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La San Felice Band 2

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Auch diesmals ließ der König die gewähren.

Allerdings riß ihm zuweilen die Geduld.

Eines Tages hielt sich die Königin, da sie sich zufällig nicht an eine Favoritin hatte halten können, an einen Favoriten. Es war dies der Herzog von Altavilla, gegen welchen sie Grund zur Klage zu haben glaubte. Da die Königin in ihren Anwandlungen von Zorn leicht die Herrschaft über sich selbst verlor, und sich dann in den beleidigendsten Ausdrücken erging, so vergaß sie sich so weit, dem Herzog zu sagen, er erkaufe sich die Gunst des Königs durch Gefälligkeiten, die eines Mannes von Ehre nicht würdig wären.

Der in seiner Würde sich verletzt fühlende Herzog von Altavilla begab sich sofort zu dem König, erzählte ihm, was geschehen, und bat ihn um die Erlaubniß, sich auf seine Güter zurückzuziehen. Der König ging, im höchsten Grade aufgebracht, sofort selbst zur Königin, und da sie, anstatt ihn zu beschwichtigen, ihn durch herbe Antworten noch mehr reizte, so verabreichte er ihr, obschon die Marie Theresiens Tochter und obschon er König war, eine Ohrfeige, welche, wenn sie von der Hand eines Fuhrmanns gekommen wäre, auf der Wange der Tochter eines Lastträgers nicht besser schallen gekonnt hätte.

Die Königin entfernte sich sofort, riegelte sich in ihre Gemächer ein und schmollte, schrie und weinte.

Diesmal blieb aber Ferdinand fest. Die Königin war es, welche zuerst wiederkommen und sogar den Herzog von Altavilla selbst bitten mußte, sie mit ihrem königlichen Gemahl wieder auszusöhnen.

Wir haben bereits erwähnt, welche Wirkung die französische Revolution auf Ferdinand geäußert hatte; man begreift, daß diese Wirkung bei Caroline eine noch weit schrecklichere sein mußte.

Bei Ferdinand war es ein vollkommen egoistisches Gefühl, ein Zurückkommen auf seine eigene Lage und ziemlich große Gleichgültigkeit in Bezug auf das Schicksal Ludwigs des Sechzehnten und Marie Antoinettens, die er nicht kannte, und die Furcht, daß ihm ein ähnliches Schicksal ereilen könne.

Bei Caroline war es vor allen Dingen der Schmerz einer ins Herz getroffenen Familie. Sie, die mit trockenem Auge ihr Kind sterben sah, betete ihre Mutter, ihre Brüder ihre Schwester an. Es war der tödtlich verwundete königliche Stolz, der aber weniger durch den Tod selbst durch die Schmach dieses Todes verletzt worden.

Es war der glühendste Haß gegen dieses verhaßte französische Volk, welches nicht blos die Könige, sondern auch das Königthum so zu behandeln wagte, und sie that einen Racheschwur gegen Frankreich, der nicht minder unversöhnlich war, als der des jungen Hannibal gegen Rom.

Als sie innerhalb eines Zeitraumes von acht Monaten die Nachrichten von dem Tode Ludwigs des Sechzehnten und seiner Gemahlin Maria Antoinette erhielt, verlor sie vor Wuth fast den Verstand.

Sie sah überall Mirabeau's, Dantons und Robespierres. Man konnte in ihrer Gegenwart nicht von Liebe und Treue ihrer Unterthanen sprechen, ohne Gefahr zu laufen, bei ihr in Ungnade zu fallen.

Ihr Haß gegen Frankreich ließ sie in ihren eigen Staaten eine republikanische Partei sehen, welche weit entfernt war darin zu existieren, die sie aber endlich durch ihre unablässigen Verfolgungen selbst hervorrief.

Ein Jacobiner war in ihren Augen Jeder, dessen persönlicher Werth das gewöhnliche Maß überstieg, jeder Unvorsichtige, der eine Pariser Zeitung las, jeder Stutzer, welcher die französische Mode nachahmte, und besonders Jeder, der kurzes Haar trug.

Die reinsten und edelsten Bestrebungen für den socialen Fortschritt wurden als Verbrechen betrachtet, die nur durch den Tod oder lebenslängliche Gefangenschaft gesühnt werden könnten.

Nachdem Emanuele de Deo, Vitagliano und Cagliani, drei Knaben, welche zusammen kaum fünfundsechzig Jahre zählten, grausam auf dem Schloßplatz hingerichtet worden, wurden Männer wie Pagano, Conforti und Cirillo eingekerkert.

Der Argwohn der Königin verstieg sich bis unter die höchste Aristokratie; der Fürst Colonna, ein Caracciolo, ein Riario und endlich jener Graf von Ruvo, den wir mit Cirillo unter der Zahl der Verschwörer im Palaste der Königin Johanna figurieren gesehen, wurden ohne irgend welchen Beweggrund festgenommen, nach dem Castell San Elmo geführt und dem Kerkermeister zur schärfsten Bewachung übergeben.

Der König und die Königin, die sonst in allen Dingen so wenig harmonierten, stimmten dennoch von diesem Augenblicke an in einem Punkte, ihrem Hasse gegen die Franzosen, vollkommen überein.

Nur war der Haß des Königs träger Art und würde sich damit begnügt haben, die ferne von sich zu halten, während Carolinens Haß thätig war, und nicht blos das Fernhalten der Franzosen, sondern auch ihre Vernichtung verlangte.

Ihr stolzer Charakter hatte die sorglose Gemüthsart Ferdinands schon längst unter ihren Willen gebeugt. Zuweilen empörte er sich allerdings dagegen, wenn ein gesunder Menschenverstand ihm zeigte, daß man ihn verleite, von dem geraden Wege abzuweichen. Mit der Zeit, Geduld und Beharrlichkeit aber erreichte die Königin das Ziel, welches sie sich einmal gesteckt.

So hatte sie in der Hoffnung, an irgend einer Coialition gegen Frankreich Theil zu nehmen, oder diesem auf eigene Faust den Krieg erklären zu können, durch Acton‘s Vermittlung, beinahe ohne Vorwissen ihres Gemahls, Armee von siebzigtausend Mann ausgehoben und organisiert, eine Flotte von hundert größeren und kleineren Schiffen gerüstet, ein bedeutendes Material zusammengebracht und mit Einem Worte alle Dispositionen getroffen, damit Befehl des Königs der Krieg jeden beliebigen Tag beginnen könne.

Sie war noch weiter gegangen. Da sie die Unfähigkeit der neapolitanischen Generale, welche noch niemals Armee im offenen Felde commandiert, recht wohl kannte und wußte, daß die Soldaten nur geringes Vertrauen zu ihnen haben würden, so hatte sie ihren Neffen, den Kaiser Oesterreich, um einen seiner Generale, den Baron Mack ersucht, welcher für den ersten Strategen seiner Zeit galt.

Der Kaiser hatte ihre Bitte gewährt und man erwartete nun mit jedem Augenblicke die Ankunft dieser wicht Persönlichkeit, eine Ankunft, von welcher nur die Königin und Acton unterrichtet waren, während der König nicht Mindeste davon wußte.

Während dieser Zeit geschah es, daß Acton, welcher sich Meister der Situation fühlte, und in der ganzen Welt nur einen einzigen Mann kannte, der ihn stürzen und an seine Stelle setzen konnte, den Entschluß faßte, sich des Mannes, dessen Entfernung ihm nicht mehr genügte, vollständig zu entledigen.

Eines Tages erfuhr man in Neapel, daß der Fürst Caramanico, Vicekönig von Sicilien, krank, den nächstfolgenden, daß er dem Tode nahe, den dritten, daß er gestorben sei.

Keinem Herzen vielleicht bereitete dieser Tod eine so furchtbare Erschütterung, wie dem Carolinens. Jene Liebe, die erste von allen, war durch die Trennung nur um so größer geworden und konnte nur durch den Tod ausgerottet werden. Keine der Fibern, deren sie sich bemächtigt, ward bei diesem schmerzlichen Kampfe verschont und die Qual war um so größer, als sie dieselbe den neugierigen Blicken, welche sie umgaben, verbergen mußte.

Sie schützte Unwohlsein vor, schloß sich in das entlegenste ihrer Gemächer ein, wälzte sich auf dem Fußboden, zerraufte sich das Haar, stöhnte wie ein verwundeter Panther, lästerte den Himmel, verwünschte den König, ihre Krone, den Anbeter, den sie nicht geliebt und der ihr den einzigen Mann tödtete, den sie je liebte. Sie fluchte sich selbst und mehr als Allem, dem Volke, welches diesen Tod auf den Gassen ausschreiend, sie anklagte, ihrem Mitschuldigen, Acton, dieses Menschenopfer gebracht zu haben.

Endlich nahm sie sich vor, alle diese in ihr Herz und Blut getretene Galle gegen Frankreich und die Franzosen zu kehren.

Während dieser qualvollen Stunden durfte nur eine einzige Person, die Vertraute aller ihrer Geheimnisse und welche sie zur Verbündeten ihres Hasses zu machen gedachte, bis zu ihr gelangen.

Es war dies ihre Favoritin, Emma Lyonna.

Die zwei Jahre, welche seit jenem Todesfalle, dem größten Schmerze vielleicht in Carolinens ganzem Leben, verflossen waren, hatten vielleicht die Maske von Gleichgültigkeit, welche sie auf ihrem Gesichte trug, undurchdringlicher gemacht, aber die Wunden, welche im Inneren bluteten, keineswegs vernarben lassen.

Allerdings hatte die Entfernung Bonapartes, der jetzt abgeschnitten in Egypten stand, die Ankunft des Siegers von Abukir mit seiner ganzen Flotte in Neapel, die Gewißheit, daß sie durch jene Circe, Lyonna, Nelson zum Verbündeten ihres Hasses und Mitschuldigen ihrer Rache machen würde, ihr eine jener bitteren Freuden bereitet, welche die einzigen sind, welche es den traurigen Herzen, den verzweifelten Seelen vergönnt ist zu fühlen.

In dieser Stimmung hatte der Auftritt, welcher am Abend vorher im Palast der englischen Gesandtschaft stattgefunden, das heißt die Drohung des französischen Gesandten und seine Kriegserklärung, weit entfernt die unversöhnliche Feindin der Franzosen geschreckt zu haben, im Gegentheil ihr Ohr wie der so lange und so ungeduldig erwartete Schlag der ersehnten Stunde berührt.

Anders war es mit dem König, auf welchen jener Auftritt einen sehr unangenehmen Eindruck gemacht, in Folge dessen er eine sehr schlechte Nacht zugebracht.

Als er in sein Zimmer zurückkam, hatte er daher auch befohlen, daß für ihn den nächstfolgenden Tag zu seiner Zerstreuung eine Schweinsjagd in dem Forste von Asproni veranstaltet werde.

Siebentes Capitel.
Das erleuchtete Zimmer

Es war ziemlich zwei Uhr Morgens, als der König und die Königin das Hotel der englischen Gesandtschaft verließen und nach dem Palast zurückkehrten.

Der König, der, wie wir eben gesagt, noch sehr mit dem stattgehabten Auftritt beschäftigt war, schlug sofort den Weg nach feinem Zimmer ein und die Königin, welche ihn selten einlud, ihr in das ihrige zu folgen, setzte dieser eiligen Entfernung kein Hinderniß entgegen, sondern schien ebenfalls sich so schnell als möglich auf ihr Zimmer begeben zu wollen.

 

Der König verhehlte sich den Ernst der Situation durchaus nicht. Nun gab es einen Mann, welchen er unter ernsten Umständen stets mit einem gewissen Vertrauen zu Rathe zog, weil er dies selten gethan, ohne auch wirklich einen guten Rath von ihm erhalten zu haben. Die Folge hiervon war, daß er diesem Manne einen wirklichen Vorzug vor dem ganzen Schwarm der Höflinge, die ihn umgaben, zugestand.

Dieser Mann war der Cardinal Fabricio Ruffo, den wir unsern Lesern gezeigt, als er dem Erzbischof von Neapel bei der Feierlichkeit assistierte, welche zu Ehren der Ankunft Nelsons in der Kathedrale von Neapel stattfand.

Ruffo war mit bei dem von Sir William Hamilton dem Sieger von Abukir gegebenen Souper gewesen. Es hatte daher Alles gesehen und Alles gehört und beim Aufbruch hatte der König ihm nur die Worte zu jage gebraucht:

»Ich erwarte Sie diese Nacht im Palast.«

Ruffo hatte sich verneigt und damit zu verstehen gegeben, daß er Seiner Majestät zu Befehl stünde. In der That befand sich der König seit kaum er zehn Minuten in seinem Zimmer und hatte eben dem diensthabenden Kammerherrn gesagt, daß er den Cardinal er warte, als man ihm auch schon meldete, der Cardinal sei da und lasse fragen, ob es dem König beliebe, ihn zu empfangen.

»Er soll hereinkommen, rief Ferdinand so laut, da der Cardinal es hörte, »freilich beliebt es mir, ihn zu empfangen.«

Der auf diese Weise aufgeforderte Cardinal erwartet nicht erst den Ruf des Thürstehers, sondern entsprach der dringenden Ruf des Königs durch sofortiges persönliche Erscheinen.

»Nun, Eminentissime, was sagen Sie zu dem, was soeben geschehen?« fragte der König, indem er sich in eine Sessel warf und den Cardinal durch eine Geberde einlud sich ebenfalls zu setzen.

Der Cardinal, welcher wußte, daß die größte Ehrerbietung, welche man den Königen erweisen kann, darin besteht, daß man ihnen, sobald sie befohlen haben, sofort gehorcht, weil jede Einladung von ihrer Seite ein Befehl ist nahm einen Stuhl und setzte sich.

»Ich sage, daß dies eine sehr ernste Angelegenheit ist, entgegnete der Cardinal. »Glücklicherweise haben Euer Majestät sich dieselbe um der Ehre Englands willen zugezogen und die Ehre Englands verlangt daher, Sie zu unterstützen.«

»Was denken Sie, im Grunde genommen, von diesem Bulldog, diesem Nelson? Seien Sie aufrichtig, Cardinal.«

»Euer Majestät sind so gütig gegen mich, daß ich gegen Sie stets offen bin.«

»Nun, so sprechen Sie.«

»Was Muth betrifft, so ist er ein Löwe, was militärischen Instinct betrifft, so ist er ein Genie, was aber Geist betrifft, so ist er glücklicherweise ein ganz mittelmäßiger Mensch.«

»Glücklicherweise, sagen Sie?«

»Ja, Sire.«

»Und warum glücklicherweise?«

»Weil man ihn mit zwei Lockspeisen führen kann, wohin man will.«

»Und welche sind diese?«

»Die Liebe und der Ehrgeiz. Die Liebe ist die Sache der Lady Hamilton, der Ehrgeiz ist die Ihrige, Sire. Seine Geburt ist eine gemeine, seine Erziehung so gut wie keine. Er hat eine Rangstufen erstiegen, ohne den Fuß in ein Vorzimmer zu setzen und indem er ein Auge in Calvi, einen Arm auf Teneriffa und die Haut einer Stirn bei Abukir gelassen. Behandeln Sie diesen Menschen wie einen vornehmen Herrn. Sie werden ihn berauschen und wenn er einmal berauscht ist, so können Sie mit ihm machen, was Sie wollen. Ist man der Lady Hamilton sicher?«

»Die Königin ist ihrer sicher, wie sie sagt.«

»Nun dann brauchen Sie nichts weiter. Durch diese Frau werden Sie Alles erlangen. Sie wird Ihnen gleichzeitig den Gatten und den Liebhaber geben; beide sind in sie vernarrt.«

»Ich fürchte nur, daß sie die Spröde spiele.«

»Emma Lyonna sollte die Spröde spielen? Ruffo mit dem Ausdruck der tiefster Verachtung. »Da wohl nicht Ihr Ernst, Sire?«

»Ich sage nicht, daß sie spröde sei, sondern daß die Spröde spielen werde.«

»Und warum sollte sie das?«

»Er ist eben kein sonderlich schöner Mann, dieser Nelson, mit seinem einen Arme, seinem einen Auge und je zerfetzten Stirn. Wenn es so viel kostet, ein Held zu sein will ich lieber bleiben, was ich bin.«

»Mein Himmel, die Frauen haben sehr eigenthümliche Ideen und übrigens liebt Lady Hamilton die Königin auf so wunderbare Weise. Was sie nicht aus Liebe thut wird sie aus Freundschaft thun.«

»So, so,« sagte der König in dem Tone eines Menschen, welcher die Lösung einer schwierigen Angelegen der Vorsehung anheimstellt.

Dann fuhr er zu Ruffo gewendet fort:

»Haben Sie mir in dieser Sache keinen guten Rat zu geben?«

»Allerdings. Den einzigen, welcher überhaupt angemessen ist.«

»Und dieser wäre?« fragte der König.

»Euer Majestät haben einen Allianzvertrag mit Ihrem Neffen, dem Kaiser von Oesterreich, geschlossen.«

»Ich habe dergleichen Verträge mit aller Welt geschlossen und dies ist es eben, was mich in Verlegenheit setzt.«

»Aber, Sire, Sie sollen doch eine gewisse Anzahl Soldaten zu der bevorstehenden Coalition stellen.«

»Ja, dreißigtausend.«

»Und Sie sollen ihre Bewegungen mit denen Oesterreichs und Rußlands combinieren.«

»So ist es besprochen.«

»Wohlan, wie dringend man Sie auch auffordern möge, Sire, so warten Sie, ehe Sie den Feldzug beginnen, bis die Oesterreicher und Russen ihn erst selbst begonnen haben.«

»Das ist allerdings meine Absicht. Sie können sich denken, Eminenz, daß ich mir nicht das Vergnügen machen werde, den Krieg ganz allein gegen die Franzosen zu führen. Aber –«

»Was wollen Sie sagen, Sire?«

»Wenn Frankreich die Coalition nun nicht abwartet? Den Krieg hat es mir schon erklärt, wenn es nun denselben wirklich gegen mich beginnt?«

»Nach dem, was man mir aus Rom berichtet, glaube ich Ihnen versichern zu können, Sire, daß die Franzosen jetzt nicht im Stande sind, einen Krieg gegen Sie zu beginnen.«

»So, so. Nun, dies beruhigt mich ein wenig.«

»Wenn Euer Majestät mir erlauben wollte – «

»Was denn?«

»Ihnen einen zweiten Rath zu ertheilen.«

»Jawohl, versteht sich.«

»Euer Majestät hatte blos einen von mir verlangt. Allerdings ist der zweite die Folge des ersten.«

»Sprechen Sie, sprechen Sie.«

»Wohlan, an Ihrer Stelle, Sire, würde ich eigenhändig an meinen Neffen, den Kaiser, schreiben, um von ihm, nicht officiell, sondern vertraulich, zu erfahren, wann er den Feldzug zu beginnen gedenkt, und nachdem ich dies wüßte, würde ich meine Bewegungen, nach den einigen regeln.«

»Sie haben Recht, Eminentissime, und ich werde sofort an ihn schreiben.«

»Haben Sie einen sichern Mann, mit welchem Sie den Brief absenden können, Sire?«

»Ich habe meinen Courier Ferrari.«

»Aber sicher, sicher, sicher?«

»Mein lieber Cardinal, Sie verlangen einen dreimal sichern Mann, während es doch schwierig ist, einen zu finden, der es nur einmal sei.«

»Nun, und wie steht es mit diesem?«

»Ich halte ihn für sicherer als die Andern.«

»Hat er Ihnen schon Beweise seiner Treue gegeben?«

»Hundert.«

»Wo ist er?«

»Wo er ist? Nun, natürlich hier. Er schläft gestiefelt und gespornt in einem meiner Vorzimmer, um zu jeder beliebigen Stunde des Tages oder der Nacht bereit zu sein, auf den ersten Befehl zu Pferde zu steigen.«

»Erst müssen wir schreiben, dann wollen wir ihn suchen.«

»Schreiben, das ist leicht gesagt, Eminenz. Wo zum Teufel soll ich zu dieser Stunde Tinte, Papier und Feder finden?«

»Das Evangelium sagt: »Quaere et invenies.«

»Was heißt das? Lateinisch verstehe ich nicht, Eminenz.«

»Suchet, so werdet ihr finden.«

Der König ging an seinen Secretär, öffnete alle Schubfächer eins nach dem andern, fand aber nichts von dem, was er suchte.

»Das Evangelium lügt,« sagt er.

Und ganz zerknirscht sank er wieder in seinen Sessel.

»Was wollen Sie, Cardinal!« setzte er mit einem Seufzer hinzu, »das Schreiben ist mir zuwider.«

»Aber dennoch sind Sie entschlossen, Sire, sich heute Nacht noch diese Mühe zu machen.«

»Allerdings, aber Sie sehen selbst, daß ich keine Schreibmaterialien habe. Ich müßte alle meine Leute wecken und übrigens können Sie sich denken, lieber Freund, wenn der König nicht schreibt, so hat Niemand Federn, Tinte oder Papier. O, ich brauchte nur die Königin darum bitten zu lassen. Diese hat Alles, sie ist eine famose Schreiberin. Erführe man aber, daß ich geschrieben hätte, so würde man glauben, der Staat sei in Gefahr, was auch übrigens ganz wahr ist. Der König hat geschrieben. An wen? Warum? Es wäre dies ein Ereigniß, welches den ganzen Palast in Aufruhr versetzte.«

»Nun denn, Sire, muß ich wohl finden, was Sie vergeblich suchen.«

»Und wo wollen Sie es denn suchen?«

Der Cardinal verneigte sich gegen den König, ging hinaus und kam eine Minute später mit Papier, Tinte und Federn zurück.

Der König betrachtete ihn mit dem Ausdrucke der Bewunderung.

»Wo zum Teufel haben Sie das her, Eminenz?« fragte er.

»Ich habe es mir ganz einfach von Ihren Leuten geben lassen.«

»Wie, also trotz meines Verbots haben diese Halunken Papier, Tinte und Federn?«

»Sie müssen dies wohl haben, um die Namen derjenigen aufschreiben zu können, welche eine Audienz bei Ihnen begehren, Sire.«

»Aber ich habe ja niemals etwas davon gesehen.«

»Weil man Alles in einem Schranke versteckt hielt. Ich habe den Schrank entdeckt und hier ist nun Alles, was Sie brauchen, Majestät.«

»In der That, Sie sind ein Mann, der sich zu helfen weiß! Jetzt, Eminentissime,« fuhr der König in kläglichem Tone fort, »sagen Sie mir, ist es wirklich nothwendig, daß dieser Brief von meiner eigenen Hand geschrieben sei?«

»Jedenfalls wird dies am besten sein; die Sache hat dann einen vertraulichen Anstrich.«

»Nun, dann dictiren Sie mir.«

»O, Sire!«

»Dictiren Sie mir, sage ich, denn sonst bringe ich zwei Stunden zu, ehe ich mit einer halben Seite fertig bin. Ach, ich hoffe nur, daß San Nicandro nicht blos zeitlich, sondern auch in alle Ewigkeit verdammt ist, weil er einen solchen Esel aus mir gemacht hat.«

Der Cardinal tauchte eine frisch geschnittene Feder in das Tintenfaß und reichte sie dem König.

»Nun, so schreiben Sie, Sire.«

»Dictiren Sie, Cardinal.«

»Da Ew. Majestät es befehlen, sagte Ruffo, sich verneigend.

Und er dictirte:

»Vielgeliebter Bruder, Cousin und Neffe, Bundesgeosse und Conföderierter!

»Ich muß Sie ohne Verzug von dem in Kenntniß setzen, was gestern Abend im Palaste des Gesandten von England geschehen. Lord Nelson hat auf der Rückkehr von Abukir in Neapel frischen Proviant eingenommen; Sir William Hamilton gab ihm ein Fest und der Bürger Garat, Gesandter der französischen Republik, benutzte diese Gelegenheit, um mir im Namen seiner Regierung den Krieg zu erklären.

»Lassen Sie mich daher durch denselben Courier, welchen ich Ihnen sende, wissen, von welcher Art Ihre Dispositionen für den bevorstehenden Krieg sind, und bestimmen Sie ganz besonders genau die Zeit, zu welcher Sie ins Feld zu rücken gedenken, da ich durchaus nichts Anderes thun will, als gleichzeitig mit Ihnen und in Uebereinstimmung mit Ihnen.

»Ich werde die Antwort Ew, Majestät erwarten, um mich in jeder Beziehung nach den Instructionen zu richten, welche Sie mir ertheiten werden.

»Da das Gegenwärtige keinen andern Zweck hat, so nenne ich mich, indem ich Ihnen alles mögliche Gedeihen wünsche,

»Ew. Majestät

»guten Bruder, Cousin und Onkel,
Bundesgenossen und Conföderierten.«

»Uff!«, seufzte der König.

Und er richtete den Kopf empor, und sah den Cardinal fragend an.

»So ist es gut, Sire. Sie haben blos noch zu unterzeichnen.

Der König unterzeichnete seiner Gewohnheit gemäß: »Ferdinand B.«

»Wenn ich bedenke, fuhr der König fort, »daß ich ohne Ihre Hilfe mit dem Schreiben dieses Briefes die ganze Nacht zugebracht hätte! Ich danke Ihnen, mein lieber Cardinal, ich danke Ihnen.«

»Was suchen Sie, Majestät?« fragte Ruffo, welcher sah, daß der König unruhig umhersuchte.

»Ein Couvert.«

»Wir wollen eins machen,« sagte Ruffo.

»Das ist wieder etwas, was San Nicandro mich nicht gelehrt – Couverts machen! Allerdings, da er vergessen hatte, mich schreiben zu lehren, so mußte er die Kunst des Couvertmachens als überflüssig betrachten.«

»Erlauben Sie mir, Majestät?« fragte Ruffo.

»Wie, ob ich erlaube?«, sagte der König, indem er sich erhob. »Setzen Sie sich hierher, auf meinen Platz, mein lieber Cardinal.«

 

Der Cardinal setzte sich in den Sessel des Königs und falzte und schnitt mit großer Gewandtheit das Papier zurecht, welches dem königlichen Briefe zur Hülle dienen sollte.

Ferdinand sah ihm mit bewunderndem Blicke zu.

»Wollen Sie mir nun sagen, Majestät, wo Ihr Siegel ist?« fragte der Cardinal.

»Ich will es Ihnen geben, ich will es Ihnen geben; bleiben Sie sitzen,« sagte der König.

Der Brief ward zugesiegelt und der König schrieb dann die Adresse darauf Dann stützte er das Kinn auf die Hand und versank in Gedanken.

»Ich wage nicht zu fragen, Sire,« bemerkte Ruffo sich verneigend.

»Ich will,« sagte der König, immer noch in Gedanken versunken, »daß Niemand erfahre, daß ich diesen Brief an meinen Neffen geschrieben, ebensowenig als durch wen ich ihn abgesendet habe.«

»Dann, Sire,« sagte Ruffo lachend, »müssen Sie mich am Ausgange des Palastes ermorden lassen.«

»Sie, mein lieber Cardinal, sind für mich nicht Jemand. Sie sind ein zweites Ich.«

Ruffo verneigte sich.

»O, bedanken Sie sich nicht. Die Schmeichelei ist eben nicht groß.«

»Aber was sollen wir dann beginnen, Sire? Sie müssen doch Ferrari durch Jemand holen lassen.«

»Das ist es eben, worüber ich nachdenke.«

»Wenn ich wüßte, wo er ist, sagte Ruffo, »so würde ich ihn holen.«

»Ja, das würde ich auch thun, sagte der König.

»Sie sagten aber doch, er sei im Palast, Sire?«

»Da ist er allerdings, der Palast ist aber ein wenig groß. Doch, warten Sie! In der That, ich bin noch dümmer, als ich glaubte.«

Mit diesen Worten öffnete er die Thür seines Schlafzimmers und pfiff.

Ein großer Jagdhund sprang von dem Teppich, auf welchem er neben dem Bett seines Herrn gelegen, in die Höhe, setzte seine beiden Vorderpfoten dem König auf die mit Orden und Schnüren bedeckte Brust und begann ihm das Gesicht zu lecken – eine Beschäftigung, welche dem Herrn ebenso viel Vergnügen zu machen schien, als dem Hunde.

»Ferrari hat ihn aufgezogen,« sagte der König. »Er wird mir Ferrari sofort holen.«

Dann veränderte er die Stimme und sprach zu einem Hunde, als ob er mit einem Kinde gesprochen hätte:

»Wo ist denn der arme Ferrari, Jupiter? Wir wollen ihn suchen. Talliho! Talliho!«

Jupiter schien ihn vollkommen zu begreifen. Er that drei oder vier Sprünge durch das Zimmer, schnüffelte und stieß ein freudiges Gewinsel aus. Dann kratzte er an der Thür eines geheimen Ganges.

»Ah, wir werden ihn also wiedersehen, mein guter Hund,« sagte der König.

Und nachdem er an dem Armleuchter eine kleine Kerze entzündet, öffnete er die Thür des Ganges und sagte:

»Such, Jupiter, such.«

Der Cardinal folgte dem König zunächst, um ihn nicht allein zu lassen, dann aber auch aus Neugier.

Jupiter rannte bis an das äußerste Ende des Ganges und kratzte hier an einer zweiten Thür.

»Wir sind also auf dem rechten Wege, mein guter Jupiter?« fuhr der König fort.

Und er öffnete diese zweite Thür, wie er die erste geöffnet. Dieselbe führte in ein leeres Vorzimmer.

Jupiter lief auf eine Thür zu, welche der, durch welche er hereingekommen, entgegengesetzt war, und richtete sich an dieser Thür in die Höhe.

»Schön!« sagte der König; »schön!«

Dann wendete er sich zu Ruffo und sagte:

»Wir brennen vor Ungeduld, Cardinal.«

Und er öffnete auch diese dritte Thür.

Dieselbe führte nach einer kleinen Treppe.

Jupiter rannte dieselbe etwa zwanzig Stufen hinauf und begann dann wieder an einer Thür zu kratzen, indem er zugleich ein kurz abgebrochenes Gewinsel ausstieß.

»Zitto! zitto!« sagte der König.

Er öffnete hierauf auch diese vierte Thür, wie er die drei andern geöffnet. Diesmal jedoch war er am Ziel seiner Wanderung angelangt. Der Courier lag vollständig angekleidet und gestiefelt auf einem Feldbett.

»Ha!« rief der König, ganz stolz auf den Scharfsinn seines Hundes, wenn ich bedenke, daß nicht ein einziger meiner Minister, nicht einmal der der Polizei, das zu leisten vermocht hätte, was soeben mein Hund geleistet!«

Trotz der Luft, welche Jupiter verspürte, auf das Bett seines Pflegevaters Ferrari zu springen, gab der König ihm einen Wink mit der Hand, und der Hund hielt sich sofort hinter ihm.

Ferdinand ging stracks auf den Schläfer zu, und berührte ihn an der Schulter.

Wie leicht auch diese Berührung war, so weckte sie doch den Courier sofort. Er setzt sich auf, und sah sich mit dem scheuen Blicke eines Menschen um, welchen man aus seinem ersten Schlafe aufweckt. In der nächsten Secunde erkannte er den König, sprang von dem Feldbett herunter und stand steif mit an den Körper angedrückten Ellbogen da, um die Befehle seiner Majestät zu erwarten.

»Kannst Du abreisen?« fragte ihn der König.

»Ja, Sire,« antwortete Ferrari.

»Kannst Du in einem Striche nach Wien reiten?«

»Ja, Sire.«

»Wie viel Tage brauchst Du bis Wien?«

»Das letzte Mal, Sire, habe ich fünf Tage und sechs Nächte gebraucht. Ich habe aber bemerkt, daß ich noch schneller vorwärts kommen und zwölf Stunden gewinnen könnte.«

»Und wie viel Zeit brauchst Du in Wien, um auszuruhen?«

»So lange als die Person, an welche Ew. Majestät schreibt, braucht, um mir eine Antwort zuzustellen.«

»Dann kannst Du also in zwölf Tagen wieder hier sein?«

»Noch eher, wenn man mich nicht warten läßt, und wenn mir kein Unfall zustößt.«

»Du wirst in den Stall hinuntergehen, und Dir selbst ein Pferd satteln.«

»Ja, Sire.«

»Dann wirst Du auf einem und demselben Pferde so weit als möglich reiten, es dann bei irgend einem Postmeister zurücklassen und auf dem Rückwege wieder mitnehmen.«

»Ja, Sire.«

»Du wirst Niemanden sagen, wo Du hingehst.«

»Nein, Sire.«

»Du wirst diesen Brief dem Kaiser selbst übergeben, und Niemanden anders.«

»Ja, Sire.«

»Und die Antwort wirst Du Dir hier von Niemanden abnehmen lassen, selbst nicht von der Königin.«

»Nein, Sire.«

»Hast Du Geld?«

»Ja, Sire.«

»Nun gut, so gehe denn.«

»Ich gehe, Sire.«

Und in der That nahm der wackere Mann sich nur die nöthige Zeit, um den Brief des Königs in eine kleine, nach Art eines Portefeuilles in dem Futter seiner Weste angebrachte kleine Ledertasche zu schieben, ein kleines Packet, welches ein wenig Wäsche enthielt, unter den Arm zu nehmen und seine Couriermütze aufzusetzen.

Hierauf schickte er sich, ohne weiter etwas zu verlangen, an, die Treppe hinabzugehen.

»Nun, Du nimmst ja nicht Abschied von Jupiter?« sagte der König.

»Ich wagte es nicht, Sire,« antwortete Ferrari.

»Ach, so umarmt Euch doch! Seid Ihr nicht zwei alte Freunde und beide in meinem Dienste?«

Der Mann und der Hund warfen sich Eins in die Arme des Andern. Beide warteten blos auf die Erlaubniß des Königs.

»Ich danke, Sire,« sagte der Courier.

Und er trocknete sich eine Thräne und stürzte dann die Stufen hinab, um die versäumte Zeit wieder einzubringen.

»Ich müßte mich sehr irren, sagte der Cardinal, »wenn Sie nicht hier einen Mann hätten, der sich bei der ersten Gelegenheit für Sie tödten lassen wird, Sire.«

»Das glaube ich selbst,« sagte der König.

»Auch gedenke ich ihm Gutes zu erzeigen.«

Ferrari war schon lange verschwunden, als der König und der Cardinal noch nicht den Fuß der Treppe erreicht hatten.

Sie gelangten in das Zimmer des Königs auf demselben Wege zurück, welchen sie eingeschlagen, um es zu verlassen, und schlossen die Thüren, die sie hinter sich offen gelassen, wieder zu.

Ein Thürsteher der Königin wartete im Vorzimmer, und überbrachte einen Brief von Ihrer Majestät.

»O!« rief der König, indem er einen Blick auf die Uhr warf, »drei Uhr Morgens, das muß etwas sehr Wichtiges sein.«

»Sire, die Königin hat gesehen, daß Ihr Zimmer noch erleuchtet ist und mit Recht geglaubt, daß Euer Majestät noch nicht schlafen gegangen sei.«

Der König öffnete den Brief mit dem Widerwillen, welchen er beim Lesen der Briefe, die er von seiner Gemahlin erhielt, allemal an den Tag legte.

»Nicht übel, sagte er, gleich nachdem er die ersten Zeilen gelesen, »da ist meine Jagdpartie zu allen Teufeln.«

»Ich wage nicht Euer Majestät zu fragen, was dieser Brief meldet.«

»O, immer fragen Sie, fragen Sie, Eminenz. Er meldet mir, daß nach der Rückkehr von dem Feste und in Folge der eingegangenen wichtigen Nachrichten der Generalcapitän Acton und Ihre Majestät die Königin beschlossen haben, heute Dienstag einen außerordentlichen Cabinetsrath zu halten. Der gute Gott segne die Königin und Signor Acton. Quäle ich sie wohl? Mögen sie doch thun, was ich thue, nämlich mich in Ruhe lassen!«

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