und sie deshalb eben so ruhig sein dürften, wie sie. Wirklich kam am dritten Tage der Graf von Vendôme in das Gasthaus, und verkündete der Johanna, dass er sie zu holen komme, um sie zum Könige zu führen. Johanna schien weder bestürzt noch erstaunt: sie erwartete seit langer Zeit diese Unterredung, und hatte sich darauf vorbereitet. Sie antwortete sohin dem Grafen von Vendôme, dass sie über seinen Besuch sich nicht verwundere, indem ihre Stimmen ihr gesagt hätten, dass er kommen würde, dann fügte sie bei, dass sie bereit sei, ihm zu folgen, und bat ihn, keine Zeit mehr zu verlieren, da deren ohnehin schon genug verloren sei.

Inzwischen hatte der König, noch immer misstrauend, nach der Entfernung des Grafen von Vendôme, seinen Räten vorgeschlagen, Johanna zu prüfen, und die von ihm bezeichnete Prüfung bestand darin, sich unter die Ritter seines Gefolges zu mischen, und einen Andern an seinen Platz zu setzen, um zu sehen, ob Johanna sich täuschen würde. Diese Prüfung wurde beschlossen, und der König ließ seinen Thron von einem jungen Seigneur seines Alters einnehmen, der sogar prächtiger gekleidet war, als er, während er hinter den Andern stehen blieb. Kaum war die Unterschiebung geschehen, als die Tür aufging, und Johanna eintrat.

Aber nun wiederstrahlte die ganze Wahrheit ihrer Mission, denn Johanna ging, ohne bei dem Anscheine zu verweilen, gerade auf Karl VII. zu, kniete vor ihm nieder, und sagte zu ihm:

»Gott verleihe Euch ein gutes und langes Leben, edler und großer Dauphin!«

»Ihr irrt Euch, Johanna,« antwortete ihr Karl VII.; »nicht ich bin der König, wohl aber jener dort, der auf dem Throne sitzt.«

»Bei meinem Gotte, edler Prinz,« versetzte Johanna, »sucht mich nicht zu täuschen, denn Ihr seid der Dauphin, und kein Anderer!«

Da nun ein Murmeln des Erstaunens durch die Versammlung lief, fuhr sie fort:

»Edler Dauphin, warum glaubt Ihr mir nicht? Ich sage Euch, Monseigneur, und vertraut auf meine Worte, dass Gott sich Euer erbarmt, und Eures Königreiches und Eures Volkes; denn der heilige Ludwig und Karl der Große liegen auf den Knien vor ihm, und bitten für Euch. Übrigens werde ich Euch, so es Euch beliebt, etwas sagen, was Euch wohl zu erkennen geben wird, dass Ihr mir glauben dürft.«

Hierauf führte sie Karl in ein Betzimmer, das neben dem Beratungssaale war, und sagte zu ihr, dort angekommen:

»Wohl an, Johanna, wir sind allein; sprecht!«

»Ich verlange es nicht besser,« entgegnete Johanna. »Aber werdet Ihr, wenn ich Euch so geheime Dinge sage, dass Niemand sie wissen kann, als Gott und Ihr, endlich Vertrauen auf mich setzen, und glauben, dass wohl Gott es ist, der mich sendet?«

»Ja Johanna,« antwortet» der König.

»Nun denn, Sire«, fuhr das junge Mädchen fort, »erinnert Ihr Euch noch, dass Ihr am verflossenen Allerheiligentage, während Ihr ganz allein in Eurem Betzimmer im Schloss Loches waret, drei Bitten an Gott stelltet?«

»Das ist vollkommen wahr,« antwortete der König, »und ich erinnere mich vortrefflich daran.«

»Sire,« erwiderte Johanna, »habt Ihr diese Bitten niemals Eurem Beichtvater oder sonst Jemanden offenbart?«

»Niemals,« sagte der König.

»Wohl an, ich will Euch sagen, was für drei Bitten es waren,« fuhr das junge Mädchen fort. »Die erste, die Ihr an Gott stelltet, lautete, dass er, wenn Ihr nicht der rechtmäßige Erbe des Königreiches Frankreich wäret, Euch den Mut entziehen möge, diesen Krieg fortzusetzen, der Eurem armen Königreiche so viel Geld und Blut kostet. Die zweite war, dass, wenn die schreckliche, auf Frankreich lastende Geißel, eine Folge Eurer Sünden wäre, Ihr ihn bätet, dieses arme Volk von einem Vergehen loszusprechen, das es nicht begangen habe, und die ganze Strafe desselben auf Euer Haupt zurückfallen zu lassen, sollte auch diese Strafe eine ewige Buße, oder selbst der Tod sein. Die dritte endlich bestand darin, dass, wenn im Gegenteil die Sünde vom Volke ausgehe, Ihr ihn bätet, Erbarmen mit diesen, Volke zu haben, und es seines Mitleidens zu würdigen, damit das Königreich endlich von der Trübsal befreit würde, von denen es seit mehr als zwölf Jahren heimgesucht werde.«

 

Nach Anhörung dieser Worte blieb der König lange Zeit nachdenkend, senkte das Haupt, um nachzusinnen, und hob es wieder empor, um das junge Mädchen aufmerksam anzuschauen. Endlich brach er das Schweigen, und sagte zu ihr:

»Alles, was Ihr mir da vortrugt, ist wahr, Johanna; aber dies genügt noch nicht, um mich zu überzeugen, dass Ihr im Namen Gottes kommt; auch meine Räte müssen meine Ansicht teilen, außerdem Ihr Uneinigkeit unter uns stiften werdet, und wir sind, so wie wir sind, bereits genug unglücklich und geteilt.«

»Wohl an,« entgegnete Johanna, »versammelt morgen drei oder vier Eurer Getreuesten, und, wo möglich, Geistliche, und ich werde Euch ein Zeichen geben, nach welchem Niemand mehr zweifeln wird; denn meine Stimmen haben mir versprochen, mir dieses Zeichen zu gewähren, und ich bin überzeugt, dass sie meine Bitte bewilligen werden.«

Hierauf kehrte der König und Johanna wieder in den Ruth zurück, wo man ihre Rückkehr mit Ungeduld erwartete. Kaum war die Türe geöffnet, als alle Augen sich »ach dem Könige wendeten, und man an seiner ernsten und nachdenkenden Physiognomie sah, dass was zu ihm das junge Mädchen sagte, einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht habe.

»Meine Herren,« sagte der König, es ist genug für heute; in dem, was uns begegnet, liegt reichlicher Stoff zum Nachdenken, und wir müssen über dieses Ereignis die Meinung unserer vertrautesten Räche vernehmen. Johanna, begebt Euch nach Hause, denn Ihr müsst von dem weiten Marsch ermüdet sein, den Ihr so eben machtet, und vergesst nicht, was Ihr uns für morgen versprochen habt.«

»Mit Gottes Hilfe,« antwortete Johanna, »wird nicht nur, was ich für morgen versprach, sondern auch, was ich für die Zukunft verhieß, geschehen! . . .«

Und sie ließ sich vor dem Könige auf ein Knie nieder, küsste ihm die Hand, und ging mit der nämlichen Bescheidenheit und mit der nämlichen Ruhe von dannen, womit sie gekommen war.

In dem Momente, da Johanna an dem Haustor ankam, ging ein Reiter vorüber, der sein Pferd zur Tränke an die Loire führte. Da das Gerücht von Johanna's Ankunft in der Stadt sich bereits verbreitet hatte, blieb der Reiter, welcher in solchen Sachen sehr ungläubig war, vor Johanna stehen, beschimpfte sie mit rohen Worten, und vermischte diese Schimpfworten mit Gotteslästerungen. Als Johanna sah, dass diese Worte an sie gerichtet waren, hob sie den Kopf empor, schaute ihn mit mehr Traurigkeit als Zorn an, und sprach:

»Ach! wie unglücklich bist Du, dass Du Gott so verleugnen kannst, da Du vielleicht dem Tode so nahe bist!«

Der Reiter hielt nichts auf diese Art von Prophezeiung, sondern entfernte sich, indem er vielmehr fortfuhr, Gott mit den nämlichen Flüchen zu lästern, und gelangte so an den Fluß; aber in dem Momente, da sein Pferd soff, wurde es durch irgend ein Geräusch erschreckt, und sprang in's Wasser; der Reiter wollte es an's Ufer zurückführen, aber wie sehr er sich auch anstrengte, das Pferd fuhr fort, der tiefsten Tiefe des Flusses sich zu nähern, und verlor bald den Grund. Der Reiter schwang sich dann von seinem Pferde, und wollte an das Gestade schwimmen; allein entweder befiel ihn irgend ein Krampf, oder das, was Johanna ihm so eben gesagt hatte, fiel ihm wieder ein; er konnte nur noch sagen: »Vergieb mir, mein Gott!« und verschwand. Zwei Stunden nachher fand man seine Leiche an der Schleuse einer Mühle wieder.

Da mehrere Personen gehört hatten, was der Reiter zu Johanna sagte, und was Johanna ihm antwortete, so wurde dieses Ereignis für ein Wunder gehalten, und der Ruf der jungen Begeisterten stieg dadurch dergestalt, dass am Abende alle Einwohner unter die Fenster ihres Gasthauses eilten, und sie zu sehen verlangten. Johanna erschien sogleich auf einem Balkone, und wiederholte dem Volke mit ihrer sanften und glaubenvollen Stimme, dass sie vom Herrn gesendet sei, um den König und Frankreich zu retten, so dass das arme Volk, beruhigter durch die Worte dieses jungen Mädchens, als es durch eine Armee von zwanzigtausend Mann geworden wäre, ganz fröhlich abzog, mit dem Rufe: Heil! Am Abende wurde ein Teil der Stadt zum Zeichen der Freude erleuchtet.

Am folgenden Tage um zehn Uhr Morgens, ließ der König Johanna holen; Johanna, dieser Botschaft gewärtig, ließ den königlichen Abgesandten keinen Augenblick verziehen, sondern folgte ihm vielmehr sogleich; Beide kamen zu Chateau-Chinon an, wo der König ihrer harrte. Sie waren von einer großen Volksmenge begleitet, die, sobald sie Johanna erblickt hatte, sich ihr nachdrängte, und vor der Türe stehen blieb, um Nachrichten von dieser Unterredung zu bekommen. Johanna schritt beherzt die Treppe hinauf, und trat in das Gemach de« Königs; sie traf darin Karl VII. mit dem Erzbischof von Rheims, und die Herren Karl von Bourbon und de la Trémoille.

Hierauf begann der Erzbischof von Rheims Johanna auszufragen, woher sie wäre, wie ihre Eltern hießen, und auf welche Art sie zur göttlichen Eingebung gekommen sei. Johanna erzählte den ganzen Teil ihres Lebens, dessen sie sich erinnern konnte, und zwar so einfach und bescheiden, dass die Zuhörer den Glauben fühlten, der auch sie ergriff. Nach Beendigung ihrer Erzählung fragte sie der Erzbischof von Rheims, ob nicht in der Umgegend des Hauses ihres Vaters ein Wald liege, und welchen Namen dieser Wald habe. Johanna antwortete, dass wirklich ein Wald dort liege, den man von der Haustür aus erblicke, und dass dieser Wald der Wald Chenu heiße.

Nun kehrte sich der Erzbischof zum Könige und den Herrn von Bourbon und de la Trémoille, und sprach:

»Es ist allerdings so. Wirklich sagte Merlin's Prophezeiung, dass das junge Mädchen, welches Frankreich retten sollte, e nemore canuto kommen sollte.«

Der König und seine Räche schienen also beinahe überzeugt, dennoch wollten sie Johanna auf's Äußerste treiben; der Erzbischof wendete sich folglich wieder zu ihr, und sagte:

»Johanna, Ihr habt versprochen, unserm Herrn dem Könige die Wahrheit Eurer Sendung durch ein unverwerfliches Zeichen zu erkennen zu geben; was für ein Zeichen ist dies? Wir erwarten, dass es sich unsern Augen kund gebe, und wenn es so ist, wie Ihr es uns schildert, so sind wir ganz bereit zu glauben, dass Ihr die wahre Abgesandte Gottes seid.«

»Harrt meiner,« erwiderte Johanna, »und schickt Euch, meiner harrend, zum Gebete an.«

Dann ging sie hinaus, und begab sich in die anstoßende Kapelle, wo sie allein war; dem Altar gegenüber angekommen, kniete sie nieder, und sagte mit einer Stimme voll jenes Glaubens, welcher Berge versetzt:

»Mein süßester Heiland, ich bitte Dich zu Ehren Deines heiligen Leidens zu gestatten, dass der selige Erzengel Michael und die seligen Heiligen Katharina und Margareth sich Deiner demütigen Dienerin kund geben, wenn es noch immer Deine Absicht ist, dass ich armes Mädchen es sein soll, welches in Deinem Namen dem Königreiche Frankreich zu Hilfe komme!«

Kaum hatte Johanna diese Worte gesprochen, als die Wolke auf die gewohnte Weise herabschwebte und sich öffnete, und nicht nur den Erzengel und die beiden Heiligen sehen ließ, sondern auch, in einer strahlenden Ferne, eine Menge anderer Engel, welche die Flügel regten, und das Lob des Heilands sangen. Johanna wurde von diesem Glanz so geblendet, dass sie die Augen niederschlug.

»Du hast uns gerufen, Johanna,« sagte die Stimme, »was willst Du von uns?«

»Seliger heiliger Michael, und Ihr, meine heiligen Beschützerinnen,« versetzte Johanna, »ich habe Euch gerufen, damit Ihr das Zeichen mir geben möget, vermittelst dessen ich Monseigneur dem Dauphin als die wahre Abgesandte des Herrn mich zu erkennen geben soll.«

»Du hast Vertrauen auf uns, Johanna,« entgegnete die Stimme, »und wir halten das Versprechen, welches wir Dir gaben.«

Bei diesen Worten winkte der heilige Michael, und ein Engel trat aus dem himmlischen Chore, und schwebte mit einem einzigen Flügelschlag aus den Tiefen des Himmels auf die Oberfläche der Erde; dieser Engel hielt in der Hand eine so von Edelsteinen strahlende Krone, dass menschliche Augen kaum den Glanz derselben ertragen konnten.

»Hier ist das versprochene Zeichen, Johanna,« sagte die Stimme, »und wenn es die Ungläubigsten werden gesehen haben, werden sie auf der Stelle zu zweifeln aufhören.«

»Es geschehe also,« erwiderte Johanna. Und sogleich schloss sich die Wolke wieder, und schwebte wieder zum Himmel empor. Aber der Engel welcher die Krone trug, blieb auf der Erde, und als Johanna die Augen wieder aufschlug, sah sie ihn vor sich stehen.

Dann gab der Engel, ohne ein einziges Wort zu sprechen, aber mit einem sanften Lächeln, Johanna ein Zeichen, ihm zu folgen, führte sie bei der Hand, und ging oder vielmehr glitt zur Türe der Kapelle, die in das Gemach des Königs führte; hier angekommen, traf Johanna und der Engel Karl VII. und dessen Räte noch auf den Knien und betend; aber kaum hatten sie das junge Mädchen und den himmlischen Abgesandten gesehen, den sie ihnen brachte, als sie ganz erstaunt sich wieder erhoben. Der Engel ließ nun Johanna's Hand los, näherte sich dem Könige, der ungefähr auf die Länge einer Lanze von der Türe entfernt war, verbeugte sich vor ihm, überreichte die Krone dem an seiner Seite befindlichen Erzbischof, und sprach:

»Sire, ich komme, um Euch zu verkünden, dass Ihr in der Gnade des Herrn seid, der Euch dieses junge Mädchen zur Befreiung des Königreiches sendet; lasst sie also beherzt die Hand an's Werk legen, indem Ihr derselben eine so große Anzahl von Reisigen gebet, als Ihr werdet zusammenbringen können, und zum Beweise, dass sie Euch zur Salbung nach Rheims führen soll, ist hier die himmlische Krone, welche der Herr unser Gott Euch sendet. Zweifelt also nicht mehr, Sire; denn jetzt noch zweifeln, hieße Gott beleidigen.«

Und bei diesen Worten ließ der Engel die Krone los, die er bisher gehalten hatte, und von Neuem auf der Erde hingleitend, so dass man wegen seines langen Rockes unmöglich unterscheiden konnte, ob er ging oder flog, kehrte er in die Kapelle zurück, von wo Johanna ihn sachte den Boden verlassen, und durch die Decke sich erheben sah. Bei diesem Anblicke begann das arme Kind zu weinen, denn ihre Seele die Alles ahmte, was ihr Leib auf Erden würde dulden müssen, hegte den innigen Wunsch, diesem schönen Engel in den Himmel zu folgen; aber der Moment des ewigen Glückes war noch nicht für sie gekommen. Und der Abgesandte des Himmels ließ sie mit gefalteten Händen zurück, ohne ihre Bitte zu bewilligen, wie inbrünstig diese auch war.

Dann stand Johanna mit einem tiefen Seufzer auf, ging zum Könige, und sagte zu ihm, indem sie ihm mit dem Finger die Krone wies, jedoch ohne sie zu berühren: »Edler Dauphin, hier ist Euer Zeichen, nehmt es.« Und Karl VII. verbeugte sich dann vor dem Erzbischof von Rheims, der ihm die Krone auf das Haupt setzte.

Von diesem Momente an war es beinahe entschieden, auf Johanna völliges Vertrauen zusetzen; die Räte verlangten jedoch vom Könige, dass das junge Mädchen vorläufig nach Poitiers gesendet werde, wo der Parlamentshof und mehrere große Gelehrte in der Theologie sich befanden; allein nun erklärte der König, dass er selbst Johanna in diese Stadt führen würde; folglich ließ er ihr am andern Tage sagen, dass sie sich zur Abreise bereit halten möge. Johanna fragte, wohin man sie führen wolle, und es wurde ihr geantwortet: nach Poitiers.

Meiner Treue, ich weiß, dass ich dort viel zu tun, haben werde,« äußerte Johanna; »aber gleichviel der Herr wird mir beistehen. Gehen wir also hin, sobald es dem Könige beliebt, dass wir hingehen.«

Am folgenden Tage reiste Johanna nach der Stadt Poitiers. Sie fand dort alle Gelehrten und Doktoren auf zwanzig Meilen in der Runde versammelt und ihrer harrend; sie wussten bereits das große Vertrauen, welches der König auf dieses junge Mädchen setzte, und da er dieses Vertrauen hegte, ohne sie um Rat gefragt zu haben, hatten sie deshalb einen so großen Ärger gefasst, dass sie dieselbe um jeden Preis in irgend einen Widerspruch hätten verwickeln mögen; daher hatte Johanna, wie sie es zum voraus sagte, viel mit Ihnen zu tun; aber ihre Geistesgegenwart, zu Poitiers wie zu Chinon, verließ sie keinen einzigen Augenblick, so zwar, dass Jeder sich verwunderte, wie ein so armes junges Mädchen, das niemals die Wissenschaft der Männer erlernte, so vernünftig antworten konnte. Obgleich der König, der Erzbischof von Rheims, Herr Karl von Bourbon und Herr de la Trémoille versicherten, dass Johanna ihnen ein unverwerfliches Zeichen ihrer Sendung gegeben habe, so wollte es die gelehrte Versammlung dem Könige und den beiden edlen Seigneurs doch nicht aufs Wort glauben, und ein Carmeliter äußerte sehr ärgerlich, dass, da Johanna ein Zeichen gegeben habe, es ihr mehr nicht kosten würde, zwei Zeichen zu geben.

 

»dies werde ich tun,« antwortete Johanna, »und das Zeichen, das ich Euch geben will, wird die Aufhebung der Belagerung von Orleans, und die Salbung des Königs zu Rheims sein. Gebet mir also Krieger, wie gering auch ihre Zahl sein möge; kommt mit mir, und Ihr werdet zwei Zeichen statt eines bekommen.«

»Aber,« sagte ein Doktor der Theologie vom Orden der Prediger » Brüder, »wenn es der Wille Gottes ist, dass die Engländer aus Frankreich verjagt werden sollen, so bedarf Gott keiner Soldaten, um dieses Wunder zu wirken, weil er nur zu wollen braucht, damit es geschehen, und sein bloßer Wille nicht nur machen kann, dass sie in ihr Land zurückkehren, sondern sie auch vom Ersten bis zum Letzten zu vernichten vermag.

»Die Krieger werden kämpfen,« versetzte Johanna, »und Gott wird den Sieg verleihen.«

»Und sagt uns, meine Liebe,« fragte Bruder Seguin mit der auffallendsten Mundart aus Limoges, »welche Sprache redeten Eure Engel?«

»Eine bessere, als die Eure,« antwortete Johanna.

Ein Anderer zitierte ihre theologische Bücher, welche sagten, dass man weder an Visionen, noch an jene glauben solle, die sie zu haben behaupten.

»Meiner Treue!« v«setzte Johanna, »ich weiß nicht,, was in Euren Büchern steht, aber das weiß ich, dass: im Buche Gottes mehr enthalten ist, als in allen Euren Büchern.«

Übrigens erbaute ihre Lebensweise Jedermann zu Poitiers, wie zu Chinon, und wie zu Vaucouleurs; sie war im Gasthaus des Meisters Johann Raboteau abgestiegen, der eine gute und würdige Frau geheiratet hatte, deren Obhut Johanna anvertraut worden war, und da Johanna fast ihre ganze Zeit im Gebete und mit religiösen Handlungen zubrachte, ging die wackere Wirtin überall hin, und erzählte, dass sie nie ein so, sittsames und frommes Mädchen gesehen habe, als jenes welches in ihrem Gasthofe wohne, so dass wohl vielmehr sie die Andern hüten sollte, als dass sie gehütet werde, sei's von wem immer.

So ging's auch Allen, die sie besuchten, und, nach» dem sie mit ihr gesprochen hatten, von ihr weggingen, und sagten, dass sie ein Geschöpf Gottes sei, und dass man an ihre Worte glauben solle, wie an das Evangelium; endlich kam diese Stimme des Volkes, die man diesmal sicher die Stimme Gottes nennen konnte, z» den Doktoren selbst, und da sie, welche Spitzfindigkeiten sie auch in ihre Fragen legten, nicht ein einziges mal sie in einen Widerspruch oder in eine Ketzerei hatten verwickeln können, erklärten sie zuletzt einstimmig, dass man sich auf sie verlassen, und auszuführen v«suchen müsse, was sie vorschlug.

Der König führte also, sehr vergnügt, Johanna nach Chinon zurück, und es wurde beschlossen, dass die «sie Unternehmung, wobei man sie verwenden würde, darin bestehen sollte, nach Orleans eine Zufuhr von Lebensmitteln zu bringen, die man seit vierzehn Tagen in der Stadt Blois aufstapelte, und woran, wie man wußte, die gute und getreue Stadt Orleans großen Mangel litt.

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