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Der Graf von Bragelonne

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»Oh! Madame, Madame,« stammelte er.

»Höret mich an,« fuhr sie fort, »habt Ihr auf mich verzichtet, einmal durch die Nothwendigkeit, sodann um meiner Bitte zu entsprechen, so werdet Ihr mich besser beurtheilen, und Ihr werdet, dessen bin ich sicher, an die Stelle dieser Liebe, – verzeiht mir, dieser Tollheit – eine aufrichtige Liebe treten lassen, die Ihr mir dann anbietet und die ich, das schwöre ich Euch, herzlich annehme.«

Schweiß auf der Stirne, den Tod im Herzen, Schauer in den Adern, biß sich Guiche auf die Lippen, stampfte mit dem Fuß und verschlang mit einem Wort alle seine Schmerzen.

»Madame,« sagte er, »was Ihr mir da anbietet, ist unmöglich, und ich nehme einen solchen Handel nicht an.«

»Wie!« rief Madame, »Ihr schlagt meine Freundschaft aus?«

»Nein, nein, keine Freundschaft, Madame, ich will eher vor Liebe sterben, als aus Freundschaft leben.«

»Herr Graf.«

»Oh! Madame,« rief Guiche, »ich habe jenen äußersten Augenblick erreicht, wo es keine andere Rücksicht, keine andere Ehrerbietung mehr gibt, als die Rücksicht und die Ehrerbietung eines redlichen Mannes gegen eine angebetete Frau. Jagt mich fort, verflucht mich, zeigt mich an, Ihr werdet gerecht sein; ich habe mich über Euch beklagt, doch ich habe mich nur so bitter beklagt, weil ich Euch liebe; ich sagte Euch, ich würde sterben, ich werde sterben; lebe ich, so werdet Ihr mich vergessen; den Todten werdet Ihr nicht vergessen, dessen bin ich sicher.«

Und sie, welche ganz träumerisch und eben so bewegt, als der junge Mann, dastand, wandte einen Moment den Kopf ab, wie er ihn einen Augenblick zuvor selbst abgewandt hatte.

Dann nach kurzem Stillschweigen fragte sie:

»Ihr liebt mich also sehr?«

»Oh! wahnsinnig. Dergestalt, daß ich darob sterbe, wie Ihr sagtet. Dergestalt, daß ich darob sterbe, sei es, daß Ihr mich fortjaget, sei es, daß Ihr mich noch anhöret.«

»Dann ist es ein Uebel ohne Hoffnung,« sprach sie mit einer freudigen Miene, »ein Uebel, das man mit besänftigenden Mitteln behandeln muß . . . Gebt mir Eure Hand . . . Sie ist eiskalt.«

Guiche kniete nieder und drückte seinen Mund nicht auf eine, sondern auf die beiden brennenden Hände von Madame.

»Liebt mich also, da es nicht anders sein kann,« sprach die Prinzessin.

Und sie drückte ihm beinahe unmerklich die Finger und hob ihn so auf, halb wie es eine Königin, halb wie es eine Liebende gethan hätte.

Guiche schauerte am ganzen Leib.

Madame fühlte diesen Schauer durch die Adern des jungen Mannes laufen und sah ein, daß dieser sie wahrhaft liebe.

»Euern Arm, Graf, wir wollen zurückkehren,« sagte sie.

»Ah! Madame,« erwiederte Guiche schwankend, geblendet, eine Flammenwolke vor den Augen. »Ah! Ihr habt ein drittes Mittel gefunden, mich zu tödten.«

»Zum Glück ist es das längste, nicht wahr sprach sie.

Und sie zog ihn zu den Alleen fort,

III.
Die Correspondenz von Aramis

Während die Angelegenheiten von Guiche, so völlig beigelegt, ohne daß er die Ursache der Besserung errathen konnte, die unerwartete Wendung nahmen, die wir sie haben nehmen sehen, hatte sich Raoul, der die Aufforderung von Madame begriffen, entfernt, um diese Erklärung, deren Resultate er entfernt nicht ahnen konnte, nicht zu stören, und war zu den im Blumengarten zerstreuten Damen zurückgekehrt.

Während dieser Zeit las der Chevalier von Lorraine, der in sein Zimmer hinaufgegangen war, mit Erstaunen den Brief von Wardes, der ihm erzählte, oder vielmehr durch die Hand seines Kammerdieners, den Degenstich, den er in Calais bekommen, und alle Einzelheiten dieses Abenteuers erzählen ließ, mit der Aufforderung, Guiche und Monsieur das mitzutheilen, was jedem von ihnen bei diesem Ereigniß besonders unangenehm sein dürfte,

Wardes legte einen besondern Werth darauf, dem Chevalier die Heftigkeit der Liebe von Buckingham für Madame darzuthun und er endigte seinen Brief damit, daß er sagte, er glaube, diese Liebe werde erwiedert.

Beim Lesen des letzten Paragraphen zuckte der Chevalier die Achseln; Wardes war in der That noch sehr weit zurück, wie man hat sehen können.

Wardes war erst bei Buckingham.

Der Chevalier warf über seine Schulter den Brief auf einen nahen Tisch und sagte mit verächtlichem Ton:

»In der That, das ist unglaublich; der arme Wardes ist doch ein Bursche von Geist, aber wahrhaftig, das scheint er hier nicht zu sein, so schnell verdummt man in der Provinz. Der Teufel hole diesen Einfaltspinsel, der mir wichtige Dinge hätte schreiben sollen und mir nur Albernheiten schreibt. Statt dieses armseligen, nichts bedeutenden Briefs würde ich dort in den Alleen eine gute Intrigue gefunden haben, welche eine Frau compromittirte, einem Mann vielleicht einen Degenstich eingetragen und Monsieur drei Tage lang belustigt hätten.«

Er schaute auf seine Uhr und fuhr dann fort:

»Nun ist es zu spät. Ein Uhr Morgens, es muß Jedermann zum König zurückgekehrt sein, wo man die Nacht vollends zubringt; ah! das ist eine verlorene Fährte, und ohne einen besonderen Glücksfall . . . «

Und während er diese Worte sprach, näherte sich der Chevalier, als wollte er sein gutes Gestirn herbeirufen, verdrießlich dem Fenster, das auf einen ziemlich einsamen Theil des Gartens ging.

Sogleich und als wäre ein böser Genius zu seinen Diensten gewesen, erblickte er, in Gesellschaft eines Mannes nach dem Schlosse zurückkehrend, eine seidene Mantille von dunkler Farbe, und erkannte die Tournure, die ihm eine halbe Stunde zuvor aufgefallen war.

»Ei! mein Gott!« dachte er, in die Hände klatschend, »Gott verdamme mich! wie unser Freund Buckingham sagt, da ist mein Geheimniß!«

Und er sprang rasch die Stufen herab, in der Hoffnung, rechtzeitig im Hof anzukommen, um die Frau in der Mantille und ihren Gefährten zu erkennen.

Als er aber an die Thüre des kleinen Hofes kam, stieß er beinahe mit Madame zusammen, deren strahlendes Gesicht voll reizender Offenbarungen unter dieser Mantille erschien, die sie beschützte, ohne sie zu verbergen.

Leider war Madame allein.

Der Chevalier begriff, daß, als er sie vor nicht fünf Minuten mit einem Cavalier gesehen, dieser Cavalier nicht sehr ferne sein mußte.

Deshalb nahm er sich kaum die Zeit, die Prinzessin zu grüßen, während er sich indessen auf die Seite stellte, um sie vorübergehen zu lassen; denn nachdem sie einige Schritte mit der Raschheit einer Frau gemacht, welche erkannt zu werden befürchtet, als ferner der Chevalier sah, daß sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, um sich um ihn zu bekümmern, eilte er in den Garten, schaute nach allen Seiten und umfaßte mit seinen Blicken so viel Horizont, als er nur immer konnte.

Er kam zu rechter Zeit an. Der Cavalier, welcher Madame begleitet hatte, war noch im Bereiche des Gesichts; nun ging er rasch auf einen Flügel des Schlosses zu, hinter welchem er zu verschwinden im Begriff war.

Es war keine Minute zu verlieren, der Chevalier eilte ihm nach, entschlossen, langsamer zu gehen, wenn er dem Unbekannten nahe wäre, aber wie schnell er auch lief, der Unbekannte hatte sich vor ihm um den Seitenweg gewendet.

Es war indessen klar, daß, da der Unbekannte nun fachte, nachdenkend und den Kopf gebeugt unter dem Gewicht des Kummers oder des Glückes ging, der Chevalier ihn, sobald er sich um die Ecke gedreht, wäre er nicht durch eine Thüre eingetreten, unfehlbar einholen würde.

Dies würde gewiß geschehen sein, wäre der Chevalier nicht in dem Augenblick, wo er um die Ecke ging, auf zwei Personen gestoßen, die sich in entgegengesetzter Richtung um dieselbe drehten.

Der Chevalier war ganz bereit, diesen zwei Aergerlichen schlimm mitzuspielen, als er aufschreiend den Herrn Oberintendanten erkannte.

Fouquet war begleitet von einer Person, die der Chevalier zum ersten Mal sah.

Diese Person war seine Seine Herrlichkeit der Bischof von Vannes.

Zurückgehalten durch die Gewichtigkeit des Mannes und gezwungen durch den Wohlanstand, da sich zu entschuldigen, wo er Entschuldigungen zu empfangen erwartete, machte der Chevalier einen Schritt rückwärts; Md da Fouquet, wenn nicht die Freundschaft, doch wenigstens die Achtung von aller Welt genoß, da der König selbst, obgleich er mehr sein Feind, als sein Freund war, Herrn Fouquet als einen ansehnlichen Mann behandelte, so that der Chevalier, was der König selbst gethan hätte, er grüßte Herrn Fouquet, der seinen Gruß mit einer freundlichen Höflichkeit erwiederte, da er sah, daß dieser Cavalier ihn aus Unachtsamkeit und durchaus aus keiner bösen Absicht gestoßen hatte.

Dann beinahe so gleich, als er den Chevalier von Lorraine erschaut hatte, machte er ihm ein paar Komplimente, die dieser ebenfalls zu erwiedern genöthigt war.

So kurz dies Gespräch war, so sah doch der Chevalier von Lorraine zu seinem tödtlichen Mißvergnügen seinen Unbekannten abnehmen und allmälig im Schatten verschwinden.

Der Chevalier ergab sich darein, und kam, so bald er sich einmal ergeben hatte, gänzlich auf Fouquet zurück.

»Ah! mein Herr,« sagte er, »Ihr kommt sehr spät an. Man war hier sehr besorgt über Eure Abwesenheit, und ich habe gehört, wie sich Monsieur darüber wunderte, daß Ihr, während Ihr vom König eingeladen waret, nicht eingetroffen seid.«

»Es war mir unmöglich, mein Herr, und so bald ich mich frei machen konnte, begab ich mich hierher.«

»Paris ist ruhig?«

»Vollkommen. Paris hat seine letzte Steuer sehr gut aufgenommen.«

»Ah! ich begreife, Ihr wolltet Euch von diesem guten Willen überzeugen, ehe Ihr an unseren Festen Theil nahmet.«

»Ich komme nichts desto weniger etwas spät. Ich wende mich daher an Euch, mein Herr, und frage Euch, ob der König außerhalb oder im Schloß ist, ob ich ihn diesen Abend sehen kann, oder ob ich bis morgen warten muß.«

»Wir haben den König seit ungefähr einer halben Stunde aus dem Gesicht verloren,« antwortete der Chevalier.

 

»Er wird vielleicht bei Madame sein?« fragte Fouquet.

»Bei Madame, ich glaube nicht . denn ich habe so eben Madame begegnet, welche auf der kleinen Treppe nach Hause kehrte, und wenn der Cavalier, den Ihr vorhin gekreuzt habt, nicht der König in Person war . . . «

Und der Chevalier wartete, in der Hoffnung, er würde den Namen von dem, welchen er verfolgt, erfahren.

Doch Fouquet, hatte er nun Guiche erkannt oder nicht erkannt, antwortete nur:

»Nein, mein Herr, er war es nicht.«

Den Chevalier grüßte er zierlich; doch als er, während er grüßte, zum letzten Mal umhergeschaut und Herrn Colbert mitten in einer Gruppe erblickt hatte, sagte er zum Oberintendanten:

»Ah! mein Herr, dort unter den Bäumen ist Einer, der Euch besser unterrichten wird, als ich.«

»Wer?« fragte Fouquet, dessen schwaches Gesicht die Finsterniß nicht durchdrang.

»Herr Colbert,« antwortete der Chevalier.

»Ah! sehr gut. Der Mann, der dort mit den Leuten, welche Fackeln tragen, spricht, ist Herr Colbert.«

»Er gibt seine Befehle für morgen, den Menschen, welche die Illuminationen zu besorgen haben.«

»Ich danke, mein Herr!« sagte Herr Fouquet.

Und er machte eine Bewegung mit dem Kopf, welche bedeutete, er habe Alles erfahren, was er zu wissen wünschte.

Der Chevalier, der gerade im Gegentheil nichts erfahren hatte, entfernte sich nach einer tiefen Verbeugung.

Kaum hatte er sich entfernt, als Fouquet, die Stirne faltend, in eine tiefe Träumerei versank.

Aramis schaute ihn einen Augenblick mit einer Art von Mitleid, voll Traurigkeit an.

»Nun!« sagte er, »Ihr seid schon bei dem Namen dieses Menschen allein bewegt. Vorhin triumphirend und freudig, werdet Ihr düster beim Anblick dieses geringfügigen Gespenstes. Sprecht, Herr, glaubt Ihr an Euer Glück?«

»Nein!« antwortete Fouquet traurig.

»Und warum dies?«

»Weil ich in diesem Augenblick zu glücklich bin,« erwiederte er mit zitternder Stimme.

»Ah! mein lieber d’Herblay, Ihr, der so gelehrt seid, müßt die Geschichte eines gewissen Tyrannen von Samos kennen. Was kann ich in das Meer werfen, um das zukünftige Unglück zu entwaffnen! Oh! ich wiederhole Euch, mein Freund, ich bin zu glücklich! so glücklich, daß ich mir nichts mehr über dem, was ich habe, wünsche. Ich bin so hoch gestiegen . . . Ihr kennt meinen Wahlspruch: quo non ascendens. Ich bin so hoch gestiegen, daß ich nur noch herabzusteigen habe. Es ist mir also nicht möglich, an den Fortgang eines Glückes zu glauben, das schon mehr, als menschlich ist.«

Aramis lächelte, indem er auf Fouquet sein so seines und einschmeichelndes Auge heftete, und sprach:

»Kennte ich Euer Glück, so würde ich vielleicht Eure Ungunst befürchten; doch Ihr beurtheilt mich als wahrer Freund, das heißt, Ihr findet mich gut für das Unglück, nicht wahr? Ich weiß, das ist schon ungeheuer; doch in der That, ich habe wohl das Recht, von Euch zu verlangen, daß Ihr mir von Zeit zu Zeit die glücklichen Dinge mittheilt, die Euch begegnen, und an denen ich, wie Ihr wißt, mehr als an denen, die mir selbst begegnen, Antheil nehmen würde.«

»Mein lieber Prälat,« erwiederte Fouquet lachend, »meine Geheimnisse sind zu profan, als daß ich sie einem Bischof, so weltlich er auch sein mag, anvertrauen sollte.«

»Bah! in der Beichte.«

»Oh! ich würde zu sehr erröthen, wenn Ihr mein Beichtiger wäret.«

Hierbei seufzte Fouquet.

Aramis schaute ihn abermals ohne eine andere Kundgebung seines Gedankens, als sein stummes Lächeln an.

»Ah!« sagte er, »die Verschwiegenheit ist eine große Tugend.«

»Stille!« sprach Fouquet. »Das giftige Thier hat mich erkannt und nähert sich uns.«

»Colbert.«

»Ja; entfernt Euch, mein, lieber d’Herblay, dieser Knauser soll uns nicht beisammen sehen, er würde eine Abneigung gegen Euch fassen.«

Aramis drückte ihm die Hand und erwiederte:

»Wozu bedarf ich seiner Freundschaft? seid Ihr nicht da?«

»Ja, aber ich werde vielleicht nicht immer da sein,« entgegnete Fouquet schwermüthig.

»An diesem Tage, wenn er je kommt,« versetzte Aramis ruhig, »werden wir der Freundschaft von Herrn Colbert zu entbehren oder seinem Widerwillen zu trotzen wissen. Doch sagt mir, lieber Herr Colbert . . . Doch sagt mir, mein lieber Herr Fouquet, statt mit diesem Knauser zu sprechen, wie Ihr ihn zu nennen ihm die Ehre erweist, ein Gespräch, dessen Nutzen ich nicht einsehe, begebt Ihr Euch nicht, wenn nicht zum König, doch wenigstens zu Madame.«

»Zu Madame!« erwiederte der Oberintendant, zerstreut durch seine Erinnerungen. »Ja, allerdings, zu Madame.«

»Ihr erinnert Euch,« fuhr Aramis fort, »daß man Euch mitgetheilt hat, wie hoch Madame seit ein paar Tagen in der Gunst steht. Ich glaube, es entspricht Eurer Politik und unsern Plänen . daß Ihr beständig den Freundinnen Seiner Majestät den Hof macht. Das ist das Mittel, dem wachsenden Ansehen von Herrn Colbert das Gegengewicht zu halten. Begebt Euch also so bald als möglich zu Madame und lenkt uns diese Verbündete zu.«

»Seid Ihr denn sicher, daß der König wirklich auf sie in diesem Augenblick seine Augen geheftet hat?«

»Hätte sich der Wind gedreht, so wäre dies erst seit diesem Morgen geschehen. Ihr wißt, daß ich meine Polizei habe.«

»Gut, ich gehe auf der Stelle, und Ich habe auf jeden Fall mein Mittel, um mich einzuführen: das ist ein herrliches Paar antiker in Diamanten gefaßter Cameen.«

»Ich habe es gesehen, es gibt nichts Reicheres und Königlicheres.«

Sie wurden in diesem Augenblick durch einen Lackei, der einen Courier herbeiführte, unterbrochen.

»Für den Herrn Oberintendanten,« sagte laut der Courier, indem er Fouquet einen Brief reichte.

»Für Monseigneur den Bischof von Vannes,« sprach leise der Lackei, der Aramis einen Brief übergab.

Und da der Lackei eine Fackel trug, so stellte er sich zwischen den Oberintendanten und den Bischof, damit Beide zu gleicher Zeit lesen konnten.

Beim Anblick der seinen und gedrängten Schrift des Umschlags bebte Herr Fouquet vor Freude. Nur diejenigen, welche lieben oder geliebt haben, werden seine Unruhe von Anfang, sein Glück hernach begreifen.

Er entsiegelte rasch den Brief, der nur folgende Worte enthielt:

»Es ist eine Stunde, daß ich Dich verlassen, ein Jahrhundert, daß ich Dir gesagt habe, ich liebe Dich.«

Dies war Alles.

Frau von Vellière hatte in der That Fouquet vor einer Stunde verlassen, nachdem sie zwei Tage bei ihm zugebracht, und aus Furcht, die Erinnerung an sie könnte sich zu lange von dem Herzen fern halten, nach dem sie sich sehnte, schickte sie ihm den Courier, der dieses wichtige Sendschreiben überbringen mußte.

Fouquet küßte den Brief und bezahlte ihn mit einer Hand voll Gold.

Aramis las, wie gesagt, seinerseits, doch mit mehr Ruhe und Ueberlegung, folgendes Billet:

»Der König ist diesen Abend von einem seltsamen Schlag berührt worden; eine Frau liebt ihn. Er hat durch einen Zufall, indem er horchte, das Gespräch derselben mit ihren Gefährtinnen erfahren. So gibt sich der König ganz dieser neuen Laune hin. Die Erwähnte ist Fräulein de la Vallière, und von einer zu mittelmäßigen Schönheit, als daß diese Laune eine zu große Leidenschaft werden sollte.

»Gebet Acht auf Fräulein de la Vallière.«

Nicht ein Wort von Madame.

Aramis faltete langsam das Billet zusammen und steckte es in seine Tasche.

Fouquet schlürfte immer noch die Wohlgerüche seines Briefes.

»Monseigneur,« sagte Aramis, Fouquet am Arm berührend.

»Was?« fragte dieser.

»Es kommt mir ein Gedanke. Kennt Ihr ein kleines Mädchen, das man La Vallière nennt?«

»Wahrlich nein.«

»Sucht wohl.«

»Ah! ja, ich glaube eines von den Ehrenfräulein von Madame?«

»Das muß es sein.«

»Nun? hernach?«

»Nun! Diesem kleinen Mädchen müßt Ihr heute Abend einen Besuch machen.«

»Bah! und warum?«

»Mehr noch, diesem kleinen Mädchen müßt Ihr Eure Cameen geben.«

»Geht doch!«

»Ihr wißt, daß ich ein Mann von gutem Rath bin.«

»Doch dieses unvorhergesehene . . . «

»Das ist meine Sache. Geschwinde der kleinen La Vallière einen ordnungsgemäßen Hof gemacht. Ich verbürge mich bei Frau von Vellière, daß es ein ganz politischer Hof ist.«

»Was sagt Ihr da, mein Freund?« rief Fouquet, »welchen Namen habt Ihr da ausgesprochen?«

»Einen Namen, der Euch beweisen muß, Herr Oberintendant, daß ich, sehr gut unterrichtet über Euch, auch über die Andern gut unterrichtet sein kann. Macht der kleinen La Vallière den Hof.«

»Ich mache den Hof, wem Ihr wollt,« erwiederte Fouquet, das Paradies im Herzen.

»Ah! ah! steigt wieder auf die Erde herab, Reisender im siebenten Himmel,« sagte Aramis, »seht, hier ist Herr Colbert. Oh! er hat rekrutirt, während wir lasen; er ist umringt, man spendet ihm Lob, man wünscht ihm Glück, er ist offenbar eine Macht.«

Colbert kam in der That, escortirt von Allem, was an Höflingen in den Gärten übrig war, heran, und Jeder machte ihm über die Anordnung des Festes Complimente, die seinem Hochmuth ungemein schmeichelten.

»Wenn la Fontaine da wäre,« sagte Fouquet lächelnd, »welche schöne Gelegenheit wäre es für ihn, die Fabel von seinem Frosch zu recitiren, der sich so dick machen will, als ein Ochs.«

Colbert kam in einen vom Licht blendenden Kreis, Fouquet erwartete ihn unempfindlich und leicht höhnisch.

Colbert lächelte ihn an, er hatte seinen Feind schon seit einer Viertelstunde gesehen und näherte sich ihm mit einer Schlangenwindung.

Das Lächeln von Colbert weissagte eine Feindseligkeit.

»Ho! ho!« sagte Aramis leise zum Oberintendanten, »der Schuft wird abermals einige Millionen von Euch verlangen, um sein Feuerwerk und seine farbigen Gläser zu bezahlen.«

Colbert grüßte zuerst mit einer Miene, die er ehrerbietig zu machen sich anstrengte.

Fouquet rührte kaum den Kopf.

»Nun! Monseigneur,« fragte Colbert, »was sagen Eure Augen? haben wir guten Geschmack gehabt?«

»Einen vortrefflichen Geschmack,« antwortete Fouquet, ohne daß man in seinen Worten den, geringsten Spott bemerken konnte.

»Oh!« erwiederte Colbert höhnisch, »Ihr seid sehr nachsichtig. Wir sind arm, wir Leute des Königs, und Fontainebleau ist kein Ort, der sich mit Vaux vergleichen läßt.«

»Das ist wahr,« sprach phlegmatisch Fouquet, der alle Schauspieler dieser Scene beherrschte.

»Was wollt Ihr, Monseigneur?« fuhr Colbert fort, »wir haben es nach unsern kleinen Mitteln eingerichtet.«

Fouquet machte eine Geberde der Beistimmung.

»Aber,« sprach Colbert, »es wäre Eurer Herrlichkeit würdig, Seiner Majestät ein Fest in Euren wundervollen Gärten zu bieten . . . in diesen Gärten, die Euch sechzig Millionen gekostet haben.«

»Zwei und siebenzig,« sagte Fouquet.

»Ein Grund mehr. Das wäre wahrhaft prächtig.«

»Glaubt Ihr, mein Herr, Seine Majestät würde sich herablassen, meine Einladung anzunehmen?« fragte Fouquet.

»Oh! ich zweifle nicht daran, und ich verbürge mich sogar dafür!« rief Colbert lebhaft.

»Das ist sehr liebenswürdig von Euch,« sagte Fouquet. »Ich kann also darauf zählen?«

»Ja, ja, gewiß.«

»Dann werde ich mich berathen,« sprach Fouquet. »Nehmt es an, nehmt es an,« sagte Aramis leise und rasch.

»Ihr werdet Euch berathen,« wiederholte Colbert.

»Ja,« antwortete Fouquet, »um zu erfahren, an welchem Tag ich dem König meine Einladung machen kann.«

»Oh! schon heute Abend, Monseigneur, schon heute Abend.«

»Angenommen,« sagte der Oberintendant. »Ich möchte Euch gern einladen, meine Herren, doch Ihr wißt, daß überall, wohin der König geht, der König zu Hause ist; es ist. also Eure Sache, Euch von Seiner Majestät einladen zu lassen.«

Es entstand ein freudiger Lärmen in der Menge.

Fouquet grüßte und ging ab.

»Elender Hochmuthsnarr!« sagte Colbert, »Du nimmst an, und Du weißt, daß Dich das zehn Millionen kostet.«

»Ihr habt mich zu Grunde gerichtet,« flüsterte Fouquet Aramis zu.

»Ich habe Euch gerettet,« entgegnete dieser, während Fouquet die Stufen der Freitreppe hinaufstieg und den König fragen ließ, ob er noch sichtbar wäre.

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