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Blanche von Beaulieu

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»Oh! verzeihen Sie mir,« sagte er, »verzeihen Sie, Blanche; doch ich bin sehr unglücklich, und das Unglück macht mißtrauisch. Immer bei Ihnen, schien sich mein Leben mit dem Ihrigen vermischt zu haben; wie Ihre Stunden von meinen Stunden, meine Tage von Ihren Tagen trennen? Ich hatte Alles vergessen; ich glaubte an eine Ewigkeit! Oh! wehe, wehe! ich träumte und ich erwache. Blanche,« sprach er mit mehr Ruhe, jedoch mit einem traurigeren Tone, »der Krieg, den wir führen, ist grausam und mörderisch, es ist möglich, daß wir uns nie wiedersehen.« Er nahm die Hand von Blanche, welche schluchzte. »Oh! versprechen Sie mir, wenn ich fern von Ihnen falle . . . Blanche, ich habe immer die Ahnung eines kurzen Lebens gehabt; versprechen Sie mir, es werde sich das Andenken an mich manchmal Ihrem Geiste, mein Name Ihrem Munde bieten, und wäre es nur im Traume; und ich, ich gelobe Ihnen, Blanche, daß, wenn sich zwischen meinem Leben und meinem Tode die Zeit findet, einen Namen, einen einzigen, auszusprechen, dies der Ihrige sein wird.«

Blanche wurde erstickt von den Thränen; doch in ihren Augen waren tausend Versprechen zärtlicher als die, welche Marceau forderte. Mit einer Hand drückte sie die von Marceau, der zu ihren Füßen lag, und mit der andern deutete sie auf die rothe Rose, mit der sie ihren Kopf geschmückt hatte.

»Immer, immer!« stammelte sie; und sie fiel in Ohnmacht.

Das Schreien von Marceau zog seine Mutter und seine Schwestern herbei. Er glaubte, Blanche sei todt, und wälzte sich zu Ihren Füßen. Alles wird in der Liebe übertrieben, Furcht und Hoffnung. Der Soldat war nur ein Kind.

Blanche öffnete die Augen und erröthete, als sie Marceau zu ihren Füßen und seine Familie um sich her sah.

»Er geht ab,« sagte sie, »vielleicht um sich gegen meinen Vater zu schlagen! Oh! verschonen Sie meinen Vater; fällt er in Ihre Hände, so bedenken Sie, daß sein Tod mich tödten würde. Was wollen Sie mehr?« fügte sie die Stimme dämpfend bei; »ich habe nur an meinen Vater gedacht, nachdem ich an Sie gedacht hatte.« Dann, sogleich ihren Muth wieder zusammenraffend, bat sie Marceau inständig, abzugehen; er selbst sah die Nothwendigkeit hiervon ein, und er widerstand auch nicht länger ihren Bitten und denen seiner Mutter. Die Befehle zur Ab» reise wurden gegeben, und eine Stunde nachher hatte er das Lebewohl von Blanche und seiner Familie empfangen.

Marceau folgte, um Blanche zu verlassen, dem Wege, den er mit ihr gemacht hatte; er ritt hin, ohne den Schritt seines Pferdes zu beschleunigen oder zu hemmen, und jede Oertlichkeit erinnert, ihn an einige Worte von der Erzählung, der jungen Vendéerin; er ging gewisser Maßen wieder durch die Geschichte, die sie ihm erzählt; und die Gefahr, die sie lief, an die er nicht gedacht hatte, so lange er bei ihr war, erschien ihm nun, da er sich von ihr entfernt, viel größer. Jedes Wort von Delmar toste in seinen Ohren: jeden Augenblick war er im Begriffe, sein Pferd anzuhalten, nach Nantes zurückzukehren, und er mußte seine ganze Vernunft zu Hilfe rufen, um nicht dem Drange, sie wiederzusehen, nachzugeben.

Hätte sich Marceau mit etwas Anderem, als mit dem, was in seinem eigenen Geiste vorging, beschäftigen können, so würde er am Ende des Weges und auf ihn zukommend einen Reiter bemerkt haben, der, nachdem er einen Augenblick angehalten, um sich zu versichern, daß er sich nicht täuschte, sein Pferd in Galopp setzte, um mit ihm zusammenzutreffen, und er hätte den General Dumas so schnell erkannt, als er selbst erkannt worden war.

Die zwei Freunde sprangen von ihren Pferden und warfen sich einander in die Arme.

Ein Mann, die Haare von Schweiß triefend, das Gesicht blutig, die Kleider zerrissen, springt in demselben Augenblicke über die Hecke, rollt mehr als er steigt an der Böschung herab, fällt ohne Kraft und fast ohne Stimme zu den Füßen der zwei Freunde, und bringt nur das einzige Wort: »Verhaftet!. . .« hervor. Es war Tinguy.

»Verhaftet! wer? Blanche?« rief Marceau.

Der Bauer machte eine bejahende Geberde; der Unglückliche konnte nicht mehr sprechen. Er hatte fünf Meilen, querfeldein, über Hecken springend, durch Pfriemenkraut und Stechginster laufend, gemacht; er hätte vielleicht noch eine oder zwei Meilen rennen können, um Marceau einzuholen; als er ihn aber eingeholt, war er zu Boden gefallen.

Marceau schaute ihn mit offenem Munde und mit blödem Auge an.

»Verhaftet! Blanche verhaftet!« wiederholte er beständig, während sein Freund seine mit Wein gefüllte Feldflasche an die zusammengepreßten Zähne des Bauern hielt. »Blanche verhaftet! In dieser Absicht entfernte man mich also! Alexandre,« rief er, indem er seinen Freund bei der Hand ergriff und ihn aufzustehen nöthigte, »Alexandre, ich kehre nach Nantes zurück, Du mußt mir dahin folgen, denn mein Leben, meine Zukunft, mein Glück, Alles ist dort!« Seine Zähne knirschten, sein ganzer Körper wurde von einer krampfhaften Bewegung geschüttelt. »Es zittere der, welcher es gewagt hat, Hand an Blanche zu legen! Weißt Du^ daß ich sie mit allen Kräften meiner Seele liebte? daß für mich keine Existenz mehr ohne sie möglich ist? daß ich sterben oder sie retten will? . . . Oh! ich Wahnsinniger, daß ich abgereist bin! . . . Blanche verhaftet! und wohin hat man sie geführt?«

Tinguy, an den diese Frage gerichtet war, kam allmälig wieder zu sich. Man sah die Adern feiner Stirne angeschwollen, als ob sie dem Bersten nahe wären; seine Augen waren voll Blut, und kaum konnte er, so sehr war seine Brust gepreßt und keuchend, auf die zum zweiten Male an ihn gerichtete Frage: »Wohin bat man sie geführt?« antworten:

»Nach dem Gefängnisse des Bouffays.«

Diese Worte waren nicht sobald ausgesprochen, als die zwei Freunde im Galopp den Weg nach Nantes einschlugen.

IV

Es war kein Augenblick zu verlieren; die zwei Freunde wandten also ihren Lauf gerade nach dem Hause, das Carrier auf der Place du Cours bewohnte. Als sie hier angekommen waren, warf sich Marceau von seinem Pferde, nahm maschinenmäßig die Pistolen, die sich in seinen Holftern fanden, verbarg sie unter seinem Rocke und eilte nach der Wohnung von demjenigen, der das Schicksal von Blanche in seinen Händen hielt. Sein Freund folgte ihm kälter, obgleich bereit, ihn zu vertheidigen, wenn er seines Beistandes bedürfte, und sein Leben mit eben so viel Sorglosigkeit als auf dem Schlachtfelde zu wagen. Doch der Abgeordnete der Montagne wußte zu gut, wie sehr er verhaßt war, um nicht mißtrauisch zu sein, und weder Bitten noch Drohungen konnten den Generalen eine Unterredung mit ihm verschaffen.

Marceau ging ruhiger hinab, als es sein Freund gedacht hätte. Seit einem Augenblicke schien er sich einem neuen Plane zugewandt zu haben, den er in Eile zur Reife brachte, und es unterlag keinem Zweifel, daß er hierbei beharrte, als er den General Dumas bat, sich auf der Stelle nach der Post zu begeben» sodann zurückzukehren und ihn vor der Thüre des Bouffays mit einem Wagen und Pferden zu erwarten.

Der Grad und der Name von Marceau öffneten ihm den Eintritt in dieses Gefängniß; er befahl dem Gefangenenwärter, ihn in den Kerker zu führen, wo Blanche eingeschlossen war. Dieser zögerte einen Augenblick: Marceau wiederholte seinen Befehl mit einem noch mehr gebieterischen Tone, und der Stockmeister gehorchte, indem er ihm zu folgen winkte.

»Sie ist nicht allein,« sagte sein Führer, während er die niedrige, gewölbte Thüre eines Kerkers öffnete, dessen Dunkelheit Marceau schauern machte: »doch sie wird bald von ihrem Gefährten befreit sein, da man ihn heute guillotiniert.«

Nach diesen Worten schloß er die Thüre hinter Marceau wieder und forderte ihn auf, so viel als möglich eine Zusammenkunft, die ihn gefährden könnte, abzukürzen.

Noch geblendet von seinem plötzlichen Uebergange vom Tage zur Nacht, streckte Marceau seine Arme wie ein Träumender aus; er suchte den Namen von Blanche auszusprechen, konnte ihn aber nicht artikulieren, und er vermochte mit seinen Blicken die Finsterniß, die ihn umgab, nicht zu durchdringen: er hörte einen Schrei: Blanche warf sich in seine Arme; sie hatte ihn sogleich erkannt: ihr Gesicht war schon an die Nacht gewöhnt.

Sie warf sich in seine Arme, denn es war ein Augenblick, wo die Angst sie Alter und Geschlecht vergessen ließ: es handelte sich nur noch um das Leben oder den Tod. Sie klammerte sich an ihn an wie ein Schiffbrüchiger an einen Felsen, mit unartikulirtem Schluchzen und krampfhaftem Umschlingen.

»Ah! ah! Sie haben mich also nicht verlassen?« rief sie endlich. »Man bat mich verhaftet, hierher geschleppt; unter der Menge, die mir folgte, erblickte ich Tinguy; ich rief: »»Marceau! Marceau!«« und er verschwand. Oh! ich hoffte entfernt nicht, Sie wiederzusehen . . . sogar hier wiederzusehen. Doch nun sind Sie da . . . Sie sind da. . . Sie werden mich nicht mehr verlassen . . . Sie werden mich wegführen, nicht wahr? . . . Sie werden mich nicht hier lassen.«

»Gern möchte ich Sie um den Preis meines Blutes sogleich diesem Orte entreißen, aber . . .«

»Ah! sehen Sie, suhlen Sie doch diese triefenden Mauern, dieses verfaulte Stroh an; Sie, der Sie General sind, können Sie nicht . . .?«

»Blanche, hören Sie, was ich kann: an diese Thüre klopfen, den Stockmeister, der sie öffnen wird, niederschießen; Sie bis in den Hof tragen, Sie die Luft einathmen, den Himmel schauen und mich Sie verteidigend tödten lassen; bin ich aber todt, Blanche, so wird man Sie in diesen Kerker zurückführen, und es wird kein Mensch mehr auf Erden leben, der Sie retten kann.«

»Können Sie es?«

»Vielleicht.«

»Bald?«

»In zwei Tagen, Blanche; ich verlange zwei Tage von Ihnen. . . Doch antworten Sie Ihrerseits,' antworten Sie auf eine Frage, von der Ihr Leben und das meine abhängen . . . Antworten Sie, wie Sie Gott antworten würden . . . Blanche, lieben Sie mich?«

»Ist dies der Augenblick und der Ort, wo eine solche Frage gemacht werden darf, und wo man darauf antworten kann? Glauben Sie, diese Mauern seien gewöhnt, Liebesgeständnisse zu hören?«

 

»Ja, das ist der Augenblick, denn wir sind zwischen dem Leben und dem Grabe, zwischen dem Dasein und der Ewigkeit. Blanche, beeile Dich also, mir zu antworten: jeder Augenblick raubt uns einen Tag, jede Stunde ein Jahr. . . Blanche, liebst Du mich?«

»Ah! ja, ja.«

Diese Worte entschlüpften dem Herzen von Blanche, welche vergessend, daß man ihre Röthe nicht sehen konnte, ihren Kopf in den Armen von Marceau verbarg.

»Nun wohl! Blanche, Du mußt mich auf der Stelle zum Gatten nehmen.«

Der ganze Leib des Mädchens bebte.

»Was kann Ihre Absicht sein?«

»Meine Absicht ist, Dich dem Tode zu entreißen; wir werden sehen, ob sie es wagen, die Frau eines republicanischen Generals auf das Schaffot zu schicken.«

Blanche begriff nun seinen ganzen Gedanken; sie zitterte vor der Gefahr, der er sich aussetzte, um sie zu retten. Ihre Liebe erlangte hierdurch eine neue Stärke, doch ihren Muth zu Hilfe rufend, sprach sie mit Festigkeit: »Es ist unmöglich!«

»Unmöglich!« rief Marceau, »unmöglich! Das ist Wahnsinn! welches Hinderniß kann sich zwischen uns und dem Glücke erheben, da Du mir gestanden hast, daß Du mich liebst? Glaubst Du denn, es sei dies ein Spiel? Oh! höre doch, höre doch, das ist der Tod! sieh! der Tod des Schaffots. . . der Henker, das Beil, der Karren!«

»Oh! Erbarmen! Erbarmen! das ist gräßlich! Doch Du, Du . . . bin ich einmal Deine Frau, so stürzt Dich dieser Titel, wenn er mich nicht rettet, mit mir ins Verderben!«

»Das ist also der Grund, der Dich bewegt, den einzigen Weg der Rettung, welcher Dir bleibt, zu verwerfen! Nun wohl! höre mich an, Blanche, denn nun habe ich Dir Geständnisse zu machen: als ich Dich sah, liebte ich Dich; die Liebe ist zur Leidenschaft geworden, ich lebe davon wie von meinem Leben, meine Existenz ist die Deine, mein Loos wird das Deine sein; Glück oder Schaffot, ich werde Alles mit Dir theilen; ich verlasse Dich nicht, keine menschliche Macht kann uns trennen, oder wenn ich Dich verlasse, habe ich nur zu rufen: Es lebe der König! dieses Wort öffnet mir wieder Dein Gefängniß, und wir gehen nur noch mit einander daraus weg. Nun wohl! es wird immerhin etwas sein, eine Nacht in demselben Kerker, die Fahrt auf demselben Karren, der Tod auf demselben Schaffot.«

»Oh! nein, nein, geh; laß mich, um des Himmels willen, laß mich!«

»Daß ich gehe! Gib wohl Acht auf das, was Du sagst und was Du willst, denn gehe ich von hier weg, ohne daß Du mir gehörst, ohne daß Du mir das Recht, Dich zu vertheidigen, gegeben hast, so suche ich Deinen Vater auf, Deinen Vater, an den Du nicht denkst, und der weint, und ich sage ihm: »»Greis, Deine Tochter konnte sich retten, und sie wollte es nicht; sie wollte, daß Deine letzten Tage in Trauer vergehen, und daß ihr Blut bis aus Deine weißen Haare zurückspritze. Weine, weine, Greis, nicht darüber, daß sie todt ist, sondern darüber, daß sie Dich nicht genug liebte, um zu leben.««

Marceau hatte Blanche zurückgeschoben; sie war ein paar Schritte von ihm niedergesunken, und er ging, die Zähne an einander gepreßt, die Arme auf der Brust, mit dem Gelächter eines Wahnsinnigen oder eines Verdammten auf und ab. Er hörte das Schluchzen von Blanche; die Thränen entstürzten feinen Augen, sein Arme fielen kraftlos nieder, und er rollte zu ihren Füßen.

»Oh! Erbarmen, bei dem, was es Heiligstes auf dieser Welt gibt, beim Grabe Deiner Mutter, Blanche, willige ein, meine Frau zu werden; es muß sein: Du mußt es.«

»Ja, Du mußt es, Mädchen,« unterbrach eine Stimme, welche Beide beben und rasch aufstehen machte; »Du mußt es, denn das ist das einzige Mittel, ein Leben zu erhalten, das kaum anfängt; die Religion gebietet es Dir, und, ich, ich bin bereit, Eure Verbindung einzusegnen.«

Marceau wandte sich erstaunt um, und er erkannte den Pfarrer von Sainte-Marie-de-Rhé, der zu der Versammlung gehörte, welche er in der Nacht, wo Blanche seine Gesungene wurde, angegriffen hatte.

»O mein Vater!« rief er, indem er ihn bei der Hand ergriff und herbeizog, »o mein Vater! bewirken Sie, daß sie zu leben einwilligt.«

»Blanche von Beaulieu,« sprach der Priester mit feierlichem Tone, »im Namen Deines Vaters, welchen zu vertreten mein Alter und die Freundschaft, die uns verband, mich berechtigen, beschwöre ich Dich, den dringenden Bitten dieses jungen Mannes nachzugeben; denn Dein Vater selbst, wäre er hier, würde thun, was ich thue.«

Blanche schien von tausend entgegengesetzten Gefühlen bewegt; endlich warf sie sich Marceau in die Arme und rief:

»O mein Freund! ich habe nicht die Kraft, Dir länger zu widerstehen. Marceau, ich liebe Dich, ich liebe Dich, und ich bin Dein Weib!«

Ihre Lippen vereinigten sich; Marceau strahlte im Uebermaße der Freude; er schien Alles vergessen zu haben. Die Stimme des Priesters entriß ihn bald seiner Extase.

»Beeilt Euch, meine Kinder,« sagte er, »denn meine Augenblicke sind hienieden gezählt, und zögert Ihr noch, so werde ich Euch nur vom Himmel herab segnen können.«

Die zwei Liebenden bebten: diese Stimme rief sie auf die Erde zurück!

Blanche schaute mit ängstlichen Blicken umher.

»O mein Freund,« sagte sie, »welch ein Augenblick, um unsere Geschicke zu verbinden! welch ein Tempel für eine Hochzeit! Denkst Du, eine unter finsteren, traurigen Gewölben eingeweihte Verbindung könne eine dauerhafte und glückliche sein? . . .«

Marceau schauerte, denn er selbst fühlte sich von einer abergläubischen Bangigkeit ergriffen. Er zog Blanche nach einer Stelle des Kerkers fort, wo das Tageslicht, durch die gekreuzten Stangen eines schmalen Luftloches schlüpfend, die Finsterniß minder dicht machte; und hier fielen Beide auf die Kniee und erwarteten den Segen des Priesters.

Dieser streckte die Arme aus und sprach die geheiligten Worte. In demselben Augenblicke wurde ein Geräusch von Soldaten und Waffen im Flurgange hörbar; Blanche warf sich erschrocken in die Arme von Marceau.

»Sollte ich es schon sein, die sie holen wollen?« rief sie. »O mein Freund! mein Freund, wie gräßlich wäre in diesem Augenblicke der Tod!«

Der junge General war, eine Pistole in jeder Hand, gegen die Thüre geeilt. Die Soldaten wichen erstaunt zurück.

»Beruhigt Euch,« sprach zu ihnen der Priester, indem er vortrat, »ich bin es, den man holt, ich bin es, der sterben soll.«

Die Soldaten umringten ihn.

»Kinder,« rief er mit einer starken Stimme, sich an die jungen Gatten wendend, »Kinder, auf die Kniee; denn, einen Fuß im Grabe, ertheile ich Euch meinen Segen, und der Segen eines Sterbenden ist heilig.«

Die erstaunten Soldaten schwiegen; der Priester hatte aus seiner Brust ein Crucifix gezogen, welches er vor allen Durchsuchungen zu verbergen im Stande gewesen war; er streckte es gegen sie aus: im Begriffe, zu sterben, betete er für sie. Es trat ein Augenblick der Stille, ein feierlicher Augenblick ein, wo Jeder an Gott glaubte. Dann sprach der Priester: »Laßt uns gehen!«

Blanche warf sich Marceau in die Arme.

»Oh! wenn Du mich verlassest, und man mich so hier holt, wenn ich Dich nicht habe, um mir durch diese Thüre gehen zu helfen, oh! Marceau, stellst Du Dir vor, ich! ich auf dem Schaffot! ich auf dem Schaffot fern von Dir, weinend und Dich rufend, ohne daß Du mir antwortest! Oh! geh nicht, geh nicht! Ich werde mich ihnen zu Füßen werfen, ich werde ihnen sagen, ich sei nicht schuldig, sie mögen mich mit Dir mein ganzes Leben im Gefängnisse lassen, und ich werde sie segnen! Doch wenn Du mich verlässest . . . Oh! verlasse mich also nicht!«

»Blanche, ich bin sicher, daß ich Dich rette, ich stehe für Dein Leben; in weniger als zwei Tagen werde ich mit Deiner Begnadigung hierher zurückkehren , und dann wird es nicht ein ganzes Leben des Gefängnisses und des Kerkers, sondern ein Leben von Luft und Glück, ein Leben der Freiheit und der Liebe sein.«

Die Thüre ging auf, der Kerkermeister erschien. Blanche umschloß Marceau noch stärker mit ihren Armen; sie wollte nicht von ihm scheiden, und es war doch jeder Augenblick kostbar; er machte sachte ihre Hände los, deren Kette ihn festhielt, versprach ihr, er werde vor dem Ende des zweiten Tages zurück sein, und rief, indem er aus dem Kerker stürzte: »Liebe mich immer!«

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