MORIGNONE

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Из серии: Romanserie Morignone #1
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1. Gefährliches Terrain

2. Die Pflanzenretterin

3. Flirtstimmung

4. Nachtasyl

5. Zweierteam

6. Der Frevel

7. Italien

8. Katzenpheromone

9. Ein seltsamer Fund

10. Zollgebühren

11. Ein übler Scherz

12. Sodom und Gomorrha

13. Der Sturz

14. Mitfahrgelegenheit

15. Bange Fahrt

16. Kleine Galgen

17. Lügen und Geständnisse

18. Die Abkürzung

19. Der Tschugger

20. Zwischen Leben und Tod

21. Rückwärts voran

22. Alpenrosenversteck

23. Nonna del diavolo

Impressum neobooks

MORIGNONE Roman

Von Volker Lüdecke

Buchbeschreibung:

Als 1987 in den italienischen Alpen der Berghang des Pizzo Copetto über der Ortschaft Morignone kollabierte und die Bewohner tötete, dachten die wenigsten als Ursache an den Klimawandel, im Gegenteil, damals prognostizierte man der Menschheit eine neue Eiszeit.

Heute würde die Erforschung der Ursachen andere Prioritäten setzen, denn die jüngeren Generationen erkennen zunehmend, welche Folgen die Erderwärmung für ihre Lebensperspektive hat.

Der vorliegende Roman erzählt über mehrere Bände eine fiktive Handlung von Liebe, Radikalisierung, Scheitern und wieder Aufstehen vor dem historischen Hintergrund der Bergkatastrophe von Morignone.

Über den Autor:

Volker Lüdecke wurde am 28.03.1961 in Hannover geboren und lebt seit 1983 in Berlin.

Seit 1995 werden seine Texte durch die Theaterverlage Felix Bloch Erben und stueckgutverlag vertreten, später auch durch den Drei Masken Verlag und razzoPENuto.

1997 erhielt Volker Lüdecke für sein Theaterstück DARJA den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis.

Als Prosatexte sind vorher erschienen: die Krimireihe "Kommissar Katzorke", "Fracking Desaster Blues", "Die Fliege im Finanzamt".

MORIGNONE Roman

Band 1

Von Volker Lüdecke

Volker Lüdecke, (geb. am 28.03.1961)

Anschrift: 10243 Berlin

Registriertes Urheberwerk: 03BC7B920991A

Die Filmrechte von MORIGNONE Roman werden vertreten und sind geschützt durch Drei Masken Verlag, München

1. Auflage, 2018

© Alle Rechte vorbehalten.

Volker Lüdecke, (geb. am 28.03.1961)

Anschrift: 10243 Berlin

Registriertes Urheberwerk: 03BC7B920991A

Die Filmrechte von MORIGNONE Roman werden vertreten und sind geschützt durch Drei Masken Verlag, München

1. Gefährliches Terrain

Im Schweizer Wallis, unterhalb des „Großen Aletsch“, einem gewaltigen Gletscher, ein Wanderer mit Rucksack, von gedrungener Gestalt.

Langsam erklimmt er einen Berghang, kommt näher, von Weitem erscheint er nicht größer als ein Punkt. Der Pfad, dem er seit dem Morgengrauen folgt, ist bei Wanderern wenig beliebt. An manchen Stellen droht Steinschlag, anspruchsvolle Klettersteig Passagen wechseln mit Etappen hügeligem Einerleis, eine Tour, die Bergsteiger nicht reizt.

Ungeübten Wanderern stellt dieser Bergpfad schier unüberwindliche Hindernisse in den Weg, so dass die meisten schon nach wenigen Kilometern aufgeben und einen einfacheren und besser ausgewiesenen Weg wählen.

Wer die Einsamkeit sucht, oder sie aus irgendwelchen Gründen zu finden hat, wählt ihn wegen seiner Abgeschiedenheit.

Der Rucksackwanderer, der inzwischen größer als ein Punkt ist, hält an, da er plötzlich, nach einer längeren Passage durch dichtes Berberitzengebüsch, vor einem massiven Drahtzaun steht, der quer über den Weg gezogen ist. Ein gelbes Warnschild mit schwarzer Aufschrift prangt in Augenhöhe.

LEBENSGEFAHR, DURCHGANG VERBOTEN!

Eine ernste Warnung, untereinander in den vier Schweizer Sprachen Deutsch, Italienisch, Rätoromanisch und Französisch.

Der Bergwanderer, ein Mann zwischen vierzig und fünfzig Jahren mit dem Namen Gaspard, spuckt verächtlich aus und versucht, den Maschendraht zwischen zwei Pfosten anzuheben. Als es ihm nicht gelingt, folgt er dem Zaun ein Stück bergauf, bis er an eine Stelle kommt, wo der Untergrund einen knietiefen Riss bildet und er mit einem Ast einen Hebel ansetzt, das Drahtgeflecht hochzudrücken.

Offenbar lässt sich dieser Mann durch kein Hindernis aufhalten. Zuerst schiebt er vorsichtig seinen Rucksack hindurch, dann zwängt er den kräftigen Körper erstaunlich behände aufs verbotene Terrain.

Je weiter er auf dem überwucherten Pfad vorankommt, desto vorsichtiger achtet er auf die knietiefen Risse im Boden, die von Berberidion überwuchert sind. Er hält inne, schaut sich um und zu den Bergkuppen hinauf, wischt sich Schweißperlen aus dem Gesicht und trinkt in kleinen Schlucken aus einer Wasserflasche.

Die Gefahr, die ihm hier droht, wenn aus einer höher gelegenen Geröllhalde Felsen herabstürzen, ist deutlich erkennbar. Mehrmals haben dicke Brocken den Pfad schon gekreuzt und mit brachialer Gewalt Schneisen in den angrenzenden Bergmischwald geschlagen, Äste zerdrückt und ganze Bäume niedergewalzt. Das verletzte Holz weist frische Spuren.

Dennoch setzt er unverdrossen seinen Weg fort, bis er um eine Biegung in ein Seitental gelangt, in dessen Mündung sich ein verlassenes Bergdorf schmiegt.

Die Gebäude der kleinen Siedlung sind zumeist eingestürzte Ruinen, teils halbwegs erhaltene Bauernhäuser. Er betrachtet die verbarrikadierten Fenster und Türen, doch schon nach einem kurzen Moment spürt er Blicke in seinem Nacken, fühlt sich beobachtet. Er schaut sich um, aber niemand zeigt sich.

Über die am Boden verstreut liegenden roten Ziegel einer teils eingestürzten Mauer steigt er spontan, vor Entdeckung Schutz suchend, in einen verwilderten Garten ein.

Als sich weiterhin niemand zeigt, wählt er dort im Schatten eines Obstbaumes einen Platz zum Rasten. Ein rostiger Metallstuhl, mit abblätternder weißer Farbe neben einem aus spanischem Rohr geflochtenen Gartentisch, bietet sich dafür an. Als wäre an diesem Ort eines Tages die Zeit stehen geblieben, liegen Gartengeräte herum, als wären sie gerade in Benutzung. Die Tischplatte ist von Löchern übersät.

Aus seinen dunklen Augen betrachtet der Fremde ein paar weiße Wolken am strahlend blauen Himmel, von denen sich nichts Übles erwarten lässt. Der Stand der Sonne zeigt an, es ist Mittag.

Immerzu misstrauisch beobachtet er sein Umfeld aus den Augenwinkeln, lauscht in das verbarrikadierte Haus hinein, dessen oberen Wände aus dunkelbraunem Holz gezimmert sind. Der Sockel besteht aus gemauertem Granitstein, lawinenfest.

Ein Sonnenstrahl findet eine Lücke im Blattwerk, so dass ihm explosionsartig Schweißperlen unter seinem dichten, halblangen Haar hervorquellen. Schnell rückt er wieder in den Schatten.

Nach einer ganzen Weile erst zieht er endlich eine Flasche Wein aus dem Rucksack, dazu ein belegtes Baguette. Er verspeist es mit großem Appetit und trinkt genüsslich Wein. Sein südländisches Gesicht mit den freundlichen Falten drückt aus, dass er sein Leben zu genießen weiß.

Das Summen von zahlreichen Fliegen stört ihn nicht, er wird erst aufmerksam, als eine graue Hauskatze in weiten Sätzen durchs hohe Gras der Gartenwiese pflügt.

Mit der Flasche Rotwein in einer Hand spaziert er am Haus entlang, nimmt gelegentlich einen Schluck und versucht, durch die geschlossenen und mit Brettern vernagelten Fensterläden ins Innere des Hauses zu schauen. Das gleißende Licht der Sonne dringt von außen kaum in die Zimmer hinein, durch einen Spalt im Holz erkennt er einen staubigen Dielenboden.

Er schlendert zurück zum Platz im Schatten, wo er wohlig gähnt und die Augen schließt. Als er sich ausgeruht hat, schaut er sich wieder um und sinnt darüber nach, wer hier früher gelebt hat.

„Keine armen Leute. Porco dio!“

Als die Weinflasche halb leer ist, steht er wieder auf und rüttelt an einem der Fensterläden. Ein Holzbalken fällt von oben herab und streift ihn an der Schulter. Wütend über die Falle stößt er mit dem Balken fest gegen die eisernen Scharniere des Fensterladens. Die Köpfe der verrosteten Schrauben springen ab, er hängt schief. Vorsichtig schaut er sich um, horcht nach verdächtigen Geräuschen.

 

„Eigentlich zu früh für ein Nachtlager, aber Möglichkeiten verpflichten.“

Als er zum nächsten Hieb ansetzt, ertönt der Gesang einer weiblichen Stimme. Eilends verstaut er die Weinflasche in seinem Rucksack und schnallt sich sein Gepäckstück wieder auf den Rücken. Dann verlässt er den fremden Garten.

2. Die Pflanzenretterin

Oberhalb des verlassenen Dorfes kraxelt eine Frau mittleren Alters, in ihren Händen eine Grünpflanze samt erdigem Wurzelballen, den mit Rissen und Setzungen durchzogenen Berghang hinab.

Ihr Gesang dringt mal leiser mal lauter in die engen Gassen zwischen den Mauern der Ruinen und Häuser, je nachdem, ob sie auf ihrem Weg in einer Senke verschwindet oder auf einer Geröllhalde wieder auftaucht.

Als sie die erste Ruine erreicht, erkennt Gaspard in seinem Versteck hinter einem Stapel modrigen Kaminholzes ihre Gestalt deutlich. Er sieht eine hagere Frau mit grauen Haaren.

Offenbar fühlt sie sich ungezwungen und allein in dem Dorf, denn sie setzt unbekümmert und singend ihren Weg durch die alte Siedlung fort. Gaspard schließt daraus, dass die sportlich gekleidete Frau eine ehemalige Bewohnerin des Dorfes ist.

Mary ahnt nichts von seiner Anwesenheit. Seit sie vor zwölf Jahren mit Kind und Mann in einer dramatischen Aktion der Behörden aus ihrem Heim evakuiert wurde, kehrt sie regelmäßig an diesen verwunschenen Ort zurück.

Ihr Mann Ronald und ihre Tochter Maria hatten sich damals vehement gegen die Evakuierung gewehrt, aber die Bergwacht berief sich auf neue Messungen, die keine Zugeständnisse zuließen, weil angeblich Lebensgefahr drohte. Mit Schaudern erinnert sie sich an diesen Wendepunkt in ihrem Leben zurück.

Zwölf Jahre später sind die Erdbewegungen zwar weitestgehend zum Stillstand gekommen, aber trotz mehrerer Einsprüche wird ihnen die Rückkehr verwehrt.

Ihre kleinen Ausflüge gegen das Verbot begreift Mary als zivilen Ungehorsam. Außerdem ist sie als Biologin fasziniert davon, wie sich die Natur ihren früheren Lebensraum zurückerobert, dass neue Pflanzen sich ansiedeln und welch bizarren Anblick der fortschreitende Verfall der Häuser bietet.

Fast empfindet sie eine morbide Lust daran, immer neue Zerstörungen an den Mauern zu entdecken. Sie hält zu den Pflanzen, die diese Rückverwandlung ins Natürliche vollbringen.

Weil die Bergwacht und die örtliche Polizei den Einwohnern damals nur eine Stunde Zeit ließen, um ein paar Habseligkeiten, Wertsachen und persönliche Dokumente einzupacken, sind viele Dinge dem Verfall überlassen. Mobiliar in den Häusern, Spielzeug und Gartengeräte in den Gärten, ganze Hollywoodschaukeln mit zerfetzten Kissen rosten vor sich hin. In manchen Gartenlauben stehen Rasenmäher, in denen mittlerweile Vögel nisten. Dem Betrachter bietet sich ein Anblick, wie Jahre nach dem Ende der Zivilisation.

Die Evakuierung wurde nach Maßgabe der Schweizer Vorschriften von verschiedenen Behörden gemeinsam vollzogen, wobei sich die Amtsinhaber auf die bekannte Katastrophe im Jahr 1987 in den italienischen Alpen beriefen, auf jenen durch einen gewaltigen Bergsturz zerstörten Ort Morignone, dessen Bewohner dabei ums Leben kamen.

Sobald Mary ihr altes Zuhause betrachtet, denkt sie an jenen Unglücksort, der für sie und die Bewohner ihres Dorfes zum Inbegriff einer fahrlässig nicht verhinderten Katastrophe wurde.

„So wie in Italien geht es bei uns in der Schweiz nicht.“

Bei jeder Gelegenheit wurde ihnen diese Botschaft als wohlfeiles Motto präsentiert, während man die verzweifelten Dorfbewohner mit der Polizei in ihren Fahrzeugen und mit Bussen in einen sicheren Nachbarort eskortierte, wo sie in einer notdürftig hergerichteten Sporthalle übernachteten. Wie sehr hatte Mary damals gehofft, bald wieder in ihr Haus zurückkehren zu dürfen!

Es macht sie wütend, wie bald sich ihre Hoffnung als Illusion entpuppte. Seitdem führen ehemalige Dorfbewohner jedes Jahr neue Prozesse gegen die Behörden, um wenigstens Schadensersatz für den Verlust ihrer Häuser zu erwirken.

Als Ursache für die Erdrutsche reklamieren sie die Abholzung eines oberhalb gelegenen Waldstücks, das einem privaten Waldbesitzer gehört, aber ein Gutachter kam zu dem Schluss, dass normale Bodenerosion und der Einfluss des Klimawandels die Instabilität der Bergflanke bewirken, weshalb die Behörden nichts zu erstatten haben.

Kein Argument half, die Schäden an den Mauern und die Risse im Asphalt der Dorfstraße waren für die Richter und Gutachter nicht zu übersehen. Die Verantwortlichen erschienen in der Öffentlichkeit als verantwortungsbewusste Retter, die Bewohner als Querulanten.

In Gedanken an eine bis dahin glückliche Zeit für ihre kleine Familie, biegt Mary von der alten Dorfstraße in den Weg zu ihrem früheren Haus ein, wo sie die am Vormittag ausgegrabenen Pflanzen im Schatten ihrer alten Gartenlaube aufbewahrt, um sie später in sicherem Gelände wieder einzupflanzen.

Plötzlich stoppt sie unter der prallen Sonne.

Der Gesang einer männlichen Stimme nähert sich von unterhalb der Dorfstraße, tönt aus voller Brust und hallt an den alten Gemäuern wider. Ein Wanderer, der gut gelaunt eine Belcanto Arie aus Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ schmettert, überlegt Mary, und wendet sich in jene Richtung, woher es schallt. Sie ist gespannt, wer derjenige ist.

Als der Gesang abbricht und niemand zwischen den Ruinen auftaucht, wird ihr zunehmend mulmig. Zur Beruhigung sagt sie sich selbst ein Gedicht auf, wie früher für ihre Tochter Maria.

Tropfen hängen an den Blüten, jeder eine kleine Welt, muss ein jeder sich behüten, dass er nicht zu Boden fällt.“

Plötzlich erscheint Gaspard, nur wenige Meter von ihr entfernt.

„Oh my God!“

Mary lässt die seltene Pflanze erschrocken zu Boden fallen. Geistesgegenwärtig nutzt Gaspard seine geringen Englischkenntnisse.

„Excuse me, my lady, I don´t wanted to disturb your quietness.“

Er lächelt sie charmant an, aber Mary ist zu erschrocken, um freundlich zu reagieren. Hier ist ihr Zuhause, nirgendwo sonst empfindet sie dieses Gefühl stärker. Schnell ist ihre Sicherheit zurück, sie ballt zwei kleine Fäuste und schaut Gaspard herausfordernd an.

„Wie können Sie sich so impertinent an mich heranschleichen? Das ist unhöflich gegenüber einer Frau.“

„Sorry. Ich dachte, ich wäre allein.“

Gaspard lächelt charmant, aber ihr fallen nur die Reihe schwarzer Zähne auf, die er besitzt.

„Ich hoffe, Sie rauchen hier nicht. Die Vegetation ist jetzt sehr trocken.“

Er schüttelt den Kopf. Ein Schmuckhändler weiß, wie er eine Frau für sich einnimmt. Er tritt an Sie heran, küsst ihr die Hand und schaut treuherzig aus dunklen Augen.

„Ich heiße Gaspard. Verzeihung, ich habe mich verlaufen. Wie heißt dieser Ort?“

Mary weicht vorsichtig einen Schritt zurück, um aus der Reichweite des Fremden zu gelangen. Sie betrachtet ihn mit kritischem Blick.

„Dieser Ort hat keinen Namen mehr. Wir haben die Ortsschilder selbst abmontiert. An dem Tag, an dem wir in unser Haus zurückdürfen, stellen wir sie wieder auf.“

Am Klageton ihrer Stimme erkennt Gaspard eine Verbitterung. Als geschickter Händler befördert er im Handumdrehen einen kostbar aussehenden Ring aus der Tasche seines Sommermantels und hält ihn ins Sonnenlicht. Der Stein zeigt einen gleißenden Lichtreflex.

„Wissen Sie, wo sich so etwas veräußern lässt? Ich handele mit solchen Kostbarkeiten, stamme aber leider nicht aus der Schweiz.“

Fasziniert betrachtet Mary die Reflexionen von Licht in den geschliffenen Facetten, doch von der Mittagshitze rinnt ihr der Schweiß unter ihren halblangen, grauen Haaren hervor ins Gesicht, von dort weiter ins Hemd über ihre Brüste und den Bauch den ganzen Körper hinab.

„Haben Sie die Warnschilder am Drahtzaun nicht gelesen? Unter unseren Füßen kann sich dieser Hang jederzeit in Bewegung setzen und als Gerölllawine ins Tal donnern. Finito! Kennen Sie Morignone? Nein? Dann sollten sie lieber einen anderen Weg wählen.“

Gaspard seufzt mitleiderregend.

„Ich bin schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen. Eine kurze Rast täte mir gut.“

Sie schauen sich eine Weile lang stumm in die Augen. Mary gibt ihre ablehnende Haltung auf.

„Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit! Ich selbst missachte die Gesetze hier. Gastfreundschaft war immer unsere Stärke. Wenn Sie sich etwas ausruhen möchten, gehen wir in den Schatten. Bitte, nach Ihnen! Schauen Sie sich die hübschen Blüten in unserem Garten an.“

Gaspard hebt sorgsam ihre Pflanze samt Wurzelballen vom Boden auf, Mary öffnet ein Gartentor aus bleichem Holz mit abblätternder blauer Farbe und findet neben der Terrasse einen zweiten Gartenstuhl. Sie setzen sich an denselben Tisch, an dem Gaspard vor ihrer Ankunft saß. Verstohlen wischt er ein paar Krümel seines Baguettes von der Tischplatte.

Mary gießt Wasser aus einer Flasche in einen Becher für ihn und schaut dann nach ihren Pflanzen. Die ihr aus der Hand gerutscht ist, pflanzt sie in einen Blumentopf, den sie zu fünf weiteren seltenen Berggewächsen stellt. So bewahrt sie die Gewächse vor ihrem Untergang.

Geschäftstüchtig holt Gaspard ein kleines schwarzes Samtdeckchen aus dem Rucksack und breitet Schmuckstücke darauf aus.

„Welch ein wundervoller Garten! Wie groß ist Ihre Familie?“

„Maria, unsere Tochter, studiert bereits. In Wien. Geowissenschaften, an der Universität Wien. Sie hatte eine wundervolle Kindheit hier und liebte diesen malerischen Ort. Wir waren hier sehr glücklich.

Nach dem Verlust unseres Zuhauses fiel ihr die Berufswahl nicht schwer. Alles hat eine Ursache, und sie geht den Dingen nun auf den Grund. Vielleicht schafft sie es ja, dass wir eines Tages ein Gutachten zu unseren Gunsten erhalten. Dann kehren wir hierher zurück.“

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