Бесплатно

Der Graf von Monte Christo

Текст
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Fünfzehntes bis achtzehntes Bändchen

Erstes Kapitel.
Das Luzernengehege

Unsere Leser müssen uns erlauben, sie zu diesem an das Haus von Herrn den Villefort grenzende Gehege zu führen, wo wir hinter dem von Kastanienbäumen überschatteten Gitter uns befreundete Personen finden werden.

Diesmal hat sich Maximilian zuerst eingefunden. Er hat sein Auge an den Verschlag gedrückt, und lauert in dem tiefen Garten auf einen Schatten zwischen den Bäumen und auf das Krachen eines seidenen Schuhes auf dem Sande der Allee.

Endlich läßt sich das so lange ersehnte Krachen hören, und statt eines Schattens erscheinen zwei. Die Verzögerung von Valentine war durch einen Besuch den Madame Danglars und Eugenie, der sich über die Stunde, mit Valentine erwartet wurde, ausgedehnt hatte, veranlaßt worden. Um bei dem Rendezvous nicht zu fehlen, schlug Valentine Fräulein Danglars einen Spaziergang im Garten vor, denn sie wollte Maximilian zeigen, daß sie nicht Schuld an dem Verzuge war, unter dem er ohne Zweifel litt.

Der junge Mann begriff Alles mit der den Liebenden eigenthümlichen Anschauung, und sein Herz war erleichtert. Ohne in das Bereich der Stimme zu kommen, richtete Valentine ihren Spaziergang so ein, daß Maximilian sie hin und hergehen sehen konnte, und sooft sie hin und herging, sagte ihm ein, von ihrer Gefährtin unbemerkter, nach dem Gitter geworfener und von dem jungen Manne aufgefangener Blick:

»Fassen Sie Mut, Freund, Sie sehen, daß es nicht mein Fehler ist.«

Und Maximilian faßte in der Tat Mut, während er den Contrast zwischen diesen zwei Mädchen bewunderte: zwischen dieser Blenden mit den schmachtenden Augen und der Gestalt vorgebeugt wie eine schöne Weide, und dieser Braunen mit den stolzen Augen und dem pappelartig geraden Wuchse; es versteht sich von selbst, daß bei dieser Vergleichung zwischen zwei so entgegengesetzten Naturen der Vorzug, wenigstens im Innern des jungen Mannes, Valentine eingeräumt wurde.

Nach einem Spaziergang von einer halben Stunde entfernten sich die beiden Mädchen. Maximilian begriff, daß das Ende des Besuches von Madame Danglars gekommen war.

Eine Minute nachher erschien Valentine wirklich wieder allein. Aus Furcht, ein indiskreter Blick könnte ihre Rückkehr verfolgen, kam sie langsam; und statt unmittelbar auf das Gitter zu zuschreiten, setzte sie sich auf eine Bank, nachdem sie, scheinbar absichtslos, jedes Gebüsch untersucht und das Auge in die Tiefe jeder Allee getaucht hatte.

Nachdem diese Vorsichtsmaßregeln genommen waren, lief sie zu dem Gitter:

»Guten Morgen, Valentine,« sprach eine Stimme:

»Guten Morgen, Maximilian; ich ließ Sie warten, aber Sie haben wohl die Ursache gesehen?«

»Ja, ich erkannte Fräulein Danglars; doch ich glaubte nicht, daß Sie in so enger Verbindung mit dieser jungen Person stünden.«

»Wer sagt Ihnen, wir wären so enge verbunden Maximilian?«

»Niemand; es schien mir jedoch aus der Art und Weise hervorzugehen, wie Sie ihr den Arm gaben, wie Sie mit ihr plauderten, man hätte glauben sollen, zwei Freundinnen aus der Kostschule tauschten ihre Vertraulichkeiten aus.«

»Wir thaten dies auch wirklich; sie gestand mir ihren Widerwillen gegen eine Verbindung mit Herrn von Morcerf, und ich gestand ihr, daß ich es als ein Unglück betrachte, Herrn d’Epinay heiraten zu sollen.«

»Theure Valentine!«

»Deshalb, mein Freund, sehen Sie diese scheinbare Hingebung zwischen mir und Eugenie; während ich von dem Manne sprach, den ich nicht lieben kann, dachte ich an den Mann, den ich liebe.«

»Sie sind so gut in allen Dingen, Sie haben etwas in sich, was Fräulein Danglars nie haben wird: den unerklärlichen Zauber, der bei der Frau das ist, was der Wohlgeruch bei der Blume, der Wohlgeschmack beider Frucht: denn bei der Blume wie bei der Frucht ist mit der Schönheit nicht Alles abgetan.«

»Ihre Liebe läßt Sie die Dinge so anschauen-Maximilian!«

»Nein, Valentine, das schwöre ich Ihnen. Ich betrachtete vorhin Sie Beide, und bei meiner Ehre, während ich der Schönheit von Fräulein Danglars Gerechtigkeit widerfahren ließ, begriff ich doch nicht, wie ein Mann sich in sie verlieben könnte.«

»Dies geschah, Maximilian, weil ich da war, wie Sie sagten, und weil meine Gegenwart Sie ungerecht machte.«

»Nein . . . doch eine Frage einfacher Neugierde, welche aus gewissen Gedanken entspringt, die ich mir über Fräulein Danglars gemacht habe.«

»Oh! gewiss sehr ungerechte Gedanken, ohne daß ich weiß, was es ist. Wenn Ihr uns arme Frauen beurteilt, dürfen wir keine Nachsicht erwarten.«

»Ihr aber seid stets gerecht gegen einander!«

»Weil beinahe immer Leidenschaft in Euren Urteilen obwaltet. Doch kommen Sie auf Ihre Frage zurück.«

»Liebt Fräulein Danglars irgend Einen, daß sie vor ihrer Verheiratung mit Herrn von Morcerf bange hat?«

»Maximilian, ich sagte Ihnen bereits, ich wäre nicht die Freundin von Eugenie.«

»Ei, mein Gott! ohne Freundinnen zu sein, machen sich die jungen Mädchen vertrauliche Mitteilungen gestehen Sie, daß Sie einige Fragen hierüber an sie gerichtet haben? Ah! ich sehe, Sie lächeln.«

»Wenn dem so ist,« so ist es nicht der Mühe wert, daß wir diesen Bretterverschlag zwischen uns haben.«

»Nun, was sagte sie Ihnen?«

»Sie sagte mir, sie liebe Niemand,« sprach Valentine; »Sie verabscheue die Ehe: ihre größte Freude wäre es gewesen, ein freies und unabhängiges Leben zu führen, und sie wünschte beinahe, ihr Vater möchte sein Vermögen verlieren, daß sie wie ihre Freundin, Fräulein Louise d’Armilly, Künstlerin werden könnte.«

»Ah, Sie sehen!«

»Was beweist dies?« fragte Valentine.

»Nichts,« antwortete lächelnd Maximilian.

»Warum lächeln Sie dann ebenfalls?«

»Ah! Sie schauen auch.«

»Soll ich mich entfernen?«

»Oh nein! Nein! Doch kommen wir auf Sie zurück.«

»Ah! ja, das ist wahr, denn wir können kaum zehn Minuten hier zusammen zubringen.«

»Mein Gott!« rief Maximilian bestürzt.

»Ja, Maximilian, Sie haben Recht,« sagte schwermütig Valentine; »Sie haben eine arme Freundin. Welch ein Dasein lasse ich Sie hinschleppen, armer Maximilian, Sie, der Sie ganz geschaffen sind, um glücklich zu sein! Glauben Sie mir, ich mache es mir auch zum bittern Vorwurf.«

»Ei! was ist Ihnen daran gelegen, Valentine, wenn ich mich so glücklich fühle, wenn diesen ewige Warten mir bezahlt scheint durch fünf Minuten Ihren Anblicks, durch zwei Worte Ihren Mundes, und durch die tiefe, ewige Überzeugung, daß Gott zwei so harmonische Herzen wie die unserigen, nicht geschaffen und auf eine so wunderbare Weise vereinigt hat, um sie zu trennen.«

»Gut. ich danke, hoffen Sie für uns Beide, Maximilian: das wird mich zur Hälfte glücklich machen.«

»Man geht denn vor, Valentine, daß Sie mich so schnell verlassen?«

»Ich weiß es nicht: Frau von Villefort hat mich bitten lassen, wegen einer Mitteilung zu ihr zu kommen, von der, wie sie mir sagen ließ, ein Teil meines Glückes abhänge. Ei. mein Gott! sie mögen mir mein Vermögen nehmen, ich bin zu reich, und wenn sie es mir genommen haben, mögen sie mir Ruhe und Freiheit gönnen: nicht wahr, Sie werden mich dann ebenso sehr lieben?«

»O! ich werde Sie stets lieben: was könnte nur an Reichtum oder Armut liegen, wäre meine Valentine bei mir, und ich dürfte der Überzeugung leben, Niemand würde sie mir rauben! Doch, Valentine glauben Sie nicht, daß sich diese Mitteilung auf Ihre Heirat bezieht?«

»Ich glaube es nicht.«

»Hören Sie, Valentine, und erschrecken Sie nicht, denn so lange ich. lebe, werde ich nie das Eigentum einer Andern sein.«

»Sie denken mich zu beruhigen, wenn Sie mir dies sagen, Maximilian?«

»Verzeihen Sie, Sie haben Recht, ich bin ein roher Mensch. Nun, ich wollte Ihnen sagen, ich habe kürzlich Herrn von Morcerf getroffen. Franz ist sein Freund, wie Sie wissen; er hat einen Brief von Franz erhalten, der ihm seine nahe bevorstehende Rückkehr ankündigt.«

Valentine erbleichte und hielt sich mit der Hand an dem Gitter.

»Ah, mein Gott!« sagte sie, »wenn dies so wäre!Doch nein, die Mitteilung käme nicht von Frau von Villefort.«

»Warum nicht?«

»Warum . . . « ich weiß es nicht . . . doch es scheint mir, wenn sich Frau von Villefort auch nicht offen widersetzt, so ist sie doch nicht für diese Heirat eingenommen.«

»Ah! Valentine, mir dünkt, ich werde Frau von Villefort anbeten.«

»Oh! eilen Sie nicht zu sehr, Maximilian,«sprach Valentine mit einem traurigen Lächeln.

»Wenn sie aber gegen diese Heirat eingenommen ist, und wäre es nur, um die Sache abzubrechen, würde sich ihr Ohr nicht vielleicht einem andern Antrage öffnen?«

»Glauben Sie dies nicht, Maximilian, es sind nicht die Ehegatten, was Frau von Villefort verwirft, sondern es ist die Ehe.«

»Wie? die Ehe! Wenn sie die Ehe so sehr haßt, warum hat sie sich verheiratet?«

»Sie verstehen mich nicht, Maximilian; als ich vor einem Jahre den Gedanken äußerte, mich in ein Kloster zurückzuziehen, nahm sie, trotz der Bemerkungen, die sie dagegen machen zu müssen glaubte, meinen Vorschlag mit Freuden auf, und ich bin fest überzeugt, auch mein Vater gab auf ihren Antrieb seine Einwilligung dazu; nur mein armer Großvater hielt mich zurück. Sie können sich nicht vorstellen, Maximilian, welcher Ausdruck in den Augen diesen armen Greises liegt, der nur mich allein in der Welt liebt und Gott verzeihe mir, wenn dies eine Lästerung ist, nur von mir allein in der Welt geliebt wird Wenn Sie wüßten, wie er mich anschaute, wie viel Vorwurf in diesem Blicke, wie viel Verzweiflung in diesen Tränen lag, welche ohne Klagen, ohne Seufzer an seinen unbeweglichen Wangen herabrollten! Ah! Maximilian, ich fühlte etwas wie einen Gewissensbiß, warf mich ihm zu Füßen und rief: »»Verzeihung! Verzeihung! mein Vater, man mag mit mir machen, was man will, ich werde Sie nie verlassen.«« Dann schlug er die Augen zum Himmel auf! Maximilian, ich kann viel erdulden; dieser Blick meines guten, alten Großvaters hat mich zum Voraus für das was ich leiden werde, bezahlt.«

 

»Theure Valentine! Sie sind ein Engel, und ich weiß in der Tat nicht, wie ich es verdient habe, ich, der ich rechts und links Beduinen niederhieb, wenn nicht Gott in Betracht zog, daß es Ungläubige sind, ich weiß nicht, wie ich es verdient habe, daß Sie sich mir enthüllen. Doch sprechen Sie, Valentine, welches Interesse hat Frau von Villefort dabei, daß Sie nicht heiraten?«

»Hörten Sie mich nicht so eben sagen« ich wäre reich, Maximilian, zu reich? Ich habe als Erbteil von meiner Mutter gegen fünfzigtausend Franken Rente; mein Großvater und meine Großmutter, der Marquis und die Marquise von Saint-Meran, müssen mir ebenso viel hinterlassen; Herr Noirtier hat offenbar die Absicht, mich zu seiner einzigen Erbin einzusetzen. Daraus geht hervor, daß mein Bruder Eduard im Vergleiche mit mir, da er kein Vermögen von Frau von Villefort zu erwarten hat, arm ist. Frau von Villefort aber liebt dieses Kind, und hätte ich den Schleier genommen, so wäre mein ganzen Vermögen, auf meinen Vater, der von dem Marquis, der Marquise und mir erbte, zusammenfließend, ihrem Sohne zugekommen.«

»Oh! wie sonderbar ist eine solche Habgier bei einer jungen und hübschen Frau!«

»Bemerken Sie wohl, daß sie hiernach nicht für sich, sondern für ihren Sohn trachtet, und daß das, was Sie ihr als einen Fehler vorwerfen, Maximilian, aus dem Gesichtspunkte der mütterlichen Liebe betrachtet, beinahe eine Tugend ist.«

»Doch sprechen Sie, Valentine, wenn Sie einen Teil Ihres Vermögens diesem Sohne abtreten würden?«

»Wie einen solchen Vorschlag machen, und besonders einer Frau, welche beständig das Wort Uneigennützigkeit auf der Zunge hat?«

»Valentine, meine Liebe ist mir stets heilig geblieben, und wie jede heilige Sache, habe ich sie mit dem Schleier meiner Achtung bedeckt und in meinem Herzen eingeschlossen; Niemand in der Welt, nicht einmal meine Schwester, hat eine Ahnung von dieser Liebe, die ich keiner Seele anvertraute: Valentine, erlauben Sie mir, mit einem Freunde über diese Liebe zu sprechen?«

Valentine bebte und erwiderte:

»Mit einem Freunde? Oh mein Gott! Maximilian, ich zittere, wenn ich Sie nur so reden höre! Mit einem Freunde! und wer ist denn dieser Freund?«

»Hören Sie Valentine: haben Sie nie für irgend Jemand eine von jenen unwiderstehlichen Sympathien empfunden, welche dahin wirkte, daß Sie, obgleich Sie diese zum ersten Male sahen, dieselbe seit geraumer Zeit zu Person kennen wähnten und sich fragten, wo und wann Sie mit ihr zusammengetroffen, daß Sie außer Stande, sich den Orten und der Zeit zu erinnern, zu dem Glauben gelangten, es sei in einer der unserigen vorhergehenden Welt gewesen, und diese Sympathie sei nur eine wiedererwachte Erinnerung?«

»Ja« ich habe dies empfunden.«

»Das war es, was ich fühlte, als ich diesen außerordentlichen Menschen zum ersten Male sah.«

»Einen außerordentlichen Menschen?«

»Ja.«

»Den Sie also seit langer Zeit kennen?«

»Erst seit acht bin zehn Tagen.«

»Und Sie nennen einen Menschen, den Sie erst seit acht Tagen kennen Ihren Freund? Oh! Maximilian, ich glaubte, Sie gingen geiziger mit diesem schönen Namen zu Werke.«

»In logischer Beziehung haben Sie Recht, Valentine: doch Sie mögen sagen, was Sie wollen, nichts wird mich von diesem instinktartigen Gefühle zurückbringen. Ich glaube, daß dieser Mann mit Allem vermengt sein wird, was mir Gutes in der Zukunft begegnet, die zugleich sein tiefer Blick zu kennen und seine mächtige Hand zu lenken scheint.«

»Er ist also ein Seher?« sprach Valentine lächelnd.

»Meiner Treue, ich bin versucht, zu glauben, daß er oft die Dinge vorhersieht . . . besondere die guten.«

»Oh! machen Sie mich mit diesem Manne bekannt, Maximilian, damit ich von ihm erfahre, ob ich hinreichend geliebt sein werde, um mich für das zu entschädigen, was ich gelitten habe,« versetzte traurig Valentine.

»Arme Freundin! doch Sie kennen ihn.«

»Ich?«

»Ja.«

»Er hat Ihrer Stiefmutter und deren Sohn das Leben gerettet.«

»Der Graf von Monte Christo?«

»Er selbst.«

»O! er kann nie mein Freund sein!« rief Valentine, »denn er ist zu sehr der meiner Stiefmutter.«

»Der Graf der Freund Ihrer Stiefmutter, Valentine? Mein Instinkt kann mich in dieser Hinsicht nicht irre führen; ich bin überzeugt, daß Sie sich täuschen.«

»Oh! wenn Sie wüßten, Maximilian! es ist nicht mehr Eduard, der im Hause regiert, sondern der Graf hochgeschätzt von Frau von Villefort, die in ihm den Inbegriff aller menschlichen Kenntnisse erblickt: bewundert, verstehen Sie wohl, bewundert von meinem Vater, welcher behauptet, er habe nie mit mehr Beredsamkeit erhabenere Gedanken aussprechen hören; vergöttert von Eduard, der ihm, trotz seiner Furcht vor den großen, schwarzen Augen des Grafen, entgegenläuft, sobald er ihn kommen sieht, ihm die Hand öffnet, wo er stets ein bewunderungswürdiges Spielzeug findet, ist Herr von Monte Christo hier nicht bei meinem Vater, ist Herr von Monte Christo nicht bei Frau Villefort, sondern zu Hause.«

»Nun wohl, Valentine, wenn die Dinge sich so verhalten, wie Sie sagen, so müssen Sie bereits die Wirkungen seiner Gegenwart fühlen oder werden Sie dieselben wenigstens bald fühlen. Er trifft Albert von Morcerf in Italien, um ihn den Händen von Räubern zu entreißen; er erblickt Madame Danglars, um ihr ein königliches Geschenk zu machen: Ihre Stiefmutter und Ihr Bruder fahren vor seiner Thüre vorüber, damit sein Nubier ihnen das Leben rettet. Dieser Mann hat offenbar die Macht erhalten, auf die Ereignisse, auf die Menschen und auf die Dinge Einfluß zu üben. Ich sah nie einen einfacheren Geschmack in Verbindung mit einer größeren Pracht. Sein Lächeln ist so süß, wenn er es mir zuwendet, daß ich vergesse, wie bitter die Andern sein Lächeln finden. Oh! sagen Sie mir, Valentine, hat er Ihnen so zugelächelt? Wenn er dies getan, so werden Sie glücklich sein.«

»Mir!« rief das junge Mädchen; »oh, mein Gott! Maximilian. er schaut mich nicht einmal an, oder er wendet vielmehr das Auge ab, wenn ich zufällig in seine Nähe komme. Nein, er ist nicht edelmüthig. Oder er besitzt nicht den scharfen Blick, der in der Tiefe der Herzen liest, und den Sie mit Unrecht bei ihm voraussetzen; denn wenn er diesen Blick besäße, würde er gesehen haben, daß ich unglücklich bin; denn wenn er edelmüthig wäre, würde er, mich allein und traurig in diesem Hause gewahrend, den Einfluß, den er ausübt, zu meinem Schutze angewendet haben, und wenn er, wie Sie sagen, die Rolle der Sonne spielt, so hätte er Mein Herz an einem von ihren Strahlen erwärmt. Sie behaupten er liebe Sie, Maximilian; ei, mein Gott! Woher wissen Sie dies? Die Männer machen stets ein freundlichen Gesicht gegen einen Offizier von fünf Fuß acht Zoll, der einen langen Schnurrbart und einen großen Säbel hat, wie Sie, aber sie glauben ohne Furcht ein armes, weinendes Mädchen niedertreten zu können.«

»Oh! Valentine, Sie täuschen sich, das schwöre ich Ihnen.«

»Wenn es anders wäre, Maximilian, wenn er mich diplomatisch, das heißt, als ein Mann behandeln würde, der sich auf die eine oder andere Weise in einem Hause feststellen will, so hätte er mich, und wäre es auch nur einmal, mit jenem Lächeln beehrt, das Sie mir so sehr rühmen: doch er hat mich unglücklich gesehen, er begreift, daß ich ihm zu nichts nützen kann, und schenkt mir nicht die geringste Aufmerksamkeit. Wer weiß, ob er nicht, um meinem Vater, Frau von Villefort oder meinem Bruder den Hof zu machen, soviel in seiner Gewalt liegt, mich verfolgen wird. Offenherzig gesprochen, Maximilian, ich bin keine Frau, die man so ohne allen Grund verachten darf. Ah!« fuhr Valentine fort, als sie sah, welchen Eindruck diese Worte auf Maximilian hervorbrachten, »ich bin schlimm, und sage Ihnen da über diesen Menschen Dinge, von denen ich nicht einmal wußte, daß ich sie im Herzen hatte. Ich leugne nicht, daß der Einfluß, von dem Sie sprechen, besteht und daß er ihn sogar über mich ausübt. Doch wenn er ihn ausübt, so geschieht es auf eine schädliche, verderbliche Weise, wie Sie sehen.«

»Es ist gut, Valentine,« erwiderte Morrel seufzend; »sprechen wir nicht mehr davon; ich werde ihm nichts sagen.«

»Ach! mein Freund,« ich betrübe Sie. Oh! Warum kann ich Ihnen nicht die Hand drücken, um mir Verzeihung von Ihnen zu erbitten. Doch, mir wäre nichts lieber, als wenn ich überzeugt würde; sagen Sie mir, was hat denn dieser Graf von Monte Christo für Sie getan.«

»Ich gestehe, Sie setzen mich sehr in Verlegenheit, Valentine, wenn Sie mich fragen, was der Graf für mich getan habe: ich weiß wohl, nichts Auffallendes. Auch ist meine Zuneigung für ihn, wie ich Ihnen sagte, etwas rein Instinktartiges und trägt nichts Vernünftiges in sich. Hat die Sonne etwas für mich getan? Nein: sie erwärmt mich, und bei ihrem Lichte sehe ich Sie, das ist das Ganze. Hat dieser oder jener Wohlgeruch etwas für mich getan? Nein: sein Duft erquickt auf eine angenehme Weise einen von meinen Sinnen, ich habe nichts Anderen zu sagen, wenn man mich fragt, warum ich diesen Wohlgeruch rühme. Meine Freundschaft für ihn ist seltsam, wie die seinige für mich. Eine geheime Stimme offenbart mir, daß diesen unvorhergesehene und gegenseitige Freundschaft mehr als Zufall ist. Ich finde einen Zusammenhang in seinen einfachsten Handlungen, in seinen geheimsten Gedanken mit meinen Handlungen und meinen Gedanken. Sie werden abermals über mich lachen, Valentine, aber seitdem ich diesen Mann kenne, ist mir der törichte Gedanke gekommen, Alles, was mir Gutes begegne, entströme ihm. Und dennoch habe ich dreißig Jahre gelebt, ohne diesen Beschützers zu bedürfen, . . nicht wahr? gleichviel, hören Sie ein Beispiel: er hat mich auf Sonnabend zum Mittagessen eingeladen, das ist natürlich, sowie wir mit einander stehen, – nicht wahr? Nun, was habe ich seitdem erfahren? Ihr Vater ist zu diesem Mittagessen eingeladen. Ihre Mutter wird kommen. Ich werde mit ihnen zusammentreffen, und wer weiß, was in der Zukunft hieraus entspringt? Das sind scheinbar ganz einfache Umstände. Ich aber sehe hierin etwas was mich in Erstaunen setzt: ich schöpfe daraus ein seltsames Vertrauen. Ich sage mir, der Graf, dieser sonderbare Mann. welcher Alles errät, habe mich mit Herrn und Frau von Villefort zusammenbringen wollen, und suche bisweilen, das schwöre ich Ihnen, in seinen Augen zu lesen, ob er nicht meine Liebe erraten hat.«

»Mein guter Freund,« entgegnete Valentine, »ich hielte Sie für einen Visionär und hätte wahrlich bange für Ihren Verstand, wenn ich von Ihnen nur solche Bemerkungen hörte. Wie! Sie sehen in diesem Zusammentreffen etwas Anderes, als einen Zufall? Bedenken Sie doch. Mein Vater, der nie ausgeht, war zehnmal auf dem Punkte, diese Einladung Frau von Villefort abzuschlagen, welche im Gegenteil vor Verlangen brennt, den wunderbaren Nabob zu Hause zu sehen, und nur mit großer Mühe hat sie es dahin gebracht, daß er sie begleitet. Nein, nein, glauben Sie mir, abgesehen von Ihnen, Maximilian, habe ich von Niemand auf dieser Welt Hilfe zu verlangen, als von meinem Großvater einem Leichnam, habe ich keine andere Unterstützung zu suchen. als die meiner Mutter, eines Schatten.«

»Ich fühle, daß Sie Recht haben, Valentine, und daß die Logik auf Ihrer Seite ist; doch Ihre sanfte, stets für mich so mächtige Stimme, überzeugt mich heute nicht.«

»Die Ihrige mich auch nicht, und ich gestehe, wenn Sie kein anderen Beispiel anzuführen wissen . . . «

»Ich habe eines,« sprach Maximilian zögernd;.»doch in der Tat, Valentine, ich muß selbst bekennen, es ist noch törichter, als das erste.«

»Desto schlimmer,« versetzte lächelnd Valentine.

»Und dennoch ist es nicht minder bündig für mich, einen Menschen, der ganz der Eingebung und dem Gefühle unterthan ist und seit den zehn Jahren, die er dient, wiederholt das Leben einem von fetten inneren Blitzen zu verdanken hatte, die uns eine Bewegung rückwärts oder vorwärts machen heißen, damit die Kugel, welche uns töten sollte, an unserer Seite hinfährt.«

»Lieber Maximilian, warum erweisen Sie nicht meinen Gebeten die Ehre der Abweichung dieser Kugeln? Wenn Sie dort sind, bete ich zu Gott und, zu meiner Mutter nicht mehr für mich, sondern für Sie.«

»Ja, seitdem ich Sie kenne,« sprach lächelnd Morrel; »doch ehe ich Sie kannte, Valentine?«

»Wohl, da Sie mir nichts zu verdanken haben wollen, Böser, so kommen Sie wieder auf das Beispiel, das Sie selbst als töricht bezeichnen.«

»Nun, so schauen Sie durch die Bretter und sehen Sie dort an jenem Baume das neue Pferd, mit dem ich gekommen bin.«

»Oh. ein herrlichen Tier!« rief Valentine, »warum haben Sie es nicht zum Gitter geführt? ich hätte mit ihm gesprochen und es würde mich verstanden haben.«

 

»Es ist in der Tat ein Tier von großem Wert; Sie wissen aber, daß mein Vermögen beschränkt ist, Valentine, und daß ich das bin, was man einen vernünftigen Menschen nennt. Nun, ich hatte diesen herrlichen Medeah, so nenne ich ihn, bei einem Pferdehändler gesehen; ich fragte nach dem Preise: man antwortete mir: viertausend fünfhundert Franken; ich mußte mich, wie Sie begreifen, enthalten, ihn länger schön zu finden, und entfernte mich, ich gestehe es, mit schwerem Herzen, denn das Pferd hatte mich zärtlich angeschaut, mich mit seinem Kopfe geliebkost und auf die zierlichste Weise unter mir getanzt. An demselben Abend sah ich einige Freunde bei mir, Herrn von Chateau-Renaud, Herrn Debray und fünf bis sechs andere schlimme Subjecte, die Sie nicht einmal dem Namen nach zu kennen so glücklich sind. Man schlug eine Bouillotte vor, ich spiele nie, denn ich bin nicht reich genug, um verlieren zu können, und nicht arm genug. um einen Gewinn zu wünschen. Doch Sie begreifen, ich war zu Hause und hatte nichts Anderen zu tun, als Karten holen zu lassen, was ich auch that. Als man sich zur Tafel setzte, kam Herr von Monte Christo. Er nahm seinen Platz. man spielte, und ich gewann, kaum wage ich es zu gestehen, Valentine, ich gewann fünftausend Franken. Wir trennten uns um Mitternacht. Ich konnte mich nicht halten, nahm ein Cabriolet und ließ mich zu meinem Pferdehändler führen. Ganz fieberhaft läutete ich: derjenige, welcher mir öffnete, mußte mich für einen Narren halten. Ich stürzte durch die kaum geöffnete Thüre, trat in den Stall und schaute nach der Raufe. Oh Glück! Medeah knaubelte an seinem Haber. Ich ergreife einen Sattel, befestige ihm denselben selbst auf dem Rücken, lege ihm den Zaum an, und Medeah gibt sich auf das Anmutigste von der Welt zu dieser Operation her. Dann händige ich die Viertausend fünfhundert Franken dem erstaunten Kaufmann ein und kehre zurück, oder ich reite vielmehr die ganze Nacht auf den Champs-Elysées spazieren. Ich sah Licht an den Fenstern des Grafen, und es kam mir sogar vor, als erblickte ich seinen Schatten hinter den Vorhängen. Nun wollte ich schwören, Valentine, der Graf wußte, daß ich dieses Pferd wünschte, und verlor absichtlich, um mich gewinnen zu lassen.«

»Mein lieber Maximilian, Sie sind in der Tat zu phantastisch . . . und werden mich nicht lange lieben; . . ein Mann, der sich so Poesie macht, dürfte wohl nicht in, einer eintönigen Liebe, wie die unserige ist, verschmachten wollen. Doch hören Sie, großer Gott! Man ruft mich.«

»Oh! Valentine, durch die kleine Öffnung des Verschlages Ihren kleinsten Finger . . . daß ich ihn küssen kann.«

»Maximilian, wir sagten, wir würden für einander zwei Stimmen, zwei Schatten bleiben.«

»Nach Ihrem Belieben, Valentine.«

»Werden Sie glücklich sein, wenn ich thue, was Sie wollen?«

»Oh, ja.«

Valentine stieg auf eine Bank und streckte, nicht ihren kleinen Finger durch die Öffnung, sondern ihre ganze Hand über den Verschlag .

Maximilian stieß einen Schrei aus, sprang auf einen Stein, ergriff die angebetete Hand und drückte, seine glühenden Lippen darauf; doch sogleich entschlüpfte diese Hand der seinigen, und der junge Mann hörte Valentine, welche vielleicht über die Empfindung erschrocken war, die sich ihrer bemächtigt hatte, rasch entfliehen.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»