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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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CXXXIV
Das Aeußere und das Innere

Dieses Ministerium, das so viel Mühe hatte, in das Cabinet des Königs zu gelangen, konnte man das Kriegsministerium nennen.

Am 1. März war Kaiser Leopold, getödtet durch die Reizmittel, die er selbst bereitete, gestorben.

Die Königin, welche in irgend einem jacobinischen Pamphlet gelesen hatte, eine Pastetenkruste werde den Kaiser von Oesterreich, richten, die Königin, welche Gilbert hatte kommen lassen, um ihn zu fragen, ob es nicht ein allgemeines Gegengift gebe, die Königin hatte laut geschrieen, ihr Bruder sei vergiftet worden.

Mit Leopold war die temporisirende Politik Oesterreichs gestorben.

Derjenige, welcher den Thron bestieg, Franz II., – den wir gekannt haben, und der, nachdem er der Zeitgenosse unserer Väter gewesen, der unsere wurde, – war gemischt von deutschem und italienischem Blute. Ein Oesterreicher, geboren in Florenz, schwach, heftig, verschmißt; ein redlicher Mann nach dem Sinne der Priester; eine harte, bigotte Seele, seine Falschheit unter einer wohlwollenden Physiognomie verbergend; gleichsam durch Federkraft gehend wie ein Automat, wie die Statue des Gouverneur oder das Gespenst des Königs von Dänemark; seine Tochter seinem Sieger gebend, um Ihm nicht seine Staaten geben zu müssen, sodann ihn von hinten schlagend beim ersten Rückzuge, zu dem ihn der eisige Wind des Nordens nöthigt; Franz II»der Mann der Kerker des Spielbergs, – das ist der Beschützer der Emigrirten, der Verbündete Preußens, der Feind Frankreichs!

Unser Gesandter in Wien, Herr von Noailles, war, so zu sagen, Gefangener in seinem Palaste.

Unserem Gesandten in Berlin, Herrn von Ségur, ging dahin das Gerücht voraus, er komme, um die Geheimnisse des Königs von Preußen dadurch zu ergattern, daß er sich zum Liebhaber seiner Maitressen mache.

Zufällig hatte dieser König von Preußen Maitressen! Herr von Ségnr erschien in der öffentlichen Audienz zugleich mit dem Gesandten von Coblenz.

Der König wandte dem Botschafter Frankreichs den Rücken zu und fragte den Mann der Prinzen sogleich, wie sich der Graf d’Artois befinde.

Preußen glaubte sich zu jener Zeit, wie es sich heute noch glaubt, an der Spitze des deutschen Fortschrittes; es lebte, von den seltsamen philosophischen Traditionen von König Friedrich, der zu den türkischen Widerständen und den polnischen Revolutionen anspornte, während er die Freiheiten Hollands erwürgte; eine Regierung mit gekrümmten Händen, welche unabläßig im trüben Wasser der Revolutionen bald Neuchatel, bald einen Theil von Pommern, bald einen Theil von Polen fischt.

Das waren unsere zwei sichtbaren Feinde: Franz II. und Friedrich Wilhelm; die noch unsichtbaren Feinde waren England, Rußland und Spanien.

Das Haupt dieses ganzen Bundes sollte der kriegerische König von Schweden sein, dieser als Riese bewaffnete Zwerg, den man Gustav III. nannte, und den Katharina II. in ihrer Hand hielt.

Die Thronbesteigung von Franz II. gab sich durch folgende diplomatische Note kund:

1. Die im Königreiche begüterten deutschen Fürsten befriedigen, – mit anderen Worten die kaiserliche Oberlehensherrlichkeit mitten in unseren Departements anerkennen – Oesterreich selbst in Frankreich unterworfen sein.

2. Avignon zurückgeben, damit die Provence, wie früher, zerstückelt sei.

3. Die Monarchie auf dem Fuß vom 22. Juni 1789 wiederherstellen.

Diese Note entsprach augenscheinlich den geheimen Wünschen des Königs und der Königin.

Dumouriez zuckte darüber die Achseln.

Man hätte denken sollen, Oesterreich sei am 23. Juni eingeschlafen, und nach einem dreijährigen Schlafe glaube es am 24. Juni wiederzuerwachen.

Am 16. März 1792 ist Gustav auf einem Balle ermordet worden.

Zwei Tage nach dieser, Frankreich noch unbekannten, Ermordung kam die österreichische Note bei Dumouriez an.

Er brachte sie sogleich Ludwig XVI.

So sehr Marie Antoinette, die Frau der extremen Entschlüsse, einen Krieg wünschte, weil sie glaubte, es sei ein Befreiungskrieg für sie, ebenso sehr fürchtete der König, der Mann der die Mitte behauptenden Entschlüsse, der Langsamkeit, der Ausflüchte und der krummen Wege, eben so sehr, sagen wir, fürchtete der König den Krieg.

In der That, war der Krieg erklärt, so nehmet einen Sieg an: dann war er der Willkür des siegenden Generals preisgegeben; nehmet eine Niederlage an, dann machte ihn das Volk dafür verantwortlich, schrie über Verrath und fiel über die Tuilerien her.

Drang endlich der Feind bis Paris vor, wen brachte er zurück?

Monsieur, das heißt den Regenten des Königreiches.

Ludwig XVI. entthront, Marie Antoinette als als getreue Gattin in Anklagestand versetzt, die Kinder von Frankreich als im Ehebruche erzeugte erklärt, dies waren die Resultate der Rückkehr der Emigration nach Frankreich.

Der König traute den Österreichern, den Deutschen, den Preußen, aber er mißtraute den Emigrirten.

Als er die Note las, begriff er indessen, die Stunde, das Schwert Frankreichs zu ziehen, sei gekommen, und es lasse sich nicht zurückweichen.

Am 20. April treten der König und Dumouriez in die Nationalversammlung ein: sie bringen die Kriegserklärung an Oesterreich.

Die Kriegserklärung wird mit Begeisterung aufgenommen.

Zu dieser feierlichen Stunde, welcher sich zu bemächtigen der Roman nicht den Muth hat, weshalb er sie ganz der Geschichte überläßt, bestehen in Frankreich vier wohl geschiedene Parteien:

Die absoluten Royalisten; die Königin gehört hierzu;

Die constitutionellen Royalisten; der König behauptet, zu diesen zu gehören;

Die Republikaner;

Die Anarchisten.

Die absoluten Royalisten haben, abgesehen von der Königin, keine offenbare Häupter in Frankreich.

Sie werden vertreten im Auslande durch Monsieur, durch den Grafen d’Artois, durch den Prinzen von Condé und durch den Herzog Karl von Lothringen.

Herr von Breteuil in Wien, Herr Merci d’Argenson in Brüssel sind die Repräsentanten der Königin bei dieser Partei.

Die Häupter der constitutionellen Partei sind Lafayette, Bailly, Barnave, Lameth, Duport, kurz die Feuillants.

Der König verlangt nichts Anderes, als das absolute Königthum zu verlassen und mit ihnen zu gehen: er ist indessen mehr geneigt, sich hinten, als vorne zu halten.

Die Häupter der republikanischen Partei sind Brissot, Vergniaud, Guadet, Pétion, Roland, Isnard, Ducos, Condorcet und Couthon.

Die Häupter der Anarchisten sind Marat, Danton, Santerre, Gonchon, Camille Desmoulins, Hébert, Legendre, Fabre d’Eglantine und Collot d’Herbois.

Dumouriez wird sein, was man will, wenn er nur Interesse und Rus dabei findet.

Robespierre ist in den Schatten zurückgetreten: er wartet.

Wem sollte man nun die Fahne der Revolution übergeben, welche Dumouriez, dieser schwankende Patriot, auf der Tribüne der Nationalversammlung geschwungen hatte?

Lafayette, dem Manne vom Marsfelde!

Luckner! Frankreich kannte ihn nur durch das Böse, das er ihm als Parteigänger während des siebenjährigen Krieges zugefügt.

Rochambeau, der vom Kriege nur die Defensive wollte und sich dadurch gedemüthigt fühlte, daß er Dumouriez seine Befehle geradezu an seine Lieutenants richten sah ohne sie die Censur seiner alten Erfahrung passiren zu lassen.

Das waren die drei Männer, welche die drei Armeecorps commandirten, die ins Feld zu rücken bereit finden.

Lafayette hielt das Centrum! er sollte rasch an der Maas hinab, von Givet gegen Namur, marschiren.

Luckner bewachte die Frauche-Comté.

Rochambeau Flandern.

Unterstützt von einem Corps, das Rochambeau von Flandern um er dem Commando von Biron schicken würde, sollte Lafayette Namur nehmen und gegen Brüssel marschiren, wo ihn mit offenen Armen die Revolution von Brabant erwartete.

Lafayette hatte die schöne Rolle: er war in der Vorhut; ihm behielt Dumouriez den ersten Sieg vor.

Dieser Sieg machte ihn zum Obergeneral.

War Lafayette Sieger und Obergeneral, Dumouriez Kriegsminister, so warf man die rothe Mütze ab, man zermalmte mit einer Hand die Gironde, mit der andern die Jacobiner.

Die Gegenrevolution war gemacht!

Aber Robespierre? Robespierre war, wie gesagt, in den Schatten zurückgetreten, und viele behaupteten, es gebe einen unterirdischen Gang von der Bude des Schreiners Duplay zur königlichen Wohnung von Ludwig XVI.

Kam nicht hiervon die später von der Frau Herzogin von Angoulême an Mademoiselle Robespierre bezahlte Pension?

Doch diesmal wie immer ließ Lafayette Lafayette im Stiche.

Dann sollte man den Krieg mit Parteigängern des Friedens machen; die Proviantmeister besonders waren die Freunde unserer Feinde; sie hätten gern unsere Truppen ohne Lebensmittel und ohne Munition gelassen, und das thaten sie auch, um das Brod und das Pulver den Preußen und den Oesterreichern zu sichern.

Ueberdies bemerke man wohl, daß der Mann der dumpfen Ränke, der finstern Schleichwege, Dumouriez, seinen Verkehr mit den Orleans nicht vernachlässigte, ein Verkehr, der seinen Untergang zur Folge hatte.

Biron war ein orleanistischer General.

So sollten Orleanisten und Feuillants, Lafayette und Biron, die ersten Schwertstreiche thun, die Fanfaren des ersten Sieges erschallen lassen.

Am 28. April Morgens bemächtigte sich Biron des Fleckens Qniéprain und marschirte gegen Mons.

Am andern Tage, am 29., begab sich Theobald Dillon von Lille gegen Tournay.

Biron und Dillon, zwei Aristokraten, zwei schöne und tapfere junge Leute, gewandt, geistreich, von der Schule von Richelieu, der Eine offen in seiner patriotischen Gesinnung, der Andere hat noch nicht Zeit gehabt, zu erfahren, welcher Meinung er war: er soll ermordet werden.

Wir haben irgendwo gesagt, die Dragoner seien die aristokratische Waffe des Heeres gewesen: zwei Regimenter Dragoner marschirten an der Spitze der dreitausend Mann von Biron.

 

Plötzlich fangen die Dragoner, ohne nur den Feind zu sehen, an zu schreien: »Rettet Euch! wir sind verrathen!«

Dann drehen sie um und reiten, immer schreiend, über die Infanterie weg, die sie niedertreten; die Infanterie glaubt, sie werden verfolgt, und flieht ebenfalls.

Alles wird von einem panischen Schrecken ergriffen.

Dillon stößt auf ein Corps von neuntausend Oesterreichern; die Dragoner seiner Vorhut bekommen Angst, fliehen, reißen die Infanterie mit sich fort, lassen Fuhrwerk, Equipagen, Artillerie im Stiche und, halten erst in Lille an.

Hier schieben die Flüchtlinge die Feigheit auf ihre Anführer und ermorden Theobald Dillon und den Oberstlieutenant Bertois, wonach sie die Leiber dem Pöbel von Lille preisgeben, der sie aufhängt und um die Leichname tanzt.

Durch wen war diese Niederlage organisirt worden, wer hatte zum Zwecke, das Zagen sich des Herzens der Patrioten bemächtigen und das Vertrauen das Herz des Feindes erfüllen zu machen?

Die Gironde, die den Krieg gewollt hatte und auf zwei Seiten von der doppelten Wunde, die sie erhalten, blutete, die Gironde, – und man muß sagen, aller Anschein gab ihr Recht, – die Gironde klagte den Hof, das heißt die Königin an.

Ihre erste Idee war, Marie Antoinette Schlag für Schlag zurückzugeben.

Doch man hatte dem Königthum Zeit gelassen, sich mit einem Küraß zu bekleiden, der solider als jenes Bruststück, dessen Kugelfestigkeit die Königin in einer Nacht mit Andrée versucht hatte.

Die Königin hatte nach und nach die bekannte, von der constituirenden Versammlung genehmigte, constitutionelle Garde reorganisiert; sie belief sich auf nicht weniger als sechstausend Mann.

Und was für Leute! Raufer und Fechtmeister, welche die Repräsentanten selbst auf den Bänken der Nationalversammlung insultirten; Edelleute aus der Bretagne und der Vendée, Provenzalen von Nimes und Arles, robuste Priester, welche, unter dem Vorwande der Eidesverweigerung, die Soutane abgeworfen und statt des Weihwedels den Degen, den Dolch und die Pistole genommen hatten; überdies eine Welt von St. Ludwigs-Rittern, welche man wußte nicht woher kamen, die man wußte nicht warum decorirte. Dumouriez selbst beklagt sich darüber in seinen Denkwürdigkeiten: welche Regierung auch auf die bestehende folgen mag, sie wird dieses schöne und unglückliche Krenz, das man verschwendet, nicht wieder zu Ehren bringen können. Es sind sechstausend solche Kreuze seit zwei Jahren gegeben worden!

Dies ist so, daß der Minister der auswärtigen Angelegenheiten für sich das große Band ausschlägt und es Herrn von Watteville, Major des Schweizer Regiments Ernest, geben läßt.

Man mußte damit anfangen, daß man den Küraß angriff, dann würde man den König und die Königin schlagen.

Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, bei der ehemaligen Militärschule sei eine weiße Fahne; diese Fahne, welche unverzüglich aufgesteckt werden sollte, habe der König gegeben . . . Das erinnerte an die schwarze Cocarde vom 5. und 6. October.

Bei der dem Volke bekannten contrerevolutionären Gesinnung des Königs und der Königin war man so erstaunt, die weiße Fahne nicht auf den Tuilerien flattern zu sehen, daß man sie an einem schönen Morgen auf einem andern Gebäude zu erschauen erwartete.

Als es Kunde von der Existenz dieser Fahne erhielt, begab sich das Volk nach der Kaserne.

Die Officiere wollten Widerstand leisten, die Soldaten verließen sie.

Man fand eine Fahne so groß wie eine Hand, welche in einen vom Dauphin geschenkten Kuchen gepflanzt worden war.

Doch außer diesem bedeutungslosen Fetzen fand man viele Hymnen zu Ehren des Königs, viele für die Assemblée beleidigende Lieder und Tausende von contrerevolutionären Blättern.

Bazire macht auf der Stelle der Assemblée eine Meldung! die Garde des Königs ist in ein Freudengeschrei ausgebrochen, als sie die Niederlage von Tonrnay und Qniéprain erfuhr; sie hat die Hoffnung ausgedrückt, in drei Tagen werde Valenciennes genommen und in vierzehn Tagen das fremde Heer in Paris sein.

Mehr noch: ein Reiter von dieser Garde, ein guter Franzose, Namens Joachim Murat, der in eine wahre constitutionelle Garde, wie dies ihr Titel bezeichnete, einzutreten geglaubt hatte, nimmt seinen Abschied; – man hat ihn mit Geld bestechen und nach Coblenz schicken wollen.

Diese Garde ist eine furchtbare Waffe in den Händen des Königthums; kann sie nicht auf einen Befehl des Königs gegen die Nationalversammlung marschiren, die Manége umzingeln, die Repräsentanten der Nation gefangen nehmen oder sie vom Ersten bis zum Letzten tödten? Weniger als dies: kann sie nicht den König nehmen, mit ihm Paris verlassen, ihn an die Gränze führen, eine zweite Flucht nach Varennes machen, welche diesmal glücken wird?

Am 22. Mai, drei Wochen nach der doppelten Schlappe von Tonrnay und Qniéprain, schrieb auch Pétion, der neue Maire von Paris, der durch den Einfluß der Königin ernannte Mann, welcher sie von Varennes zurückgebracht hat, und den sie begünstigt ans Haß gegen den, welcher sie hatte fliehen lassen, Pétion schrieb an den Commandanten der Nationalgarde, drückte ihm ganz unverholen seine Befürchtungen über die mögliche Abreise des Königs aus und forderte ihn auf, zu beobachten, zu überwachen und die Patrouillen in der Umgegend zu vervielfältigen.

Zu überwachen, zu beobachten, was? Pétion sagt es nicht.

Die Patrouillen in der Umgegend von was zu vervielfältigen? Dasselbe Schweigen.

Doch wozu die Tuilerien und den König nennen?

Was beobachtet man? den Feind!

Um was vervielfältigt man die Patrouillen? Um das feindliche Lager!

Welches ist das feindliche Lager? Die Tuilerien.

Welcher ist der Feind? Der König.

So ist also die große Frage gestellt.

Es ist Pétion, der kleine Advocat von Chartres, der Sohn eines Procurators, der sie dem Abkömmling vom heiligen Ludwig, dem Enkel von Ludwig XIV., dem König von Frankreich stellt!

Und der König von Frankreich beklagt sich darüber, denn er begreift, daß diese Stimme lauter spricht, als die seine; er beklagt sich in einem Briefe, den das Directorium des Departements an den Mauern von Paris anschlagen läßt.

Pétion bekümmert sich aber nicht im Mindesten darum; er antwortet nicht; er beharrt bei seinem Befehle.

Pétion ist also der wahre König.

Zweifelt Ihr daran, so sollt Ihr sogleich den Beweis erhalten.

Der Bericht von Bazire verlangt, daß man die constitutionelle Garde auflöse und die Verhaftung von Herrn von Brissac, ihrem Chef, beschließe.

Das Eisen war heiß: die Girondisten schmiedeten es als gewaltige Schmiede, was sie waren.

Es handelte sich für sie um Sein oder Nichtsein.

Das Decret wurde an demselben Tage erlassen, die constitutionelle Garde wurde verabschiedet, gegen den Herzog von Brissac erging ein Verhaftsbefehl, und die Posten der Tuilerien wurden wieder der Nationalgarde übergeben.

O Charny! Charny, wo warst Du? Du, der Du in Varennes beinahe die Königin mit Deinen dreihundert Reitern wiedergenommen hättest, was würdest Du in den Tuilerien mit sechstausend Mann gethan haben?

Charny lebte glücklich und vergaß Alles in den Armen von Andrée.

CXXXV
Die Rue Guénégaud und die Tuilerien

Man erinnert sich, daß Grave seine Entlassung verlangt hatte; sie war vom König beinahe, von Dumouriez ganz verweigert worden.

Es war Dumouriez daran gelegen gewesen, Grave, der sein Mann, zu behalten; er hatte ihn in der That behalten; doch bei der Nachricht von der von uns erwähnten doppelten Schlappe mußte er seinen Kriegsminister opfern.

Er gab ihn auf, – einen dem Cerberus der Jacobiner, um sein Gebelle zu beschwichtigen, hingeworfenen Kuchen.

Er nahm statt seiner den Obersten Servan, Exgouverneur der Pagen, welchen er von Anfang an dem König vorgeschlagen.

Allerdings wußte er nicht, was für ein Mann sein College wurde, und welchen Schlag dieser Mann dem Königthum beibringen sollte.

Während die Königin in den Tuilerien wachte und nach dem Horizont schaute, ob sie die so sehr ersehnten Oesterreicher nicht kommen sehe, wachte eine andere Frau in ihrem kleinen Zimmer der Rue Guénégaud.

Die Eine war die Gegenrevolution, die Andere die Revolution.

Man begreift, daß es Madame Roland ist, die wir meinen.

Sie hatte Servan ins Ministerium gebracht, wie Frau von Staël Herrn von Narbonne.

Die Hand der Frauen ist überall in den drei entsetzlichen Jahren: 91, 92, 93.

Servan verließ den Salon von Madame Roland nicht; wie alle Girondisten, deren Hauch, Licht, Energie sie war, inspirirte er sich durch diese muthige Seele, welche unabläßig brannte, ohne sich je zu verzehren.

Man sagte, sie sei die Geliebte von Servan: sie ließ die Leute sagen, und, beruhigt durch ihr Gewissen, lächelte sie über die Verleumdung.

Jeden Tag sah sie ihren Gatten gelähmt vom Kampfe nach Hanse kommen: er fühlte sich gegen den Abgrund mit seinem Collegen Clavié fortgerissen, und dennoch war nichts sichtbar, Alles ließ sich leugnen.

An dem Abend, wo ihm Dumouriez das Ministerium des Innern angeboten, hatte er seine Bedingungen gemacht.

»Ich habe kein anderes Vermögen als meine Ehre,« hatte er gesagt; »meine Ehre soll unbefleckt aus dem Ministerium hervorgehen. Ein Secretär wird allen Conferenzen des Ministerraths beiwohnen und die Meinungsäußerungen von Jedem aufzeichnen; man wird auf diese Art sehen, ob ich mich je gegen den Patriotismus und die Freiheit verfehlt habe.«

Dumouriez hatte beigestimmt; er fühlte das Bedürfniß, die Unpopularität seines Namens mit dem girondistischen Mantel zu bedecken; Dumouriez war einer von den Menschen, welche immer versprechen, entschlossen, später je nach den Umständen nicht zu halten.

Dumouriez hatte nicht gehalten, und Roland hatte vergebens seinen Secretär gefordert.

Da hatte Roland, da er dieses geheime Archiv nicht erlangen konnte, an die Oeffentlichkeit appellirt.

Er hatte das Journal der Thermometer gegründet, er sah aber selbst sehr wohl ein, daß es Sitzungen des Conseil gab, deren unmittelbare Veröffentlichung ein Verrath zum Vortheile des Feindes gewesen wäre.

Die Ernennung von Servan kam ihm zu Hilfe.

Doch das war nicht genug! neutralisiert durch Dumouriez, rückte der Conseil nicht weiter vor.

Die legislative Versammlung hatte wohl einen Schlag gethan: sie hatte die constitutionelle Garde verabschiedet und Brissac verhaftet.

Roland, als er mit Servan am 29. Mai Abends zurückkam, theilte die Neuigkeit zu Hause mit.

»Was hat man mit den verabschiedeten Garden gemacht?« fragte Madame Roland.

»Nichts.«

»Sie sind also frei?«

»Ja; nur sind sie gezwungen gewesen, die blaue Uniform abzulegen.«

»Morgen werden sie die rothe Uniform anziehen und als Schweizer einhergehen.«

Am andern Tage waren in der That die Straßen von Paris von Schweizer Uniformen durchfurcht.

Die verabschiedeten Garden hatten nur die Kleider gewechselt.

Sie waren da, in Paris, streckten den Fremden die Hand entgegen, winkten ihnen zu kommen, bereit, denselben die Barrieren zu öffnen.

Die zwei Männer, Roland und Servan, fanden kein Mittel hiergegen.

Madame Roland nahm ein Blatt Papier, gab Servan eine Feder in die Hand und sagte:

»Schreiben Sie! . . . Antrag, in Paris, aus Veranlassung des Festes vom 14. Juli, ein Lager von zwanzigtausend Freiwilligen zu errichten . . . «

Servan ließ die Feder fallen, ehe er den Satz geendigt hatte.

»Nie wird der König einwilligen!« sagte er.

»Man muß auch nicht dem König diese Maßregel vorschlagen, sondern der Nationalversammlung; man muß sie auch nicht als Minister verlangen, sondern als Bürger.«

Servan und Roland hatten beim Scheine eines Blitzes einen ungeheuren Horizont erschaut.

»Oh! Sie haben Recht!« sagte Servan; »hiermit und mit einem Decrete über die Priester halten wir den König.«

»Sie begreifen wohl, nicht wahr? die Priester, das ist die Gegenrevolution in der Familie und in der Gesellschaft. Die Priester haben dem Credo den Satz beifügen lassen: »»Und diejenigen, welche die Steuer bezahlen, werden verdammt sein!«« Fünfzig beeidigte Priester sind ermordet worden; ihre Häuser hat man geplündert, ihre Felder seit sechs Monaten verwüstet; die Nationalversammlung richte ein Dringlichkeitsdecret gegen die widerspänstigen Priester. Vollenden Sie Ihre Motion, Servan! – Roland wird das Decret redigiren!«

Servan vollendete seinen Satz.

Roland schrieb mittlerweile.

»Die Deportation des widerspänstigen Priesters aus dem Königreiche wird in einem Monat stattfinden, wenn sie von vierundzwanzig activen Bürgern verlangt, vom District gebilligt und von der Regierung ausgesprochen wird; der Deportirte soll drei Franken täglich als Reisekosten bis zur Grenze erhalten.«

 

Servan las seinen Antrag über das Lager von zwanzigtausend Freiwilligen.

Roland las seinen Entwurf des Decretes über die Deportation der Priester.

Die ganze Frage lag in der That hierin.

Handelte der König offen? Verrieth der König?

War der König wahrhaft constitutionell, so würde er die zwei Decrete sanctioniren.

Verrieth der König, so würde er sein Veto beisetzen.

»Ich werde die Motion über das Lager als Bürger unterzeichnen,« sagte Servan.

»Und Vergniaud wird das Decret über die Priester beantragen,« sagten gleichzeitig der Mann und die Frau.

Schon am andern Tage schleuderte Servan sein Verlangen der Nationalversammlung zu.

Vergniaud steckte das Decret in seine Tasche und versprach, es herauszuziehen, wenn es Zeit wäre.

Am Abend der Uebersendung der Motion an die Nationalversammlung trat Servan wie gewöhnlich in den Ministerrath.

Sein Schritt war bekannt; Roland und Clavières unterstützten ihn gegen Dumouriez, Lacoste und Duranthon.

»Oh! kommen Sie, mein Herr, und geben Sie Rechenschaft über Ihr Benehmen!« rief Dumouriez.

»Wem, wenn es beliebt?« fragte Servan.

»Ei! dem König, der Nation, mir!«

Servan lächelte.

»Mein Herr,« sprach Dumouriez, »Sie haben heute einen wichtigen Schritt gethan.«

»Ja,« erwiederte Servan, »ich weiß es, einen höchst wichtigen.«

»Haben Sie die Befehle des Königs eingeholt, um so zu handeln?«

»Nein, mein Herr, ich gestehe es.«

»Haben Sie Ihre Collegen um ihren Rath gefragt?«

»Eben so wenig, als ich die Befehle des Königs eingeholt habe, ich gestehe es.«

»Warum haben Sie dann so gehandelt?«

»Weil das mein Recht als Privatmann und als Bürger war.«

»Also haben Sie als Privatmann und als Bürger diese aufrührerische Motion übergeben?«

»Ja.«

»Warum haben Sie dann Ihrer Unterschrift den Titel Kriegsminister beigefügt?«

»Weil ich der Nationalversammlung beweisen wollte, ich sei bereit, als Minister zu unterstützen, was ich als Privatmann verlange.«

»Mein Herr,« sagte Dumouriez, »was Sie gethan haben, ist das Benehmen zugleich eines schlechten Bürgers und eines schlechten Ministers!«

»Mein Herr,« erwiederte Servan, »erlauben Sie mir, nur mich zum Richter über Dinge zu nehmen, welche mein Gewissen betreffen; hätte ich einen Richter bei einer so zarten Frage zu nehmen, so würde ich darnach trachten, daß er nicht Dumouriez hieße.«

Dumouriez erbleichte und machte einen Schritt gegen Servan.

Dieser legte die Hand an den Griff seines Degens. Dumouriez that dasselbe.

In diesem Augenblicke trat der König ein.

Er wußte noch nichts von der Motion von Servan.

Man schwieg.

Am andern Tage wurde das Decret, das die Versammlung der zwanzigtausend Föderierten in Paris verlangte, in der Assemblée verhandelt.

Der König war bestürzt bei dieser Nachricht.

Er ließ Dumouriez rufen.

»Sie sind ein treuer Diener, mein Herr.« sagte er zu ihm, »ich weiß, wie Sie sich der Interessen des Königthums gegen diesen elenden Servan angenommen haben.«

»Ich danke Eurer Majestät,« erwiederte Dumouriez.

Dann, nach einer Pause, fragte er:

»Der König weiß, daß das Decret durchgegangen ist?«

»Nein, doch gleichviel; ich bin bei diesem Umstande entschlossen, von meinem Rechte des Veto Gebrauch zu machen.«

Dumouriez schüttelte den Kopf.

»Das ist nicht Ihre Ansicht, mein Herr?« fragte der König.

»Sire,« antwortete Dumouriez, »ohne irgend eine Widerstandskraft, so, wie Sie es sind, dem Argwohne der Mehrzahl der Nation, der Wuth der Jacobiner, der tiefen Politik der republicanischen Partei bloßgestellt, – wird ein solcher Entschluß von Ihrer Seite eine Kriegserklärung sein.«

»Gut, es sei, Krieg! Ich führe ihn wohl mit meinen Freunden: ich kann ihn mit meinen Feinden führen.«

»Sire, beim einen haben Sie zehn Chancen des Sieges; beim andern zehn Chancen der Niederlage!«

»Sie wissen also nicht, in welcher Absicht man die zwanzigtausend Mann fordert?«

»Eure Majestät erlaube mir, fünf Minuten frei zu reden, und ich werde ihr beweisen, daß ich nicht nur weiß, was man begehrt, sondern auch vermuthe, was geschehen wird.«

»Sprechen Sie, mein Herr,« sagte der König: »ich höre.«

Und, in der That, den Ellenbogen auf den Arm seines Fauteuil gestützt, den Kopf in seine hohle Hand gelegt, hörte Ludwig XVI.

»Sire,« sprach Dumouriez, »diejenigen, welche dieses Decret verlangt haben, sind eben so sehr die Feinde des Vaterlands, als die des Königs.«

»Sie sehen wohl!« unterbrach Ludwig XVI., »Sie gestehen es selbst!«

»Ich sage mehr: seine Vollziehung kann ein großes Unglück herbeiführen.«

»Nun, also!«

»Erlauben Sie, Sire . . . «

»Ja; weiter! weiter!«

»Der Kriegsminister ist sehr strafbar, daß er eins Versammlung von zwanzigtausend Mann bei Paris verlangt hat, während unsere Heere schwach, unsere Gränzen entblößt, unsere Kassen erschöpft sind.«

»Oh!« murmelte der König, »strafbar, ich glaube es wohl!«

»Nicht nur strafbar, Sire, sondern auch unklug, – was noch viel schlimmer ist! unklug, daß er bei der Nationalversammlung die Zusammenkunft einer undisciplinirten Schaar beantragt, welche unter einem Namen herbeigerufen wird, der ihren Patriotismus übermäßig steigern muß, so daß sich der erste, der beste Ehrgeizige derselben bemächtigen kann.«

»Oh! es ist die Gironde, die durch die Stimme von Servan spricht.«

»Ja,« erwiederte Dumouriez, »doch die Gironde wird nicht den Nutzen davon haben.«

»Es sind vielleicht die Feuillants, die den Nutzen ziehen werden?«

»Weder die Eine, noch die Andern; es werden die Jacobiner sein! die Jacobiner, deren Verbindungen sich über das ganze Königreich erstrecken, und die unter zwanzigtausend Föderierten vielleicht neunzehntausend Adepten finden werden. Glauben Sie also mir, Sire, die Beförderer des Decrets werden durch das Decret selbst gestürzt werden.«

»Ah! wenn ich das glaubte, so würde ich mich bei, nahe trösten!« rief der König.

»Ich denke also, Sire, das Decret ist gefährlich für die Nation, für den König, für die Nationalversammlung und besonders für seine Urheber, deren Strafe es sein wird; und dennoch können Sie meiner Ansicht nach nichts Anderes thun, als es sanctioniren; es ist durch eine so tiefe Bosheit hervorgerufen worden, daß ich sage, Sire, es steckt eine Frau dahinter!«

»Madame Roland, nicht wahr? Warum stricken oder spinnen die Frauen nicht, statt Politik zu treiben?«

»Was wollen Sie, Sire? Frau von Maintenon, Frau von Pompadour und Madame Dubarry haben es dahin gebracht, daß sie die Gewohnheit verloren . . . Das Decret, sagte ich, ist durch eine Bosheit hervorgerufen, mit Heftigkeit debattirt, mit Begeisterung angenommen worden; alle Welt ist verblendet hinsichtlich dieses unglücklichen Decrets; machen Sie dabei von Ihrem Veto Gebrauch, so wird es nichtsdestoweniger vollzogen werden. Statt zwanzigtausend Mann versammelt durch ein Gesetz, die man folglich Ordonnanzen unterwerfen kann, werden aus den Provinzen, zur Zeit der Föderation, vierzigtausend Mann ohne ein Decret ankommen, welche mit einem Streiche die Constitution, die Nationalversammlung und den Thron umstürzen können! . . . Wären wir Sieger gewesen, statt Besiegte zu sein,« fügte Dumouriez die Stimme dämpfend bei; »hätte ich einen Vorwand gehabt, um Lafayette zum Obergeneral zu machen und hunderttausend Mann in seine Hand zu geben, Sire, dann sagte ich zu Ihnen: »»Nehmen Sie nicht an! . . . «« Wir sind aber auswärts wie im Innern geschlagen, und ich sage, Sire: »»Nehmen Sie an!««

In diesem Augenblick kratzte man an der Thüre des Königs.

»Herein!« rief Ludwig XVI.

Es war der Kammerdiener Thierry.

»Sire,« meldete er, »Herr Duranthon, der Justizminister, verlangt Eure Majestät zu sprechen.«

»Was will er von mir? Sehen Sie nach, Herr Dumouriez.«

Dumouriez ging hinaus.

In derselben Secunde wurde der Vorhang an der Verbindungsthüre, welche zur Königin ging, aufgehoben, und Marie Antoinette erschien.

»Sire! Sire!« sagte sie, »halten Sie fest! Dieser Dumouriez ist ein Jacobiner wie die Andern! Hat er nicht die rothe Mütze aufgesetzt? Was Lafayette betrifft: Sie wissen, ich will lieber ohne ihn zu Grunde gehen, als durch ihn gerettet werden!«

Und da man die Tritte von Dumouriez sich der Thüre nähern hörte, fiel der Vorhang wieder, und die Vision verschwand.

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