Ein Lied für Waisen

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Из серии: Ein Thron für Schwestern #3
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KAPITEL VIER

Sebastian hatte keine Zweifel, während er ritt, dass er Probleme bekommen würde, für das, was er gerade tat. Einfach so wegzureiten, gegen den Willen seiner Mutter und die Hochzeit abzulehnen, die sie für ihn arrangiert hatte? Für einen Adligen aus einer anderen Familie wäre es ausreichend Grund zur Enterbung gewesen. Für den Sohn der Witwe war es gleichbedeutend mit Verrat.

„Dazu wird es nicht kommen“, sagte Sebastian, während sein Pferd vorwärts galoppierte. „Und selbst wenn, Sophia ist es wert.“

Er wusste, was er aufgab, in dem er das tat. Wenn er sie fand, wenn er sie heiratete, konnten sie nicht einfach im Triumph nach Ashton zurückkehren, die Wohnung im Palast beziehen und annehmen, dass alle glücklich wären. Wenn sie überhaupt zurückkehren konnten, wäre es unter einer Wolke der Schande.

“Ist mir egal”, sagte Sebastian zu seinem Pferd. Sich um Schande und Ehre zu sorgen, war, was ihn überhaupt in dieses Durcheinander gebracht hatte. Er hatte Sophia abgewiesen, wegen der Annahme, was die Leute über sie denken würden. Er hatte nicht einmal ihre Stimmen in Abneigung erheben lassen; er hatte einfach gehandelt, wissend was sie sagen würde.

Es war etwas Schwaches, Feiges und jetzt würde er das ungeschehen machen, wenn er konnte.

Sophia war ein Dutzend der Adligen wert, mit denen er aufgewachsen war. Ein Hundert. Es war egal, dass sie das Zeichen der maskierten Göttin auf ihrer Wade tätowiert hatte, um sie zu bezeichnen, sie war die einzige Frau, von der Sebastian träumte, sie zu heiraten.

Auf jeden Fall nicht Milady d’Angelica. Sie war alles, was der Hof darstellte: eitel, oberflächlich, manipulativ, auf ihren eigenen Wohlstand und Erfolg bedacht, anstelle von anderen. Es machte nichts, dass sie wunderschön war oder aus der richtigen Familie kam, dass sie intelligent war oder die Versieglung einer Allianz innerhalb des Landes. Sie war nicht die Frau, die Sebastian wollte.

“Ich war dennoch grob zu ihr, als ich gegangen bin”, sagte Sebastian. Er fragte sich, was alle die ihn sahen, denken würden, wenn er so mit seinem Pferd sprach. Aber in Wirklichkeit war es ihm egal, was die Leute dachten und auf viele Arten war ein Pferd ein besserer Zuhörer als die meisten Menschen um ihn herum im Palast.

Er wusste, wie die Dinge hier funktionierten. Angelica hatte nicht versucht ihn auszutricksen; sie hatte einfach versucht, etwas was er nicht schön finden würde in etwas Gutes zu verwandeln. Sie hatte die Welt aus dem Blickwinkel gesehen, dass sie keine Wahl hatten, als zu heiraten, und man es auch als Freundlichkeit sehen konnte.

Genau so wollte Sebastian aber nicht mehr denken.

“Ich will nicht in einem Palast feststecken, in dem meine einzige Aufgabe darin besteht, weiter zu atmen, falls Rupert stirbt”, sagte er zu seinem Pferd. “Ich will nicht irgendwo sein, wo mein Wert ein Zuchtbestand ist oder als etwas, was verkauft wird, um die richtigen Verbindungen zu fördern.”

Wenn er es so sah, hatte das Pferd sein Dilemma wahrscheinlich genauso gut verstanden, wie jeder Adlige. Wurden die besten Pferde nicht wegen ihres Zuchtpotenzials verkauft? Hielten die Adligen, die gerne auf den langen Strecken des Landes galoppierten oder auf die Jagd gingen nicht Aufzeichnungen von jeder Linie, jedem Fohlen bereit? Würde nicht jeder Einzelne von ihnen ihre eigenen Preishengste töten, ehe sie einen einzelnen falschen Bluttropfen in ihrer Blutlinie erlaubten?

“Ich werde sie finden und ich werde einen Priester finden, der uns traut”, sagte Sebastian. „Auch wenn Mutter uns mit Verrat dafür bestrafen will, sie muss trotzdem zuerst die Adligenversammlung überzeugen.“

Sie würden keinen Prinzen aus einer Laune heraus töten. Wahrscheinlich wären einige von ihnen mitfühlend, wenn man ihnen genug Zeit gab. Wenn nicht, konnten er und Sophia immer noch in die Berge im Norden des Landes flüchten oder ungesehen über das Knifewater fliehen oder einfach zu den Ländereien gehen, von denen Sebastian der Herzog sein sollte. Sie würden einen Weg finden, damit das funktionierte.

„Ich muss sie zuerst finden“, sagte Sebastian, während sein Pferd ihn aus der Stadt und in die offene Landschaft hinaus trug.

Er fühlte sich sicher, dass er sie einholen würde, auch wenn sie jetzt vielleicht schon ziemlich weit weg war. Er fand Menschen, die gesehen hatten, als sie vom Palast geflohen war, hatte Wachmänner nach einem Bericht gefragt und sich dann Geschichten von den Menschen aus der Stadt angehört. Viele von ihnen waren vorsichtig dabei gewesen, mit ihm zu sprechen, aber er hatte es geschafft, genug Details zusammenzusammeln, um wenigstens ein Gefühl für die Richtung zu bekommen, in die Sophia gegangen war.

Von dem, was er gehört hatte, befand sie sich auf einem Wagen, was hieß, dass sie sich schneller als im Fußschritt bewegte, aber nicht so schnell wie Sebastian auf dem Pferderücken reiten konnte. Er würde einen Weg finden, sie einzuholen, auch wenn er ohne Pause dafür würde reiten müssen. Vielleicht war das Teil seiner Strafe, weil er sie überhaupt erst raus geworfen hatte.

Sebastian preschte vorwärts, bis er die Kreuzung sah, er zügelte sein Pferd auf einen Schritt, während er versuchte herauszufinden, in welche Richtung er gehen sollte.

Ein Mann schlief an einen Pfosten gelehnt, ein Grashalm hatte sich über seine Augen gelegt. Ein Apfelweinkrug stand neben ihn und war wohl der Grund dafür, warum er wie ein Esel schnarchte. Sebastian ließ ihn schlafen und schaute das Schild an. Nach Osten ging es zur Küste, aber Sebastian bezweifelte, dass Sophia die Absichten hatte, ein Schiff zu nehmen oder wusste, wo sie hinkonnte, wenn sie das tat. Süden würde nach Ashton führen und war somit sowie draußen.

Es blieb nur noch der Weg nach Norden und der nach Westen übrig. Ohne zusätzliche Information hatte Sebastian keine Ahnung, welchen Weg er nehmen musste. Er konnte versuchen nach Reifenspuren auf einen der dreckigen Teile der Straße zu suchen, aber das forderte, dass er die Fähigkeiten dazu hatte, damit er wusste, wonach er suchen sollte oder Sophias Wagen von den Hundert von anderen herauszufinden, die hier in den letzten Tagen vorbeigefahren waren.

Somit konnte er nur noch fragen und hoffen.

Mit seiner Fußspitze stupste Sebastian vorsichtig den schlafenden Mann an. Er trat zurück, als der Mann spuckte und aufwachte, weil er nicht wusste, wie jemand so Betrunkenes bei seinem Anblick reagieren würde.

“Was los?”, schaffte der Mann zu sagen. Er schaffte es, selbst aufzustehen, was ziemlich beeindruckend unter seinen Umständen war. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“

Sogar jetzt musste er sich an dem Pfosten festhalten, um sich zu festigen. Sebastian begann sich zu fragen, ob das eine gute Idee gewesen war.

„Sind Sie immer hier?“, fragte er. Er wollte, dass es ja war und hoffte gleichzeitig, dass es nein sein würde, weil was würde das sonst über das Leben des Mannes aussagen.

„Warum wollen Sie das wissen“, fragte der Betrunkene.

Sebastian erkannte, dass er hier nicht finden würde, was er wollte. Selbst wenn dieser Mann die meiste Zeit an dieser Kreuzung verbrachte, bezweifelte Sebastian, dass er nüchtern genug war, um überhaupt zu viel zu bemerken.

“Das macht nichts”, sagte er. „Ich suche jemanden, der hier vielleicht vorbeigekommen ist, aber ich bezweifle, dass Sie mir helfen können. Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.“

Er drehte sich wieder zu seinem Pferd.

„Warten Sie“, sagte der Mann. “Sie … Sie sind Sebastian oder?”

Sebastian hielt inne bei der Erwähnung seines Namens und drehte sich stirnrunzelnd um.

„Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte er.

Der Mann torkelte ein wenig. „Welchen Namen?“

„Meinen Namen“, sagte Sebastian. „Sie haben mich gerade Sebastian genannt.“

“Warten Sie, Sie sind Sebastian?“

Sebastian gab sich Mühe geduldig zu sein. Der Mann suchte ihn offensichtlich und Sebastian fielen nur ein paar wenige Gründe ein, warum das der Fall sein sollte.

„Ja, das bin ich“, sagte er. „Was ich wissen will ist, warum Sie nach mir suchen.“

„Ich war …“ Der Mann hielt einen Moment inne und seine Braue bog sich. “Ich sollte Ihnen eine Nachricht überbringen.”

“Eine Nachricht?”, fragte Sebastian. Das schien zu gut, um wahr zu sein, aber dennoch traute, er sich zu hoffen.

„Von wem?“

„Da war diese Frau“, sagte der Betrunkene das war genug, um die Glut der Hoffnung in ein vollwertiges Feuer zu fächeln.

„Welche Frau?“, sagte Sebastian.

Der andere Mann schaute ihn jedoch gar nicht an. Wenn überhaupt sah er aus, als wenn er gleich wieder einschlafen würde. Sebastian fing ihn auf, hielt ihn halb hoch und schüttelte ihn halb wach.

“Welche Frau?”, wiederholte er.

“Da war etwas … eine rothaarige Frau auf einem Wagen.”

„Das ist sie!“, sagte Sebastian, seine Aufregung übermannte ihn in dem Moment. „War das vor ein paar Tagen?“

Der Betrunkene dachte eine Weile darüber nach. „Ich weiß nicht. Könnte sein. Welcher Tag ist heute?”

Sebastian ignorierte das. Es reichte, dass er den Hinweis gefunden hatte, den Sophia für ihn hinterlassen hatte. „Die Frau … das ist Sophia. Wo ist sie hingegangen? Was war ihre Nachricht?”

Er gab dem Betrunkenen einen weiteren Schubs, als der wieder wegdriftete und Sebastian musste zugeben, dass das auch teilweise von seinem Frust kam. Er musste wissen, was für eine Nachricht Sophia dem Mann hinterlassen hatte.

 

Warum er? Hatte es niemand anderen gegeben, bei dem Sophia eine Nachricht hätte hinterlassen können? Wenn er sich den Mann anschaute, kannte Sebastian die Antwort darauf: sie war sich sicher gewesen, dass Sebastian ihn treffen würde, weil sie annahm, dass er nirgendwo anders hingehen würde. Er wäre der beste Weg eine Nachricht für Sebastian zu hinterlassen, wenn er ihr folgen würde.

Was hieß, sie wollte, dass er ihr folgte. Sie wollte, dass er sie finden konnte. Nur der Gedanke daran war genug, um Sebastians Herz schneller schlagen zu lassen, denn das bedeutete, dass Sophia darauf vorbereitet war, ihm alles zu vergeben, was er ihr angetan hatte. Sie würde ihm sonst nicht sagen, wohin sie gegangen wäre, wenn sie nicht einen Weg für sie beide sehen würde, wieder zusammenzukommen, oder?

„Was war die Nachricht?“, wiederholte Sebastian.

„Sie hat mir Geld gegeben“, sagte der Mann. „Hat gesagt dass … verdammt, es liegt mir auf der Zunge …“

„Denken sie nach“, sagte Sebastian. „Es ist wichtig.“

“Sie sagte, ich soll Ihnen sagen, dass sie nach Barriston gegangen ist!”, sagte der Betrunkene mit einem Anklang von Triumph. „Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.“

„Barriston?“, fragte Sebastian und schaute auf das Schild an der Kreuzung. „Sind Sie sicher?“

Die Stadt schien nicht wie ein Ort, an den Sophia gehen würde, aber vielleicht war das der Punkt, wenn man bedachte, dass sie floh. Es war eine Art Provinzstadt, ohne Größe oder Bevölkerung von Ashton, aber es hatte einigen Wohlstand dank seiner Handschuhindustrie. Vielleicht war es ein genauso guter Ort für Sophia.

Der andere Mann nickte und das war ausreichend für Sebastian. Wenn Sophia ihm eine Nachricht hinterlassen hatte, dann machte es nichts, wen sie ausgesucht hatte, um diese zu überbringen. Was wichtig war, war dass er ihre Nachricht erhalten hatte und wusste, wohin er gehen musste. Als Dank warf Sebastian dem Mann an der Kreuzung eine Münze aus seiner Tasche zu und stieg dann aufs Pferd.

Er lenkte das Pferd nach Westen und trieb es vorwärts, während er in die Richtung nach Barriston ritt. Es würde dauern dort hinzukommen, aber er würde so schnell er sich traute reiten. Er würde sie einholen oder vielleicht würde er sie auch auf der Straße überholen. Egal, wie, er würde sie finden und sie würden zusammen sein.

„Ich komme Sophia“, versprach er, während um ihn herum die Landschaft der Wahlbezirke vorbeiflog. Jetzt, wo er wusste, dass sie gefunden werden wollte, würde er alles tun, was er konnte, um sie einzuholen.

KAPITEL FÜNF

Die Witwe Queen Mary des Hauses von Flamberg stand inmitten ihres Gartens, hielt eine Rose an ihre Nase und nahm den zarten Geruch in sich auf. Sie war über die Jahre gut darin geworden ihre Ungeduld zu überspielen und worüber ihr ältester Sohn besorgt war, war das Ungeduld ein Gefühl war, das sie zu schnell überkam.

„Was ist das für eine Rose?“, fragte sie einen der Gärtner.

„Eine Vielfalt, die von einer unser Leibeigenen Gärtnerinnen hergestellt wurde“, sagte der Mann. „Sie nennt sie heller Stern.“

„Beglückwünschen Sie sie dafür und informieren Sie sie, dass sie von heute an als der Witwenstern bekannt sein wird“, sagte die Königin. Es war ein Kompliment und eine Erinnerung an die Gärtner, dass sie als Herrin der Leibeigenen mit ihren Kreationen machen konnte, was sie wollte. Es war die Art von doppelseitiger Bewegung, die die Witwe wegen ihrer Effizienz genoss.

Sie war auch darin gut geworden. Nach den Bürgerkriegen wäre es so einfach gewesen in Machtlosigkeit zu gleiten. Stattdessen fand sie die ausgleichenden Punkte zwischen der Versammlung der Adligen und der Kirche der maskierten Göttin, die ungewaschenen Massen und den Händlern. Sie hatte es mit Intelligenz, Rücksichtslosigkeit und Geduld getan.

Aber sogar Geduld hatte seine Grenzen.

„Ehe Sie das tun“, sagte die Witwe, „ziehen Sie meinen Sohn freundlicherweise, aus welchem Bordell auch immer, in dem er sich gerade aufhält und erinnern ihn daran, dass seine Königin auf ihn wartet.“

Die Witwe stand bei der Sonnenuhr und beobachtete die Veränderungen des Schattens, während sie auf den Thunichgut von ihrem Sohn wartete, der der Thronnachfolger war. Der Schatten war eine ganze Fingerbreite weitergerückt, als sie Ruperts Fußschritte sich nähern hörte.

“Ich werde wohl senil auf meine alten Tage”, sagte die Witwe, „ich erinnere mich anscheinend nicht an Dinge. Der Teil, wo ich dich schon vor einer halben Stunde zu mir zitiert habe, zum Beispiel.“

„Dir auch Hallo, Mutter“, sagte Rupert und sah überhaupt nicht reuig aus.

Es wäre besser gewesen, wenn es wenigstens einen Hinweis geben hätte, dass er seine Zeit gut genutzt hatte. Stattdessen sagte der unordentliche Zustand seiner Kleidung, dass sie recht gehabt hatte, mit ihrer vorherigen Vermutung, wo er sein würde. Das oder er war jagen gewesen. Es gab ein wenig Aktivitäten, um die ihr ältester Sohn sich wirklich kümmerte.

„Ich sehe, dass deine Blutergüsse endlich verblassen“, sagte die Witwe. „Oder bist du endlich besser darin geworden, sie mit Puder zu bedecken?“

Sie sah wie ihr Sohn dabei vor Ärger rot wurde, aber das war ihr egal. Wenn er geglaubt hatte, dass er hier zuschlagen könnte, hätte er das schon vor Jahren gemacht, aber Rupert war gut darin zu wissen, an wen er seine Wut richten konnte und an wen nicht.

“Ich wurde überrascht”, sagte Rupert.

„Von einem Dienstmädchen“, erwiderte die Witwe ruhig. „Soweit ich weiß, dabei als du gerade versucht hast, dich selbst an der ehemaligen Verlobten deines Bruders zu vergreifen.“

Rupert stand ein paar Sekunden lang mit offenem Mund da. Hatte er bis jetzt nicht gelernt, dass seine Mutter hörte, was in ihrem Königreich und in ihrem Zuhause vor sich ging? Glaubte er, dass man als Herrscherin einer so gespaltenen Insel wie dieser ohne Spione blieb? Die Witwe seufzte. Er hatte wirklich noch viel zu lernen und zeigte keine Anzeichen dafür, dass er gewillt war, diese Lehren zu lernen.

„Sebastian hatte sie bereits abgeschossen“, sagte er. „Sie war Freiwild und nichts weiter als eine Leibeigene Hure.“

“All diese Dichter, die über dich als den goldenen Prinz schreiben, haben dich anscheinend nie getroffen, oder?”, sagte die Witwe, obwohl die Wahrheit war, dass sie mehr als ein paar bezahlt hatte, damit die Gedichte richtig gemacht wurden. Ein Prinz sollte den Ruf haben, den er sich wünschte, keinen, den er verdient hatte. Mit dem richtigen Ruf hatte Rupert vielleicht sogar die Anerkennung der Adligen, wenn es Zeit war für ihn, zu regieren. „Hast du nicht daran gedacht, dass Sebastian vielleicht wütend sein wird, wenn er hört, was du versucht hast?“

Rupert zuckte bei dem Gedanken zusammen und die Witwe konnte sehen, dass ihr Sohn das nicht verstand.

„Warum sollte er? Er heiratet sie doch nun nicht und auf jeden Fall bin ich der Ältere, ich werde eines Tages sein König sein. Er würde sich nicht trauen, irgendetwas zu unternehmen.“

„Wenn du das glaubst“, sagte die Witwe, „du kennst deinen Bruder nicht.“

Rupert lachte darüber. „Und du kennst ihn Mutter? Indem du versuchst ihn zu verheiraten? Kein Wunder, dass er weggelaufen ist.“

Die Witwe hielt ihre Wut zurück.

„Ja, Sebastian ist weggelaufen. Ich gebe zu, dass ich die Stärke seiner Gefühle hier unterschätzt habe, aber das kann gelöst werden.“

„Indem du dich um das Mädchen kümmerst“, antwortete Rupert.

Die Witwe nickte. „Ich nehme an, das ist eine Aufgabe, die du selbst erfüllen willst?“

„Absolut.“

Rupert zögerte nicht einmal. Die Witwe hatte nie daran gezweifelt, dass er das tun würde. Das war gut, auf eine Art, denn ein Herrscher sollte nicht davor zurückschrecken zu tun, was nötig ist, dennoch zweifelte sie, dass Rupert in solchen Begriffen dachte. Er wollte einfach nur Rache für seine blauen Flecke, die sogar jetzt noch seinen ansonsten perfekten Körper verzierten.

„Lass uns eins klarstellen“, sagte die Witwe. „Dass Mädchen muss sterben, sowohl um die Beleidigung dir gegenüber wieder gut zu machen und wegen der … Schwierigkeiten, die sie darstellen könnte.“

„Mit einer Hochzeit zwischen Sebastian und einem ungeeigneten Mädchen“, sagte Rupert. „Wie peinlich.“

Die Witwe pflückte eine der Blumen in der Nähe ab. „Peinlichkeit ist wie diese Rose. Sie sieht harmlos genug aus. Ein Blickfänger. Dennoch hat sie spitze Dornen. Unsere Macht ist eine Illusion, die am Leben bleibt, weil die Menschen an uns glauben. Wenn sie uns blamieren, könnte das Vertrauen wanken.“ Sie schloss ihre Hand und ignorierte den Schmerz, als sie zudrückte. „Mit diesen Dingen muss man umgehen können, was immer sie kosten.“

Es war besser Rupert glauben zu lassen, dass es hier um das Prestige ihrer Familie ging. Es war besser, als die echte Gefahr zuzugeben, die das Mädchen darstellte. Als die Witwe erkannt hatte, wer sie wirklich war … da war die Welt kristallscharf geworden und voll von Schnittkanten. Sie durfte nicht zulassen, dass diese Gefahr weiter bestand.

„Ich werde sie töten“, sagte Rupert.

„Ruhig“, sage die Witwe. „Ohne viel Aufwand. Ich will nicht, dass du noch mehr Probleme machst, als die die du löst.”

“Ich mache das schon”, sagte Rupert.

Die Witwe war nicht sicher, ob er das konnte, aber sie hatte noch andere Eisen im Feuer, wenn es um das Mädchen ging. Der Trick war nur die zu nutzen, die ihre eigenen Gründe zum Reagieren hatten. Sie musste Befehle geben und sie würde einfach die Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass das Mädchen jemand war, den man beobachten sollte.

Es hatte alle ihre Kraft gekostet, nicht zu reagieren, als sie Sophia zum ersten Mal beim Abendessen gesehen hatte. Nicht zu verraten, was sie bei dem Anblick dieses Gesichts empfand, oder bei der Nachricht, dass Sebastian vorhatte, sie zu heiraten.

Dass ihr jüngerer Sohn gegangen war, um sie zu suchen, machte die Dinge noch komplizierter. Normalerweise war Sebastian der Stabilere, der Klügere, der Pflichtbewusstere. Auf viele Arten würde er einen besseren König als sein Bruder abgeben, aber so funktionierten die Dinge nicht. Nein, seine Rolle war sein Leben ruhig zu leben, das zu tun, was ihm befohlen wurde, nicht wegzulaufen und das zu machen, was er wollte.

„Ich habe noch eine Aufgabe für dich“, sagte die Witwe. Sie machte eine kleine Runde durch den Garten und zwang Rupert ihr zu folgen, so wie ein Hund seinem Herrchen folgte. In diesem Fall jedoch war Rupert ein Jagdhund und sie würde den Duft streuen.

“Hast du mir nicht genug Aufgaben gegeben, Mutter?”, fragte er. Sebastian hätte nicht argumentiert. Hätte nicht über irgendwas diskutiert, außer bei der einen Angelegenheit, wo es zählte.

„Du machst weniger Probleme, wenn du beschäftigt bist“, sagte die Witwe. „Auf jeden Fall ist das die Art von Aufgabe, wo deine Anwesenheit vielleicht nützlich sein kann. Dein Bruder hat aus Emotionen heraus reagiert, so wie er weggerannt ist. Ich glaube, es wird die Berührung eines Bruders brauchen, um ihn zurückzuholen.“

Rupert lachte darüber. “So wie er weggerannt ist, wird es ein Regiment brauchen, um ihn zurückzubringen.

„Dann nimm eins“, keifte die Witwe. „Du hast die Erlaubnis sie zu nutzen. Nimm die Männer, die du brauchst. Finde deinen Bruder und bring ihn zurück.“

“In unberührtem Zustand nehme ich an?”, sagte Rupert.

Die Augen der Witwe verengten sich dabei. „Er ist dein Bruder, Rupert. Du wirst ihm nicht mehr wehtun als nötig, um ihn sicher nach Hause zu bringen.“

Rupert schaute nach unten. „Natürlich Mutter. Während ich all das mache, hast du noch eine dritte Aufgabe für mich?”

Etwas an der Art, wie er das sagte, ließ die Witwe innehalten und sich zu ihrem Sohn drehen.

“An was denkst du?”, fragte sie.

Rupert lächelte und winkte mit der Hand. Am Ende des Gartens näherte sich eine Person in der Robe eines Priesters. Als er nur ein paar Schritte entfernt war, machte er eine tiefe Verbeugung.

 

„Mutter“, sagte Rupert, „darf ich dir Kirkus vorstellen, zweiter Sekretär der Hohepriesterin der maskierten Göttin?“

„Justina hat Sie geschickt?“, fragte die Witwe und nutzte absichtlich den Namen der Höhenpriesterin, um den Mann daran zu erinnern, in wessen Begleitung er sich jetzt befand.

“Nein, Ihre Majestät”, sagte der Priester, “aber es ist eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit.”

Die Witwe seufzte dabei. Nach ihrer Erfahrung beinhalteten Angelegenheiten von größter Wichtigkeit für den Priester meistens Spenden für ihre Tempel, sie mussten die Sündigen bestrafen, die anscheinend nicht ausreichend vom Gesetz betroffen waren oder es waren Bitten, sich in die Angelegenheiten ihrer Brüder über dem Knifewater einzumischen. Justina hatte gelernt diese Angelegenheiten für sich selbst zu behalten, aber ihre Untergebenen schwirrten manchmal herum und irritierten sie wie schwarze gekleidete Wespen.

„Er ist es wert, dass man ihn anhört, Mutter“, sagte Rupert. “Er hat Zeit am Hof verbracht und hat versucht, Zuhörer zu bekommen. Hast du dich gefragt, wo ich vorhin war? Ich habe Kirkus hier gefunden, weil ich dachte, dass du vielleicht hören willst, was er zu sagen hat.“

Das war ausreichend, um die Witwe dazu zu bringen, den Priester in Erwägung zu ziehen. Alles, was genug war, um Ruperts Gedanken von den Frauen am Hof abzulenken war ihre Aufmerksamkeit wert, zumindest für eine kurze Weile.

„Sehr gut“, sagte sie. „Was haben Sie zu sagen, zweiter Sekretär?“

“Ihre Majestät”, begann der Mann, “es gab einen schon fast gefühllosen Überfall auf unser Haus der Herrenlosen und dann auf die Rechte des Priestertums.“

„Glauben Sie ich habe nicht davon gehört?“, entgegnete die Witwe. Sie sah Rupert an. „Sind das Ihre Neuigkeiten?“

“Ihre Majestät”, insistierte der Priester, “das Mädchen, das unsere Nonnen getötet hat, hat keine Strafe erhalten. Stattdessen hat sie Zuflucht in einer der freien Kompanien erhalten. Bei den Männern von Lord Cranston.“

Der Name der Kompanie zog ein wenig das Interesse der Witwe auf sich.

„Lord Cranstons Kompanie war recht hilfreich in der Vergangenheit“, sagte die Witwe.

„Sie haben geholfen, eine Truppe von Räubern von unseren Küsten abzuwehren.“

„Heißt das –„

„Seien Sie ruhig“, unterbrach ihn die Witwe und schnitt den Mann dem Satz ab. „Wenn Justina sich wirklich darum Sorgen macht, würde sie das Thema ansprechen. Rupert, warum hast du das an mir herangetragen?“

Ihr Sohn lächelte wie ein Hai. „Weil ich Fragen gestellt habe Mutter. Ich war sehr sorgfältig.“

Damit meinte er, dass er jemanden gequält hatte. War das wirklich der einzige Weg, wie ihr Sohn die Dinge händelte?

„Ich glaube, das Mädchen von dem Kirkus spricht, ist Sophias Schwester“, sagte Rupert. „Jemand der Überlebenden vom Haus der Herrenlosen sprach über die zwei Schwestern, davon, wie eine versuchte, die andere zu retten.“

Zwei Schwestern. Die Witwe schluckte. Ja, das würde passen, oder nicht? Ihre Informationen hatten sich auf Sophia konzentriert, aber wenn die andere ebenfalls noch am Leben war, dann konnte sie genauso eine Gefahr sein. Vielleicht noch mehr, wenn man bedachte, was sie bis jetzt angerichtet hatte.

„Danke Kirkus“, schaffte sie zu sagen. „Ich werde die Situation übernehmen. Bitte gehen Sie, damit ich das mit meinem Sohn besprechen kann.“

Sie schaffte es, das in eine Verabschiedung zu wandeln und der Mann verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie versuchte, das zu durchdenken. Es war offensichtlich, was als Nächstes passieren würde. Die Frage war nur wie. Sie dachte einen Moment nach … ja, das könnte klappen.

“Also”, sagte Rupert, “willst du, dass ich auch ihre Schwester töte? Ich nehme an, wir wollen nicht das sie so etwas Rache sucht?“

Natürlich würde er denken, dass es darum ging. Er kannte nicht die echte Gefahr, die sie darstellten oder die Probleme, die es geben könnten, wenn jemand die Wahrheit herausfand.

„Was schlägst du vor?“, fragte die Witwe. „Hereinzumarschieren und Peter Cranstons Regiment zu übernehmen? Ich werde wohl eher einen Sohn verlieren, wenn du das machst, Rupert.“

„Glaubst du, ich kann sie nicht schlagen?“, fragte er.

Die Witwe winkte ab. „Ich glaube, es gibt einen einfacheren Weg. Die neue Armee sammelt sich, wir werden also Lord Cranstons Regiment schicken, um gegen sie zu kämpfen. Wenn ich den Krieg klug auswähle, werden unsere Feinde verletzt, während das Mädchen sterben wird und es wird aussehen wie ein weiteres unbenanntes Grab im Krieg.“

Rupert sah sie mit ein wenig Bewunderung an. „Warum Mutter, habe ich nie gewusst, dass du so kaltblütig sein kannst.“

Nein, wusste er nicht, weil er nicht die Dinge gesehen hatte, die sie getan hatte, um die Macht, die sie hatte zu behalten. Er hatte Rebellen bekämpft, aber er hatte nicht die Bürgerkriege gesehen oder die Dinge, die in ihrem Windschatten nötig gewesen waren. Rupert dachte wahrscheinlich, dass er ein Mann ohne Grenzen war, aber die Witwe hatte auf schwere Art herausgefunden, dass sie alles tun würde, was nötig war, um ihrer Familie den Thron zu sichern.

Dennoch lohnte es sich nicht, darüber nachzudenken. Das wäre bald vorbei. Sebastian würde sicher bei seiner Familie sein, Rupert hätte seine Demütigung gerächt und die beiden Mädchen, die schon lange tot sein sollten, würden ohne Spur ins Grab gehen.

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