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La San Felice Band 5

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La San Felice Band 5
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Fünfter Theil

Erstes Capitel.
Ferdinand in Rom

Ganz wie General Mack vorausgesehen, stieß ein Abgesandter ein wenig oberhalb Valmontone wieder zu ihm.

Der General hörte von Allem, was der Major ihm erzählte, weiter nichts, als daß die Franzosen Rom geräumt hatten.

Er suchte sofort den König auf und meldete diesem, daß auf seine Aufforderung die Franzosen sofort den Rückzug angetreten, daß er folglich den nächsten Tag in Rom einziehen und in acht Tagen im vollen Besitze der römischen Staaten sein würde.

Der König befahl sofort die größte Eile, und das nächste Nachtquartier ward in Valmontone genommen.

Am nächstfolgenden Tage setzte man sich wieder in Marsch und machte gegen Mittag in Albano Halt.

Von der Anhöhe herab erblickte man Rom und über Rom hinaus erstreckte sich die Aussicht bis Ostia.

Dennoch aber war es unmöglich, daß die Armee noch denselben Tag in Rom einrückte. Man kam überein, daß sie gegen drei Uhr Nachmittags aufbrechen, auf der Hälfte des Weges sich lagern und daß den nächstfolgenden Tag der König um neun Uhr Vormittags seinen feierlichen Einzug durch das Thor San Giovanni halten und sich direct in die San Carlo-Kirche begeben sollte, um hier eine Dankmesse zu hören.

In der That brach man auch um drei Uhr von Albano auf – Mack zu Pferde und an der Spitze der Armee, der König und der Herzog von Ascoli in einem Wagen, der von dem ganzen Generalstabe des Königs escortiert ward.

Unterhalb der Anhöhe von Albano, das heißt an der Stelle, wo vor eintausendachthundertundfünfzig Jahren der Kampf zwischen Clodius und Milon stattfand, ließ man die appiche Straße, auf welcher man Nachgrabungen angestellt und die man Alterthumsforschern überlassen, links liegen, und machte gegen sieben Uhr in ziemlich zweistündiger Entfernung von Rom Halt.

Der König soupirte unter einem in drei Abtheilungen geschiedenen prachtvollen Zelt mit dem Generale Mack und dem Herzoge von Ascoli, dem Marquis von Malaspina und den anderweiten Günstlingen des kleinen Hofes, der ihm gefolgt war, als man ihm eine Deputation meldete.

Diese Deputation bestand aus zweien der Cardinäle, welche sich nicht für die republikanische Regierung erklärt, aus den von dieser Regierung abgesetzten Behörden und einigen jener Märtyrer, welche die Reaction ihr stets entgegenkommen sieht.

Alle diese Herren kamen jetzt, um die Befehle des Königs für die morgenden Feierlichkeiten entgegen zu nehmen.

Der König war in der heitersten Laune. Auch er sollte ebenso wie Paulus Aemilius, wie Pompejus, wie Cäsar, von welchen Championnet vor drei Tagen dem Major Reischach erzählte, seinen Triumphzug haben.

Es war durchaus nicht so schwer, ein Triumphator zu sein, als es ihm anfangs geschienen.

Welche Wirkung mußte die Nachricht von diesem Triumphe in Caserta und besonders auf dem Molo, auf dem Altmarkte und in Marinella äußern und wie stolz mußten die guten Lazzaroni sich fühlen, wenn sie erfuhren, daß ihr König triumphiert hatte! Er hatte also, und zwar ohne einen einzigen Kanonenschuß abzufeuern, die furchtbare, bis jetzt für unüberwindlich gehaltene französische Republik besiegt. Ganz gewiß war der General Mack, der ihm Alles dies vorhergesagt, ein großer Mann!

Er beschloß demgemäß noch diesen Abend an die Königin zu schreiben und einen Courier an sie abzusenden, um ihr diese gute Nachricht überbringen zu lassen.

Nachdem daher Alles für den folgenden Tag besprochen und die Deputation, nachdem sie die Ehre des Handkusses genossen, entlassen war, ergriff der König die Feder und schrieb:

»Geliebte Gattin.

»Alles geht nach Wunsch. In weniger als fünf Tagen bin ich bis an die Thore Roms gelangt und werde morgen meinen feierlichen Einzug halten. Alles hat vor unsern siegreichen Waffen die Flucht ergriffen und morgen Abend werde ich von dem Palast Farnese aus dem Papst schreiben, daß er, wenn es ihm beliebt, das Weihnachtsfest in Rom feiern kann. Ach, wenn ich meine Krippe hierher bringen lassen und sie ihm zeigen könnte!

»Der Bote, den ich Ihnen sende, um Ihnen diese frohen Nachrichten mitzutheilen, ist mein gewöhnlicher Courier Ferrari. Erlauben Sie ihm zum Lohn mit meinem armen Jupiter zu dinieren, dem in meiner Abwesenheit die Zeit sehr lang werden wird. Antworten Sie mir auf demselben Wege. Beruhigen Sie mich in Bezug auf Ihre theure Gesundheit und die meiner geliebten Kinder, denen ich, Dank Ihnen und unserem berühmten General Mack, einen nicht blos glücklichen, sondern auch ruhmreichen Thron zu hinterlassen hoffe.

»Die Strapazen des Feldzuges sind nicht so groß gewesen, als ich fürchtete. Allerdings habe ich bis jetzt alle Märsche zu Wagen machen können und bin nur dann und wann zur Abwechslung und zum Vergnügen zu Pferde gestiegen.

»Ein einziger schwarzer Punkt schwebt noch am Horizont. Der republikanische General hat bei dem Abmarsch aus Rom fünfhundert Mann und einen Obersten in der Engelsburg zurückgelassen. Zu welchem Zweck hat er dies gethan? Ich kann es mir nicht recht erklären, aber sonst mache ich mir deswegen weiter keinen Kummer, denn unser Freund, der General Mack, versichert mir, daß diese Mannschaft sich auf die erste Aufforderung ergeben werde.

»Auf baldiges Wiedersehen, geliebte Gattin! sei es nun, daß Sie, um das Fest vollständig zu machen, nach Rom kommen und das Weihnachtsfest mit uns hier feiern, sei es, daß ich, nachdem der Frieden wieder hergestellt und der Thron dieses Staates seinem rechtmäßigen Herrscher zurückgegeben ist, glorreich wieder in meine Staaten einziehe.

»Empfangen Sie und theilen Sie mit meinen geliebten Kindern die Umarmungen Ihres zärtlichen Gatten und Vaters

»Ferdinand.«

»Nachschrift. Ich hoffe, daß meinen Känguruhs nichts Schlimmes zugestoßen ist und daß ich dieselben bei eben so erwünschtem Wohlsein wieder antreffe, wie ich sie verlassen. Meine freundlichsten Grüße an Sir William und Lady Hamilton. Was den Helden des Nil betrifft, so muß er noch in Livorno sein. Möge er aber sein, wo er wolle, so setzen Sie ihn von unsern Triumphen in Kenntniß.«

Es war lange her, seitdem Ferdinand keinen so langen Brief geschrieben. Er befand sich aber jetzt einmal in einer enthusiastischen Stimmung, die ihn besonders schreibselig machte. Er las den Brief noch einmal durch, war damit zufrieden, bedauerte, daß er Sir William und Lady Hamilton erst erwähnt, nachdem er an seine Känguruhs gedacht, glaubte aber nicht, daß es um dieses kleinen Gedächtnißfehlers wegen der Mühe verlohne, einen so gelungenen Brief wieder umzuschreiben.

Demgemäß siegelte er ihn zu und ließ Ferrari rufen, welcher von seinem Sturz vollständig wieder hergestellt, seiner Gewohnheit gemäß, fertig gestiefelt herbeikam und versprach, daß der Brief sich den nächstfolgenden Tag noch vor fünf Uhr Abends in den Händen der Königin befinden solle.

Hierauf setzte der König mit dem Herzoge von Ascoli, dem Marquis von Malaspina und dem Herzog von Cirillo sich an den bereits fertig gemachten Spieltisch, um seine Partie Whist zu machen, gewann tausend Ducaten, legte sich in frohester Laune schlafen und träumte, daß er seinen Einzug nicht in Rom, sondern in Paris, nicht in der Hauptstadt der römischen Staaten, sondern in der Hauptstadt Frankreichs hielte und daß er mit einer Lorbeerkrone auf dem Haupte wie Cäsar und wie Karl der Große, den Reichsapfel in der einen und das Schwert in der andern Hand haltend, während sein Königsmantel von den fünf Directoren getragen würde, in die seit dem 10. August verlassenen Tuilerien einzöge.

Der Tag verscheuchte die Illusionen der Nacht, das aber, was davon übrig blieb, genügte, die Eigenliebe eines Mannes zu befriedigen, welchem es in einem Alter von fünfzig Jahren erst eingefallen war, ein Eroberer werden zu wollen.

Er hielt allerdings seinen Einzug noch nicht in Paris, aber doch wenigstens in Rom.

Dieser Einzug war prachtvoll. Der König, der seine mit Goldstickereien bedeckte Feldmarschallsuniform und am Halle und an der Brust eine ungeheure Menge Orden trug, ward an dem Thore San Giovanni zunächst von dem ältesten Senator empfangen, welcher ihm, von den Municipalbeamten begleitet, die Schlüssel der Stadt auf einem silbernen Teller kniend überreichte.

Um die Senatoren und Municipalbeamten herum standen sämtliche Cardinäle, welche Pius dem Sechsten treu geblieben waren. Von hier aus sollte der König sich auf einem im Voraus durch gestreute Blumen und grüne Blätter bezeichneten Wege nach der San Carlokirche, um hier dem »Te Deum« beizuwohnen, und aus der San Carlokirche nach dem Palast Farnese begeben, welcher, wie wir bereits erwähnt, auf der andern Seite der Tiber dicht dem Palaste Corsini gegenüber steht, welchen Championnet so eben erst verlassen.

In dem Augenblicke, wo der König die Schlüssel der Stadt berührte, ward ein lauter Gesang angestimmt. Hundert weiß gekleidete junge Mädchen gingen dem Zuge voran, mit Körben von vergoldetem Binsengeflecht, die mit Rosenblättern gefüllt waren, welche sie, wie am Tage des Frohnleichnamsfestes, in die Luft warfen. Die leeren Körbe wurden sofort durch volle ersetzt, damit der wohlduftende Regen keine Unterbrechung erlitte.

Hinter den Jungfrauen kamen die Chorknaben, welche ihre Weihrauchfässer schwenkten, und so bewegte sich der Zug zwischen einer von der festlich gekleideten Bevölkerung Roms und der Umgegend gebildeten Doppelreihe unter Blumenregen und balsamischer Atmosphäre.

Eine bewundernswürdige Militärmusik – und die von Neapel ist weit berühmt – spielte die heiterten Melodien von Cimarosa, Pergolesi und Paesiello.

Dann kamen in der Mitte eines großen leeren Raumes der König allein, in der emblematischen Abgeschiedenheit der souveränen Majestät.

Auf den König folgte Mack und sein ganzer Generalstab.

 

Hinter Mack kam eine Masse von dreißigtausend Mann, Truppen, nämlich zwanzigtausend Mann Fußvolk und zehntausend Mann Reiterei, alle neu gekleidet, von prachtvollem Aeußern, in Folge der kürzlich vorher im Felde angestellten zahlreichen Manövers mit guter Haltung einhermarschierend und gefolgt von fünfzig Stück neugegossenen Geschützen mit frisch angestrichenen Laffetten und Munitionskarren.

Alles dies glänzte im Sonnenscheine eines jener herrlichen Novembertage, welche der Herbst des Südens zwischen einem Nebel- und einem Regentage wie einen letzten Abschiedsgruß an den Sommer, oder wie einen ersten Gruß an den Winter hervorbrechen läßt.

Wir haben gesagt, daß der Weg im Voraus bezeichnet war. Man begann daher zu überschreiten, was man die Wüste von San Giovanni nennen konnte, nämlich die Rasenplätze und einsamen Alleen, welche nach Santa Croce in Gerusalemme und nach Santa Maria Maggiore führen, und näherte sich auf diese Weise direct der alten Basilika, deren Wohlthäter Heinrich der Vierte war, und an welcher Ferdinand, in seiner Eigenschaft als Enkel dieses Königs, das Amt eines Canonicus bekleidete.

Auf den Stufen der Kirche, an deren Fuße der König empfangen und mit Freuden und Lobgesängen begrüßt ward, stand die ganze lateranische Geistlichkeit.

Als der Gesang beendet war, stieg der König vom Pferde und erreichte auf prachtvollen Teppichen zu Fuße die Scala Santa, jene von Jerusalem nach Rom gebrachte heilige Treppe, welche zum Hause des Pilatus gehörte und die Jesus, als er sich zum Verhör begab, mit seinen nackten blutigen Füßen berührte, weshalb die Gläubigen sie nur auf den Knien ersteigen.

Der König küßte die erste Stufe und in dem Augenblicke, wo seine Lippen den heiligen Marmor berührten, ließ die Musik Freudenfanfaren ertönen und hunderttausend Stimmen erhoben ein bis in die Wolken empordröhnendes Jubelgeschrei.

Der König verrichtete kniend sein Gebet, erhob sich dann, stieg wieder zu Pferde, ritt über den großen Platz San Giovanni, maß mit den Augen den prachtvollen Obelisken, welcher von Thutmafis dem Zweiten in Theben errichtet, von Cambytes, der alle übrigen umstürzte und verstümmelte, respectirt, von Constantin geraubt und im großen Circus ausgegraben worden, ritt die lange Straße San Giovanni de Laterano, die ganz von Klöstern eingefaßt ist, und sich sanft absteigend bis zum Coliseum hinabzieht, entlang, passierte den berühmten Stadttheil, wo Pompejus sein Haus hatte, und erreichte den Platz Trajans, dessen Säule bis über den Fuß in die Erde gesunken war.

Von hier gelangte er durch eine Biegung im rechten Winkel auf den Corso und auf den Platz von Venedig, welcher am andern Ende derselben Straße ein Seitenstück zu dem Volksplatze bildet, erreichte dann den Platz Colonna und eilte endlich den Corso entlang bis an die kolossale San Carlokirche, wo er unter dem riesigen Portal derselben von der ganzen Geistlichkeit empfangen ward.

Hier stieg er nun zum zweiten Male vom Pferde, ging in die Kirche hinein und hörte unter dem für ihn aufgestellten Thronhimmel das Tedeum.

Dann, nachdem das Tedeum gesungen war, verließ er die Kirche, setzte sich wieder zu Pferde, ritt von demselben Zuge begleitet den Corso immer weiter hinab bis an den Volksplatz, das Ufer der Tiber entlang in umgekehrter Richtung zu der, welche Championnet eingeschlagen, um Rom zu verlassen; passierte dann die Via della Serossa, den großen Platz Navone, das Forum Agonale der Römer, und erreichte nach wenigen Augenblicken, an der Façade des Palastes Braschi vorüberkommend, das Campo dei Fiori und den Palast Farnese, das Ziel eines langen Triumphzuges.

Der ganze Generalstab fand Platz in diesem prachtvollen Hofe, dem Meisterwerke der drei größten Architecten, die es jemals gegeben, San Gallo, Vignola und Michel Angelo.

Zwischen die beiden Springbrunnen, welche die Façade des Palastes schmücken, und die ihre Fluten in die größten Granitbecken werfen, welche man kennt, pflanzte man eben so zur Ehre wie zur Vertheidigung vier Stück Geschütz.

Ein Gastmal von zweihundert Couverts war in der von Hannibal und Augustin Carrachio und ihren Zöglingen gemalten großen Galerie aufgetragen. Die beiden Brüder arbeiteten acht Jahre darin und erhielten dafür ein Honorar von fünfhundert Goldthalern, das heißt dreitausend Francs jetzigen Geldes.

Auf dem Platze des Palastes Farnese schien ganz Rom versammelt zu sein. Trotz der Schildwachen drang das Volk in den Hof, auf die Treppen, die Vorzimmer und bis an die Thüren der Gallerie. Der ununterbrochene Ruf: »Es lebe der König! zwang Ferdinand dreimal, von der Tafel aufzustehen und sich am Fenster zu zeigen.

Außer sich vor Freude und sich für einen würdigen Nebenbuhler jener Helden haltend, deren Spur er einen Augenblick lang auf der heiligen Straße gefolgt war, wollte er nicht bis den nächsten Tag warten, um dem Papst Pius dem Sechsten Meldung von seinem Einzuge in Rom zu machen.

Ganz vergessend, daß der Papst Gefangener der Franzosen und folglich nicht Herr seiner Handlungen war, ging er, erhitzt vom Weine und mit vor Freude und Stolz fast berstendem Herzen, gleich nachdem der Kaffee getrunken war, in ein Arbeitscabinet und schrieb hier folgenden Brief:

»An Seine Heiligkeit Papst Pius den Sechsten, Statthalter unseres Herrn Jesu Christi.

»Fürst der Apostel, König der Könige!

»Eure Heiligkeit wird ohne Zweifel mit der größten Befriedigung erfahren, daß ich unter dem Beistande unseres Herrn Jesu Christi und unter dem erhabenen Schutze des heiligen Januarius heute mit meiner Armee ohne Widerstand in die Hauptstadt der christlichen Welt eingezogen bin. Die Franzosen sind erschrocken beim Anblicke des Kreuzes und vor dem Glanze meiner Waffen entflohen. Eure Heiligkeit kann daher Ihre oberherrliche und väterliche Macht, die ich mit meiner Armee decken werde, wieder übernehmen. Verlassen Sie daher Ihre zu bescheidene Wohnung in der Karthause und kommen Sie, wie unsere heilige Jungfrau von Loretto, auf den Flügeln der Cherubin wieder in den Vatican herabgestiegen, um ihn durch Ihre heilige Gegenwart zu läutern.«

Am Abend fuhr der König von dem fortwährenden Rufe: »Es lebe König Ferdinand! Es lebe Pius der Sechste!« geleitet durch die Hauptstraße der Stadt und über den Platz Navone, den spanischen Platz und den venetianischen Platz. Einige Augenblicke verweilte er in dem Theater Argentina, wo man zu seiner Ehre eine Cantate aufführte, dann bestieg er, um das förmlich in Flammen stehende Rom zu sehen, die höchsten Terrassen des Monte Pincio.

Von dem Thore San Giovanni an bis zum Vatican und von dem Platze des Volkes bis zur Pyramide des Cestus war die Stadt a giorno, das heißt taghell erleuchtet. Ein einziges Gebäude, auf welchem die dreifarbige Fahne wehte und welche einem feierlichen, drohenden Proteste Frankreichs gegen die Besetzung Roms glich, blieb dunkel inmitten dieses Strahlenmeeres und stumm mitten unter diesem Getöse.

Es war dies die Engelsburg.

Die düstere, schweigende Masse dieser Festung hatte etwas Furchtbares und Unheimliches, denn der einzige Ruf, welcher von Viertelstunde zu Viertelstunde hier das Schweigen unterbrach, war der: »Schildwachen, habet Acht!« und das einzige Licht, welches man in der Finsterniß leuchten sah, war die glimmende Lunte der neben ihren Geschützen stehenden Artilleristen.

Zweites Capitel.
Die Engelsburg spricht

Als der König, um den Pincioberg zu besteigen, den Volksplatz passierte, sah er jenen interessanten, aus Frauen und Kindern zusammengesetzten Theil der Bevölkerung um einen Scheiterhaufen herumtanzen, welcher in der Mitte des Platzes loderte. Beim Anblicke des Königs machten die Tänzer Halt, um aus vollem Halse zu schreien: »Es lebe der König Ferdinand! Es lebe Pius der Sechste!«

Der König machte Halt und fragte, was diese wackern Leute hier machten und was dies für ein Feuer sei, an welchem sie sich wärmten.

Man antwortete ihm, daß dieser Scheiterhaufen von dem Holze des Freiheitsbaumes aufgebaut worden, den vor achtzehn Monaten die Consuln der römischen Republik gepflanzt.

Diese Anhänglichkeit an die guten Grundsätze rührte Ferdinand. Er zog daher eine Handvoll Münzen aller Art aus der Tasche, warf sie mitten unter die Volksmenge hinein und rief:

»Bravo, meine Freunde, amüsiert Euch!«

Die Weiber und die Kinder stürzten sich auf die Ducaten und Piaster des Königs Ferdinand. Es fand ein furchtbares Handgemenge statt; die Weiber schlugen auf die Kinder los, die Kinder kratzten die Weiber und es ward wie toll durch einander geschrieen und geheult, obschon die Beschädigungen alle nur unbedeutend waren.

Auf dem Platze Navone sah er einen zweiten Scheiterhaufen.

Er that dieselbe Frage, und erhielt dieselbe Antwort.

Der König griff nun nicht mehr in seine Tasche, sondern in die des Herzogs von Ascoli, nahm eine zweite Handvoll Geld heraus und warf sie, da hier das Volk aus Männern und Frauen bestand, unter die Tänzer und Tänzerinnen hinein.

Diesmal waren es, wie wir soeben sagten, nicht blos Weiber und Kinder, sondern es waren auch Männer darunter. Das starke Geschlecht glaubte größeres Recht auf das Geld zu haben als das schwache; die Liebhaber und die Männer der geschlagenen Frauen zogen ihre Messer, einer der Tänzer ward verwundet und ins Hospital getragen.

Auf dem Platze Colonna fand derselbe Vorgang statt. Diesmal jedoch endete er zum Ruhm der öffentlichen Moral. In dem Augenblicke nämlich, wo die Messer ihre Rolle spielen sollten, ging ein Bürger, den Hut über die Augen herabgezogen und in einen großen Mantel gehüllt vorüber.

Ein Hund bellte ihn an.

Ein Knabe schrie: »Jakobiner!«

Der Ruf des Knaben und das Gebell des Hundes lenkten die Aufmerksamkeit der Streitenden auf den Bürger in dem Mantel und mit dem herabgezogenen Hute und ohne auf seine Worte zu hören, stieß man ihn ohne Weiteres in den Scheiterhaufen, wo er unter dem Freudengeheule des Pöbels jämmerlich umkam.

Plötzlich kam einer dieser Wahnsinnigen auf einen anderweiten herrlichen Gedanken. Diese Freiheitsbäume, welche man umhieb und in Kohlen und Asche verwandelte, waren nicht von selbst hier gewachsen, man hatte sie gepflanzt.

Diejenigen, welche sie gepflanzt hatten, waren natürlich strafbarer, als die armen Bäume, welche sich, und vielleicht nur höchst ungern, hatten pflanzen lassen.

Es galt daher, strenge Gerechtigkeit zu üben und sich an die Pflanzer und nicht an die Bäume zu halten.

Wer hatte aber diese gepflanzt?

»Es waren, wie wir schon oben einmal bemerkt, die beiden Consulen der römischen Republik, Mattei von Valmontone und Zaccalone von Piperno gewesen.

Diese beiden Namen, waren seit einem Jahre gesegnet und geehrt von der Bevölkerung, welcher diese beiden wahrhaft freisinnigen Beamten ihre Intelligenz und ihr Vermögen gewidmet hatten.

Am Tage der Reaction aber verzeiht das Volk eher dem, der es verfolgt, als dem, der sich ihm gewidmet hat, und gewöhnlich werden seine ersten Vertheidiger auch seine ersten Märtyrer.

»Die Revolutionen sind wie Saturn,« sagt Vergniaut, »sie verschlingen ihre eigenen Kinder.«

Ein Mann, welcher Zaccalone gezwungen hatte, seinen Sohn in die Schule zu schicken, ein auf die persönliche Freiheit eifersüchtiger junger Römer, machte daher den Vorschlag, einen der Freiheitsbäume stehen zu lassen, um die beiden Consuln daran zu hängen.

Dieser Vorschlag fand natürlich einstimmig Annahme, und es galt, um ihn in Ausführung zu bringen, nun blos einen Baum als Galgen stehen zu lassen und sich der beiden Consuln zu bemächtigen.

Man dachte an die noch nicht abgehauene Pappel auf dem Platze der Rotunda und da die beiden Beamten, der eine in der Via della Maddalena, der andere in der Via Pie di Marmo wohnten, so betrachtete man diese Nähe als einen von der Vorsehung gefügten glücklichen Umstand.

Man eilte sofort nach ihren Häusern. Zum Glück aber hatten die beiden Beamten ohne Zweifel sehr richtige Begriffe von der Dankbarkeit, die man von den Völkern zu erwarten hat, zu deren Befreiung man beigetragen. Beide hatten Rom verlassen.

Ein Klempner aber, dessen Laden an Matteis Haus stieß und welchem Mattei zweihundert Thaler geliehen, um ihn vom Bankerott zu retten, und ein Kräuterhändler, welchem Zaccalone seinen eigenen Arzt geschickt, um seine Frau von einem gefährlichen Fieber zu kurieren, erklärten, sie wüßten so ziemlich genau den Ort, wohin die beiden Schuldigen sich geflüchtet, und erboten sich, sie auszuliefern.

Dieses Anerbieten ward mit Enthusiasmus angenommen, und um den Weg nicht vergebens gemacht zu haben, begann der tolle Volkshaufen die Häuser der beiden Abwesenden zu plündern und die Möbel zu den Fenstern hinauszuwerfen.

 

Unter diesen Möbeln befand sich bei jedem eine prachtvolle Stutzuhr von vergoldeter Bronze. Die eine stellte das Opfer Abrahams, die andere Hagar und Ismael in der Wüste umherirrend vor, und jede trug die Unterschrift, welche bewies, daß beide aus ein und derselben Quelle herrührten:

»Den Consuln der römischen Republik die dankbaren Israeliten.«

Und in der That hatten die beiden Consuln ein Decret ausfertigen lassen, kraft dessen die Juden wieder Menschen wurden wie andere, und Antheil an den Rechten des Bürgers erhielten.

Dies erinnerte an die unglücklichen Juden, an welche man nicht dachte, und an die man wahrscheinlich auch nicht gedacht haben würde, wenn sie nicht das Unrecht begangen hätten, dankbar zu sein.

Der Ruf: »Nach dem Ghetto! nach dem Ghetto!« erscholl, und man stürzte nach dem Quartier der Juden.

Seit der Proclamation des Decrets, durch welches die römische Republik die unglücklichen Juden zum Range von Bürgern erhob, hatten sie sich beeilt, die Schranken, welche sie von der übrigen Gesellschaft trennten, zu beseitigen und sie hatten sich in der Stadt ausgebreitet, wo einige von ihnen Zimmer gemiethet und Kaufläden eröffnet hatten.

Gleich nach dem Abmarsche Championnet's aber hatten sie, weil sie sich nun wieder verlassen und schutzlos fühlten, abermals in ihre Quartiere geflüchtet und die Schranken und Thore derselben wieder aufgerichtet, nicht mehr um sich von der Welt zu trennen, sondern um ihren Feinden ein Hinderniß entgegenzustellen.

Es gab daher keinen freiwilligen Widerstand gegen die Menge, sondern blos ein materielles Hinderniß gegen ihr gewaltsames Eindringen.

Dieselbe Menge, welche stets am sinnreichen Auskunftsmitteln so erfinderisch ist, kam nun auf den Gedanken, die Thore und Schranken des Ghetto nicht einzuschlagen, sondern von dem nächsten Scheiterhaufen genommene Feuerbrände darüber hinwegzuschleudern.

Die Feuerbrände folgten rasch auf einander. Die Vervollkommner – es gibt deren überall – überzogen sie mit Pech und Terpentin. Es dauerte nicht lange, so bot der Ghetto den Anblick einer bombardierten Stadt dar und nach Verlauf einer halben Stunde hatten die Belagerer die Genugthuung, an mehreren Stellen Flammen zu sehen, welche fünf oder sechs Feuersbrünste verriethen.

Nach Verlauf einer einstündigen Belagerung stand der ganze Ghetto in Flammen.

Nun öffneten sich die Thore von selbst, und mit entsetzlichem Geschrei stürzte diese ganze unglückliche, aus dem Schlafe aufgeschreckte Bevölkerung, Männer, Frauen und Kinder, halbnackt durch das Thor, wie ein Strom, der die Dämme durchbricht, und verbreitete sich durch die Stadt oder versuchte dies vielmehr.

Dies war es eben, was der Pöbel erwartete. Jeder packte seinen Juden und machte sich ein grausames Vergnügen mit ihm. Das ganze Register der Martern ward an diesen Unglücklichen erschöpft. Die einen zwang man mit nackten Füßen auf glühenden Kohlen zu gehen und dabei ein Schwein in dem Arm zu halten. Andere wurden unter den Achselhöhlen zwischen zwei Hunden aufgehängt, welche man mit den Hinterpfoten nach oben befestigt und die toll vor Schmerz und Wuth ihre Nachbarn zerfleischten.

Ein Anderer endlich, den man bis auf den Gürtel entkleidet und dem man eine Katze auf den Rücken gebunden, ward durch die Stadt geführt und mit Ruthen gepeitscht, so daß das zugleich mit getroffene Thier den Unglücklichen mit Zähnen und Krallen zerriß. Andere, die glücklicher waren, wurden in die Tiber geworfen und einfach schlechtweg ersäuft.

Diese grausamen Belustigungen dauerten nicht blos die ganze Nacht hindurch, sondern auch während des nächstfolgenden und des dritten Tages und boten sich unter so vielen Gestalten dar, daß der König endlich fragte, wer die Menschen seien, die man auf diese Weise marterte.

Man antwortete ihm, es seien Juden, welche die Unklugheit gehabt hätten, sich, dem Dekrete der Republik gemäß, als gewöhnliche Menschen zu betrachten und die demzufolge Christen beherbergt, Eigenthum angekauft, den Ghetto verlassen, sich in die Stadt eingedrängt, Bücher verkauft, von katholischen Aerzten behandeln lassen und ihre Todten bei Fackelschein beerdigt hätten.

Der König Ferdinand konnte kaum glauben, daß alle diese Gräuel wirklich geschehen seien. Endlich aber hielt man ihm das Dekret der Republik, welches den Juden ihre Bürgerrechte zurückgab, vor die Augen und er mußte nun wohl glauben.

Er fragte, wer die von Gott verlassenen Menschen seien, die ein solches Dekret ausgefertigt, und man nannte ihm die Consuln Mattei und Zaccalone.

»Aber man sollte eher diese Menschen strafen, als die, welche von ihnen emanzipiert worden,« rief der König, der selbst in seinen Vorurtheilen noch einen gesunden Menschenverstand bewahrte.

Man antwortete ihm, man habe schon daran gedacht. Man suche auch bereits die Schuldigen und zwei Bürger hätten sich anheischig gemacht, sie auszuliefern.

»Gut,« sagte der König, »sie mögen es thun; es soll jeder von ihnen fünfhundert Ducaten bekommen und die beiden Consuln sollen gehängt werden.«

Die Kunde von der Freigebigkeit des Königs verbreitete sich und verdoppelte den Enthusiasmus. Das Volk fragte sich, was es einem so guten Könige, der seine Wünsche so trefflich unterstützte, darbringen könnte. Man berieth sich über diesen wichtigen Punkt, und da der König sich anheischig machte, die Consuln durch einen wirklichen Henker und an wirkliche Galgen hängen zu lassen, so beschloß man den letzten Freiheitsbaum, den man in dieser Absicht noch hatte stehen lassen, umzuhauen und Scheite daraus zu spalten, damit der König das Vergnügen hätte, sich mit revolutionärem Holze einheizen zu lassen.

Man brachte ihm demzufolge ein ganzes Fuder, welches er freigebigerweise mit tausend Ducaten bezahlte.

Der Gedanke schien ihm überhaupt ein so glücklicher zu sein, daß er die zwei größten Scheite bei Seite legte und mit folgendem Briefe der Königin übersendete:

»Meine theure Gattin!

»Sie haben bereits Kenntniß von meinem glücklichen Einzuge in Rom, ohne daß ich unterwegs auf das mindeste Hinderniß gestoßen wäre. Die Franzosen sind verschwunden wie ein Rauch. Es bleiben allerdings noch die fünfhundert Jakobiner der Engelsburg; dieselben verhalten sich aber so ruhig, daß ich glaube, sie wünschen nur Eins, nämlich vergessen zu werden.

»Mack rückt morgen mit fünfundzwanzigtausend Mann aus, um die Franzosen anzugreifen. Unterwegs wird er sich mit Micheroux Armeekorps vereinigen, so daß er dann achtunddreißig bis vierzigtausend Mann zur Verfügung hat und den Franzosen den Kampf nur mit der sicheren Aussicht, sie zu zermalmen, anbieten kann.

»Wir leben hier in fortwährenden Festlichkeiten. Werden Sie wohl glauben, daß diese elenden Jakobiner die Juden emanzipiert hatten?

»Seit drei Tagen macht das römische Volk in den Straßen von Rom Jagd auf sie, gerade so, wie ich in dem Wald von Persano Jagd auf meine Damhirsche und in den Forsten von Asproni Jagd auf meine Eber machte. Wie es heißt, ist man auch den beiden Consuln der sogenannten römischen Republik auf der Spur. Ich habe auf den Kopf eines jeden einen Preis von fünfhundert Ducaten gesetzt. Ich glaube, es wird ein gutes Beispiel geben, wenn sie gehängt werden, und wenn man sie hängt, so werde ich der Besatzung von der Engelsburg die Ueberraschung bereiten, dieser Hinrichtung beizuwohnen.

»Ich schicke Ihnen zum Kaminfeuer für den Weihnachtsabend zwei große Scheite von dem Freiheitsbaume der Rotunde. Wärmen Sie sich mit allen unsern Kindern gut daran, und denken Sie dabei an Ihren Gatten und Vater, der Sie liebt.

»Morgen erlasse ich ein Edict, um unter diesen Juden wieder ein wenig Ordnung zu machen, sie in ihren Ghetto zurückzuschicken und einer angemessenen Aufsicht zu unterstellen. Ich werde Ihnen von diesem Edict, sobald es erlassen ist, eine Abschrift zustellen.

»Verkünden Sie in Neapel die Gunst, womit die göttliche Güte mich überhäuft. Laffen Sie ein Tedeum von unserm Erzbischof Capece Zurlo singen, der, wie ich glaube, schon bedeutend vom Jakobinismus angesteckt ist. Es wird dies seine Strafe sein. Ordnen Sie öffentliche Festlichkeiten an und fordern Sie Vanni auf, die Angelegenheit jenes verwünschten Nicolino Caracciolo zu beschleunigen.

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