Бесплатно

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Zehntes Kapitel

Frau von Vintimille nahm ihren Vorschlag nicht an; sie blieb mit gesenktem Kopfe und verwirrt stehen. Das arme Opfer sollte noch das erste Wort hervorbringen.

– Du antwortest mir nicht, sagte sie; solltest Du die Grausamkeit haben, mich zurückzuweisen?

– Dich zurückzuweisen, meine Schwester! Ah! Du verkennst meine Zärtlichkeit,

– Nein, meine Schwester, nein; aber ich weiß Alles.

– Du weißt Alles?' Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.

– Ja, Alles! versetzte das vortreffliche Wesen.

– Wenn Du Alles weißt, meine Schwester, so weißt Du auch um meine Kämpfe, Du weißt, daß ich mich widersetzt habe, daß ich entflohen bin, daß ich mich entschlossen, eher zu sterben, als mein und sein Herz anzuhören.

– Nein, Du wirst nicht sterben; nein, er soll meinetwegen nicht unglücklich werden, und ich komme, um Dir das zu sagen.

– Was meinst Du mit diesen Worten, meine Schwester? Ich habe keine Hoffnung, ich will keine haben; ich habe mich seinen Bitten, seinen Befehlen widersetzt, ich werde noch weiter fliehen, wenn es sein muß, lieber als Dir seine Liebe zu stehlen. Verzeihe mir ein unwillkürliches Gefühl, ein Gefühl, welches mich tödtet, wie ich Dir wiederhole. Ach! wenn ich es nicht habe überwinden können, so habe ich ihm wenigstens nicht nachgegeben.

Frau von Mailly weinte still; sie schwiegen alle Neide einige Augenblicke, dann versetzte sie:'

– Du kennst mich noch nicht, meine Schwester, Du weißt nicht, welche Liebe ich für den König empfinde, noch auch, was ich vermöge dieser Liebe unternehmen kann.

– Ich weiß, wie sehr ich ihn liebe, meine Schwester, und was ich leide.

– Ja, aber nicht wie ich; Du widerstrebst ihm, und ich würde ihm nie in irgend etwas widerstanden haben! Unterbrich mich nicht, und höre an, weshalb ich so weit gekommen bin, um es Dir zu sagen.

– Ich höre, meine geliebte Schwester, und ich bin gewiß, daß Deine Worte aus dem Herzen kommen.

– Meine gute Schwester, der König liebt Dich, der König ist unglücklich, der König kann nicht ohne Dich leben; Du mußt wieder zurückkommen.

– Mein Himmel!

– Du mußt mit mir zurückkehren, er muß glücklich durch Dich und Du glücklich durch ihn sein —

– Und Du?

– Ich, ich werde glücklich sein durch Dein Glück; habe ich Dir nicht gesagt, daß ich Dir das meine schenke?

– Und Du wirst Dich zurückziehen?

– Nein.

– Was! Du wirst bleiben, Du wirst Zeugin sein —

– Ich werde es sehen, meine Schwester, und er wird mir vielleicht danken, Dich herbeigeführt zu haben.

Frau von Vintimille wollte ihren Ohren nicht trauen; ich gestehe, daß ich an ihrer Stelle ebenso gedacht haben würde. Ihre hohe Aufopferung geht über meine Begriffe, ich verstehe sie nicht, ich würde sie nicht nachahmen können, ich bewundere sie und finde sie so übermenschlich, daß es für mich ein Utopien ist.

– Was! meine Schwester, was! ist es möglich? Eine solche Tugend! eine solche Güte! Oh! ich bin derselben unwürdig.

– Nein, denn Du Hast gut gekämpft, Du Hast mir Dein Glück aufopfern wollen, Du hast um meinetwillen Dein Herz gebrochen, Du hast alle mögliche Sorge angewendet, und es ist an mir, mich zurückzuziehen. Du bist jung, Du bist schön, Du kannst ihn lange lieben; ich werde für Euch Neide eine Freundin sein; ich werde die ergebene Zeugin Deines Glücks sein, und ich werde es vor der Welt verbergen, im Schatten dessen, welches ich verloren habe.

– Wie! Du willst noch —

– Ich will Alles, was Du willst. Verfüge über mich, aber komm erst, dann wird er weiter befehlen.

Frau von Vintimille ließ sich der Form wegen, glaube ich, viel bitten. Sie hatte große Lust nachzugeben und gab nach. Es wurde zwischen ihnen verabredet, daß man die Abwesenheit der Herzogin von Bouillon benutzen wolle, daß man ihr einige Zeilen zurücklassen wolle, um sie in Kenntniß zu setzen, daß eine dringende Botschaft die Marquise abrufe, und daß man auf diese Weise jede Erklärung vermeiden könne.

Die beiden Schwestern stiegen in den Wagen der Marquise, und Bourguignon brachte wieder die Postchaise herbei. Vermöge ihrer Verkleidung wurde Frau von Mailly für eine Bürgerfrau oder für eine von den Dienerinnen ihrer Schwester gehalten. Sie machten den Weg bei endlosen Herzensergießungen zusammen, Frau von Mailly hatte fast Freude darüber; vermöge ihrer Aufopferung fühlte sie sich fast glücklich. Sie ließ ihre Schwester vor sich in das Schloß eintreten, und um den Schein zu bewahren, verbarg sie sich und kehrte in ihr Bett zurück.

Ihre Verleugnung ging nicht so weit, um Zeugin von dem Entzücken ihres Geliebten bei dem Anblick ihrer Nebenbuhlerin zu sein.

Frau von Vintimille hatte ein Zimmer im Schlosse neben dem der Gräfin. Es war eine Verbindungsthür zwischen den beiden, welche der König häufig benutzte, um von der Einen zu der Anderen zu gehen. Sie begab sich geradezu dorthin, machte eine passende Toilette und fragte sich, wie sie sich zu benehmen habe, um den König von ihrer Ankunft in Kenntniß zu setzen.

Der Herzog von Richelieu konnte ihr diese Mühe ersparen. Sie schrieb ihm also auf einem kleinen Stück Papier diese einfachen Worte:

»Die Marquise de Vintimille, diesen Morgen von Navarre angekommen, wünscht die Ehre zu haben, den Herzog von Richelieu so bald wie möglich bei sich zu sehen.«

Als der Herzog von Richelieu dieses Billet erhielt, beeeilte er sich, es dem Könige zu bringen; er verstand das Uebrige, und seine Erfahrung konnte ihn nicht täuschen.

– Sie ist da, rief Ludwig der Vierzehnte.

– Ja, Sire, in ihrem Zimmer.

– So. wollen wir schnell dorthin gehen,

– Sie erwartet Sie, Sire, da sie mich zu sprechen verlangt.

– Und Frau von Mailly?

– Sie ist krank.

– Noch immer?

– Ja, Sire. Ich habe diesen Morgen darauf bestanden, eintreten zu wollen, und Bernardine hat mir unerbittlich die Thür geschlossen.

– Die arme Gräfin!

– Frau von Vintimille befindet sich wohl, Sire. Wir werden vermuthlich diesen Abend bei ihr speisen.

Der König antwortete nicht und ging auf dieses Zimmer zu, welches er, so lange es leer gewesen, mit einer Miene des Zornes angesehen hatte.

Die Marquise hörte ein Geräusch, erkannte seine Fußtritte, legte die Hand aufs Herz und glaubte zu ersticken.

– Ah! Madame! rief der König rasch herbeilaufend, Sie haben sich sehnlichst erwarten lassen.

– Sie hatte nicht die Stärke zu antworten und machte nur eine Verneigung.

– Sie werden jetzt nicht wieder abreisen!

Der Herzog von Richelieu, der mit Ludwig dem Fünfzehnten eingetreten war, entfernte sich unter irgend einem Vorwande, und ließ sie allein.

Zu Anfang eines Liebesverhältnisses zählen die Tage der Abwesenheit dreifach. Man macht mehr Fortschritte durch Erinnerungen und Kämpfe, als durch Sorgfalt und angestrengte Aufmerksamkeit, Es scheint, als sei man sich eine Entschädigung schuldig. Die Frau, die so oft gegen sich selber angekämpft, die sich verweigert hatte, was sie leidenschaftlich wünschte, schien bei diesen eingebildeten Zurückweisungen alle ihre Kräfte erschöpft zu haben. Als sie ihren Geliebten empfing und sich strenge gegen ihn benehmen wollte, hatte sie nicht den Muth dazu, sie wurde im Voraus besiegt und gab ebenso sehr aus Ungeduld und Mattigkeit, als aus Liebe nach.

Als der König Frau von Vintimille verließ, hatte die arme Frau von Mailly ihrer Schwester nichts mehr zu geben.

Am folgenden Tage wußten die schlauen Hofleute Alles. Das Vorzimmer der Marquise wurde von einer ausgewählten Menge umlagert; sie empfing Niemand, sie blieb zwischen ihrem Geliebten vom Tage zuvor und dem Vertrauten dieser Liebe getheilt. Das Abendessen war von einer tollen Heiterkeit. Während dieser Zeit litt die unglückliche Gräfin entsetzlich. Allein gelassen in der Tiefe ihres Zimmers, hatte sie ihre Schwester und vielleicht auch den König den ganzen Tag erwartet, aber Niemand war gekommen.

Ganz ihrem Glücke hingegeben, wagte die Marquise nicht, vom ersten Tage an Ludwig dem Fünfzehnten zu sagen, wem sie es verdanke. Sie wagte nicht mehr bei ihrer edlen Nebenbuhlerin einzutreten. Sie schämte sich ihrer selbst wegen dessen, was sie nicht gesagt und was sie vielleicht gedacht hatte.

Frau von Mailly wollte Alles wissen, und besonders von Bernardinen, welcher sie die Worte wie mit Zangen entriß. Sie brachte den Tag und die Nacht mit Weinen zu.

– Ich werde sie vielleicht morgen sehen, sagte sie zu sich selber, die Undankbaren! sie verdanken mir ihr Glück, und sie haben mir nicht einmal gesagt, daß sie glücklich sind.

Am folgenden Tage sah sie sie ebenso wenig. Sie sah jetzt ein, daß der Herzog von Richelieu sie getäuscht habe, und daß der König ihrer nicht bedürfe, um ihre Schwester zu lieben. Ihr erster Einfall war, sich zurückzuziehen, ohne ein Wort zu sagen, und ohne sich zu beklagen, in einem Kloster, ihren Schmerz und ihre Reue zu Verbergen. Die Hoffnung hielt sie zurück und dann dieses gebieterische Bedürfnis), diese erste Nothwendigkeit des Lebens für eine Frau, welche liebt, ihren Geliebten zu sehen.

Sie wartete.

Drei ganze Tage vergingen, nach welchen man ihr endlich ihre Schwester anmeldete.

Frau von Vintimille, von welcher ich alle diese Einzelheiten erfahren habe, hat mir später die Versicherung gegeben, daß sie wohl hundertmal geneigt gewesen, zu gehen und sie zu umarmen, und daß sie nicht gewagt, sie aufzusuchen.

Ich schämte mich meiner selbst, fügte sie hinzu, und ihre Großmuth beugte mich nieder,

Ihre Unterredung war sehr rührend. Frau von Mailly wurde von ihrer Schwester gebeten, den König am Abend auf einen Augenblick zu empfangen.

– Er will Dich sehen, Dir danken, Dir alle seine Bewunderung, alle seine Zärtlichkeit aussprechen.

– Oh! ja, es ist die Erkenntlichkeit und das Mitleid, die ihn zu mir führen. Er verdankt mir Deine Ankunft, verdankt mir die köstlichen Augenblicke, die eben vergangen sind.

 

Frau von Vintimille versuchte, sie zu überreden, daß der König mit denselben Gefühlen, wie ehemals, zu ihr komme.

– Würdest Du da nicht eifersüchtig werden? rief die Andere, und kannst Du mir einen größeren Beweis von meiner Verlassenheit geben, als indem Du mich selber fortschickst?

Frau von Mailly irrte sich indessen. Der König kam in der That am Abend; er war zärtlich; er war Alles, was ein Liebhaber sein kann, der eine Frau so wenig liebt, daß er zwei zugleich lieben kann.

Frau von Mailly hatte den Ruhm, ihn zurückzuweisen und ihrem der Schwester gegebenen Versprechen treu zu bleiben; aber sie wurde bald getröstet, sie wurde fast glücklich, sie behielt die Hoffnung auf die Zukunft.

So verging die Zeit. Ludwig der Fünfzehnte blieb zwischen den beiden Schwestern vor dem ganzen Hofe, der an eine Theilung der Neigung glaubte. Es war nichts dergleichen. Frau von Vintimille wußte es; auch duldete sie Frau von Mailly in der Nähe des Königs, ohne Einem von Beiden einen Schatten eines Zweifels oder Verdachtes zu zeigen.

Sie hatte einen herrschsüchtigen Charakter; indem sie die Maitresse des Königs wurde, wollte sie seine Macht theilen, sie wollte vor allen Dingen, daß er allein regiere und die Zügel des Staates wieder nehme; sie predigte ihm den Ruhm und die Unabhängigkeit; sie wünschte ihm die schönsten Blätter in der Geschichte. Frau von Chateauroux, führte später nur aus, was sie vor ihr ausgedacht.

Der König hörte ihr mit Vergnügen zu; Frau von Mailly hatte ihn nicht an diese Sprache gewöhnt. Allem fremd, was nicht ihre Liebe oder das Vergnügen ihres Geliebten betraf, erhielt sie ihn in der Weichlichkeit und der Unterordnung, nicht aus bestimmter Absicht, sondern weil die Liebe ihr einziger Gedanke war, weil sie ihn und nicht den Monarchen liebte, weil sie neben ihm vergaß, was nicht ihm angehörte.

Nach einigen Monaten wurde Frau von Vintimille schwanger; das war freilich eine andere Sache; von diesem Augenblicke an verehrte der König sie; er verließ sie nicht: er that nichts, ohne sie um Rath zu fragen, so daß er den alten Minister beunruhigte, der von ganzem Herzen Frau von Mailly bedauerte und der Alles in der Welt darum gegeben hätte, wenn sie ihren Platz wieder einnehmen können.

Ich sah die Marquise ziemlich oft; sie hatte ihre Freunde nicht aufgegeben, und ungeachtet ihrer Macht schrieb sie mir, daß sie mich nicht vergessen. Ich traf Ludwig den Fünfzehnten mehrmals bei ihr; wenn ich noch jung gewesen wäre, würde ich diesen Mann geliebt haben, obgleich mir der König klein und winzig erschien gegen seinen großen Vorgänger.

Die Marquise erzählte mir Vieles; sie entwarf mit drei Strichen sehr ähnliche Portraits, und keiner von den Hofleuten entging ihren Satiren. Sie ließ mir meine beiden Pensionen auszahlen; die an die Kasse der Königin verlangte sie selber von Ihrer Majestät, und diese heilige Marie Leczinska konnte den Maitressen ihres Gemahls aus Reue nichts abschlagen.

Ihre Gesundheit wurde sehr schwankend während ihrer Schwangerschaft. In den beiden letzten Monaten stand sie nicht mehr auf. Ich ging häufig zu ihr, um ihr während der Stunden Gesellschaft zu leisten, wo der König nicht bei ihr sein konnte, und wo sie sonst Niemand empfing. Sie veränderte sich sichtbar und war sehr leidend.

– Madame, sagte sie eines Tages zu mir, behalten Sie meine Worte: ich werde nicht wieder aufkommen, und dies ist meine letzte Krankheit!

– Welche Ideen von der anderen Welt, Madame, in Ihrem Alter, und noch dazu wegen einer so natürlichen Sache!

Was ich empfinde, ist nicht natürlich – im Gegentheil! Man hat mich und mein Kind zugleich tödten wollen. Es wird ihnen nur zur Hälfte gelingen; das Kind lebt wenigstens. Was mich betrifft, ich werde ihnen nicht lange im Wege sein.

– Wen meinen Sie, Madame? Wer sollte ein Interesse dabei haben, Sie dem Tode zu weihen? Sie sprechen von Niemand übel, so viel ich weiß.

– Wen ich meine? Die Feinde des Königs, die Feinde seines Ruhmes – die, welche die Herren seines Reiches sein und ihn unter Vormundschaft halten wollen.

– Der Cardinal?

– Ich nenne Niemanden, und es ist auch nicht nöthig, sie zu nennen. Das Ereigniß wird geschehen, und ich verlange nur von Ihnen, sich zu erinnern.

Ich habe mich in der That erinnert.

Frau von Mailly zeigte für ihre Schwester alle Sorgfalt einer Mutter. Man kann nicht sagen, was sie bei dieser Gelegenheit war. Sie vergaß sich selber gänzlich; sie schlief weder bei Tage noch bei Nacht, sie bat den König mit gefalteten Händen, die Kranke so wenig wie möglich zu verlassen, und der König wurde aus Neigung und Interesse dazu bewogen. Er liebte Frau von Vintimille sehr und wünschte lebhaft, ihr Leben zu erhalten; aber es war anders bestimmt.

Elftes Kapitel

Der Augenblick der Entbindung kam. Die arme Frau litt drei Tage und drei Nächte die unerhörtesten Schmerzen; der König verließ sie fast gar nicht, und Frau von Mailly, die neben ihr saß, gestattete Niemanden, ihr Freundschaftsdienste zu leisten. Ihre anderen Schwestern zeigten sich kaum.

Endlich wurde sie entbunden und brachte einen Knaben zur Welt, welcher Graf von Luc genannt wurde. Seine Aehnlichkeit mit dem Könige war auffallend und nahm beständig zu, und als er das männliche Alter erreichte, gab man ihm den Beinamen der halbe Ludwig. Ich glaube, er lebt noch. Ludwig der Fünfzehnte liebte ihn immer und zog ihn selbst seinen rechtmäßigen Kindern vor. Er hat keinen von seinen natürlichen Söhnen anerkannt, das Beispiel seines Großvaters hatte ihn belehrt, aber dieser wurde auf ganz besondere Weise behandelt. Die Damen haben sich sehr gütig gegen ihn gezeigt und beständig sein Glück überwacht, wofür sein hoher Vater schon reichlich gesorgt hatte.

Am Tage nach der Entbindung befand sich Frau von Vintimille besser; man glaubte sie gerettet; sie hing doppelt stark am Leben und wollte ihre Ahnungen vergessen. Sie ließ mir durch eine ihrer Frauen schreiben und bat mich, sie auf einen Augenblick zu besuchen, um zu bewundern, wie vortrefflich sie sich befinde, und wie sehr ihre Ahnungen sie getäuscht. Ich kam in der That.

Ihr Brief war vom Tage zuvor datirt; ich hatte ihn erst am Morgen erhalten und beeilte mich. Ich kam damals ziemlich oft nach Versailles und hielt mir dort ein Absteigequartier.

Als ich in das Vorzimmer der Marquise eintrat, fand ich dort mehrere Lakaien, die schweigend und mit langen Gesichtern dastanden. Ich fragte nach ihrem Befinden. Man antwortete mir, sie befinde sich sehr schlecht, und ich könne sie wahrscheinlich nicht sehen.

– Wie! rief ich, sie hat mir erst gestern schreiben lassen, damals befand sie sich vortrefflich!

– Ja, Madame, aber diese Nacht ist eine schreckliche Krisis eingetreten; man hat alle Aerzte herbeirufen müssen, und sie haben erklärt, wenn kein Wunder eintrete, würde sie den Tag nicht überleben.

Diese Nachricht traf mich wie ein Donnerschlag. Diese arme Frau, so jung, so voll Verstand, so beliebt und so mächtig. Ich erinnerte mich an ihre Ahnungen und wurde davon überzeugt. Indessen wollte ich nicht auf das Glück verzichten, sie noch einmal zu sehen, und ich bestand darauf.

Man sagte mir, wenn der König bei ihr wäre, könne man mich nicht zu ihr lassen, aber zu dieser Stunde würde er sich vielleicht entfernen, und dann wolle man mich hineinführen.

Der Lakai ging sich zu erkundigen und kehrte zurück. Frau von Mailly bat mich, einen Augenblick einzutreten; denn sie war allein bei der Kranken. Sie kannte ihre Freundschaft für mich, und auch die, welche ich zu ihr hegte, und sie glaubte ihren Willen zu erfüllen, indem sie mich nicht zurückwies, da sie mich zu sich gerufen hatte.

Welches Schauspiel bot dieses Zimmer dar! Dieses Idol des Glücks, gefallen in der Mitte des Luxus und von Allem umgeben, was ihr Leben angenehm und glücklich machen konnte! Dieser Tod, mächtiger, als die Wissenschaft, mächtiger, als der mächtigste König der Eide, entriß ihm seine Geliebte, während er seine Schätze aufgeopfert haben würde, um sie zu erhalten! Dieses königliche Kind, unter Schmerzen geboren, weinend in seiner vergoldeten Wiege, wie das Kind des Armen auf seinem feuchten Stroh! Es kamen mir philosophische Ideen in den Sinn; ich blieb stumm bei diesem Bilde und fand kein Wort bei allen meinen Gedanken.

Frau von Mailly näherte sich mir, ohne ein Wort zu sagen; sie deutete mit einer Geberde der bewundernswürdigen Beredtsamkeit des Herzens auf ihre Schwester. Die Marquise lag regungslos, sterbend und ohne Bewußtsein da. War ihre Seele noch zugegen? Ich weiß es nicht. Ihr Gesicht erschien mir von seltsamer Farbe, sie glich einem gelblichgrünen Marmor. Ich machte eine Bewegung der Ueberraschung und des Kummers, die der Gräfin nicht entging.

– Ja, sagte sie mit leiser Stimme zu mir, man hat sie getödtet. Sie glauben es, nicht wahr?

– Wenn das ist, Madame, muß man eine auffallende Rache nehmen,

– Sie rächen! und an wem? wo soll man die Schuldigen finden? Nein, Madame, man muß Gott bitten, uns allen zu verzeihen, da wir Sünder sind, und uns seine Gnade wieder zu gewähren. Meine arme Schwester hat nicht einmal die Sacramente empfangen.

Diese Anwandlung von Frömmigkeit überraschte mich nicht an Frau von Mailly: die zärtlichen Seelen haben immer einen Winkel im Herzen für den lieben Gott. Er erwartet sie, wenn die Menschen sie verlassen, und es ist selten, daß sie bei diesem Rendezvous fehlen, Frau von Mailly fehlte nicht dabei.

Lange sah ich dieses Gesicht an, ehemals so voll Leben und Bewegung, und jetzt eine unbelebte Masse. Ich war mehr betroffen, als gerührt. Mein Geist und meine Gedanken waren mehr im Spiel, als meine Empfindungen. Ich blieb einige Minuten und entfernte mich dann. Frau von Mailly war sehr redlich, so weit ihre Betrübniß es ihr gestattete. Ich bin gewiß, daß ihr kein persönlicher Gedanke in den Sinn kam. Der Tod ihrer Schwester sollte ihr den König wiedergeben; sie dachte nicht einmal daran.

Ich verließ sie und kehrte nach Paris zurück. Im Laufe des Tages starb Frau von Vintimille.

Der Verdacht der Vergiftung verbreitete sich überall; ich muß sagen, daß ich davon überzeugt bin. Sie und Frau von Chateauroux, haben das gefährliche Glück, von einem Könige geliebt zu werden und ihn, nach dem Styl der Dichter, auf den Flügeln des Ruhmes zu der Nachwelt tragen zu wollen, mit ihrem Leben bezahlt. Die letzten Maitressen Ludwig des Fünfzehnten haben aus Frankreich gemacht, was sie wollten, weil sie keine Nebenbuhler hatten. Frau von Pompadour besonders, denn die arme du Berry verlangte nichts Besseres, als sich nicht in die Staatsgeschäfte mischen zu dürfen. Ich habe sie einmal seit dem Tode Ludwig des Fünfzehnten bei dem Herzog von Aiguillon getroffen, wo sie uns ein sehr drolliges und sehr unterhaltendes Geständniß ablegte.

– Mein Gott, Madame, sagte sie zu mir, fragen Sie doch den lieben Herzog, ob man mich nicht treiben mußte, mich mit den Ministern und den Parlamenten zu beschäftigen. Ich dachte nur daran, schöne Roben, Juwelen und Federn zu haben. Die Politik war nicht mein Handwerk, und meine größte Freude war, wenn der König die Thür schloß und verbot, uns damit zu langweilen.

– Ist es wahr, Madame, daß Sie ihn Frankreich nannten?

– Ihnen, Madame, die Sie eine Frau von Geist sind, kann ich Alles gestehen, Sie werden es begreifen. Ja, dies ist wahr, und es unterhielt ihn sehr. Wenn ich fluchte, war er entzückt davon; er wiederholte mir den ganzen Tag, die großen Damen und Herren langweilten ihn, und er würde vor Aerger sterben, wenn er mich nicht habe. Ludwig der Fünfzehnte hatte auch viel Geist, das können Sie glauben. Ich habe oft bedauert und er auch, daß die Leute von Geist in seinem Königreiche ihn nicht hörten und kannten, sonst würde Alles ganz anders gegangen sein.

Sie hatte vielleicht Recht!

Sie wollte versuchen, mich in Saint-Joseph zu besuchen, aber ich ordnete es so an, daß nichts daraus wurde, ich würde viele von meinen Freunden, die nicht so philosophisch sind, wie ich, in die Flucht geschlagen haben.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»