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Der Schiffs-Capitain

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Der Schiffs-Capitain
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Der

Schiffs-Capitain.

––

Ein

historisch romantisches Gemälde.

Nach dem Französischen

des

Alexandre Dumas

––

Leipzig, 1841.

Wilhelm Lauffer.

Druck von I. G. F. Höhm.

Inhaltsverzeichnis

Der Schiffs-Capitain.

Vorbericht.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

XIII.

XIV.

XV.

XVI.

XVII.

XVIII.

E p i l o g.

Vorbericht

In der französischen Vorrede dieses sehr interessanten Werkes, sagt der berühmte Verfasser: »Daß er die Wißbegier aller Bewunderer des Piloten jenes vorzüglichen Romans von Cooper, den seltenen Mann betreffend, den er bald John, bald Paul genannt hat, geteilt, und dieser ihm durch seine so tiefe Schwermut, schmerzliche Bitterkeit und große Geringschätzung des Lebens, so lebhaft angesprochen habe, daß er sich entschlossen, nach näheren Angaben dieser nicht erdichteten und in der Marine Louis XVI. so merkwürdige Person, durch viele Nachforschung zu streben, wo ihm denn endlich der gelehrte, philosophische, dichterische Nodier, von einer kleinen, von Paul Jones selbst verfaßten Schrift gesagt, die seine Biographie, mit dem Epigraph: Munera sunt Laudi enthielt. Es habe jedoch doch seine Erwartung nicht befriedigt, und ihn endlich auf einer Reise nach Lorient ein Greis, der Paul-Jones nähert gekannt, dasjenige Mitgeteilt, was ihm vor vierzig Jahren sein Vater über das Schicksal dieses tapfern und sonderbaren Seehelden erzählt hatte.«

Diese Nachrichten sind es nun, die der Verfasser hier auf eine interessante Weise zusammengestellt hat, und die dem deutschen Leser gewiß nicht unwillkommen sein können, der den Geliebten von Alicia Dunscombe mit dem Verlangen etwas Näheres von ihm zu erfahren, an den Küsten von Holland verschwinden sah.

I

An einem schönen Spätabend im Monat October 1779, hatten sich die Neugierigenden kleinen Stadt Port-Louis auf der Erdzunge versammelt, die einer andern auf dem gegenüber befindlichen Ufer gleicht, auf welcher Lorient erbaut ist. Der Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit anzog und von welchen sie sich unterhielten, war eine schöne, edle Fregatte von 32 Kanonen, die hier seit acht Tagen vor Anker lag, und zwar nicht im Hafen, sondern in einer kleinen Bucht der Rhede, die man eines Morgens dort gefunden hatte, wie eine aus dem Ocean in der Nacht erblühte Blume; diese Fregatte, die zum ersten mal in See zu stechen schien, so zierlich und gefällig, sah sie aus, war unter französischer Flagge im Golf eingelaufen, die jetzt der Wind völlig entfalle, so daß die drei goldenen Lilien in den letzten Streifen der untergehenden Sonne erglänzten. Was ganz vorzüglich die Neugier der Liebhaber dieses Schauspiels das so häufig und immer so neu in einem Seehafen ist, erregte, war der Zweifel, in welchem Lande dieses merkwürdige Schiff erbaut sein möchte, das von allen seinen Segeln entblößt, die um die Stangen gewickelt waren, sich in dem hellleuchtenden Occident durch das anmuthige Profil seines Kiels und die zierliche Feinheit seines Takelwerks abzeichnete. Einige meinten, die erhabene, kühne Bauart des amerikanischen Seewesens und Bewaffnung zu erkennen; aber die Vollkommenheit der einzelnen Theile, welche die übrige Construction bevorzugte, kontrastiert mit der barbarischen Härte dieser rebellischen Söhne Englands. Andre, getäuscht von der aufgepflanzten Flagge, forschten, aus welchem französischen Hafen sie ausgelaufen sei, aber bald gab die nationale Eigenliebe, dem Augenschein nach, denn vergebens befragte man das Hintertheil des Schiffs nach der schweren mit Schnitzwerk und Zierrathen besetzten Gallerie, die den herkömmlichen Putz jeder Tochter des Oceans oder mittelländischen Meeres ausmachten, die auf den Werften von Brest und Toulon in's Dasein getreten war; und nach Andre, die wohl wußten, daß sehr oft die Flagge blos eine Maske war, um das wahre Gesicht zu verbergen, behaupten die Thürme und Löwen von Spanien, würden richtiger als Frankreichs Lilien an dem Hintertheil des Schiffs an ihrer Stelle sein; allein diesen antwortete man mit der Frage: ob die kleinen dünnen, schlanken Seiten der Fregatte der untersetzten Taille der spanischen Gallonen ähnlich wären. Kurz, es gab Leute, die darauf geschworen hätten, daß diese reizende Wasserfee, in Hollands Nebeln entstanden sei, wenn nicht die Höhe und die seinheit der Materialien, durch ihre gefährliche Verwegenheit, den vorsichtigen Bauarten dieser alten Meerschäumer widersprochen hätte. Uebrigens seit dem Morgen, wo diese anmuthige Erscheinung auf der Küste von Bretagne stattfand, und das war seit acht Tagen, hatte kein einziges Merkmal die Meinungen entschieden, die wir noch in dem Augenblick schwankend finden, wo wir die ersten Blätter dieser Geschichte eröffnen, da kein Mann von der Equipage, unter irgend einem, Vorwand ans Land gekommen war. Man konnte, streng genommen, kaum wissen ob eine Equipage da sei, denn hätte man die Wache nicht bemerkt, und den Officier der Wacht, deren Köpfe zuweilen über die Schiffsverkleidung hervorragten, konnte man es unbewohnt glauben. Es schien indessen als ab dieses Fahrzeug, so unbekannt es war, keine feindlichen Absichten hege; seine Ankunft hatte die Obrigkeit in Lorient nicht beunruhigt, und es hatte sich unter die Kanonen einer kleinen Festung gestellt, die Englands Kriegserklärung gegen Frankreich jetzt wieder in Stand gesetzt hatte, und die über ihre Mauern und selbst über die Köpfe der Neugierigen hinweg, eine langhalsige Batterie schweren Geschützes ausstreckte.

Unter der Menge der müßigen Zuschauer zeichnete sich ein junger Mann durch den Eifer seiner Fragen aus. Ohne daß man errathen konnte warum, sah man doch leicht ein, daß er an dem geheimnisvollen Schiff direkt Antheil nahm. Da man an seiner eleganten Tracht, die Uniform der Infanteristen erkannt hatte, und da diese Garden nur selten die Residenz verließen, gab er der Menge jetzt neuen Stoff zur Neugier ; indes hatte man bald den jungen Graf von Auray, den letzten Sprößling eines der ältesten Häuser der Bretagne erkannt. Das von seiner Familie bewohnte Schloß erhob sich am Ufer des Golfs von Morbihan sechs bis sieben Lieus von Port-Louis. Diese Familie bestand aus dem alten Marquis d'Auray, einem armen kindisch gewordenen Greis, den man seit zwanzig Jahren die Grenze seiner Besitzungen nicht hatte überschreiten sehn; aus seiner Gemahlin, einer Dame, deren Strenge der Sitten und alterthümlicher Adel ihren aristokratischen Hochmuth einzig zur Entschuldigung dienen konnte; aus der jungen Margarethe, einem sanften Kinde von siebzehn Jahren, blaß und zart wie die Blume, deren Namen sie trug; und aus dem Grafen Manuel, den wir unsern Lesern so eben vorgeführt haben, und um welchem sich die Menge versammelt hatte, die sich stetes von einem adlichen Namen, einer glänzenden Uniform und ziemlich unverschämten Manieren beherrschen läßt.

So gern als die, an welche er seine Fragen richtete, ihm Genüge geleistet hätten, so konnten sie ihm dennoch nur unbestimmt und oberflächlich antworten, weil sie den der Fregatte nichts wußten als was sie selbst muthmaßten. Der Graf wallte sich also eben fortbegeben, als er von dem Damm eine Barke sich nähern sah, die sechs Ruderer hatte und direkt unter die zerstreuten Gruppen der Dünen eine neue Person führten, die in dem Augenblick so lebhaft erregter Neugier, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen mußte.

Es war ein Jüngling, welcher kaum zwanzig bis zwei und zwanzig Jahr alt zu sein schien und die Uniform eines Aspiranten der königlichen Marine trug. Er saß oder lag vielmehr auf einer Bärenhaut, die Hand auf das Steuerruder der kleinen Barke gestützt, während der Steuermann nach einer Laune seines Obern, sich müßig befand, und vorne in dem Kannot saß. So wie man dieses Schiffchen gewahrte, wendete sich alles nach ihm hin, als brächte es die letzte Hoffnung, eine so gewünschte Nachweisung zu erhalten.

Es war also mitten unter einem Theil der Bevölkerung von Port-Louis, daß die Barke, durch die letzte Anstrengung der Ruderer getrieben, acht bis zehn Fuß vom Strand, landete; der geringe Wasserstand an diesem Ort, erlaubte nicht weiter vorzudringen; sogleich ließen zwei Matrosen ihre Ruder fallen, legten sie an den Rand der Barke und stiegen ins Meer, das ihnen hier bis an die Knie ging. Der junge Fähnrich stand nachlässig auf, trat auf die Vorderseite und ließ sich auf ihren Armen auf den Strand tragen, so daß kein Tropfen Wasser auf seine Uniform kam. Hier angekommen, befahl er, die Erdezunge zu umfahren, die sich noch hier drei bis vierhundert Schritt in den Ocean erstreckte, und ihn auf der anderen Seite der Batterie zu erwarten. Er selbst verweilte einen Augenblick auf dem Ufer, um seine Haare zu ordnen, welche die Art des Transportes, die er hatte ergreifen müssen, um hierher zu gelangen, in einige Unordnung gebracht hatte; dann schritt er, ein französisches Liedchen summend, bis an die Thür der, kleinen Festung und sprang, nach einem leichten Gruße der Schildwache, die ihn als ihren Obern begrüßt hatte, hinein.

Ob nun in einem Seehafen wohl Nichts natürlicher ist, als daß ein Officier über die Rhede kommt und in eine Festung geht, waren die Leute doch so gespannt. daß vielleicht kein Einziger unter der auf der Küste zerstreueten Menge sich befand, der sich nicht eingebildet hätte der Besuch, den der Festungscommandant jetzt erhielt ; nicht Bezug habe auf das Schiff, das der Gegenstand der allgemeinen Muthmaßungen und völlig unbekannt war. Als demnach der junge Fähnrich wieder unter dem Thore erschien , fand er sich in einem so engen Kreise eingeschlossen, saß er einen Augenblick nicht übel Lust zu haben, schien, sich mit dem Stöckchen, das er in bei Hand hielt. Luft zu machen; nachdem er es aber einige mal mit einer vollkommen unverschämten Affectation hatte umherpfeifen lassen, schien er sich. plötzlich anderes zu besinnen. und da er den Grafen Manuel gewahrte, dessen vornehmes Aussehen und zierliche Uniform, mit der Tracht und dem Anschein der gemeinen Menge die ihn umgab, kontrastirte, ging er auf diesen zu, da dieser sich ihn gleichfalls näherte.

 

Beide Officiere wechselten einen schnellen Blick, er war aber hinreichend, daß sie sich gegenseitig an unzweifelhaften Zeichen als Leute von Staub und Condition erkannten. Folglich grüßten sie einander sogleich mit anmuthiger Leichtigkeit und vertraulich höflich, wie es den jungen Kavalieren der damaligen Zeit eigen war.

»Bei Gott! Mein lieber Landsmann!« rief der junge Fähndrich, »denn ich halte sie für einen Franzosen, wie mich, ob ich ihnen gleich in einem hyperboräischen Lande und in Regionen begegne, die – wo nicht wild, doch leidlich barbarisch sind, wollten sie mir wohl sagen, was ich denn so Außerordentliches an mir habe, daß ich hie zu Lande Revolution hervorbringe? oder ist in Lorient ein Seeofficier so was seltenes, daß schon seine Gegenwart die Neugier der Eingebornen von Unterbretagne bis zu diesem Grade aufregt? Wenn sie das thun, so leisteten sie mir, das gestehe ich, einen Dienst, den sich herzlich gern bei vorkommenden Gelegenheiten ihnen nützlich werden zu können, erwiedern würde.«

»Das wird um leichter sein,« antwortete Graf Manuel, »als diese Neugier weder etwas beleidigendes für ihre Uniform, noch Feindseliges für ihre Person enthält; der Beweis davon, lieber College – denn ich sehe an ihren Epaulets, daß wir im Herr Sr. Majestät fast zu gleichen Graden angestellt sind – ist, daß ich mit diesen ehrlichen Brittaniern, die Neugier theile, die sie ihnen vorwerfen, wiewohl ich wahrscheinlich gegründetere Ursache habe als sie, um Aufschluß über das Problem zu wünschen, das sie in diesem Augenblick verfolgen!« —

»Nun wohl!« versetzte der Seemann, »wenn ich ihnen in der unternommenen Nachforschung in Etwas behilflich sein kann, so steht ihnen meine Algebra zu Befehl; nur befinden wir uns hier schlecht zu mathematischen Erklärungen. Wäre es ihnen gefällig, uns ein wenig von diesen guten Leuten zu entfernen, die uns blos in unsern Berechnungen irre« machen können?«

»Sehr gern « antwortete der Graf,. »und um so mehr, da sie sich, wenn ich mich nicht täusche , ihrer Barke und ihren Matrosen nähern, wenn wir hier fortgehen.«

» O! daraus kommt nichts an, Gefällt ihnen dieser Weg nicht, so nehmen einen andern. Ich habe Zeit und meine Jungen haben noch weniger Eil als ich. Also steuern wir an's Ufer, wenn es ihnen beliebt.«

»Mitnichten; gehn wir im Gegentheil lieber vorwärts; je näher wir am Gestade sein werden je besser können wir die Sache besprechen, von der ich sie unterhalten will. Lassen sie uns also auf dieser Erdzunge fortschreiten, so lange wir Fuß fassen können.«

Der junge Seemann ging ohne zu antworten mit ihm vorwärts, als wäre ihm diese Richtung vollkommen einerlei, und. beide Jünglinge, die sich zum ersten mal begegneten, schritten Arm in Arm , wie Jugendfreunde, bis an die Spitze der Erdzunge, die gleich einer Lanzenspitze sich zwei bis drei hundert Schritt eins Meer erstreckte. Als sie dort waren, stand der Graf.still., und wies mit der Hand nach dem Schiff.

»Wissen sie was das für ein Gebäude ist?« fragte er seinen Gefährten.

Der junge Seemann warf einen schnellen und forschenden Blick auf den Grafen, dann auf das Schiff, und antwortete obenhin: »Nun, eine hübsche Fregatte von zwei und dreißig Kanonen, von ihrem Anker gehalten, mit allen Segeln zur Abreise bereit beim ersten Signal.«

»Verzeihen sie,« lächelte Manuel, »aber darnach fragte ich nicht. Was geht mich die Kanonenzahl und der Anker an,« der Seemann lächelte auch, »aber,« fuhr jener fort, » was ich zu wissen wünsche, ist die Nation, der sie wirklich gehört, den Ort wohin sie segeln wird und der Name ihres Kapitäns.«

« »Was.die Nation betrifft,« antwortete der Seemann, »so hat sie Sorge getragen, uns selbst davon zu unterrichten, oder sie wäre eine infame Lügnerin. Sehn sie nicht die aufgehißte Flagge; sie ist fleckenlos, ein wenig abgenutzt,denn sie hat viel gedient. Ihre Bestimmung ist, wie ihnen der Platzkommandant gesagt haben wird, wenn sie ihn darüber befragt haben, Mexiko« – Manuel sah ihn verwundert an – »was nun den Kapitain betrifft, so ist das schwieriger zu sagen. Einige würden darauf schwören, es sei ein junger Mann in unsern Jahren, denn ich meine, unsre Wiegen folgten auf einander, wiewohl unser beiderseitiges Handwerk zwischen unsre Gräber einen weiten Raum setzen kann. Andre behaupten, er wäre so alt wie mein Onkel, der Graf d'Estaing, der, wie Ihnen ohne Zweifel bekannt sein wird, zum Admiral ernannt worden ist, und jetzt die Rebellen in Amerika, wie sie noch zuweilen in Frankreich genannt werden, zu Paaren treibt. Was aber seinen Namen betrifft, das ist was anders; man sagt er wisse ihn selbst nicht, und man warte auf ein glückliches Ereigniß ihn zu erfahren, er heißt Paul.«

»Paul?«

»Ja, Kapitain Paul.«

»Paul, – von was?«

» Paul von der Providenz, von dem Ranger, von der Allianz, wie er eben das Schiff kommandirt. Giebt's nicht auch in Frankreich Kavaliere, die ihre Namen zu kurz finden. ihn durch den Namen ihrer Besitzung verlängern und über das Ganze den Helm eines Ritters, oder das Wappen mit der gebundenen Schnur eines Freiherrn setzen, so daß ihr Siegel und ihre Carosse das Ansehn eines so alten Geschlechts haben, das man es nur gern ansieht. Nun, hier ist's auch so. Für jetzt heißt er, glaub ich, Paul von der Indianerin, und ist stolz darauf, denn wenn ich nach meinen Sympathien eines Seemanns darüber urtheile, glaub ich nicht, daß er seine Fregatte gegen das schönste Landgut vertauschen würde, das sich vom Hafen zu Brest bis zur Mündung der Rhone erstreckte.«

»Welchen Charakter hat aber dieser Mensch?« fragte Manuel, nachdem er einen Augenblick über das Gemisch von Spott und Naivität nachgedacht hatte, die aus diesen Antworten abwechselnd hervorschimmerte. —

»Sein Charakter? – hm! mein lieber Baron, Graf, Marquis?« —

»Graf!« antwortete Manuel sich verbeugend

»Nun also, mein lieber Graf, so muß ich ihnen sagen, daß sie mich von einer Abstraction zur andern treiben, und als ich meine algebraischen Kenntnisse zu ihrem Befehl gestellt habe, geschah es nicht, um uns mit der Erforschung eines Unbekannten abzugeben! Sein Charakter? nun mein Gott, lieber Graf, wer kann denn von dem Charakter eines Menschen gründlich sprechen, als er selbst? und noch!. . . sehn sie, wie sie mich hier sehn, so ist es zwanzig Jahr, daß ich bald mit dem Kiel einer Barke bald mit dem einer Fregatte arbeite auf der weiten Fläche die sich vor uns aus breitet. Meine Augen, wenn ich mich so ausdrücken darf, haben den Ocean fast zu gleicher Zeit mit dem Himmel erblickt. Seit meine Zunge zwei Worte, mein Geist zwei Begriffe zusammengefügt hat, habe ich eine Launen befragt und studiert. Dennoch kenne ich seinen Charakter noch nicht, alles was ich weiß, ist, daß ihn vier Haupt und zwei und dreißig Nebenwinde bewegen. Wie wollen sie denn, daß ich den Menschen beurtheile, den tausend Leidenschaften überwältigen?«

»Auch fragte ich sie nicht mein lieber Herzog, Marquis, Graf?«

»Fähndrich,« antwortete der junge Seemann, mit einer Verbeugung, wie zuvor Manuel.

»Ich fragte also, lieber Fähndrich, daß ich von ihnen keinen philosophischen Cursum über die Leidenschaften des Kapitän Paul verlangte. Ich wollte mich nur bei ihnen nach zwei Dingen er kundigen; zuvörderst ob sie ihn für einen Mann von Ehre halten?«

»Da müssen wir uns erst über diese Worte verständigen, lieber Graf. Was verstehn sie genau unter Ehre

»Erlauben sie mir zu sagen, lieber Fähndrich, das dies eine ganz abgeschmackte Frage ist. Die Ehre – nun das ist – die Ehre

»Just so ein unerklärliches Wort, wie das Wort: Gott. Gott ist auch Gott, jeder macht sich einen Gott nach seiner Manier. Die Aegyptier beteten ihn unter der Gestalt einer Heuschrecke, und die Israeliten unter der eines goldenen Kalbes an. Eben so ist's mit der Ehre. Es giebt die Ehre der Camilla und die des Coriolan, die des Cid und die des Grafen Julian. Erklären sie mir ihre Frage näher, wenn ich darauf antworten soll.«

»Gut, ich fragte, ob man sich auf sein Wort verlassen könne?«

»O! was das betrifft, so glaube ich nicht, daß er es je gebrochen hat. Seine Freunde, denn ohne diese gelangt man nicht auf dem Posten , den er besitzt, haben nie daran gezweifelt, daß er bis zum Tode einen Schwur treu bleibt. Dieser Punkt ist also berichtigt, in dieser Beziehung, das glauben sie mir, ist er ein Mann von Ehre! Lassen sie uns zu ihrer zweite Frage übergehn, denn wenn ich nicht irre, wünschen sie noch Etwas zu wissen.«

»Ja, ich wollte wissen , ob er einer Ordre Sr. Majestät getreu nachkommen werde?«

»Welcher Majestät ?«

»In Wahrheit, lieber Seekadett, sie heucheln eine schwere Fassungskraft, die besser einem Sophisten als einem Seemann anstehn möchte.«

»Warum denn? Sie beschuldigen mich eines Widersinnes, weil ich, eh' ich antworte, wissen will, auf was ich antworten soll. Wir haben, zur Zeit acht oder zehn Majestäten, die wohl oder übel auf den verschiedenen europäischen Thronen sitzen; da ist Sr. katholische Majestät, eine so caduce Majestät, daß sie sich Stück für Stück die Erbschaft von Karl V. entreißen läßt; ferner: Sr. großbritannische Majestät, eine so eigensinnige Majestät, daß sie sich an ihr Amerika ankrampft, wie Cynegirus an das Perser Schiff, und der wir beide Hände abschneiden werden, wenn sie nicht los läßt. – Hernach Sr. allerchristlichste Majestät, die ich hoch schätze und verehre. . .«

»Von dieser ist die Rede!« fiel Manuel ein, »glauben sie, daß der Kapitän Paul geneigt sein würde, einer Ordre die ich ihm von derselben überbrächte, zu gehorchen?«

»Der Kapitän Paul,« antwortete jener, »wird wie jeder andere Kapitän der Macht gehorchen, die ihm zu gebieten hat, es wäre denn, daß er irgend ein verfluchter Korsar, verdammter Pirat, oder unerlaubter Flibustier sei, woran ich je doch nach dem Ansehn der Fregatte, die er führt, und nach der Art wie er sie hält, zweifle. So hat er also in seinem Pult in der Cajüte, eine Commission von irgend einer Macht unterzeichnet Wenn diese nun den Namen Louis trägt und mit den drei Lilien Frankreichs besiegelt ist, so ist kein Zweifel, daß er jeder Ordre gehorchen wird, die mit demselben Siegel besiegelt, mit demselben Namen bezeichnet ist.«

»Jetzt weiß ich alles, was ich wissen wollte,« versetzte der Graf, der anfing über diese sonderbaren Antworten ungeduldig zu werden; »ich habe ihnen nur eine Frage noch zu thun.«

»Zu ihrem Befehl, Herr Graf,« antwortete der Fähndrich, »für diese, wie für die vorher gegangenen!«

»Wissen sie ein Mittel, wie ich am Bord, dieses Fahrzeugs gelange?«

»Da ist's,« antwortete der Seemann, mit der Hand auf das Boot zeigend, welches sich in einer kleinen Bucht von der Fluth wiegen ließ.

»Aber das ist ja ihr Boot?«

»Nun dann, ich werde sie begleiten.«

»Sie kennen den Kapitain Paul?«

»Ich ? ganz und gar nicht! aber als Neffe eines Admirals kenne ich natürlicher Weise alle Befehlshaber der Fahrzeuge, von den Hochbootsmann an, der das Boot führt, und süßes Wasser. sucht bis zum Viceadmiral der die Escadre ins Feuer führt. Zudem haben wir Seeleute auch gewisse geheime Zeichen, eine Art Freimaurersprache mit deren Hilfe wir uns als Brüder erkennen, auf welchem Punkt des Oceans wir uns auch begegnen. Nehmen sie also mein Erbieten nur mit derselben Offenheit an, als ich es ihnen mache. Ich, meine Ruderer und mein Boot stehn ihnen zu Diensten.«

»Gut,« sagte Manuel, erzeigen fiel mir diesen letzten Dienst, und . . .«

»Und sie wollen die Langeweile vergessen, die ich ihnen durch meine Weitschweifigkeit gemacht habe?« unterbrach er ihn lachend. »Was wollen sie, lieber Graf« fuhr er fort, indem er seinen Ruderern einen Wink mit der Hand gab, der sogleich verstanden ward. »Die Einsamkeit des Oceans, hat uns Söhnen des Meeres, den Monolog zur Gewohnheit gemacht, Während der Stille, rufen wir den Wind, während des Sturms, die Stille, und in der Nacht reden wir mit Gott.«

 

Manuel warf noch einen zweifelhaften Blick auf seinen Begleiter, der ihn mit jener scheinbaren Gutmütigkeit aushielt, die sich über sein Gesicht verbreitet hatte, wenn ihn der junge Officier forschend ansah. Dieser wunderte sich über dieses Gemisch der Verachtung gegen menschliche Dinge und Poesie bei den Werken Gottes; da er aber doch zuletzt in diesem sonderbaren Menschen eine Person sah, die ihm einen Dienst erzeigen wollte, ob es gleich auf wunderliche Weise geschah, so nahm er das Anerbieten an. Fünf Minuten später, steuerten die beiden Jünglinge, so schnell die sechs Ruderer, die tüchtige Matrosen waren, deren Ruder sich mit so einer Regelmäßigkeit erhoben und senkten, daß die Bewegung wie durch eine mechanische Triebfeder und nicht durch vereinte Menschenkräfte hervorgebrachtes Spiel zu sein schien, das Boot zu führen vermochten, dem unbekannten Schiffe zu.

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