Was geschah am 22 Juni 1941?

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Was geschah am 22 Juni 1941?
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Wer die Belehrung mag, der mag auch das Wissen; wer aber die Beschuldigung hasst, der ist ein Ignorant

Das Buch salomonischer Gleichnisse, Kapitel 12

Einleitung des Autors

Worum geht es in diesem Buch?

Es geht um Mut und Verrat, um Tapferkeit und Hinterlist, um Ehre und Niedertracht, um Helden und Verräter, um Marschälle und Soldaten.

Es geht um den Krieg, der in der Menschheitsgeschichte den Namen „der Zweite Weltkrieg“ erhalten haben sollte. Und ein Teil davon war der Große Vaterländische Krieg des sowjetischen Volkes gegen Nazi-Deutschland.

„Noch einmal um den Krieg?“ wird sich ein Leser empören. Nicht schon wieder! Wen interessiert schon ein Krieg, der vor 60 Jahren endete? In 3–4, vielleicht in 10 Jahren wird der letzte Kriegsteilnehmer tot sein. Wozu die Vergangenheit wieder aufwärmen? Es fehlte noch, dass wir eine Diskussion über die Ursachen und den Ausgang des Krimkrieges (genauer gesagt eines Hundertjährigen Kampfes gegen die Türkei) veranstalten! Man sollte lieber heute leben, das Morgen planen und das Übermorgen voraussehen, statt in den vergilbten Archivpapieren herumwühlen und das tote Eisen der rostigen Panzer – und Kanonen jenes Krieges befühlen. Es reicht immer wieder nur über „Tapferkeit, Heldentaten und Ruhm“ zu reden! Es ist längst an der Zeit, uns zur Gewohnheit zu machen, dass in Europa bereits seit 60 Jahren Frieden herrscht. Zwar gab es vor etwa 6 Jahren ein Gemetzel im Balkan, aber dazu ist er ja auch da, der Balkan…

Denn die ganze Wahrheit ist schon dem sowjetischen (dem russischen, weißrussischen, ukrainischen usw. nach der Liste) Volk gesagt worden, genauer gesagt sogar zwei Wahrheiten.

Zum einen gibt es eine Version der sowjetischen Aufklärungspropaganda, – sie wurde von Tausend Geschichtsgelehrten, Memoirenschreiber, Schriftstellern, Filmregisseuren sowohl begabten (wie auch nicht besonders begabten) Schauspielern geschaffen.

Der Sinn dieser Geschichtsauffassung liegt im Folgenden: Deutschland war begierig auf die Vorherrschaft in Europa (künftig aber auch in der ganzen Welt); die kapitalistischen Staaten lieferten Hitler ein Land nach dem andren aus, und nur die Sowjetunion war ein ständiger prinzipientreuer Faschismusgegner. Gerade deswegen brachen die Deutschen bei Tagesanbruch am 22.06.1941 in unser friedliches schlafendes Haus ein. Ihr Ziel war: den ersten proletarischen Staat auf der Welt zu vernichten und die sowjetische Macht zu beseitigen. Wir fielen zum Opfer dem plötzlichen Angriff eines hinterlistigen Feindes. Unsere Armee war nicht bereit, diese Aggression abzuwehren und so gelang es den Deutschen zuerst bis nach Moskau, dann bis nach Wolga vorzudringen. Und nur durch übermenschliche Anstrengungen des ganzen sowjetischen Volkes konnten wir diesem Angriff standhalten und am Ende siegen.

Diese Sichtweise ist möglicherweise zu ideologisiert, aber dennoch relativ logisch – besonders wenn man bedenkt, dass Emotionen ebenfalls einen Teil von materiellen Gründen für einen Militärkonflikt ausmachen können.

Alles ist ziemlich einfach. Die deutschen Faschisten (die Tatsache, dass in Deutschland an der Macht, wenn auch eine nationalistische, aber immerhin eine sozialistische Partei war – wurde total verschwiegen) wollten unbedingt uns angreifen und unsere liebe kommunistische Macht vernichten, um daraufhin uns zu versklaven und das Land als Gutshöfe an die deutschen Bauer zu verteilen. Deutschland wurde nach allen Regeln der Militärpropaganda als eine dämonische Macht dargestellt: die Deutschen waren Monster, deren Lebensziel es war, „den ersten proletarischen Staat auf der Welt“ zu vernichten.

Durch diese Einstellung ließ sich die ganze Geschichte des zweiten Weltkrieges zum vierjährigen Blutvergießen auf der Ost-europäischen Ebene reduzieren, das ausschließlich (wenn man den sowjetischen Historiker Glauben schenken sollte) wegen eines tierischen Hasses der Faschisten gegen das sowjetische Land geschah. Wir „erlernten“ gigantische (nicht nach der Anzahl von Gewehren, sondern nach dem Ausmaß der Ereignisse) Schlachten im Pazifik, die Operationen unserer Verbündeten in Süd-östlichen Asien und Nordafrika als fakultatives Material. „Sekundäre Kriegsschauplätze“, was gibt's da noch zu besprechen?! Bei Stalingrad waren Millionenarmeen im Einsatz und Montgomery und Rommel zusammen hatten kaum zwei Dutzende Divisionen. Ist das denn eine Schlacht? Von Midway ganz zu schweigen, wo bloß ein Dutzend Schiffe und etwa 15 Tausend Matrosen gekämpft hatten. Der echte Krieg ist es nur dann, wenn das Blut in Strömen fließt und Berge von Leichen herumliegen.

So eine Einstellung zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges hatte über kurz oder lang bei den Leuten, die wenig mit der Geschichte zu tun haben – starke Abneigung und bei jenen, die ein wenig damit vertraut sind, – Misstrauen und Skepsis hervorrufen sollen. Also, bei uns steht in allen Büchern geschrieben, dass wir bessere Waffentechnik als die Deutschen hatten, dass unsere Soldaten Heldenmut und beispiellose Opferbereitschaft für die Heimat an den Tag legten, und trotz dieser Umstände zogen sie sich bis an die Wolga zurück! Na gut, „ein überraschender Angriff4 hätte das Heer an der Grenze in seinen Filzstiefeln erwischen können, – aber unsere übrigen Armeen waren doch 200, 500, 1000 km von der Frontlinie entfernt gewesen! Und sie hätten den angreifenden Deutschen einen gebührenden Widerstand leisten müssen!

Aus einem natürlichen Misstrauen gegen die sowjetische Propaganda entstand die zweite Doktrin, die den Angriff Hitlers auf die UdSSR zu erklären suchte.

Wladimir Resun (alias Viktor Suworow) ist natürlich ein großer Meister und ich werde nicht müde das zu wiederholen. Wie großartig führte er sein Täuschungsmanöver durch! Seine Bücher werden auch heute millionenfach herausgegeben, seine Versionen der Ereignisse vom 22.06.41 werden an den historischen Fakultäten gelehrt und beinah von der Kanzel gepredigt! Dieser Mensch ist ein Genie! Aber ein Lügengenie!

Seine Doktrin richtet sich auf das Unterbewusstsein des Lesers. Es ist unangenehm zu glauben, dass wir solche Schlamper wären! Der Feind steht vor unserem Tor, Diversanten schwärmen herum und schneiden die Drahtzäune weg, deutsche Panzer hatten an der Grenze bereits Stellung bezogen – und wir schlafen wie Murmeltiere! Wir unterschreiben Pakte mit den Faschisten und beliefern sie mit dem Weizen und Eisenerzkonzentrat!

Ganz anders aber wäre es, wenn wir unter dem Schein des Paktes den Deutschen Sand in die Augen streuten und einen schonungslosen Schlag ins Herz Deutschlands planten. Das ist ja cool! Stalin war der größte Politiker aller Zeiten und Völker! Allerdings war Hitler ihm ein bisschen zuvorgekommen, und aus diesem Grunde ging der Krieg nicht mehr so gut vonstatten, aber es wurde doch alles so schön geplant!

Die „sowjetische“ Interpretation der Geschichte stellte die Deutschen als Höllenbrut dar, die aufs russische Blut erpicht waren; Hitler wurde zum primitiven wahnsinnigen Mörder herabgesetzt und Stalin als ein vertrauensseliger gutmütiger Kerl dargestellt. Resuns Konzeption ließ wenigstens sowjetische, unnötig emotionale Beurteilungen des Kriegsanfangs fallen und hatte eine einigermaßen nachvollziehbare Erklärung für alle Ungereimtheiten und Absurditäten während der ersten Tage des Großen Vaterländischen Krieges geliefert.

Resun (Suworow) schildert Stalin als einen großen Denker und Strategen, der die Sowjetisierung Europas vorbereitete. Hitler ist bei ihm im Großen und Ganzen auch kein klinischer Idiot (wie er in mehreren sowjetischen Kriegsfilmen dargestellt wurde), sondern ein ganz vernünftiger Politiker. Stalin plante eine Invasion in Europa und Hitler war ihm zuvorgekommen – aber der Schlag war nicht tödlich, was Stalin gestattete, halb Europa an sich zu reißen. Das ist im Grunde eine großartige Theorie.

Also, mein lieber Leser. In diesem Buch wirst Du über die Existenz einer dritten Doktrin von Ursachen und Auswirkungen des Großen Vaterländischen Krieges erfahren, in der weder kommunistische Propaganda, noch antisowjetische Hysterie zu finden sind. Wir werden uns Mühe geben, der Geschichtslogik zu folgen, die trockene Zahlensprache und Pedanterie der echten Tatsachen zu beachten. Vielleicht werden die Schlussfolgerungen in diesem Buch manchen Lesern unerwartet vorkommen, doch der Autor hatte sich bemüht, aufrichtig und gewissenhaft zu sein. Möge dieses Buch über die Ergebnisse seiner Arbeit erzählen.

Das ist keineswegs eine geschichtliche Forschung. Hier wird es keine ausführliche Beschreibung vom Einsatz der 5 Panzerarmee in der Schlacht bei Prochorowka oder Erzählungen über den Kriegsweg der VIII Gardearmee im Großen Vaterländischen Krieg geben. Alle diese tatsächlichen Einzelheiten sind schon längst und sorgfältig von den sowjetischen Historikern und Memoirenschreibern geschildert worden und der Autor hatte nicht vor, ihnen das Brot wegzunehmen.

Dieses Buch ist ein Versuch, die Ereignisse von damals unvoreingenommen zu analysieren, eine Art „Seitenblick“. Die Leser werden selbst beurteilen, inwiefern es dem Autor gelungen ist.

Prolog

Musst du deinen Feinden dienen, die der Herr gegen dich ausgesandt hat. Hunger und Durst wirst du leiden, nackt sein und nichts mehr haben. Er legt dir ein eisernes Joch auf den Nacken, bis er dich vernichtet hat.

Deuteronomium, 28,48

Die alte Welt war zerstört.

Der Erste Weltkrieg beerdigte Standesmonarchien der Habsburger, Romanows und Hohenzollern (und zusammen mit ihnen die Königshäuser in ganz Deutschland). Stattdessen entstand in der Welt ein Konglomerat von neuen Staaten mit vorher unbekannten Bezeichnungen und einem unvorstellbaren Ideologie-Mischmasch. Es schien, dass jener Krieg (damals hieß er einfach „Weltkrieg“) den europäischen Kontinent gerade mit dem Ziel der Vernichtung der letzten Adelsimperien erschütterte, um den Platz für eine neue, bisher unbekannte Welt, „die besser, als die Vorkriegswelt sein wird“, freizumachen.

 

Diese neue, im Blutherbst 1918 geborene Welt wurde keineswegs besser als die alte. Der Lebensstandard im Jahre 1920 in allen drei besiegten Ländern war auf ein kritisches Existenzminimum gefallen. In Russland wurde dieser Fall noch durch den dreijährigen Bürgerkrieg verstärkt.

Den Bolschewiken – Internationalisten schien es nicht ausreichend, dem Adel und der Bourgeoisie einfach die Macht zu entreißen; die bolschewistische Ideologie in der trotzkistischen Auslegung (und die Logik der gewaltsamen Machtergreifung) verlangte eine physische Ausrottung von „Regierungsklasse“ der Urbevölkerung. Und die Russen ließen sich drei Jahre lang mit einer blindwütigen Verbissenheit ausrotten, dabei war das Land zum Zustand der permanenten Wildheit und Barbarei gebracht worden. Der Kannibalismus während des Wolgahungers 1921 ist ein natürliches Ergebnis einer beispiellosen Innenkrise, als die Millionen von Leben für die Erschaffung eines bisher einmaligen „proletarischen Staates“ geopfert wurden. Dieser Staat versicherte sich mittels eines blutigen Bürgerkriegs gegen die eventuelle Restauration und potenzielle Landaufstände in den weitentlegenen Randgebieten. Die Bolschewiken hatten alle diejenigen ausgerottet, die in der Zukunft zum Gärstoff des politischen Unmutes hätten werden können. Daraufhin konnten sie mit ihrem sozialen Experiment in einem politisch sterilen Land beginnen.

Weder in Deutschland, noch in Österreich haben sich neue Herrscher eine physische Vernichtung des menschlichen Bestandteiles von ehemaligen Standesimperien leisten können, da in diesen Staaten bei weitem nicht so extrem gestimmte politische Kräfte an die Macht kamen. Allerdings gab es in Bayern, Ungarn und in der Slowakei Versuche einer Machtergreifung durch den radikalen Flügel der sozialistischen Bewegung, doch diese Versuche waren schnell genug von nationalistisch gestimmten Kräften erstickt.

Deutschland hatte den Krieg verloren. Das Reich war zusammengebrochen. Eigentlich verschwand 1918 eine ganze Zivilisation, doch Menschen, die vergangene Größe des Reiches in Erinnerung hatten, waren nach wie vor da.

Einige von ihnen kämpften weiter, auch dann, als Deutschland bereits seiner Niederlage zugestimmt hatte.

Die „Freikorps“ aus ehemaligen Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren führten einen hoffnungslosen und deswegen auch undenkbar verbissenen Krieg an den vergessenen Randfronten. Gegen Bolschewiken und Letten kämpfte eine „Eiserne Division“, unter Führung von der Holz (sie wurde im August 1919 von Weimarer Republik verraten und von den Letten betrogen, denen sie praktisch die Unabhängigkeit geschenkt hatte), gegen die Polen in Oberschlesien (Ereignisse von Mai 1921) – Division „Oberland“, geführt von Josef Remer, gegen „Rote Armee von Ruhr“(nach dem Kappputsch im März 1921) kämpfte die Division „Stahlhelm“.

Für die anderen reichten einfach die Fronten nicht aus.

Die Mehrheit der Soldaten, die von der Front „unbesiegbar“(jedenfalls glaubten sie daran) zurückkamen, fingen damit an, sich zu verschiedenen Verbänden zusammenzuschließen, weil sie sich während des Krieges an Soldatenbruderschaft und Einheit im Namen der Erlangung eines Gesamtziels gewöhnt hatten und sich in der Nachkriegsrepublik nicht mehr finden konnten. „Stahlhelm“, „Kampfverein“ in München, Freikorps „Oberland“ Doktor Webers, „Reichskriegsflagge“, geführt von Kapitän Ernst Röhm, „Wikinger“, geführt von Korvettenkapitän Erhard (dieser führte Marineinfanterie nach Berlin während des Kappputsches) und mehrere andere Vereinigungen von ehemaligen Soldaten waren zu idealem Nährboden für die Entstehung der Revancheideen geworden.

Schmach und Schande Deutschlands – der Frieden von Versailles – war noch ein stärkerer Reiz für „200 000 arbeitslose Kapitäne und Leutnante“ als damalige jüdische Vormachstellung in der Wirtschaft und Politik in Deutschland. Das große deutsche Volk wurde auf das Niveau eines Straßenbettlers herabgesetzt! Man hatte ihm nicht nur Hab und Gut, Waffen, Gold und Kriegsschiffe entrissen, sondern die Ehre und Würde des deutschen Soldaten wurden zertreten! Und das war schon zuviel. Deshalb hatte so ein Versailles System nicht lange existieren können – die undenkbare Erniedrigung Deutschlands sollte zwangsläufig eine Gegenreaktion auslösen. Eine absolute Ablehnung der dem Land aufgezwungenen Fremdwerte; die Ausarbeitung einer seltsamen Mischung von Konservatismus und Sozialismus als Ersatz für die nationalen Werte, angereichert mit dickem Antisemitismus.

Wäre denn eine andere Reaktion möglich?

Die physische Ausrottung aller Träger des Reichsgedankens (wie in Russland) wäre das einzige Mittel, um den Machtantritt der NSDAP in Deutschland vermeiden zu lassen. Wenn man alle Offiziere der Kaiserarmee, alle Universitätsprofessoren, alle Landlehrer (kurzum alle, die lesen konnten und bis 1890 geboren wurden!) vernichten könnte, dann wären vielleicht die Nazis nicht an die Macht gekommen. Nach Versailles gab es kein anderes Mittel, um das Nachkriegssystem erhalten zu können!

Die Bolschewiken-Trotzkisten hatten in Russland in eben diesem Sinne gehandelt. Sie löschten aus dem Volksbewusstsein alles Positive, was in russischem Reich war. Sie überstrichen mit schwarzer Farbe die ganze tausendjährige Geschichte des Landes, indem sie sie bis zum ununterbrochenen Klassenkampf (von der Zeit Gostomysls bis zu seinem siegreichen Ende im Oktober 1917) herabgesetzt hatten.

Zu Helden des Landes wurden Gewalttäter und Mörder (Rasin, Pugatschöw, Bolotnikow und ihre Komplizen), Terroristen („Helden der Volkswillen“), Verräter und Meineidigen (Gerzen, „Dekabristen“ und andere Judas) ausgerufen. Und als ob es nicht genug wäre – sie ließen die ganze menschliche Geschichte als ein ununterbrochener Weg der Menschheit zum Schaffen des „proletarischen Staates“ (einer höchsten und vernünftigsten Art von menschlichem Gemeinschaftsleben) betrachten.

Die Deutschen jedoch hatten auf Selbstvernichtung verzichtet. Sie befassten sich mit Selbstorganisierung.

Wenn die ganze Welt dich für eine Höllenbrut, für einen „Hunnen“, für einen schwachköpfigen Kommisshengst und erbärmlichen Ignoranten hält – für wen wirst du dich selbst halten?

Wenn die ganze Welt sich stündlich an deiner Tasche vergreifen würde, um den Rest herauszuholen – wie würdest du dieser Sache gegenüberstehen?

Wenn man dir das Recht entzieht, ein Herr in eigenem Land zu sein, wenn in der Wirtschaft und Politik des „Weimarbastard“, der an der Stelle deines Deutschlands entstanden ist, am Drücker die Ausländer sitzen, die dich zu einem Gast in eigenem Haus erklärt hatten – was würdest du tun?

Die deutschen Kommunisten schlugen vor, alles „wie in Russland“ zu gestalten, Sozialisten – „wie in Frankreich“, und nur die Nazis – „wie in Deutschland“.

Hitler war keineswegs Erfinder der Ideologie des Nationalsozialismus. Man brauchte sie auch nicht zu erfinden – sie entstand in Tausend Geistern Deutschlands, als eine Gegenreaktion auf französisch-belgische Besatzung von Saar und Ruhrgebiet, auf einen himmelschreienden und zur Schau gestellten jüdischen Reichtum und auf die Raubbedingungen des Friedens von Versailles.

Hitler war auch kein Ideologe von Rassenüberlegenheit – dafür waren da Fichte („Das deutsche Volk ist von Vorsehung auserwählt worden, um den höchsten Platz in der Universumsgeschichte einzunehmen“), Hegel („Die Deutschen führen die übrige Welt zur glorreichen Spitzen einer Zwangskultur“), Nietzsche („Ein Übermensch ist über übliche Kontrolle erhaben“) und andere große Geister. Auch die „Thule-Gesellschaft“ entstand nicht in der Weimarer Republik, sondern noch im deutschen Kaiserreich.

Außer dem Nationalsozialismus gab es in Deutschland Anfang 20-er Jahre noch den National-Bolschewismus und es sei gemerkt, dass die kommunistische Doktrin ziemlich einflussreich war. Es mangelte nicht an Ideen! Es mangelte an Brot und Arbeit…

Das ist eine historische Tatsache, dass gerade der Nationalsozialismus eine große Resonanz bei dem passioniertesten Teil des deutschen Volkes fand: bei verzagten und zu allem fähigen Veteranen, bei der Jugend (erzogen im Sinne einer „großdeutschen Idee“), bei den Ladenbesitzern, die von mächtigerem jüdischen Kapital bedrängt waren, bei Industriearbeitern, die für ihre qualifizierte Arbeit schlecht bezahlt wurden.

Im Prinzip, wenn man sich der klugen Wörter bedient, war der National-Sozialismus als gesellschaftspolitische Strömung infolge der schweren Krise (traditionell für die Mehrheit des deutschen Volkes von konservativem Bewusstseinstyp) erschienen, die durch die Zerstörung des Kaiserreichs und strukturellen Reformen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland verursacht wurde. Das wiederum beeinflusste das Schicksal sowohl des deutschen Volkes, als auch der deutschen Elite.

Die Mehrheit dieser wirtschaftlichen Elite hatte Deutschland nach Meinung der Bevölkerung verraten und entwickelte sich in Richtung des von Entente aufgezwungenen Liberalismus. Sie hatte die Nebensache (in unserem Fall den „nationalen Geist“) aufgegeben, um die Hauptsache (stabile Profitgewinnung und Unveränderlichkeit der Eigentumsrechte) zu erhalten. Für diese Elitengruppe ließen sich die Werte aus der Kaiserzeit von liberalen Werten (falls es welche gab) ablösen. Die nationale Zugehörigkeit dieses Elitenteils ließ ebenfalls ein weites Feld für den Antisemitismus frei, denn die meisten aus diesem Elitenteil waren nicht der deutschen Nationalität.

Der andere Teil (im Grunde genommen die intellektuelle Elite, d. h. Lumpenproletarier mit Universitätsdiplomen) ging steil nach rechts. Wie man es heutzutage zu sagen pflegt – in Richtung des rechten Radikalismus, beziehungsweise auf die Position der totalitären Ideologie mit ausgeprägten nationalistischen Zügen.

Ohne Unterstützung der wirtschaftlichen Elite, die konsequent Friedensbedingungen von Versailles annahm, fing diese „intellektuelle Elite“(ohne einen Heller in der Tasche) schnell an, die soziale Basis neu zu gestalten; dabei suchte sie sich auf ein breiteres Kraftspektrum zu stützen, auf „das Volk“, wie die Bolschewiken gesagt hätten. Dafür übernahmen sie bei den Linken ihre populären und auffallenden Losungen.

1918–1919 findet in Deutschland ebendieser Prozess statt. Es wurden die ersten Gruppierungen und Organisationen gegründet, die Schritt für Schritt die Plattform einer „konservativen Revolution“ ausarbeiteten. Die Hauptidee der „konservativen Revolutionäre“ und der von ihnen hervorgebrachten „national-revolutionären Bewegung“ war, die Aufgabe die Schande des Versailles Abkommens und des Deutschland aufgezwungenen „demokratischen“ Regimes zu beseitigen, sowie die Macht und das Kriegspotential des Landes wiederherzustellen. Der kraftlose Staatsapparat der Weimarer Republik war nicht imstande diese Aufgabe zu lösen und deshalb sollte er durch eine starke militärpolitische Elite ersetzt werden. Außerordentlich wichtig war auch die Idee vom Kaisertum und Führertum. Die Adepten der neuen Bewegung ließen ihren Hass gegen „Weimarschande“ über die ganze westliche Zivilisation verbreiten.

Für die Theoretiker des „frühen“ Nationalsozialismus war sehr bezeichnend der Etazismus (eine Form der Gesellschaftsordnung, wo dem Staat die wichtigsten Funktionen gehören) und ein daraus folgendes hohes Niveau von staatlichem Paternalismus.

„National-Revolutionäre“ traten für Sozialisierung von Produktionsmitteln und für das Prinzip der „Volksgemeinschaft“ in der Wirtschaft ein.

Verzichtet man auf die ideologischen Dogmen, dann lässt sich eine einfache Schlussfolgerung ziehen: „Nazibierputsch“ 1923 in München war der erste Versuch von Restauration der deutschen Macht auf dem deutschen Boden, der von einer neuen politischen Kraft mit einer neuen Ideologie unternommen wurde.

In Bezug auf Bayern im November 1923 war es, seinem Wesen nach, die Vereitelung einer monarchistischen Verschwörung, an deren Spitze die damaligen Regierungschefs dieses Landes standen (Premier von Karr, Oberbefehlshaber von Lossow und Polizeichef Seisser).

Diese unbedeutenden Politiker aus der Provinzstadt München beschlossen unter den Verhältnissen der äußeren Instabilität der republikanischen gesamtdeutschen Regierung ihr Geschäft zu machen. Es sei erwähnt, dass sie dabei die Situation der allgemeinen Verwirrung, die ganz Deutschland nach den Novemberunruhen 1918 ergriff, sowie den Inflationsruin der meisten Haushalten, ausgenutzt hatten.

 

Von Karr und Co. hatten auf den Separatismus der ewig über das „preußische Berlin“ verärgerten bayerischen Bauern gesetzt und wollten die Souveränität über dem größten „Brotgebiet“ Deutschlands in ihre Hände bekommen; sie hatten auch vor, den bayerischen Kronprinzen als Oberhaupt auszurufen und zum „Dank“ für die Thronschenkung das Recht über die selbstständige Wirtschaftsführung in diesem fruchtbaren süddeutschen Land an sich zu reißen.

Die monarchistischen Traditionen waren in überwiegend bäuerlichem Bayern stark und die Kandidatur von Feldmarschall Prinz Rupprecht wurde in vollem Ernst von hiesigem Establishment fürs „Königsamt“ in Betracht gezogen. Denn die Familie Wittelsbach überließ die Macht der Republik erst vor 5 Jahren, und diese Republik, verkündet von Eisner am 8 November 1918, hatte bei der Volksmehrheit kein Vertrauen gehabt.

Die Separatisten hatten keine reale Militärkraft für sich – obwohl unter den Verschwörern der Oberbefehlshaber der bayerischen Armee und ihr Polizeichef waren, konnten sie die ihnen anvertrauten Streitkräfte nicht für die Trennung Bayerns von der deutschen Republik einsetzen, denn sowohl die Streitkräfte, als auch die Polizei sind dem Eid treu geblieben. Als Militärkraft ließen sich nur die Kampfabteilungen der politischen Parteien einsetzen – und allein die NSDAP verfügte damals über eine mehr oder weniger ernsthafte „Truppenanzahl“ (zusammen mit verbündeter „Reichskriegsflagge“ und „Oberland“). Deshalb fasste von Karr einen Entschluss, Hitler und Ludendorf „blindlings“ auszunutzen, indem er sie (und ihre Kampfabteilungen) als „Dietrich“ verwendete, um die Tür in die begehrte bayerische „Souveränität“ aufzumachen.

Ein monarchistischer Umsturz aber bedeutete die Trennung Bayerns von Deutschland und die Rückkehr zur Bismarcks Epoche. Hitler beschloss sein Spiel zu spielen: er hatte vor, das politische „Gewicht“ von Karr und Lossow auszunutzen und anstelle eines separaten Umsturzes einen Versuch zu unternehmen NSDAP in Bayern (und später auch in ganz Deutschland) zur Macht gelangen zu lassen. Hitler mit seinen Nationalsozialisten kam den Monarchisten in die Quere, vereitelte die separate Verschwörung und unternahm den Versuch von selbstständiger Machtergreifung. Dieser Versuch misslang (es konnte auch nicht anders sein), aber er fand Resonanz in ganzem Deutschland.

Von nun an bekam deutsches Volk eine Idee, die nach 10 Jahren zur Staatsideologie wurde.

Außerdem gab es noch ein wichtiges Detail, das die Entwicklung von Ideen des Nationalsozialismus unter Deutschlands Bevölkerung förderte.

Die Konzeption eines deutschen „national-sozialen Staates“ erhielt die mächtige informatorische „Speisung“ aus Sowjetrussland. Während Westeuropa sich nicht aus dem ideologischen Netz des Ersten Weltkrieges herausfinden konnte, bemühte sich Russland, das seinen Krieg verloren hatte, ihn möglichst schnell zu vergessen. Dem sowjetischen Volk wurde anstelle der pessimistischen Weltwahrnehmung (was eigentlich normal ist für das Land, das den Krieg verloren hatte) die Teilnahme an einem großen sozialen Experiment angeboten. Das Ziel dieses Experimentes war das Land zur gebildetsten (bei 90 % des Analphabetentums), industriell

entwickeltesten (beim allgemeinen Verfall in den 20-er Jahren), gefechtsbereitesten (bei der schlechtesten Ausrüstung der Roten Armee mit dem Kriegsmaterial) Großmacht zu machen. Die sowjetischen Erfolge auf diesem Weg (so ausgeschmückt sie auch immer waren) gaben den deutschen Nationalsozialisten Anlass, die Behauptungen über dem absoluten Erfolg des von ihnen vorgeschlagenen „nationalsozialen Staates“ aufzustellen.

„Ausschluss aus der Volkswirtschaft des spekulativen Bankkapitals“, „Nationale Produktion für nationale Interessen“ – solche Losungen waren gleichermaßen zugänglich und wahrnehmbar sowohl für die kleinen Ladenbesitzer, als auch für die industriellen Arbeiter. Nur die „Überlegenheit der arischen Rasse“ über den anderen Rassen war überhaupt außer Konkurrenz und wurde immer mit frenetischem Beifall quittiert. Es ist doch verdammt angenehm, sich als ein Teil der „Herrenrasse“ zu fühlen!

Allerdings hatte die teilweise Stabilisierung des Weltwirtschaftssystems in Jahren 1925–1929 die Nazis mit Hitler an der Spitze an den Rand des deutschen politischen Prozesses geschoben. Es schien, das Leben käme in Ordnung und es werde keinen Bedarf mehr an den extremistischen Politikern geben. Hitler wird noch vor Weihnachten 1924 als ein harmloser „Extremist“ aus dem Gefängnis freigelassen (während der Wahl hatten die Rechten im Reichstag mehr als die Hälfte ihrer Sitze eingebüßt) und bekommt sogar offiziell ein grünes Licht für weiteres Funktionieren der Nazipartei. Die bayerische Regierung (ganz zu schweigen von der gesamtdeutschen Regierung) hält diese Partei für ungefährlich – von der ehemaligen feurigen Passion des Volkes Anfang 20-er Jahre ist wenig übriggeblieben.

Es gibt die Meinung, dass die Nazis ohne Weltwirtschaftskrise (sie fing 1929 in USA an) in Deutschland keine Chance gehabt hätten.

Mag sein. Nach der Wahl 1928 saßen im Reichstag nur 12 Abgeordnete der NSDAP! Aber das war die Oberfläche…

Das Leben der Deutschen wurde nicht besser. Die Armen blieben arm, die Reichen – reich, und die Kluft zwischen ihnen war noch größer geworden. Die Hauptsache ist, dass die Regierung nichts vorzuschlagen vermochte, was die schreiende Ungleichheit im Lande hätte beheben können. Und die Arbeit von Brüdern Strasser (anfangs musste Hitler ihre wilde für Bayern, aber äußerst fruchtbare für Nord – u. Ostländern „linksradikale Einstellung“ in Kauf nehmen) brachte ihre Früchte: Es kamen zu Nazis immer mehr elende, hoffnungslose, zu allem fähige Menschen – in Preußen, in Hannover, selbst in „rotem“ Sachsen und in proletarischem Hamburg. Georg und Otto Strassers führten ihre Tätigkeit für die Werbung von Neophyten auch mittels einer rein marxistischen Rhetorik, was allerdings mit dem Programmziel der NSDAP einigermaßen auseinander ging, aber dieser „Opportunismus“ wurde auf der bestimmten Entwicklungsetappe von der Parteiführung in München hingenommen. Das Wichtigste war der „Menschenfang“, und hier machten die Strassers Fortschritte; nach und nach wurden die Ideen des Nationalsozialismus für die ganze Bevölkerung Deutschlands zugänglich.

Es entzieht sich freilich unserer Kenntnis, was aus der politischen Situation in Deutschland geworden wäre, wenn es keine Weltkrise gegeben hätte.

Aber am 29 Oktober 1929 vollzog sich der Zusammenbruch der Wertpapierbörse in New-York, die westliche Welt erzitterte angesichts einer bisher undenkbaren wirtschaftlichen Katastrophe und der Machtantritt NSDAP in Deutschland wurde zum gesetzmäßigen Ergebnis. Die NSDAP wollte einen Austritt aus dem wirtschaftlichen Kollaps gekannt haben. Und je schwieriger die wirtschaftliche Lage Deutschlands wurde, umso größer wurden die politischen Aktien der NSDAP.

Die Wahlen im September 1930-18 % der Wähler gaben ihre Stimmen den Nazis.

Die Wahlen im Juni 1932 – schon 37 % der Wähler stimmten für die Nazis ab.

Zu jener Zeit brach das wirtschaftliches System der Weimarer Republik endgültig zusammen – der Produktionsrückgang erreichte 40 %, die Auslastung der Produktionskapazität machte im Maschinenbau – 27 %, im Autobau – 25 %, im Bau – 20 % aus, und insgesamt funktionierte die deutsche Industrie lediglich um ein Drittel ihrer Leistung. 44 % der Lohnarbeiter waren völlig arbeitslos und für 23 % der Arbeiter war eine verkürzte Arbeitswoche eingeführt. Armut und ausweglose Verzweiflung ergriffen erneut Besitz von Deutschland.

Der Zusammenbruch des wirtschaftlichen Systems ließ auch das politische System der Weimarer Republik zusammenbrechen. Deutschland musste von einer neuen politischen Kraft geführt werden, die einen Ausweg aus dieser Sackgasse kannte.

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