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Tausend und Ein Gespenst

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Sie werden meinen Zorn begreifen; wenn sich nicht diese verteufelten Pantoffeln da befunden hätten, so hätte ich noch zweifeln können; aber, da ich nicht zweifelte, so wollte ich anfangen, aus allen meinen Kräften zu klopfen, als ich fühlte, daß man mich bei dem Arme ergriff.

Ich wandte mich um, und erkannte Nachor.

– Ah! bei Gott, sagte ich zu ihm, Sie sind willkommen, Sie werden mir helfen, Ihrer liederlichen Tochter Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

– Was wollen Sie damit sagen? fragte Nachor.

– Ich will damit sagen, daß Sie mit einem Manne eingeschlossen ist, nicht mehr und nicht weniger.

– Mit einem Manne? rief Nachor aus, in diesem Falle verleugne ich sie als meine Tochter, und wenn es wahr ist, so können Sie sie ins Gefängniß werfen und selbst sie tödten, das ist Ihr Recht.

– Ah! um so besser! ich bin sehr froh, daß das mein Recht ist, und ich werde es benutzen, ich stehe Ihnen dafür.

– Aber was läßt Sie das glauben?

– Bei Gott, das Geräusch, welches ich in dem Zimmer höre, und dann diese Pantoffeln.

Und ich stieß mit dem Fuße die Beweisstücke Nachor zwischen die Beine.

Nachor raffte einen Pantoffel auf, dann den andern, und indem er sie aufmerksam betrachtete, rief er aus:

– O! glückseliger Olifus! o! glücklicher Gatte! o! was unsere Familie bevorrechtigt ist! Mein Schwiegersohn, danken Sie Wishnu und seiner Frau Lackemy, danken Sie Siva und seiner Frau Parvatly; danken Sie Brama und seiner Frau Saraswaty; danken Sie Indra und seiner Frau Avitty, danken Sie dem Baume Kalpa, der Kuh Kamaderu und dem Vogel Garruda: Ein heiliger Mann geruht für Sie das zu thun, was er gewöhnlich nur für den König des Landes thut; er erspart Ihnen die Mühe, die Sie Sich nehmen wollten, und wenn die acht großen Götter Indiens ihre Blicke nicht von uns und von ihrer Frau abwenden, so werden wir in neun Monaten einen Braminen in unserer Familie haben.

– Verzeihung! Verzeihung! rief ich aus, ich halte durchaus nicht darauf, einen Braminen in meiner Familie zu haben. Ich bin nicht faul, und die Mühe, welche sich unser heiliger Mann gibt, hätte ich mir mit Vergnügen selbst gegeben. Ich bin nicht König des Landes, und betrachte es dem zu Folge nicht als eine Ehre, daß sich in der ersten Nacht meiner Hochzeit ein Priester mit meiner Frau einschließt. Ich werde weder dem Vogel Garruda, noch der Kuh Kamaderu, noch dem Baume Kalpa, noch Indra, noch Brama. noch Siva, noch Wishnu danken, aber ich werde Ihrem Schuft von Braminen die Rippen zerschlagen, der seine Nichte verbrannt hat, nachdem er bei dem Wasser des Ganges geschworen, daß er sie nach Haus zurückführen würde.

Und indem ich diese Worte sagte, ergriff ich einen Bambus, fest entschlossen, meine Drohung in Ausführung zu bringen.

Aber auf das Geschrei Nachors eilten die ganzen Hochzeitsgäste herbei, als ich das sah, warf ich meinen Bambus weg und eilte in ein Kabinet, dessen Thür ich hinter mir verschloß.

Dort konnte ich meinem Zorne freien Lauf lassen. Ich stürzte mich auf den mit Matten bedeckten Fußboden, und wälzte mich, indem ich tüchtig schwor und fluchte. Indem ich mich wälzte, indem ich schwor, indem ich fluchte, befand ich mich zwischen Armen, die mich umschlangen und an einem Munde, der mich küßte.

Das verwunderte mich nicht zu sehr. Unter meinen Sklavinnen der vierten Kaste, das heißt unter der Kaste der Sudras, befand sich ein hübsches Mädchen von vierzehn bis fünfzehn Jahren, das ich zuweilen wie meine Matten fangenden Schlangen in meinem Bette gefunden hatte, und die ich, wie ich sagen muß, mit mehr Vergnügen darin angetroffen hatte.

Diese Treue in meinem Unglücke, an demselben Übende, wo ich das arme Mädchen gänzlich vergessen hatte, rührte mich.

– Ach! meine arme Holaoheni, sagte ich zu ihr, ich glaube, daß wirklich ein Zauber über mir und meinen Frauen obwaltet. Ich schwöre daher auch, mich künftig hin nicht mehr zu verheirathen, und wenn ich eine schöne Geliebte, wie Du, habe, mich auf sie zu beschränken.

Nimm daher, und ich erwiderte ihr den Kuß, den sie mir gegeben hatte.

– Ah! äußerte sie nach Verlauf von fünf Minuten.

– Den Henker! rief ich aus, das ist Holaoheni nicht, wer ist es denn? Ach! mein Gott! mein Gott! wäre es wieder. . .

Und jener wohlbekannte Schweiß, den ich bereits bei drei ähnlichen Umständen bestätigt habe, stieg mir wieder auf die Stirn.

– Ei ja! Undankbarer! ich bin es wieder, ich bin es immer; ich bin es, die nicht ermüdet, wenn sie auch zurückgewiesen, beleidigt, betrogen wird, und die jedes Mal zurückgekehrt, wenn ich Dir eine angenehme Nachricht mitzutheilen habe.

– Gut! äußerte ich, indem ich mich aus ihrer ehelichen Umschlingung losmachte, die angenehmen Nachrichten sind bekannt, Sie kommen, mir zu melden, daß ich Vater eines dritten Kindes bin, nicht wahr?

– Das ich zum Gedächtnisse des Tages, wo ich gekommen bin, Sie zu benachrichtigen, daß Ihre dritte Frau Sie betröge, Philipp genannt habe. Heute habe ich nicht nöthig gehabt, Sie zu warnen, Sie haben es selbst bemerkt, mein armer Freund!

– Ah so! rief ich unwillig aus, das ist sehr schön, aber jetzt habe ich drei Söhne auf dem Rücken, ich meine, daß das wohl genug sei.

– Ja., und Sie mögten eine Tochter haben, sagte die Buchold; wohlan! wir haben heute den 20. Juli, den Sanct Margarethentag, hoffen Sie, daß auf die Anempfehlung dieser guten Heiligen Ihre Wünsche erhört werden.

Ich stieß einen Seufzer aus.

– Jetzt, lieber Freund, fuhr sie fort, werden Sie begreifen, daß, wenn man eine Familie, wie die meinige hat, man nicht lange von seinem Hause abwesend sein kann, und wenn ich nicht den sehr ehrenwerthen Herrn, Van Tigel, Senator von Amsterdam gehabt hätte, der versprochen Hut, unseren armen Philipp zu lieben und zu beschützen, wie als ob er sein eigener Sohn wäre, und der so gütig ist, während meiner Abwesenheit sich mit ihm und mit seinen Brüdern zu beschäftigen, so hätte ich Ihnen nicht einmal diesen kleinen Besuch abstatten können.

– Demnach also reisen Sie ab? sagte ich zu ihr.

– Ja, aber indem ich abreise, lassen Sie mich Ihnen einen Rath geben.

– Geben Sie.

– Sie sind bös auf diesen armen lieben Mann von Braminen, der, in der Meinung, Ihnen einen Dienst zu erweisen, ihre. . . .

– Es ist gut, es ist gut.

– Rächen Sie Sich an ihm, das ist zu gerecht. Aber rächen Sie Sich auf eine geschickte Weise, wie man sich in diesem Lande hier rächt; rächen Sie Sich, ohne sich einer Gefahr auszusetzen. Sie sind Sich Ihrer Frau und Ihren Kindern schuldig.

– Ich sage nicht das Gegentheil. . . äußerte ich; der Rath ist gut. Aber wie mich rächen?

– O! mein Gott! Sie kennen die Worte des Evangeliums: »Suche und Du wirst finden.« Suchen Sie und Sie werden finden. Sie haben ein ganz beladenes Schiff, eine gute Ladung, welche zwei bis drei Tausend Rupien in dem Lande werth ist, das Doppelte in Ceylon, das Dreifache in Java. Gehen Sie nach Trinquemale oder nach Batavia, und ich verspreche Ihnen einen sicheren Verkauf. Leben Sie wohl, lieber Freund, oder vielmehr auf Wiedersehen, denn ich fürchte sehr, daß Sie mich zwingen werden, noch eine oder zwei Reisen in das indische Meer zu machen. Glücklicher Weise bin ich nicht wie Mahomet, und wenn der Berg nicht zu mir kömmt, so gehe ich zu dem Berge. Apropos, vergessen Sie nicht bei der ersten Gelegenheit der heiligen Margaretha eine Kerze anzuzünden.

– Ja, sagte ich zu ihr ganz zerstreut, sein Sie unbesorgt. . . ich werde trachten, mich für Sie und für unsere Kinder zu erhalten. . . Und wenn ich auf meinem Wege eine Kapelle der heiligen Margaretha antreffe. . . Ah! ich habe es gefunden, rief ich aus.

Ich erwartete, daß die Buchold mich fragen würde, was ich gefunden hätte, aber sie hatte sich bereits entfernt. Was ich gefunden hatte, war meine Rache. Ich rief einen meiner Sclaven, der sehr berühmt wegen seiner Art, die Schlangen zu bezaubern war, und ich versprach ihm zehn Farons, wenn er mir vor dem folgenden Morgen eine grüne Schlange brächte.

Eine halbe Stunde nachher brachte er mir die verlangte Schlange m einer Büchse. Es war das, was es Bestes in der Art gab, ein wahres Halsband von Smaragden.

Ich gab ihm zwölf Farons, statt zehn, und er entfernte sich, indem er mich den acht großen Göttern Indiens anempfahl.

Was mich anbetrifft, so fing ich damit an, Alles das einzustecken, was ich an Münze, Kleinodien und Perlen halte. Ich ging auf den Fußzehen nach dem Zimmer meiner Frau, und machte die Büchse, in welcher sich meine Natter eingesperrt befand, gerade über dem Pantoffel meines Braminen auf; das Thier, welches ein Nest fand, das für dasselbe gemacht schien, rollte sich ruhig darin zusammen, und ich ging nach meinem kleinen Schiffe, das sich in dem Hafen mit seiner Ladung Cardamome schaukelte.

Freilich verließ ich ein Haus, das zwölf Thaler, und ein Mobiliar, das acht Thaler werth war. Aber, meiner Treue! bei wichtigen Veranlassungen muß man einen kleinen Verlust zu ertragen wissen.

Meine Mannschaft, welche benachrichtigt war, daß sie von einem Augenblicke zum andern den Befehl erhalten würde, unter Segel zu gehen, war ganz bereit. Wir hatten daher nur die Anker zu lichten und die Segel aufzuspannen, was wir in aller Stille thaten.

Als der Tag anbrach, waren wir bereits mehr als zehn Meilen weit von der Küste.

Ich habe niemals von meinem großen Schurken von Braminen sprechen hören, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß er in diesem Augenblicke für immer und seit ohngefähr zwanzig Jahren von der Thorheit geheilt ist, seine Pantoffeln vor der Thüre zu lassen, wenn er irgendwo eintritt.

Meiner Treue, sagte der Vater Olifus, indem er die Leiche seiner zweiten Flasche betrachtete, ich glaube, daß der Rum uns im Stiche gelassen hat, und daß es Zeit ist, zu dem Arak überzugehen.

Fünfte und letzte Heirath des Vater Olifus

VIII

Wie man wohl begreifen wird, hatte der Erzähler die Erzählung seiner vier ersten Heirathen nicht mit einer Flasche Branntwein und einer Flasche Rum begossen, ohne daß das Andenken an die Vergangenheit, vermischt mit den gegenwärtigen Trankopfern, einige Gemüthsbewegung über seinen Bericht verbreitet hatte. Biard und ich waren daher auch überzeugt, daß, wenn er uns noch eine sechste oder siebente Heirath zu erzählen hätte, wir genöthigt sein würden, uns entweder zu Wächtern der Flasche Aral zu machen, oder das Ende der ehelichen Odyssee des Ulysses von Monikendamm auf den folgenden Tag zu verschieben.

 

Glücklicher Weise beruhigte er uns selbst, indem er, nachdem er seinen Schluck Aral getrunken, mit der Rückseite der Hand über seine Lippen fuhr und in dem Tone eines Mannes sagte, der eine Meldung macht:

– Fünfte und letzte Heirath des Vater Olifus!

Hierauf fuhr er mit seiner gewöhnlichen Stimme fort:

Ich war also mit meinem kleinen Schiffe, das nur eine Art von Fischerbarke war, und nur sechs Mann Besatzung hatte, nicht mehr auf gut Glück hin abgesegelt, entschlossen, das Vorgebirge Comorin zu umfahren, und wenn der Wind gut, und das Meer schön wäre, Cylon am Backbord zu lassen, und Sumatra und Java zu erreichen. Es lag mir wenig daran, ob es die eine oder die andere dieser Inseln wäre, denn je mehr ich mich dem stillen Oceane näherte, desto sicherer war ich den Verkaufes meiner Cardamome.

Am siebenten Tage nach unserer Abreise waren wir im Angesichte von Ceylon; mit Hilfe meines Fernrohres

konnte ich sogar die Häuser des Hafens von Wallis unterscheiden. Ader was! der Wind war frisch, und wir

hatten ungefähr noch für einen Monat schönes Wetter.

Ich wandte den Kopf von diesem verteufelten Lande ab, das uns anzog, und steuerte auf Achem, indem ich

meine Nußschale durch den indischen Ocean mit eben so viel Philosophie segeln ließ, als wenn sie der erste Dreimaster von Rotterdam gewesen wäre.

Während der ersten fünf Tage und selbst nachher ging Alles gut, wie Sie sehen werden; nur gegen die zweite Quartwache der sechsten Nacht hatte uns Alle beinahe ein kleiner Unfall Perlen auf dem Grunde des bengalischen Meerbusens fischen lassen.

Während der vorhergehenden Nächte hatte ich das Steuer geführt, und Allen war gut gewesen; aber, meiner Treue! wir waren fern von jedem Lande, kein Felsen, keine Bank war auf unserem Wege bezeichnet. Dank

unseren niedrigen Masten und den wenigen Segeln, welche unser Schiff trug, mußten wir besondere des Nachts, dem Auge der Seeräuber entgehen, so scharf es auch sein mogte; ich stellte daher den geschicktesten meiner Leute an das Steuer, ging in das Zwischendeck hinab, legte mich auf meine Ballen und schlief ein.

Ich weiß nicht, seit wie lange ich schlief, als ich plötzlich durch einen großen Lärm geweckt wurde, der über

Meinem Kopfe entstand. Meine Leute liefen von dem Hinterheile nach dem Vordertheile; sie schrien oder heulten vielmehr, und in diesem Geheul unterschied ich zugleich Gebete und Flüche. Was ich daher auch am klarsten bei alle dem sah, war, daß wir irgend eine Gefahr liefen, und daß die Gefahr groß wäre.

Je größer die Gefahr war, desto mehr erforderte sie meine Gegenwart. Ohne daher zu untersuchen, welcher

Art sie sein könnte, eilte ich nach der Luke und stürzte auf das Verdeck.

Das Meer war prachtvoll, der Himmel voller Sterne, ausgenommen auf einem Punkte, wo eine ungeheure, fast über unserem Kopfe hängende Masse, die bereit schien, auf das Schiff herabzufallen, durch seine Undurchsichtigkeit das Licht der Sterne unterbrach.

Die Augen aller meiner Leute waren auf diese Masse geheftet, alle ihre Bemühungen hatten zum Zwecke, sie zu vermeiden.

Nun, was war diese Masse?

Ein Gelehrter hätte sich daran gemacht, das Problem zu lösen, und wäre verschlungen worden, bevor er es gefunden. Ich hatte diese Anmaßung nicht.

Ich sprang an das Steuerruder, legte es ganz Backbord, dann, da, ohne Zweifel von dem lieben Gotte gesandt, ein hübscher frischer Nord-Nord-West-Wind vorüber zog, so fing ich ihn in meinem Vorder-, und Hintersegel zu gleicher Zeit auf, was unser Schiff wie einen erschreckten Widder springen ließ. So daß in dem Augenblicke, wo die Masse herabfiel, statt gerade auf uns herabzufallen, wie sie es zu thun drohte, sie unser Hintertheil streifte, und wir es nun waren, welche uns auf dem Berge befanden, statt in dem Thale zu sein.

Das, was uns beinahe vernichtet hätte, war eine ungeheure chinesische Jonke mit rundem Bauche, gleich dem einer Kürbisflasche, welche auf uns kam, ohne zu sagen: Habt Acht!

Ich hatte sowohl in Ceylon, als in Goa, einige Worte Chinesisch gelernt, es waren vielleicht nicht die höflichsten, aber es waren zuverlässig die kräftigsten. Ich er, griff mein Sprachrohr und sandte sie wie eine Salve den Unterthanen des erhabenen Kaisers zu.

Aber zu unserem großen Erstaunen antwortete Niemand.

Nun wurden wir gewahr, daß die Jonke auf träge Weise schwamm, wie als ob sich Niemand auf dem Verdecke befände, um sie zu leiten, kein Licht leuchtete weder aus den Stückpforten noch an dem Compaß, man hätte glauben können, daß es ein todter Fisch, die Leiche des Leviathan sei.

Ohne zu rechnen, daß nicht ein Segel in dem Wind war.

Die Sache war ungewöhnlich genug, um unsere Aufmerksamkeit zu verdienen. Wir kannten die Chinesen als sehr nachlässig, aber so nachlässig sie auch sein mögen, so sind sie doch nicht gewöhnt, so ruhig zum Teufel zu gehen. Ich sah ein, daß dem Schiffe oder der Mannschaft irgend etwas Ungewöhnliches zugestoßen wäre, und da wir nur noch anderthalb bis zwei Stunden den Tag abzuwarten hatten, so manövrirte ich so, um mit der Jonke zu fahren, was nicht schwer war, da sie wie ein Ballen rollte, und nur eine Vorsichtsmaßregel zu treffen war, nämlich nicht an sie anzustoßen.

Ein einfaches Segel, das wir behielten, genügte, um uns vor diesem Unfalle zu bewahren.

Allmählig brach der Tag an; in dem Maße, als die Dunkelheit verschwand, versuchten unsere Augen irgend ein Leben in der ungeheuren Maschine zu erkennen, aber nicht ein Mann rührte sich; entweder war die Jonke leer, oder ihre Mannschaft schlief.

Ich näherte mich so viel, als es mir möglich war. Ich sprach alles das aus, was ich an chinesischen Worten wußte. Einer meiner Leute, der zehn Jahre in Macao gewesen war, sprach und rief gleichfalls, Niemand antwortete.

Nun beschlossen wir, um die Jonke herum zu fahren, um zu sehen, ob dasselbe Schweigen an dem Steuerborde wie an dem Backborde herrschte.

Dasselbe Schweigen, nur hing von dem Steuerbord ein Fallreep herab. Ich manövrirte, um mich so viel als möglich dem ungeheuren Rumpfe zu nähern; es gelang mir, das Fallreep zu packen, und in fünf Minuten befand ich mich auf dem Verdecke.

Es war augenscheinlich, daß sich dort irgend etwas zugetragen hatte, was nicht angenehm für die Bewohner der Jonke war; zerbrochene Gerätht, wallende Fetzen von Zeug, hier und da Blutflecken; Alles deutete einen Kampf an, und einen Kampf, in welchem ohne allen Zweifel die Chinesen unterlegen waren.

Während ich auf dem Verdecke Musterung hielt, schien es mir, als ob ich erstickte Klagen aus dem Inneren dringen hörte. Ich wollte in das Zwischendeck hinabgehen, die Luken waren verschlossen!

Ich blickte um mich, und sah an dem Fuße der Spille eine Art von Brecheisen, das bestimmt schien, vortrefflich dem Zweck zu dienen, welchen ich mir vornahm. In der That, mit Hilfe eines Druckes sprengte ich die Fallthür einer der Luken, und das Licht drang in das Zwischendeck.

In derselben Zeit, als das Licht hineinfiel, gelangten weit deutlichere Klagen bis zu mir. Ich gestehe, daß ich mit einem gewissen Zögern hinabging, aber auf der Hälfte der Leiter war ich beruhigt.

Auf dem Fußboden des Zwischendeckes lagen, wie Mumien geordnet, und wie Würste gebunden, ohngefähr zwanzig Chinesen, welche mit mehr oder weniger Grimmassen, je nachdem die Natur sie mit einem weniger oder mehr geduldigen Temperamente begabt hatte, an ihren Knebeln nagten.

Ich ging zu dem, welcher mir der Angesehenste schien, er war mit dickeren Stricken gebunden, und kaute an einem dickeren Knebel. Ehre dem Ehre gebührt.

Ich entledigte ihn seiner Bande und seines Knebels so schnell als ich es vermögte, er war der Eigenthümer der Jonke, der Kapitän Ising-Fong; er fing damit an, seine sehr aufrichtigen Danksagungen an mich zu richten, wie ich es zum Mindesten zu verstehen glaubte, dann bat er mich, ihm zu helfen, seine Gefährten ihrer Bande und ihrer Knebeln zu entledigen.

In weniger als zehn Minuten war das Werk beendigt.

In dem Maße, als ein. Mann losgebunden und enthebelt war, eilte er in den untern Schiffsraum, wo er verschwand; ich war neugierig, zu sehen, was sie mit so vieler Eile in dem untern Raume des Schiffes machten, und ich sah die Unglücklichen, welche eine Tonne Wasser eingeschlagen hatten, und die aus ihr tranken.

Seit drei Tagen hatten sie weder getrunken, noch gegessen; da sie aber bei weitem mehr von Durst, als von Hunger gelitten hatten, so war es der Durst, mit dessen Stillung sie sich zuerst beschäftigten.

Zwei tranken so viel, daß sie daran starben; ein dritter aß so viel, daß er davon platzte.

Die Geschichte dieser unglücklichen Jonke, welche uns anfangs so unbegreiflich geschienen hatte, war indessen ganz natürlich.

Des Nachts von malabarischen Seeräubern überfallen, war die Mannschaft nach einem kurzen Widerstande gefangen genommen worden.

Dieser Widerstand war es, von dem wir die Spuren auf dem Verdecke bemerkt hatten.

Dann, um in ihrem Handelsbesuche nicht gehindert zu werden, hatten die Seeräuber die Mannschaft gebunden, geknebelt, und ihren Kapitän an der Spitze in das Zwischendeck gelegt, worauf sie von der Ladung alles das genommen hatten, was ihnen zu nehmen angenehm war, indem sie einen Theil dessen, was sie nicht hatten mitnehmen können, verdarben oder ins Wasser warfen.

Hierauf, ohne Zweifel in der Hoffnung eine zweite Reise nach der Jonke zu machen, hatten sie alle Segel angeschnürt, welche sie weiter kommen lassen konnte, und hatten sie ihrem Schicksale überlassen.

In diesem Zustande wäre sie uns beinahe auf den Kopf gefallen.

Man wird die Freude des Kapitäns und seiner Mannschaft begreifen, als sie sich durch uns, oder vielmehr durch mich, nach drei Tagen der Angst aus ihrer sehr wenig angenehmen Lage befreit sahen. Man warf meinen Leuten eine Art von Leiter zu, von denen vier auf das Verdeck stiegen, während die beiden andern die Fischerbarke an das Hintertheil der Jonke befestigten, wo sie nicht größer schien, als ein Boot im Gefolge einer gewöhnlichen Brigg.

Als die Fischerbarke befestigt war, kamen die beiden letzten Leute meiner Mannschaft zu uns.

Es handelte sich darum, der chinesischen Mannschaft zu helfen, sich wieder in Stand zu sehen. Die Unterthanen des erhabenen Kaisers sind weder die herzhaftesten, noch die gewandtesten Seeleute der Erde, so daß sie lautes Geschrei ausstießen, große Anstrengungen machten, aber in Nichts weiter gekommen wären, wenn wir nicht ihn Arbeit vollzogen hätten.

Als die Arbeit vollbracht, die Verwundeten verbunden, die Todten in das Meer geworfen, die Jonke unter Segel war, beschloß man, daß, da die Ladung an Bord der Seeräuber übergegangen war, es unnöthig wäre, den Weg nach Madras fortzusetzen. Außerdem war der Kapitän Ising-Fong entschlossen, wieder umzukehren. Das kam daher, weil er in Madras eine Ladung Cardamome einzunehmen gedachte, und ich gerade mit Cardamome beladen war; nur wird man begreifen, daß das, was die Seeräuber zuerst besucht hatten, die Kasse des Kapitän Ising-Fong war. Da die Kasse sich nicht im Stande befand, mir die acht Tausend Rupien auszubezahlen, welche meine Ladung geschätzt war, so wurde verabredet, daß wir mit einander bis nach Manila segeln wollten, wo der Kapitän Ising-Fong einen Correspondenten hatte, und wo wir dem zu Folge, Dank dem Credite, den er von der Meerenge von Malacca bis zur Meerenge von Corea genoß, unsern Handel würden schließen können. Da ich keinen Vorzug für irgend einen Ort der Welt, und besonders nichts Persönliches gegen die Philippinen hatte, so nahm ich den Antrag an, nur unter der Bedingung, daß ich über das Manöver berathen würde, weil ich durchaus keine Lust hatte, Bekanntschaft mit den Seeräubern zu machen.

Sei es nun aus Eigenliebe, oder sei es aus Mißtrauen, der Kapitän Ising-Fong machte anfangs einige Schwierigkeiten. Als er aber gesehen hatte, daß, Dank meiner Manöver, seine Maschine, welche bis dahin wie ein Faß rollte, das Wasser wie ein Fisch zu spalten begann, faltete er die Hände über seinem Bauche, begann den Kopf auf und ab zu senken, sprach zwei bis drei Male die doppelte Sylbe aus Hi-o-hi-o, was sagen will, vortrefflich, und bekümmerte sich um Nichts mehr.

 

So daß wir ohne Unfall durch die Meerenge von Malacca kamen, daß wir ferner ohne Unfall durch den Archipel der Arambas fuhren, und daß wir, nachdem wir die kleine, wie eine Schildwache am Eingange der Bucht aufgestellte Insel Corregidor umsegelt, in die Mündung des Passig einfuhren, und wohlbehalten bei eingebrochener Nacht dem Lagerhause der Douane gegenüber vor Anker gingen.

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