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Copyright © 2018 Blake Pierce Alle Rechte vorbehalten. Außer durch eine Genehmigung nach dem U.S. Copyright Act von 1976, darf kein Teil dieses Buches ohne ausdrückliche Genehmigung der Autorin vervielfältigt, vertrieben oder in irgendeiner Form übermittelt, in Datenbanken oder Abfragesystemen gespeichert werden. Dieses E—Book ist nur für ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Es darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit anderen teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger eine zusätzliche Kopie. Wenn Sie dieses Buch lesen, aber nicht gekauft haben, oder es nicht für Sie gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dieses Buch ist eine fiktive Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind von der Autorin frei erfunden oder werden fiktiv verwendet. Ähnlichkeiten mit echten Personen, lebendig oder verstorben, sind zufällig. Copyright Umschlagsbild Photographee.eu, genutzt unter der Lizenz von Shutterstock.com

Blake Pierce

Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus fünfzehn Bücher (Fortsetzung folgt) besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die zwölf Bände (Fortsetzung folgt) umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den drei Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus drei Büchern besteht (Fortsetzung folgt); der CLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die bisher drei Bände umfasst (Fortsetzung folgt) sowie der dreiteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt).

Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gerne von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE EHEFRAU (Buch Nr. 1)

DER PERFEKTE BLOCK (Buch Nr. 2)

DAS PERFEKTE HAUS (Buch Nr. 3)

CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Buch Nr. 1)

DES NACHBARS LÜGE (Buch Nr. 2)

SACKGASSE (Buch Nr. 3)

KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Buch Nr. 1)

WENN SIE SÄHE (Buch Nr. 2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Buch Nr. 3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Buch Nr. 4)

WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Buch Nr. 5)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Buch 1)

WARTET (Buch 2)

LOCKT (Buch 3)

RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Buch 1)

GEFESSELT (Buch 2)

ERSEHNT (Buch 3)

GEKÖDERT (Buch 4)

GEJAGT (Buch 5)

VERZEHRT (Buch 6)

VERLASSEN (Buch 7)

ERKALTET (Buch 8)

VERFOLGT (Buch 9)

VERLOREN (Buch 10)

BEGRABEN (Buch 11)

ÜBERFAHREN (Buch 12)

GEFANGEN (Buch 13)

RUHEND (Buch 14)

BEVOR ER TÖTET (Buch #1)

BEVOR ER SIEHT (Buch #2)

EHE ER BEGEHRT (Buch #3)

BEVOR ER NIMMT (Buch #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Buch #5)

BEVOR ER FÜHLT (Buch #6)

BEVOR ER SÜNDIGT (Buch #7)

VORHER JAGT ER (Buch #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Buch #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Buch #10)

VORHER MACHT ER EINEN FEHLER (Buch #11)

VORHER NEIDET ER (Buch #12)

AVERY BLACK MYSTERY-SERIE

DAS MOTIV (Buch 1)

LAUF (Buch 2)

VERBORGEN (Buch 3)

GRÜNDE DER ANGST (Buch 4)

RETTE MICH (Buch 5)

ANGST (Buch 6)

KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Buch 1)

EINE SPUR VON MORD (Buch 2)

EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Buch 3)

EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch 4)

EINE SPUR VON HOFFNUNG (Buch 5)

Prolog

Robin schreckte aus dem Schlaf auf.

Sie lag hellwach in ihrem Bett. Zuerst dachte sie, dass ein Geräusch, das irgendwo aus dem Inneren ihres kleinen Hauses kam, sie aufgeweckt haben musste.

Zerschellendes Glas?

Doch als sie dalag und hinhörte, merkte sie, dass es nichts zu hören gab, außer das beruhigende Brummen des Heizofens, das aus dem Keller kam.

Sie hatte sich das Geräusch sicherlich nur eingebildet.

Mach dir keine Sorgen, dachte sie sich.

Doch als sie sich auf die Seite drehte um wieder einzuschlafen, fühlte sie einen plötzlichen stechenden Schmerz in ihrem linken Bein.

Das schon wieder, dachte Robin mit einem Seufzen.

Sie machte die Lampe auf dem Beistelltisch an und zog die Decke zur Seite.

Es überraschte sie nicht mehr zu sehen, dass sie kein linkes Bein hatte. Sie hatte sich bereits vor Monaten daran gewöhnt. Das Bein wurde über dem Knie amputiert, nachdem ihre Knochen in einem schrecklichen Autounfall letztes Jahr zu Brei zertrümmert worden waren.

Doch der Schmerz war sehr real – eine Kombination aus pochendem, krampfartigem und brennendem Schmerz.

Sie setzte sich im Bett auf und starrte den Beinstumpf unter ihrem Nachthemd an. Seit der Amputation hatte sie Phantomschmerzen, meistens kamen sie Nachts, wenn sie versuchte zu schlafen.

Sie schaute auf die Uhr, die auf dem Nachtkästchen stand und sah, dass es vier Uhr morgens war. Sie stöhnte genervt. Oft wurde sie genau zu dieser Stunde oder etwas früher von dem Schmerz geweckt und dann wusste sie, dass sie keine Chance hatte wieder einzuschlafen, solange der Schmerz sie quälte.

Sie überlegte, ob sie unters Bett greifen und ihre Spiegelbox rausholen sollte – ein Therapieinstrument, dass ihr schon oft durch solche Anfälle geholfen hatte. Dafür musste sie den Stumpf in eine lange, prismenartige Box stecken, die an der Innenseite mit einem Spiegel ausgestattet war, sodass ihr heiles Bein eine Spiegelung produzierte. Die Spiegelbox gab ihr damit die Illusion, dass sie noch beide Beine hatte. Es war ein merkwürdige, aber effektive Methode um den Phantomschmerz zu lindern oder sogar ganz loszuwerden.

Sie schaute das Spiegelbild an, während sie ihr anderes Bein berührte, die Muskeln ihres Fußes, ihrer Zehen und ihres Unterschenkels an- und wieder entspannte und schaffte es somit ihr Gehirn auszutricksen und es zu überzeugen, dass sie immer noch beide Beine besaß. Indem sie sich vorstellte, dass sie das verlorene Bein kontrollierte, konnte sie oft die Schmerzen und Krämpfe, die sie fühlte, bekämpfen.

Doch es klappte nicht immer. Es benötigte ein Maß an meditativer Konzentration, das sie nicht immer aufbringen konnte. Und sie wusste aus Erfahrung, dass es unwahrscheinlich war, dass sie direkt nach dem Aufwachen zu so früher Stunde Erfolg damit haben würde.

Dann kann ich auch genauso gut aufstehen und etwas arbeiten, dachte sie.

Sie überlegte kurz, ob sie die Beinprothese, die neben dem Bett lag, anlegen sollte. Das würde bedeuten, sie müsste einen einen Nylongel Strumpf über den Stumpf ziehen und einige Paar Socken, um das Schrumpfen des Stumpfes zu kompensieren, wonach sie dann die Prothese an ihren Platz schnallen konnte und mit ihrem gesamten Gewicht dagegen drücken, bis sie die Prothese in die korrekte Position einrasten fühlen konnte.

Es erschien ihr den Aufwand nicht wert – besonders wenn sie Glück haben sollte und der Schmerz bald von selbst vergehen würde, sodass sie doch noch einmal ins Bett zurück gehen konnte.

Stattdessen zog sie sich ihren Morgenmantel über und griff nach ihren Krücken, wonach sie aus dem Schlafzimmer in ihre Küche humpelte.

Ein Stapel Papiere, der sich auf dem Tisch türmte, erwartete sie dort.

Sie hatte ein riesiges Bündel Gedichte und Kurzgeschichten mit nach Hause gebracht – Einreichungen für Sea Surge, der Literaturzeitschrift, für das sie als Assistenzredakteurin arbeitete. Sie hatte mehr als die Hälfte der Einreichungen bereits gestern Abend vor dem Schlafengehen gelesen und einige wenige beiseite gelegt, die womöglich gedruckt werden konnten, während sie die meisten anderen in den Stapel für Ablehnungen tat.

Gerade schaute sie einen kleinen Stapel von fünf besonders schlechten Gedichten eines bemerkenswert untalentierten Poeten durch – es waren genau die Art Grußkartenreime, die die Zeitschrift so oft zugeschickt bekam. Sie musste ein wenig lachen, als sie die Gedichte auf den Ablehnungsstapel warf.

Der nächste kleine Stapel war ganz anders, aber genauso typisch, was die Einreichungen, durch die sie sich so oft wühlen musste, anging. Diese Gedichte machten direkt einen trockenen, unaufrichtigen, verworrenen und überheblichen Eindruck. Während sie versuchte irgendwie zu verstehen, was die Gedichte zu bedeuten hatten, begannen ihre Gedanken abzuschweifen und bald schon dachte sie darüber nach, wie sie dazu gekommen war alleine in diesen kleinen und billigen, aber komfortablen gemieteten Haus zu leben.

Sie dachte traurig daran wie ihre Ehe Anfang des Jahres in die Brüche gegangen war. Kurz nach dem Unfall und der Amputation hatte sich ihr Ehemann, Duane, sich rührend um sie gekümmert und war aufmerksam und unterstützend. Doch als die Zeit voranschritt, wurde er zunehmend distanziert und irgendwann hatte er so ziemlich damit aufgehört ihr irgendwelche Nähe oder Zuneigung entgegenzubringen.

Obwohl Duane es nicht zugeben wollte, hatte Robin begriffen, dass er sie einfach nicht mehr attraktiv fand.

Sie seufzte, als sie daran dachte wie wahnsinnig verliebt sie die ersten vier Jahre ihrer Ehe waren.

Sie hatte einen Kloß im Hals, als sie sich fragte, ob sie jemals wieder so glücklich sein würde. Doch sie wusste, dass sie immer noch eine attraktive, charmante, intelligente Frau war. Es musste doch bestimmt einen Mann dort draußen geben, der sie als ganze Person sehen konnte und nicht bloß als eine Amputierte.

 

Trotzdem war die Oberflächlichkeit von Duanes Liebe für sie ein ziemlicher Schlag ins Gesicht gewesen und hatte ihr Selbstvertrauen und die Fähigkeit Männern zu vertrauen erschüttert. Es war schwer nicht verbittert zu sein ihrem Ex-Mann gegenüber. Sie dachte sich, so wie sie es sich schon oft gesagt hatte…

Er hat sein Bestes gegeben.

Wenigstens war ihre Scheidung friedlich verlaufen und sie waren bis heute befreundet.

Sie horchte auf, als sie draußen ein bekanntes Geräusch hörte – es war die anfahrende Müllabfuhr. Sie musste lächeln, als sie sich auf ein kleines Ritual freute, dass sie sich für solche schlaflosen Morgen ausgedacht hatte.

Sie verließ den Tisch, griff nach den Krücken, humpelte zum Wohnzimmerfenster hinüber und zog die Gardinen offen.

Der Laster hielt nun vor ihrem eigenen Haus und der riesige Robo-Arm umschloss ihren Müllcontainer, hob ihn hoch und kippte seinen Inhalt in das Lastwageninnere. Wie erwartet ging neben dem Lastwagen ein eigenhafter junger Mann her.

Wie immer fand Robin etwas liebenswert ernsthaftes an ihm, als er dem Laster entlang folgte und sich in alle Richtungen umschaute, als ob er eine komische Art Wache halten würde.

Sie nahm an, dass er für die Stadtreinigung arbeiten musste, obwohl sie sich unsicher war, was genau seine Arbeit eigentlich beinhalten könnte. Er schien sonst nichts zu tun, außer neben dem Müllauto herzulaufen und sicherzustellen, dass die große Maschine ihre Aufgabe verrichtete und keine Müllreste fallen ließ.

Wie sie es immer tat, wenn sie ihn dort auf der beleuchteten Straße sah, lächelte sie, hob einen Arm aus der Krücke und winkte ihm zu. Er schaute sie direkt an, wie er es immer tat. Sie fand es immer merkwürdig, dass er nie zurück winkte, und immer bloß dastand und ihren Blick erwiderte.

Doch dieses Mal tat er etwas, was er sonst nie getan hatte.

Er hob seinen Arm und zeigte in ihre Richtung.

Worauf zeigt er? fragte sie sich.

Dann fühle sie plötzlich einen kalten Schauer ihren Rücken hinunterschleichen, als sie sich an den Moment erinnerte, da sie aufgewacht war…

Ich dachte ich hätte ein Geräusch gehört.

Sie hatte gedacht, es klang wie zerbrechendes Glas.

Und nun begriff sie…

Er zeigt auf etwas hinter mir.

Bevor sie sich umdrehen und hinsehen konnte, fühlte sie wie eine starke Hand ihre rechte Schulter ergriff.

Robin erstarrte vor Schrecken.

Sie konnte einen plötzlichen tiefen Schmerz spüren, als etwas scharfes in ihr Ohr eindrang und die Welt um sie herum sich auflöste.

Einen Moment später fühlte sie überhaupt nichts mehr.

Kapitel eins

Im selben Moment, als Riley sich auf die Couch im Wohnzimmer warf und ihre Schuhe abstreifte, klingelte es an der Tür. Sie stöhnte leise. Sie nahm an, dass es jemand mit einer Agenda war, der wollte dass sie eine Petition unterschreibt, einen Check ausstellt oder sonst was.

Das kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen.

Sie hatte soeben ihre Töchter, April und Jilly, an ihrem ersten Schultag zur Schule gefahren. Sie hatte sich eigentlich darauf gefreut ein bisschen auszuspannen.

In diesem Augenblick hörte sie Gabriela, ihre guatemalische Haushälterin, aus der Küche rufen…

„No te muevas, señora. Ich mache auf.“

Sie hörte Gabrielas Schritte in Richtung Tür und lehnte sich zurück um ihre Füße auf dem Kaffeetisch abzustellen.

Dann hörte sie wie Gabriela freundlich mit der Person an der Tür sprach.

Ein Besucher? fragte Riley sich.

Riley beeilte sich ihre Schuhe wieder anzuziehen, als sie Schritte in ihre Richtung hörte.

Als Gabriela den Besuch ins Wohnzimmer führte, war Riley überrascht und erfreut zu sehen, wer es war.

Es war Blaine Hildreth, ihr gut aussehender Freund.

Oder ist er mein Verlobter?

So genau wusste sie es zur Zeit nicht, doch auch Blaine schien sich darüber nicht im Klaren zu sein. Vor einigen Wochen hatte er ihr mehr oder weniger einen Antrag gemacht und dann hatte er vor einer Woche auf einmal gesagt, er wolle die Dinge langsam angehen. Sie hatte ihn nun seit einigen Tagen nicht mehr gesehen und hatte nicht erwartet, dass er an diesem Morgen vor ihrer Tür stehen würde.

Als Riley begann sich von der Couch zu erheben, sagte Blaine: „Bitte, steh nicht auf. Ich komme zu dir.“

Blaine ließ sich neben ihr auf die alte Familiencouch fallen. Riley grinste und streifte erneut ihre Schuhe ab.

Mit einem kleinen Lachen tat Blaine dasselbe, dann legten sie beide ihre Füße auf den Kaffeetisch.

Es fühlte sich gut an sich so komfortabel mit ihm zu fühlen, auch wenn Riley nicht genau wusste, wo die Dinge mit ihnen standen.

„Wie war dein Morgen?“, wollte Blaine wissen.

„Ok“, antwortete Riley. „Ich habe nur die Mädels zur Schule gebracht.“

„Ja, ich habe Crystal eben auch hingefahren.“

Wie immer konnte Riley die Liebe zu seiner 16-Jährigen Tochter aus seinem Ton heraushören. Das war etwas, was ihr an ihm gefiel.

Dann lachte Blaine und sagte: „Sie schien sich nichts sehnlicher zu wünschen, als dass ich so schnell wie möglich wieder fahre, als wir an der Schule angekommen waren. Ich nehme an, sie wollte nicht, dass ihre Freunde mich zu Gesicht bekommen.“

Riley lachte auch.

„Es ist dasselbe mit April“, sagte sie. „Kinder scheinen sich in diesem Alter vor ihren Eltern zu schämen. Naja, am morgen nehmen meine Mädchen eh den Bus zur Schule.“

„Crystal auch.“

Blaine legte die Arme hinter den Kopf und lehnte sich zurück, als er tief seufzte.

„Crystal wird bald Autofahren“, sagte er.

„April auch“, sagte Riley. „Sie wird den Antrag für den Führerschein schon im November stellen können. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll.“

„Ich auch nicht. Besonders weil es mich zu einem nervösen Wrack gemacht hat, ihr das Autofahren beizubringen.“

Riley fühle sich nun schuldig.

Sie sagte: „Ich fürchte, ich habe mir kaum die Zeit genommen es April beizubringen. Eigentlich fast gar keine Zeit. Sie musste sich eigentlich hauptsächlich mit dem Fahrunterricht in der Schule zufrieden geben.“

Blaine zuckte mit den Schultern und fragte: „Möchtest du, dass ich es ihr beibringe?“

Riley zuckte ein bisschen zusammen. Sie wusste, dass Blaine ein sehr involvierter Vater war, im Vergleich zu ihr. Ihre Arbeit bei der Verhaltensanalyseeinheit hielt sie immer wieder von den normalen Mutter-Tochter Routinen ab, und sie fühlte sich deswegen schuldig.

Es war sehr nett von Blaine seine Hilfe anzubieten und sie wusste, dass sie nicht eifersüchtig sein sollte, wenn er mehr Zeit mit April verbrachte, als sie. Schließlich könnte er früher oder später zu Aprils Vater werden. Es wäre großartig, wenn April und Jilly einen Dad hätten, der ihnen echte Aufmerksamkeit schenken könnte. Das wäre mehr als Ryan, Rileys Ex-Mann, jemals getan hatte.

„Das wäre nett von dir“, sagte sie. „Danke.“

Gabriela kam mit einem Tablet ins Wohnzimmer. Die kräftige Frau machte ganz gezielte Schritte, als Jillys kleiner Hund mit großen Ohren, Darby und Aprils schnell wachsende schwarz-weiße junge Katze, Marbles, um ihre Füße liefen. Gabriela stellte das Tablet auf dem Kaffeetisch vor Riley und Blaine ab.

„Ich hoffe Sie haben beide Lust auf Kaffee und Champurradas.“

„Champurradas!“, sagte Blaine erfreut. „Was für ein Genuss!“

Während Gabriela ihnen Kaffe einschenkte, griff Riley nach einem der knusprigen Butterkekse, die in Sesam gewälzt waren. Die Champurradas waren frisch gebacken und natürlich unwiderstehlich lecker.

Gerade als Gabriela zurück in die Küche wollte, sagte Blaine: „Gabriela, möchten Sie sich nicht zu uns setzen?“

Gabriela lächelte. „Por supuesto. Gracias.“

Sie ging in die Küche und holte eine weitere Tasse, schenkte auch sich etwas Kaffee ein und setzte sich in einen Sessel gegenüber von Riley und Blaine.

Blaine begann sich mit Gabriela zu unterhalten, auf einem halb-Englisch und halb-Spanisch fragte er sie über ihr Champurrada Rezept aus. Als Meisterchef und Besitzer eines Edelrestaurants war Blaine immerzu an Gabrielas kulinarischen Geheimnissen interessiert. Wie immer wollte Gabriela anfangs nicht viel dazu sagen und wehrte sich scherzend gegen seine Fragen, doch schon bald offenbarte sie ihm alle Feinheiten des Rezepts für die exquisiten guatemalischen Kekse.

Riley musste lächeln, als die Blaine und Gabriela zuhörte, wie sie das Rezept besprachen. Sie genoß es, sie so zu sehen. Sie fand, dass es etwas Besonderes war, wie sehr die drei sich miteinander zuhause fühlten.

Riley suchte nach dem passenden Wort um das Gefühl zu beschreiben, das sie in genau diesem Moment hatte. Dann kam es ihr.

Gemütlich.

Ja, das war es. Da waren sie beide – Blaine und sie, entspannt und Barfuß auf dem Sofa, und fühlten sich durch und durch gemütlich miteinander.

Doch Riley fühlte sich nicht wunschlos glücklich, denn sie begriff.

Eine Sache die die Situation nicht war, war romantisch.

In diesem Moment war in Blaine nichts von dem hingabevollen Liebhaber zu erkennen, der er manchmal sein konnte. Natürlich waren diese romantischen Momente selten gewesen. Selbst als sie diesen Sommer zwei Wochen am Strand verbracht hatten, hatten sie in verschiedenen Zimmer geschlafen, wegen der Kinder.

Riley fragte sich…

Wird es auch so bleiben, nachdem wir geheiratet haben?

Sie unterdrückte ein Seufzen, als sie dachte, dass sie bereits jetzt wie ein altes Ehepaar waren. Dann musste sie lächeln, als sie überlegte…

Vielleicht ist das gar nicht schlimm.

Schließlich war sie bereits einundvierzig Jahre alt. Vielleicht war es für sie an der Zeit Träumereien von leidenschaftlicher Romantik hinter sich zu lassen. Vielleicht war es an der Zeit sich in der Gemütlichkeit und dem Komfort einzufinden. Und in diesem Moment fand sie diese Perspektive wirklich ok.

Trotzdem fragte sie sich…

Steht es wirklich in den Sternen für mich und Blaine zu heiraten?

Sie wünschte sich, dass sie so oder so endlich eine Entscheidung treffen würden.

Rileys Gedanken wurden vom Klingeln des Telefons unterbrochen.

Etwas entsetzt musste sie feststellen, dass der Anruf von ihrem Langzeitpartner von der Verhaltensanalyseeinheit, Bill Jeffreys, ausging. So gern sie Bill auch hatte, sie war sich irgendwie sicher, dass es kein bloß freundschaftlicher Anruf war.

Als sie den Anruf entgegennahm, sagte Bill: „Riley, ich wurde soeben von Chief Meredith angerufen. Er will dich, mich und Jenn Roston sofort in seinem Büro sehen.“

„Was ist los?“, wollte Riley wissen.

„Es hat in Connecticut ein paar Morde gegeben. Meredith sagt es sieht nach einer echten Serie aus. Aber ich weiß selbst noch keine Einzelheiten.“

„Ich komme“, sagte Riley und legte auf.

Sie sah, dass Blaine und Gabriela sie beide besorgt ansahen.

Blaine fragte: „Ein neuer Mordfall?“

„Sieht ganz danach aus“, erwiderte Riley und zog ihre Schuhe wieder an. „Ich fahre wahrscheinlich direkt nach Connecticut. Ich bin vielleicht eine Weile weg.“

Gabriela sagte: „Ten cuidado, Señora Riley.“

Blaine nickte und in Einverständnis und wiederholte: „Ja, sein bitte vorsichtig.“

Riley küsste Blaine sanft und verließ das Haus. Ihre Reisetasche war wie immer gepackt und wartete bereits im Auto, sie brauchte also keine weiteren Vorbereitungen mehr zu treffen.

Nun fühlte sie wie eine Aufregung sich in ihr ausbreitete. Sie wusste, dass sie gerade dabei war aus einer Welt der Gemütlichkeit und des Komforts in die ihr allzu vertraute Welt des Bösen und der Dunkelheit zu treten. In eine Welt, die von Monstern bewohnt wurde.

So ist es immer, dachte sie und seufzte bitter.

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