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Die letzte Nacht Traupmanns

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Die letzte Nacht Traupmanns
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I

Im Monat Januar d.J. (1870), als ich in Paris und bei einem lieben Freunde zu Tisch war, erhielt ich von Herrn Ducamp, dem bekannten Schriftsteller und Specialisten in der Statistik von Paris, die ganz unerwartete Einladung, der Hinrichtung Traupmann’s beizuwohnen – und nicht allein der Hinrichtung: man reihte mich der kleinen Zahl von privilegirten Personen ein, welchen der Zutritt zu dem Gefängniß selbst gestattet wurde. Auch heute noch ist das furchtbare Verbrechen, welches Traupmann begangen hat, nicht vergessen; aber damals beschäftigte sich Paris mit diesem Mörder und mit der ihm bevorstehenden Hinrichtung desselben ebenso sehr – wenn nicht noch mehr – als mit der neulichen Ernennung des pseudo-parlamentarischen Ministeriums Ollivier – oder mit der Ermordung Viktor Noir’s, der von der Hand des später so erstaunlicher Weise freigesprochenen Prinzen Peter Bonaparte fiel. An allen Fenstern der Photographen, der Buchhandlungen sah man ganze Reihen von Photographien, welche einen jungen Menschen mit großer Stirn, dunklen Augen, aufgedunsenen Lippen – den berühmten Mörder den Pantin darstellten, und schon einige Abende hintereinander versammelten sich Tausende von Blousenmännern in den Umgebungen des Gefängnisses von La Roquette in der Erwartung, daß sich endlich die Guillotine erheben würde und zerstreuten sich erst nach Mitternacht. Der Vorschlag des Herrn Ducamp war mir ganz unversehens gekommen; ich willigte, ohne lange zu überlegen, ein; als ich aber das Wort gegeben hatte, um elf Uhr Abends auf der Stelle des mir bezeichneten Rendezvous – bei der Statue des Prinzen Eugen auf dem Boulevard gleichen Namens – zu sein, wollte ich es nicht wieder zurücknehmen. Eine falsche Scham hielt mich ab . . . Würde man nicht denken, daß ich feige sei? – Zur Strafe für mich selbst und zur Belehrung für Andere, will ich jetzt Alles, was ich gesehen habe, erzählen, will ich alle schweren Eindrücke dieser Nacht in der Erinnerung wiederholen. Vielleicht wird nicht allein die Neugierde des Lesers befriedigt sein, vielleicht wird er auch einigen Nutzen aus meiner Erzählung ziehen.

II

An der Statue des Prinzen Eugen erwartete uns und Ducamp schon ein kleines Häuschen Personen. Unter ihnen befand sich jener C***, der bekannte Chef der Sicherheitspolizei, welchem Ducamp mich vorstellte. Die Uebrigen waren, wie ich, bevorzugte Besucher, Journalisten, Chroniqueurs 2c. Ducamp bemerkte mir voraus, daß wir wahrscheinlich die Nacht ohne Schlaf in der Wohnung des Commandanten, des Directors des Gefängnisses, würden zubringen müssen. Die Hinrichtung des Verurtheilten wird im Winter um 7 Uhr früh vollstreckt; aber man muß per Mitternacht auf dem Platze sein – weil man sonst nicht durch die Menge hindurchkommt. Von der Statue des Prinzen Eugen bis zu dem Gefängniß von La Roquette ist nicht weiter als eine Viertelstunde, aber bis jetzt wenigstens sah ich noch nichts Außerordentliches. Auf dem Boulevard war wenig mehr Volk als gewöhnlich. Nur Eins war zu bemerken: fast alle Leute gingen – bei Einigem besonders bei den Frauen, war es sogar ein kleiner Trab – in einer und derselben Richtung; dabei hatten alle Café’s und Weinschänken hell erleuchtet, was in den abgelegenen Stadttheilen von Paris, besonders zu so später Zeit, selten ist. Die Nacht war nicht neblicht, aber trübe, naß ohne Regen, kalt ohne Frost – eine richtige französische Januarnacht Herr C*** erklärte, daß es Zeit zum Gehen sei und wir brachen auf. Er bewahrte die ganze ruhige Ungezwungenheit des erfahrenen Mannes, in welchem dergleichen Vorgänge keine anderen Empfindungen hervorrufen, als etwa sich möglichst bald der verdrießlichen Pflicht zu entledigen Herr C*** ist ein Mann von fünfzig Jahren, mittlern Wuchses, gedrungen, breitschulterig, mit rundem, kurz geschorenen Kopf, mit kleinen, fast miniaturhaften Gesichtszügen. Nur die Stirn, das Kinn und der Nacken sind bei ihm bemerkenswerth breit, und unerschütterliche Energie spricht sich in seiner trockenen und gleichmäßigen Stimme, in seinen blassen grauen Augen, in den kurzen starken Fingern, in seinen muskulösen Beinen, in allen seinen nicht übereiltem aber festen Bewegungen aus. Man sagt, er sei ein Meister seines Fuchs, ein Kenner – und flöße den Herren Spitzbuben und Mördern großen Schrecken ein. Die politischen Verbrechen gehören nicht in sein Departement Sein Gehilfe, Herr J. . . . ., der gleichfalls von Ducamp sehr gelobt wird, hat das Ansehen eines weichen, fast sentimentalen Mannes und verfeinerter Manieren. Mit Ausnahme dieser beiden Herren und vielleicht Ducamp’s selbst, war es uns Allen – oder schien es mir nur so? – etwas unbehaglich und wie reumüthig – obgleich wir munter, wie zur Jagd, einer hinter dem andern herschritten.

Je mehr wir uns dem Gefängniß näherten, um so lebendiger wurde es um uns, obgleich es noch kein eigentliches Gedränge war. Man hörte weder Schreien, noch zu laute Gespräche; es war ersichtlich, daß die »Vorstellung« noch nicht angefangen hatte. Nur die Straßenjungen trieben sich schon herum; die Hände in den Hosentaschen, das Mützenschild bis auf die Nase gedrückt, schlenderten sie in jenem besonderen schlotterigen und schlenkrigen Gange, den man eben nur in Paris sehen kann und der in einem Augenblinzeln sich in den raschesten Lauf und in Sprünge eines Affen verwandelt.

»Das ist er . . . Das ist er . . . Der ist es!« ertönten einige Stimmen in unserer Nähe.

»Wissen Sie was?« sagte plötzlich Ducamp zu mir, »man hält Sie für den hiesigen Henker.«

»Ein hübscher Anfang,« dachte ich bei mir. – Der pariser Henker – Monsieur de Paris – mit dem ich in derselben Nacht bekannt wurde, ist auch grau und von derselben Figur wie ich.

Jetzt aber zeigte sich ein langer, nicht sehr breiter Raum, von beiden Seiten mit zwei kasernenähnlichen Gebäuden von schmutzigem Aussehen und trivialer Construction besetzt: das ist der Platz von La Roquette. Zur Linken ist das Gefängniß, in welchem die jugendlichen Verbrecher verwahrt werden, zur Rechten das Depot der Verurtheilten oder das Gefängniß von La Roquette.

III

Diesen Platz durchschnitten der Quere in vier Glieder aufgestellte Soldaten, eben solche vier Glieder standen entfernter – etwa zweihundert Schritt von den ersten. Gewöhnlich sind keine Soldaten anwesend, aber diesmal hielt es die Regierung wegen der »Reputation« Traupmann’s und wegen der großen Aufregung, welche die Ermordung Noir’s hervorgebracht hatte, für nothwendig, sich nicht allein auf die Polizei zu beschränken, sondern außerordentliche Maßregeln zu Hilfe zu nehmen. Das Hauptthor des Gefängnisses von La Roquette mündet gerade auf die Mitte des leeren Raum, der von den Soldaten freigelassen war. Einige Polizeisergeanten gingen langsam vor dem Thore auf und ab; ein junger, sehr dicker Officier, in einem ungewöhnlich reichgestickten Käppi (wie es sich zeigte, der Chef des Stadtviertels, so etwas wie ein Polizeiinspector) stürzte auf unsere Gruppe mit einem Ungestüm los, das mich lebhaft an die Heimat und an gewesene Zeiten erinnerte; als er aber »die Seinigen« erkannte, so beruhigte er sich. Mit großer Vorsicht und kaum die Thür öffnend, ließ man uns in die kleine Wachtstube neben dem Thor und nach vorläufiger Inspection und Examination führte man uns durch zwei innere Höfe, einen größeren und einen kleineren, in die Wohnung des Commandanten. Dieser Commandant, ein starker, großer Mann mit grauem Schnurr- und Knebelbart, mit dem typischen Gesicht eines französischen Infanterieofficiers – der Adlernase, den unbeweglichen Augen und von sehr kleinem Schädel – nahm uns liebenswürdig und herzlich auf; aber sogar gegen seinen Willen ließ sich bei jeder seiner Bewegungen, bei jedem seiner Worte nicht verkennen, daß er war, was die Franzosen einen gaillard solide nennen: ein blind ergebener Diener, der ohne Zaudern jeden Befehl seines Herrn, möchte es sein, was es will, ausführt. Uebrigens hatte er seinen Eifer schon durch die That bewiesen: in der Nacht des Staatsstreiches vom 2. December hatte er mit seinem Bataillon die Druckerei des Moniteur besetzt. Als wahrer Gentleman stellte er uns seine ganze Wohnung zur Verfügung. Sie befand sich in dem zweiten Stock des Hauptgebäudes und bestand aus vier ordentlich möblirten Zimmern; in zweien von ihnen brannte Feuer im Kamin. Ein kleines Windspiel mit einer ausgerenkten Pfote und einem traurigen Ausdruck der Augen, wie wenn es fühlte, daß auch es ein Gefangener sei, hinkte, mit dem Schweife wedelnd, von einem Teppich zum andern. Wir – ich meine die Besucher – waren unserer Acht, einige Gesichter waren mir aus Photographien bekannt (Sardou, Albert Wolf); aber ich wünschte mit Keinem eine Unterhaltung anzufangen. Wir nahmen Alle im Saale auf den Stühlen Platz (Ducamp war mit Herrn C*** hinausgegangen). Es versteht sich von selbst, daß Traupmann der Gegenstand der Gespräche und gewissermaßen der einzige Mittelpunkt aller Gedanken war. Der Commandant theilte uns mit, daß er seit neun Uhr schlief und einen festen Schlaf schläft; daß er, wie es scheint, den Ausgang seines Gnadengesuchs vermuthet, daß er ihn, den Commandanten, gebeten hat, ihm die Wahrheit zu sagen; daß er immer noch hartnäckig dabei stehen bleibe, Mitschuldige zu haben, die er jedoch nicht nennen will – daß er wahrscheinlich in dem entscheidenden Augenblick feige sein wird – daß er übrigens mit Appetit ißt – aber Bücher nicht liest – 2c. 2c. Ihrerseits sprachen Einige von uns darüber, ob man den Worten eines Verbrecher’s Glauben schenken könne, der sich als ein so eingefleischter Lügner gezeigt habe; man wiederholte die Einzelheiten des Mordes, fragte sich, welcher Meinung die Phrenologen über dem Schädel Traupmann’s sein würden, stellte die Frage der Todesstrafe auf . . . aber Alles war so fade, so abgeschmackt, bewegte sich so in Gemeinplätzen, daß die Redenden selbst keine Lust hatten, fortzufahren. Ueber etwas Anderes zu sprechen, war ungeschickt, unmöglich aus Respect gegen den Tod, gegen den Menschen, der ihm verfallen war. Unser Alter bemächtigte sich eine ermüdende und langsame, im engsten Sinne des Wortes langsame Unruhe; Langeweile war es nicht, Niemand langweilte sich, aber diese peinigende Empfindung war hundert Mal schlimmer als Langeweile. Es schien im Voraus, als ob diese Nacht kein Ende hätte! – Was mich persönlich betrifft, so fühlte ich Eins: und zwar Das, daß ich kein Recht hatte da zu sein, wo ich war; daß keinerlei psychologischen und philosophischen Erwägungen mich entschuldigten. Herr C*** kam zurück und erzählte uns, wie der bekannte Jud ihm aus den Händen entschlüpft sei – und wie er die Hoffnung nicht aufgebe, ihn, wenn er noch am Leben sei, zu erwischen. Aber plötzlich ertönte ein schweres Geräusch von Rädern und in wenig Augenblicken kam man, um uns zu sagen, daß die Guillotine angekommen sei. Wir stürzten Alle auf die Straße – gerade als ob wir uns freuten!

 
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