Lauert

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Copyright © 2019 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche Übersetzung: Daniela L. Maerz. Außer im Rahmen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem gespeichert werden, ohne die vorherige Genehmigung des Autors. Dieses E-Book ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Leser. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann schicken Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Buchumschlag Copyright Korionov, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.

Deutsche Übersetzung: Anna Grossmann

Blake Pierce

Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller-Mystery-Reihe RILEY PAGE, die bislang fünfzehn Bücher umfasst und fortgesetzt wird. Blake Pierce ist auch Autorin der MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, die bisher zwölf Bücher umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Serie, die sechs Bücher umfasst; der KERI LOCKE Mystery-Serie, die fünf Bücher umfasst; und der neuen MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Serie, die bisher vier Bücher umfasst; der KATE WISE Mystery-Serie, die bisher fünf Bände umfasst; der CHLOE FINE-Psychothriller-Reihe, die bisher vier Bände umfasst; und der JESSE HUNT Psychothriller-Reihe, die bisher vier Bände umfasst.

Als begeisterte Leserin und lebenslanger Fan des Mystery- und Thriller-Genres hört Blake liebend gern von ihrer Leserschaft. Bitte besuchen Sie dazu www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und auf dem Laufenden zu bleiben.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

JESSE HUNT-PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE FRAU (Band 1)

DER PERFEKTE BLOCK (Band 2)

DAS PERFEKTE HAUS (Band 3)

THE PERFECT SMILE (Book #4)

CHLOE FINE-PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Buch1)

DIE LÜGE EINES NACHBARN (Buch 2)

SACKGASSE (Buch 3)

SILENT NEIGHBOR (Book #4)

KATE WISE-MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Buch 1)

WENN SIE SÄHE (Buch 2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Buch 3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Buch 4)

IF SHE FLED (Book #5)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE-MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Buch 1)

WARTET (Buch 2)

LOCKT (Buch 3)

TAKING (Book #4)

RILEY PAIGE-MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Band 1)

GEFESSELT (Band 2)

ERSEHNT (Band 3)

GEKÖDERT (Band 4)

GEJAGT (Band 5)

VERZEHRT (Band 6)

VERLASSEN (Band 7)

ERKALTET (Band 8)

VERFOLGT (Band 9)

VERLOREN (Band 10)

BEGRABEN (Band 11)

ÜBERFAHREN (Band 12)

GEFANGEN (Band 13)

RUHEND (Band 14)

GEMIEDEN (Band 15)

MACKENZIE WHITE-MYSTERY-SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band 1)

BEVOR ER SIEHT (Band 2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band 3)

BEVOR ER NIMMT (Band 4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band 5)

EHE ER FÜHLT (Band 6)

EHE ER SÜNDIGT (Band 7)

BEVOR ER JAGT (Band 8)

VORHER PLÜNDERT ER (Band 9)

VORHER SEHNT ER SICH (Band 10)

BEFORE HE LAPSES (Book #11)

BEFORE HE ENVIES (Book #12)

AVERY BLACK-MYSTERY-SERIE

DAS MOTIV (Band 1)

LAUF (Band 2)

VERBORGEN (Band 3)

GRÜNDE DER ANGST (Band 4)

RETTE MICH (Band 5)

ANGST (Band 6)

KERI LOCKE-MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Buch 1)

EINE SPUR VON MORD (Buch 2)

EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Buch 3)

EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4)

EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5)

Prolog

Hope Nelson lies noch einmal einen letzten Blick durch den Laden schweifen, bevor sie ihn über Nacht abschließen würde. Sie war müde. Es war ein langer, sich träge dahinschleppender Geschäftstag gewesen. Mitternacht war durch und sie war schon seit dem Morgen des vergangenen Tages hier.

Sie war jetzt alleine, da sie die letzten ihrer murrenden Angestellten ein wenig früher nach Hause geschickt hatte. Keiner ihrer Beschäftigten machte am Samstag gerne die Spätschicht. Unter der Woche schloss der Laden immer um 17 Uhr, was eher nach dem allgemeinen Geschmack war.

Sie hatte nicht viel Verständnis für die Angestellten.

Da ihr und ihrem Mann Mason der Laden gehörte, hieß das eben auch, mehr Stunden dort zu verbringen als alle anderen – meistens waren sie die ersten und auch die letzten im Geschäft. Es war für Hope kein Geheimnis, dass die Hiesigen sie und Mason verachteten, weil sie die reichsten Leute in der unbedeutenden Kleinstadt Dighton waren.

Genauso aber hegte sie Verachtung für die Hiesigen.

Ihr persönliches Credo war …

Geld bedeutet Verantwortung.

Sie nahm ihre vielen Verpflichtungen ernst und Mason tat das genauso. Er hatte das Amt des Bürgermeisters inne. Beide gehörten zu der Art Menschen, die sich keinen Urlaub nahmen und nicht einmal gelegentlich einen Tag frei machten. Manchmal war Hope der Ansicht, dass sie und Mason die einzigen weit und breit waren, die sich nicht um alles nur einen feuchten Kehricht scherten.

Als sie die wohlgeordnete Handelsware betrachtete – die Eisenwaren und die Bauwerkzeuge, das Tierfutter, die Samen und den Dünger, dachte sie oftmals …

Dighton würde keinen Tag ohne uns überleben.

Eigentlich, so schätzte sie, könnte dies auch gleich für das ganze Land gelten.

Manchmal träumte sie davon, ihrer beider Siebensachen zu packen und wegzugehen – einfach um den Beweis dafür zu liefern.

Das geschähe allen recht.

Sie löschte die Lichter mit einem konsternierten Seufzer. Als sie gerade die Hand ausstreckte, um die Alarmanlage scharf zu machen, bemerkte sie durch die Glastür eine Gestalt. Ein Mann stand auf dem Gehweg unter der Straßenlaterne, ungefähr 10 Meter von ihr entfernt.

Er schien sie direkt anzustarren.

Entsetzt bemerkte sie, dass sein Gesicht zerfurcht war und schlimme Narben trug – sie hatte keine Ahnung, ob dies ein Geburtsfehler war oder ob es von einem schrecklichen Unfall herrührte. Er trug ein T-Shirt, daher konnte sie sehen, dass seine Arme und Hände gleichermaßen entstellt waren.

Es muss sehr schwer für ihn sein, so durchs Leben zu kommen, dachte sie.

Aber warum ausgerechnet stand er da so spät am Samstagabend? War er heute schon einmal im Laden gewesen? Wenn ja, dann musste einer ihrer Angestellten ihm geholfen haben. Sie hatte totsicher nicht damit gerechnet, ihn oder auch irgendjemanden anderen nach Ladenschluss da draußen stehen zu sehen.

Aber da stand er. Er starrte sie an und lächelte.

Was wollte er von ihr?

Was immer es auch war, das hieß wohl, dass Hope höchstpersönlich mit ihm sprechen musste. Das beunruhigte sie. Es würde anstrengend sein, so zu tun, als bemerkte sie sein Gesicht nicht.

Mit einem eindeutig flauen Gefühl im Magen tippte Hope den Alarmcode ein, trat aus dem Laden und verschloss die Eingangstür. Die warme Nachtluft tat gut, nachdem sie im Laden den lieben langen Tag mit widerlichen Gerüchen eingeschlossen gewesen war. Am auffälligsten roch der Dünger.

Als sie auf den Mann zuging, zwang sie sich zu einem freundlichen Gesicht und rief ihm zu …

»Es tut mir leid, wir haben zu.«

Er zuckte mit den Schultern, hörte nicht auf zu lächeln und murmelte lautlos etwas vor sich hin.

Hope unterdrückte ein Seufzen. Sie wollte ihn bitten, lauter zu sprechen. Aber es erschien ihr schwierig, ihm irgendetwas zu sagen, was einem Befehl oder selbst einer höflichen Bitte glich. Sie hatte die irrationale Angst, seine Gefühle zu verletzen.

Sein Lächeln wurde noch breiter, als sie auf ihn zuging. Er sagte abermals etwas, was sie nicht verstehen konnte. Sie blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen.

»Entschuldigen Sie, aber wir haben für heute geschlossen,« sagte sie.

Er sagte etwas Unverständliches. Sie schüttelte den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass sie nichts hörte.

Er sprach eine winzige Nuance lauter, und dieses Mal konnte sie die Worte vernehmen …

»Ich habe da ein kleines Problem mit einer Sache.«

Hope fragte, »Worum geht es denn?«

Er murmelte wieder etwas Unhörbares.

Vielleicht möchte er etwas zurückgeben, was er heute gekauft hat, dachte sie.

Das letzte, was sie im Moment wollte, war, die Ladentür wieder aufzuschließen und die Alarmanlage zu deaktivieren, bloß, um die Ware zurückzunehmen und ihm sein Geld dafür zu geben.

Hope sagte, »Wenn Sie etwas zurückgeben wollen, fürchte ich, dass Sie morgen noch einmal kommen müssen.«

Der entstellte Mann murmelte …

»Nein, aber …«

Dann zuckte er leise mit den Schultern, das Lächeln immer noch im Gesicht. Hope fand, dass es schwierig war, Augenkontakt zu halten. Es fiel er schwer, ihm direkt ins Gesicht zu blicken. Und irgendwie spürte sie, dass er das wusste.

Seinem Lächeln nach zu urteilen, genoss er es vielleicht sogar.

Sie unterdrückte ein Schaudern bei dem Gedanken, dass er dem Unbehagen, dass er bei Leuten erzeugte, ein persönliches Vergnügen abgewinnen könnte.

Dann sagte er ein wenig lauter und deutlicher …

»Komm schau.«

Er zeigte auf seinen alten Pickup-Truck, der in kurzer Entfernung gleich längs der Straße geparkt war. Dann drehte er sich um und lief auf den Wagen zu. Hope stand einen kurzen Augenblick lang da. Sie wollte ihm nicht folgen. Sie war sich nicht sicher, warum sie sich die Mühe machen sollte …

 

Was immer es auch ist, es kann sicher bis morgen warten.

Aber sie schaffte es nicht, sich umzudrehen und wegzugehen.

Abermals, hatte sie Angst davor, ihm gegenüber unhöflich zu sein.

Sie lief hinter ihm zur Rückseite des Wagens. Er zog die Plane auf der Ladefläche weg und sie sah eine Menge Stacheldraht, entflochten und lose und verheddert, über die ganze Ladefläche des Pick-up-Trucks verteilt.

Plötzlich packte er sie von hinten und klatschte ihr einen feuchten Lappen über Mund und Nase.

Hope trat nach ihm und versuchte, von ihm wegzukommen, aber er war größer und stärker als sie.

Sie konnte sich nicht einmal von diesem Lappen befreien, um zu schreien. Er war von einer dickflüssigen Substanz durchtränkt, die ekelhaft süßlich roch und schmeckte.

Dann überkam sie ein seltsames Gefühl.

Ein Schwindelgefühl vermischt mit Euphorie, als ob sie irgendeine Droge genommen hätte.

Ein paar Sekunden lang machte dieses Hochgefühl es schwer für Hope zu bergreifen, dass sie sich in schrecklicher Gefahr befand. Dann versuchte sie wieder, sich zu wehren, aber sie stellte fest, dass ihre Gliedmaßen schwächer geworden waren. Sie schienen wie aus Gummi zu sein.

Was immer der Mann versuchte ihr anzutun, sie konnte nicht dagegen ankämpfen.

Fast fühlte es sich für sie so an, als ob sie sich nicht mehr in ihrem Körper befand, als sie merkte, dass er sie hochhob und sie auf die Ladefläche seines Trucks warf, mitten in das Stacheldrahtgeflecht hinein. Die ganze Zeit über hielt er ihr den Lappen fest ins Gesicht und sie musste die starken Dämpfe einatmen.

Hope Nelson bemerkte die kleinen Einstiche am ganzen Körper kaum, als sie schlaff herabfiel und langsam das Bewusstsein verlor.

Kapitel eins

Als sie zwei Rib-Eye-Steaks vorbereitete, um sie später im Backrohr zu garen, dachte Riley Sweeney abermals… Ich möchte, dass heute Abend ein besonderer Abend wird.

Sie und ihr Verlobter, Ryan Paige, hatten viel zu viel zu tun gehabt, um in der letzten Zeit irgendetwas zusammen genießen zu können. Rileys aufreibender Terminplan als Sommer-Praktikantin beim FBI Honors Internship Program und Ryans Einstiegsjob in der Rechtsanwaltskanzlei hatten ihre gesamte Zeit und Energie in Anspruch genommen. Ryan musste heute sogar länger in der Kanzlei bleiben – am Samstag.

Rileys 22. Geburtstag war vor fast zwei Wochen gewesen und es hatte einfach keine Zeit gegeben, um ihn zu feiern. Ryan hatte ihr eine hübsche Halskette gekauft und das war es dann auch schon fast gewesen – keine Feier, kein Abendessen, kein Kuchen. Sie hoffte, dass das heutige „besondere“ Abendessen das vielleicht wieder ins Lot bringen würde.

Daneben hieß es so ziemlich jetzt oder nie, was ein nettes gemeinsames Abendessen anging. Gerade erst gestern war ihr Sommerpraktikum erfolgreich zu Ende gegangen und morgen würde sie sich an die FBI-Akademie in Quantico im Bundesstaat Virginia aufmachen. Ryan würde hier in Washington D.C. bleiben. Obwohl die Entfernung zwischen ihnen nur ungefähr eine Stunde mit dem Auto oder dem Zug betrug, würden beide von ihnen sehr hart arbeiten müssen. Sie war sich nicht sicher, wann sie und Ryan wieder einmal Zeit miteinander verbringen würden.

Riley war dem Rezept Schritt für Schritt gefolgt und würzte die Steaks abschließend mit Salz, Pfeffer, Zwiebelpulver, gemahlenen Senfsamen und den getrockneten Kräutern Oregano und Thymian. Dann stand sie nur da und sah sich in der Küche nach dem Werk ihrer Hände um. Sie hatte einen wunderbaren gemischten Salat gemacht, sie hatte Pilze aufgeschnitten, die mit den Steaks gegrillt werden sollten und die zwei Ofenkartoffeln waren schon im Rohr. Als Nachtisch stand gekaufter Käsekuchen im Kühlschrank bereit.

Der kleine Küchentisch war hübsch gedeckt. Es gab auch eine Vase mit Blumen, welche sie beim Einkaufen der Lebensmittel mitgenommen hatte. Eine Flasche erschwinglicher, aber dennoch sehr süffiger Rotwein wartete darauf, geöffnet zu werden.

Riley sah auf die Uhr. Ryan hatte gesagt, dass er jetzt um die Zeit zuhause sein würde, und sie hoffte, dass er nicht noch länger brauchen würde. Sie wollte die Steaks nicht anbraten und grillen, ehe er zur Tür hereinkam.

Unterdessen fiel ihr nichts mehr rein, was jetzt noch getan werden musste. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht, Wäsche zu waschen, ihre kleine Wohnung aufzuräumen, einzukaufen und das Essen herzurichten – häusliche Aufgaben, für die sie selten Zeit gehabt hatte, seit sie und Ryan zu Beginn des Sommers zusammengezogen waren. Sie fand, dass es eine nette Abwechslung zu ihrem Studienalltag war.

Trotzdem ertappte sie sich unwillkürlich bei dem Gedanken …

Würde ihr Leben genauso aussehen, wenn sie verheiratet wären?

Falls sie ihr Ziel, eine FBI-Agentin zu werden, erreichte, würde sie wirklich ganze Tage damit verbringen, alles perfekt für den Moment herzurichten, wenn Ryan von der Arbeit kam? Das war unwahrscheinlich.

In diesem Augenblick hatte Riley wirklich Mühe, sich die gemeinsame Zukunft vorzustellen – oder irgendeine konkrete Zukunft.

Sie ließ sich auf die Couch fallen.

Sie schloss die Augen und merkte, wie müde sie war.

Wir brauchen beide Urlaub, dachte sie.

Aber Urlaub stand in nächster Zeit nicht zur Debatte.

Sie fühlte sich ein wenig schläfrig und war schon fast eingedöst, als eine Erinnerung sich den Weg in ihre Gedanken bahnte …

Ihre Hände und Füße wurden von einem Irren zusammengebunden, der ein Clownskostüm und Schminke im Gesicht trug.

Er hielt ihr einen Spiegel vors Gesicht und sagte …

»So fertig. Sieh es dir an!«

Sie sah, dass er ihr Schminke über das ganze Gesicht verteilt hatte, so dass sie auch wie ein Clown aussah.

Dann hielt er eine Spritze vor ihr in die Luft. Sie wusste, sie würde aus schierem Entsetzen sterben, wenn er ihr den tödlichen Inhalt injizieren würde …

Rileys riss die Augen auf. Sie zitterte am ganzen Körper.

Erst vor ein paar Monaten war sie knapp aus den Fängen des berüchtigten sogenannten „Clown-Killers“ entkommen. Sie hatte immer noch qualvolle Rückblenden ihres Martyriums.

Als sie versuchte, die Erinnerung abzuschütteln, hörte sie, wie jemand die Treppe herunterstieg und den Flur der Souterrain-Wohnung betrat.

Ryan! Er war zuhause!

Sie sprang von der Couch und prüfte, ob im Backrohr die maximale Temperatur erreicht war. Dann löschte sie die Lichter in der Wohnung und zündete die Kerzen an, die sie auf den Tisch gestellt hatte.

Dann stürzte sie in Richtung Tür und traf dort auf Ryan, der gerade eintrat.

Sie schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuss. Er warf einen Blick in die mit Kerzen erleuchtete Wohnung und platzte heraus …

»Riley – verdammt noch mal, was ist denn hier los?«

Riley fühlte einen Stich der Enttäuschung und sagte: »Ich mache uns was Schönes zum Abendessen.«

Ryan trat ins Zimmer, stellte seine Aktentasche ab und ließ sich auf die Couch fallen.

»Mach dir bitte nicht die Mühe,« sagte er. »Ich hatte einen unglaublich harten Tag. Und bin nicht sehr hungrig.«

Riley setzte sich neben ihm und massierte ihm die Schultern.

Sie sagte: »Aber alles ist fast fertig. Hast du nicht vielleicht ein bisschen Hunger auf Rib-Eye-Steaks?«

»Rib-Eye-Steaks?« sagte Ryan überrascht. »Können wir uns das leisten?«

Riley kämpfte gegen den Ärger an, der in ihr aufstieg und antwortete nicht. Sie kümmerte sich um die Haushaltskasse und war der Ansicht, dass sie ziemlich gut wusste, was sie sich leisten konnten und was nicht.

Offensichtlich spürte Ryan ihre Betroffenheit und sagte …

»Rib-Eye-Steak klingt toll. Gib mir ein paar Minuten Zeit, damit ich mich frisch machen kann.«

Ryan stand auf und ging Richtung Badezimmer, Riley schnurstracks zurück in die Küche. Sie nahm die Ofenkartoffeln aus dem Rohr, briet die Steaks scharf an und garte dann die beiden Fleischstücke gut auf den Punkt.

Ryan saß schon am Tisch, als sie beide Teller mit dem Essen servierte. Er hatte bereits den Rotwein eingeschenkt.

»Danke,« sagte Ryan mit einem schwachen Lächeln, »das sieht gut aus.«

Als er sein Steak anschnitt, fügte er hinzu: »Ich fürchte, ich habe Arbeit mit Nachhause mitgebracht. Ich muss mich nach dem Essen noch darum kümmern.«

Riley schluckte einen großen, enttäuschten Seufzer hinunter. Sie hatte gehofft, dass ihr Abendessen romantischer enden würde.

Sie und Ryan aßen eine Zeitlang stillschweigend. Dann begann Ryan, sich über seinen Tag auszulassen …

»Diese Einsteigerphase in der Kanzlei – das ist wirklich Sklavenarbeit. Wir müssen die ganzen Vorbereitungen für die Partner machen – Recherchieren, Schriftsätze anfertigen und sicherstellen, dass für den Gerichtssaal alles vorbereit ist. Und dabei arbeiten wir bei weitem länger als die Partner. Die sind wie eine geheime Bruderschaft, die uns schikaniert – nur dass es niemals aufhört.« »Das wird schon besser werden,« sagte Riley

Dann zwang sie sich zu einem Lachen und fügte hinzu …

»Irgendwann bist du auch mal Partner. Und dann hast du ein Team von Frischlingen unter dir, die nach Hause gehen und sich über dich beklagen.«

Ryan lachte nicht und Riley konnte es ihm nicht einmal vorwerfen. Es war ein lahmer Witz gewesen, jetzt, da sie ihn ausgesprochen hatte.

Während des Abendessens hörte Ryan nicht auf zu meckern, und Riley wusste nicht, ob sie sich eher verletzt oder eher wütend fühlen sollte. Hatte er denn keinerlei Wertschätzung für sie übrig? Sie hatte sich doch solche Mühe gegeben, heute Abend alles so perfekt wie möglich zu machen?

Und war ihm denn nicht klar, wie sehr sich ihrer beiden Leben bald verändern würde?

Als Ryan für ein Weilchen schwieg, sagte Riley …

»Du weißt ja, dass wir morgen ein Treffen im FBI-Gebäude haben, um das Praktikumsende zu feiern. Du kommst doch, oder?«

»Leider nicht, Riley. Ich muss diese Woche durcharbeiten.«

Riley schnappte nach Luft.

»Aber morgen ist Sonntag,« sagte sie.

Ryan zog die Schultern kurz nach oben. »Na ja, wie ich dir gesagt habe – es ist eben Sklavenarbeit.«

Riley sagte: »Weißt du, es wird ja nicht den ganzen Tag dauern. Es wird einige Reden geben – die stellvertretende Direktorin und unser Ausbilder werden ein paar Worte sagen wollen. Dann gibt es eine Kleinigkeit zu essen und —«

Ryan unterbrach sie: »Es tut mir leid, Riley.«

»Aber danach werde ich gleich nach Quantico aufbrechen. Ich nehme mein Gepäck mit. Ich dachte, du kannst mich zum Bahnhof fahren.«

»Das kann ich nicht,« sagte Ryan mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Da musst du irgendwie anders hinkommen.«

Sie aßen stillschweigend für ein paar Augenblicke.

Riley versuchte angestrengt zu verstehen, was da gerade geschah. Warum konnte Ryan morgen denn nicht mit ihr mitkommen? Er müsste ja nur ein paar wenige Stunden darauf verwenden. Dann dämmerte ihr etwas.

Sie sagte: »Du willst immer noch nicht, dass ich nach Quantico fahre.«

Ryan stieß ein verärgertes Ächzen aus.

»Riley, bitte fang nicht wieder damit an,« sagte er.

Riley spürte, wie sie vor Wut rot anlief.

Sie sagte: »Jetzt oder nie, oder?«

Ryan erwiderte: »Du hast deine Entscheidung getroffen. Ich hatte angenommen, dass sie endgültig ist.«

Riley machte große Augen.

»Meine Entscheidung?« sagte sie. »Ich dachte, es war unsere Entscheidung.«

Ryan seufzte. »Wir werden jetzt nicht darüber sprechen,« sagte er. »Essen wir doch einfach fertig, ok?«

Riley saß da und starrte ihn an, während er weitere Bissen zu sich nahm.

Sie überlegte bei sich …

Hatte Ryan recht?

Habe ich uns beide da einfach so reinmanövriert?

Sie dachte an die Gespräche, die sie geführt hatten. Sie versuchte, sich zu erinnern. Sie versuchte, die Sache in Ordnung zu bringen. Und sie erinnerte sich daran, wie stolz Ryan auf sie gewesen war, als sie den Clown-Killer zur Strecke gebracht hatte …

»Du hast mindestens einer Frau das Leben gerettet. Du hast den Fall gelöst und damit vielleicht auch das Leben anderer gerettet. Vielleicht bist du verrückt. Aber du bist auch eine Heldin.«

Damals dachte sie, er wolle, dass sie ihre berufliche Laufbahn beim FBI macht, um weiter eine Heldin zu bleiben.

Aber gerade wo sie darüber nachdachte, kamen Riley eben exakt diese Worte von Ryan nicht in den Sinn. Er hatte niemals zu ihr gesagt …

»Ich will, dass du auf die Akademie gehst. Ich will, dass du deinen Traum weiterverfolgst.«

 

Riley atmete mehrmals lange und langsam durch.

Schließlich sagte sie …

»Ryan, was willst du? Für uns, meine ich?«

Ryan legte den Kopf schief, als er sie anblickte.

»Willst du das wirklich wissen?«

Riley Hals zog sich plötzlich zu.

»Ich möchte es wissen,« sagte sie. »Sag mir, was du willst.«

Ryan machte ein gequältes Gesicht. Riley fürchtete sich vor dem, was er als nächstes sagen würde.

Endlich sprach er es aus: »Ich will einfach eine Familie.«

Dann zuckte er mit den Schultern und nahm sich noch einen Bissen seines Steaks.

Mit einem Anflug von Erleichterung sagte Riley: »Das will ich doch auch.«

»Wirklich, tust du das?« fragte Ryan.

»Natürlich. Das weißt du doch.«

Ryan schüttelte den Kopf und sagte: »Ich bin mir nicht so sicher, dass du selbst weißt, was du wirklich willst.«

Riley kam es vor, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen. Einen Augenblick lang wusste sie schlichtweg nicht, was sie darauf erwidern sollte.

Dann sagte sie: »Glaubst du nicht, dass ich Karriere machen und eine Familie haben kann?«

»Doch, das glaube ich schon,« sagte Ryan. »Frauen machen das heutzutage die ganze Zeit. Soweit ich weiß, sagt man dazu: „Ich will alles haben“. Das ist knallhart und man muss planen und Opfer bringen, aber man kriegt es hin. Und ich würde dir liebend gerne damit helfen.

Aber …«

Seine Stimme versagte.

»Aber was?« fragte Riley.

Er atmete tief durch und sagte dann: »Vielleicht wäre es anders, wenn du Rechtsanwältin werden würdest, also in meine Sparte gehst. Oder Ärztin oder Psychiaterin. Oder in die Immobilienbranche. Oder deine eigene Firma gründen würdest. Oder Professorin am College. Das könnte ich alles nachvollziehen. Damit könnte ich umgehen. Aber diese ganze Sache mit der Akademie – du wirst jetzt 18 Wochen lang in Quantico sein! Wie oft werden wir uns während dieser ganzen Zeit zu Gesicht bekommen? Denkst du, dass eine Fernbeziehung so lange überlebt? Und außerdem …«

Er hielt Rileys Blick für einen Moment.

Dann sagte er: »Riley, seit ich dich kenne, bist du zwei Mal beinahe umgebracht worden.«

Riley schluckte schwer.

Er hatte natürlich recht. Das letzte Mal, als der Tod sie kurz gestreift hatte, hatte sie sich in den Fängen des Clown-Killers befunden. Davor, während des letzten Semesters am College, war sie um ein Haar von einem psychopathischen Psychologieprofessor umgebracht worden, der weiterhin auf seinen Prozess wartete, weil er zwei ihrer Kommilitoninnen ermordet hatte. Riley hatte beide Frauen gekannt. Eine davon war ihre beste Freundin und Zimmergenossin gewesen.

Durch ihre Hilfe bei der Aufklärung dieses furchtbaren Mordfalls war Riley in das Sommer-Praktikantenprogramm aufgenommen worden. Einer der Hauptgründe, warum sie daran dachte, FBI-Agentin zu werden.

Mit erstickter Stimme fragte Riley: »Willst du, dass ich nicht an die Akademie gehe? Möchtest du, dass ich morgen nicht nach Quantico fahre?«

Ryan antwortete: »Es ist doch egal, was ich will.«

Riley kämpfte jetzt mit den Tränen.

»Nein, es ist wichtig, Ryan,« sagte sie, »es macht viel aus.«

Ihre Blicke trafen sich sehr lange, wie es schien.

Dann sagte er: »Ich glaube, das möchte ich. Dass du nicht fährst, meine ich. Ich weiß, dass du es aufregend fandst; ein tolles Abenteuer war das für dich. Aber es ist an der Zeit, dass wir zwei uns häuslich niederlassen. Es ist an der Zeit, dass wir mit unserem wirklichen Leben weitermachen.«

Riley kam es plötzlich so vor, als ob sie sich in einem schlechten Traum befände, sie konnte bloß nicht aufwachen.

Unser wirkliches Leben! dachte sie.

Was bedeutete das?

Und was hieß das für sie, dass sie nicht wusste, was es bedeutete?

Sie wusste nur eine Sache mit Sicherheit …

Er will nicht, dass ich nach Quantico fahre!

Dann sagte Ryan: »Schau mal, du kannst doch alle möglichen Arten von Jobs hier in D.C. annehmen. Und du hast jede Menge Zeit zum Nachdenken, was du machen willst – langfristig gesehen. In der Zwischenzeit ist es doch nicht wichtig, ob du viel verdienst. Wir werden von dem, was ich in der Firma verdiene, nicht reich, aber für uns zwei ist es genug, und irgendwann wird es mir finanziell richtig gut gehen.«

Ryan wandte sich wieder dem Essen zu und sah erstaunlicherweise erleichtert aus – so als ob sie gerade alles besprochen hätten.

Aber hatten sie denn eigentlich etwas besprochen? Riley hatte den ganzen Sommer lang von der FBI-Akademie geträumt. Sie konnte sich nicht vorstellen, diesen Traum von jetzt auf gleich aufzugeben.

Nein, dachte sie, das kann ich einfach nicht.

Nun merkte sie, wie die Wut in ihr hochkroch.

Mit angespannter Stimme sagte sie: »Es tut mir leid, dass es dir so geht. Ich werde meine Meinung nicht ändern. Ich fahre morgen nach Quantico.«

Ryan starrte sie an, als könne er seinen Ohren nicht trauen.

Riley erhob sich vom Tisch auf und sagte: »Lass dir dein restliches Essen schmecken. Es gibt noch Käsekuchen im Kühlschrank. Ich bin müde. Ich werde duschen und ins Bett gehen.«

Ehe Ryan etwas erwidern konnte, ging Riley schnell ins Badezimmer. Sie weinte ein paar Minuten und duschte sich dann lange unter heißem Wasser. Als sie ihre Pantoffeln und ihren Bademantel angezogen hatte und aus dem Badezimmer kam, sah sie, dass Ryan in der Küche saß. Er hatte den Tisch abgeräumt und arbeitete am Rechner. Er schaute nicht auf.

Riley ging ins Schlafzimmer, legte sich ins Bett und weinte wieder.

Als sie sich die Augen wischte und die Nase putzte, fragte sie sich …

Warum bin ich so wütend?

Hat Ryan Unrecht?

Trägt er Schuld an irgendetwas?

Ihre Gedanken waren so verworren, dass sie die Dinge nicht klar durchdenken konnte. Und eine schreckliche Erinnerung bahnte sich wieder einmal den Weg in ihr Gedächtnis – wie sie in diesem Bett mit stechenden Schmerzen aufgewacht war und gesehen hatte, wie sie in einer Blutlache lag …

Meine Fehlgeburt.

Sie fragte sich – war das einer der Gründe, warum Ryan nicht wollte, dass sie zum FBI ging? Der Fall mit dem Clown-Killer hatte sie äußerst gestresst, als es geschah. Aber die Ärztin im Krankenhaus hatte ihr versichert, dass Stress mit ihrer Fehlgeburt nichts zu tun gehabt hätte.

Stattdessen, hatte sie gesagt, war der Abgang durch „chromosomale Anomalien“ verursacht worden.

Jetzt, wo Riley abermals darüber nachdachte, verstörte sie dieses Wort …

Anomalien.

Sie fragte sich – war sie irgendwie anomal – tief in ihr drin, wo es wirklich darauf ankam?

War sie unfähig, eine dauerhafte Beziehung zu führen, geschweige denn, eine Familie zu haben?

Als sie in den Schlaf sank, war sie sich nur einer einzigen Sache gewiss …

Ich fahre morgen nach Quantico.

Sie war schon eingeschlafen, ehe sie darüber nachdenken konnte, was wohl danach passieren würde.

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